Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci (1966)
Moderator: jogiwan
Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
Keine Ahnung ob es diesen wunderbaren Song noch anderswo auf Vinyl gibt, hier ist das Cover der japanischen Scheibe.
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
Und wer hat bald Geburtstag, ja wer
Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
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- DrDjangoMD
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
Ich hab auch Jahre damit verbracht diesen Song auf Youtube zu suchen, ein herrliches Lied, welches die Stimmung des Filmes perfekt wiedergibt. Vor kurzem erst kamen endlich einige Versionen auf Youtube ans Tageslicht. Ich hab mir die Tonspur natürlich sofort auf meinen MP3 geladen und kann diesen wunderbaren Soundtrack nun auch in angemessener Endlosschleife hören, woimmer ich mich gerade befinde
- buxtebrawler
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
„Konfuzius sagt: Für Glücklichsein drei Dinge die Hauptsache – nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen!“
1966 inszenierte der berüchtigte Italo-Regisseur Lucio Fulci („Ein Zombie hing am Glockenseil“) diesen harten Rachewestern mit Franco Nero („Django“) in der Hauptrolle, der von den deutschen Vermarktern nach dem Erfolg von Sergio Corbuccis Meisterwerk „Django“ kurzerhand zur Fortsetzung des Films deklariert, von Fulci aber als eigenständiger Film konzipiert wurde. Nichtsdestotrotz weist Nero in seiner Rolle insbesondere optisch starke Ähnlichkeiten zu seiner Darbietung als Original-Django auf und scheint die Handlung hier und da durchaus von Corbucci inspiriert. Das Drehbuch stammt von Fernando De Leo, der mit seiner Mafia-Trilogie später selbst als Regisseur für Furore sorgte.
Django, als Goldsucher unterwegs, wird von einem Freund seiner Familie in seinen Heimatort zurückgerufen, der von der Scott-Familie unterjocht wurde, die mit eiserner Hand eine Schreckensherrschaft errichtet hat und vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt. Die Einwohner fristen ehrfürchtig und eingeschüchtert ihr der Willkür der Scotts ausgeliefertes Dasein. Scheint Scott senior in erster Linie ökonomische Interessen zu hegen, ist sein Filius ein ausgemachter Sadist. Djangos Bruder hat sich aufgeben und hängt an der Flasche. All das gefällt Django natürlich nicht im Geringsten, zudem wundert er sich, warum man ihn nicht ganz so mies wie die anderen behandelt…
„Django – Sein Gesangbuch war der Colt“ ist kein simpel gestrickter Rachewestern, sondern behandelt neben einer interessanten, verworrenen Familiengeschichte den Umstand, dass jemand – ausreichend Geld vorausgesetzt – die Infrastruktur eines Ortes quasi komplett aufkaufen und die Einwohner versklaven kann. Das riecht stark nach Kapitalismuskritik und wird auch sicherlich so gemeint gewesen sein, womit sich Fulcis Film in eine ganze Reihe intelligenter italienischer Western einreiht, die ähnliche Themen aufgriffen.
Der Klassenunterschied zwischen Django und der Scott-Sippe findet insbesondere in einer schwer erträglichen, schier endlos erscheinen Szene Ausdruck, in der Scott jr. Zur Peitsche greift, um Django mittels ihrer zu malträtieren, während die gehobene Gesellschaft dabeisteht und zusieht. Generell ist der Gewaltgrad nicht nur genretypisch hoch, sondern ihm wurde – seinerzeit eher untypisch – auch visuell entsprochen: Man bekommt Blut ebenso zu sehen wie Djangos von den Peitschenhieben zerfurchtes Gesicht, wodurch die Empathie für die Opfer steigt. Doch diese Gewalt wirkt keinesfalls selbstzweckhaft, sondern nicht zuletzt dadurch, dass sie in eine größtenteils sehr wirkungsvolle, pessimistische Stimmung integriert wurde, passend und konsequent. Die Atmosphäre des Films wird neben den überzeugenden darstellerischen Leistungen – Djangos Bruder Jeffrey wird von George Hilton („Um sie war der Hauch des Todes“, „Der Killer von Wien“) verkörpert, Scott senior von Giuseppe Addobbati („Die toten Augen des Dr. Dracula“) und dessen Sohn von Nino Castelnuovo („Die Klette“) – erzeugt von den charakteristischen Zutaten gelungener Genrebeiträge wie der speziellen Kameraarbeit mit einer Vorliebe für weitläufige Landschaftspanoramen ebenso wie für Close-Ups, dem staubigen, schmutzigen Ambiente und schönen Details wie einem sich in einer Ecke verschanzenden Jungen, der unheilschwanger Mundharmonika spielt – fast wie Bronson später in Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die großartige Ohrwurm-Titelmelodie, die in Vor- und Abspann als ganzer Song mit Gesang ertönt und während des Films in unterschiedlichen Variationen das Geschehen untermalt.
