Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben:IDIOTS würde ich abe auch gern mal wieder sehen, aber Anmerkung: Ur-Bassitin bis 1989 war Anne :knutsch:
Stimmt, aber Volker ist seit 1989 dabei.
Anne ist übrigens leider kürzlich verstorben. :(
karlAbundzu hat geschrieben:Edit: Huch wir sind ja in dinem FTB, nicht im Konzertthread
Habe ich auch gerade bemerkt und schnell mal die Beiträge verschoben.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

21.05.2017, Gängeviertel, Hamburg:
TYRANEX + PAGAN RITES + MIDNIGHT PREY + GUSTAV EISEN


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Am dritten Tag meines Konzert-Marathons war’s mal wieder Zeit für Edelmetall, denn wenn Hannes in einem Anflug von Genialität und Selbstlosigkeit die schwedischen TYRANEX in die Gängeviertel-Fabrik holt, kann ich natürlich nicht verkatert in der Furzmulde abgammeln. Pünktlich um arbeitnehmerfreundliche 19:00 Uhr ging’s natürlich dann doch nicht los, kurz nach halb 8 aber eröffnete die junge lokale Band GUSTAV EISEN das dritte „Triumph of Death Ritual“ (so der Name der Veranstaltungsreihe) mit modernerem, technischem Death Metal vor einem noch recht versprengten Haufen. Applaus gab’s meinerseits für Technik und Kondition, mit der Mucke kann ich Death-Metal-Legastheniker ansonsten nicht viel anfangen. Dafür hab‘ ich mit dem Störtebeker-„Frei-Bier“ ein neues, äußerst schmackhaftes Alkfreies für mich entdecken können.

Bereits im Vorfeld für mich entdeckt hatte ich Hamburgs Underground-Speed-Metal-Sympathieträger MIDNIGHT PREY, als ich sie seinerzeit in der Bambi Galore sah. Live ist das Trio ‘ne ziemliche Bank mit seinem tief in den glorreichen ‘80ern verwurzeltem Oldschool-Speed-Geschrote mit düsterem Vibe, also ohne Falsettgesang o.ä., eher ungehobelt und roh, mit unaufdringlichen Melodien versehen und atmosphärisch. Fest zum Set gehört ein Cover des vermutlich größten MANILLA-ROAD-Hits „Necropolis“ und man beschloss den Gig mit der Abrissbirne „Street Mafia“ von der neuen „Blood Stained Streets“-Single, die ich leider mitzunehmen versäumte. Nächstes Mal!

Mit PAGAN RITES traten nun die ersten der schwedischen Gäste an. Die Band hatte ich so gar nicht auf dem Schirm, obwohl sie anscheinend bereits seit 1992 existiert. Vor dem Gig hörte ich etwas von einem kauzigen, extraordinären Sänger, der sich gerade auf Entzug befände ich Freigang genieße. Das Quartett hatte sich die Fressen wie zu Halloween angemalt und hobelte ein fieses Black-Thrash-Brett herunter, das so herrlich authentisch kaputt klang, dass man direkt dem Gehörnten dafür danken musste. Der Sänger mit seinem riesigen umgedrehten Kreuz um den Hals röchelte und spie seine blasphemischen Texte heraus, kroch auf dem Bühnenboden umher und suchte den unmittelbaren Kontakt zum mittlerweile zahlreicher versammelten Publikum. Dank des berüchtigten graumelierten Herrn, der auch diesmal in vorderster Front seinen exaltierten Tanzschritten frönte, ein Bild für die Götter (der Dunkelheit). Seine Musiker verwirrte er mit offenbar hier und da von der Setlist abweichenden Ansagen, beispielsweise als er gegen Ende „Die Priest Die“ ankündigte und anscheinend vergessen hatte, die Nummer längst gespielt zu haben. All das führte zu einem Gesamteindruck, der PAGAN RITES weit weniger aufgesetzt und gekünstelt wirken lässt als manch Subgenre-Kollegen, stattdessen sympathisches, infernalisches, unheiliges Chaos vermittelt. Geil!

