Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Moderator: jogiwan
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
8. & 15.11.24 Unser Lieben Frauen Kirche
Wenn am Freitag Zeit und Muße am späten Nachmittag sind, gehe ich gerne in Begleitung zum Wochenausklang zu einer halben Stunden live Georgele in einer hübschen Kirche. In Bremens Innenstadt liegt Unser Lieben Frauen, mit einer schönen großen Orgel. Gebaut 1953 vom umtriebigen Paul Ott. Meist an den Tasten und Pedalen Hilger Kespohl, seit Beginn der Reihe (2003) künstlerischer Leiter. Und seitdem wird versucht, das wirklich wöchentlich durchzuziehen, was bis auf Corona und ein paar anderen Konzerten so auch geklappt hat, wir waren jetzt bei Folge 1021 und 1022.
Ich finde es spannend, dass er nicht nur erwartbare Klassiker spielt, sondern aus einem Fundus aus 5 Jhd sich bedient.
Am 8. gab es was von Clerambault, mir völlig unbekannt, das war richtig verspielter Kram, der mich ins Renaissance-Frankreich zurück versetzte, an den Höfen, wo stark gepudert getanzt und gelebt wurde. Ganz witzig.
Dann gab es Edward Elgars Vesper Voluntaries, dass war, wie man sich klassisches Orgelspiel vorstellt: Viele tiefe laute Töne und Gebrumme, leichte hohe Melodien. Durch viele abwechslungsreiche Parts in laut leise Abwechselung hatte das etwas von einem Filmsoundtrack, gefiel mir gut.
Dann Max Reger, den kannte ich immerhin. Zu seiner Zeit ein Star, der stark polarisierte. Die konservativen und nationalen Kräfte fanden ihn degeneriert, er begegnete ihnen mit der Tonfolge A-F-F-E. Guter Mann also. Für Orgelkomposition relativ aktuell, die hier gespielte zweite Sonate schrieb er 1901.
Und das war wild. Ging ins atonale, haut auf den Putz und da wurde wohl richtig an dem großen Instrument gearbeitet. Das hat mich mal so richtig mitgerissen und gen Ende sprachlos gemacht. So dass wir erst noch ein bisschen durch die mit Kerzen (nicht nur) beleuchtete Kirche wandelten.
Am 15. wurde er klassischer: begonnen wurde mit einer Bach Fantasie, mit Melodie die man so kennt, wohl auch in Filmen gerne benutzt. Sehr schön, ab und an ins dramatische abgleitend, doch auch immer wieder Helles dabei.
Dann gab es vier Lieder von Brahms, das sind so Sachen , die an meisten an Gottesdienst erinnnern, und halt nicht so mein Ding. Zu sanft, keine Reibung, kein großer Moment. Ich werde wohl kein Brahms-Hool mehr.
Dafür nochmal Bach mit Präludium und Fuge zum Abschluss, und das ist ja so der richtige Tobak, der einen zum Orgelfreund machen kann. Da könnte auch ein Mad Scientist sitzen, der sich über den Erfolg der ersten Schritte zur Weltherrschaft erfreut (bevor der Held, der zuhört, wieder alles zunichte macht....), kleine Melodiefetzen in Variationen und nie langweilig. Super.
Dazu gibt es für uns immer noch einen entspannten Bummel, im Winter im Dunkeln um 17:30 natürlich stimmig.
Klar, als eher unreligiöser Mensch und Gegner der Kirche weiß ich ob der Paradoxie, mich mit christlich spiritueller Musik zu beschäftigen, bzw mir diese in einer Kirche rein zu ziehen. Aber nun gut...
Wenn am Freitag Zeit und Muße am späten Nachmittag sind, gehe ich gerne in Begleitung zum Wochenausklang zu einer halben Stunden live Georgele in einer hübschen Kirche. In Bremens Innenstadt liegt Unser Lieben Frauen, mit einer schönen großen Orgel. Gebaut 1953 vom umtriebigen Paul Ott. Meist an den Tasten und Pedalen Hilger Kespohl, seit Beginn der Reihe (2003) künstlerischer Leiter. Und seitdem wird versucht, das wirklich wöchentlich durchzuziehen, was bis auf Corona und ein paar anderen Konzerten so auch geklappt hat, wir waren jetzt bei Folge 1021 und 1022.
Ich finde es spannend, dass er nicht nur erwartbare Klassiker spielt, sondern aus einem Fundus aus 5 Jhd sich bedient.
Am 8. gab es was von Clerambault, mir völlig unbekannt, das war richtig verspielter Kram, der mich ins Renaissance-Frankreich zurück versetzte, an den Höfen, wo stark gepudert getanzt und gelebt wurde. Ganz witzig.
Dann gab es Edward Elgars Vesper Voluntaries, dass war, wie man sich klassisches Orgelspiel vorstellt: Viele tiefe laute Töne und Gebrumme, leichte hohe Melodien. Durch viele abwechslungsreiche Parts in laut leise Abwechselung hatte das etwas von einem Filmsoundtrack, gefiel mir gut.
Dann Max Reger, den kannte ich immerhin. Zu seiner Zeit ein Star, der stark polarisierte. Die konservativen und nationalen Kräfte fanden ihn degeneriert, er begegnete ihnen mit der Tonfolge A-F-F-E. Guter Mann also. Für Orgelkomposition relativ aktuell, die hier gespielte zweite Sonate schrieb er 1901.
Und das war wild. Ging ins atonale, haut auf den Putz und da wurde wohl richtig an dem großen Instrument gearbeitet. Das hat mich mal so richtig mitgerissen und gen Ende sprachlos gemacht. So dass wir erst noch ein bisschen durch die mit Kerzen (nicht nur) beleuchtete Kirche wandelten.
Am 15. wurde er klassischer: begonnen wurde mit einer Bach Fantasie, mit Melodie die man so kennt, wohl auch in Filmen gerne benutzt. Sehr schön, ab und an ins dramatische abgleitend, doch auch immer wieder Helles dabei.
Dann gab es vier Lieder von Brahms, das sind so Sachen , die an meisten an Gottesdienst erinnnern, und halt nicht so mein Ding. Zu sanft, keine Reibung, kein großer Moment. Ich werde wohl kein Brahms-Hool mehr.
Dafür nochmal Bach mit Präludium und Fuge zum Abschluss, und das ist ja so der richtige Tobak, der einen zum Orgelfreund machen kann. Da könnte auch ein Mad Scientist sitzen, der sich über den Erfolg der ersten Schritte zur Weltherrschaft erfreut (bevor der Held, der zuhört, wieder alles zunichte macht....), kleine Melodiefetzen in Variationen und nie langweilig. Super.
Dazu gibt es für uns immer noch einen entspannten Bummel, im Winter im Dunkeln um 17:30 natürlich stimmig.
Klar, als eher unreligiöser Mensch und Gegner der Kirche weiß ich ob der Paradoxie, mich mit christlich spiritueller Musik zu beschäftigen, bzw mir diese in einer Kirche rein zu ziehen. Aber nun gut...
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
16.11.2024, Fanräume, Hamburg:
HARBOUR REBELS + KOMMANDO MARLIES + BRUTAL BESOFFEN + BULLSHIT BOY
Dieses Konzert kam für mich genau zur rechten Zeit, denn gerade nach all den schlechten politischen Nachrichten in letzter Zeit stand mir (ungeachtet der Lobusch-Sause vor zwei Wochen) schon wieder verstärkt der Sinn nach einem D.I.Y.-Punk-Konzert im überschaubaren Rahmen mit Bands, die ich kenne und mag (zumal ich ewig nicht mehr in den Fanräumen des FC St. Pauli gewesen war). Vermutlich eine Mischung aus Psychohygiene, Selbstvergewisserung und nicht zuletzt natürlich dem Spaß an der Sache.
