Doc West - Nobody ist zurück (Giulio Base)

Helden, Halunken, staubige Dollars, Pferde & Colts

Moderator: jogiwan

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Slim Naughton
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Doc West - Nobody ist zurück (Giulio Base)

Beitrag von Slim Naughton »

OT: Doc West
Jahr: I 2009

R: Giulio Base, Terence Hill

D: Terence Hill, Paul Sorvino, Clare Carey, Alessio di Clemente

Handlung:
Doc West hat seit vielen Jahren das Skalpell eingetauscht gegen Pokerkarten und Colt: Damals hatte er versucht, im Suff eine junge Mexikanerin zu operieren. Schlechter Versuch, das. Nun reist er als professioneller Kartenhai durch die Lande und überweist jeden Monat Pennunzen an die kleine Tochter seines Opfers, die behütet in einem Mädchenpensionat an der Ostküste aufwächst.
Der ansonsten recht entspannte Doc wird allerdings ungehalten, als zwei Banditen das Postamt von Santa Fé überfallen, wo er gerade seine monatlichen Alimente abgereicht hat. Im Rahmen der Verfolgung erreicht er den kleinen Weiler Holy Sand. Hier warten nicht nur ein sympathischer Sheriff, eine verwitwete Lehrerin und jede Menge warmer Apfelkuchen. Ein dräuender Weidekrieg und einige anstehende Gewissensentscheidungen bringen zusätzliche Würze ins raue Westerner-Dasein.

Hier ein Auszug aus unserer Review:
Tja, wer hätte das gedacht, dass sich Terence Hill mit rund 70 Lenzen noch einmal in den Staubmantel und auf den Sattel schwingt. Zwar drehte man fürs Fernsehen – hier ist „Doc West“ erster Film eines Mehrteilers – und nicht in Almeria, sondern in New Mexico; aber das muss ja erstmal nix Schlechtes bedeuten.
Gleich vorausgeschickt: Wer hier einen waschechten Spaghettiwestern erwartet und – verführt vom deutschen Untertitel – gar ein Wiederauferstehen des „Trinità“-Charakters, kann diese Erwartungen gleich im Holster stecken lassen. Der vor allem mit amerikanischen Darstellern realisierte Streifen wartet zwar mit der grandiosen Landschaft New Mexicos auf, hat aber ansonsten einen eher staubfreien, US-amerikanischen Look. Die Story ist aus verschiedenen bekannten Versatzstücken zusammengeschustert. Der so kompilierte Plot rutscht zwar reibungsfrei durch, bremst sich aber selbst immer wieder ein wenig aus mit den beiden romantischen Nebensträngen. So kommt West der verwitweten Lehrerin Denise (Clare Carey) auf Eintopfdistanz nahe, und auch bei Millie Mitchell (Mary Petruolo) und Burt Baker (Micah Alberti) ist Amor nicht untätig geblieben. Maurizio de Angelis serviert einen streicherdominierten Orchesterscore mit einem Leitthema, das seine Westernnähe erst offenbart, wenn es ein einsames Banjo darbietet. Erst im Titelsong erkannte ich die Handschrift des guten Maurizio.
Was den Streifen aber dennoch sehenswert macht, ist die Darbietung Terence Hills, der, ähnlich wie „George Hilton“, erst in Rollen abseits des schlagkräftigen Schlitzohrs seine wahre Klasse zeigt. Dank Hill, der sein Alter nicht verleugnet, durchzieht den Film eine sympathische Melancholie. Zwar kann der West noch kräftig hinlangen, wenn’s drauf ankommt. Doch ist der Lausbub nicht mehr unverwundbar. So setzt ihn beispielsweise ein Unfall beim Training der Baker-Fraktion richtig außer Gefecht. Ein paar milde Scherze, wie der Baker-Buddy Larry (Gianni Biasetti) mit seinen unglaublichen Nehmerqualitäten, werden gleich mit eingerührt.
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DrDjangoMD
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Re: Doc West - Nobody ist zurück (Giulio Base)

Beitrag von DrDjangoMD »

Slim Naughton hat geschrieben:Dank Hill, der sein Alter nicht verleugnet, durchzieht den Film eine sympathische Melancholie.
OK, dann werde ich mir den hier doch zu Gemüte führen. Wollte ihn nämlich auslassen auf Grund der schlechten Erfahrungen mit Neo-Hill-Filmen wie "Die Troublemaker" und vor allem "Lucky Luke", welcher uns nichts anderes bot außer der Tatsache, dass Hill sein Alter zu verleugnen versucht und sich scheinbar als Mischung aus Superman und Jesus betrachtet; aber wenn "Doc West" da andere Wege eingeht würde ich das sehr begrüßen.
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horror1966
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Re: Doc West - Nobody ist zurück (Giulio Base)

Beitrag von horror1966 »

