Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Moderator: jogiwan
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
06.02.2017, El Dorado (Gaußplatz), Hamburg:
ANTI-CLOCKWISE + YALLAH
So ein Montag ist oft schon hart genug. Wenn man dann noch erfährt, dass es einen Kumpel dahingerafft hat, wird er noch beschissener. Ex-DMF-Basser Stef war am Wochenende plötzlich und unerwartet einem Herzinfarkt in seiner französischen Heimat zum Opfer gefallen. Spontan beschlossen wir vier verbliebenen Motherfucker daher, das Gaußplatz-Konzert seiner französisch-hamburgischen Freunde von ANTI-CLOCKWISE zusammen mit den Landsmännern von YALLAH aufzusuchen. Die meisten dort wussten längst Bescheid, andere noch nicht. Einige fanden tröstende Worte oder Gesten und unsere Stimmung puschten wir mit Bier. Wir hatten die Idee, noch vor YALLAHs Gig ein, zwei DMF-Songs, die Stef mit in die Band gebracht hatte, zu zocken. ANTI-CLOCKWISE-Fred vermittelte, dass wir das kurzerhand über YALLAHs Equipment tun konnten und so spielten wir nach einer kurzen Ansage zum Wie und Warum „Les Rebelles“ von BERURIER NOIR. Mehr als den Refrain am Schluss bekam ich aber nicht heraus, denn das Ding hatte Stef früher immer gesungen und ich kann kein Französisch, auch keiner der anwesenden Franzosen war textsicher genug. So steht man als Sänger schön blöd da. Anders dann bei „Cop Killing Day“, das Stef von seiner vorherigen Band SCHÖNES GLATTES FELL mitgebracht hatte, von der nur eine Woche zuvor bereits jemand das Zeitliche gesegnet hatte. Hat dann auch wirklich noch mal Spaß gemacht und war wahrscheinlich das Beste, das wir an diesem Abend tun konnten. Während unseres Auftritts ging dann wohl eine SMS ein, dass nun auch die letzten lebenserhaltenen Maßnahmen abgeschaltet worden seien. Bon voyage, Stef…
YALLAH traten dann in Trio-Formation mit, wenn ich mich nicht verzählt habe, 17 HC-Punks-Songs in Landessprache an, die mal vom Gitarristen, mal vom Bassisten gesungen wurden und ihren eigenen Stil mit Wiedererkennungseffekt hatten. Zeitweise ging das fast in Richtung Streetpunk, nur eben doppelt so schnell gespielt. Griffige Refrains ließen uns das eine oder andere Mal die Fäuste recken und auf Fantasie-Französisch mitgrölen. Den schwer schuftenden Drummer tauften wir Hans Guck-in-die-Luft, denn sein trotz allem irgendwie teilnahmslos bis verwundert wirkendes Gesicht reckte er i.d.R. gen Raumdecke oder sonst wohin, während der Ärmste zwischen seinem Mikro und der Mauer hinter ihm schrecklich eingeklemmt wirkte – was an seinem rasanten Power-Drumming indes nichts änderte. Drummer beobachten kommt sowieso meistens gut. Spitzen-Liveband jedenfalls, die von der gerade für einen Montag echt gut besuchten Platzkneipe zu Recht bejubelt wurde. Also LP eingesackt und das ANTI-CLOCKWISE-Album, das ich aus unerfindlichen immer noch nicht hatte, auch gleich mitgenommen.
Der totale Abriss folgte dann mit ANTI-CLOCKWISE. Ich verabschiedete mich von Kalle und Tentakel und blieb vor Ort, denn meine Vorsätze, nicht allzu lange zu bleiben, hatte ich längst mit Jever heruntergespült. Die international besetzte Band scheint mir live immer härter zu werden und diesmal war auch Freds asoziales Reibeisenorgan schön in den Vordergrund gemischt worden, so dass die HC-Punk-Songs ihr volles Aggressionspotential entfalteten. Nun wurde auch getanzt, mit Bier gespritzt, englische Textpassagen mitgebrüllt (gern auch direkt in die Bandmikros) und die Sau rausgelassen. Freds Frage nach der besten Punkband beantwortete ich wahrheitsgemäß mit THE CLASH, was die Band jedoch mit dem MOTÖRHEAD-Cover „Iron Fist“ erwiderte. Auch nichts gegen einzuwenden. Drei Zugaben wurden ANTI-CLOCKWISE abverlangt und eine davon dürfte THE ADICTS‘ „Viva la Revolution“ gewesen sein, wofür Freds Mikro dann auch direkt im Publikum rumging.
Aufs Trübsal scheißen und einen Abend feiern, wie er Stef gefallen hätte, das war die Devise. Mit der letzten Bahn trottete ich schließlich nach Hause und ließ schön meine Platten in ihr liegen – wie gewonnen, so zerronnen. Die Gewissheit, dass Stef tot ist und weder in Frankreich noch in Hamburg noch einmal glücklich werden wird, realisierte ich erst langsam nach und nach so richtig. Die nächsten Tage waren hart und bestimmt von Gedanken an die gemeinsame Zeit. Schon heute ist seine Beerdigung in Frankreich und niemand von uns hat es derart kurzfristig geschafft, ihr beizuwohnen. Dennoch wird jeder von uns auf seine Weise von Stef Abschied nehmen oder hat es bereits getan und ein Teil davon war ganz sicher dieser Abend, der sich stärker noch als andere Konzerte im Langzeitgedächtnis festsetzen wird. Zudem war dies der Abend, an dem wir es uns gegenseitig mit Handschlag schworen, es noch ein paar Jahre zu machen. Der Gaußplatz-Schwur – wer ihn bricht, ist des Todes! Danke an ANTI-CLOCKWISE, YALLAH und die Gaußbande für die Unterstützung sowie an Katharina, die unseren kleinen Tribut per Video festhielt.
Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/06-02-201 ... se-yallah/
ANTI-CLOCKWISE + YALLAH
So ein Montag ist oft schon hart genug. Wenn man dann noch erfährt, dass es einen Kumpel dahingerafft hat, wird er noch beschissener. Ex-DMF-Basser Stef war am Wochenende plötzlich und unerwartet einem Herzinfarkt in seiner französischen Heimat zum Opfer gefallen. Spontan beschlossen wir vier verbliebenen Motherfucker daher, das Gaußplatz-Konzert seiner französisch-hamburgischen Freunde von ANTI-CLOCKWISE zusammen mit den Landsmännern von YALLAH aufzusuchen. Die meisten dort wussten längst Bescheid, andere noch nicht. Einige fanden tröstende Worte oder Gesten und unsere Stimmung puschten wir mit Bier. Wir hatten die Idee, noch vor YALLAHs Gig ein, zwei DMF-Songs, die Stef mit in die Band gebracht hatte, zu zocken. ANTI-CLOCKWISE-Fred vermittelte, dass wir das kurzerhand über YALLAHs Equipment tun konnten und so spielten wir nach einer kurzen Ansage zum Wie und Warum „Les Rebelles“ von BERURIER NOIR. Mehr als den Refrain am Schluss bekam ich aber nicht heraus, denn das Ding hatte Stef früher immer gesungen und ich kann kein Französisch, auch keiner der anwesenden Franzosen war textsicher genug. So steht man als Sänger schön blöd da. Anders dann bei „Cop Killing Day“, das Stef von seiner vorherigen Band SCHÖNES GLATTES FELL mitgebracht hatte, von der nur eine Woche zuvor bereits jemand das Zeitliche gesegnet hatte. Hat dann auch wirklich noch mal Spaß gemacht und war wahrscheinlich das Beste, das wir an diesem Abend tun konnten. Während unseres Auftritts ging dann wohl eine SMS ein, dass nun auch die letzten lebenserhaltenen Maßnahmen abgeschaltet worden seien. Bon voyage, Stef…
YALLAH traten dann in Trio-Formation mit, wenn ich mich nicht verzählt habe, 17 HC-Punks-Songs in Landessprache an, die mal vom Gitarristen, mal vom Bassisten gesungen wurden und ihren eigenen Stil mit Wiedererkennungseffekt hatten. Zeitweise ging das fast in Richtung Streetpunk, nur eben doppelt so schnell gespielt. Griffige Refrains ließen uns das eine oder andere Mal die Fäuste recken und auf Fantasie-Französisch mitgrölen. Den schwer schuftenden Drummer tauften wir Hans Guck-in-die-Luft, denn sein trotz allem irgendwie teilnahmslos bis verwundert wirkendes Gesicht reckte er i.d.R. gen Raumdecke oder sonst wohin, während der Ärmste zwischen seinem Mikro und der Mauer hinter ihm schrecklich eingeklemmt wirkte – was an seinem rasanten Power-Drumming indes nichts änderte. Drummer beobachten kommt sowieso meistens gut. Spitzen-Liveband jedenfalls, die von der gerade für einen Montag echt gut besuchten Platzkneipe zu Recht bejubelt wurde. Also LP eingesackt und das ANTI-CLOCKWISE-Album, das ich aus unerfindlichen immer noch nicht hatte, auch gleich mitgenommen.