Zuvor ging’s aber noch zur schönsten Nebensache, denn Länderspielhause hin oder her: Der Hamburger Oberligist AFC kickte gegen den ETSV und sackte einen 3:1-Heimsieg ein, während ich mir Pils und Glühwein bei mittlerweile recht kühlen Novembertemperaturen munden ließ. Immer ‘ne schöne Ablenkung von der Gesamtscheiße. Zwischen 12 und 20 Talern konnte man sich dann in den Fanräumen selbst aussuchen, wie viel man an Eintritt zahlen wollte, und BULLSHIT BOY machten den Anfang. Mit denen hatten wir vor ein paar Monaten im Indra die Bühne geteilt, damals jedoch krankheitsbedingt vom Trio zum Duo zusammengeschrumpft (BULLSHIT BOY, nicht wir). Nun also mal in vollzähliger Besetzung, und das lohnte sich! Die Tieftönerin, die im Indra nicht hatte dabei sein können, zockte klasse Bassfiguren, während die Band zunächst ohne viele Ansagen recht geradlinig durchzog – beginnend mit einem Surf-Instrumental über BLONDIEs „One Way Or Another“ und eigene mal deutsch-, mal englischsprachige Stücke, stilistisch grob Richtung klassischer Punkrock mit Garage- und Pop-Anleihen. Zwischendurch überreichte Sängerin Sabine dem Konzertorganisator Micha ein Geburtstagsgeschenk, denn er wurde just an diesem Tag ein Jahr älter. Doch Sabine wurde auch selbst beschenkt: Nach dem Lied über den eklatanten Mandelhörnchenmangel auf Helgoland bekam sie ein solches Süßgebäck gereicht. Die noch junge, aber mit erfahrenen Mitgliedern von EMILS und GOTTKAISER besetzte Band hatte die Bühne bewusst kitschig mit Flamingos, aber auch bunten Aufblasbällen dekoriert, wobei letztere während des Gigs munter durch die Gegend gekickt wurden und mitunter auf den Instrumenten landeten. „Bodies“ (SEX PISTOLS) und „Identity“ (X-RAY SPEX) gab’s als Zugaben, wobei „Identity“ auch ohne Saxophon überraschend gut funktionierte. Bereits zuvor spielte man mit „Erschießen“ ein IDEAL-Cover. Machte Laune, zumal insbesondere Sabine die Spielfreude anzusehen war und sie in der zweiten Hälfte des Sets zunehmend mit dem Publikum kommunizierte. Schade nur, dass ihr Gesang fast den gesamten Gig über zu leise war, um etwas mehr von den Texten zu verstehen.
Die zweite Band mit B-Alliteration folgte auf dem Fuße: BRUTAL BESOFFEN aus Berlin ließen ein Intro vom Band abspielen, eine Art Hörspiel mit konkretem Bezug auf diesen Konzertabend, und sprudelten anschließend vor Energie regelrecht über. Der Bandname ist augenzwinkernd zu verstehen, denn ihr Sound hat nichts mit Uffta-Stumpfpunk zu tun, sondern ist eher in der Skate-/MelodiCore-Ecke zu verordnen, allerdings mit deutschen Texten. Zwischen Melodien, Geschwindigkeit und Chöre mischten sich eine aufmerken lassende, satte Leadgitarre, die mittels eines überdimensionalen Effektboards ihren Klang immer wieder changierte, superversiertes Drumming und ganz viel Gesabbel zwischen den Songs, denn die Berliner geben sich als eine Mischung aus Entertainer und Clowns, jedoch offenbar ohne, dass es sich um reinen Funpunk handeln würde. Mir war’s etwas zu viel des Schabernacks, aber vor der Bühne war nun bisschen was los. Die Band dankte es, indem sie FaKo (Fanta-Korn, auch bekannt als KGB: Korn/Gelbe Brause) ausschenkte. Der Sänger/Bassist wiederum hatte ‘nen Cognac-Schwenker (oder so) dabei, aus dem er Weißwein (oder so) nippte. Der zweite Gitarrist sprang schon mal ins Publikum und tanzte mit. Eine Ansage gab’s auf Bayrisch, einen ganzen Song wiederum fürs Geburtstagskind, nämlich ‘ne Ska-Punk-Nummer, in die sein Name integriert wurde, und als letzte Nummer wurde das Raining-Blood-Intro von SLAYER gecovert. Nicht 100%ig meins, aber in jedem Falle unterhaltsam!
KOMMANDO MARLIES um Rheinland-/Ruhrpott-Band-Tausendsassa Uwe Umbruch hatten mir seinerzeit im Menschenzoo mit ihrem deutschsprachigen Melodic-Punkrock sehr zugesagt; umso enttäuschter war ich, als sich die Band recht bald schon wieder aufgelöst hatte. Entsprechend groß war meine Freude, als sie in runderneuerter Besetzung und um eine Orgel erweitert wieder zurückkam! Vor ein paar Tagen ist ‘ne neue EP erschienen, die ich zusammen mit dem Album gleich mal eingesackt habe. Während des Soundchecks gab’s ‘nen kleinen Jägermeister-Umtrunk mit Micha und ein Geburtstagsständchen. Ein kurzes Intro aus der Konserve eröffnete den eigentlichen Gig, der mit „Mädchen aus Greifswald“ und „Tommy“ meine Lieblingsstücke ebenso enthielt wie Songs der neuen EP und bekannte Stücke wie „Eskalation ja klar“, das eingedeutschte RUTS-Cover „Computer sagt nein“, „Außer Kontrolle“, „Ein bisschen Liebe“ usw. Die Orgel steuerte ‘ne schöne weitere Klangfarbe bei, lediglich die Monitore zickten rum und behinderten anfänglich den Spielfluss etwas. Nachdem Uwe kurz die Bühne verlassen hatte, um seinen Kapodaster zu suchen (den er in der Hosentasche hatte…), spielte man mit „D-Beat Boys Don’t Cry“ sogar einen noch unveröffentlichten Song, der die berühmte THE-CURE-Melodie aufgriff. Ein wunderbarer Gig, bei dem ich gern noch ‘ne Zugabe mitgenommen hätte.
Die Lokalhelden HARBOUR REBELS verheißen live immer eine gute Party, denn da folgt ein eingängiger Singalong auf den nächsten – so natürlich auch an diesem Abend. Drummer Chris spielt dazu ‘nen astreinen Pogobeat, der sofort ins Bein geht, und der (zumindest in den vorderen Reihen) schlagzeuglastige Sound an diesem Abend trug sein Übriges dazu bei. Über die Band hab‘ ich ja nun schon öfter geschrieben, deshalb ohne jetzt in epische Ausmaße zu verfallen: Gewohnt tolle Show, bei der Sängerin Jule im Mittelpunkt steht (und dann und wann die Orgel bedient – schon die zweite beorgelte Band an diesem Abend). Deutschsprachige Stücke geben sich mit englischen die Klinke in die Hand, das Fundament ist weitestgehend schnörkelloser Oi!-Punk mit klar antifaschistischer Attitüde. Und während ich so vor mich hin tanzte und das drölfte Bierchen kippte, vergaß ich doch glatt, ein paar Fotos zu schießen. Sorry!
Obwohl mal wieder ‘ne Menge gleichzeitig los war – etliche besuchten beispielsweise lieber das FAHNENFLUCHT-Konzert im Monkeys und aus meinem engeren Freundes- und Bekanntenkreis war tatsächlich niemand da –, waren die Fanräume gut besucht und gab’s nicht viel zu meckern. Sogar ein Budget-Pils für lediglich 2,- EUR hielt das Tresenteam, das schwer auf Zack war, im Kühlschrank vor. Und mit dem unmittelbar vor den Türen stattfindenden Dom (Hamburger Kirmes der eigentlich nervigen Sorte) hatte man auch ‘ne imposante Lightshow in den Frischluftpausen… Danke ans Veranstaltungsteam und die Bands für diesen gelungenen Abend!
Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/16-11-20 ... lshit-boy/
HARBOUR REBELS + KOMMANDO MARLIES + BRUTAL BESOFFEN + BULLSHIT BOY
Dieses Konzert kam für mich genau zur rechten Zeit, denn gerade nach all den schlechten politischen Nachrichten in letzter Zeit stand mir (ungeachtet der Lobusch-Sause vor zwei Wochen) schon wieder verstärkt der Sinn nach einem D.I.Y.-Punk-Konzert im überschaubaren Rahmen mit Bands, die ich kenne und mag (zumal ich ewig nicht mehr in den Fanräumen des FC St. Pauli gewesen war). Vermutlich eine Mischung aus Psychohygiene, Selbstvergewisserung und nicht zuletzt natürlich dem Spaß an der Sache.
