Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Moderator: jogiwan
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
10.11.2012, Skorbut, Hamburg:
SMALL TOWN RIOT
SMALL TOWN RIOT bliesen einmal mehr zum Heimspiel für einen kleinen, feinen Gig in Sänger/Gitarrist Timos Wohnzimmer, dem Skorbut. Ein Kneipengig auf kleiner Bühne, der so viele Leute zieht, dass es sehr, sehr gemütlich in der Bude wird. SMALL TOWN RIOT bewiesen, dass sie in der aktuellen Besetzung mittlerweile top eingespielt sind und legten eine energiegeladene, raue Punkrock-Show auf die Bretter. Da Timo nicht länger hinter der Schießbude sitzt, sondern dort von Vollbart- und Sympathieträger Herrn Lehmann (MR. BURNS) abgelöst wurde, kann er sich wesentlich besser auf seinen dreckigen Gesang konzentrieren, der im Zusammenspiel mit Normans meist klarem Gesang wunderbar harmoniert. Generell erschien mir der Gig wieder im positiven Sinne etwas ungeschliffener und weniger poppig als die Auftritte in der Besetzung mit Andy an der zweiten Gitarre (inzwischen zu SUIZIDE QUEENZ abgewandert), was der Band meines Erachtens sehr gut zu Gesicht steht, vermutlich aber auch stark mit der Songauswahl zusammenhing. Die Stimmung war ausgelassen und euphorisch, das Publikum ging astrein mit, die oft hymnenartigen Refrains und Chöre erschallten aus einer Vielzahl heiserer und durstiger Kehlen. Einziges Manko wie so oft: Die gemessen daran, welche Vielzahl großartiger Hits man in der Hinterhand hat, etwas überraschungsarme Songauswahl. Probt endlich mal mehr alte Klassiker ein, Jungs – dann habt ihr vielleicht auch noch was übrig, wenn der Mob Zugaben verlangt und ihr müsst nicht unverrichteter Dinge die Bühne verlassen Geile Band, geile Leute, geiler Laden, geiler Gig!
24.11.2012, Skorbut, Hamburg:
BOLANBOW BRAWL
Der Tag der Wahrheit war gekommen: Seit ich mich im Frühjahr zum „Vorsingen“ bei einer sänger- und mehr oder weniger namenlosen, melodischen Streetpunk-Band hatte überreden lassen, in der mein alter Kumpel Stulle (ex-DOGS ON SAIL-Frontsau) den Tieftöner zupft, blieb man zusammen, stellte sich aufeinander ein und tüftelte an Songs – zu meiner Überraschung, da ich in diesem Bereich nun wirklich überhaupt keine Erfahrungen vorzuweisen hatte und auch mit den DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS zu jenem Zeitpunkt noch kein einziges Mal auf einer Bühne stand. Irgendwie funktionierte das alles aber halbwegs und die Hauptsache: machte allen Beteiligten inkl. meiner Spaß, so dass man das leicht verfrühte Angebot, am 24. November im Skorbut den ersten Gig zu absolvieren (angepeilt war die „Bühnenreife“ für frühestens Dezember) nach nur kurzer Überlegung dankend annahm. Ein voller Set von zehn Songs und komplett englischen Texten, der meiner Stimme etwas mehr abverlangt als reines aggressives Gebrüll, war (und ist) eine Herausforderung für mich und dementsprechend freudig aufgeregt war ich. Die „Generalprobe“ am Nachmittag desselben Tags verlief aber ok und verschaffte ein wenig bitter nötige Sicherheit. Also Equipment zusammengepackt und gen Skorbut zum Aufbau gebracht. Dort, wo die Bühne ist, befinden sich im „Normalbetrieb“ Sofagarnituren, Tische und Stühle, die zunächst einmal weggeräumt werden mussten, um anschließend alles aufzubauen. Was für ein Aufwand für einen einzelnen, nicht einmal einstündigen Gig unserer jungen Band, der noch dadurch erhöht wurde, dass Soundmann Andy sein Equipment für Liveaufnahmen testen wollte! Irgendwann stand alles an Ort und Stelle und der Soundcheck konnte durchgeführt werden – auch dieser verlief gut. Die Zeit bis zur offiziellen Öffnung der Kneipe nutzte man in vorfreudiger Stimmung für einen Besuch bei Pauli Pizza, deren kulinarische Offenbarungen in lockerer Runde bei Stulle zu Hause verzehrt wurden. Jalapeños sorgten für Feuer in Rachen, Magen und Geist. Für mich war das ein besonderer Moment, eine Art letzte Erdung vor dem unausweichlichen Sturz- oder Höhenflug, je nachdem. Gegen 21:00 Uhr trudelten wir wieder ein und beobachteten, wie der Laden immer voller wurde mit Leuten, die bereitwillig die 3 Taler Eintritt abdrückten. Die Propagandamaschinerie schien im Vorfeld bestens funktioniert zu haben, der Laden wurde voll – obwohl zeitgleich COCK SPARRER in der Sporthalle spielten! Irgendwann zwischen zehn und halb elf ging’s dann auf die kleine Bühne, auf der es mit fünf Leuten schon reichlich eng wird. Aufgrund der niedrigen Decke kann man sich auch im wahrsten Sinne des Wortes keine großen Sprünge erlauben. Massenweise Augenpaare, viele davon gut bekannt, andere noch nie gesehen, starrten interessiert auf den Ort des Geschehens, nun gab es kein Zurück mehr – und mit „Total Escalation“ legten wir los. Das Publikum nahm uns sofort gut auf, einige Freunde unterstützten uns, wie es nur ging und bewegten sich grobmotorisch zur Darbietung, der Funke sprang auf weite Teile des Publikums über. Es wurde getanzt, gelacht, gegrölt, mit Bier gespritzt, die eingängigen Chöre der Refrains mitgesungen... es herrschte ausgelassene Party-Stimmung! Besser hätt’s gar nicht laufen können und so folgte auf „Dirty Streets“ „Alcoholic Heart“, danach „Radio Callboy“, gefolgt von „Brigitte Bordeaux“ – einige hatten dann und wann nie veröffentlichte Probeaufnahmen gehört und konnten bereits den Refrain mitsingen –, und „Fame“ aus alten CRAKEELS-Zeiten von Rhythmusgitarrist Christian und Drummer Raoul. Nach diesem aggressivsten unserer Songs war ich eigentlich bereits fix und alle. Die wenige Luft war verbraucht, meine Puste erst recht und der Schweiß rann mir den Körper herunter, brannte in den Augen. Und dabei hatte ich mich gar nicht viel bewegt, schlicht weil es die Bühne nicht hergab! Verdammt, nun weiß ich, wie es sich für manch Sänger anfühlen muss und habe einen Heidenrespekt davor, wie diese es schaffen, trotz allem noch souverän und lässig auf der Bühne zu wirken. Das Adrenalin, der Spaß, das geile Publikum und die absolut souveräne Band ließen mich natürlich weitermachen, allerdings hatte ich kaum noch ein Gespür dafür, wie es klang, was ich da herauspresste – den Reaktionen nach zu urteilen aber kann das so verkehrt nicht gewesen sein. Der jüngste Song „All I Have To Give“ bereitete keine Textschwierigkeiten (was zuvor eine meiner größten Sorgen gewesen war), „Brainmelt“ besiegelte das Trio der besonders bei dieser Affenhitze so richtig anstrengenden Songs und bei „Three Card Trick“ ging ein weiterer Traum in Erfüllung – mit diesem Song einmal auf einer Bühne! Whew! „Where Is My Hope“ schloss den Set und auch dieser Song war manch einem bereits bekannt, freundlicherweise unterstützte man mich stimmgewaltig. Zwischenzeitlich bekam ich eine Verschnaufpause, als Ladde zum Geburtstag gratuliert wurde. Während des Gigs kursierten unsere drei „Bolanow Brawl“-Blutorange-Wodka-Buddeln im Publikum und flossen gierige Kehlen hinunter – Prost! Als Zugabe ließen wir den Abend enden, wie er begonnen hatte, mit einer „Total Escalation“! Was für ein Auftakt für unsere junge Band – volle Hütte im Skorbut und ein weitestgehend pannenfreier Gig! Ein fettes DANKESCHÖN an alle, die das ermöglicht haben und natürlich an das Publikum, eines jener Sorte, wie man es sich nur wünschen kann. Nach dem Gig machten uns zahlreiche Gratulationen verlegen, bevor sich so langsam das Publikum austauschte und die Leute vom COCK-SPARRER-Gig zurückkamen. Man stürzte sich hier und da noch etwas ins Nachtleben und mit einem sehr guten Gefühl schlief ich irgendwann mit meiner Süßen, die unermüdlich ihr „Ich möcht’n Bier von dir!“-Schild hochgehalten hatte, das ich von der Bühne wegen meiner verdammten Kurzsichtigkeit nicht lesen konnte, in unserer Gästewohnung auf dem Kiez ein. Der erste BOLANOW BRAWL hat uns Blut(orange) lecken lassen, wir sind bereit für mehr! „Bolanow Brawl! Whew!“
30.11.2012, Skorbut, Hamburg:
STRAWBERRY BLONDES + SUIZIDE QUEENZ
Andy Unemployed lud zur Geburtstagsparty mit seiner eigenen Band SUIZIDE QUEENZ und den walisischen STRAWBERRY BLONDES ins Skorbut – mein drittes Skorbut-Konzert hintereinander. 6 Taler sollte es kosten und für mich endlich DIE Gelegenheit darstellen, mir die SUIZIDE QUEENZ um ex-SMALL-TOWN-RIOT-Andy und ex-PUSHUPS-Högi mal genauer unter die Lupe zu nehmen, nachdem ich zuvor bisher jedes Konzert verpasst hatte bzw. im Sommer in Ahrensburg so spät gekommen war, dass ich kaum noch etwas mitbekommen hatte. Leider kam ich wie üblich auch diesmal etwas zu spät und verpasste – Überraschung! – die ersten Songs der STRAWBERRY BLONDES, denn diese spielten VOR den QUEENZ. Ich hab das erste Album der BLONDES zuhause, das nach einem sehr netten RANCID-Klon klingt. Weitere Veröffentlichungen habe ich nicht mehr verfolgt, war mir aber sicher, dass die Band für eine geile Punkrockparty prädestiniert sein würde. Und ich wurde nicht enttäuscht; im einmal mehr rappelvollen Skorbut legte das Trio einen geilen Auftritt voller hymnischer Streetpunk-Refrains aufs Parkett, die sofort zum Fäusterecken und Mitsingen einluden. BOLANOW-BRAWL-Kollege Stulle war bereits wieder jenseits von Gut und Böse und zog bei Affenhitze im zugeknöpften Anorak sämtliche Register vor der Bühne. Nach einer kurzen Umbaupause dann die SUIZIDE QUEENZ, die ich mir ja GANZ eigenartig ausgemalt hatte. So war mir der bedenkliche Musikgeschmack Högis bekannt, der auf Glam-L.A.-Metal und Poser-Hardrock schwört, womit man mich aber mal so richtig jagen kann. Frühere Auftritte brachten der Band bereits den Spitznamen SUIZIDE QUEERZ ein, womit man auf Bühnenoutfit und Make-Up anspielte. Ich war also aufs Schlimmste gefasst. Doch diesmal hatte sich auf der Bühne niemand als Indianer verkleidet und das Outfit ging durchaus als punkkompatibel durch – wie auch, und das ist schließlich das Wichtigste, die Mucke! Das klang nach astreinem angeglamten Punk’n’Roll, was da von der Bühne kam, und Högi konnte sich an der Gitarre so richtig austoben und beweisen, welch begnadeter Gitarrist er ist. Die ganze Ausstrahlung, die da rüberkam, war eine überaus positive, glückliche, als hätten alle tierisch Bock auf genau das „Nischending“, was sie da machen. Högi sang sehr hoch und klar, aber gekonnt, melodiös und eingängig. Hier hatte es niemand nötig, auf der Bühne den harten Max zu markieren. Seltsamerweise gefielen mir Sound und Attitüde, ich nahm die Band als willkommene Abwechslung wahr. Ihren Teil dazu bei trug sicherlich die gute Stimmung, aber auch allgemein war‘s für mich ein schöner Abend zum Einfach-mal-Zuhören-und-die-Musik-auf-sich-wirken-lassen. Eine ablehnende Haltung der Band gegenüber halte ich für unangebracht, wurde positiv überrascht, hatte meinen Spaß und guck mir das Ganze gern noch mal an. Högi, Andy & Co. wünsche ich jedenfalls alles Gute für die Zukunft und ziehe meinen Hut davor, dass sie ihren eigenen Stiefel durchziehen.