Wenn Django und sein mittlerweile überredeter, nüchterner Bruder zum Gegenangriff blasen, wird der Film wie bereits zuvor in einer ausufernden Kneipenschlägerei angedeutet sehr actionreich, wobei man es aber leider etwas übers Ziel hinausschoss. Erschien schon die Kneipenschlägerei bisweilen übertrieben, unglaubwürdig choreographiert und unnötigerweise Django und seinen Bruder als mit nahezu übermenschlichen Kräften ausgestattet zeigend, scheint das Geschwisterpaar im Finale zu allem Überfluss Spaß am Töten entwickelt zu haben. Dass Jeffrey ein eigentlich sehr guter Schütze ist, der drohte, sein Talent im Alkohol zu ersäufen, nimmt man ihm ja noch ab und verleiht seinem Charakter eine tragische Note; dass nicht nur die Vergeltung, sondern auch das Töten an sich geradezu genossen wird hingegen will nicht zu den Sympathieträgern passen und führe ich auf einen etwas missglückten Versuch zurück, ein wenig Humor in den Film zu integrieren. Dafür hätte man es aber bei der Figur des alternden Chinesen belassen sollen, der mit seinen abgewandelten Konfuzius-Zitaten für Kurzweil sorgt.
Die Schlusseinstellung wiederum, in der Django die Schießwut seines Bruders stoppt, indem er ihn davon abhält, auf eine Taube zu zielen, ist ein sehr schöner, symbolträchtiger Moment und ein versöhnliches Ende dieses sehr sorgfältig von Fulci inszenierten Films, dessen filmisches Geschick „Django – Sein Gesangbuch war der Colt“ zu einem Italo-Western-Vergnügen der gehobenen Klasse macht.
1966 inszenierte der berüchtigte Italo-Regisseur Lucio Fulci („Ein Zombie hing am Glockenseil“) diesen harten Rachewestern mit Franco Nero („Django“) in der Hauptrolle, der von den deutschen Vermarktern nach dem Erfolg von Sergio Corbuccis Meisterwerk „Django“ kurzerhand zur Fortsetzung des Films deklariert, von Fulci aber als eigenständiger Film konzipiert wurde. Nichtsdestotrotz weist Nero in seiner Rolle insbesondere optisch starke Ähnlichkeiten zu seiner Darbietung als Original-Django auf und scheint die Handlung hier und da durchaus von Corbucci inspiriert. Das Drehbuch stammt von Fernando De Leo, der mit seiner Mafia-Trilogie später selbst als Regisseur für Furore sorgte.