Zuvor ging’s aber noch zur schönsten Nebensache, denn Länderspielhause hin oder her: Der Hamburger Oberligist AFC kickte gegen den ETSV und sackte einen 3:1-Heimsieg ein, während ich mir Pils und Glühwein bei mittlerweile recht kühlen Novembertemperaturen munden ließ. Immer ‘ne schöne Ablenkung von der Gesamtscheiße. Zwischen 12 und 20 Talern konnte man sich dann in den Fanräumen selbst aussuchen, wie viel man an Eintritt zahlen wollte, und BULLSHIT BOY machten den Anfang. Mit denen hatten wir vor ein paar Monaten im Indra die Bühne geteilt, damals jedoch krankheitsbedingt vom Trio zum Duo zusammengeschrumpft (BULLSHIT BOY, nicht wir). Nun also mal in vollzähliger Besetzung, und das lohnte sich! Die Tieftönerin, die im Indra nicht hatte dabei sein können, zockte klasse Bassfiguren, während die Band zunächst ohne viele Ansagen recht geradlinig durchzog – beginnend mit einem Surf-Instrumental über BLONDIEs „One Way Or Another“ und eigene mal deutsch-, mal englischsprachige Stücke, stilistisch grob Richtung klassischer Punkrock mit Garage- und Pop-Anleihen. Zwischendurch überreichte Sängerin Sabine dem Konzertorganisator Micha ein Geburtstagsgeschenk, denn er wurde just an diesem Tag ein Jahr älter. Doch Sabine wurde auch selbst beschenkt: Nach dem Lied über den eklatanten Mandelhörnchenmangel auf Helgoland bekam sie ein solches Süßgebäck gereicht. Die noch junge, aber mit erfahrenen Mitgliedern von EMILS und GOTTKAISER besetzte Band hatte die Bühne bewusst kitschig mit Flamingos, aber auch bunten Aufblasbällen dekoriert, wobei letztere während des Gigs munter durch die Gegend gekickt wurden und mitunter auf den Instrumenten landeten. „Bodies“ (SEX PISTOLS) und „Identity“ (X-RAY SPEX) gab’s als Zugaben, wobei „Identity“ auch ohne Saxophon überraschend gut funktionierte. Bereits zuvor spielte man mit „Erschießen“ ein IDEAL-Cover. Machte Laune, zumal insbesondere Sabine die Spielfreude anzusehen war und sie in der zweiten Hälfte des Sets zunehmend mit dem Publikum kommunizierte. Schade nur, dass ihr Gesang fast den gesamten Gig über zu leise war, um etwas mehr von den Texten zu verstehen.
Die zweite Band mit B-Alliteration folgte auf dem Fuße: BRUTAL BESOFFEN aus Berlin ließen ein Intro vom Band abspielen, eine Art Hörspiel mit konkretem Bezug auf diesen Konzertabend, und sprudelten anschließend vor Energie regelrecht über. Der Bandname ist augenzwinkernd zu verstehen, denn ihr Sound hat nichts mit Uffta-Stumpfpunk zu tun, sondern ist eher in der Skate-/MelodiCore-Ecke zu verordnen, allerdings mit deutschen Texten. Zwischen Melodien, Geschwindigkeit und Chöre mischten sich eine aufmerken lassende, satte Leadgitarre, die mittels eines überdimensionalen Effektboards ihren Klang immer wieder changierte, superversiertes Drumming und ganz viel Gesabbel zwischen den Songs, denn die Berliner geben sich als eine Mischung aus Entertainer und Clowns, jedoch offenbar ohne, dass es sich um reinen Funpunk handeln würde. Mir war’s etwas zu viel des Schabernacks, aber vor der Bühne war nun bisschen was los. Die Band dankte es, indem sie FaKo (Fanta-Korn, auch bekannt als KGB: Korn/Gelbe Brause) ausschenkte. Der Sänger/Bassist wiederum hatte ‘nen Cognac-Schwenker (oder so) dabei, aus dem er Weißwein (oder so) nippte. Der zweite Gitarrist sprang schon mal ins Publikum und tanzte mit. Eine Ansage gab’s auf Bayrisch, einen ganzen Song wiederum fürs Geburtstagskind, nämlich ‘ne Ska-Punk-Nummer, in die sein Name integriert wurde, und als letzte Nummer wurde das Raining-Blood-Intro von SLAYER gecovert. Nicht 100%ig meins, aber in jedem Falle unterhaltsam!
KOMMANDO MARLIES um Rheinland-/Ruhrpott-Band-Tausendsassa Uwe Umbruch hatten mir seinerzeit im Menschenzoo mit ihrem deutschsprachigen Melodic-Punkrock sehr zugesagt; umso enttäuschter war ich, als sich die Band recht bald schon wieder aufgelöst hatte. Entsprechend groß war meine Freude, als sie in runderneuerter Besetzung und um eine Orgel erweitert wieder zurückkam! Vor ein paar Tagen ist ‘ne neue EP erschienen, die ich zusammen mit dem Album gleich mal eingesackt habe. Während des Soundchecks gab’s ‘nen kleinen Jägermeister-Umtrunk mit Micha und ein Geburtstagsständchen. Ein kurzes Intro aus der Konserve eröffnete den eigentlichen Gig, der mit „Mädchen aus Greifswald“ und „Tommy“ meine Lieblingsstücke ebenso enthielt wie Songs der neuen EP und bekannte Stücke wie „Eskalation ja klar“, das eingedeutschte RUTS-Cover „Computer sagt nein“, „Außer Kontrolle“, „Ein bisschen Liebe“ usw. Die Orgel steuerte ‘ne schöne weitere Klangfarbe bei, lediglich die Monitore zickten rum und behinderten anfänglich den Spielfluss etwas. Nachdem Uwe kurz die Bühne verlassen hatte, um seinen Kapodaster zu suchen (den er in der Hosentasche hatte…), spielte man mit „D-Beat Boys Don’t Cry“ sogar einen noch unveröffentlichten Song, der die berühmte THE-CURE-Melodie aufgriff. Ein wunderbarer Gig, bei dem ich gern noch ‘ne Zugabe mitgenommen hätte.
Die Lokalhelden HARBOUR REBELS verheißen live immer eine gute Party, denn da folgt ein eingängiger Singalong auf den nächsten – so natürlich auch an diesem Abend. Drummer Chris spielt dazu ‘nen astreinen Pogobeat, der sofort ins Bein geht, und der (zumindest in den vorderen Reihen) schlagzeuglastige Sound an diesem Abend trug sein Übriges dazu bei. Über die Band hab‘ ich ja nun schon öfter geschrieben, deshalb ohne jetzt in epische Ausmaße zu verfallen: Gewohnt tolle Show, bei der Sängerin Jule im Mittelpunkt steht (und dann und wann die Orgel bedient – schon die zweite beorgelte Band an diesem Abend). Deutschsprachige Stücke geben sich mit englischen die Klinke in die Hand, das Fundament ist weitestgehend schnörkelloser Oi!-Punk mit klar antifaschistischer Attitüde. Und während ich so vor mich hin tanzte und das drölfte Bierchen kippte, vergaß ich doch glatt, ein paar Fotos zu schießen. Sorry!
Obwohl mal wieder ‘ne Menge gleichzeitig los war – etliche besuchten beispielsweise lieber das FAHNENFLUCHT-Konzert im Monkeys und aus meinem engeren Freundes- und Bekanntenkreis war tatsächlich niemand da –, waren die Fanräume gut besucht und gab’s nicht viel zu meckern. Sogar ein Budget-Pils für lediglich 2,- EUR hielt das Tresenteam, das schwer auf Zack war, im Kühlschrank vor. Und mit dem unmittelbar vor den Türen stattfindenden Dom (Hamburger Kirmes der eigentlich nervigen Sorte) hatte man auch ‘ne imposante Lightshow in den Frischluftpausen… Danke ans Veranstaltungsteam und die Bands für diesen gelungenen Abend!