TYRANEX hatte ich 2014 durch ihr zweites Album „Unable to Tame“ kennengelernt: Schwedischer Speed-/Thrash-Metal der alten Schule, der mich leicht an alte DESTRUCTION erinnert und mit einer Gitarristin und Sängerin in Personalunion gesegnet ist, die sich mir mit ihrer genialen Stimme die Nackenhaare aufstellen lässt. Zurzeit betouren sie ihr jüngst veröffentlichtes drittes Album „Death Roll“, das den Vorgänger konsequent weiterentwickelt. Zu Songs der ersten beiden Alben gesellte sich demnach Material wie „Bloodflow“, „Berget“, „Beyond the Throes of Evil“ und eben „Death Roll“; das neu aufgenommene Demostück „Blade of the Sacrificer“ widmete man PAGAN RITES und so kam deren Sänger zu einem weiteren Stelldichein auf der Bühne. Ohne Zugabe ging’s nicht ins Bett und anschließend wurde der Merch-Stand stark frequentiert, manch einer hat einen wahren Großeinkauf getätigt. Tatsächlich kannten viele TYRANEX bisher offenbar noch gar nicht und waren ausnahmslos positiv überrascht, begeistert vom schneidenden Sound, den fräsenden Riffs und dem hektisch schnellen, doch stets punktgenauen, nie stumpfen Spiel sowie natürlich hingerissen von den beiden Metal-Damen, die sämtliche Szene-Chauvis Lügen strafen. Stärkstes Wiedererkennungsmerkmal der Band ist natürlich die Stimme, die Knochen zerschneidet wie Edelstahl ein weichgekochtes Ei. Am liebsten hätte ich mir die Combo zum Mitnehmen einpacken lassen und als Hofkapelle installiert. Hab‘ nur leider keinen Hof…

Mit ‘nem letzten Dithmarscher überbrückte ich die Zeit bis zur allerletzten Bahn nach Hause und brachte die „Death Roll“-LP (wenn schon keine Hofkapelle) sicher in ihre neue Heimat. Und schon um 7:00 Uhr nachts blökte mich mein Radiowecker mit niveaulosem Mist voll, meinte damit aber, ich solle hurtig zur Maloche. Dann doch etwas gerädert schlug ich dort pünktlich auf, aber das war’s allemal wert. Acht Bands auf drei Konzerten an drei Tagen und keine Sekunde bereut!

P.S.: An allen drei Abenden standen Mädels (mit) auf der Bühne, was heutzutage ‘ne Selbstverständlichkeit ist. Das war früher jedoch anders, da haftete dem schnell etwas „Exotisches“ an. Eine erfreuliche Entwicklung.

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/21-05-201 ... tav-eisen/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

buxtebrawler hat geschrieben:Anne ist übrigens leider kürzlich verstorben. :(
:shock: :cry:
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

26.05.2017, Gängeviertel, Hamburg:
War In Your Head Punkfest Vol. 4


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It’s in your head, Zombie! – Der verzweifelte Versuch einer Retrospektive ohne Notizen oder lückenlose Erinnerungen