Django, als Goldsucher unterwegs, wird von einem Freund seiner Familie in seinen Heimatort zurückgerufen, der von der Scott-Familie unterjocht wurde, die mit eiserner Hand eine Schreckensherrschaft errichtet hat und vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt. Die Einwohner fristen ehrfürchtig und eingeschüchtert ihr der Willkür der Scotts ausgeliefertes Dasein. Scheint Scott senior in erster Linie ökonomische Interessen zu hegen, ist sein Filius ein ausgemachter Sadist. Djangos Bruder hat sich aufgeben und hängt an der Flasche. All das gefällt Django natürlich nicht im Geringsten, zudem wundert er sich, warum man ihn nicht ganz so mies wie die anderen behandelt…
„Django – Sein Gesangbuch war der Colt“ ist kein simpel gestrickter Rachewestern, sondern behandelt neben einer interessanten, verworrenen Familiengeschichte den Umstand, dass jemand – ausreichend Geld vorausgesetzt – die Infrastruktur eines Ortes quasi komplett aufkaufen und die Einwohner versklaven kann. Das riecht stark nach Kapitalismuskritik und wird auch sicherlich so gemeint gewesen sein, womit sich Fulcis Film in eine ganze Reihe intelligenter italienischer Western einreiht, die ähnliche Themen aufgriffen.
Der Klassenunterschied zwischen Django und der Scott-Sippe findet insbesondere in einer schwer erträglichen, schier endlos erscheinen Szene Ausdruck, in der Scott jr. Zur Peitsche greift, um Django mittels ihrer zu malträtieren, während die gehobene Gesellschaft dabeisteht und zusieht. Generell ist der Gewaltgrad nicht nur genretypisch hoch, sondern ihm wurde – seinerzeit eher untypisch – auch visuell entsprochen: Man bekommt Blut ebenso zu sehen wie Djangos von den Peitschenhieben zerfurchtes Gesicht, wodurch die Empathie für die Opfer steigt. Doch diese Gewalt wirkt keinesfalls selbstzweckhaft, sondern nicht zuletzt dadurch, dass sie in eine größtenteils sehr wirkungsvolle, pessimistische Stimmung integriert wurde, passend und konsequent. Die Atmosphäre des Films wird neben den überzeugenden darstellerischen Leistungen – Djangos Bruder Jeffrey wird von George Hilton („Um sie war der Hauch des Todes“, „Der Killer von Wien“) verkörpert, Scott senior von Giuseppe Addobbati („Die toten Augen des Dr. Dracula“) und dessen Sohn von Nino Castelnuovo („Die Klette“) – erzeugt von den charakteristischen Zutaten gelungener Genrebeiträge wie der speziellen Kameraarbeit mit einer Vorliebe für weitläufige Landschaftspanoramen ebenso wie für Close-Ups, dem staubigen, schmutzigen Ambiente und schönen Details wie einem sich in einer Ecke verschanzenden Jungen, der unheilschwanger Mundharmonika spielt – fast wie Bronson später in Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die großartige Ohrwurm-Titelmelodie, die in Vor- und Abspann als ganzer Song mit Gesang ertönt und während des Films in unterschiedlichen Variationen das Geschehen untermalt.
Wenn Django und sein mittlerweile überredeter, nüchterner Bruder zum Gegenangriff blasen, wird der Film wie bereits zuvor in einer ausufernden Kneipenschlägerei angedeutet sehr actionreich, wobei man es aber leider etwas übers Ziel hinausschoss. Erschien schon die Kneipenschlägerei bisweilen übertrieben, unglaubwürdig choreographiert und unnötigerweise Django und seinen Bruder als mit nahezu übermenschlichen Kräften ausgestattet zeigend, scheint das Geschwisterpaar im Finale zu allem Überfluss Spaß am Töten entwickelt zu haben. Dass Jeffrey ein eigentlich sehr guter Schütze ist, der drohte, sein Talent im Alkohol zu ersäufen, nimmt man ihm ja noch ab und verleiht seinem Charakter eine tragische Note; dass nicht nur die Vergeltung, sondern auch das Töten an sich geradezu genossen wird hingegen will nicht zu den Sympathieträgern passen und führe ich auf einen etwas missglückten Versuch zurück, ein wenig Humor in den Film zu integrieren. Dafür hätte man es aber bei der Figur des alternden Chinesen belassen sollen, der mit seinen abgewandelten Konfuzius-Zitaten für Kurzweil sorgt.