SMALL TOWN RIOT
SMALL TOWN RIOT bliesen einmal mehr zum Heimspiel für einen kleinen, feinen Gig in Sänger/Gitarrist Timos Wohnzimmer, dem Skorbut. Ein Kneipengig auf kleiner Bühne, der so viele Leute zieht, dass es sehr, sehr gemütlich in der Bude wird. SMALL TOWN RIOT bewiesen, dass sie in der aktuellen Besetzung mittlerweile top eingespielt sind und legten eine energiegeladene, raue Punkrock-Show auf die Bretter. Da Timo nicht länger hinter der Schießbude sitzt, sondern dort von Vollbart- und Sympathieträger Herrn Lehmann (MR. BURNS) abgelöst wurde, kann er sich wesentlich besser auf seinen dreckigen Gesang konzentrieren, der im Zusammenspiel mit Normans meist klarem Gesang wunderbar harmoniert. Generell erschien mir der Gig wieder im positiven Sinne etwas ungeschliffener und weniger poppig als die Auftritte in der Besetzung mit Andy an der zweiten Gitarre (inzwischen zu SUIZIDE QUEENZ abgewandert), was der Band meines Erachtens sehr gut zu Gesicht steht, vermutlich aber auch stark mit der Songauswahl zusammenhing. Die Stimmung war ausgelassen und euphorisch, das Publikum ging astrein mit, die oft hymnenartigen Refrains und Chöre erschallten aus einer Vielzahl heiserer und durstiger Kehlen. Einziges Manko wie so oft: Die gemessen daran, welche Vielzahl großartiger Hits man in der Hinterhand hat, etwas überraschungsarme Songauswahl. Probt endlich mal mehr alte Klassiker ein, Jungs – dann habt ihr vielleicht auch noch was übrig, wenn der Mob Zugaben verlangt und ihr müsst nicht unverrichteter Dinge die Bühne verlassen Geile Band, geile Leute, geiler Laden, geiler Gig!
24.11.2012, Skorbut, Hamburg:
BOLANBOW BRAWL
Der Tag der Wahrheit war gekommen: Seit ich mich im Frühjahr zum „Vorsingen“ bei einer sänger- und mehr oder weniger namenlosen, melodischen Streetpunk-Band hatte überreden lassen, in der mein alter Kumpel Stulle (ex-DOGS ON SAIL-Frontsau) den Tieftöner zupft, blieb man zusammen, stellte sich aufeinander ein und tüftelte an Songs – zu meiner Überraschung, da ich in diesem Bereich nun wirklich überhaupt keine Erfahrungen vorzuweisen hatte und auch mit den DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS zu jenem Zeitpunkt noch kein einziges Mal auf einer Bühne stand. Irgendwie funktionierte das alles aber halbwegs und die Hauptsache: machte allen Beteiligten inkl. meiner Spaß, so dass man das leicht verfrühte Angebot, am 24. November im Skorbut den ersten Gig zu absolvieren (angepeilt war die „Bühnenreife“ für frühestens Dezember) nach nur kurzer Überlegung dankend annahm. Ein voller Set von zehn Songs und komplett englischen Texten, der meiner Stimme etwas mehr abverlangt als reines aggressives Gebrüll, war (und ist) eine Herausforderung für mich und dementsprechend freudig aufgeregt war ich. Die „Generalprobe“ am Nachmittag desselben Tags verlief aber ok und verschaffte ein wenig bitter nötige Sicherheit. Also Equipment zusammengepackt und gen Skorbut zum Aufbau gebracht. Dort, wo die Bühne ist, befinden sich im „Normalbetrieb“ Sofagarnituren, Tische und Stühle, die zunächst einmal weggeräumt werden mussten, um anschließend alles aufzubauen. Was für ein Aufwand für einen einzelnen, nicht einmal einstündigen Gig unserer jungen Band, der noch dadurch erhöht wurde, dass Soundmann Andy sein Equipment für Liveaufnahmen testen wollte! Irgendwann stand alles an Ort und Stelle und der Soundcheck konnte durchgeführt werden – auch dieser verlief gut. Die Zeit bis zur offiziellen Öffnung der Kneipe nutzte man in vorfreudiger Stimmung für einen Besuch bei Pauli Pizza, deren kulinarische Offenbarungen in lockerer Runde bei Stulle zu Hause verzehrt wurden. Jalapeños sorgten für Feuer in Rachen, Magen und Geist. Für mich war das ein besonderer Moment, eine Art letzte Erdung vor dem unausweichlichen Sturz- oder Höhenflug, je nachdem. Gegen 21:00 Uhr trudelten wir wieder ein und beobachteten, wie der Laden immer voller wurde mit Leuten, die bereitwillig die 3 Taler Eintritt abdrückten. Die Propagandamaschinerie schien im Vorfeld bestens funktioniert zu haben, der Laden wurde voll – obwohl zeitgleich COCK SPARRER in der Sporthalle spielten! Irgendwann zwischen zehn und halb elf ging’s dann auf die kleine Bühne, auf der es mit fünf Leuten schon reichlich eng wird. Aufgrund der niedrigen Decke kann man sich auch im wahrsten Sinne des Wortes keine großen Sprünge erlauben. Massenweise Augenpaare, viele davon gut bekannt, andere noch nie gesehen, starrten interessiert auf den Ort des Geschehens, nun gab es kein Zurück mehr – und mit „Total Escalation“ legten wir los. Das Publikum nahm uns sofort gut auf, einige Freunde unterstützten uns, wie es nur ging und bewegten sich grobmotorisch zur Darbietung, der Funke sprang auf weite Teile des Publikums über. Es wurde getanzt, gelacht, gegrölt, mit Bier gespritzt, die eingängigen Chöre der Refrains mitgesungen... es herrschte ausgelassene Party-Stimmung! Besser hätt’s gar nicht laufen können und so folgte auf „Dirty Streets“ „Alcoholic Heart“, danach „Radio Callboy“, gefolgt von „Brigitte Bordeaux“ – einige hatten dann und wann nie veröffentlichte Probeaufnahmen gehört und konnten bereits den Refrain mitsingen –, und „Fame“ aus alten CRAKEELS-Zeiten von Rhythmusgitarrist Christian und Drummer Raoul. Nach diesem aggressivsten unserer Songs war ich eigentlich bereits fix und alle. Die wenige Luft war verbraucht, meine Puste erst recht und der Schweiß rann mir den Körper herunter, brannte in den Augen. Und dabei hatte ich mich gar nicht viel bewegt, schlicht weil es die Bühne nicht hergab! Verdammt, nun weiß ich, wie es sich für manch Sänger anfühlen muss und habe einen Heidenrespekt davor, wie diese es schaffen, trotz allem noch souverän und lässig auf der Bühne zu wirken. Das Adrenalin, der Spaß, das geile Publikum und die absolut souveräne Band ließen mich natürlich weitermachen, allerdings hatte ich kaum noch ein Gespür dafür, wie es klang, was ich da herauspresste – den Reaktionen nach zu urteilen aber kann das so verkehrt nicht gewesen sein. Der jüngste Song „All I Have To Give“ bereitete keine Textschwierigkeiten (was zuvor eine meiner größten Sorgen gewesen war), „Brainmelt“ besiegelte das Trio der besonders bei dieser Affenhitze so richtig anstrengenden Songs und bei „Three Card Trick“ ging ein weiterer Traum in Erfüllung – mit diesem Song einmal auf einer Bühne! Whew! „Where Is My Hope“ schloss den Set und auch dieser Song war manch einem bereits bekannt, freundlicherweise unterstützte man mich stimmgewaltig. Zwischenzeitlich bekam ich eine Verschnaufpause, als Ladde zum Geburtstag gratuliert wurde. Während des Gigs kursierten unsere drei „Bolanow Brawl“-Blutorange-Wodka-Buddeln im Publikum und flossen gierige Kehlen hinunter – Prost! Als Zugabe ließen wir den Abend enden, wie er begonnen hatte, mit einer „Total Escalation“! Was für ein Auftakt für unsere junge Band – volle Hütte im Skorbut und ein weitestgehend pannenfreier Gig! Ein fettes DANKESCHÖN an alle, die das ermöglicht haben und natürlich an das Publikum, eines jener Sorte, wie man es sich nur wünschen kann. Nach dem Gig machten uns zahlreiche Gratulationen verlegen, bevor sich so langsam das Publikum austauschte und die Leute vom COCK-SPARRER-Gig zurückkamen. Man stürzte sich hier und da noch etwas ins Nachtleben und mit einem sehr guten Gefühl schlief ich irgendwann mit meiner Süßen, die unermüdlich ihr „Ich möcht’n Bier von dir!“-Schild hochgehalten hatte, das ich von der Bühne wegen meiner verdammten Kurzsichtigkeit nicht lesen konnte, in unserer Gästewohnung auf dem Kiez ein. Der erste BOLANOW BRAWL hat uns Blut(orange) lecken lassen, wir sind bereit für mehr! „Bolanow Brawl! Whew!“
30.11.2012, Skorbut, Hamburg:
STRAWBERRY BLONDES + SUIZIDE QUEENZ
Andy Unemployed lud zur Geburtstagsparty mit seiner eigenen Band SUIZIDE QUEENZ und den walisischen STRAWBERRY BLONDES ins Skorbut – mein drittes Skorbut-Konzert hintereinander. 6 Taler sollte es kosten und für mich endlich DIE Gelegenheit darstellen, mir die SUIZIDE QUEENZ um ex-SMALL-TOWN-RIOT-Andy und ex-PUSHUPS-Högi mal genauer unter die Lupe zu nehmen, nachdem ich zuvor bisher jedes Konzert verpasst hatte bzw. im Sommer in Ahrensburg so spät gekommen war, dass ich kaum noch etwas mitbekommen hatte. Leider kam ich wie üblich auch diesmal etwas zu spät und verpasste – Überraschung! – die ersten Songs der STRAWBERRY BLONDES, denn diese spielten VOR den QUEENZ. Ich hab das erste Album der BLONDES zuhause, das nach einem sehr netten RANCID-Klon klingt. Weitere Veröffentlichungen habe ich nicht mehr verfolgt, war mir aber sicher, dass die Band für eine geile Punkrockparty prädestiniert sein würde. Und ich wurde nicht enttäuscht; im einmal mehr rappelvollen Skorbut legte das Trio einen geilen Auftritt voller hymnischer Streetpunk-Refrains aufs Parkett, die sofort zum Fäusterecken und Mitsingen einluden. BOLANOW-BRAWL-Kollege Stulle war bereits wieder jenseits von Gut und Böse und zog bei Affenhitze im zugeknöpften Anorak sämtliche Register vor der Bühne. Nach einer kurzen Umbaupause dann die SUIZIDE QUEENZ, die ich mir ja GANZ eigenartig ausgemalt hatte. So war mir der bedenkliche Musikgeschmack Högis bekannt, der auf Glam-L.A.-Metal und Poser-Hardrock schwört, womit man mich aber mal so richtig jagen kann. Frühere Auftritte brachten der Band bereits den Spitznamen SUIZIDE QUEERZ ein, womit man auf Bühnenoutfit und Make-Up anspielte. Ich war also aufs Schlimmste gefasst. Doch diesmal hatte sich auf der Bühne niemand als Indianer verkleidet und das Outfit ging durchaus als punkkompatibel durch – wie auch, und das ist schließlich das Wichtigste, die Mucke! Das klang nach astreinem angeglamten Punk’n’Roll, was da von der Bühne kam, und Högi konnte sich an der Gitarre so richtig austoben und beweisen, welch begnadeter Gitarrist er ist. Die ganze Ausstrahlung, die da rüberkam, war eine überaus positive, glückliche, als hätten alle tierisch Bock auf genau das „Nischending“, was sie da machen. Högi sang sehr hoch und klar, aber gekonnt, melodiös und eingängig. Hier hatte es niemand nötig, auf der Bühne den harten Max zu markieren. Seltsamerweise gefielen mir Sound und Attitüde, ich nahm die Band als willkommene Abwechslung wahr. Ihren Teil dazu bei trug sicherlich die gute Stimmung, aber auch allgemein war‘s für mich ein schöner Abend zum Einfach-mal-Zuhören-und-die-Musik-auf-sich-wirken-lassen. Eine ablehnende Haltung der Band gegenüber halte ich für unangebracht, wurde positiv überrascht, hatte meinen Spaß und guck mir das Ganze gern noch mal an. Högi, Andy & Co. wünsche ich jedenfalls alles Gute für die Zukunft und ziehe meinen Hut davor, dass sie ihren eigenen Stiefel durchziehen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Heute Abend geb ich mir zusammen mit meiner Süßen ihn hier:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
^cool,ich wünsche viel Spaß! War auch ein super Maiden Fronter, wie ich finde!
Notitz an mich: Muss mal wieder die X Factor auflegen!
Notitz an mich: Muss mal wieder die X Factor auflegen!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Ich hoffe, dass er heute Abend auch den einen oder anderen Maiden-Song aus seiner Zeit schmettern wird. Hätte z.B. tierisch Bock auf "Judgement of Heaven"!Seth_LCF hat geschrieben:^cool,ich wünsche viel Spaß! War auch ein super Maiden Fronter, wie ich finde!