Reich bebildert auch hier:
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- fritzcarraldo
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Billy Zach
7.12.24 . 8.00 Uhr.
Post Punk/ Noise Rock aus Hamburch.
Wieder einmal mit organisiert vom Arkschi Tausendsassa.
Gestern. Einfach mal raus. Bier trinken. Kino? Nee. Kino mit Mucke (tatsächlich im City 46. Doku Reihe. Mit DEAD MOON)? Nee.
Helga. Band aus Hamburg. Laut. Jawoll.
Nur war da leider wenig los. Diese Band hätte schon mehr Publikum verdient und hat es wohl auch in HH. Sehr nette Leute.
Angetreten mit Drummer, Bassistin, und zwei Gitarristen hauten alle ins volle und ließen die "HELGA" doch ein wenig erbeben. Die beiden Gitarristen und die Bassistin waren dann auch für den Gesang zuständig.
Da hatte ich natürlich schon längst mein Bier und so war alles gut. Tolle Band.
Helga Kneipe Bremen Walle.7.12.24 . 8.00 Uhr.
Post Punk/ Noise Rock aus Hamburch.
Wieder einmal mit organisiert vom Arkschi Tausendsassa.
Gestern. Einfach mal raus. Bier trinken. Kino? Nee. Kino mit Mucke (tatsächlich im City 46. Doku Reihe. Mit DEAD MOON)? Nee.
Helga. Band aus Hamburg. Laut. Jawoll.
Nur war da leider wenig los. Diese Band hätte schon mehr Publikum verdient und hat es wohl auch in HH. Sehr nette Leute.
Angetreten mit Drummer, Bassistin, und zwei Gitarristen hauten alle ins volle und ließen die "HELGA" doch ein wenig erbeben. Die beiden Gitarristen und die Bassistin waren dann auch für den Gesang zuständig.
Da hatte ich natürlich schon längst mein Bier und so war alles gut. Tolle Band.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
14.12.2024, Indra Musikclub, Hamburg:
COCKHEADS + SMALL TOWN RIOT (und ein bisschen BOLANOW BRAWL)
Mein BOLANOW-BRAWL-Bandkollege Christian wurde 40 und hat die beste Freundin, die er sich nur wünschen kann, organisierte sie doch eine superfette Überraschungsparty für ihn. Sein gesamter, nicht gerade kleiner Freundeskreis war eingeweiht; nur er ahnte von nichts, denn alle hielten dicht. Im eigens angemieteten Indra sollten THE SPARTANICS aus Leipzig und SMALL TOWN RIOT auftreten und wir – inklusive Christian – in neuer Besetzung für zumindest drei Songs erstmals auf der Bühne stehen. Es gab Freigetränke und ein von Sandys und Christians Eltern zubereitetes kaltes Buffet, Luftballons, lustige Fotos Christians, die überall ausgehängt wurden, und eine von unserem ehemaligen Bassisten Keith zusammengestellte, ultralange Playlist (in Ermangelung eines DJs, der ursprünglich auch vorgesehen war). Ein Riesenaufwand für Sandy & Co., der es aber tatsächlich gelang, bis zum Schluss alles geheimzuhalten und sogar Christians Klampfe samt Effektpedalen heimlich ins Indra zu schmuggeln. Erst als er unter einem Vorwand gegen 20:30 Uhr mit sanftem Druck ins Indra geschubst wurde, realisierte er langsam, dass dort eine Party zu seinen Ehren stattfand. Und dass er gleich mit auf die Bühne musste…
Nach mehreren Besetzungswechseln sind wir mit BOLANOW BRAWL nun endlich wieder livefähig. Unser Kurzauftritt wurde die Livepremiere unseres neuen Bassers Urko und unseres noch neueren Leadgitarristen Jogi (nein, liebe Delirierende, nicht der!), wenn auch in geschlossener Gesellschaft. Obwohl sich Christian nicht hatte am Soundcheck beteiligen können, ist es Tonchef Andy gelungen, uns einen amtlichen Sound zurechtzuregeln, und so erklangen nach einer Ewigkeit mal wieder „Tattooed Like Me“, „Two Day Session“ und „Red Lips“ von der Bühne, jeweils eingeleitet von Anekdoten Christians zur Entstehung der Songs. Irgendjemand, dem unsere Antlitze offenbar missfielen, bekam jedoch Zugriff auf die Nebelmaschine und nebelte uns derart ein, dass ich aufpassen musste, wo ich hintrat. Keith, der die Texte zu den beiden letztgenannten Nummern verfasst hatte, sang den Schlusschor bei „Red Lips“ mit, die versammelte Geburtstagsmeute jubelte und applaudierte und Urko + Jogi bewährten sich während ihrer Feuertaufe beanstandungslos. Mit Ole, Keith und Stulle waren alle ehemaligen Bandmitglieder im Publikum. Wat willste mehr? Hat viel Spaß gemacht, wir sind wieder angefixt!
Als nach nur kurzer Umbaupause die Streetpunk’n’Roller SMALL TOWN RIOT die Bühne betraten, musste Andy als zweiter Gitarrist der Band selbst ran, weshalb Bommy von den STUMBLING BOI!S das Mischpult übernahm. SMALL TOWN RIOT, eine alte Lieblingsband Christians (und meiner Wenigkeit), macht sich schon lange rar und spielt nur noch alle Jubeljahre mal zu ausgewählten Anlässen, ohne neue Songs zu komponieren oder gar Platten herauszubringen. Einer der Gründe sind familiäre Verpflichtungen der Bandmitglieder, weshalb bereits die Zeit für gemeinsame Proben schwierig zu finden ist – so auch im Vorfeld dieses Auftritts. Umso schöner, dass es trotzdem geklappt hat! Noch am selben Tag wurde gemeinsam ‘ne Handvoll Songs geprobt, anschließend ging’s ins Indra. Elf Songs gab man zum Besten, darunter unwiderstehliche Ohrwürmer wie der Opener „Addicted to Authority“, „Working Class Family“ und „Cheers & Goodbye“, Nachdenkliches wie „Living Hell“ und „Cemetery Hall“, Romantisches wie die „Love Song Trilogy“ oder „It’s True“ und Partykracher wie „Suicidal Lifestyle“ und „Timmy“. Trotz Fluppe im Mundwinkel und Bierkanne am Hals ist Leadsänger Norman nach wie vor bestens bei Stimme, gerade auch in den höheren Registern, und die Melodien sitzen wie ‘ne Eins. Lehmann trommelt sich lässig durchs Set, Timo ist als zweiter Sänger für die rauere Stimmlage zuständig und zockt den Bass dazu, während Andy per zweiter Klampfe für einen schön satten Sound sorgt und sich an den melodischen Backgroundchören beteiligt. Bis auf den Umstand, dass die „Jungs“ (von Andy abgesehen) etwas älter als in ihrer Blütezeit aussahen und Norman sein Haupthaar wallen ließ, statt es streng zurückzukämmen, war es überwiegend so, wie man die Band in Erinnerung hatte – verlernt wurde da jedenfalls nix und wenn hier und da mal ein bisschen Routine flötengeht, macht’s das nur charmanter. Für ‘ne Zugabe fehlte dann aber doch die Kondition. Macht nichts, soll ja nicht in Arbeit ausarten!
Apropos Puste: Bei einem der Luftballons handelte es sich um ein überlebensgroßes Bierglas, das sich stets aufrechthielt und dazu neigte, ein Stück über dem Fußboden zu schweben. Das Teil bot einen echten Mehrwert an Spaß, eignete es sich doch als Tanzpartner ebenso wie für alberne Fotos und landete immer wieder auf der Bühne, wo es sich zwischen der Band gemütlich machte. Konzerte ab sofort bitte nie mehr ohne!