Der totale Abriss folgte dann mit ANTI-CLOCKWISE. Ich verabschiedete mich von Kalle und Tentakel und blieb vor Ort, denn meine Vorsätze, nicht allzu lange zu bleiben, hatte ich längst mit Jever heruntergespült. Die international besetzte Band scheint mir live immer härter zu werden und diesmal war auch Freds asoziales Reibeisenorgan schön in den Vordergrund gemischt worden, so dass die HC-Punk-Songs ihr volles Aggressionspotential entfalteten. Nun wurde auch getanzt, mit Bier gespritzt, englische Textpassagen mitgebrüllt (gern auch direkt in die Bandmikros) und die Sau rausgelassen. Freds Frage nach der besten Punkband beantwortete ich wahrheitsgemäß mit THE CLASH, was die Band jedoch mit dem MOTÖRHEAD-Cover „Iron Fist“ erwiderte. Auch nichts gegen einzuwenden. Drei Zugaben wurden ANTI-CLOCKWISE abverlangt und eine davon dürfte THE ADICTS‘ „Viva la Revolution“ gewesen sein, wofür Freds Mikro dann auch direkt im Publikum rumging.
Aufs Trübsal scheißen und einen Abend feiern, wie er Stef gefallen hätte, das war die Devise. Mit der letzten Bahn trottete ich schließlich nach Hause und ließ schön meine Platten in ihr liegen – wie gewonnen, so zerronnen. Die Gewissheit, dass Stef tot ist und weder in Frankreich noch in Hamburg noch einmal glücklich werden wird, realisierte ich erst langsam nach und nach so richtig. Die nächsten Tage waren hart und bestimmt von Gedanken an die gemeinsame Zeit. Schon heute ist seine Beerdigung in Frankreich und niemand von uns hat es derart kurzfristig geschafft, ihr beizuwohnen. Dennoch wird jeder von uns auf seine Weise von Stef Abschied nehmen oder hat es bereits getan und ein Teil davon war ganz sicher dieser Abend, der sich stärker noch als andere Konzerte im Langzeitgedächtnis festsetzen wird. Zudem war dies der Abend, an dem wir es uns gegenseitig mit Handschlag schworen, es noch ein paar Jahre zu machen. Der Gaußplatz-Schwur – wer ihn bricht, ist des Todes! Danke an ANTI-CLOCKWISE, YALLAH und die Gaußbande für die Unterstützung sowie an Katharina, die unseren kleinen Tribut per Video festhielt.
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
11.02.2017, Gängeviertel, Hamburg:
CHOLERA TARANTULA + EAT THE BITCH + STACKHUMANS
Drei Wochenenden hintereinander ins Gängeviertel? Logen, Aller. Diesmal lud die PunkbAR wieder in den kleineren Valentinskamp, der in Nullkommanix gewohnt voll war, sodass die STACKHUMANS aus Itzehoe vor amtlicher Kulisse den musikalischen Teil des Abends eröffnen konnten. Die Vier bretterten einen deutschsprachigen Hardcore-Punk, als befänden wir uns noch immer Anfang der 1980er. Prinzipiell ja meine Kragenweite, sowat, wenn auch in dieser Ausführung noch arg rudimentär. Die Band steht aber auch noch am Anfang und hat erst jüngst ihr Demo veröffentlicht. Textlich gibt man sich genretypisch radikal, gesellschaftskritisch und angepisst und verzichtet auf sprachliche Extravaganzen, wählt in Songs wie „Kotze über Deutschland“, „Extrem aber angenehm“ oder „Fickt euch!“ den jeweils direktestmöglichen Weg. Dabei holpert’s manchmal ebenfalls noch, dafür wirkt das alles aber ungekünstelt und authentisch. Mit „Itzetot“, einem Wortspiel, das mich an KAOS KABELJAUs „Todstedt“ erinnert, besang man die Heimat, zu der man offenbar ein ambivalentes Verhältnis hegt und bei „TV“ überraschte der Shouter am Ende mit spitzen Schreien. Noch erstaunlicher fand ich es aber, dass er in MINOR-THREAT-Leibchen gekleidet und mit X-Malereien auf dem Handrücken einen Song wie „Saufen to the max“ schmetterte – ist mir da irgendeine Ironieebene entgangen?
Gänzlich unironisch folgten EAT THE BITCH mit einem Heimspiel. Wenn mich nicht alles täuscht, begann man direkt mit einem nagelneuen Song, der noch nicht 100%ig rund lief, aber Bock auf mehr machte. Das folgte dann in Form eines Sets bestehend aus Songs des „Friss das!“-Demos und des „Desillusioniert“-Albums, das erwartungsgemäß gut knallte und von Sängerin Jonas aggressivem Gesang mit seinen melodischen Farbtupfern sowie ihrer zusätzlich anstachelnden ausdrucksstarken Mimik getragen wurde, zeitweise gesanglich unterstützt von Gitarrist Tim. Mit Freude nahm ich zur Kenntnis, dass mein Lieblingslied „Fressen & Kotzen“ wieder ins reguläre Set aufgenommen wurde und der neue Bassist sich offenbar bestens in die Band integriert hat. Unterbrochen wurde die Performance des textlich gut durchdachten, von negativer Weltsicht geprägten deutschsprachigen HC-Punks von einem laut Band uralten Stück (aus ANAESTHETIC-Zeiten?), das man nach langer Zeit mal wieder spielen wollte, jedoch so gar nicht hinhaute und kurzerhand abgebrochen wurde. Mit ARRESTED-DENIAL/COCK-UPS-Sascha wurde ich Zeuge dieser kleinen Panne und wir waren uns einig, dass es extrem sympathisch ist, dass auch mal anderen Bands ein solches Malheur passiert, haha. Dafür zog ein weiterer neuer, kämpferischer Fuck-You-Song (hieß der „Untergehen“?) mühelos die Veggiewurst vom Teller, da stimmte alles! Ohne Zugaben ging’s nicht von der Bühne und diesmal war ich beim Klassiker „I Saw You Die“ der NEUROTIC ARSEHOLES textlich auch auf der sicheren Seite, als ich kurz mitträllern durfte. Die Meute vor der Bühne lebte sich wie bereits zuvor kräftig beim Pogo aus, hier und ging mal was zu Bruch, nicht weiter wild – als zunehmend etwas nervig erwiesen sich lediglich vereinzelte Gestalten, die meinten, dabei ihren Rucksack aufbehalten zu müssen oder sich völlig unkoordiniert in erster Linie von der menschlichen „Bande“ um sie herum durch die Gegend stoßen ließen, weil sie regelmäßig in sie hineintorkelten. Die Folgen des Soli-Schnaps-Saufens, mit dessen Erlösen das „War In Your Head“-Festival im Mai mitfinanziert werden soll.