Das zweitägige War-In-Your-Head-Festival ging in die vierte Runde und erstmals war ich mit von der Partie. Das zweitägige D.I.Y.-Festival wird komplett ehrenamtlich von einem Zusammenschluss der Konzertgruppen „Punkbar“ und „Beyond Borders“ organisiert und da die Renovierung der zweiten Konzert-Location nicht rechtzeitig abgeschlossen werden konnte, verlegte man die zweite Bühne kurzerhand in den (dann doch etwas intimeren) Keller der Fabrique, was viel Hin-und-Her-Rennerei ersparte. Zunächst galt es aber, überhaupt hineinzukommen. Im Internet hatte ich etwas von 18:00 und 19:00 Uhr gelesen und dass man ja pünktlich sein solle, da sonst die Gefahr bestünde, dass das Eintrittskontingent bereits erschöpft sei. Da Murphy’s Law besagt, dass bei verspätetem Eintreffen wegen Überfüllung geschlossen ist, man, findet man sich pünktlich wie die Maurer ein, jedoch besser leichte Lektüre wie „Krieg und Frieden“ oder „Das Kapital“ mitnimmt, um die Wartezeit totzuschlagen, entschied ich mich fürs kleinere Übel und tauschte kurz vor 1900 Nachkriegszeit einen frisch gebügelten Zehner gegen ein giftgrünes Eintrittsbändchen, das mir in diesem Moment herzlich wenig half: Organisatoren, Helfer und Helfershelfer liefen nicht unbedingt tiefenentspannt durch Gebäude und das Drumherum, während für Normalsterbliche die streng bewachte Pforte verschlossen blieb. Ok, ich wollte ohnehin erst mal Dinieren und wich dem mit seiner Beschränkung auf Pommes Frites etwas mauen Essenangebot (das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau ;)) zu Domino’s aus, die einem für ‘nen Fünfer ‘ne okaye Pizza ohne Extrawürste zubereiten, die den Wanst füllt. Hinuntergeschlungen werden musste diese allerdings ohne Kaltgetränk, da besagte Pforte auch den Zugang zum Tresen verwehrte. Draußen waren zwar ein Cocktail- und ein Schnapsstand aufgebaut worden, Bier gab’s allerdings lediglich in den Krallen diversen bereits sturztrunken aufschlagenden Jungvolks. Nun hätte ich mich locker jener beiden Stände bedienen und mich in Windeseile selbst in jenen Zustand befördern können, doch so sehr ich für bescheuerte Ideen zu haben bin, so skrupelbehaftet war ich noch. Und eines war sicher: Früher oder später würde ich sie ohnehin einholen.

Das Bombenwetter jedenfalls ließ einen problemlos draußen ausharren, bis es endlich die Stufen hinunter in den düsteren Keller ging, wo um ca. 20:20 Uhr STATIC MEANS eröffneten und damit die kolportierte Reihenfolge ad absurdum führten. Die Leipziger spielten englischsprachigen Post-Punk mit Keyboarderin und Sängerin in Personalunion, der eigentlich nicht so meine Mucke ist, live mit aufgekratzter, Grimassen schneidender und entfesselt zu ihrer eigenen Darbietung tanzender Frontfrau jedoch so viel Energie und Lebenswut transportierte, dass es eine Freude war, dem beizuwohnen – wenn sich auch pünktlich zum Konzertbeginn der erste Punk in einer Wandeinbuchtung neben der Bühne schlafenlegte. Reinhören unter https://staticmeans.bandcamp.com/.

Die Treppen in den großen Saal hochgehastet, wurde man Zeuge, wie MOPED aus Betzdorf so was wie schweinerockigen Punk’n’Roll zockten und durchaus einige Interessierte versammelten, die in der großen Bude jedoch noch etwas verloren aussahen. Die spielfreudige Band ließ sich von ein, zwei Leuten frenetisch abfeiern (mitgereiste Bandkumpanen? ;)), der Bassist unternahm Ausflüge ins Publikum und zeitweise wurde vor der Bühne mehr fotografiert und gefilmt als getanzt. Wenn’s auch nicht 100%ig meine Cup of Pee ist, hat die Band das sehr souverän geschultert und den Energiekick nahm ich gerne mit, zumal der Sound schön knackig durch die P.A. schallte. Hatte sich da eigentlich eine „Alcohol“-Coverversion (GANG GREEN) eingeschlichen? Das gibt auf jeden Fall Pluspunkte. Reinhören unter https://moped-wwhc.bandcamp.com/.

