Alles auf null

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
FarfallaInsanguinata
Beiträge: 2616
Registriert: Mi 20. Nov 2013, 22:57

Alles auf null

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Wie strickt man unvorhergesehen eine Hifi-Anlage um, obwohl man es nie vorgehabt hatte?
Ein Drama in mehreren Akten …
Meine wundervolle B&O-Design-Anlage, mit der ich rund zwanzig Jahre ausgesprochen glücklich gewesen war, sorgte schon länger für wachsenden Verdruss. Die Störgeräusche bei der Wiedergabe nahmen zu, das Tape-Teil verweigerte in einigen Funktionen den Dienst und am schlimmsten, für den tollen, voll funktionsfähigen Tangentialplattenspieler gibt es keine Nadel mehr. Zum Heulen!
So weh es tut, entschied ich mich für einen radikalen Schnitt! Alles wurde abgebaut und verstaut. Nun hieß es also, mit viel Talent bei überschaubaren Kosten einen Hörgenuss von Null an auf die Beine zu stellen.
1. Komponente, der Verstärker (Yamaha RX-450). Das Herzstück einer jeden analogen Anlage, ohne geht quasi nichts. Hier hatte ich großes Glück, indem mir genau zur rechten Zeit ein Receiver auf der Arbeit zum Nulltarif zulief. Ein Kumpel bot mir zwar einen hochwertigeren Pioneer-Verstärker an, aber ich mochte den zusätzlichen Radioempfang und die Marke war nie so mein Ding. Yamaha hingegen schon, und so bin ich mit dem Gerät rundum zufrieden. Übrigens auch optisch, es gibt ein tolles Display, wo die Senderfrequenz in rot angezeigt wird und die Empfangsstärke als Pegel in orange, sieht sehr stylisch aus. Die entsprechende UKW-Antenne, quasi ein plastikummantelter Draht, der an die Wand genagelt wird, fand ich ebenfalls im Sozialkaufhaus.
2. Das A&O für Analogfetischisten, der Plattenspieler (Thorens TD 160 MK II). Nach einiger Überlegung, Diskussionen und dem Reinfall mit der Dual-Neuanschaffung vor ca. drei Jahren war mir klar, ein altes, überholtes Gerät wird jedes fabrikneue um Längen schlagen, weil die Fertigungsqualität der Siebziger und Achtziger unendlich viel höher war. (Außer man geht vielleicht in den High End-Bereich mit mehreren Tausendern pro Baustein, aber das scheidet für Normalsterbliche nunmal aus.) Der Thorens war Anfang der Achtziger mit rund 500 DM eine solide Anschaffung, dazu kommt der Tonabnehmer (AT140LC), der mit weiteren 230 DM anfiel, also was durchaus hochwertiges, wenn man sich die Kaufkraft von 730 DM 1983 vor Augen führt. Wie viel ich vor vier Wochen ausgegeben habe, verrate ich nicht, nur soviel, es hat sich voll und ganz gelohnt. Allein die Diskrepanz beim Bedienen und Anfühlen, zwischen wertig damals und Plastikschrott heute ist verblüffend.
3. Das Tapedeck, unverzichtbarer Bestandteil für mich (Nakamichi CR-2). Eine von Kassettenfetischisten geradezu kultisch verehrte Marke ob ihrer überragenden Klangeigenschaften. Wollte ich schon lange mal selbst testen. „Leider“ wurde es nur das kleine Modell von Ende der Achtziger, damaliger Neupreis ca. 1000 DM, aber mehr war nicht drin. Ich hatte ja die letzten Wochen das Technics-Doppeltapedeck aus der Arbeit als Notlösung verwendet, das okay, aber eben klanglich mittelmäßig war. Heute die Neuanschaffung aufgebaut und der Unterschied so extrem, dass es mich aus den Socken haute. Da wage ich mir gar nicht vorzustellen, wie die teuren Modelle der Marke klingen. Also wandert das Doppel zurück zur Zweitanlage im Schlafzimmer. Das Nakamichi ist auch optisch ein Bringer, Kassettenfachbeleuchtung, Zählwerk und Aussteuerungspegel in grün, sieht sehr geil aus.
P.S. Das Gehäuse ist oben leider etwas zerkratzt, wie so oft bei Hifi-Komponenten. Kleiner Schönheitsfehler mit dem ich leben kann.