An CHOLERA TARANTULA aus Bremen war es, den Abend zu beschließen und da mir die Band völlig unbekannt war, hatte ich auch nichts erwartet. Wie so oft in solchen Fällen wurde ich positiv überrascht. Grob würde ich den Stil als Anarcho-Punk mit recht eingängigen Refrains beschreiben. Das gehobene Grundtempo eskalierte immer mal wieder in Hektikausbrüche, z.B. beim genialen „Vergiftet“. Besonderheit ist sicherlich der gerade in den Strophen cleane Gesang des sehr souveränen, ab und zu einen irren Blick aufsetzenden Frontmanns, der den Songs trotzdem nichts von ihrer Wucht nimmt. „Freiheit statt Frontex“, der sich mit der unsäglichen europäischen Abschottungspolitik auseinandersetzt, und „Stop Eating Animals“, der wohl keiner weiteren Erläuterung bedarf, hießen weitere Songs, deren parolenhafte Refrains sich mühelos mitskandieren ließen. Noch einfacher machte es einem „Bullenterror“, der nur aus diesem einen Wort bestand und zudem ein echter Ohrwurm sowie offensichtlich großer Publikumsliebling ist. Kann man machen! An den Instrumenten waren CHOLERA TARANTULA überaus fit, da saß quasi jeder Akkord. Was mir erst im Nachhinein beim Hören ihres aufs Jahr 2013 datierenden Albums „Vergiftet“ auffiel: Lyrisch gibt man sich doch tatsächlich linguistischer Sinnbefreitheit in Form des „mensch statt man“-Neusprechs hin, wenn auch ohne es konsequent durchzuziehen. So redet (oder singt) doch kein Mensch ernsthaft! Im letzten Drittel wirkte es schließlich, als habe man den „Politteil“ nun abgehakt und verwandelte sich in eine Cover-Band, die mit „La Bamba“ Ritchie Valens Tribut zollte, um sich dann jedoch in Medley-Form Schlechtst of the Neunziger vorzuknöpfen und debile Geschmacklosigkeiten wie „Boom boom boom boom, I want you in my room“ oder „Herz an Herz, hörst du mich? S.O.S., ich liebe dich“ durchs Gängeviertel zu prügeln – zur besonderen Freude der vielen anwesenden jungen Mädels, offenbar allesamt ‘90er-geschädigt. Argh! Alles in allem aber war’s mir wieder ein außerordentliches Vergnügen und der eine oder andere Soli-Rubel dürfte locker zusammengesoffen worden sein.
Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/11-02-201 ... ackhumans/
CHOLERA TARANTULA + EAT THE BITCH + STACKHUMANS
Drei Wochenenden hintereinander ins Gängeviertel? Logen, Aller. Diesmal lud die PunkbAR wieder in den kleineren Valentinskamp, der in Nullkommanix gewohnt voll war, sodass die STACKHUMANS aus Itzehoe vor amtlicher Kulisse den musikalischen Teil des Abends eröffnen konnten. Die Vier bretterten einen deutschsprachigen Hardcore-Punk, als befänden wir uns noch immer Anfang der 1980er. Prinzipiell ja meine Kragenweite, sowat, wenn auch in dieser Ausführung noch arg rudimentär. Die Band steht aber auch noch am Anfang und hat erst jüngst ihr Demo veröffentlicht. Textlich gibt man sich genretypisch radikal, gesellschaftskritisch und angepisst und verzichtet auf sprachliche Extravaganzen, wählt in Songs wie „Kotze über Deutschland“, „Extrem aber angenehm“ oder „Fickt euch!“ den jeweils direktestmöglichen Weg. Dabei holpert’s manchmal ebenfalls noch, dafür wirkt das alles aber ungekünstelt und authentisch. Mit „Itzetot“, einem Wortspiel, das mich an KAOS KABELJAUs „Todstedt“ erinnert, besang man die Heimat, zu der man offenbar ein ambivalentes Verhältnis hegt und bei „TV“ überraschte der Shouter am Ende mit spitzen Schreien. Noch erstaunlicher fand ich es aber, dass er in MINOR-THREAT-Leibchen gekleidet und mit X-Malereien auf dem Handrücken einen Song wie „Saufen to the max“ schmetterte – ist mir da irgendeine Ironieebene entgangen?
Gänzlich unironisch folgten EAT THE BITCH mit einem Heimspiel. Wenn mich nicht alles täuscht, begann man direkt mit einem nagelneuen Song, der noch nicht 100%ig rund lief, aber Bock auf mehr machte. Das folgte dann in Form eines Sets bestehend aus Songs des „Friss das!“-Demos und des „Desillusioniert“-Albums, das erwartungsgemäß gut knallte und von Sängerin Jonas aggressivem Gesang mit seinen melodischen Farbtupfern sowie ihrer zusätzlich anstachelnden ausdrucksstarken Mimik getragen wurde, zeitweise gesanglich unterstützt von Gitarrist Tim. Mit Freude nahm ich zur Kenntnis, dass mein Lieblingslied „Fressen & Kotzen“ wieder ins reguläre Set aufgenommen wurde und der neue Bassist sich offenbar bestens in die Band integriert hat. Unterbrochen wurde die Performance des textlich gut durchdachten, von negativer Weltsicht geprägten deutschsprachigen HC-Punks von einem laut Band uralten Stück (aus ANAESTHETIC-Zeiten?), das man nach langer Zeit mal wieder spielen wollte, jedoch so gar nicht hinhaute und kurzerhand abgebrochen wurde. Mit ARRESTED-DENIAL/COCK-UPS-Sascha wurde ich Zeuge dieser kleinen Panne und wir waren uns einig, dass es extrem sympathisch ist, dass auch mal anderen Bands ein solches Malheur passiert, haha. Dafür zog ein weiterer neuer, kämpferischer Fuck-You-Song (hieß der „Untergehen“?) mühelos die Veggiewurst vom Teller, da stimmte alles! Ohne Zugaben ging’s nicht von der Bühne und diesmal war ich beim Klassiker „I Saw You Die“ der NEUROTIC ARSEHOLES textlich auch auf der sicheren Seite, als ich kurz mitträllern durfte. Die Meute vor der Bühne lebte sich wie bereits zuvor kräftig beim Pogo aus, hier und ging mal was zu Bruch, nicht weiter wild – als zunehmend etwas nervig erwiesen sich lediglich vereinzelte Gestalten, die meinten, dabei ihren Rucksack aufbehalten zu müssen oder sich völlig unkoordiniert in erster Linie von der menschlichen „Bande“ um sie herum durch die Gegend stoßen ließen, weil sie regelmäßig in sie hineintorkelten. Die Folgen des Soli-Schnaps-Saufens, mit dessen Erlösen das „War In Your Head“-Festival im Mai mitfinanziert werden soll.
An CHOLERA TARANTULA aus Bremen war es, den Abend zu beschließen und da mir die Band völlig unbekannt war, hatte ich auch nichts erwartet. Wie so oft in solchen Fällen wurde ich positiv überrascht. Grob würde ich den Stil als Anarcho-Punk mit recht eingängigen Refrains beschreiben. Das gehobene Grundtempo eskalierte immer mal wieder in Hektikausbrüche, z.B. beim genialen „Vergiftet“. Besonderheit ist sicherlich der gerade in den Strophen cleane Gesang des sehr souveränen, ab und zu einen irren Blick aufsetzenden Frontmanns, der den Songs trotzdem nichts von ihrer Wucht nimmt. „Freiheit statt Frontex“, der sich mit der unsäglichen europäischen Abschottungspolitik auseinandersetzt, und „Stop Eating Animals“, der wohl keiner weiteren Erläuterung bedarf, hießen weitere Songs, deren parolenhafte Refrains sich mühelos mitskandieren ließen. Noch einfacher machte es einem „Bullenterror“, der nur aus diesem einen Wort bestand und zudem ein echter Ohrwurm sowie offensichtlich großer Publikumsliebling ist. Kann man machen! An den Instrumenten waren CHOLERA TARANTULA überaus fit, da saß quasi jeder Akkord. Was mir erst im Nachhinein beim Hören ihres aufs Jahr 2013 datierenden Albums „Vergiftet“ auffiel: Lyrisch gibt man sich doch tatsächlich linguistischer Sinnbefreitheit in Form des „mensch statt man“-Neusprechs hin, wenn auch ohne es konsequent durchzuziehen. So redet (oder singt) doch kein Mensch ernsthaft! Im letzten Drittel wirkte es schließlich, als habe man den „Politteil“ nun abgehakt und verwandelte sich in eine Cover-Band, die mit „La Bamba“ Ritchie Valens Tribut zollte, um sich dann jedoch in Medley-Form Schlechtst of the Neunziger vorzuknöpfen und debile Geschmacklosigkeiten wie „Boom boom boom boom, I want you in my room“ oder „Herz an Herz, hörst du mich? S.O.S., ich liebe dich“ durchs Gängeviertel zu prügeln – zur besonderen Freude der vielen anwesenden jungen Mädels, offenbar allesamt ‘90er-geschädigt. Argh! Alles in allem aber war’s mir wieder ein außerordentliches Vergnügen und der eine oder andere Soli-Rubel dürfte locker zusammengesoffen worden sein.
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Heute geht's - erstmals! - zu The Selecter:
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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- karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Zu SELECTER überlege ich ja auch hinzugehen, ist hier am Mittwoch, eigentlich hab ich da andere Verpflichtungen, mal sehen....