Zurück im Keller war man noch mit dem Soundcheck beschäftigt und man merkte den Bremern NEUROTIC EXISTENCE an, dass sie gesteigerten Wert auf guten Sound, insbesondere auf der Bühne, legten. Als sie schließlich zufrieden waren und loslegten, wurde auch klar, warum: Bei zwei Gitarren und abwechselndem Gesang wird Monitormatsch vermutlich schnell zur Hölle. Den Gesang teilten sich ein männlicher Shouter und Szene-Urgestein Tati (ex-LOST WORLD, ex-APOKALIPSTIX) und unerfahren dürfte in dieser noch recht frischen Band niemand sein, dafür klang das viel zu – im positiven Sinne – abgewichst. Ich war ja nie der große Crust-Punk-Experte und früher (von einigen Ausnahmen abgesehen) regelrecht gelangweilt von diesem Stil, doch dass die Band dort ihre Wurzeln hat, ist unschwer zu erkennen. Statt monotonem Geballer und Gekeife oder ödem Gedröhne gab’s aber klar strukturierte, durchdachte und -arrangierte Songs auf die Löffel, mit vielen molligen Gitarren-Leads in drückender, düsterer, desillusionierter Atmosphäre – immer wieder schön, wenn Bands sich darauf besinnen, dass es dafür weder Post-Punk noch Kiffer-Doom braucht. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster, indem ich den NEUROTIC-EXISTENCE-Sound als „Post-Crust“ bezeichne und habe noch in wohliger Erinnerung, wie die Masse erstmals so richtig in Wallung kam und sich ein kleiner, aber sehr feiner Pogo-Mob vor der Bühne bildete, an dem ich mich zumindest zeitweise beteiligte. Dass es in dem schummrigen Loch und unter ständigem Angerempeltwerden extrem schwierig wurde, halbwegs brauchbare Fotos zu knipsen, liegt in der Natur der Sache… Nur wenige Tage vorm Gig hat die Band anscheinend ihr erstes Album „Insane“ veröffentlicht, das hier komplett gehört werden kann: https://neuroticexistencepunx.bandcamp.com/

Treppe wieder rauf, durch die Tür gezwängt und direkt feinste Klänge vernommen: Die Marburger MIRROR MONKEYS waren bereits in ihr Set eingestiegen und zockten US-beeinflussten, melodischen, höchst energischen Punkrock/Streetpunk mit kräftigen Chören und Singalong-Refrains, der so richtig schön Arsch trat und bei besten Soundverhältnissen sofort ins Blut ging wie Dextro Energen. Die Songs zündeten unmittelbar, die Refrains ließen sich oft nach einem Durchlauf sicher mitbrüllen und mit der Kraft von zwei Gitarren folgte ein Hit auf den nächsten. „I wanna get hurt, I wanna get drunk…“ – all killers, no fillers! Ein echtes Original scheint mir vor allem der Sänger zu sein. Der Typ sieht aus wie ein Fachinformatiker, wird auf der Bühne aber zum Tier und liefert ’ne Wahnsinnsshow! Ich schaltete folglich in den Pogo- und Abfeier-Modus und war damit im mittlerweile gut gefüllten Saal nicht allein. Die MIRROR MONKEYS mussten noch ’ne Zugabe spielen und dürften viele positiv überrascht haben. Für mich neben NEUROTIC EXISTENCE die Gewinner des Abends, obwohl beide Bands eigentlich unterschiedlicher kaum sein könnten. Die Songs des selbstbetitelten Albums kann man sich unter https://mirrormonkeys.bandcamp.com/ reinfahren, aber live ist das Ganze noch mal um einiges geiler!

Zeit zum Verschnaufen blieb im Anschluss kaum, denn DISCONFECT aus Bremen luden in den Keller. Man hat sich, der Name lässt es bereits erahnen, dem D-Beat verschrieben, jenem seinerzeit von DISCHARGE kreierten HC-Punk-Stil also, mit dem das ja immer so’ne Sache ist: So sehr ich DISCHARGE auch mag, so überflüssig finde ich viele ihrer Nachahmer. Allerdings weiß ich nicht, wann ich überhaupt zuletzt klassischen D-Beat live gehört hatte, und DISCONFECT konnten mit zwei Besonderheiten punkten, die sie aus der Masse der D-Beatles heraushebt: Zum einen wäre da der Shouter, der sich nicht stumpf durchs Set brüllt, sondern mit seinem Corpsepaint in der Visage dem Affen ordentlich Zucker gibt und hyperaktiv vor der Bühne herumtollt, zum anderen gibt es da den Gitarristen, der mit seinen Frontmann kontrastierenden geschrieenen Einzeilern unter Zuhilfenahme ’ner ordentlichen Portion Hall für Wiedererkennungseffekt und apokalyptische Atmosphäre sorgt. So war der Gig dann doch ziemlich geil, zumal auch hier der enge Keller mit mittlerweile vielen verschwitzten, nicht mehr ganz nüchternen Menschen das exakt passende Ambiente bot. Gecovert wurde der Klassiker „Fight Back!“ der großen Vorbilder, nur die Lautstärke des Shouters bekam man leider nie so ganz eingepegelt. Nachdem er anfänglich arg leise war, wurd’s mit der Zeit aber immer besser. Schönes Ding, das es auch bei Bandcamp gibt: https://disconfect.bandcamp.com/