Notitz an mich: Muss mal wieder die X Factor auflegen!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Hell yeah
VIRUS fand ich zB verdammt beeindruckend!
Zeitloser Killer Song!
VIRUS fand ich zB verdammt beeindruckend!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Kein schlechter Song, zählt aber nicht zu meinen Favoriten der Bayley-Ära. Ich liebe "Lord of the Flies", "Man on the Edge", "Fortunes of War", "Look for the Truth", "The Aftermath", "Judgement of Heaven", "Futureal", "The Educated Fool", "Don't Look to the Eyes of a Stranger" und finde auch die "Doctor Doctor"-Coverversion mit seinem Gesang sehr gelungen!Seth_LCF hat geschrieben:Hell yeah
VIRUS fand ich zB verdammt beeindruckend!
Zeitloser Killer Song!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
29.12.2012, El Dorado (Gaußplatz), Hamburg:
CITY RATS + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS
Wenn der Hamburger Gaußplatz spontan für ein Kneipenkonzert anfragt, sagt man natürlich zu – auch, wenn sich der Bassist gerade irgendwo im Exil („Urlaub“) auf einer einsamen Insel befindet, telefonisch nicht erreichbar ist und erst einen Tag vorher in hiesige Breitengrade zurückkehrt. Glücklicherweise war dieser aber Feuer und Flamme, wenngleich er seinen Rückflug verpasste und erst noch später wieder zur Verfügung stehen sollte. Dies war jedoch noch das Harmloseste in einer Kette aus Pleiten, Pech und Pannen, die uns hinsichtlich des letzten DISILLUSIONED-MOTHERFUCKERS-Gigs im Jahre 2012 das Leben erschwerten. Da man sich eigentlich in einer Art Winterpause befand und dementsprechend länger nicht mehr geprobt hatte, wollte man am Nachmittag vor dem Gig noch einmal den Set im Probebus komplett durchzocken. Unglücklicherweise geriet mein Alkoholkonsum auf einer Party in Kiel am Tage zuvor letztlich dann doch ziemlich außer Kontrolle und erwies sich die Rückfahrt in klirrender Kälte derselben Nacht als nicht ganz unkomplex und anstrengend, so dass ich viel zu spät in die Federn kam – und am nächsten Tag mit Mordskater so dermaßen verschlief, dass ich fast rekordverdächtige zwei Stunden zu spät zur Probe antrat. Nach den ersten paar Songs riss zudem eine Saite an Kais Gitarre, Ersatz befand sich nicht auf Lager und alle saitenführenden Läden hatten zu – perfekte Organisation im Hause DMF! Glücklicherweise konnte uns Wurzel, der sich auch um den Sound und allgemeinen Ablauf des Konzerts kümmerte, mit einer Ersatzgitarre aus seinem Fundus aushelfen – dafür noch einmal vielen Dank! Diese war aufgrund ihres verkürzten Halses ungewohnt in der Handhabung für Kai, sollte ihren Dienst aber tadellos verrichten. Meine alternden Knochen jedoch zollten Kälte, Bewegungsmangel etc. Tribut und die damals noch unbehandelten Lendenwirbelprobleme, die ich bereits einige Tage mit mir herumschleppte, erreichten einen neuen Höhepunkt. Normales Gehen wurde zum leichten Hinken, an schmerzfreie Bewegung war nicht zu denken und ich fand mich mit dem Gedanken ab, in der ohnehin schon engen Kneipe in den Bewegungsmöglichkeiten weiter eingeschränkt zu sein. Die Zeit bis zum Beginn nutzte ich, um etwas feste Nahrung in den Magen zu bekommen und mit Konterbieren dem Kater etwas entgegenzusetzen, was jedoch nicht so recht funktionieren wollte. Die gemütliche, beheizte Gaußplatz-Kneipe „El Dorado“ füllte sich zwischenzeitlich zusehends mit vielen Interessierten, die „zwischen den Jahren“ die Nase voll hatten von Idylle und Kitsch und sich durch die Kälte zum Ort des Geschehens schlugen. Irgendwann fiel der Startschuss und wir eröffneten für die CITY RATS aus Israel. Witzigerweise fanden zwei unserer bis dato drei Auftritte auf Bauwagenplätzen mit israelischen Bands statt – um uns eine ausgewiesene Israel-Konnektschn anzudichten, ist es aber wohl noch zu früh. Wie dem auch sei, im Publikum befanden sich viele, die uns zum ersten Mal sahen und wir gaben unser Bestes; auch das neue Stück „Montag, der 13.“ fand in den Set, wenngleich ich den Text noch vom Zettel ablesen musste. Wie gewohnt von solchen Auftrittsmöglichkeiten gibt es weder eine richtige Bühne noch Monitorboxen, was für solche Orte auch leicht überdimensioniert wäre. So stand man sich also wieder Auge in Auge gegenüber, wie es sich für eine vernünftige Hardcore-Punk-Show gehört. Die Bude war rappelvoll und es wurde somit unser bislang größter Auftritt. Mit letzten Kraftreserven brüllte ich die Texte heraus und vermied schmerzhafte Bewegungen wie z.B. Sprünge. Satan sei Dank konnte ich mich auf meine trotz aller widrigen Umstände souveränen Mitstreiter verlassen, die für eine früh abgebrochene Probe erstaunlich gut bei der Sache waren, nur kleinere Patzer schlichen sich ein wie z.B. eine etwas zusammenimprovisierte Version des Coversongs „Les Rebelles“, was aber kaum jemand bemerkt haben dürfte. Generell versicherten mir anschließend viele, dass man uns bzw. meinem verkaterten und angeschlagenen Häufchen Elend, das von meiner vorherigen Existenz noch übriggeblieben war, davon nichts oder kaum etwas angemerkt hätte und der Gig gut rüberkam, lediglich der Sound für den einen oder anderen wahlweise zu laut oder zu leise war, aber irgendwas ist ja immer und vor allem stark abhängig von der Perspektive zur Bühne. Eine Zugabe noch und: Uff, geschafft, und geschworen: Nie wieder so abschießen am Tag vorher!
Anschließend konnte ich mich endlich entspannt zurücklehnen, weiter am Konterbierchen nuckeln, das nicht mal zu einem Placebo-Effekt zu überreden war, mich von meiner aufopfernden und verständnisvollen besseren Hälfte umsorgen lassen und mir genüsslich den CITY-RATS-Auftritt reinziehen, der besten UK-’82-HC-D-Beat-Chaos-Schießmichtot-Pogo-Punk bot, der ohne Kompromisse sehr respekteinflößend vorgetragen wurde. Die Menge tobte, der Pöbel schwitzte und die Band spielte lange und ausgiebig, setzte immer noch einen drauf und unterstrich ihre seit Jahren bestehende Hamburg-Altona-Verbindung, indem sie Songs über den Fußballclub Altona 93 trällerte etc. Coverversionen fanden auch Berücksichtigung, aber ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern… (ja ja, soviel zum Thema „nicht mal Placebo-Effekt“, is‘ klar…) War’s ein deutsch gesungenes SCHLEIMKEIM-Cover? Egal. Was für eine Power, was für eine Energie! Das komplette Gegenteil davon, wie ich mich fühlte. Das machte besonders zusammen mit dem sympathischen Publikum alles großen Spaß und endlich weiß ich, weshalb die CITY RATS, die ich bisher stets schändlicherweise verpasst hatte, immer wieder nach Hamburg eingeladen werden. Summa summarum ein geiler Gig, den ich unter anderen Umständen sicherlich noch mehr hätte genießen können. Freue mich schon auf den nächsten Hamburg-Besuch der Stadtratten!
19.01.2013, Lobusch, Hamburg:
REACTORY + YARD BOMB + DAWN OF OBLITERATION
Zu einer ebenso ungewöhnlichen wie begrüßenswerten, weil abwechslungsreichen und jegliche Scheuklappen vermissen lassenden Zusammenstellung lud die altehrwürdige Lobusch an diesem Wochenende. Drei gute Bands für ’nen Fünfer, doch bis es endlich losging, ließ man eine Menge Zeit verstreichen – soviel, dass manch Gast alkoholbedingt schon gut angeschlagen war, als die Hamburger DAWN OF OBLITERATION mit ihrem Death Metal den Abend musikalisch eröffneten. Das war die alte räudige Schule, die mich Death-Metal-Muffel an die Anfänge des Genres in den ’80ern angenehm erinnerte und eine schöne, tief gestimmte, räudige Walze übers Publikum hinwegrollen ließ. Am meisten gespannt war ich auf YARD BOMB, die neue Band um Frontmann Rolf (THRASHING PUMPGUNS, ex-ELIMINATORS, ex-SMALL TOWN RIOT), die er zusammen mit Musikern aus der heimlichen Underground-Subkultur-Rock’n’Roll-Hauptstadt Schleswig-Holsteins, nämlich Wedel, kürzlich ins Leben rief. Was einem hier geboten wurde, war schnörkelloser, astreiner Hardcore der ganz alten, ursprünglichen BLACK-FLAG- und CIRCLE-JERKS-Schule: Kurze, präzise Songs, knackig und auf den Punkt dargeboten. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren’s deutsche und englische Texte gemischt, vorgetragen von einem gewohnt energiegeladenen Frontmann, der seine Songs lebt und 100%ig authentisch rüberbringt. Man fühlte sich Jahrzehnte zurückversetzt, da auch die Band den Sound tiptop beherrschte, als hätte sie nie etwas anderes gespielt. Großartig! Durchsetzt wurde der Set mit ein paar Coverversionen, von denen Black Flags „Sixpack“ auch als Zugabe noch mal gebracht wurde und der Band ausgezeichnet zu Gesicht steht. Ja, das war der alte Kult-Sound, herübergerettet in die Gegenwart. Besser geht’s eigentlich gar nicht. Ich bin begeistert! Weniger begeistert war ich hingegen von der mittlerweile trotz der kurzen Sets beider Bands schon arg fortgeschrittenen Uhrzeit, die es mir leider verbat, mehr als ich glaube zwei, höchstens drei Songs von REACTORY aus Berlin mir anzusehen, was äußerst schade ist, da der aggressive, dreckige Thrash Metal à la TOXIC HOLOCAUST und Konsorten im Prinzip genau meine Kragenweite war. Hier empfand ich allerdings erstmals den Sound als nicht ganz optimal, denn so sehr ich es mag, wenn der Gesang deutlich im Vordergrund steht, war er hier ZU dominant gemischt worden, während die Gitarre das Nachsehen hatte. Doch davon unabhängig war das, was ich zu hören bekam, richtig geiler Gossen-Thrash, absolut kompetent und glaubwürdig vorgetragen, differenzierter Sound statt chaotischem Matschechaos. Arschgeil! Bleibt nur zu hoffen, dass es weder das letzte Konzert der Band in Hamburg, noch das letzte Billing dieser Art war, denn von mir aus darf man diese Metal-Spielarten gern öfter mal zusammen mit Punk- und Hardcore-Bands auf die Bretter stellen. Das gemischte Publikum sah es offensichtlich ähnlich, denn der Laden war voll und alle Bands wurden gut angenommen. Cross it fucking over!
22.02.2013, Bambi Galore, Hamburg:
BLAZE BAYLEY + SHADOWBANE
Blaze Bayley, ex-WOLFSBANE-Shouter, den meisten aber natürlich als IRON-MAIDEN-Sänger in den ’90ern bekannt, nachdem Bruce Dickinson die Band verlassen hatte, befand sich auf Tour und kam mit einem Akustik-Set in die Billstedter Bambi Galore. Was er nach seiner von der Kritik durchwachsen aufgenommenen IRON-MAIDEN-Anstellung getrieben hat, habe ich nie verfolgt und sowieso die MAIDEN-Platten ab den 1990ern erst relativ spät für mich entdeckt. So manchen Song aus der BLAZE-Ära finde ich aber große Klasse und hätte man aus den zwei Alben seinerzeit eines mit den ganzen Hits gemacht, wäre die Kritik wohl damals auch wesentlich besser ausgefallen. Unter seinem Namen hat er anschließend neue Bands gegründet und ist der Musikrichtung treu geblieben. Da sich auch meine Freundin als Fan BAYLEYs entpuppte, wurde ich neugierig auf seinen Auftritt im kleinen, sympathischen Club (in dem doch tatsächlich YARD-BOMB-/THRASHING-PUMPGUNS-Rolf an der Kasse saß), hatte mich absichtlich vorher gar nicht darüber informiert, was zu erwarten sein würde und wollte mich überraschen lassen. Natürlich hoffte ich bzw. hofften wir, dass es ein paar MAIDEN-Klassiker aus seiner Phase ins Programm schaffen würden – und wir sollten nicht enttäuscht werden!