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Doc West
(Doc West)
mit Terence Hill, Paul Sorvino, Boots Southerland, Adam Taylor, Clare Carey, Alessio Di Clemente, Kisha Sierra, Micah Alberti, Linus Huffman, Maria Bethke, Gianni Biasetti, Ornella Muti, Darrian Chavez
Regie: Giullio Base / Terence Hill
Drehbuch: Marcello Olivien / Luca Biglione
Kamera: Massimiliano Trevis
Musik: Maurizio De Angelis
FSK 12
Italien / 2009

Terence Hill als Doc West hat wieder beide Fäuste voll zu tun! Halleluja! Ein großes Pokerturnier wird in dem kleinen Westernstädchen angekündigt und zieht natürlich jede Menge zwielichte Gestalten an. Doch Doc West räumt wie gewohnt genauso schlagkraftig wie auch schlagfertig unter den bösen Jungs auf. Als jedoch seine Freundin entführt wird, steckt er in der Klemme. Denn auch er will das Pokerturnier gewinnen um Geld für das neue Krankenhaus zu sammeln. Aber Doc West wäre nicht Terence Hill wenn er nicht seine Geliebte retten, und das Turnier gewinnen würde. Und für jede Menge Patienten im neuen Krankenhaus sorgt er natürlich persönlich!


Mit fast unglaublichen 70 Jahren kehrte Terence Hill 2009 noch einmal in das Western-Genre zurück und liefert trotz des hohen Alters eine für ihn typische Performance als Doc West ab. Ehrlich gesagt sieht man dem Mimen das Alter überhaupt nicht an, macht er doch immer noch einen sehr vitalen Eindruck und lässt auch in einigen Passagen einmal mehr seine Fäuste sprechen. Man sollte nun aber auf keinen Fall einen Film erwarten, in dem es vor überzeichneten Schlägereien wimmelt, wie es so oft in Werken der Fall war, in denen Hill zusammen mit Bud Spencer agiert hat. Vielmehr handelt es sich bei "Doc West" um einen charmanten Neu-Western, der eine wirklich nette Geschichte erzählt und in dem der Humor nicht so überzogen erscheint, wie es in damaligen Filmen der Fall war. Hier wird viel eher die feine Klinge geschwungen, es gibt sehr wohl mehrere Passagen die mit wahrem Schmunzel-Humor versehen sind und so für ein kurzweiliges Film-Erlebnis sorgen.

Witzige Dialoge und jede Menge herrlicher Situationskomik sind der Hauptbestandteil eines sehenswerten Filmes, in dem Terence Hill eindrucksvoll unter Beweis stellt, das er noch längst nichts verlernt hat. Die gut besetzte Darsteller-Riege sorgt hier für einen ordentlichen Qualitäts-Standard, bekannte Gesichter wie beispielsweise Paul Sorvino oder Ornella Muti geben eine Kostprobe ihres immer noch vorhandenen Könnens ab. Nun ist dieser Film ganz sicher nichts Aussergewöhnliches, aber mir persönlich hat die Geschichte viel besser gefallen als so mancher Hill / Spencer Film, was in erster Linie darin begründet ist, das diese italienische Produktion nicht so überzogen und albern wirkt.

Manchmal ist etwas weniger durchaus mehr und bei "Doc West" trifft das auf jeden Fall zu. Die Story beinhaltet einen ordentlichen Erzählfluss, verfügt über einen guten Spannungsbogen und verbreitet genau die richtige Western-Atmosphäre. Zudem sind die meisten Charaktere extrem symphatisch, denn bis auf den obligatorischen Bösewicht freundet man sich sehr schnell mit sämtlichen Figuren an. Alles überstrahlend ist dabei jedoch Terence Hill, dessen symphatisches Wesen und seine besonnene Art einen so immensen Charme ausstrahlen, das man diesem fast schon zwangsweise erliegen muss.

Insgesamt gesehen ist "Doc West", bei dem der Hauptdarsteller übrigens auch mit für die Regie verantwortlich zeichnet ein absolut sehenswerter Western, der zwar kein sonderliches Highlight darstellt, aber mit sehr viel Charme und Humor für beste Unterhaltung sorgt. Ein glänzend aufgelegter Hauptdarsteller zeigt dabei, das er trotz seines hohen Alters immer noch dazu in der Lage ist, eine überzeugende Darstellung abzuliefern. Insbesondere in optischer Hinsicht würde man als Zuschauer nie auf den Gedanken kommen, das man es hier mit einem Mann zu tun hat, der mittlerweile die 70 überschritten hat.


Fazit:


Ich war noch nie ein großer Fan von Terence Hill, doch vorliegender Film hat mich ganzzeitig sehr gut unterhalten. Hauptsächlich liegt das darin begründet, das hier kein überzogen dargestelltes Szenario geboten wird, sondern eine charmante Geschichte mit symphatischen Charakteren und jeder Menge Humor, der einem die Schmunzler reihenweise ins Gesicht zaubert. Deswegen kann ich auch ohne Bedenken eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Film aussprechen.


Die DVD:

Vertrieb: Sunfilm
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 93 Minuten
Extras: Behind the Scenes, Trailer


6,5/10
Big Brother is watching you
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