Die Streetpunks SPARTANICS hatten leider krankheitsbedingt kurzfristig absagen müssen, zwei Drittel des Trios reisten als minimalistisch auftretende COCKHEADS trotzdem an. Jene Zweitband der beiden kannte ich bis dato gar nicht, wodurch mir astreiner deutschsprachiger, schnörkelloser ’77-Punk mit Anleihen bei den SHOCKS und Konsorten entgangen war. Die oft hektischen, kurzen Songs kamen ohne Bass aus, dafür perfekt auf den Punkt, gingen gut ins Bein und waren ein erstklassiger Abschluss des Liveprogramms, der noch mal richtig Laune machte. Wer auf einen solchen Sound steht, sollte die unbedingt mal anchecken! Spätestens jetzt fiel auf, dass die Hamburger Trinker/Songwriter-Legende ANTOINE DE LA KACQUE, die eigentlich für wenigstens einen Song noch auf die Bühne hätte sollen, bisher sträflich vernachlässigt worden und mittlerweile gar nicht mehr zugegen war. Sorry!
Alles in allem eine unvergessliche Party, doch wer sich an alles erinnern kann, war nicht dabei… Danke an Sandy und ihre heldinnenhafte Organisation, an alle Helferinnen und Helfer, ans Indra-Team, an die Bands, an meine Liebste für die Schnappschüsse unseres Auftritts und speziell an Andy: Der gute Mann war mein Indra-Ansprechpartner im Vorfeld und kümmerte sich nicht nur um den Sound, sondern zockte zwischendurch noch ‘nen Gig, sorgte dafür, dass jedes Kabel richtig steckte, schraubte in aller Seelenruhe auf der Leiter an den P.A.-Boxen herum und behielt bei allem Trubel um ihn herum stets Überblick und Contenance.
Ey Christian, volle Punktzahl, gerne wieder!
Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/14-12-20 ... now-brawl/
COCKHEADS + SMALL TOWN RIOT (und ein bisschen BOLANOW BRAWL)
Mein BOLANOW-BRAWL-Bandkollege Christian wurde 40 und hat die beste Freundin, die er sich nur wünschen kann, organisierte sie doch eine superfette Überraschungsparty für ihn. Sein gesamter, nicht gerade kleiner Freundeskreis war eingeweiht; nur er ahnte von nichts, denn alle hielten dicht. Im eigens angemieteten Indra sollten THE SPARTANICS aus Leipzig und SMALL TOWN RIOT auftreten und wir – inklusive Christian – in neuer Besetzung für zumindest drei Songs erstmals auf der Bühne stehen. Es gab Freigetränke und ein von Sandys und Christians Eltern zubereitetes kaltes Buffet, Luftballons, lustige Fotos Christians, die überall ausgehängt wurden, und eine von unserem ehemaligen Bassisten Keith zusammengestellte, ultralange Playlist (in Ermangelung eines DJs, der ursprünglich auch vorgesehen war). Ein Riesenaufwand für Sandy & Co., der es aber tatsächlich gelang, bis zum Schluss alles geheimzuhalten und sogar Christians Klampfe samt Effektpedalen heimlich ins Indra zu schmuggeln. Erst als er unter einem Vorwand gegen 20:30 Uhr mit sanftem Druck ins Indra geschubst wurde, realisierte er langsam, dass dort eine Party zu seinen Ehren stattfand. Und dass er gleich mit auf die Bühne musste…
Nach mehreren Besetzungswechseln sind wir mit BOLANOW BRAWL nun endlich wieder livefähig. Unser Kurzauftritt wurde die Livepremiere unseres neuen Bassers Urko und unseres noch neueren Leadgitarristen Jogi (nein, liebe Delirierende, nicht der!), wenn auch in geschlossener Gesellschaft. Obwohl sich Christian nicht hatte am Soundcheck beteiligen können, ist es Tonchef Andy gelungen, uns einen amtlichen Sound zurechtzuregeln, und so erklangen nach einer Ewigkeit mal wieder „Tattooed Like Me“, „Two Day Session“ und „Red Lips“ von der Bühne, jeweils eingeleitet von Anekdoten Christians zur Entstehung der Songs. Irgendjemand, dem unsere Antlitze offenbar missfielen, bekam jedoch Zugriff auf die Nebelmaschine und nebelte uns derart ein, dass ich aufpassen musste, wo ich hintrat. Keith, der die Texte zu den beiden letztgenannten Nummern verfasst hatte, sang den Schlusschor bei „Red Lips“ mit, die versammelte Geburtstagsmeute jubelte und applaudierte und Urko + Jogi bewährten sich während ihrer Feuertaufe beanstandungslos. Mit Ole, Keith und Stulle waren alle ehemaligen Bandmitglieder im Publikum. Wat willste mehr? Hat viel Spaß gemacht, wir sind wieder angefixt!
Als nach nur kurzer Umbaupause die Streetpunk’n’Roller SMALL TOWN RIOT die Bühne betraten, musste Andy als zweiter Gitarrist der Band selbst ran, weshalb Bommy von den STUMBLING BOI!S das Mischpult übernahm. SMALL TOWN RIOT, eine alte Lieblingsband Christians (und meiner Wenigkeit), macht sich schon lange rar und spielt nur noch alle Jubeljahre mal zu ausgewählten Anlässen, ohne neue Songs zu komponieren oder gar Platten herauszubringen. Einer der Gründe sind familiäre Verpflichtungen der Bandmitglieder, weshalb bereits die Zeit für gemeinsame Proben schwierig zu finden ist – so auch im Vorfeld dieses Auftritts. Umso schöner, dass es trotzdem geklappt hat! Noch am selben Tag wurde gemeinsam ‘ne Handvoll Songs geprobt, anschließend ging’s ins Indra. Elf Songs gab man zum Besten, darunter unwiderstehliche Ohrwürmer wie der Opener „Addicted to Authority“, „Working Class Family“ und „Cheers & Goodbye“, Nachdenkliches wie „Living Hell“ und „Cemetery Hall“, Romantisches wie die „Love Song Trilogy“ oder „It’s True“ und Partykracher wie „Suicidal Lifestyle“ und „Timmy“. Trotz Fluppe im Mundwinkel und Bierkanne am Hals ist Leadsänger Norman nach wie vor bestens bei Stimme, gerade auch in den höheren Registern, und die Melodien sitzen wie ‘ne Eins. Lehmann trommelt sich lässig durchs Set, Timo ist als zweiter Sänger für die rauere Stimmlage zuständig und zockt den Bass dazu, während Andy per zweiter Klampfe für einen schön satten Sound sorgt und sich an den melodischen Backgroundchören beteiligt. Bis auf den Umstand, dass die „Jungs“ (von Andy abgesehen) etwas älter als in ihrer Blütezeit aussahen und Norman sein Haupthaar wallen ließ, statt es streng zurückzukämmen, war es überwiegend so, wie man die Band in Erinnerung hatte – verlernt wurde da jedenfalls nix und wenn hier und da mal ein bisschen Routine flötengeht, macht’s das nur charmanter. Für ‘ne Zugabe fehlte dann aber doch die Kondition. Macht nichts, soll ja nicht in Arbeit ausarten!
Apropos Puste: Bei einem der Luftballons handelte es sich um ein überlebensgroßes Bierglas, das sich stets aufrechthielt und dazu neigte, ein Stück über dem Fußboden zu schweben. Das Teil bot einen echten Mehrwert an Spaß, eignete es sich doch als Tanzpartner ebenso wie für alberne Fotos und landete immer wieder auf der Bühne, wo es sich zwischen der Band gemütlich machte. Konzerte ab sofort bitte nie mehr ohne!
Die Streetpunks SPARTANICS hatten leider krankheitsbedingt kurzfristig absagen müssen, zwei Drittel des Trios reisten als minimalistisch auftretende COCKHEADS trotzdem an. Jene Zweitband der beiden kannte ich bis dato gar nicht, wodurch mir astreiner deutschsprachiger, schnörkelloser ’77-Punk mit Anleihen bei den SHOCKS und Konsorten entgangen war. Die oft hektischen, kurzen Songs kamen ohne Bass aus, dafür perfekt auf den Punkt, gingen gut ins Bein und waren ein erstklassiger Abschluss des Liveprogramms, der noch mal richtig Laune machte. Wer auf einen solchen Sound steht, sollte die unbedingt mal anchecken! Spätestens jetzt fiel auf, dass die Hamburger Trinker/Songwriter-Legende ANTOINE DE LA KACQUE, die eigentlich für wenigstens einen Song noch auf die Bühne hätte sollen, bisher sträflich vernachlässigt worden und mittlerweile gar nicht mehr zugegen war. Sorry!