Zunächst aber erklommen verhältnismäßig pünktlich SHADOWBANE als lokaler, nicht-akustischer Opener die Bühne, die ihren Stil als „post-apokalyptischen Power Metal“ bezeichnen und von denen ich natürlich noch nie zuvor gehört hatte. Nun zählt Power Metal nicht unbedingt zu meiner favorisierten Musikrichtung und es dürfte auch nicht allzu häufig vorkommen, dass sich eine Band dieses Stils in einen von mir frequentierten Laden verirrt – umso mehr freute ich mich auf den Gig, denn ab und zu habe ich auch einfach Spaß daran, ein Konzert aufzusuchen, mir ein Bier zu holen und mich vor die Bühne zu stellen, um mich (hoffentlich positiv) überraschen zu lassen, mir einfach mal bischn Metal um die Ohren blasen zu lassen und den Musikern zuzusehen, wie sie versuchen, das Publikum für sich zu gewinnen. Nun, ich möchte behaupten, damit alles richtig gemacht zu haben, denn die fünfköpfige Band legte mit sehr differenziertem, angenehmen Sound los und wusste gleich mit dem ersten Song durchaus zu gefallen. Die Band spielte absolut kompetent und der Sänger überzeugte mit gutklassigem, klarem, nicht zu hoch gepitschtem Gesang. Zu genretypischen Peinlichkeiten ließ man sich nicht herab und machte auch keinen auf „Manowar für Arme“ oder dergleichen. Leider war schon nach dem ersten oder zweiten Song die Fußmaschine des Drummers kaputt und hat auch nach der folgenden Reparaturzwangspause zwischendurch immer mal wieder rumgezickt. Die Band ließ sich davon aber nicht in ihrer Spielfreude trüben und nicht aus dem Konzept bringen. Die Rhythmusgitarre klang vom Riffing her teilweise leicht thrashig, was ich als sehr angenehm empfand. Die Leadgitarre zückte manch feine, nie in „Happy Metal“ abdriftende Melodei und die Songs mit ihren kräftigen Refrains klangen treibend, reif und nach alter Schule. Der Sänger bekam zwischendrin eine Verschnaufpause, als die Band ein ziemlich geiles Instrumentalstück spielte, das mir noch thrashiger als die übrigen Songs klang. Währenddessen betrat eine Typ im ABC-Schutzanzug die Szenerie und schenkte dem Publikum nach Frostschutzmittel aussehenden Schnaps oder Likör aus und der Bassist sprang auf den Tresen – gediegene Showeinlage! Ohne Zugabe durften die Jungs dann auch nicht gehen und spielten daraufhin „Bark at the Moon“ von OZZY OSBOURNE in einer Top-Version! SHADOWBANE haben mich definitiv positiv überrascht und man dürfte bestimmt, wenn ein ganzes Album draußen ist, noch weitaus mehr von den Hamburgern hören!
Den Anwesenden im nicht ausverkauften, zu höchstens zwei Dritteln gefüllten Club hat’s anscheinend ebenfalls recht gut gefallen; der Vorteil an einer Raumausnutzung wie dieser ist, dass man sich recht frei bewegen kann, ohne ständig auf irgendwelche Füße zu trampeln oder angerempelt zu werden und auch die Umbaupause angenehm im Inneren verbringen kann, ohne nach Luft japsend in die Eiseskälte nach draußen zu hechten. Diese nutzte ich für ein Pläuschchen mit Rolf. Tja, BLAZE BAYLEY – da hat er früher die großen Hallen mit IRON MAIDEN gerockt und steht jetzt im kleinen Underground-Club auf der Bühne vor nicht mal ausverkaufter Hütte. Bis dahin sollte es aber noch etwas dauern, denn erst setzte sich ein Jungspund mit einer Akustikklampfe an den linken Bühnenrand und begann, das Gerät zu stimmen und einzuspielen. Evtl. BLAZE’ Gitarrenroadie? Plötzlich begann er, unheimlich fingerfertig und versiert „The Trooper“ von IRON MAIDEN anzustimmen und die Zuschauer vor der Bühne stimmten vorsichtig den Gesang an. Der Junge auf der Bühne entpuppte sich als der 25-jährige Belgier Thomas Zwijsen, der mit seinen Gitarrenkünsten per Youtube zu Popularität gelangte und BLAZE auf seiner Tour begleitet. Ein kleines bzw. großes Gitarren-Wunderkind, das weitere IRON-MAIDEN-Klassiker aus der ersten Dickinson-Ära wie „The Evil That Men Do“, „Aces High“ und „Wasted Years“ intonierte, in Mordsgeschwindigkeit wieselflink über die Seiten shreddete und das Publikum aufforderte, die Texte zu singen – welches ihm Folge leistete. Ich glaube, zu „Run to the Hills“ war es, als eine Violinistin namens Anna zu ihm auf die Bühne kam und Dickinsons Gesangsmelodien zu z.B. „Wasted Love“ nachspielte! SO hatte ich MAIDEN-Songs bisher noch nie gehört und es wurde einmal mehr deutlich, um welch großartige Kompositionen es sich dabei handelt, die vermutlich in JEDER Instrumentierung funktionieren. Mit Akustikgitarre und Violine bekamen diese Songs eine ganz eigene Note, einen ganz eigenen Zauber – und für diese Erfahrung bin ich dankbar. Doch wie war das ganze nun einzuordnen? Ein geheimer „Special Guest“? Diese Frage erübrigte sich, als zu den Klängen von „Lord of the Flies“ BLAZE höchstpersönlich die Bühne mit Mikrophon in der Hand betrat und den Text mit seiner schönen, kräftigen, dunklen Stimme schmetterte. Die beiden waren also seine Begleitband, die quasi etliche Songs lang den Teppich für den Meister ausrollten. Älter isser geworden, klar, Glatze trägt er jetzt, aber die Stimme ist dieselbe, unverkennbar. Nun ging’s also richtig los! Leider fiel gleich während des ersten Songs plötzlich Thomas’ Gitarre aus, was im Laufe des Sets immer wieder vorkommen sollte, wovon sich allerdings ebenso wenig jemand aus der Ruhe bringen ließ wie bei SHADOWBANE von der defekten Fußmaschine. Ich glaube, gleich der zweite Song war mein ersehntes „Judgement of Heaven“, dutzende Kehlen sangen von nun an mehr und mehr laut und kehlig mit, „Futureal“ ließ auch nicht lange auf sich warten, ... geil! Ich kam also tatsächlich in den Genuss, die BAYLEY-MAIDEN-Hits vom Originalsänger einmal live zu hören. BLAZE ist demnach nach wie vor bekennendes Mitglied der großen MAIDEN-Familie, und das Schöne an dieser Familie ist, dass jeder nach eigenem Gusto die Songs seiner Ära weiterverwenden darf. So kann man zu Paul Di’Anno gehen, wenn man die ganz alten Klopper hören will (was ich unbedingt noch vorhabe!) und eben zu BLAZE, der in der Mitte des Sets auch einige eigene Songs präsentierte. Und diese klangen ebenfalls höchst angenehm und interessant. BLAZE the Ace war sehr gut bei Stimme, vielleicht besser als früher bei WOLFSBANE und MAIDEN und er hat eine tolle Ausstrahlung, eine große Aura auf der Bühne. Es schien ihm völlig egal zu sein, wie viele Leute letztlich den Weg nach Billstedt gefunden hatten, er schien jeden einzelnen zu dirigieren, gab jedem das Gefühl, direkt angesprochen zu werden – auch das ist die alte MAIDEN-Schule! Zugegeben, mit den Mitmachspielchen („Und jetzt alle so yeeeeaaaahhh!“) hat er’s vielleicht ein bisschen übertrieben, andererseits brachte er dadurch ordentlich Stimmung in den etwas steifen Pöbel und auch ich „sang“ mir die Kehle heiser. Jene Stimmung war natürlich bei den bekannten Stücken am ausgelassensten, doch im geschickt zusammengestellten Set blieb auch reichlich Raum für ruhige Momente, wenn BLATZE-Glatze emotionale, nachdenkliche Ansagen machte wie z.B. zum traurigen „Russian Holiday“, dem Titelstück seiner aktuellen Akustik-EP, bei dem ich fast Pipi inne Augen bekam. Andere seiner jüngeren Songs sind ebenfalls sehr persönlicher Natur, handeln offensichtlich viel von Individualität und dem Glauben an die eigene Persönlichkeit. Das Publikum lauschte aufmerksam und war mit dieser Mischung anscheinend ebenso einverstanden wie ich. Gegen Ende des insgesamt sehr langen Programms häuften sich dann wieder die MAIDEN-Songs, „Sign of the Cross“ wurde ebenso gespielt wie „The Clansmen“, „Man on the Edge“ und sogar UFOs „Doctor Doctor“, seit langer Zeit das Intro für MAIDEN-Konzerte und seinerzeit mit BLAZE am Gesang eine Single-B-Seite. Als Zugabe gab’s dann aber ausgerechnet „The Angel and the Gambler“, einen der MAIDEN-Songs vom „Virtual XI“-Album, den ich nicht leiden kann. Glücklicherweise verzichtete man aber auf die ungefähr 1.000 Wiederholungen des profanen Refrains und sorgte mit einem wahnsinnigen Violinen-Solo im Mittelteil stattdessen für offene Münder. Klasse! Freundlich bedankte sich der Mann bei gefühlt jedem einzelnen für den Besuch des Konzerts und begab sich anschließend für Autogramme etc. hinter den Merchandise-Stand. So neigte sich ein unvergesslicher, überraschungsreicher Abend mit vielen Gänsehautmomenten dem Ende entgegen, der gerade in dieser höchst intimen Atmosphäre grandios war! Ein großes Dankeschön an Sympathiebolzen BLAZE BAYLEY, dessen Auftritte ich unbedingt weiterempfehle und dem ich es von Herzen gönnen würde, noch einmal etwas größer rauszukommen. Viel Glück und Erfolg!
CITY RATS + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS
Wenn der Hamburger Gaußplatz spontan für ein Kneipenkonzert anfragt, sagt man natürlich zu – auch, wenn sich der Bassist gerade irgendwo im Exil („Urlaub“) auf einer einsamen Insel befindet, telefonisch nicht erreichbar ist und erst einen Tag vorher in hiesige Breitengrade zurückkehrt. Glücklicherweise war dieser aber Feuer und Flamme, wenngleich er seinen Rückflug verpasste und erst noch später wieder zur Verfügung stehen sollte. Dies war jedoch noch das Harmloseste in einer Kette aus Pleiten, Pech und Pannen, die uns hinsichtlich des letzten DISILLUSIONED-MOTHERFUCKERS-Gigs im Jahre 2012 das Leben erschwerten. Da man sich eigentlich in einer Art Winterpause befand und dementsprechend länger nicht mehr geprobt hatte, wollte man am Nachmittag vor dem Gig noch einmal den Set im Probebus komplett durchzocken. Unglücklicherweise geriet mein Alkoholkonsum auf einer Party in Kiel am Tage zuvor letztlich dann doch ziemlich außer Kontrolle und erwies sich die Rückfahrt in klirrender Kälte derselben Nacht als nicht ganz unkomplex und anstrengend, so dass ich viel zu spät in die Federn kam – und am nächsten Tag mit Mordskater so dermaßen verschlief, dass ich fast rekordverdächtige zwei Stunden zu spät zur Probe antrat. Nach den ersten paar Songs riss zudem eine Saite an Kais Gitarre, Ersatz befand sich nicht auf Lager und alle saitenführenden Läden hatten zu – perfekte Organisation im Hause DMF! Glücklicherweise konnte uns Wurzel, der sich auch um den Sound und allgemeinen Ablauf des Konzerts kümmerte, mit einer Ersatzgitarre aus seinem Fundus aushelfen – dafür noch einmal vielen Dank! Diese war aufgrund ihres verkürzten Halses ungewohnt in der Handhabung für Kai, sollte ihren Dienst aber tadellos verrichten. Meine alternden Knochen jedoch zollten Kälte, Bewegungsmangel etc. Tribut und die damals noch unbehandelten Lendenwirbelprobleme, die ich bereits einige Tage mit mir herumschleppte, erreichten einen neuen Höhepunkt. Normales Gehen wurde zum leichten Hinken, an schmerzfreie Bewegung war nicht zu denken und ich fand mich mit dem Gedanken ab, in der ohnehin schon engen Kneipe in den Bewegungsmöglichkeiten weiter eingeschränkt zu sein. Die Zeit bis zum Beginn nutzte ich, um etwas feste Nahrung in den Magen zu bekommen und mit Konterbieren dem Kater etwas entgegenzusetzen, was jedoch nicht so recht funktionieren wollte. Die gemütliche, beheizte Gaußplatz-Kneipe „El Dorado“ füllte sich zwischenzeitlich zusehends mit vielen Interessierten, die „zwischen den Jahren“ die Nase voll hatten von Idylle und Kitsch und sich durch die Kälte zum Ort des Geschehens schlugen. Irgendwann fiel der Startschuss und wir eröffneten für die CITY RATS aus Israel. Witzigerweise fanden zwei unserer bis dato drei Auftritte auf Bauwagenplätzen mit israelischen Bands statt – um uns eine ausgewiesene Israel-Konnektschn anzudichten, ist es aber wohl noch zu früh. Wie dem auch sei, im Publikum befanden sich viele, die uns zum ersten Mal sahen und wir gaben unser Bestes; auch das neue Stück „Montag, der 13.“ fand in den Set, wenngleich ich den Text noch vom Zettel ablesen musste. Wie gewohnt von solchen Auftrittsmöglichkeiten gibt es weder eine richtige Bühne noch Monitorboxen, was für solche Orte auch leicht überdimensioniert wäre. So stand man sich also wieder Auge in Auge gegenüber, wie es sich für eine vernünftige Hardcore-Punk-Show gehört. Die Bude war rappelvoll und es wurde somit unser bislang größter Auftritt. Mit letzten Kraftreserven brüllte ich die Texte heraus und vermied schmerzhafte Bewegungen wie z.B. Sprünge. Satan sei Dank konnte ich mich auf meine trotz aller widrigen Umstände souveränen Mitstreiter verlassen, die für eine früh abgebrochene Probe erstaunlich gut bei der Sache waren, nur kleinere Patzer schlichen sich ein wie z.B. eine etwas zusammenimprovisierte Version des Coversongs „Les Rebelles“, was aber kaum jemand bemerkt haben dürfte. Generell versicherten mir anschließend viele, dass man uns bzw. meinem verkaterten und angeschlagenen Häufchen Elend, das von meiner vorherigen Existenz noch übriggeblieben war, davon nichts oder kaum etwas angemerkt hätte und der Gig gut rüberkam, lediglich der Sound für den einen oder anderen wahlweise zu laut oder zu leise war, aber irgendwas ist ja immer und vor allem stark abhängig von der Perspektive zur Bühne. Eine Zugabe noch und: Uff, geschafft, und geschworen: Nie wieder so abschießen am Tag vorher!