Besonders gespannt war ich auf die Braunschweiger MORIBUND SCUM, nachdem ich Sänger/Gitarrero Rosi auf dem letztjährigen Hafengeburtstag kennengelernt hatte. Seine Band kannte ich bisher lediglich von zahlreichen Aufklebern auf dem Lobusch-Klo und war ganz überrascht, als er mir seine Kapelle nannte – für einen Crust-Sänger erfüllte er nämlich so ziemlich genau null Klischees, stattdessen konnte man sich mit ihm prima über TOTO und JOURNEY unterhalten, als wir schön angeschallert in Small-Town-Timos Bude mit ’ner gemeinsamen Bekannten bei ’nem Beutel Absackerbier herumsaßen. Nun auf der großen Fabrique-Bühne konnte ich mir ein musikalisches Bild seiner Band machen (auf die Idee, vorher mal irgendwo reinzuhören, war ich natürlich nicht gekommen). Und, alter Vatter, die Jungs können spielen! Als Crust würde ich das nicht unbedingt einordnen, eher als ’nen groben Bastard aus Death- und Thrash-Metal sowie Metal-Punk, durchaus technisch und kalkuliert, dabei trotzdem räudig, unprätentiös evil und den Metaller in mir weckend. Hatte ich in dieser Qualität wirklich nicht erwartet, wobei einmal mehr der differenzierte, druckvolle Soundmix das Optimum aus der Band herausholte. Könnten auch locker mal mit musikalisch halbwegs passenden Underground-Metal-Bands in der Bambi Galore zocken. Grüße an Rosi an dieser Stelle, wenn wir musikdiskussionstechnisch diesmal auch nicht unbedingt auf einen Nenner kamen, haha (aber das war auch an Tag 2) ... Vorher reinhören hätte ich hier können: https://moribundscum.bandcamp.com/

Nie reingehört hatte ich auch in BLATOIDEA. Die Londoner Chaos-Punks und CASUALTIES-Lookalikes sind seit 2008 aktiv, hatten jedoch lange Zeit mit ihrem Drummer ziemliche Kacke am dampfen, worauf ich an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte – darüber wurde woanders genug geschrieben und verständlicherweise überschattete das das musikalische Œuvre der Band. Neuer Drummer, neues Glück und ein Engagement als Headliner des ersten Festivalabends. Dieser ganze Spike- und Iro-Stylo-Krempel, wo der Scheitel nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern mit der Wasserwaage gezogen wird, beeindruckt mich schon lange nicht mehr, aber was zählt, ist natürlich die Mucke. Diesbzgl. ließen die Briten wenig anbrennen und spielten sichtlich angetan von der imposanten Kulisse vor der großen Bühne einen sehr fitten Chaos-/Street-/HC-Punk-Stiefel, wie er einfach Spaß macht. Die Stimmung war ausgelassen und freundschaftlich; die Zeiten, in denen solche Bands profilierungssüchtige Nietenkaiser in Massen anziehen, scheinen vorbei, stattdessen feierten fast alle zusammen diesen gediegenen Abschluss des ersten Tags. Ich muss zugeben, mich bei mittlerweile Band Nummer 7 nicht mehr an Details erinnern zu können. Die Songs dürften etwas weniger dreckig als beispielsweise die der natürlich immer wieder gern als Vergleich herangezogenen CASUALTIES sein, dafür hier und da riffbetonter, vielleicht leicht thrashig. Werde ich bei Gelegenheit mal nachhören, möglich ist’s unter https://blatoidea.bandcamp.com/.

