Musik für melancholische Menschen

Moderator: jogiwan

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FarfallaInsanguinata
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Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Inspiriert durch den Wissensdurst eines Users dieses Forums möchte ich in loser Folge einige Tipps zu Platten aus dem Bereich „deutscher Düster-Sound der Achtziger“ geben.
Mittlerweile bei Discogs in Genres wie Goth, Post-Punk, Death Rock, Cold Wave, New Wave, Alternative Rock (ein Begriff, der in Wahrheit erst in den Neunzigern erfunden wurde) oder Indie recht willkürlich einsortiert, hieß das damals schlicht WAVE. Entsprechend nannten diese entweder traurig oder abgeklärt schauenden jungen Leute mit den hochtoupierten Haaren und schwarzen Klamotten sich selbst WAVER. „Gruftis“ war ein von Außenstehenden erfundener Spottname.
Die Szene blieb der Allgemeinheit weitgehend verschlossen, selbst bekannte Aushängeschilder wie X Mal Deutschland waren im Ausland wesentlich erfolgreicher als bei uns. Wurden Veröffentlichungen in Fanzines oder Musikmagazinen überhaupt besprochen, stießen sie meist auf krasses Unverständnis. Den Punks fehlte der ‚politische Anspruch‘, „Joy Division-Kopie“ lautete das typische Urteil. Wahrscheinlich hatten sie schlicht nie von anderen Bands gehört. :kicher: Die Studenten der SPEX hingegen vermissten das intellektuelle Herangehen. Interessanterweise war jedoch im Gegensatz zu anderen Subkulturen, die in Musik und Optik deutlich härter auftraten, der Frauenanteil immer überproportional hoch. Richtig in Schwung kam die Szene erst ab Anfang der Neunziger, als es einige langlebigere Labels gab. Dann allerdings bereits mit oftmals modernerer Ausrichtung, Stichworte EBM oder Industrial.
Hier soll es um die Anfänge davor gehen.

Und nun die Zeitmaschine bestiegen, lieber Maulwurf und hinein ins (hoffentlich) Vergnügen!
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Taste Of Decay - Calling EP 1986
R-1285983-1274598195.jpg
R-1285983-1274598195.jpg (48.59 KiB) 1758 mal betrachtet
Wir beginnen ganz im Norden nahe der dänischen Grenze mit einer Gruppe aus dem kleinen Nest Harrislee. Bereits Anfang der Achtziger machten dort die Punks von SS 20 von sich reden, kamen jedoch nie über Übungsraumaufnahmen hinaus. Mit den langlebigeren Taste Of Decay, die von 1984-86 existierten, war man nur wenig erfolgreicher. Immerhin reichte es zu zwei selbstproduzierten Kassetten, denen 1986 mit einem Vinyl der Abgesang auf die Band folgte. Ungewöhnlich ist das gewählte Format, eine 7", die auf 33 läuft und somit die Spielzeit typischer Mini-LPs anderer Bands der Zeit erreicht. Bei ihrer Veröffentlichung weitgehend unbeachtet, hat diese Platte sich bei Szene-Archäologen mittlerweile anscheinend einen kleinen Kultstatus erarbeitet.

Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von buxtebrawler »

Schöne Thread-Idee, die ich interessiert verfolgen werde :thup:
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 16:20 Mittlerweile bei Discogs in Genres wie Goth, Post-Punk, Death Rock, Cold Wave, New Wave, Alternative Rock (ein Begriff, der in Wahrheit erst in den Neunzigern erfunden wurde) oder Indie recht willkürlich einsortiert, hieß das damals schlicht WAVE.
Für synthie-/keyboardlastige Düsterheimermusik war mir "Dark Wave" immer am geläufigsten, für die gitarrenlastigere Variante "Gothrock".
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Maulwurf
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Maulwurf »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 16:20 Inspiriert durch den Wissensdurst eines Users dieses Forums möchte ich in loser Folge einige Tipps zu Platten aus dem Bereich „deutscher Düster-Sound der Achtziger“ geben.
Mittlerweile bei Discogs in Genres wie Goth, Post-Punk, Death Rock, Cold Wave, New Wave, Alternative Rock (ein Begriff, der in Wahrheit erst in den Neunzigern erfunden wurde) oder Indie recht willkürlich einsortiert, hieß das damals schlicht WAVE. Entsprechend nannten diese entweder traurig oder abgeklärt schauenden jungen Leute mit den hochtoupierten Haaren und schwarzen Klamotten sich selbst WAVER. „Gruftis“ war ein von Außenstehenden erfundener Spottname.
Die Szene blieb der Allgemeinheit weitgehend verschlossen, selbst bekannte Aushängeschilder wie X Mal Deutschland waren im Ausland wesentlich erfolgreicher als bei uns. Wurden Veröffentlichungen in Fanzines oder Musikmagazinen überhaupt besprochen, stießen sie meist auf krasses Unverständnis. Den Punks fehlte der ‚politische Anspruch‘, „Joy Division-Kopie“ lautete das typische Urteil. Wahrscheinlich hatten sie schlicht nie von anderen Bands gehört. :kicher: Die Studenten der SPEX hingegen vermissten das intellektuelle Herangehen. Interessanterweise war jedoch im Gegensatz zu anderen Subkulturen, die in Musik und Optik deutlich härter auftraten, der Frauenanteil immer überproportional hoch. Richtig in Schwung kam die Szene erst ab Anfang der Neunziger, als es einige langlebigere Labels gab. Dann allerdings bereits mit oftmals modernerer Ausrichtung, Stichworte EBM oder Industrial.
Hier soll es um die Anfänge davor gehen.

