Django - Tag der Abrechnung

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Moderator: jogiwan

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DrDjangoMD
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Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von DrDjangoMD »

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Originaltitel: Quel maledetto giorno della resa dei conti

Land: Italien

Jahr: 1971

Regie: Sergio Garrone

Darsteller: Geroge Eastman (Luigi Montefiore), Ty Hardin, Guido Lollobrigida, Bruno Corazzari, Nello Pazzafini, Federico Boido,…

Handlung: Eastman spielt einen junger Doktor, welcher von seinem Studium zurück in die Arme seiner Geliebten kommt. Doch schon kurz danach machen sich ein paar böse Buben (allen voran Bruno Corazzari) über die Frau und ihre Familie her und löschen diese fast vollständig aus. Dies löst einen Sog der Gewalt aus. Während der Sheriff (Lollobrigida) versucht den wütenden Mob daran zu hindern einen beschuldigten Kleinkriminellen (Pazzafini) hinzurichten begibt sich unser Doktor auf die Suche nach den wahren Mördern…

Kritik: Dem Italowestern wird ja oft nachgesagt, dass er so ein hartes schmutziges Subgenre ist. Werke wie „Django“ oder „Für eine handvoll Dollar“ müssen oft als Beispiele herhalten um den deprimierenden menschenverachtenden Grundton des Spaghetti-Westerns zu beschreiben, aber wisst ihr was, für mich ist „Django – Tag der Abrechnung“ mit Abstand der schmutzigste und düsterste Vertreter seiner Art.
Dabei ist er ein echter Geheimtipp. Wir bekommen hier nicht die Creme della Creme was Cast und Crew angeht, sondern mehr die gewohnten Gesichter aus zweiter Reihe aber dennoch macht jeder Darsteller und der Regisseur seine Sache verblüffend gut und für fast alle Beteiligten ist dieser Film meiner Meinung nach die beste Arbeit, die sie in ihren Karrieren abgegeben haben.
Sergio Garrone ist ein sehr unterschätzter Regisseur. Man bringt ihn immer wieder in Verbindung mit dem Ausnutzen des immer gleichen Rache-Plots, doch sowohl in „Django und die Bande der Bluthunde“ als auch in diesem Meisterwerk beweist der Gute, dass sein Köpfchen doch noch voller neuer Ideen steckt. Hier stellt er uns eine Welt vor, die deswegen so erschreckend ist, weil wir sie so gut nachvollziehen können. Gewaltorgien wie „Django“ oder „Töte, Django“ mögen zwar kontroverse Filmchen sein, doch sie Übertreiben sehr gerne, was die Streifen weniger erschreckend und mehr unterhaltend macht.
In „Django – Tag der Abrechnung“ wird weder was übertrieben noch beschönigt. Der Bodycount bleibt recht niedrig und das ist auch gut so, denn wenn beispielsweise Nello Pazzafini zwei wehrlose Männer über den Haufen schießt, nur weil er es auf deren Brathähnchen abgesehen hat wirkt das umso erschreckender, wenn nicht ständig der Rekord von drei Toten pro Minute gebrochen wird.
Die Stadt wird wie in „Django“ als trostloser Ort dargestellt aber wo Corbucci übertreibt bleibt Garrone real. Sein Städtchen ist nicht fast verlassen aber die Menschen, die sie bewohnen scheinen keine Freuden zu empfinden, nie sehen wir jemanden lachen. Etwas näher lernen wir den Saloonbesitzer (Steffen Zacharias) und seine Bardame Nummer 1 kennen. Beide spiegeln gut den Charakter ihrer Umwelt wieder. Sie haben eine fixe Stelle aber das Leben in diesem Kaff ist so widerlich, dass sie sich einfach nicht daran erfreuen können.
Eastman und Hardin geben gute Darstellungen ab. Nichts Besonderes aber beide wirken glaubhaft. Umso besonderer ist aber Bruno Corazzari, endlich mal der Haupt-Fiesling. Er und seine Brüder haben sich auf die dunkle Seite geschlagen, weil ihr Goldsuchergeschäft einfach nichts abwirft. Und dies macht sie wiederum zu glaubhafteren und damit erschreckenden Gegenspielern. Vor Leuten die einfach Böse sind wie Major Jackson oder Angel Eyes brauchen wir keine Angst zu haben weil es sie nicht gibt. Solche Leute die wir hier sehen existieren aber. Leute, die an der Armutsgrenze leben, keine Zukunft mehr sehen und sich daher mit Vergewaltigungen und Raubmorden beschäftigen.
Apropos Raubmorde, noch kurz zur Gewalt, die in diesem Film auch deshalb so schockiert, weil wir sehr wenige glorifizierende Duelle bekommen so wie in den Werken Leones, Corbuccis oder Solimas sondern eher nur unbewaffnete völlig grundlos abgeknallt werden.
Nello Pazzafinis Figur ist auch eine der denkwürdigsten. Er beginnt als ein armer Hund. Ein Kleinkrimineller, der stielt um satt zu werden und dem die Leute plötzlich einen Mord nachsagen und nach seinem Kopf brüllen. Wir haben Mitleid mit ihm und hoffen, dass ihn der Sheriff (übrigens grandios verkörpert von Guido Lollobrigida – wie bei den anderen beste Performance, die ich von ihm gesehen habe) behüten kann. Doch kaum ist Pazzafini auf freiem Fuß zeigt er seinen wahren Charakter, nämlich, dass er zwar nicht den einen Mord begangen hat, aber trotzdem keinen Skrupel hat und vor keiner noch so feigen Tat zurückschreckt.
Fazit: Ein sehr harter Italowestern, der durch seine ungewöhnliche Realität schockiert und uns erstklassige Darstellungen von sonst zweitklassigen Darstellern serviert. 8/10
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buxtebrawler
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von buxtebrawler »