Anschließend konnte ich mich endlich entspannt zurücklehnen, weiter am Konterbierchen nuckeln, das nicht mal zu einem Placebo-Effekt zu überreden war, mich von meiner aufopfernden und verständnisvollen besseren Hälfte umsorgen lassen und mir genüsslich den CITY-RATS-Auftritt reinziehen, der besten UK-’82-HC-D-Beat-Chaos-Schießmichtot-Pogo-Punk bot, der ohne Kompromisse sehr respekteinflößend vorgetragen wurde. Die Menge tobte, der Pöbel schwitzte und die Band spielte lange und ausgiebig, setzte immer noch einen drauf und unterstrich ihre seit Jahren bestehende Hamburg-Altona-Verbindung, indem sie Songs über den Fußballclub Altona 93 trällerte etc. Coverversionen fanden auch Berücksichtigung, aber ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern… (ja ja, soviel zum Thema „nicht mal Placebo-Effekt“, is‘ klar…) War’s ein deutsch gesungenes SCHLEIMKEIM-Cover? Egal. Was für eine Power, was für eine Energie! Das komplette Gegenteil davon, wie ich mich fühlte. Das machte besonders zusammen mit dem sympathischen Publikum alles großen Spaß und endlich weiß ich, weshalb die CITY RATS, die ich bisher stets schändlicherweise verpasst hatte, immer wieder nach Hamburg eingeladen werden. Summa summarum ein geiler Gig, den ich unter anderen Umständen sicherlich noch mehr hätte genießen können. Freue mich schon auf den nächsten Hamburg-Besuch der Stadtratten!
19.01.2013, Lobusch, Hamburg:
REACTORY + YARD BOMB + DAWN OF OBLITERATION
Zu einer ebenso ungewöhnlichen wie begrüßenswerten, weil abwechslungsreichen und jegliche Scheuklappen vermissen lassenden Zusammenstellung lud die altehrwürdige Lobusch an diesem Wochenende. Drei gute Bands für ’nen Fünfer, doch bis es endlich losging, ließ man eine Menge Zeit verstreichen – soviel, dass manch Gast alkoholbedingt schon gut angeschlagen war, als die Hamburger DAWN OF OBLITERATION mit ihrem Death Metal den Abend musikalisch eröffneten. Das war die alte räudige Schule, die mich Death-Metal-Muffel an die Anfänge des Genres in den ’80ern angenehm erinnerte und eine schöne, tief gestimmte, räudige Walze übers Publikum hinwegrollen ließ. Am meisten gespannt war ich auf YARD BOMB, die neue Band um Frontmann Rolf (THRASHING PUMPGUNS, ex-ELIMINATORS, ex-SMALL TOWN RIOT), die er zusammen mit Musikern aus der heimlichen Underground-Subkultur-Rock’n’Roll-Hauptstadt Schleswig-Holsteins, nämlich Wedel, kürzlich ins Leben rief. Was einem hier geboten wurde, war schnörkelloser, astreiner Hardcore der ganz alten, ursprünglichen BLACK-FLAG- und CIRCLE-JERKS-Schule: Kurze, präzise Songs, knackig und auf den Punkt dargeboten. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren’s deutsche und englische Texte gemischt, vorgetragen von einem gewohnt energiegeladenen Frontmann, der seine Songs lebt und 100%ig authentisch rüberbringt. Man fühlte sich Jahrzehnte zurückversetzt, da auch die Band den Sound tiptop beherrschte, als hätte sie nie etwas anderes gespielt. Großartig! Durchsetzt wurde der Set mit ein paar Coverversionen, von denen Black Flags „Sixpack“ auch als Zugabe noch mal gebracht wurde und der Band ausgezeichnet zu Gesicht steht. Ja, das war der alte Kult-Sound, herübergerettet in die Gegenwart. Besser geht’s eigentlich gar nicht. Ich bin begeistert! Weniger begeistert war ich hingegen von der mittlerweile trotz der kurzen Sets beider Bands schon arg fortgeschrittenen Uhrzeit, die es mir leider verbat, mehr als ich glaube zwei, höchstens drei Songs von REACTORY aus Berlin mir anzusehen, was äußerst schade ist, da der aggressive, dreckige Thrash Metal à la TOXIC HOLOCAUST und Konsorten im Prinzip genau meine Kragenweite war. Hier empfand ich allerdings erstmals den Sound als nicht ganz optimal, denn so sehr ich es mag, wenn der Gesang deutlich im Vordergrund steht, war er hier ZU dominant gemischt worden, während die Gitarre das Nachsehen hatte. Doch davon unabhängig war das, was ich zu hören bekam, richtig geiler Gossen-Thrash, absolut kompetent und glaubwürdig vorgetragen, differenzierter Sound statt chaotischem Matschechaos. Arschgeil! Bleibt nur zu hoffen, dass es weder das letzte Konzert der Band in Hamburg, noch das letzte Billing dieser Art war, denn von mir aus darf man diese Metal-Spielarten gern öfter mal zusammen mit Punk- und Hardcore-Bands auf die Bretter stellen. Das gemischte Publikum sah es offensichtlich ähnlich, denn der Laden war voll und alle Bands wurden gut angenommen. Cross it fucking over!
22.02.2013, Bambi Galore, Hamburg:
BLAZE BAYLEY + SHADOWBANE
Blaze Bayley, ex-WOLFSBANE-Shouter, den meisten aber natürlich als IRON-MAIDEN-Sänger in den ’90ern bekannt, nachdem Bruce Dickinson die Band verlassen hatte, befand sich auf Tour und kam mit einem Akustik-Set in die Billstedter Bambi Galore. Was er nach seiner von der Kritik durchwachsen aufgenommenen IRON-MAIDEN-Anstellung getrieben hat, habe ich nie verfolgt und sowieso die MAIDEN-Platten ab den 1990ern erst relativ spät für mich entdeckt. So manchen Song aus der BLAZE-Ära finde ich aber große Klasse und hätte man aus den zwei Alben seinerzeit eines mit den ganzen Hits gemacht, wäre die Kritik wohl damals auch wesentlich besser ausgefallen. Unter seinem Namen hat er anschließend neue Bands gegründet und ist der Musikrichtung treu geblieben. Da sich auch meine Freundin als Fan BAYLEYs entpuppte, wurde ich neugierig auf seinen Auftritt im kleinen, sympathischen Club (in dem doch tatsächlich YARD-BOMB-/THRASHING-PUMPGUNS-Rolf an der Kasse saß), hatte mich absichtlich vorher gar nicht darüber informiert, was zu erwarten sein würde und wollte mich überraschen lassen. Natürlich hoffte ich bzw. hofften wir, dass es ein paar MAIDEN-Klassiker aus seiner Phase ins Programm schaffen würden – und wir sollten nicht enttäuscht werden!
Zunächst aber erklommen verhältnismäßig pünktlich SHADOWBANE als lokaler, nicht-akustischer Opener die Bühne, die ihren Stil als „post-apokalyptischen Power Metal“ bezeichnen und von denen ich natürlich noch nie zuvor gehört hatte. Nun zählt Power Metal nicht unbedingt zu meiner favorisierten Musikrichtung und es dürfte auch nicht allzu häufig vorkommen, dass sich eine Band dieses Stils in einen von mir frequentierten Laden verirrt – umso mehr freute ich mich auf den Gig, denn ab und zu habe ich auch einfach Spaß daran, ein Konzert aufzusuchen, mir ein Bier zu holen und mich vor die Bühne zu stellen, um mich (hoffentlich positiv) überraschen zu lassen, mir einfach mal bischn Metal um die Ohren blasen zu lassen und den Musikern zuzusehen, wie sie versuchen, das Publikum für sich zu gewinnen. Nun, ich möchte behaupten, damit alles richtig gemacht zu haben, denn die fünfköpfige Band legte mit sehr differenziertem, angenehmen Sound los und wusste gleich mit dem ersten Song durchaus zu gefallen. Die Band spielte absolut kompetent und der Sänger überzeugte mit gutklassigem, klarem, nicht zu hoch gepitschtem Gesang. Zu genretypischen Peinlichkeiten ließ man sich nicht herab und machte auch keinen auf „Manowar für Arme“ oder dergleichen. Leider war schon nach dem ersten oder zweiten Song die Fußmaschine des Drummers kaputt und hat auch nach der folgenden Reparaturzwangspause zwischendurch immer mal wieder rumgezickt. Die Band ließ sich davon aber nicht in ihrer Spielfreude trüben und nicht aus dem Konzept bringen. Die Rhythmusgitarre klang vom Riffing her teilweise leicht thrashig, was ich als sehr angenehm empfand. Die Leadgitarre zückte manch feine, nie in „Happy Metal“ abdriftende Melodei und die Songs mit ihren kräftigen Refrains klangen treibend, reif und nach alter Schule. Der Sänger bekam zwischendrin eine Verschnaufpause, als die Band ein ziemlich geiles Instrumentalstück spielte, das mir noch thrashiger als die übrigen Songs klang. Währenddessen betrat eine Typ im ABC-Schutzanzug die Szenerie und schenkte dem Publikum nach Frostschutzmittel aussehenden Schnaps oder Likör aus und der Bassist sprang auf den Tresen – gediegene Showeinlage! Ohne Zugabe durften die Jungs dann auch nicht gehen und spielten daraufhin „Bark at the Moon“ von OZZY OSBOURNE in einer Top-Version! SHADOWBANE haben mich definitiv positiv überrascht und man dürfte bestimmt, wenn ein ganzes Album draußen ist, noch weitaus mehr von den Hamburgern hören!
