In Michele Giordanos Peplum-Studie "Giganti buoni" aus den späten 90ern kann man ein Interview mit Regisseur Domenico Paolella finden, in dem der Maestro nahelegt, dass all seine Kolossalfilme mit Herkules oder Maciste reine Vorarbeiten für den Western EXECUTION gewesen seien, den er im Jahre 1968 auf die Beine stellt. Grund genug ist das für jemanden wie mich, der seit geraumer Zeit nicht nur permanent in Sandalen herumläuft, sondern den Sandalenduft förmlich atmet, sich den in Deutschland unter dem völlig irren Titel DJANGO - DIE BIBEL IST KEIN KARTENSPIEL veröffentlichten Streifen einmal zu Gemüte zu führen. Etwaige Peplum-Referenzen konnte ich allerdings in EXECUTION reichlich wenig ausmachen. Es wäre schön, wenn Paolella noch unter den Lebenden weilen würde, und ich ihn fragen könnte, weshalb für ihn denn ausgerechnet dieser Film jenes Becken darstellt, in den seine insgesamt acht Muskelfilme zuvor organisch münden. Hier herrschen für mich überdimensionale Fragezeichen vor...
Etwas verwundert bin ich allerdings auch darüber, dass EXECUTION sowohl zeitgenössisch wie in späteren Jahrzehnten primär verhaltene oder negative Kritiken geernet zu haben scheint. Obwohl Paolellas zweiter (und letzter) Italo-Western nun wohl sicherlich kein Meisterwerk darstellt, das es verdient, in den Annalen der Filmgeschichten verankert zu werden, handelt es sich meines Erachtens dabei doch um einen ungewöhnlich originellen Beitrag, der sich inszenatorisch tatsächlich sogar mehr Freiheiten herausnimmt als die Pepla, die Paolella in den Jahren zuvor gemäß Schema F inszeniert hat. Großartig zum Beispiel ist eine selbstreflektive Sequenz zu Beginn, in der wir einem Duell beiwohnen, das sich dann plötzlich als Jahrmarktsspektal entpuppt, sodass die über den Haufen geschossenen Kombattanten lachend von den Toten auferstehen können; ebenso mochte ich, wie inflationär Paolella auf Close-Ups setzt, fast so, als wolle er das Genre wenigstens hauchzart dadurch wenigstens ein bisschen dekonstruieren, dass er eins seiner hauptsächlichen Stilmittel völlig über Gebühr einsetzt, und, was Großaufnahmen betrifft, fast schon Fulci in seinen besten Tagen Konkurrenz macht; reichlich überraschend kam für mich auch, dass eine der Hauptfiguren - im Grunde sogar jene Person, mit der wir uns bis dahin am meisten identifiziert haben - einfach mal nach zwei Drittel ihren Tod findet, wiederum fast so, als habe Paolella einen der integralen Kniffs von PSYCHO gut genug verstanden, um ihn in völlig anderem Kontext zu rekapitulieren.
Gesichtet habe ich EXECUTION übrigens in der deutschen Synchronfassung, die nun wirklich jeglicher Beschreibung spottet. Im Zentrum der Handlung stehen ja zwei Zwillingsbrüder, der eine Kain, der andere Abel, die vom selben Schauspieler verkörpert werden. Diesen Aspekt hat man hierzulande komplett unterschlagen und aus den Geschwistern bloße Geschäftspartner gemacht - was eben dadurch himmelschreiend ist, dass sie ja trotzdem vom selben Schauspieler verkörpert werden! Der eine heißt nun Django, der andere hört auf den Namen, der ihm auch im italienischen Original beigegeben wurde. Einmal abgesehen davon, dass damit ein zentraler Konflikt der Handlung komplett unter den Tisch fällt, wirkt es eben einfach bizarr, wenn sich Protagonist und Antagonist zum Verwechseln ähnlich sehen, weil sie, wie gesagt, vom selben Schauspieler verkörpert werden! Darüber hinaus ist der deutsche Titel aber sowieso Quatsch: Django? Zumindest im italienischen Original Fehlanzeige. Eine Bibel konnte ich ebenso im gesamten Film nirgenwo erspähen. Auch Karten spielt hier niemand, stattdessen wird im lokalen Saloon Billard gezockt.
Alles in allem hat mich der Streifen indes bestens unterhalten, und das, obwohl ich den Italo-Western bislang definitiv nicht als eins meiner favorisierten Genres auf dem Schirm hatte. Wer weiß, vielleicht, sobald meine Peplum-Studien spätestens 2030 erschienen sind, folgt dann 2040 eine umfassende Werkschau zu mediterranen Revolverhelden...
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