Noch gar nicht von berichtet:
10. Februar, wieder Heartbreak:
WOLFINGER "Solo"
Im kleinen feinen punk ROCK Laden im Viertel spielte Wolfinger diesmal mit einem Solo-Programm auf, nachdem wir ihn neulich schon mit der Beat-Band Cool Jerks dort sahen. Solo ist nciht so ganz richtig, immer wieder mit Unterstützung eines Bassisten und einen Schlagzeuger, der erst ein Tag vorher für einen anderen erkrankten eingesprungen ist. Gut, dass die sich alle so lange kennen. Wolfinger natürlich an Gitarre und Gesang.
Es gab ein abendfüllendes Programm mit Songs aus verschiedenen seiner Formationen (Cool Jerks, Defekt Defekt,...), eigenes und Coverversionen (u. a. Freundin von den Aeronauten, empfohlen von einem gewissen Karlschi)
Es war nicht so proppenvoll wie bei den Cool Jerks, aber es machte Spaß und das Bier floß!
Ich klau mal ein Bild vom Arkschi
Noch gar nicht von berichtet:
10. Februar, wieder Heartbreak:
WOLFINGER "Solo"
Im kleinen feinen punk ROCK Laden im Viertel spielte Wolfinger diesmal mit einem Solo-Programm auf, nachdem wir ihn neulich schon mit der Beat-Band Cool Jerks dort sahen. Solo ist nciht so ganz richtig, immer wieder mit Unterstützung eines Bassisten und einen Schlagzeuger, der erst ein Tag vorher für einen anderen erkrankten eingesprungen ist. Gut, dass die sich alle so lange kennen. Wolfinger natürlich an Gitarre und Gesang.
Es gab ein abendfüllendes Programm mit Songs aus verschiedenen seiner Formationen (Cool Jerks, Defekt Defekt,...), eigenes und Coverversionen (u. a. Freundin von den Aeronauten, empfohlen von einem gewissen Karlschi)
Es war nicht so proppenvoll wie bei den Cool Jerks, aber es machte Spaß und das Bier floß!
Ich klau mal ein Bild vom Arkschi
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
11.03.2017, Gängeviertel, Hamburg:
NASTY JEANS + SELBSTBEDIENUNG + DONKANAILLE + TORTENSCHLACHT
Eigentlich sollten die Rostockerinnen von TORTENSCHLACHT, auf einer Mini-Tour aus Köln kommend, an diesem Abend in Kiel spielen, doch wegen der Absage des Hauptacts fiel das Konzert flach. Auf der kurzfristigen Suche nach einem Ersatz-Gig konnte ich sie jedoch erfolgreich an die BeyondBorders-Konzertgruppe vermitteln, die sich spontan und unkompliziert bereiterklärte, TORTENSCHLACHT als Opener fürs Konzert im Gängeviertel aufzunehmen. Somit ging’s dann auch relativ früh gegen 21:15 Uhr oder so los und die Technik meinte es zunächst nicht sonderlich gut mit den Mädels: Erst funktionierte Shiftys Mikro nicht, dann war der Gesang allgemein zu leise, Rückkopplungen quietschten und pfiffen durch die P.A. und dann riss Gitarristin Biene auch noch die E-Saite. Ersatz war jedoch bald dank des kollegialen Verhaltens der anderen Bands gefunden und so konnte es mit charmantem, etwas rumpeligem deutschsprachigen Punk weitergehen, dessen provokante Texte sich das Trio auf seine Ostsee-Kodderschnauzen gerecht aufteilt und der immer mal wieder mit gediegenen Bassläufen oder auch dem Einsatz halbcleanen Klampfensounds hervorsticht. Die Heiserkeit vom Vortags-Gig hörte man ihnen nur während der Ansagen an und Shiftys melodischer Background-Gesang war die Sahnehaube auf manch Tortensong. Chaotisch wurd’s beim SCHLEIMKEIM-Cover „In der Kneipe zur trockenen Kehle“, bei dem kurzerhand das Publikum die Mikros annektierte, sich mit der Originalstruktur des Songs jedoch als nicht gänzlich vertraut erwies. Lustig war’s allemal und aus dem anfänglichen Bauernpogo entwickelte sich im Laufe des Gigs dann auch doch noch positive, ausgelassene Stimmung. Daumen hoch!
Die weiteren drei Bands kannte ich wiederum überhaupt nicht. DONKANAILLE stammen ebenfalls aus MeckPomm, genauer: aus Gadebusch, bestehen seit 2012 und haben mit „Honig & Stacheldraht“ ein Album am Start. Der Sound des Quartetts klang wie ‘ne Mischung aus D-Punk und Hardcore und erinnerte mich zeitweise grob an die EMILS abzüglich deren Metal-Einflusses. Textlich gibt man sich kritisch und bissig und klang live rauer, aggressiver und bischn mehr auf dicke Hose als auf dem Album, was der Band ganz gut zu Gesicht stand. Aggressive Backgrounds sorgten für zusätzlichen Kick und der Rollifahrer, der den Gesang eines der Songs übernahm, ebenso für Abwechslung wie die Gesangseinlage eines Freundes der Band. Mittlerweile hatte sich der Laden noch weiter gefüllt und die Stimmung weiter gelockert, vor der Bühne war immer was los und der Sänger mischte sich unters Publikum. Guter, sehr souveräner Gig, dem es in den Midtempo-Parts etwas an Hooks und ansonsten vielleicht ein wenig an individueller Note mangelte, mit Engagement, Spielvermögen und Attitüde aber zu überzeugen wusste.
SELBSTBEDIENUNG aus Aargau hätten zu den Pechvögeln des Abends werden können, als direkt beim ersten Song die Bassanlage den Dienst versagte und eine gefühlt stundenlange Reparationspause einläutete. Auf vielen anderen Konzerten hätte sich die Butze sicherlich schnell spürbar geleert, doch nicht hier: Die Leute ließen sich die Laune nicht verderben, tranken weiter und beobachteten die schwitzende Technik-Crew bei ihren Versuchen, der Lage wieder Herr zu werden. Letztendlich sind besonders fieser Weise wohl gleich zwei Komponenten in‘ Dutt gegangen, was die Sache verkomplizierte. Als der Tieftöner irgendwann endlich wieder lief, wurde erst mal ein Bass-Solo gefordert und die Band konnte – ab nun störungsfrei – weitermachen. Offenbar wären die Eidgenossen lieber Hamburger, so oft, wie sie St. Pauli besangen. Fürchtete ich zunächst nervigen Schunkel-Fun-Punk, steigerte sich das Trio schnell mit flotteren, raueren Songs auch ernsterer Natur, die auf viel Publikumsresonanz stießen. Bei drei Alben kann die 2007 gegründete Band aus dem Vollen schöpfen und spielte auch recht lang. Zum eigenen Material gesellte sich ein Medley aus „Antifa Hooligans“, „God Save The Queen“ und „Das Herz von St. Pauli“, doch war mittlerweile meine Aufmerksamkeitsspanne leicht erschöpft, weshalb vieles doch ziemlich an mir vorbeirauschte, so kurzweilig die Schweizer auch unterhielten.
Jener reduzierten Aufmerksamkeitsspanne kam dann die Hamburg-Lübeck-Connection NASTY JEANS entgegen: Schnelle, kurze, eruptive Punk-/Oldestschool-HC-Songs ohne Intros, Intermezzi, Outros oder sonstige Schnörkel, immer direkt von Null auf 100 und geschultert von einer kleinen, zunächst unscheinbar wirkenden Sängerin, die mit einer kräftigen Rotzröhre überraschte. Das war genau das Richtige zur mittlerweile reichlich fortgeschrittenen Stunde und wurde entsprechend vom noch keine Ermüdungserscheinungen zeigenden Publikum gefeiert. Geiler Abschluss eines etwas pannenreichen, nichtsdestotrotz lohnenden Abends, der neben musikalischer Abwechslung das gewohnte Gängeviertel-Flair bot und mal wieder Laune machte – wie üblich bei Eintritt in selbst zu definierender Höhe auf Spendenbasis. Danke an BeyondBorders und alle Mitverantwortlichen!
Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/11-03-201 ... nschlacht/
NASTY JEANS + SELBSTBEDIENUNG + DONKANAILLE + TORTENSCHLACHT
Eigentlich sollten die Rostockerinnen von TORTENSCHLACHT, auf einer Mini-Tour aus Köln kommend, an diesem Abend in Kiel spielen, doch wegen der Absage des Hauptacts fiel das Konzert flach. Auf der kurzfristigen Suche nach einem Ersatz-Gig konnte ich sie jedoch erfolgreich an die BeyondBorders-Konzertgruppe vermitteln, die sich spontan und unkompliziert bereiterklärte, TORTENSCHLACHT als Opener fürs Konzert im Gängeviertel aufzunehmen. Somit ging’s dann auch relativ früh gegen 21:15 Uhr oder so los und die Technik meinte es zunächst nicht sonderlich gut mit den Mädels: Erst funktionierte Shiftys Mikro nicht, dann war der Gesang allgemein zu leise, Rückkopplungen quietschten und pfiffen durch die P.A. und dann riss Gitarristin Biene auch noch die E-Saite. Ersatz war jedoch bald dank des kollegialen Verhaltens der anderen Bands gefunden und so konnte es mit charmantem, etwas rumpeligem deutschsprachigen Punk weitergehen, dessen provokante Texte sich das Trio auf seine Ostsee-Kodderschnauzen gerecht aufteilt und der immer mal wieder mit gediegenen Bassläufen oder auch dem Einsatz halbcleanen Klampfensounds hervorsticht. Die Heiserkeit vom Vortags-Gig hörte man ihnen nur während der Ansagen an und Shiftys melodischer Background-Gesang war die Sahnehaube auf manch Tortensong. Chaotisch wurd’s beim SCHLEIMKEIM-Cover „In der Kneipe zur trockenen Kehle“, bei dem kurzerhand das Publikum die Mikros annektierte, sich mit der Originalstruktur des Songs jedoch als nicht gänzlich vertraut erwies. Lustig war’s allemal und aus dem anfänglichen Bauernpogo entwickelte sich im Laufe des Gigs dann auch doch noch positive, ausgelassene Stimmung. Daumen hoch!
Die weiteren drei Bands kannte ich wiederum überhaupt nicht. DONKANAILLE stammen ebenfalls aus MeckPomm, genauer: aus Gadebusch, bestehen seit 2012 und haben mit „Honig & Stacheldraht“ ein Album am Start. Der Sound des Quartetts klang wie ‘ne Mischung aus D-Punk und Hardcore und erinnerte mich zeitweise grob an die EMILS abzüglich deren Metal-Einflusses. Textlich gibt man sich kritisch und bissig und klang live rauer, aggressiver und bischn mehr auf dicke Hose als auf dem Album, was der Band ganz gut zu Gesicht stand. Aggressive Backgrounds sorgten für zusätzlichen Kick und der Rollifahrer, der den Gesang eines der Songs übernahm, ebenso für Abwechslung wie die Gesangseinlage eines Freundes der Band. Mittlerweile hatte sich der Laden noch weiter gefüllt und die Stimmung weiter gelockert, vor der Bühne war immer was los und der Sänger mischte sich unters Publikum. Guter, sehr souveräner Gig, dem es in den Midtempo-Parts etwas an Hooks und ansonsten vielleicht ein wenig an individueller Note mangelte, mit Engagement, Spielvermögen und Attitüde aber zu überzeugen wusste.
SELBSTBEDIENUNG aus Aargau hätten zu den Pechvögeln des Abends werden können, als direkt beim ersten Song die Bassanlage den Dienst versagte und eine gefühlt stundenlange Reparationspause einläutete. Auf vielen anderen Konzerten hätte sich die Butze sicherlich schnell spürbar geleert, doch nicht hier: Die Leute ließen sich die Laune nicht verderben, tranken weiter und beobachteten die schwitzende Technik-Crew bei ihren Versuchen, der Lage wieder Herr zu werden. Letztendlich sind besonders fieser Weise wohl gleich zwei Komponenten in‘ Dutt gegangen, was die Sache verkomplizierte. Als der Tieftöner irgendwann endlich wieder lief, wurde erst mal ein Bass-Solo gefordert und die Band konnte – ab nun störungsfrei – weitermachen. Offenbar wären die Eidgenossen lieber Hamburger, so oft, wie sie St. Pauli besangen. Fürchtete ich zunächst nervigen Schunkel-Fun-Punk, steigerte sich das Trio schnell mit flotteren, raueren Songs auch ernsterer Natur, die auf viel Publikumsresonanz stießen. Bei drei Alben kann die 2007 gegründete Band aus dem Vollen schöpfen und spielte auch recht lang. Zum eigenen Material gesellte sich ein Medley aus „Antifa Hooligans“, „God Save The Queen“ und „Das Herz von St. Pauli“, doch war mittlerweile meine Aufmerksamkeitsspanne leicht erschöpft, weshalb vieles doch ziemlich an mir vorbeirauschte, so kurzweilig die Schweizer auch unterhielten.
Jener reduzierten Aufmerksamkeitsspanne kam dann die Hamburg-Lübeck-Connection NASTY JEANS entgegen: Schnelle, kurze, eruptive Punk-/Oldestschool-HC-Songs ohne Intros, Intermezzi, Outros oder sonstige Schnörkel, immer direkt von Null auf 100 und geschultert von einer kleinen, zunächst unscheinbar wirkenden Sängerin, die mit einer kräftigen Rotzröhre überraschte. Das war genau das Richtige zur mittlerweile reichlich fortgeschrittenen Stunde und wurde entsprechend vom noch keine Ermüdungserscheinungen zeigenden Publikum gefeiert. Geiler Abschluss eines etwas pannenreichen, nichtsdestotrotz lohnenden Abends, der neben musikalischer Abwechslung das gewohnte Gängeviertel-Flair bot und mal wieder Laune machte – wie üblich bei Eintritt in selbst zu definierender Höhe auf Spendenbasis. Danke an BeyondBorders und alle Mitverantwortlichen!
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
14.03.2017, Monkeys Music Club, Hamburg:
THE SELECTER
Die 1979 im englischen Coventry gegründeten THE SELECTER waren in der mächtigen Two-Tone-Troika bestehend aus MADNESS, THE SPECIALS und eben jenen schon immer meine Favoriten; besondere Songs aus der zweiten Reihe wie „Bomb Scare“ oder „Washed Up And Left For Dead“ gehen nicht nur in die Beine, sondern auch ans Herz. Doch obwohl seit Anfang der 1990er wieder aktiv, war es mir nie vergönnt, sie einmal live zu sehen. Letztes Jahr gastierten sie im Monkeys, was jedoch mit einer Bowling-Veranstaltung verbunden war und dementsprechend satt erhöhter Eintritt fällig wurde, weshalb ich mich weiter in Verzicht übte. Dies änderte sich, als die Band im Zuge ihrer Deutschland-Tour erneut dem Monkeys einen Besuch abstattete, diesmal ohne Bowling, ohne Vorbands, just pure SELECTER – und wesentlich bezahlbarer.
Vor Ort zog sich erst mal eine lange Schlange zur Kasse, wie ich es beim Monkeys noch nicht erlebt hatte. Dies schien sowohl mit dem hohen Besucherandrang als auch einem Soundcheck-Länge-bedingt etwas späteren Einlass zusammenzuhängen. So verzögerte sich auch der Konzertbeginn um eine halbe Stunde auf 21:30 Uhr. In ihrem rund eineinhalbstündigen Set konzentrierte sich das Oktett (inkl. Bläser und Orgelspieler) auf ihre beiden Klassikeralben sowie das aktuelle Album „Subculture“. Natürlich ist die aktuelle Besetzung weit davon entfernt, original zu sein – Originalmitglied Neol Davies ist sogar mit einer eigenen THE-SELECTER-Variante unterwegs –, dafür jedoch überaus versiert an den Instrumenten. Bei perfektem Monkeys-Sound saß jeder Ton und transportierte den Geist der alten Songs originalgetreu. Und dann ist da natürlich Pauline Black, jene in Würde gealterte Grand Dame des Two Tone, die noch immer über ihre einzigartige, durchdringende Stimme verfügt und mit ihrem ebenso resoluten wie charmanten Auftritten, gewandet in feinen Zwirn, die Herzen des auch an diesem Dienstagabend die Hütte vollmachenden Publikums im Sturm eroberte. Welch eine Ausstrahlung!