Den Anwesenden im nicht ausverkauften, zu höchstens zwei Dritteln gefüllten Club hat’s anscheinend ebenfalls recht gut gefallen; der Vorteil an einer Raumausnutzung wie dieser ist, dass man sich recht frei bewegen kann, ohne ständig auf irgendwelche Füße zu trampeln oder angerempelt zu werden und auch die Umbaupause angenehm im Inneren verbringen kann, ohne nach Luft japsend in die Eiseskälte nach draußen zu hechten. Diese nutzte ich für ein Pläuschchen mit Rolf. Tja, BLAZE BAYLEY – da hat er früher die großen Hallen mit IRON MAIDEN gerockt und steht jetzt im kleinen Underground-Club auf der Bühne vor nicht mal ausverkaufter Hütte. Bis dahin sollte es aber noch etwas dauern, denn erst setzte sich ein Jungspund mit einer Akustikklampfe an den linken Bühnenrand und begann, das Gerät zu stimmen und einzuspielen. Evtl. BLAZE’ Gitarrenroadie? Plötzlich begann er, unheimlich fingerfertig und versiert „The Trooper“ von IRON MAIDEN anzustimmen und die Zuschauer vor der Bühne stimmten vorsichtig den Gesang an. Der Junge auf der Bühne entpuppte sich als der 25-jährige Belgier Thomas Zwijsen, der mit seinen Gitarrenkünsten per Youtube zu Popularität gelangte und BLAZE auf seiner Tour begleitet. Ein kleines bzw. großes Gitarren-Wunderkind, das weitere IRON-MAIDEN-Klassiker aus der ersten Dickinson-Ära wie „The Evil That Men Do“, „Aces High“ und „Wasted Years“ intonierte, in Mordsgeschwindigkeit wieselflink über die Seiten shreddete und das Publikum aufforderte, die Texte zu singen – welches ihm Folge leistete. Ich glaube, zu „Run to the Hills“ war es, als eine Violinistin namens Anna zu ihm auf die Bühne kam und Dickinsons Gesangsmelodien zu z.B. „Wasted Love“ nachspielte! SO hatte ich MAIDEN-Songs bisher noch nie gehört und es wurde einmal mehr deutlich, um welch großartige Kompositionen es sich dabei handelt, die vermutlich in JEDER Instrumentierung funktionieren. Mit Akustikgitarre und Violine bekamen diese Songs eine ganz eigene Note, einen ganz eigenen Zauber – und für diese Erfahrung bin ich dankbar. Doch wie war das ganze nun einzuordnen? Ein geheimer „Special Guest“? Diese Frage erübrigte sich, als zu den Klängen von „Lord of the Flies“ BLAZE höchstpersönlich die Bühne mit Mikrophon in der Hand betrat und den Text mit seiner schönen, kräftigen, dunklen Stimme schmetterte. Die beiden waren also seine Begleitband, die quasi etliche Songs lang den Teppich für den Meister ausrollten. Älter isser geworden, klar, Glatze trägt er jetzt, aber die Stimme ist dieselbe, unverkennbar. Nun ging’s also richtig los! Leider fiel gleich während des ersten Songs plötzlich Thomas’ Gitarre aus, was im Laufe des Sets immer wieder vorkommen sollte, wovon sich allerdings ebenso wenig jemand aus der Ruhe bringen ließ wie bei SHADOWBANE von der defekten Fußmaschine. Ich glaube, gleich der zweite Song war mein ersehntes „Judgement of Heaven“, dutzende Kehlen sangen von nun an mehr und mehr laut und kehlig mit, „Futureal“ ließ auch nicht lange auf sich warten, ... geil! Ich kam also tatsächlich in den Genuss, die BAYLEY-MAIDEN-Hits vom Originalsänger einmal live zu hören. BLAZE ist demnach nach wie vor bekennendes Mitglied der großen MAIDEN-Familie, und das Schöne an dieser Familie ist, dass jeder nach eigenem Gusto die Songs seiner Ära weiterverwenden darf. So kann man zu Paul Di’Anno gehen, wenn man die ganz alten Klopper hören will (was ich unbedingt noch vorhabe!) und eben zu BLAZE, der in der Mitte des Sets auch einige eigene Songs präsentierte. Und diese klangen ebenfalls höchst angenehm und interessant. BLAZE the Ace war sehr gut bei Stimme, vielleicht besser als früher bei WOLFSBANE und MAIDEN und er hat eine tolle Ausstrahlung, eine große Aura auf der Bühne. Es schien ihm völlig egal zu sein, wie viele Leute letztlich den Weg nach Billstedt gefunden hatten, er schien jeden einzelnen zu dirigieren, gab jedem das Gefühl, direkt angesprochen zu werden – auch das ist die alte MAIDEN-Schule! Zugegeben, mit den Mitmachspielchen („Und jetzt alle so yeeeeaaaahhh!“) hat er’s vielleicht ein bisschen übertrieben, andererseits brachte er dadurch ordentlich Stimmung in den etwas steifen Pöbel und auch ich „sang“ mir die Kehle heiser. Jene Stimmung war natürlich bei den bekannten Stücken am ausgelassensten, doch im geschickt zusammengestellten Set blieb auch reichlich Raum für ruhige Momente, wenn BLATZE-Glatze emotionale, nachdenkliche Ansagen machte wie z.B. zum traurigen „Russian Holiday“, dem Titelstück seiner aktuellen Akustik-EP, bei dem ich fast Pipi inne Augen bekam. Andere seiner jüngeren Songs sind ebenfalls sehr persönlicher Natur, handeln offensichtlich viel von Individualität und dem Glauben an die eigene Persönlichkeit. Das Publikum lauschte aufmerksam und war mit dieser Mischung anscheinend ebenso einverstanden wie ich. Gegen Ende des insgesamt sehr langen Programms häuften sich dann wieder die MAIDEN-Songs, „Sign of the Cross“ wurde ebenso gespielt wie „The Clansmen“, „Man on the Edge“ und sogar UFOs „Doctor Doctor“, seit langer Zeit das Intro für MAIDEN-Konzerte und seinerzeit mit BLAZE am Gesang eine Single-B-Seite. Als Zugabe gab’s dann aber ausgerechnet „The Angel and the Gambler“, einen der MAIDEN-Songs vom „Virtual XI“-Album, den ich nicht leiden kann. Glücklicherweise verzichtete man aber auf die ungefähr 1.000 Wiederholungen des profanen Refrains und sorgte mit einem wahnsinnigen Violinen-Solo im Mittelteil stattdessen für offene Münder. Klasse! Freundlich bedankte sich der Mann bei gefühlt jedem einzelnen für den Besuch des Konzerts und begab sich anschließend für Autogramme etc. hinter den Merchandise-Stand. So neigte sich ein unvergesslicher, überraschungsreicher Abend mit vielen Gänsehautmomenten dem Ende entgegen, der gerade in dieser höchst intimen Atmosphäre grandios war! Ein großes Dankeschön an Sympathiebolzen BLAZE BAYLEY, dessen Auftritte ich unbedingt weiterempfehle und dem ich es von Herzen gönnen würde, noch einmal etwas größer rauszukommen. Viel Glück und Erfolg!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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- Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55
Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
WOW, nach einigen Monaten noch so ein gutes Gedächtnis Aber die ersten Konzis sind ja nun doch schon veraltet
- buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Ein Konzert ist veraltet, sobald der letzte Ton verklungen ist.dr. freudstein hat geschrieben:WOW, nach einigen Monaten noch so ein gutes Gedächtnis Aber die ersten Konzis sind ja nun doch schon veraltet
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
09.03.2013, Villa zu Wedel:
DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS + PROBLEM KID + INSIDE JOB + TREIB.JAGD
Lars hatte mal wieder Geburtstag. Lars auch. Eine liebgewonnene Tradition ist es daher, dass beide anlässlich ihres Jahrestags 1x jährlich ein Konzert in der sympathischen Wedeler Villa organisieren. Ich war schon oft als Gast zugegen und durfte dieses Jahr mit meiner eigenen Kombo DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS ran. Da lässt man sich natürlich nicht 2x bitten und so ging’s bei winterlichen Temperaturen in das schleswig-holstein’sche Musik-Mekka, wo die Musikiniative Wedel e.V. seit Jahren hervorragende Arbeit leistet und Bands aus der Umgebung Auftrittsmöglichkeiten in einem dafür spitzenmäßig geeigneten Laden bietet. Also Leute begrüßt, paar Backstage-Bierchen gezischt, Sound gecheckt und gewartet, wie sich der Laden langsam füllte. Wir enterten dann als erste und eine von nur wenigen übrig gebliebenen Bands des ursprünglichen Billings die Bühne und zockten einen für unsere Verhältnisse rekordverdächtigen Set von zehn Songs. Dat neue Intro kam von CD und los ging’s mit dem bekannten Triple „Tales of Terror“, „Menschenzoo“ und „Elbdisharmonie“. Viele bekannte Gesichter fanden sich im Publikum, viele hatten den Weg von Hamburg auf sich genommen, um dem Ereignis beizuwohnen, was nicht selbstverständlich ist für die musikalisch verwöhnten Einwohner der Hansestadt. Der Hammer allerdings war der Besuch der Kameradschaft Wiederaufbau Wehringhausen (KWW)* aus Hagen und Umgebung mit ihrer berüchtigten „Heilanstalt“-Parole, die speziell Sechssaiter Kai zu Ehren angetreten war, denn dieser feierte ebenfalls seinen Geburtstag, wenn auch nach. Mit „Aktion Mutante“ gab’s die Rohfassung unseres jüngsten Songs um die Ohren und anstelle von „Victim of Socialisation“ spielten wir eine ziemliche Grützwurst. Der Rest lief aber gut durch, der Sound war gut und ich hatte erstmals sogar richtige Monitorboxen vor mir auf der Bühne – welch ungewohnter Luxus! Das hatte zur Folge, dass mein Mikro jedes Mal, wenn ich mich gebückt hab – also bei jedem Griff zur Bierbuddel – fiese Rückkopplungen erzeugt hat, aber da musste man durch – die Stimme will schließlich geölt sein. Ok, den einen oder anderen Anfang bzw. Schluss eines Songs haben wir bischn improvisiert, aber das kann man sich problemlos immer genau solange erlauben, wie der Pöbel die Songs kaum oder gar nicht kennt. Das zahlreich erschienene Publikum lauschte konzentriert der Darbietung, behielt sein faules Obst für sich und anschließend ging auch noch die eine oder andere Demo-CD weg, so dass die Auflage jetzt so gut wie weg ist. Ich kann ’nen dicken Haken darunter machen, in einem meiner Lieblingsläden gespielt zu haben, deshalb noch mal danke an Lars!
DER FAUSTMÖRDER, kurz ER, mit seinem menschenverachtenden Fastcore fiel leider krankheitsbedingt aus, so dass schon jetzt PROBLEM KID an der Reihe waren. Die junge Band aus dem INSIDE-JOB-Umfeld hatte ihren allerersten Auftritt und zelebrierte spielfreudigstes, geradliniges, schnörkelloses Hardcore-Konzentrat der oldschooligen Sorte, wie er sich seit einiger Zeit einer wieder enorm gestiegenen Beliebtheit erfreut. Was diese Band am offensichtlichsten von anderen Vertretern der Zunft unterscheidet, ist die Sängerin, die astrein einen frechen, angepissten Hit nach dem anderen schmetterte und sich ebenso wieder Rest der Bande für viele weitere Auftritte empfahl! Das war höchst respektabel, um nicht zu sagen: richtig geil, und peitschte auch den Mob ordentlich an, der nun etwas lockerer in Hüfte und Gliedern wurde. Unbedingt genau so weitermachen!
Eigentlich sollte auch die neue deutsche Oldschool-US-HC-Hoffnung YARD BOMB um Shouter Rolf (THRASHING PUMPGUNS, ex-SMALL TOWN RIOT etc.) und Wedeler Musikanten spielen, die krankheitsbedingt leider ebenfalls ausfiel. Stattdessen spielten jetzt die Hamburger INSIDE JOB, die zum Teil eben noch mit PROBLEM KID auf der Bühne standen. INSIDE JOB waren bisher jedes Mal geil und diesmal kam erschwerend hinzu, dass sie auch noch anders waren! Die Schlingel haben nämlich ein für unsere Verhältnisse schier unfassbares Arsenal an Songs und spielten heute anscheinend einfach mal ein paar andere. Der ganze Set wirkte auf mich auch noch etwas kompakter als sonst und die Band noch fitter als ohnehin schon. Gut möglich allerdings, dass alles wie immer, nur ich zu fortgeschrittener Stunde besonders angeheitert und euphorisiert war. Wie auch immer, mit dem, ich mag’s kaum schreiben, schnörkellosen, geradlinigen Superoldschool-US-Hardcore der Jungs bekam die Stimmung ein weiteres Hoch und mit seinen präzisen, direkt auf den Punkt gebrachten Eruptionen wurde bestimmt keine Aufmerksamkeitsspanne überfordert. Immerhin galt es, sich noch eine weitere Band reinzuziehen:
Den weiten Weg aus Nordtirol angereist war der very special guest und Headliner TREIB.JAGD, der mit nur einem Song in ich glaube unter 30 Sekunden alles aussagte, was es zu sagen gab, und anschließend sein „Album“ und allerlei Gedöns versteigerte. Da Kapitalisten-Lars von den Eintrittsmillionen alles in die eigene Tasche steckt, um nie mehr arbeiten zu müssen, reichte mein karges Budget leider nicht, um den Zuschlag zu erhalten, aber manch Besserverdienender konnte glücklich mit CD, Tabak und dem Rest, den ich vergessen hab, nach Hause gehen und es in den Tresor einschließen. Damit wurde ein Schlusspunkt gesetzt unter eine abermals saugeile Geburtstagsparty, bei der wir das gesamte Backstage-Bier leergesoffen und uns königlich amüsiert haben. Ein echter Motherfucker jedoch findet kein Ende und so erkoren wir uns das Skorbut auf dem Hamburger Kiez kurzerhand für unsere Aftershow-Party aus und ließen noch mal so richtig die Knorken knallen, worüber ich aber an dieser Stelle den Mantel des Vergessens ausbreite...
