Der gut gekleidete und mit tadellosen Manieren ausgestattete Shamango (Anthony Steffen) kommt in die Stadt Douglas, die im Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA liegt. Noch ist nicht klar, ob Douglas bald eine mexikanische Stadt wird oder nicht. Währenddessen sorgt der amerikanische Captain Clay Reeves (Mariano Vidal Molina), dass die Ordnung aufrechterhalten wird. Und dies ist gar nicht so leicht, da die Bande des mexikanischen Banditen Colonel Ferreres (Eduardo Fajardo) um die Vorherrschaft in der Stadt kämpft. Während des Konfliktes töten Ferreres’ Männer den aufrechten Captain Reeves, der – wie sich herausstellt – der Bruder Shamangos war. Shamango versteckt die Leiche seines Bruders und sorgt als dieser verkleidet für Angst und Schrecken unter Ferreres’ Männern.
Wenn man Anthony Steffens hier das erste Mal sieht, ist man etwas überrascht. Normalerweise tritt er in seinen Western nie ohne 6-Tage-Bart und abgewetzte Klamotten auf. Hier macht er glattrasiert und im weißen Anzug mit Rüschenhemd eine eher ungewohnte Figur, was aber natürlich sehr passend für den Originaltitel ist, der da heißt: „Gentleman Joe… töte“.
Obwohl Steffen seine Sache wie gewohnt gut macht, und diesmal auch mehr als nur einen Gesichtsausdruck zeigt, wird ihm die Show doch von Eduardo Fajardo gestohlen. Dieser ist normalerweise auf Gentleman-Schurken, vornehmlich reiche Gutsbesitzer, abonniert. In solchen Rollen glänzte er bereits in Klassikern wie “Django“, “Mercenario – der Gefürchtete” oder “Tepepa“. Hier spielt er mit sehr viel Pfeffer den Anführer einer mexikanischen Bande, deren erster Auftritt vom Komponisten Bruno Nicolai (der im Vorspann als Komponist angegeben wird, während sein Maestro Morricone „nur“ für das Einspielen der Musik als Dirigent zuständig war. Sonst ist es immer andersherum) mit einem Carmina-Burana-mäßigen Männerchor begleitet wird. Eduardo Fajardo ist hinter seinem Vollbart, unter einem großen Sombrero und in der Fantasieunifom eines Colonels kaum wiederzuerkennen und hat sichtbar Spaß an der Sache.
Die Geschichte strotzt nicht gerade vor Innovationen, unterhält aber über die volle Distanz und liefert immer wieder gute Gründe für wilde Schießereien. Auch darf Steffen hier wieder den großen Leidensmann spielen, was so etwas wie sein Markenzeichen ist. Zwar wird ihm diesmal nicht ganz so arg mitgespielt wie sonst, aber nach dem Zwangsgenuss von drei Flaschen Whiskey auf Ex, hat auch ein Anthony Steffen einen fiesen Kater. Insgesamt ist Regisseur Giorgio Stegani ein sehr unterhaltsamer Western gelungen, der hier und da immer wieder ein paar überraschende Momente aufbietet und sich damit, trotz seiner Standardgeschichte, angenehm von der Durchschnittsware abhebt.
Bei den Extras hat es diesmal nur die Einordnung und Einschätzung des Filmhistorikers Antonio Tentori (5:47) auf die DVD geschafft. Tentoris Ausführungen sind zwar wie immer recht interessant, aber auch etwas trocken. Hier hätte man sich vielleicht auch mal ein paar Anekdoten statt reine Fakten gewünscht.
Screenshots und mehr über die "Koch Media Italowestern-Enzyklopädie No. 1″:
http://www.filmforum-bremen.de/2013/04/ ... adie-no-1/