Alles in allem eine unvergessliche Party, doch wer sich an alles erinnern kann, war nicht dabei… Danke an Sandy und ihre heldinnenhafte Organisation, an alle Helferinnen und Helfer, ans Indra-Team, an die Bands, an meine Liebste für die Schnappschüsse unseres Auftritts und speziell an Andy: Der gute Mann war mein Indra-Ansprechpartner im Vorfeld und kümmerte sich nicht nur um den Sound, sondern zockte zwischendurch noch ‘nen Gig, sorgte dafür, dass jedes Kabel richtig steckte, schraubte in aller Seelenruhe auf der Leiter an den P.A.-Boxen herum und behielt bei allem Trubel um ihn herum stets Überblick und Contenance.
Ey Christian, volle Punktzahl, gerne wieder!
Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/14-12-20 ... now-brawl/
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
14.12.24, 21 Uhr, Knust Hamburg
Two Rooms+EA80
Oder: wieder 20 sein
EA80 sind ja alle paar Jahre sparsam unterwegs, spielen meist in mittleren Läden für einen günstigen Preis und sind meist ausverkauft. So sicherte ich mir früh Tickets für das Knust. Ein Laden, von dem ich annahm, das ich dort noch nie drin war.
Um 20 Uhr sollte eigentlich Einlass sein, 20:15 war ich da. Auf dem kurzen Weg bekam ich schon mit, das st. Pauli noch spielte, ausgerechnet gegen Werder. Angekommen am Knust fiel mir wieder ein, dass das ja eine beliebte SCP Kneipe ist. War auch schön gemacht, mit drinnen und draußen gucken. Nur musste man sich als Konzertbesucher da so durchdrängeln, und da doch noch kein Einlass war und Kneipeausgang und Halleneingang direkt nebeneinander waren , war es da unschön eng. Mich schob es dankenswerterweise an den ebenfalls nahe gelegenen Tresen, und ich nutzte die Gunst, das dortige Hausbier zu testen. Und 15 Minuten Not gegen Elend in Sachen Fußball anzusehen.
Tür öffnete sich, es gab den nächsten Engpass, da direkt hinterm Einlass der Merchstand war, und es nicht nur die neue LP von EA80 vorab gab, sondern ja auch oft günstiges aus dem Hause. Ich schlich mich vorbei, und begutachtete den Laden. Gefiel mir gut. Eher klein, aber hoch und oben gab es dann auch noch eine Galerie mit Sitzmöglichkeiten, Garderobe und extra Bierverkauf. Aber auch mit Engpass: Aufgang direkt neben der Bühne. Aber es war ja noch Zeit, so holte ich mir doch noch die neue LP inklusive Auftragseinkäufe, und schlug mein Lager oben an einem Tisch mit Barhocker auf.
Irgendwann nach 21 ging es dann mit dem Support los: True moon. Aus Schweden. Gitarrenlastiger DARK Wave aus Schweden. Vier Leute, Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren, Gesang. Kein Keyboard. Knietief in der 80er Postpunk Variante. Chameleons, Mission, Joy Division, frühe Cure sind die Stichwörter. Der Gesang erinnerte mich an Katja Osvold, das war alles ganz gut, aber nicht besonders genug, um mich lang zu fesseln. So holte ich mir noch draußen eine Pommes und sah mir die Kneipe an, um dann das Ende von True moon wieder von oben zu sehen.
Kurze Umbaupause, dann EA80. Vier ganz in schwarz gekleidete alte Männer.
Und legen unheimlich los. Ganz neue und neuere Stücke, kaum zwei Minuten lang, kaum Pausen, hier und da ein Klassiker eingelegt. Das hatte richtig Druck und macht Laune. Der Sänger, scheint es, auch richtig gut drauf. Kurze humorvolle Ansage.
Ich selbst habe anscheinend nicht mehr das Energie Level. So musste ich mich zehn vor elf fragen, ob ich los stratze oder noch durchhalte. Merkte aber Müdigkeit und schaffte es so zum Zug. Mit verstreuten Werder Fans. Die zum Glück auch nicht mehr allzu laut waren und die verlängerten Aufenthalte für die obligatorischen Raucherhaltestellen- Pausen habe ich im Halbschlummer verpasst.
Wohl ebenso wie blutig gespielte Hände/ Gitarre. Und ein paar Klassiker. Tja, wieder 20 sein, alles scheiß egal. Oder Hotel.
Knust und EA80 empfehlenswert.
Two Rooms+EA80
Oder: wieder 20 sein
EA80 sind ja alle paar Jahre sparsam unterwegs, spielen meist in mittleren Läden für einen günstigen Preis und sind meist ausverkauft. So sicherte ich mir früh Tickets für das Knust. Ein Laden, von dem ich annahm, das ich dort noch nie drin war.
Um 20 Uhr sollte eigentlich Einlass sein, 20:15 war ich da. Auf dem kurzen Weg bekam ich schon mit, das st. Pauli noch spielte, ausgerechnet gegen Werder. Angekommen am Knust fiel mir wieder ein, dass das ja eine beliebte SCP Kneipe ist. War auch schön gemacht, mit drinnen und draußen gucken. Nur musste man sich als Konzertbesucher da so durchdrängeln, und da doch noch kein Einlass war und Kneipeausgang und Halleneingang direkt nebeneinander waren , war es da unschön eng. Mich schob es dankenswerterweise an den ebenfalls nahe gelegenen Tresen, und ich nutzte die Gunst, das dortige Hausbier zu testen. Und 15 Minuten Not gegen Elend in Sachen Fußball anzusehen.
Tür öffnete sich, es gab den nächsten Engpass, da direkt hinterm Einlass der Merchstand war, und es nicht nur die neue LP von EA80 vorab gab, sondern ja auch oft günstiges aus dem Hause. Ich schlich mich vorbei, und begutachtete den Laden. Gefiel mir gut. Eher klein, aber hoch und oben gab es dann auch noch eine Galerie mit Sitzmöglichkeiten, Garderobe und extra Bierverkauf. Aber auch mit Engpass: Aufgang direkt neben der Bühne. Aber es war ja noch Zeit, so holte ich mir doch noch die neue LP inklusive Auftragseinkäufe, und schlug mein Lager oben an einem Tisch mit Barhocker auf.
Irgendwann nach 21 ging es dann mit dem Support los: True moon. Aus Schweden. Gitarrenlastiger DARK Wave aus Schweden. Vier Leute, Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren, Gesang. Kein Keyboard. Knietief in der 80er Postpunk Variante. Chameleons, Mission, Joy Division, frühe Cure sind die Stichwörter. Der Gesang erinnerte mich an Katja Osvold, das war alles ganz gut, aber nicht besonders genug, um mich lang zu fesseln. So holte ich mir noch draußen eine Pommes und sah mir die Kneipe an, um dann das Ende von True moon wieder von oben zu sehen.
Kurze Umbaupause, dann EA80. Vier ganz in schwarz gekleidete alte Männer.
Und legen unheimlich los. Ganz neue und neuere Stücke, kaum zwei Minuten lang, kaum Pausen, hier und da ein Klassiker eingelegt. Das hatte richtig Druck und macht Laune. Der Sänger, scheint es, auch richtig gut drauf. Kurze humorvolle Ansage.
Ich selbst habe anscheinend nicht mehr das Energie Level. So musste ich mich zehn vor elf fragen, ob ich los stratze oder noch durchhalte. Merkte aber Müdigkeit und schaffte es so zum Zug. Mit verstreuten Werder Fans. Die zum Glück auch nicht mehr allzu laut waren und die verlängerten Aufenthalte für die obligatorischen Raucherhaltestellen- Pausen habe ich im Halbschlummer verpasst.