Nachdem ich mich nun fast permanent im Inneren aufgehalten hatte, dürstete es mich nach, klar, Bier, aber auch Freiheit und Luft und war ich wie so oft eher angestachelt denn ermattet, also ging’s mit einigen Leuten weiter ins Onkel Otto und als das schloss, sogar noch in den Park Fiction. Mit diversem Punkvolk trank ich Bier auf der Wiese, hörte D-Punk-Klassiker aus dem Ghettoblaster (oder der „Soundbar“ oder was auch immer), laberte über Gott und die Welt (woran ich mich natürlich null erinnern kann), fühlte mich wie Anfang 20 und genoss den Sonnenaufgang, ohne zu ahnen, dass es der heißeste Tag des Jahres werden sollte. An Ort und stellte pennte ich irgendwann ein und erwachte mit ’nem fiesen Sonnenbrand und ohne meine Kutte. Das kommt davon... Einmal Chaot, immer Chaot!

Nach kurzem Frischmachen und rudimentärem Frühstück ging’s direkt zum Punx Picnic am Bahnhof Altona, wo auch gleich weitergesoffen wurde, aber, wie im Jahr zuvor, alles friedlich blieb, der ursprüngliche Initiator jedoch weiterhin schmerzlich vermisst wird – R.I.P., Karsten! Irgendwann brach ich zum Gängeviertel auf, allerdings nur, um mich bald wieder Richtung Onkel Otto zu verabschieden, wo meine Kutte aufgetaucht war. Dort nahm ich das gute Stück in Empfang und traf mich mit Small-Town-Timo, mit dem ich natürlich einen hob und über den Kiez schlenderte. Erst deutlich nach 22:00 Uhr war ich wieder im Gängeviertel, bekam noch den Rest von, ich glaube, MISSSTAND mit und hatte, nachdem ich mir ja am Vortag das volle Programm in jeglicher Hinsicht gegeben hatte, gar nicht mehr so dermaßen Bock auf Live-Mucke. Stattdessen quatschte ich mich in diversen Gesprächen fest und hielt mich viel draußen auf, wo Mark zudem auf seiner Akustikklampfe für Hintergrundbeschallung sorgte. Ich kann nur hoffen, mich nicht um Kopf und Kragen gesabbelt zu haben, denn perfiderweise beherrsche ich bis zu einem gewissen Punkt souveränes Auftreten bei völliger Trunkenheit. Da fällt mir ein, dass an beiden Tagen die am Donnerstag stattgefundene Diskussionsrunde zum Thema Grauzone mit Michael Weiss im Menschenzoo häufiges Thema war. Dem einen oder anderen bot ich glaube ich an, mit ihm oder ihr gern noch mal in Ruhe darüber zu reden, bekomme das aber alles nicht mehr zusammen. Wer sich also angesprochen fühlt, kann sich gern bei mir melden :D Irgendwann stieß dann auch Flo hinzu, die jedoch kein Bändchen mehr bekam (ausverkauft!), sodass ich mich ohnehin weiter draußen aufhielt, bis es zur Aftershow-Disco mit Chartsmucke quer durch den Garten ging, ich wieder mal über diverse ’90er-Jahre-Geschmacksentgleisungen den Kopf schüttelte, Anderem wiederum huldigte, irgendwann selbst nach dem Kotzen kein Bier mehr herunterbekam und schließlich die Segel strich. Somit kann ich zu den Bands des zweiten Tags leider so gar nichts schreiben. Mea culpa!