Interessante Kritik zu einem Film, den ich nicht kenne, den du mir durch deine Sichtweise aber schmackhaft gemacht hast. :thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Onkel Joe
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von Onkel Joe »

Nun 8/10 finde ich reichlin viel, gute 6/10 würde ich persönlich dem Streifen geben.
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dr. freudstein
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von dr. freudstein »

Geroge Eastman :?
Bux, pass auf :opa:

Nachher editiere ich nach Sichtung des Films meine Meinug ein. Ich guck jetzt erst mal und wünsche mir viel Spass :popcorn:
dr. freudstein
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von dr. freudstein »

Wirklich ein sehr dreckiges Werk. Was für ein feiger Hund, der einfach jeden Unbewaffneten erschießt. George Eastman dabei, diesmal ziemlich blond, aber seine Rolle ist diesmal nicht sehr fordernd. Aber geht okay, besonders als er zum Racheengel wird zeigt er seine typische Hassfresse. Titelsong passt auch, typisch für Italowestern. Ziemlich trostloser Ort, jeder will hier weg. Atmosphärisch hätte man aber noch mehr machen können, ansonsten aber gut zu schauen. Und dem armen Nello gehts hier ständig an den Kragen, was für ein Hund. So überragend finde ich den Film jetzt nicht, er hat seine Längen und Schwächen. Trotzdem gebe ich

7/10
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McBrewer
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von McBrewer »

Nun: toller Cast - Ja, außergewöhnlicher Western - vielleicht, unterhaltsam - bedingt!
Ich würde mal stark behaupten: wenn der Film einen anderen, eher mystischen-"dunklen" Soundtrack bekommen hätte, dann würde der richtig rocken! So aber kommt bei mir als Zuschauer wenig Atmosphäre auf :|

Aber dafür gibt es eine tolle Szene mit unserem Luigi M. und einem Neugeborenen, die 9 Jahre nach "Vendetta at Dawn" dann anders ausfallen dürfte ;)

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*guten Appetit*

PS: kann jemand was zur deutschen Synchro sagen, ob diese von SimpelMovie neu vertont wurde oder war die alte TV-Fassung auch schon so verhunzt ?
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markus
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von markus »

ah mein Liebling der Georgie spielt da mit, WIRD geordert
fight FASCISM!!!!!!!!!
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Onkel Joe
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von Onkel Joe »

McBrewer hat geschrieben:PS: kann jemand was zur deutschen Synchro sagen, ob diese von SimpelMovie neu vertont wurde oder war die alte TV-Fassung auch schon so verhunzt ?
Das müßte eine TV Synchro gewesen sein.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Die Kroete
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Re: Django - Tag der Abrechnung

Beitrag von Die Kroete »

Onkel Joe hat geschrieben:
McBrewer hat geschrieben:PS: kann jemand was zur deutschen Synchro sagen, ob diese von SimpelMovie neu vertont wurde oder war die alte TV-Fassung auch schon so verhunzt ?
Das müßte eine TV Synchro gewesen sein.
Es ist eine TV-Synchro :!:
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