*) Selbstverständlich handelt es sich bei der KWW um einen sich tatsächlich als Kameradschaften bezeichnende Nazibünde karikierenden Zusammenschluss aus Punks und anderen subversiven Gestalten, nicht etwa um 30er-Jahre-Freaks.
15.03.2013, Skorbut, Hamburg:
PESTPOCKEN
Als ich vor etlichen Jahren zum ersten Mal von der Existenz der Gießener HC-Punks PESTPOCKEN erfuhr, geschah dies in Form der kultigen „Punk aus Hesse, 'uff die Fresse!“-Sampler-EP, auf der die Band u.a. mit ihrem wenig pazifistischen Klopfer „Auf die Fresse“ vertreten ist. Ich besorgte mir schnell die ein, zwei EPs, die es sonst noch gab, sowie das Demo-Tape und war ziemlich begeistert. Als dann irgendwann die ersten Alben erschienen, steckte ich mittendrin in den damals grassierenden Diskussionen um Oi!- und Polit-Punk etc. und bemerkte, wie sich die Band zunehmend um ein Image bemühte, das möglicherweise nach meinem Geschmack nicht mehr ganz zum genial-kompromisslosen Aus-dem-Bauch-heraus-auf-die-Kacke-Hauen der alten Rotzhammerattacken passen wollte, und verlor ein wenig das Interesse an der Band. Später fiel mir auf, dass die Damen und Herren ab und zu die Besetzung wechselten, aber auch mit ihrem perfekten Nieten- und Stachelpunk-Styling die Öffentlichkeit zu suchen schienen und beispielsweise für den „Chaostage“-Film ihre Rüben vor die Kamera hielten. Mittlerweile hatte ich mich aber auch musikalisch generell etwas umorientiert und die PESTPOCKEN spielten für mich persönlich keine größere Rolle mehr. Die Top-Kritiken, die der jüngste Longplayer gemeinhin eingeheimst hat, sind mir aber ebenfalls nicht entgangen und als ich zum Nachholgig des ursprünglich wegen Krankheit abgesagten Gigs in meiner Hamburger Stammkneipe Skorbut tatsächlich Zeit hatte, war ich dann doch neugierig genug, um mir die Combo nach vielen Jahren mal wieder live zu geben. Ich wurde Zeuge einer Band, die schon längst nicht mehr als unbedingte „Vorzeige-Boy-and-Girl-Group des Deutschpunk“ durchgehen würde, wenngleich Frontsau Danny sich den Scheitel noch immer mit Axt und Wasserwaage zu ziehen scheint. Aber lassen wir diese unnötigen Oberflächlichkeiten und schlechten Witze, denn zunächst einmal blies mich Sängerin Andrea ziemlich weg. Der Set schien mir recht stringent zweigeteilt zu sein und zunächst die Songs zu berücksichtigen, die die junge Dame schmettert – und wie sie das tat! Im gut gefüllten Skorbut stellte sie sich ohne jede Skrupel oder Berührungsängste dem gierigen Pöbel und stürzte sich runter von der kleinen Bühne in den Mob, wo sie ebenso aggressiv wie sportlich, in jedem Falle verdammt energie- und wutgeladen, druckvoll und nicht nur konditionell überzeugend Song um Song herausbrüllte, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Publikum dankte es entsprechend und ich kann nur sagen: Respekt, die Dame! Das klang alles wie ’ne Art Mischung aus dem klassischen PESTPOCKEN-Sound und derbem Hardcore und ging recht flott zur Sache, ich fand’s auch musikalisch nicht verkehrt. Nach ca. der Hälfte des Sets trat der wesentlich hünenhaftere Danny von der Bühne und es kamen logischerweise die Songs mit vornehmlich männlichem Gesang zum Zuge. Mitten rein in den Mob, hieß sein Motto, und der Härtegrad vor der Bühne steigerte sich. Die Songs schienen sich mir jetzt mehr hin zum altbekannten PESTPOCKEN-Klopper-Sound zu bewegen, mit dem Schlagzeug in Richtung D-Punk-Uffta, aber eben diesem derbst-aggressiven Grölgesang darüber, der leider hin und wieder von Mikroausfallen gestört wurde. Auch das war ’ne sichtbar körperlich anstrengende Nummer, wenn den Mann aber auch so schnell sicher nichts umhaut. Der Pöbel fand manch Song zur lautstarken Unterstützung und die Background-Chöre von der Bühne kaschierten das streikende Mikro oft ziemlich gut. Die den Songs innewohnende Aggressivität fand in einem harten, aber fairen Geschehen vor der Bühne seine optische Entsprechung und das passte alles gut zusammen, hatte Hand und Fuß und war zu jeder Sekunde authentischer und mehr Werbung für Punkrock als manch lahmarschige Studentencombo oder gelackte trendy, ach so coole Sonstwas-Punkband. Die Message, die rüberkam, war: Keine Kompromisse, kein Rumgeeier, ehrlich und direkt auf die Zwölf. Natürlich gefällt mir das, wenn ich mir auch manch Song noch besser und möglicherweise derber vorstellen könnte, würde man den Schlagzeugbeat stärker variieren und sich generell mehr an pfeilschnellem Hardcore orientieren – denn dieser mittlerweile hier von mir oft zitierte PESTPOCKEN-Sound gefiel mir doch immer noch am besten bei den alten Kult-Stücken, von denen ich z.B. ein „Auf die Fresse“ hier schmerzlich vermisste. Ob das einem gestiegenen lyrischen Anspruch gewichen ist, den ich in Ermangelung der jüngeren Tonträger zurzeit leider nicht, äh, „überprüfen“ kann? Wie dem auch sei, so viele Jahre in diesem Metier mit soviel Nachdruck tätig zu sein und seine Energie ohne Rücksicht auf Verluste in einen solchen Auftritt zu legen, erkenne ich voll an und fand den Gig unterm Strich nicht nur interessant, sondern überraschend gut. Anschließend ging ich dann noch ’nem netten Klönschnack mit Gitarrero Chris nach, den ich flüchtig aus manch Internetdiskussion kannte und nun erstmals persönlich traf. Nie gesehen und doch gleich erkannt. Der eröffnete mir, dass er die Band in Kürze verlassen wird und ein Crust-/Metal-Punk-Projekt am Start hat, auf das er sich dann stärker konzentrieren wird. Man darf gespannt sein, ich wünsche jedenfalls viel Glück und Erfolg. Dass BOLANOW-BRAWL-Bassist Stulle das Gespräch immer wieder jäh mit schier endlosen auswendig gelernten BADESALZ-Zitaten unterbrach, gehört hier allerdings nicht hin...
06.04.2013, Skorbut, Hamburg:
ARRESTED DENIAL Record Release Party
Die Hamburger Streetpunks ARRESTED DENIAL um ex-IN-VINO-VERITAS-Klampfer Sascha und ex-THIS-BELIEF-Frontmann Valentin haben mit „Our Best Record So Far“ ein vielbeachtetes zweites Album veröffentlicht, diesmal in handfester CD- und Vinyl-Auflage und mit dem „Mad Butcher“-Label im Hintergrund. Eine sehr hörenswerte, geile Platte, die es nach einem Abstecher nach Kiel am Tag zuvor nun im Hamburger Heimathafen zu feiern galt. Am Viersaiter nach Ausstieg des ursprünglichen Bassisten Thorben jetzt Timo (SMALL TOWN RIOT, HIGHSCHOOL NIGHTMARE), aber ansonsten alles beim Bewährten: Raue Punkrock-Hymnen mit Ausschlägen in Richtung Offbeat und Hardcore, Songs beider Alben inkl. einiger Coverversionen (MAYTALS, HATECLUB, DIRE STRAITS) und harmonisierende Chöre. Besonders hervor stachen für mich wieder das geniale „D-Land“ („Deutschland, du hast dich abgeschafft!“) und der Offbeat-Song, dessen Refrain lautet „The upper crust is on another track, the upper crust is coming back“, der seltsamerweise aber nicht „The Upper Crust“ heißt (sorry, hab das Booklet grad nicht zur Hand). Timo machte seine Sache als Bassist tadellos und unterstützte die Chöre nach Kräften, Für drei, vier Songs wurde er zwischenzeitlich jedoch von ex-Bassist Thorben abgelöst, der mit sichtlicher Spielfreude die Stücke zum Besten gab. Eine nette Geste von beiden Seiten, die beweist, dass zwischenmenschlich offensichtlich alles in bester Ordnung ist. Das Publikum, dass das Skorbut alles andere als leer aussehen ließ, aber auch nicht so zahlreich erschienen war, dass es drängelig geworden wäre, unterstützte die Band in den ersten paar Reihen, reckte Arme und Fäuste empor, sang Chöre und Refrains mit und bewegte sich dann und wann auch grobmotorisch. Aufgelockert wurde die Sause von Valentins trockenem Humor, und apropos trocken: Sascha wirkte diesmal überraschend nüchtern. Bewundernswert finde ich die abgewichste Unaufgeregt- und Lockerheit, mit der Valentin singt und Gitarre spielt, von Aufregung oder falschem Respekt keine Spur, dafür aber leidenschaftlich und authentisch. War – bis auf das anscheinend unvermeidliche DIRE-STRAITS-Cover „Walk of Life“ – ein schöner Gig, der anfänglich etwas mit dem Gitarrensound zu kämpfen hatte, ansonsten aber reibungslos über die Bühne ging und den sympathischen Eindruck, den ich von ARRESTED DENIAL habe, bestätigte. Die Jungs haben sich verdammt weit vorne in den lokalen Punkrock-Gefilden einsortiert und werden nun vermutlich ausziehen, auch andere Regionen zu erobern. Was gelingen wird!
DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS + PROBLEM KID + INSIDE JOB + TREIB.JAGD
Lars hatte mal wieder Geburtstag. Lars auch. Eine liebgewonnene Tradition ist es daher, dass beide anlässlich ihres Jahrestags 1x jährlich ein Konzert in der sympathischen Wedeler Villa organisieren. Ich war schon oft als Gast zugegen und durfte dieses Jahr mit meiner eigenen Kombo DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS ran. Da lässt man sich natürlich nicht 2x bitten und so ging’s bei winterlichen Temperaturen in das schleswig-holstein’sche Musik-Mekka, wo die Musikiniative Wedel e.V. seit Jahren hervorragende Arbeit leistet und Bands aus der Umgebung Auftrittsmöglichkeiten in einem dafür spitzenmäßig geeigneten Laden bietet. Also Leute begrüßt, paar Backstage-Bierchen gezischt, Sound gecheckt und gewartet, wie sich der Laden langsam füllte. Wir enterten dann als erste und eine von nur wenigen übrig gebliebenen Bands des ursprünglichen Billings die Bühne und zockten einen für unsere Verhältnisse rekordverdächtigen Set von zehn Songs. Dat neue Intro kam von CD und los ging’s mit dem bekannten Triple „Tales of Terror“, „Menschenzoo“ und „Elbdisharmonie“. Viele bekannte Gesichter fanden sich im Publikum, viele hatten den Weg von Hamburg auf sich genommen, um dem Ereignis beizuwohnen, was nicht selbstverständlich ist für die musikalisch verwöhnten Einwohner der Hansestadt. Der Hammer allerdings war der Besuch der Kameradschaft Wiederaufbau Wehringhausen (KWW)* aus Hagen und Umgebung mit ihrer berüchtigten „Heilanstalt“-Parole, die speziell Sechssaiter Kai zu Ehren angetreten war, denn dieser feierte ebenfalls seinen Geburtstag, wenn auch nach. Mit „Aktion Mutante“ gab’s die Rohfassung unseres jüngsten Songs um die Ohren und anstelle von „Victim of Socialisation“ spielten wir eine ziemliche Grützwurst. Der Rest lief aber gut durch, der Sound war gut und ich hatte erstmals sogar richtige Monitorboxen vor mir auf der Bühne – welch ungewohnter Luxus! Das hatte zur Folge, dass mein Mikro jedes Mal, wenn ich mich gebückt hab – also bei jedem Griff zur Bierbuddel – fiese Rückkopplungen erzeugt hat, aber da musste man durch – die Stimme will schließlich geölt sein. Ok, den einen oder anderen Anfang bzw. Schluss eines Songs haben wir bischn improvisiert, aber das kann man sich problemlos immer genau solange erlauben, wie der Pöbel die Songs kaum oder gar nicht kennt. Das zahlreich erschienene Publikum lauschte konzentriert der Darbietung, behielt sein faules Obst für sich und anschließend ging auch noch die eine oder andere Demo-CD weg, so dass die Auflage jetzt so gut wie weg ist. Ich kann ’nen dicken Haken darunter machen, in einem meiner Lieblingsläden gespielt zu haben, deshalb noch mal danke an Lars!