Aber unabhängig davon, dass ich mich mal wieder nicht zusammenreißen konnte, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Organisatorinnen und Organisatoren sowie Respekt vor dieser bestens gewuppten Mammutaufgabe! Draußen, wo sich an beiden Tagen stets eine Vielzahl Besucher aufhielt, hatte man Dixies aufgestellt, damit nicht alles vollgeschifft wird, zu den bereits erwähnten Ständen gesellte sich einer mit vermutlich lesenswerter Literatur, Fanzines, ’ner Plattenkiste... Man konnte sich wirklich permanent pudelwohl fühlen, er herrschte echte D.I.Y.-Festival-Atmosphäre und das Wetter spielte auch noch mit (sogar etwas mehr, als mir lieb war). Der Bandauswahl merkte man an, dass sie handverlesen war und Bekanntheitsgrad oder Image eine untergeordnete Rolle spielten. So bekam man einen schönen Überblick über einen quicklebendigen Underground quer durch die Subgenres der Szene und ein Gefühl dafür, welche Bands bereit sind, die antikommerzielle D.I.Y.-Ausrichtung mitzutragen und zu unterstützen. Insofern kann ich jedem nur den Besuch solcher Veranstaltungen nahe legen, sie erweitern den Horizont und machen vor allem VERDAMMT VIEL SPASS! Up The Punx!

Reich bebildert auch hier:
http://www.pissedandproud.org/26-05-201 ... l-hamburg/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Brainbug »

Sehr geiler Konzertbericht! :thup:
Viele Grüße

~Brainbug~
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

buxtebrawler hat geschrieben: Für mich neben NEUROTIC ARSEHOLES die Gewinner des Abends
DAS wäre eine Reunion. Klingt alles nach einem erfüllten Wochenende!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

karlAbundzu hat geschrieben:
buxtebrawler hat geschrieben: Für mich neben NEUROTIC ARSEHOLES die Gewinner des Abends
DAS wäre eine Reunion. Klingt alles nach einem erfüllten Wochenende!
Argh... korrigiert!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

buxtebrawler hat geschrieben:
karlAbundzu hat geschrieben:
buxtebrawler hat geschrieben: Für mich neben NEUROTIC ARSEHOLES die Gewinner des Abends
DAS wäre eine Reunion. Klingt alles nach einem erfüllten Wochenende!
Argh... korrigiert!
Nach so einem Wochenende sei dir so ein durcheinander verziehen ggg
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