Black kommunizierte und scherzte mit dem Publikum, lobte die in der ersten Reihe tanzenden Mädels, animierte zum Mitsingen, tanzte mit ihrem für die männlichen Gesangseinlagen zuständigen Sidekick Gaps, schüttelte den Schellenkranz und nahm einen Blumenstrauß entgegen, den der alte Charmeur Sam ihr mitten im Set überreichte. Es wurde im gemischten Publikum viel das Tanzbein geschwungen und geschwitzt, zu den Eigenkompositionen gesellten sich die klassischen Cover „Train to Skaville“ und „Carry Go Bring Home“ sowie das James-Bond-Thema, „Too Much Pressure“ wurde passenderweise um einen „Pressure Drop“-Part erweitert. Der Skandalsong „Celebrate The Bullet“, der seinerzeit zum Split führte, fehlte ebenso wenig wie das frenetisch bejubelte und in einer interessanten Phrasierungsvariante interpretierte „On My Radio“. Der kleinere der beiden Bläser tauschte sein ihn beinahe überhöhendes Rieseninstrument zwischenzeitlich gegen eine Flöte und ohne Zugaben (u.a. einem Medley klassischer Hits) ging’s nicht in die Koje. Meine beiden eingangs erwähnten Zweite-Reihe-Hits fehlten zwar, mit ihnen hatte ich aber ohnehin nicht gerechnet. Songauswahl und Schwerpunkt gingen auch so vollkommen klar.
Wenn ich mal mitten in der Woche zu einem Konzert tigere, muss es etwas Besonderes sein – und das war es! Ein weiteres „Must-See“, hinter das ich einen Haken setzen kann. Auf dass Mrs. Black & Co. der Musiklandschaft noch lange in dieser bestechenden Form erhalten bleiben mögen. Und vielleicht sollte ich doch mal in die bisher mit Ignoranz gestraften „neuen“ Alben ab den ‘90ern reinhören…
Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/14-03-201 ... -selecter/
P.S.: Neben meinen wackeligen Amateurschnapsschüssen aus dem sich stetig in Bewegung befindenden Publikum gibt’s bei Kevin Winiker fantastische Profi-Fotos.
THE SELECTER
Die 1979 im englischen Coventry gegründeten THE SELECTER waren in der mächtigen Two-Tone-Troika bestehend aus MADNESS, THE SPECIALS und eben jenen schon immer meine Favoriten; besondere Songs aus der zweiten Reihe wie „Bomb Scare“ oder „Washed Up And Left For Dead“ gehen nicht nur in die Beine, sondern auch ans Herz. Doch obwohl seit Anfang der 1990er wieder aktiv, war es mir nie vergönnt, sie einmal live zu sehen. Letztes Jahr gastierten sie im Monkeys, was jedoch mit einer Bowling-Veranstaltung verbunden war und dementsprechend satt erhöhter Eintritt fällig wurde, weshalb ich mich weiter in Verzicht übte. Dies änderte sich, als die Band im Zuge ihrer Deutschland-Tour erneut dem Monkeys einen Besuch abstattete, diesmal ohne Bowling, ohne Vorbands, just pure SELECTER – und wesentlich bezahlbarer.
Vor Ort zog sich erst mal eine lange Schlange zur Kasse, wie ich es beim Monkeys noch nicht erlebt hatte. Dies schien sowohl mit dem hohen Besucherandrang als auch einem Soundcheck-Länge-bedingt etwas späteren Einlass zusammenzuhängen. So verzögerte sich auch der Konzertbeginn um eine halbe Stunde auf 21:30 Uhr. In ihrem rund eineinhalbstündigen Set konzentrierte sich das Oktett (inkl. Bläser und Orgelspieler) auf ihre beiden Klassikeralben sowie das aktuelle Album „Subculture“. Natürlich ist die aktuelle Besetzung weit davon entfernt, original zu sein – Originalmitglied Neol Davies ist sogar mit einer eigenen THE-SELECTER-Variante unterwegs –, dafür jedoch überaus versiert an den Instrumenten. Bei perfektem Monkeys-Sound saß jeder Ton und transportierte den Geist der alten Songs originalgetreu. Und dann ist da natürlich Pauline Black, jene in Würde gealterte Grand Dame des Two Tone, die noch immer über ihre einzigartige, durchdringende Stimme verfügt und mit ihrem ebenso resoluten wie charmanten Auftritten, gewandet in feinen Zwirn, die Herzen des auch an diesem Dienstagabend die Hütte vollmachenden Publikums im Sturm eroberte. Welch eine Ausstrahlung!
Black kommunizierte und scherzte mit dem Publikum, lobte die in der ersten Reihe tanzenden Mädels, animierte zum Mitsingen, tanzte mit ihrem für die männlichen Gesangseinlagen zuständigen Sidekick Gaps, schüttelte den Schellenkranz und nahm einen Blumenstrauß entgegen, den der alte Charmeur Sam ihr mitten im Set überreichte. Es wurde im gemischten Publikum viel das Tanzbein geschwungen und geschwitzt, zu den Eigenkompositionen gesellten sich die klassischen Cover „Train to Skaville“ und „Carry Go Bring Home“ sowie das James-Bond-Thema, „Too Much Pressure“ wurde passenderweise um einen „Pressure Drop“-Part erweitert. Der Skandalsong „Celebrate The Bullet“, der seinerzeit zum Split führte, fehlte ebenso wenig wie das frenetisch bejubelte und in einer interessanten Phrasierungsvariante interpretierte „On My Radio“. Der kleinere der beiden Bläser tauschte sein ihn beinahe überhöhendes Rieseninstrument zwischenzeitlich gegen eine Flöte und ohne Zugaben (u.a. einem Medley klassischer Hits) ging’s nicht in die Koje. Meine beiden eingangs erwähnten Zweite-Reihe-Hits fehlten zwar, mit ihnen hatte ich aber ohnehin nicht gerechnet. Songauswahl und Schwerpunkt gingen auch so vollkommen klar.
Wenn ich mal mitten in der Woche zu einem Konzert tigere, muss es etwas Besonderes sein – und das war es! Ein weiteres „Must-See“, hinter das ich einen Haken setzen kann. Auf dass Mrs. Black & Co. der Musiklandschaft noch lange in dieser bestechenden Form erhalten bleiben mögen. Und vielleicht sollte ich doch mal in die bisher mit Ignoranz gestraften „neuen“ Alben ab den ‘90ern reinhören…
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P.S.: Neben meinen wackeligen Amateurschnapsschüssen aus dem sich stetig in Bewegung befindenden Publikum gibt’s bei Kevin Winiker fantastische Profi-Fotos.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Huch, ich auch nicht.karlAbundzu hat geschrieben: Noch gar nicht von berichtet:
10. Februar, wieder Heartbreak:
Wundervolles Konzert, das ich sogar noch stärker fand als das den bereits sehr guten COOL JERKS-Auftritt ein paar Wochen zuvor an selber Stelle. Wolfinger war in einer wahnsinnigen Spielfreude und der Funke sprang sofort über. Und ich meine, das kann man ganz objektiv verallgemeinern. Denn kurz vor dem Konzert schlurfte eine größere gemischte Gruppe junger Studenten (vermute ich, sahen so aus) ins Heartbreak. Offensichtlich ohne Kenntnis darüber, dass es hier gleich ein Konzert geben würde, denn die pflanzen sich erstmal auf die Bühne, die sie - bis auf einen - dann mürrisch räumten als Wolfinger und sein Schlagzeuger in Aktion traten. Ihr offensichtiches Desinteresse ließ mich schon befürchten, dass die den Auftritt durch permanente Quatscherei oder schlimmer noch "lustige" Zwischenrufe torpedieren würden. Was soll ich sagen? Spätestens beim dritten Lied waren die schon am tanzen und mitwippen.
Fazit: Mal wieder grandios und wie immer verließ ich die Lokalität mit einem Kopfschütteln darüber, dass so ein großartiger Musiker in so einer Mini-Klitsche wie dem halbgefüllten Herartbreak und nicht (mehr) vor tausend kreischenden Fans in Japan (siehe die Bonus-DVD der TRASHMONKEYS-CD "Attitudes in Stereo") spielt. Die Welt ist ungerecht.
Früher war mehr Lametta
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
SARTANA - NOCH WARM UND SCHON SAND DRAUF
Eine MIschung aus Hörspiel, Konzert und Nacherzählung. Und das wird uns gleich im Vorspiel auch erklärt, denn auch das ist es: Ein Abend, in dem auf einer Ebene auch über den Italo-Western erzählt und diskutiert wird.
Storymäßig wird sich schon eng am Original gehalten.