Wohl ebenso wie blutig gespielte Hände/ Gitarre. Und ein paar Klassiker. Tja, wieder 20 sein, alles scheiß egal. Oder Hotel.
Knust und EA80 empfehlenswert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
19.12.24, 20 Uhr , Glocke Bremen
Lars Eidinger liest Hauspostille von Berthold Brecht.
Liest ist aber nicht ganz richtig. Singt, rezitiert, inszeniert Brecht. Und mixt immer wieder aktuelle Popsong Zitate hinein, oder eher als Intro davor oder dahinter.
Begleitet wird er von Hans-Jörn Brandenburg, ich kenne ihn noch von Felix de Luxe, aber inzwischen eine steile Theater Karriere gemacht, an Klavier, Cembalo, Harmonium, Laptop.
Eidinger ist tief im Text. Die Hauspostille ist ja eine Gedichtsammlung von 1927, Teile davon auch immer schon als Lied gedacht und im Laufe der Zeit von Brecht auch geändert und erweitert. Auch ein wenig als Parodie auf Predigtsammlungen gedacht. Und Eidinger fängt auch mit grundsätzlichem an. Politisches, Bekenntnis zum Kommunismus, Anti Kirche und Religion. Dann ein wenig Luft holen, seine Stimme ist auch angekratzt. Er rezitiert, liest und singt, oft im brechtschen Bänkel- oder Moritatstil. Wechselt sehr gut zwischen laut, leise, belustigt, bedrohlich und hat immer eine grosse Ausstrahlung. Selbst auf unseren günstigen Plätzen weit hinter nimmt er uns voll mit. Bzw. sie beide. Denn Brandenburg begleitet stark, bekommt auch seine eigenen parts, die auch Eidinger mal positiv überraschen lassen. Neben den politischen gibt es auch abgründiges wie Apfelböck, oder Baal. Nur einmal nervte der Sound ein wenig, beim wunderbaren Das Schiff. Bekanntes folgte auf selten genanntes. So hören wir auch den Alabama Song, und Seeräuber Jenny. Klar, Eidinger ist kein Chanson Sänger, so nähert er sich diesen auch ganz anders, aber eben auch wirkungsvoll bedrohlich. Natürlich gab es Publikumsansprache, er wartete zum Beispiel auf eine Frau , die hustend rausging, bzw. ging ihr hinterher, um sich nach ihr zu erkundigen.
Am Ende gab es als Zugabe noch die Kinderhymne, gedacht als alternative zur Nationalhymne, bzw. beiden. Und diese würde er (und ich wohl auch) gerne mitsingen.
Das Publikum inklusive mir war begeistert und regte in mir den Wunsch, sich meiner vernachlässigten Liebe namens Lyrik mal wieder mehr Zeit zu widmen.
Lars Eidinger liest Hauspostille von Berthold Brecht.
Liest ist aber nicht ganz richtig. Singt, rezitiert, inszeniert Brecht. Und mixt immer wieder aktuelle Popsong Zitate hinein, oder eher als Intro davor oder dahinter.
Begleitet wird er von Hans-Jörn Brandenburg, ich kenne ihn noch von Felix de Luxe, aber inzwischen eine steile Theater Karriere gemacht, an Klavier, Cembalo, Harmonium, Laptop.
Eidinger ist tief im Text. Die Hauspostille ist ja eine Gedichtsammlung von 1927, Teile davon auch immer schon als Lied gedacht und im Laufe der Zeit von Brecht auch geändert und erweitert. Auch ein wenig als Parodie auf Predigtsammlungen gedacht. Und Eidinger fängt auch mit grundsätzlichem an. Politisches, Bekenntnis zum Kommunismus, Anti Kirche und Religion. Dann ein wenig Luft holen, seine Stimme ist auch angekratzt. Er rezitiert, liest und singt, oft im brechtschen Bänkel- oder Moritatstil. Wechselt sehr gut zwischen laut, leise, belustigt, bedrohlich und hat immer eine grosse Ausstrahlung. Selbst auf unseren günstigen Plätzen weit hinter nimmt er uns voll mit. Bzw. sie beide. Denn Brandenburg begleitet stark, bekommt auch seine eigenen parts, die auch Eidinger mal positiv überraschen lassen. Neben den politischen gibt es auch abgründiges wie Apfelböck, oder Baal. Nur einmal nervte der Sound ein wenig, beim wunderbaren Das Schiff. Bekanntes folgte auf selten genanntes. So hören wir auch den Alabama Song, und Seeräuber Jenny. Klar, Eidinger ist kein Chanson Sänger, so nähert er sich diesen auch ganz anders, aber eben auch wirkungsvoll bedrohlich. Natürlich gab es Publikumsansprache, er wartete zum Beispiel auf eine Frau , die hustend rausging, bzw. ging ihr hinterher, um sich nach ihr zu erkundigen.
Am Ende gab es als Zugabe noch die Kinderhymne, gedacht als alternative zur Nationalhymne, bzw. beiden. Und diese würde er (und ich wohl auch) gerne mitsingen.
Das Publikum inklusive mir war begeistert und regte in mir den Wunsch, sich meiner vernachlässigten Liebe namens Lyrik mal wieder mehr Zeit zu widmen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
30.12.2024, Störtebeker, Hamburg:
THRILLER + SABOTAGE + BRIEFBOMBE + FORTSCHRITT ZT 300
Im Störtebeker, jenem kleinen, legendären DIY-Konzertort im Hafenstraßenviertel, war ich absurd lange nicht mehr, und fast genauso absurd mutet es an, dass ich BRIEFBOMBE, jene einzig echte Postpunk-Band, trotz bereits zweijähriger Existenz noch nie live sah. Da ich „zwischen den Jahren“ frei hatte und mir nach der ganzen weihnachtlichen Besinnlichkeit irgendwie der Sinn nach einem HC-Punk-Konzert im kleineren Rahmen stand, drängte sich diese Veranstaltung geradezu auf. Und prompt traf ich vor Ort meinen Bandkollegen Holler und dessen Kumpel Sascha, was cool war, da ich mich mit niemandem verabredet hatte.
Noch während der ersten Band hieß es dann auch „Bude voll, ausverkauft!“. Es wurde also richtig gemütlich; ganz so, wie ich’s von den Konzerten hier in Erinnerung hatte. Jene erste Band war FORTSCHRITT ZT 300, ein lokales Quartett, das sich dem Agrarcore verschrieben und im Jahre 2023 ein Tape veröffentlicht hat. Der Bandname ist einem DDR-Traktorfabrikat entnommen und inhaltlich geht’s nur vorrangig um Landwirtschaft, in „Kartoffelernte“ beispielsweise geht’s „mit dem Mähdrescher durch Eppendorf“ und letztlich um Klassenkampf, andere Songs richten sich gegen Anthroposophie und „Junkerschweine“. Aggressiver Sound, zu dem die Sängerin gut was wegkrakeelt. Daumen hoch!
BRIEFBOMBE ist nach BRUTALE GRUPPE 5000 das aktuelle Konzeptband-Projekt des umtriebigen LOSER-YOUTH-Thommy. Postpunk steht hier nicht wie so oft für wavige Deprisounds, sondern für eine inhaltliche Ausrichtung, die sich mit einer Extraportion Spaß inne Backen den Zustelldiensten dieser Welt widmet. So geht’s um prekäre Arbeitsbedingungen („Weihnachtszeit-Überstunden fuck you!“), um „Urlaub in Porto“ (auf so einen Scheiß muss man erst mal kommen) und um Brieftaube G.I. Joe, um GLS, UPS und DPD sowie den Film „Cast Away – Verschollen“ mit seiner Schleichwerbung für FedEx, es geht contra Briefmarkensammeln und pro Brieffroindschaften zwischen Punks und Skins. Musikalisch ist das ein ziemlicher Expressversand aus zwischen häufig in Powerviolence eskalierenden, hektischen HC-Punk-Riffs und -Licks mit aggressivem Gekeife der (live häufig grinsen müssenden) Sängerin und Thommys hysterischem Gebrüll – bis auf besagter Brieffreundschaftssong: Der ist ‘ne astreine Oi!-Hymne. Zudem gab’s das beste „Mr. Postman“-Cover, das mir bisher zu Ohren kam. Schon erstaunlich, wie viel man aus einem solchen Themengerüst herausholen kann. Da hab‘ ich auch gleich mal die LP und die 7“ abgeernet (womit ich in den Duktus der ersten Band verfallen bin, sorry). Mit der teilt man sich übrigens den Basser.