Die Schlusseinstellung wiederum, in der Django die Schießwut seines Bruders stoppt, indem er ihn davon abhält, auf eine Taube zu zielen, ist ein sehr schöner, symbolträchtiger Moment und ein versöhnliches Ende dieses sehr sorgfältig von Fulci inszenierten Films, dessen filmisches Geschick „Django – Sein Gesangbuch war der Colt“ zu einem Italo-Western-Vergnügen der gehobenen Klasse macht.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- DrDjangoMD
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
@Bux: Da kann ich weder was beifügen, noch was bekritteln; Stärken und Schwächen des Filmes total richtig erkannt UND noch ein wenig interpretiert, sehr schön
- buxtebrawler
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
So ein Lob aus Italo-Western-berufenem Munde - da sag ich danke!DrDjangoMD hat geschrieben:@Bux: Da kann ich weder was beifügen, noch was bekritteln; Stärken und Schwächen des Filmes total richtig erkannt UND noch ein wenig interpretiert, sehr schön
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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- Il Grande Silenzio
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
Gerade das erste Mal gesehen und positiv überrascht, was Horror-Fulci hier abgeliefert hat.
Überdurchschnittlicher Italo-Western, bei dem man erahnen kann, was ein großes Budget hätte zusätzlich an Atmo bewirken können.
Wie üblich sind die Schießereien völlig unrealistisch-theatralisch-übertrieben, sodass die Spannung etwas auf der Strecke bleibt, aber daran krankten ja die meisten Western.
7/10
Überdurchschnittlicher Italo-Western, bei dem man erahnen kann, was ein großes Budget hätte zusätzlich an Atmo bewirken können.
Wie üblich sind die Schießereien völlig unrealistisch-theatralisch-übertrieben, sodass die Spannung etwas auf der Strecke bleibt, aber daran krankten ja die meisten Western.
7/10
"You can´t love animals and eat them too."
"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
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- Die Kroete
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
"...Nichtsdestotrotz weist Nero in seiner Rolle insbesondere optisch starke Ähnlichkeiten zu seiner Darbietung als Original-Django auf und scheint die Handlung hier und da durchaus von Corbucci inspiriert..."
@ Buxtebrawler
Gerüchte zufolge sollen die Dreharbeiten von Corbuccis Django schon 1965 begonnen haben, aber wie gesagt, Gerüchte zufolge. Entstanden ist "Django-Sein Gesangbuch war der Colt" jedenfalls noch bevor Corbucci sein Original beenden konnte und kann daher Fulci nicht als Inspiration, zu seinem Ersten von, wie ich finde, 3 richtig guten Italo-Western, gedient haben.
Möglich wäre natürlich auch, du hattest bei deinem Text, einen anderen Corbucci-Western im Auge gehabt, als du eine Inspiration erwähntest. Dann wüßte ich nur allzugerne welchen!?
@ Buxtebrawler
Gerüchte zufolge sollen die Dreharbeiten von Corbuccis Django schon 1965 begonnen haben, aber wie gesagt, Gerüchte zufolge. Entstanden ist "Django-Sein Gesangbuch war der Colt" jedenfalls noch bevor Corbucci sein Original beenden konnte und kann daher Fulci nicht als Inspiration, zu seinem Ersten von, wie ich finde, 3 richtig guten Italo-Western, gedient haben.
Möglich wäre natürlich auch, du hattest bei deinem Text, einen anderen Corbucci-Western im Auge gehabt, als du eine Inspiration erwähntest. Dann wüßte ich nur allzugerne welchen!?
- DrDjangoMD
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Re: Django - Sein Gesangbuch war der Colt - Lucio Fulci
"Django - Sein Gesangbuch war der Colt", "Keinen Cent für Ringos Kopf"...praktisch ein und derselbe FilmDie Kroete hat geschrieben:Möglich wäre natürlich auch, du hattest bei deinem Text, einen anderen Corbucci-Western im Auge gehabt, als du eine Inspiration erwähntest. Dann wüßte ich nur allzugerne welchen!?