Auf der Bühne: Die Band Smokestack Lightning, die auch schon bei den zwei Solo-Alben Belas die Backing Band sind. Die Musikanten übernehmen dann aber auch einige Nebenrollen und Hintergrundgemurmel. Dann: Die großartige Peta Devlin, die ja schon in einigen Kombos überzeugen konnte: Cow, Oma Hans. Sehr hübsch original mit Riesenreifenrock gekleidet. Dann, klar: Bela als Sartana. Daneben sitzt Oliver Rohrbeck (nicht angekündigt), vielen bekannt als Justus Jonas oder wenigstens Ben Stillers Stimme. Ein Synchrontausendsassa. Und dann in seiner eigenen Ecke, der eigentliche Star des Abends Stefan Kaminski, ein Geräuschemacher und Stimmenmorpher. Was der alles drauf hatte: oldschool Geräusche mit allen Extrimitäten (der muss mehr als vier gehabt haben) hervorzaubern, technisches Gerät bedienen und unterschiedlichste Stimmen: von der Bardame bis zum alten Chinesen!
So lief der Abend ab: Im Hintergrund zur Einstimmung Filmszenen, dann immer mal wieder passende Comicgrafiken von Robert Schlunze, der Erzähler Rainer Brandt (von Band) aus dem Off, rechts die Band, die musikalisch oder in ihren Rollen unterstützten, von der Mitte bis links Peta, Bela, Oliver sitzend mit ihren Text, ganz links Stefan mit seinen Gerätschaften. Da wurde Hörspiel inszeniert und zwischendurch immer wieder über das Genre geredet. Zwischendurch gab es passende Songs von der neuen LP, bei denen Bela und Peta natürlich stehend und gehend die Bühne nutzten.
Allesin allem ein launiger Abend, den Leuten auf der Bühne und im Saal machte es Spaß. Es gab einige Hänger, die wurden aber gekonnt überspielt oder eingebaut.
Ein vergnüglicher Abend über 3 Stunden.
Nur: Wo war die versprochene Gatling?
Eine MIschung aus Hörspiel, Konzert und Nacherzählung. Und das wird uns gleich im Vorspiel auch erklärt, denn auch das ist es: Ein Abend, in dem auf einer Ebene auch über den Italo-Western erzählt und diskutiert wird.
Storymäßig wird sich schon eng am Original gehalten.
Auf der Bühne: Die Band Smokestack Lightning, die auch schon bei den zwei Solo-Alben Belas die Backing Band sind. Die Musikanten übernehmen dann aber auch einige Nebenrollen und Hintergrundgemurmel. Dann: Die großartige Peta Devlin, die ja schon in einigen Kombos überzeugen konnte: Cow, Oma Hans. Sehr hübsch original mit Riesenreifenrock gekleidet. Dann, klar: Bela als Sartana. Daneben sitzt Oliver Rohrbeck (nicht angekündigt), vielen bekannt als Justus Jonas oder wenigstens Ben Stillers Stimme. Ein Synchrontausendsassa. Und dann in seiner eigenen Ecke, der eigentliche Star des Abends Stefan Kaminski, ein Geräuschemacher und Stimmenmorpher. Was der alles drauf hatte: oldschool Geräusche mit allen Extrimitäten (der muss mehr als vier gehabt haben) hervorzaubern, technisches Gerät bedienen und unterschiedlichste Stimmen: von der Bardame bis zum alten Chinesen!
So lief der Abend ab: Im Hintergrund zur Einstimmung Filmszenen, dann immer mal wieder passende Comicgrafiken von Robert Schlunze, der Erzähler Rainer Brandt (von Band) aus dem Off, rechts die Band, die musikalisch oder in ihren Rollen unterstützten, von der Mitte bis links Peta, Bela, Oliver sitzend mit ihren Text, ganz links Stefan mit seinen Gerätschaften. Da wurde Hörspiel inszeniert und zwischendurch immer wieder über das Genre geredet. Zwischendurch gab es passende Songs von der neuen LP, bei denen Bela und Peta natürlich stehend und gehend die Bühne nutzten.
Allesin allem ein launiger Abend, den Leuten auf der Bühne und im Saal machte es Spaß. Es gab einige Hänger, die wurden aber gekonnt überspielt oder eingebaut.
Ein vergnüglicher Abend über 3 Stunden.
Nur: Wo war die versprochene Gatling?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
25.03.2017, Rondenbarg, Hamburg:
STEF-UND-FRÁNK-TRIBUT: PROJEKT PULVERTOASTMANN + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS
Nachdem unser Ex-Bassist Stef Anfang Februar für alle überraschend an einem Herzinfarkt gestorben und damit seinem alten Kumpel Fránk gefolgt war, der nur kurz zuvor das Zeitliche gesegnet hatte, waren Entsetzen und Trauer groß. Schnell reifte der Gedanke, auf dem Rondenbarg, wo beide lange Zeit gelebt und auch zusammen Mucke gemacht hatten, einen Tribut-Abend in Form eines Konzerts zusammen mit PROJEKT PULVERTOASTMANN zu veranstalten. Das Ganze sollte mehr den Charakter einer Privatveranstaltung als eines über die üblichen Kanäle beworbenen Konzerts haben, weshalb fast ausschließlich Mund-zu-Mund-Propaganda betrieben wurde.
Vor unserem Auftritt erklang noch mal die von Stef gesungene „Les Rebelles“-Version aus der Konserve, mitgeschnitten von Norman während unseres ersten Gigs überhaupt auf eben diesem Gelände. Norman war es auch, der sich um Aufbau und den groben Sound gekümmert hatte, bevor er zu einer anderen Verpflichtung eilen und die Verantwortung an Robert übergeben musste, der sich nun des Mischpults annahm. Unser Set wurde von zwei neuen Songs flankiert und so ging’s los mit „Pogromstimmung“, zum ersten Mal live. Das Ding lief rund und allgemein waren die üblichen Pannen überschaubar: Während ich „Elbdisharmonie“ ankündigte, war eigentlich „Aktion Mutante“ an der Reihe, auch Eisenkarl verrutschte in der Setlist und spielte sein „Victim of Socialisation“-Bassintro vor „Elbdisharmonie“, bei „Victim…“ ordnete ich die Strophen neu an (hat aber keine Sau gemerkt) und der eine oder andere Verhacker blieb auch nicht aus, aber ansonsten flutschte es und wurde begrölt und betanzt. Dass Dr. Tentakel vergrippt war und bereits ‘ne HAMBURGER-ABSCHAUM-Probe auf’m Buckel hatte, merkte man ihm nicht an und meine vor wichtigen Gigs obligatorische Erkältung hatte ich auf den Punk(t) genau mit Voodoo in den Griff bekommen. Zwischendurch wurden ein paar Worte zum Anlass verloren und auf die Gefallenen getrunken. Mit der Liebeserklärung an den Plattenbau „Ghettoromantik“, dem zweiten Neuling, wollten wir unseren Gig abschließen, doch eine Wiederholung von „Elbdisharmonie“ wurde beharrlich gefordert, so dass auch jene olle Kamelle noch mal durchgepeitscht wurde.
Teile der PULVERTOASTIES hatten früher, zu SCHÖNES-GLATTES-FELL-Zeiten, Mucke mit Stef und Fránk gemacht und uns verbindet eine mittlerweile auch schon recht lange Band-Freundschaft. Shouter Snorre war der erste, der uns wegen dieses Tribut-Abends angesprochen hatte, zu dem sie nun ihren musikalischen Teil beitrugen. Wie gehabt zog man mittels herrlich aggressivem HC-Punk den Anwesenden die Ohren lang , Snorre rempelte sich durch die Reihen und verausgabte sich stimmlich wie körperlich, während der mittlerweile nicht mehr ganz so neue Drummer mit Schmackes den zerstörerischen Sound antrieb. Immer wieder ein Vergnügen! Das melancholische „Sturm“ wurde Stef und Fránk gewidmet und laut Snorre seinerzeit sogar für letzteren geschrieben. Zu früh sollte schon Schluss sein, was ich zunächst gar nicht richtig realisiert hatte, dann aber lautstark in den Ruf nach Zugaben einstimmte und so noch in den Genuss von „Anders“ inkl. ausgedehnten Mitsing-Parts kam, für die die Background-Mikros im Publikum landeten.