DER FAUSTMÖRDER, kurz ER, mit seinem menschenverachtenden Fastcore fiel leider krankheitsbedingt aus, so dass schon jetzt PROBLEM KID an der Reihe waren. Die junge Band aus dem INSIDE-JOB-Umfeld hatte ihren allerersten Auftritt und zelebrierte spielfreudigstes, geradliniges, schnörkelloses Hardcore-Konzentrat der oldschooligen Sorte, wie er sich seit einiger Zeit einer wieder enorm gestiegenen Beliebtheit erfreut. Was diese Band am offensichtlichsten von anderen Vertretern der Zunft unterscheidet, ist die Sängerin, die astrein einen frechen, angepissten Hit nach dem anderen schmetterte und sich ebenso wieder Rest der Bande für viele weitere Auftritte empfahl! Das war höchst respektabel, um nicht zu sagen: richtig geil, und peitschte auch den Mob ordentlich an, der nun etwas lockerer in Hüfte und Gliedern wurde. Unbedingt genau so weitermachen!
Eigentlich sollte auch die neue deutsche Oldschool-US-HC-Hoffnung YARD BOMB um Shouter Rolf (THRASHING PUMPGUNS, ex-SMALL TOWN RIOT etc.) und Wedeler Musikanten spielen, die krankheitsbedingt leider ebenfalls ausfiel. Stattdessen spielten jetzt die Hamburger INSIDE JOB, die zum Teil eben noch mit PROBLEM KID auf der Bühne standen. INSIDE JOB waren bisher jedes Mal geil und diesmal kam erschwerend hinzu, dass sie auch noch anders waren! Die Schlingel haben nämlich ein für unsere Verhältnisse schier unfassbares Arsenal an Songs und spielten heute anscheinend einfach mal ein paar andere. Der ganze Set wirkte auf mich auch noch etwas kompakter als sonst und die Band noch fitter als ohnehin schon. Gut möglich allerdings, dass alles wie immer, nur ich zu fortgeschrittener Stunde besonders angeheitert und euphorisiert war. Wie auch immer, mit dem, ich mag’s kaum schreiben, schnörkellosen, geradlinigen Superoldschool-US-Hardcore der Jungs bekam die Stimmung ein weiteres Hoch und mit seinen präzisen, direkt auf den Punkt gebrachten Eruptionen wurde bestimmt keine Aufmerksamkeitsspanne überfordert. Immerhin galt es, sich noch eine weitere Band reinzuziehen:
Den weiten Weg aus Nordtirol angereist war der very special guest und Headliner TREIB.JAGD, der mit nur einem Song in ich glaube unter 30 Sekunden alles aussagte, was es zu sagen gab, und anschließend sein „Album“ und allerlei Gedöns versteigerte. Da Kapitalisten-Lars von den Eintrittsmillionen alles in die eigene Tasche steckt, um nie mehr arbeiten zu müssen, reichte mein karges Budget leider nicht, um den Zuschlag zu erhalten, aber manch Besserverdienender konnte glücklich mit CD, Tabak und dem Rest, den ich vergessen hab, nach Hause gehen und es in den Tresor einschließen. Damit wurde ein Schlusspunkt gesetzt unter eine abermals saugeile Geburtstagsparty, bei der wir das gesamte Backstage-Bier leergesoffen und uns königlich amüsiert haben. Ein echter Motherfucker jedoch findet kein Ende und so erkoren wir uns das Skorbut auf dem Hamburger Kiez kurzerhand für unsere Aftershow-Party aus und ließen noch mal so richtig die Knorken knallen, worüber ich aber an dieser Stelle den Mantel des Vergessens ausbreite...
*) Selbstverständlich handelt es sich bei der KWW um einen sich tatsächlich als Kameradschaften bezeichnende Nazibünde karikierenden Zusammenschluss aus Punks und anderen subversiven Gestalten, nicht etwa um 30er-Jahre-Freaks.
15.03.2013, Skorbut, Hamburg:
PESTPOCKEN
Als ich vor etlichen Jahren zum ersten Mal von der Existenz der Gießener HC-Punks PESTPOCKEN erfuhr, geschah dies in Form der kultigen „Punk aus Hesse, 'uff die Fresse!“-Sampler-EP, auf der die Band u.a. mit ihrem wenig pazifistischen Klopfer „Auf die Fresse“ vertreten ist. Ich besorgte mir schnell die ein, zwei EPs, die es sonst noch gab, sowie das Demo-Tape und war ziemlich begeistert. Als dann irgendwann die ersten Alben erschienen, steckte ich mittendrin in den damals grassierenden Diskussionen um Oi!- und Polit-Punk etc. und bemerkte, wie sich die Band zunehmend um ein Image bemühte, das möglicherweise nach meinem Geschmack nicht mehr ganz zum genial-kompromisslosen Aus-dem-Bauch-heraus-auf-die-Kacke-Hauen der alten Rotzhammerattacken passen wollte, und verlor ein wenig das Interesse an der Band. Später fiel mir auf, dass die Damen und Herren ab und zu die Besetzung wechselten, aber auch mit ihrem perfekten Nieten- und Stachelpunk-Styling die Öffentlichkeit zu suchen schienen und beispielsweise für den „Chaostage“-Film ihre Rüben vor die Kamera hielten. Mittlerweile hatte ich mich aber auch musikalisch generell etwas umorientiert und die PESTPOCKEN spielten für mich persönlich keine größere Rolle mehr. Die Top-Kritiken, die der jüngste Longplayer gemeinhin eingeheimst hat, sind mir aber ebenfalls nicht entgangen und als ich zum Nachholgig des ursprünglich wegen Krankheit abgesagten Gigs in meiner Hamburger Stammkneipe Skorbut tatsächlich Zeit hatte, war ich dann doch neugierig genug, um mir die Combo nach vielen Jahren mal wieder live zu geben. Ich wurde Zeuge einer Band, die schon längst nicht mehr als unbedingte „Vorzeige-Boy-and-Girl-Group des Deutschpunk“ durchgehen würde, wenngleich Frontsau Danny sich den Scheitel noch immer mit Axt und Wasserwaage zu ziehen scheint. Aber lassen wir diese unnötigen Oberflächlichkeiten und schlechten Witze, denn zunächst einmal blies mich Sängerin Andrea ziemlich weg. Der Set schien mir recht stringent zweigeteilt zu sein und zunächst die Songs zu berücksichtigen, die die junge Dame schmettert – und wie sie das tat! Im gut gefüllten Skorbut stellte sie sich ohne jede Skrupel oder Berührungsängste dem gierigen Pöbel und stürzte sich runter von der kleinen Bühne in den Mob, wo sie ebenso aggressiv wie sportlich, in jedem Falle verdammt energie- und wutgeladen, druckvoll und nicht nur konditionell überzeugend Song um Song herausbrüllte, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Publikum dankte es entsprechend und ich kann nur sagen: Respekt, die Dame! Das klang alles wie ’ne Art Mischung aus dem klassischen PESTPOCKEN-Sound und derbem Hardcore und ging recht flott zur Sache, ich fand’s auch musikalisch nicht verkehrt. Nach ca. der Hälfte des Sets trat der wesentlich hünenhaftere Danny von der Bühne und es kamen logischerweise die Songs mit vornehmlich männlichem Gesang zum Zuge. Mitten rein in den Mob, hieß sein Motto, und der Härtegrad vor der Bühne steigerte sich. Die Songs schienen sich mir jetzt mehr hin zum altbekannten PESTPOCKEN-Klopper-Sound zu bewegen, mit dem Schlagzeug in Richtung D-Punk-Uffta, aber eben diesem derbst-aggressiven Grölgesang darüber, der leider hin und wieder von Mikroausfallen gestört wurde. Auch das war ’ne sichtbar körperlich anstrengende Nummer, wenn den Mann aber auch so schnell sicher nichts umhaut. Der Pöbel fand manch Song zur lautstarken Unterstützung und die Background-Chöre von der Bühne kaschierten das streikende Mikro oft ziemlich gut. Die den Songs innewohnende Aggressivität fand in einem harten, aber fairen Geschehen vor der Bühne seine optische Entsprechung und das passte alles gut zusammen, hatte Hand und Fuß und war zu jeder Sekunde authentischer und mehr Werbung für Punkrock als manch lahmarschige Studentencombo oder gelackte trendy, ach so coole Sonstwas-Punkband. Die Message, die rüberkam, war: Keine Kompromisse, kein Rumgeeier, ehrlich und direkt auf die Zwölf. Natürlich gefällt mir das, wenn ich mir auch manch Song noch besser und möglicherweise derber vorstellen könnte, würde man den Schlagzeugbeat stärker variieren und sich generell mehr an pfeilschnellem Hardcore orientieren – denn dieser mittlerweile hier von mir oft zitierte PESTPOCKEN-Sound gefiel mir doch immer noch am besten bei den alten Kult-Stücken, von denen ich z.B. ein „Auf die Fresse“ hier schmerzlich vermisste. Ob das einem gestiegenen lyrischen Anspruch gewichen ist, den ich in Ermangelung der jüngeren Tonträger zurzeit leider nicht, äh, „überprüfen“ kann? Wie dem auch sei, so viele Jahre in diesem Metier mit soviel Nachdruck tätig zu sein und seine Energie ohne Rücksicht auf Verluste in einen solchen Auftritt zu legen, erkenne ich voll an und fand den Gig unterm Strich nicht nur interessant, sondern überraschend gut. Anschließend ging ich dann noch ’nem netten Klönschnack mit Gitarrero Chris nach, den ich flüchtig aus manch Internetdiskussion kannte und nun erstmals persönlich traf. Nie gesehen und doch gleich erkannt. Der eröffnete mir, dass er die Band in Kürze verlassen wird und ein Crust-/Metal-Punk-Projekt am Start hat, auf das er sich dann stärker konzentrieren wird. Man darf gespannt sein, ich wünsche jedenfalls viel Glück und Erfolg. Dass BOLANOW-BRAWL-Bassist Stulle das Gespräch immer wieder jäh mit schier endlosen auswendig gelernten BADESALZ-Zitaten unterbrach, gehört hier allerdings nicht hin...
06.04.2013, Skorbut, Hamburg:
ARRESTED DENIAL Record Release Party
Die Hamburger Streetpunks ARRESTED DENIAL um ex-IN-VINO-VERITAS-Klampfer Sascha und ex-THIS-BELIEF-Frontmann Valentin haben mit „Our Best Record So Far“ ein vielbeachtetes zweites Album veröffentlicht, diesmal in handfester CD- und Vinyl-Auflage und mit dem „Mad Butcher“-Label im Hintergrund. Eine sehr hörenswerte, geile Platte, die es nach einem Abstecher nach Kiel am Tag zuvor nun im Hamburger Heimathafen zu feiern galt. Am Viersaiter nach Ausstieg des ursprünglichen Bassisten Thorben jetzt Timo (SMALL TOWN RIOT, HIGHSCHOOL NIGHTMARE), aber ansonsten alles beim Bewährten: Raue Punkrock-Hymnen mit Ausschlägen in Richtung Offbeat und Hardcore, Songs beider Alben inkl. einiger Coverversionen (MAYTALS, HATECLUB, DIRE STRAITS) und harmonisierende Chöre. Besonders hervor stachen für mich wieder das geniale „D-Land“ („Deutschland, du hast dich abgeschafft!“) und der Offbeat-Song, dessen Refrain lautet „The upper crust is on another track, the upper crust is coming back“, der seltsamerweise aber nicht „The Upper Crust“ heißt (sorry, hab das Booklet grad nicht zur Hand). Timo machte seine Sache als Bassist tadellos und unterstützte die Chöre nach Kräften, Für drei, vier Songs wurde er zwischenzeitlich jedoch von ex-Bassist Thorben abgelöst, der mit sichtlicher Spielfreude die Stücke zum Besten gab. Eine nette Geste von beiden Seiten, die beweist, dass zwischenmenschlich offensichtlich alles in bester Ordnung ist. Das Publikum, dass das Skorbut alles andere als leer aussehen ließ, aber auch nicht so zahlreich erschienen war, dass es drängelig geworden wäre, unterstützte die Band in den ersten paar Reihen, reckte Arme und Fäuste empor, sang Chöre und Refrains mit und bewegte sich dann und wann auch grobmotorisch. Aufgelockert wurde die Sause von Valentins trockenem Humor, und apropos trocken: Sascha wirkte diesmal überraschend nüchtern. Bewundernswert finde ich die abgewichste Unaufgeregt- und Lockerheit, mit der Valentin singt und Gitarre spielt, von Aufregung oder falschem Respekt keine Spur, dafür aber leidenschaftlich und authentisch. War – bis auf das anscheinend unvermeidliche DIRE-STRAITS-Cover „Walk of Life“ – ein schöner Gig, der anfänglich etwas mit dem Gitarrensound zu kämpfen hatte, ansonsten aber reibungslos über die Bühne ging und den sympathischen Eindruck, den ich von ARRESTED DENIAL habe, bestätigte. Die Jungs haben sich verdammt weit vorne in den lokalen Punkrock-Gefilden einsortiert und werden nun vermutlich ausziehen, auch andere Regionen zu erobern. Was gelingen wird!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!