Nunmehr ist das Büchlein auch bei mir als edle Spende des hiesigen Forums eingetroffen: Habt Dank hierfür!
Gewissermaßen bekommt man das, was man erwartet: Viele bunte Bilder und Kessler schreibt in gewohnter Weise zügellos-filmleidenschaftlich - da spürt man in jeder Zeile die Begeisterung für's Thema -, wenn auch immer mal wieder sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in (kalauerndem) Sprachwitz wälzend, (wobei ich viele "Gags" wohl auch allein deshalb nicht verstehe, weil Kessler damit scheinbar auf populärkulturelle Phanömene abzielt, für die ich entweder zu jung bin oder zu sehr weit weg vom Puls der Zeit...
![Very Happy :D](./../images/smilies/icon_e_biggrin.gif)
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Sicherlich ist das Meckern auf hohem Niveau, aber für jemanden, der noch niemals in seinem Leben mit italienischem Genre-Kino in Berührung kam, dürfte der Band ganz gewiss nicht geeignet sein: Ich erwarte von Kessler keine medienwissenschaftliche Abhandlung à la Stiglegger, aber irritiert hat es mich doch, wie er seine Leser nach einem knappen Grusswort völlig unvermittelt ins kalte, bzw. gelbe, Wasser wirft. Was eigentlich ein Giallo ist, was ihn im Kern konstituiert, inwieweit man das Genre einordnen kann in einen spezifisch italienischen politisch-gesellschaftlichen Kontext oder einen allgemeineren filmhistorischen Rahmen, darüber erfährt man kein Sterbenswörtchen. In der jetzigen Form wirken die Einzelkritiken seltsam losgelöst, so, als würde ihn eine einende Haube fehlen, die sie noch ein bisschen enger zusammenrückt.
Da Kessler, wie er schreibt, keine Vollständigkeit anstrebt und man sowieso weislich darüber diskutieren kann, ob Film XY nun ein Giallo ist oder nicht, erübrigt es sich, seine Auswahl zu kritisieren, (die ich allerdings größtenteils für unterschreibenswert halte - mit einigen wenigen Ausnahmen: Ferndinando Baldis LA RAGAZZA DEL VAGONE LETTO zum Beispiel, bei dem mir nie eingefallen wäre, ihn als Gelbstrumpf zu etikettieren...)
Besonders freut es mich natürlich, dass Kessler eine Lanze für Filme bricht, die mir selbst am Herzen liegen, normalerweise aber nur Schelte und keine lieben Worte abbekommen - namentlich beispielweise Lucio Fulcis Meta-Meisterwerk UN GATTO NEL CERVELLO. Niemals habe ich über diesen verkannten Streifen so viel Gutes gelesen wie das, was Kessler über ihn zu berichten weiß...
![Küsschen! :knutsch:](./../images/smilies/knutsch.gif)