SABOTAGE ist nun namenstechnisch sicher nicht der große Wurf – wie viele Bands gleichen Namens wird’s wohl geben? Musikalisch wird dafür schön aufs Mett geklopft: Fette, böse Riffs und brutale Rhythmen, auf die sich das kranke Shouting der Sängerin legt. Einzige englischsprachige Band des Abends, deren Mitglieder aus Bielefeld und Münster stammen und einen mehr als ordentlichen Abriss fabrizierten – der wahrscheinlich nicht nur gefühlt aber recht kurz war, oder? Egal. Schönes Ding!
Schön auffe Schnauze gab’s dann auch bei THRILLER aus Leipzig, die nach einem „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“-Intro aus der Konserve eine explosive Mischung aus etwas modernerem, metallischem Hardcore und Grind/Powerviolence/Blast-Attacken ritten. Der Shouter kreischgrölbrüllte sich durch die deutschsprachigen Texte der einmal mehr kurzen Songs. Voller Einsatz auf allen Positionen, bis mir die Ohren klingelten. So muss das eben manchmal.
Während ich Fotos von BRIEFBOMBE machte, wies mich jemand darauf hin, dass es mittlerweile auch hier leider nicht mehr erwünscht sei, zu fotografieren, weshalb ich’s dann unterließ und die bis dahin von den ersten beiden Bands geschossenen Bilder hier auch nicht verwende. Ansonsten habe ich aber ausschließlich positive Eindrücke: Obwohl’s verdammt drängelig war und man zum Bierholen die gefürchtete Treppe runter und auch wieder rauf musste, wurd’s nie unangenehm. Alle nahmen Rücksicht aufeinander, was so weit ging, dass sich jemand bei mir entschuldigte, nachdem ich ihn versehentlich angerempelt hatte. Trotzdem blieb vor der Bühne Raum für Bewegung, der auch genutzt wurde. Neu ist, dass das Bier gut gekühlt ist, geblieben ist der schmale Kurs, zu dem’s angeboten wird. Alles nicht selbstverständlich, weder früher noch heute, und darum an dieser Stelle einfach mal ein Dankeschön.
THRILLER + SABOTAGE + BRIEFBOMBE + FORTSCHRITT ZT 300
Im Störtebeker, jenem kleinen, legendären DIY-Konzertort im Hafenstraßenviertel, war ich absurd lange nicht mehr, und fast genauso absurd mutet es an, dass ich BRIEFBOMBE, jene einzig echte Postpunk-Band, trotz bereits zweijähriger Existenz noch nie live sah. Da ich „zwischen den Jahren“ frei hatte und mir nach der ganzen weihnachtlichen Besinnlichkeit irgendwie der Sinn nach einem HC-Punk-Konzert im kleineren Rahmen stand, drängte sich diese Veranstaltung geradezu auf. Und prompt traf ich vor Ort meinen Bandkollegen Holler und dessen Kumpel Sascha, was cool war, da ich mich mit niemandem verabredet hatte.
Noch während der ersten Band hieß es dann auch „Bude voll, ausverkauft!“. Es wurde also richtig gemütlich; ganz so, wie ich’s von den Konzerten hier in Erinnerung hatte. Jene erste Band war FORTSCHRITT ZT 300, ein lokales Quartett, das sich dem Agrarcore verschrieben und im Jahre 2023 ein Tape veröffentlicht hat. Der Bandname ist einem DDR-Traktorfabrikat entnommen und inhaltlich geht’s nur vorrangig um Landwirtschaft, in „Kartoffelernte“ beispielsweise geht’s „mit dem Mähdrescher durch Eppendorf“ und letztlich um Klassenkampf, andere Songs richten sich gegen Anthroposophie und „Junkerschweine“. Aggressiver Sound, zu dem die Sängerin gut was wegkrakeelt. Daumen hoch!
BRIEFBOMBE ist nach BRUTALE GRUPPE 5000 das aktuelle Konzeptband-Projekt des umtriebigen LOSER-YOUTH-Thommy. Postpunk steht hier nicht wie so oft für wavige Deprisounds, sondern für eine inhaltliche Ausrichtung, die sich mit einer Extraportion Spaß inne Backen den Zustelldiensten dieser Welt widmet. So geht’s um prekäre Arbeitsbedingungen („Weihnachtszeit-Überstunden fuck you!“), um „Urlaub in Porto“ (auf so einen Scheiß muss man erst mal kommen) und um Brieftaube G.I. Joe, um GLS, UPS und DPD sowie den Film „Cast Away – Verschollen“ mit seiner Schleichwerbung für FedEx, es geht contra Briefmarkensammeln und pro Brieffroindschaften zwischen Punks und Skins. Musikalisch ist das ein ziemlicher Expressversand aus zwischen häufig in Powerviolence eskalierenden, hektischen HC-Punk-Riffs und -Licks mit aggressivem Gekeife der (live häufig grinsen müssenden) Sängerin und Thommys hysterischem Gebrüll – bis auf besagter Brieffreundschaftssong: Der ist ‘ne astreine Oi!-Hymne. Zudem gab’s das beste „Mr. Postman“-Cover, das mir bisher zu Ohren kam. Schon erstaunlich, wie viel man aus einem solchen Themengerüst herausholen kann. Da hab‘ ich auch gleich mal die LP und die 7“ abgeernet (womit ich in den Duktus der ersten Band verfallen bin, sorry). Mit der teilt man sich übrigens den Basser.
SABOTAGE ist nun namenstechnisch sicher nicht der große Wurf – wie viele Bands gleichen Namens wird’s wohl geben? Musikalisch wird dafür schön aufs Mett geklopft: Fette, böse Riffs und brutale Rhythmen, auf die sich das kranke Shouting der Sängerin legt. Einzige englischsprachige Band des Abends, deren Mitglieder aus Bielefeld und Münster stammen und einen mehr als ordentlichen Abriss fabrizierten – der wahrscheinlich nicht nur gefühlt aber recht kurz war, oder? Egal. Schönes Ding!
Schön auffe Schnauze gab’s dann auch bei THRILLER aus Leipzig, die nach einem „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“-Intro aus der Konserve eine explosive Mischung aus etwas modernerem, metallischem Hardcore und Grind/Powerviolence/Blast-Attacken ritten. Der Shouter kreischgrölbrüllte sich durch die deutschsprachigen Texte der einmal mehr kurzen Songs. Voller Einsatz auf allen Positionen, bis mir die Ohren klingelten. So muss das eben manchmal.
Während ich Fotos von BRIEFBOMBE machte, wies mich jemand darauf hin, dass es mittlerweile auch hier leider nicht mehr erwünscht sei, zu fotografieren, weshalb ich’s dann unterließ und die bis dahin von den ersten beiden Bands geschossenen Bilder hier auch nicht verwende. Ansonsten habe ich aber ausschließlich positive Eindrücke: Obwohl’s verdammt drängelig war und man zum Bierholen die gefürchtete Treppe runter und auch wieder rauf musste, wurd’s nie unangenehm. Alle nahmen Rücksicht aufeinander, was so weit ging, dass sich jemand bei mir entschuldigte, nachdem ich ihn versehentlich angerempelt hatte. Trotzdem blieb vor der Bühne Raum für Bewegung, der auch genutzt wurde. Neu ist, dass das Bier gut gekühlt ist, geblieben ist der schmale Kurs, zu dem’s angeboten wird. Alles nicht selbstverständlich, weder früher noch heute, und darum an dieser Stelle einfach mal ein Dankeschön.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!