Soweit vorerst, Fortsetzung folgt ...
Yamaha RX-450.jpg
Yamaha RX-450.jpg (52.94 KiB) 322 mal betrachtet
Thorens TD 160 Mk II.jpg
Thorens TD 160 Mk II.jpg (94.99 KiB) 322 mal betrachtet
nakamichi-cr-2-cassette-deck.jpg
nakamichi-cr-2-cassette-deck.jpg (146.39 KiB) 322 mal betrachtet
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 3634
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Re: Alles auf null

Beitrag von Maulwurf »

Herzlichen Glückwunsch zu den neuen Mitbewohnern! Ein sehr motivierender Bericht, der Lust macht, selber mal durchzufegen ... Ich bin gespannt wie es weitergeht! :prost:
Der Sieg des Kapitalismus ist die endgültige Niederlage des Lebens.
(Bert Rebhandl)
Benutzeravatar
Onkel Joe
Forum Admin
Beiträge: 18362
Registriert: Sa 28. Nov 2009, 08:40

Re: Alles auf null

Beitrag von Onkel Joe »

Schön zusammen gestellte Teile, das gefällt mir wirklich sehr. :thup:
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Benutzeravatar
FarfallaInsanguinata
Beiträge: 2616
Registriert: Mi 20. Nov 2013, 22:57

Re: Alles auf null

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Danke für das Feedback! Hier kommt die Fortsetzung:

4. Und noch eins … (Telefunken RC 200). Ich hatte ja einige Zeit überlegt, ob ich lieber ein neues gebrauchtes Tapedeck anschaffen oder mein eigenes reparieren lassen wollte. Was tut man am besten, wenn die Entscheidung zu schwer fällt? Genau, einfach beides machen!
Das Gerät hatte nach seinem vorläufigen Exitus nahezu zwanzig Jahre im Schrank verbracht und sogar einen Umzug mitgemacht. Entsorgen war nie eine Option, dazu hängen schlicht zu viele Erinnerungen daran. Anfang 1984 beim lokalen Rundfunkhändler neu gekauft, begleitete es mich rund zehn Jahre zuverlässig, bis ich 1994 im Fortschrittswahn ein Auto-Reverse-Deck von Denon anschaffte und das Telefunken nur noch sporadisch als Aufnahmegerät beim Kopieren von Kassetten einsetzte. Bis zum Schluss wurde es penibel gepflegt, entsprechend sind Originalkarton sowie alle Unterlagen vorhanden und es musste auch nie das Gewicht von anderen Komponenten tragen, ergo topp erhaltenes Gehäuse ohne Kratzer.
Warum ausgerechnet das, weiß ich gar nicht mehr genau, habe meine Wahl jedoch nie bereut. Für immerhin 600 DM bekam ich einen soliden Gegenwert mit einigem Luxus. So gibt es bereits einen Bandsortenschalter für die damals noch recht neuen Metal-Kassetten, aber auch einen für das kurzlebige FerroChrom, wer kennt es noch?, neben Ferro und Chrom. Außerdem bietet es neben Dolby B die gefloppte Firmeneigenentwicklung High-Com an. Habe ich jedoch nie benutzt, da die Höhen noch mehr beschnitten werden als bei Dolby. Für die Verbindung mit anderen Geräten, deren Norm sich derzeit im Umbruch von fünfpoligem DIN-Stecker auf das heute noch gängige Cinch befand, ist das RC 200 erfreulicherweise mit beiden Varianten ausgestattet. Klanglich ist es, gerade auch am damaligen Standard gemessen, ordentlich. Kommt selbstverständlich nicht an ein Revox oder Nakamichi ran, die sich ja durchweg in der Ober- und Spitzenklasse tummeln, aber zur Oberen Mittelklasse reicht’s.
Die Überholung war nicht ganz billig, da erwartungsgemäß das volle Programm abgefahren werden musste und diverse Verschmutzungen durch einen aufgelösten Antriebsriemen zu beseitigen waren, aber ich habe große Freude dran, dass die alte Freundschaft nun wieder läuft, im wahrsten Sinne des Wortes.
P.S. Und was wurde aus dem Denon? Das habe ich leider voll funktionsfähig weggegeben, als ich meine B&O-Anlage anschaffte. Shit happens!
5. Der Kopfhörer (Grado SR125X). Wer so viele Töne erzeugen lässt, möchte sie natürlich auch wahrnehmen. Hier habe ich mich vorerst ausschließlich für die Variante Kopfhörer entschieden, da sie mich gegenüber Lautsprechern in dem von mir bewohnten Mehrparteienhaus zeitlich unabhängig macht. Das ist für Leute mit einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Zwar besitze ich bereits ein schönes Teil von Beyerdynamic, dessen verschlissene Ohrpolster jedoch ersetzt werden sollten. Zufällig stieß ich in einem Schaufenster in Bremen auf die interessante Firma Grado. Ein seit Generationen in Familienbesitz befindlicher Betrieb in Brooklyn, NYC, wo in Handarbeit hochwertige Kopfhörer und Tonabnehmer produziert werden, klingt gut, oder? Nach längerer Planung traf ich mich jetzt mit einem Freud vor Ort, leider nur Bremen, nicht New York, zum Probehören. Drei Modelle hatte ich mir ausgeguckt, dazu verschiedene Musik ausgewählt, von Metal bis Pink Floyd, Punk und Oi! fiel wegen dem üblichen Schrummelfaktor für den Hörtest weg. Erstaunlicherweise schnitt dabei nach übereinstimmender Meinung nicht das teuerste, sondern das mittlere Modell am besten ab. Und der Klang ist somit nicht nur besser als beim fünfzehn Jahre alten Beyerdynamic, sondern der neue Kopfhörer war sogar noch billiger als jener damals. Tolle Sache!
P.S. Der alte Hörer wird jedoch beizeiten instand gesetzt, denn neue Ohrpolster sind auf der Homepage der Firma für unter dreißig Euro bestellbar! So geht’s also auch, im Gegensatz zu den Ärschen von B&O!
6. Was fehlt? Richtig, nicht nur die Lautsprecher, sondern auch ein CD-Player! Dabei steht man vor dem Problem, dass es bei den üblichen Ketten nur noch Blu-ray- und DVD-Player gibt, die meist nicht mal mehr über analoge Tonausgänge verfügen und oft auch über kein Display. Somit entpuppen sie sich im Kontext einer analogen Hifi-Anlage als völlig unbrauchbar. Außerdem ist die Wiedergabequalität dieser Multinormgeräte deutlich schlechter als die echter CD-Player. Also bleibt leider wieder nur der Gang zum High End-Studio. Das Einstiegsmodell des britischen Hersteller NAD habe ich bereits im Auge, noch mehr als die 400 € würde ich für so ein Gerät nicht ausgeben wollen, da CD für mich schlicht nachrangige Priorität gegenüber Vinyl und Audiokassette hat. Momentan bin ich jedoch pleite, kein Wunder bei all den Ausgaben, und muss erst mal sparen. Aber vielleicht habe ich ja ganz viel Glück und es wird zwischenzeitlich was brauchbares im Sozialkaufhaus angespült.
rc 200.jpg
rc 200.jpg (112.45 KiB) 193 mal betrachtet
Grado SR125X.jpg
Grado SR125X.jpg (105.21 KiB) 193 mal betrachtet
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Antworten