04.06.2017, Fat Lenny’s, Hamburg:
SUPERNICHTS


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Die Kölner Pullunder-Punks SUPERNICHTS hab’ ich auf dem Schirm, seit sie mir Ende der ’90er auf dem „BRD Punk Terror Vol. 1“-Sampler aus dem Hause Nasty Vinyl über den Weg liefen und seitdem auch einige Alben angeschafft, sie seltsamerweise aber nie live zu Gesicht und Gehör bekommen. Das sollte sich an diesem Pfingstsonntag ändern, und zwar gänzlich unverhofft. Nachdem ich am Abend zuvor auf der Altona-93-Aufstiegsfeier und anschließend draußen vorm „Gott sei Punk“-Festival (ohne hineinzugehen) herumgelungert hatte, war ich irgendwie noch nicht ganz ausgelastet. So lud mich Stulle auf der sonntäglichen BOLANOW-BRAWL-Probe dazu ein, erst mal mit zu Nadine und ihm zu kommen und dann mal zu gucken, was der Abend noch so bringt. Beim Scrollen durchs Fratzenbuch stieß ich schließlich auf einen Eintrag, der SUPERNICHTS im Fat Lenny’s avisierte! Fat who? Das Fat Lenny’s ist ein uns bis dato unverständlicherweise unbekannt gewesener Laden gegenüber der Altonaer Fabrik, der von Ex-Cobra-Bar-Malte mit einigen Mitstreitern betrieben wird und neben warmer Küche aus dem Smoker und vom Grill Craft Beer vom Fass, Drinks, Biergarten, Punkrock und eben anscheinend ab und zu auch Live-Mucke anbietet. IVV-Ladde konnten wir erfolgreich mitschnacken, der uns kurzerhand rumfuhr. Nach etwas Cornern, wie das gute alte Straßentrinken neudeutsch heißt, betraten wir den Laden, in dem SUPERNICHTS offenbar sehr kurzfristig bei freiem Eintritt verpflichtet worden waren, nachdem sie zwei Tage zuvor Bremen gerockt hatten. Dort gab’s ein großes Hallo, als sich Malte und Stulle wiedererkannten und kurz vor halb Elf schritt das Trio mit langer, auf zwei A4-Seiten verteilter Setlist zur Tat. Die Gesangsanlage war etwas schwachbrüstig, sodass die von viel Ironie und Sprachwitz bestimmten Texte nicht sonderlich gut zur Geltung kamen, ansonsten war der Sound aber ok und beschallte das gemischte Publikum, das teils eigens zur Band erschienen war und sich teils sowieso gerade im Fat Lenny’s aufhielt, u.a. im Rahmen einer Geburtstagsfeier. Meine Favoriten, der Diättipp „Korn-Cola-light“, die Studentenhymne „Saufen auf Lehramt“ sowie der Polit-Punk-Kracher „Du und deine scheiß FDP“, versetzten mich natürlich am meisten in Verzückung, dann und wann wurde die Nebelmaschine angeschmissen und hüllte den Laden in dichten, nun ja, Nebel eben, nur auf „Gut Holz“ und „Die Wanne ist voll“ musste ich vergeblich warten. SUPERNICHTS sind sicherlich nicht Jedermanns Sache, Sound und Attitüde lassen sich grob in Richtung CHEFDENKER, CASANOVAS SCHWULE SEITE u.ä. einordnen, SUPERNICHSTS sind jedoch schon länger dabei und machen ihr eigenes Ding. Ich find’s schwer unterhaltsam, oft hintergründig-augenzwinkernd witzig und vor allem klischeefrei und individuell. Nach 34 Songs oder so zerlegte die Band in einem Anfall wilder Raserei die Bühne und ging im Biergarten rauchen, womit der Gig vorbei und auch keine Zugabe mehr möglich war. Wir tranken und quatschten einfach weiter und hatten noch einen sehr lustigen Abend. Da werde ich auf jeden Fall mal wieder vorbeischauen; das Fat Lenny’s ist eine echte Bereicherung im vom immer dünner werdenden Kneipenangebot geplagten Ottensen, denn zur 1A-Kneipe wird die Bude, sobald die Küche (die allerdings eher etwas für Fleischesser ist) schließt. Mit mehr Werbung wären sicherlich auch so kurzfristig noch ein paar Gäste mehr gekommen, sonderlich viel zu bieten hatte Hamburg an diesem Abend ausnahmsweise einmal nicht. So war’s einfach ein lauschiger Kneipen-Gig im kleinen Kreise, der uns für unsere Spontaneität belohnt hat.

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

10, Juni 2917, Karo
DEFEKT DEFEKT

In der kuscheligen Kulturkneipe Karo gab es ein Auftritt der Gruppe Defekt Defekt, die ich und Arkschi hier bestimmt schon mal erwähnten. Es war eine Minitour, bevor sie im Herbst für SLIME einheizen werden.
Tja, was soll ich sagen. Die Songs der ersten LP gehen inzwischen sofort ins Ohr, im ersten Teil mit Tim am Bass, Andreas an der Gitarre und Benno sowieso am Schlagzeug. Benno wie immer reduziert aber megagenau, ohne Hängetoms, und bei seinem verzehrten Gesicht merkt man die Konzentration, Anstrengung und Spaß gleichzeitig. Tim ist einfach der grandioseste Bassist derzeit. Auf den Spuren der tollsten Postpunk-Bassisten (JJ Burnell, Peter Hook, Stuart Morrow), nur noch schneller, präziser, fantasievoller. Andreas war nach dem Gig am Tage vorher noch etwas durch, aber trotzdem für den einen oder Ausflug gut. Die Konzerte von denen sind wie aus einem Guss, kaum Pausen, kaum Ansagen, ein Rausch. Selbst wenn Bass und Gitarre mittig im Konzert wechseln (diesmal so schnell wie noch nie), Tim an die halbakustische und Andreas dann am Bass. Auch TIms seltener Gesang verbessert. Die neuen Songs prima und passen, leider gab es die neue SIngle noch nicht zu kaufen....
Ein gutes Konzert, dass dann draussen vor der Tür, da es noch hübsch warm war, beim Bier ausgeklungen wurde....
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