Snorre hatte natürlich vollkommen recht, wenn er in seinen Worten zum Anlass mutmaßte, die beiden würden jetzt mit einem fetten Grinsen irgendwo sitzen, einen trinken, einen rauchen und beobachten, welches Brimborium hier für sie veranstaltet wird. Von uns Motherfuckern aus hätte es ruhig noch etwas mehr sein können, in Absprache mit dem Rondenbarg einigten wir uns aber auf diesen Rahmen, der für jeden in Ordnung gewesen sein sollte – abgesehen von einer besonders penetranten Nervensäge, über die ich mich nicht weiter auslassen möchte, um ihr keine unnötige Bedeutung beizumessen. Den einen oder anderen gerade aus Stefs Freundeskreis habe ich vermisst, aber die werden ihre Gründe gehabt haben. Danke an den Rondenbarg und die PULVERTOASTIES, an Norman für Aufbau und Robert fürs finale Mischen, an Chefkoch René fürs reichhaltige Büffet, die Kneipiers für Veltins und Holsten und alle, die auf diese Weise noch einmal mit uns Abschied genommen haben. Da haste blöd geguckt, alter Schneckenschlürfer, wa?! Santé!
Reich bebildert auch hier:
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STEF-UND-FRÁNK-TRIBUT: PROJEKT PULVERTOASTMANN + DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS
Nachdem unser Ex-Bassist Stef Anfang Februar für alle überraschend an einem Herzinfarkt gestorben und damit seinem alten Kumpel Fránk gefolgt war, der nur kurz zuvor das Zeitliche gesegnet hatte, waren Entsetzen und Trauer groß. Schnell reifte der Gedanke, auf dem Rondenbarg, wo beide lange Zeit gelebt und auch zusammen Mucke gemacht hatten, einen Tribut-Abend in Form eines Konzerts zusammen mit PROJEKT PULVERTOASTMANN zu veranstalten. Das Ganze sollte mehr den Charakter einer Privatveranstaltung als eines über die üblichen Kanäle beworbenen Konzerts haben, weshalb fast ausschließlich Mund-zu-Mund-Propaganda betrieben wurde.
Vor unserem Auftritt erklang noch mal die von Stef gesungene „Les Rebelles“-Version aus der Konserve, mitgeschnitten von Norman während unseres ersten Gigs überhaupt auf eben diesem Gelände. Norman war es auch, der sich um Aufbau und den groben Sound gekümmert hatte, bevor er zu einer anderen Verpflichtung eilen und die Verantwortung an Robert übergeben musste, der sich nun des Mischpults annahm. Unser Set wurde von zwei neuen Songs flankiert und so ging’s los mit „Pogromstimmung“, zum ersten Mal live. Das Ding lief rund und allgemein waren die üblichen Pannen überschaubar: Während ich „Elbdisharmonie“ ankündigte, war eigentlich „Aktion Mutante“ an der Reihe, auch Eisenkarl verrutschte in der Setlist und spielte sein „Victim of Socialisation“-Bassintro vor „Elbdisharmonie“, bei „Victim…“ ordnete ich die Strophen neu an (hat aber keine Sau gemerkt) und der eine oder andere Verhacker blieb auch nicht aus, aber ansonsten flutschte es und wurde begrölt und betanzt. Dass Dr. Tentakel vergrippt war und bereits ‘ne HAMBURGER-ABSCHAUM-Probe auf’m Buckel hatte, merkte man ihm nicht an und meine vor wichtigen Gigs obligatorische Erkältung hatte ich auf den Punk(t) genau mit Voodoo in den Griff bekommen. Zwischendurch wurden ein paar Worte zum Anlass verloren und auf die Gefallenen getrunken. Mit der Liebeserklärung an den Plattenbau „Ghettoromantik“, dem zweiten Neuling, wollten wir unseren Gig abschließen, doch eine Wiederholung von „Elbdisharmonie“ wurde beharrlich gefordert, so dass auch jene olle Kamelle noch mal durchgepeitscht wurde.
Teile der PULVERTOASTIES hatten früher, zu SCHÖNES-GLATTES-FELL-Zeiten, Mucke mit Stef und Fránk gemacht und uns verbindet eine mittlerweile auch schon recht lange Band-Freundschaft. Shouter Snorre war der erste, der uns wegen dieses Tribut-Abends angesprochen hatte, zu dem sie nun ihren musikalischen Teil beitrugen. Wie gehabt zog man mittels herrlich aggressivem HC-Punk den Anwesenden die Ohren lang , Snorre rempelte sich durch die Reihen und verausgabte sich stimmlich wie körperlich, während der mittlerweile nicht mehr ganz so neue Drummer mit Schmackes den zerstörerischen Sound antrieb. Immer wieder ein Vergnügen! Das melancholische „Sturm“ wurde Stef und Fránk gewidmet und laut Snorre seinerzeit sogar für letzteren geschrieben. Zu früh sollte schon Schluss sein, was ich zunächst gar nicht richtig realisiert hatte, dann aber lautstark in den Ruf nach Zugaben einstimmte und so noch in den Genuss von „Anders“ inkl. ausgedehnten Mitsing-Parts kam, für die die Background-Mikros im Publikum landeten.
Snorre hatte natürlich vollkommen recht, wenn er in seinen Worten zum Anlass mutmaßte, die beiden würden jetzt mit einem fetten Grinsen irgendwo sitzen, einen trinken, einen rauchen und beobachten, welches Brimborium hier für sie veranstaltet wird. Von uns Motherfuckern aus hätte es ruhig noch etwas mehr sein können, in Absprache mit dem Rondenbarg einigten wir uns aber auf diesen Rahmen, der für jeden in Ordnung gewesen sein sollte – abgesehen von einer besonders penetranten Nervensäge, über die ich mich nicht weiter auslassen möchte, um ihr keine unnötige Bedeutung beizumessen. Den einen oder anderen gerade aus Stefs Freundeskreis habe ich vermisst, aber die werden ihre Gründe gehabt haben. Danke an den Rondenbarg und die PULVERTOASTIES, an Norman für Aufbau und Robert fürs finale Mischen, an Chefkoch René fürs reichhaltige Büffet, die Kneipiers für Veltins und Holsten und alle, die auf diese Weise noch einmal mit uns Abschied genommen haben. Da haste blöd geguckt, alter Schneckenschlürfer, wa?! Santé!
Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/25-03-201 ... erfuckers/
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- sergio petroni
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Gestern Dieter Nuhr in Baden-Baden. Zweieinhalb Stunden lang Programm vor 900 Besuchern.
So lange hatte ich den im Fernsehen am Stück noch nie gesehen.
Was soll's; geschenkten Karten schaut man nicht in's Maul.
Die Themen waren breit gefächert und kurz angerissen, alles auf was man im Moment so draufschlägt halt:
Trump, Erdogan, Wutbürger, radikale Veganer und Genderwissenschaftler,.....
Leider war das aber alles recht unwitzig. Ich kann mich an keinen spontan entfahrenen
Lacher erinnern. Zudem wurde sich des öfteren auf der Fäkalschiene ausgetobt.
Dem Applaus und Beifall aus weiten Teilen des Publikums zu folgern, kam das Programm an.
Nuhrs Botschaften (uns geht es gut, kein Grund für Unzufriedenheit/AfD, die Welt
wird statistisch belegt immer friedlicher) mögen ja richtig sein.
Trotzdem reißt das rhetorisch und auch gedanklich nicht mit.
Viele Pointen werden so vorbereitet, daß man sie drei/vier Sekunden vorher
schon erkennt.
Okay, abgehakt.
So lange hatte ich den im Fernsehen am Stück noch nie gesehen.
Was soll's; geschenkten Karten schaut man nicht in's Maul.
Die Themen waren breit gefächert und kurz angerissen, alles auf was man im Moment so draufschlägt halt:
Trump, Erdogan, Wutbürger, radikale Veganer und Genderwissenschaftler,.....
Leider war das aber alles recht unwitzig. Ich kann mich an keinen spontan entfahrenen
Lacher erinnern. Zudem wurde sich des öfteren auf der Fäkalschiene ausgetobt.
Dem Applaus und Beifall aus weiten Teilen des Publikums zu folgern, kam das Programm an.
Nuhrs Botschaften (uns geht es gut, kein Grund für Unzufriedenheit/AfD, die Welt
wird statistisch belegt immer friedlicher) mögen ja richtig sein.
Trotzdem reißt das rhetorisch und auch gedanklich nicht mit.
Viele Pointen werden so vorbereitet, daß man sie drei/vier Sekunden vorher
schon erkennt.
Okay, abgehakt.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“