Und nun die Zeitmaschine bestiegen, lieber Maulwurf und hinein ins (hoffentlich) Vergnügen!
Ich fühle mich gerade peinlich berührt :oops: Aber natürlich freue ich mich auch riesig! Meine Suchliste bei Discogs wird auf jeden Fall mal anwachsen, das ist sicher. Und ich bin sehr gespannt, was ich damals alles verpasst habe. Ich persönlich war, natürlich, sehr England-orientiert, und durch eine Freundin, die so um '81 rum einige Zeit als Au-Pair dort gelebt und gearbeitet hatte, wurde das nur intensiviert. Bei der deutschen Szene denke ich an die ausgehende (und oft deutschsprachige) Post Punk-Szene, von der es in Nürnberg einige sehr gelungene und beliebte Bands gab. Inklusive unserer eigenen Düster-Kapelle. Einigen wir uns auf Joy Division-Kopie :mrgreen:

Taste Of Decay gefällt auf jeden Fall schon mal. Bitte weiter so! :prost:
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

@ bux
Es ist ja das Phänomen aller Musikrichtungen, dass es immer weitere Verschachtelungen und Unterstile gibt. Neueste mir bekannte Erfindung "Cold Oi" aus Frankreich. Ich persönlich finde solche Etiketten eher überflüssig.

@ Maulwurf
Welche Nürnberger Bands waren das? Mir fällt da auf Anhieb gar keine ein. Bestimmt kann ich auch noch was dazulernen.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Mask For Mini-LP 1986
R-448258-1114952422.jpg
R-448258-1114952422.jpg (59.96 KiB) 1675 mal betrachtet
Wir setzen unsere Reise Richtung Süden fort und lassen dabei Kiel links liegen. Die jahrzehntelange Konstante No More sollte so geläufig sein, dass ich sie hier nicht weiter berücksichtigen will. War doch ihr Track "Suicide Commando" einer der wenigen deutschstämmigen Genrebeiträge, die bereits in den Achtzigern zu Discotheken-Klassikern wurden.

In der Hansestadt Hamburg gibt es dagegen noch manches zu entdecken. Beginnen wir mit der Formation Mask For, die einige Umbesetzungen erlebte. Ihr Erfinder landete später als festes Mitglied bei Abwärts, ein Bassist war zu seiner Bremer Zeit bei den dortigen Ur-Punks Die Blender und der sogar mir bekannte Stephan-"ich spielte bei jeder zweiten Hamburger Band"-Mahler wirkte bei unzähligen Gruppen mit, unter anderem Screamer, Slime, Torpedo Moskau und Angeschissen. Die Platte ist in einem eigenwilligen Klappcover zuhause, das neben ungewöhnlicher Grafik durch den Mangel an Songtexten und einem Veröffentlichungsdatum glänzt. Discogs sagt 1986, ich hätte das Ding ein Jahr früher verortet, ist ja nicht so wichtig. Seite 1 läuft auf 33 und stellt in etwa die Hälfte einer regulären LP dar, Seite 2 beinhaltet nur noch einen langen Track auf 45. Discogs gibt als Haupteinflüsse außerdem Christian Death und Killing Joke an, so ganz falsch ist das nicht. Mir gefällt es zumindest. Die Hülle ist leider recht anfällig für Preisschildabrisse und sonstige Abnutzungen, also Obacht bei der Suche.
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Dick Cockboner
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Dick Cockboner »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Sa 1. Jul 2023, 13:20 Es ist ja das Phänomen aller Musikrichtungen, dass es immer weitere Verschachtelungen und Unterstile gibt. Neueste mir bekannte Erfindung "Cold Oi" aus Frankreich. Ich persönlich finde solche Etiketten eher überflüssig.
:roll: Überall muss ein Etikett dran, damit sich der Verbraucher besser zurecht findet :kicher:
Diesbzüglich treibt es, so glaube ich, der Metal auf die Spitze.
Ansonsten, guter Thread, da ich mit "Musik für melancholische Menschen" eigentlich nicht viel anfangen kann, dennoch auf jeden Fall interessiert am Ball bleiben werde.
Manchmal mag ich sowas:
Bild
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Reinifilm
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Reinifilm »

Obwohl ich ja eigentlich eher der Elektro-Fuzzi bin, haben mir damals mehr die gitarrenlastigen Sachen gefallen…



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FarfallaInsanguinata
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

@ Dick Cockboner & Reinifilm
So ganz verstanden habt ihr das Konzept dieses Freds offensichtlich nicht! :lol:
...möchte ich in loser Folge einige Tipps zu Platten aus dem Bereich "deutscher Düster-Sound der Achtziger“ geben.
Naja, Schwamm drüber.
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Adalmar
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Re: Musik für melancholische Menschen

Beitrag von Adalmar »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 28. Jun 2023, 16:20 Die Szene blieb der Allgemeinheit weitgehend verschlossen, selbst bekannte Aushängeschilder wie X Mal Deutschland waren im Ausland wesentlich erfolgreicher als bei uns.
Das ist auch tatsächlich der einzige Name, der mir zu dem Thema spontan eingefallen wäre. Mich würde vor allem interessieren, ob es noch mehr Deutschsprachiges aus der Zeit in diesem Genre gibt.
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