Tag der Teufel - Elmar Weihsmann, Stefan Peczelt (2007)
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Tag der Teufel - Elmar Weihsmann, Stefan Peczelt (2007)
Originaltitel: Tag der Teufel
Produktionsland: Österreich 2007
Regie: Elmar Weihsmann, Stefan Peczelt
Cast: Christine Dune, Werner Wulz, Monica Baci, Alexander E. Fennon, Robert Cleaner, Thomas Weissengruber, Stefan Peczelt, Diane Lübbert
Abt.: "Mädel, das ist doch nur ein Krampus!“
„Michael Myers trifft auf den Perchtenlauf“, verspricht das „DVD-Forum.at“ auf dem Cover der Heimkinoveröffentlichung von Elmar Weihsmanns und Stefan Peczelts TAG DER TEUFEL aus dem Jahre 2007, während das Deadline Magazin zu Protokoll gibt, der Streifen sei „technisch anspruchsvoll und spannend“. Nachdem ich mir in meinem Krampus-Fieberwahn nunmehr auch diesen „ersten Perchten-Horror-Thriller“ zu Gemüte geführt habe, bin ich, was die Beurteilung dieser Kärntner Independent-Produktion betrifft, allerdings etwas gebremster in meiner Euphorie…
Vor fünf Jahren wurde eine österreichische Kleinstadt während des traditionellen Perchtenlaufes von einem Unglück erschüttert: Mehrere als Krampusse verkleidete Buben haben eine junge Frau derart molestiert, dass diese, um den schnalzenden Ruten zu entkommen, geradewegs vor die Kühlhaube des nächstbesten PKWs sprang und dort ihren Tod fand. Eine der Freundinnen der Verstorbenen, Penelope Jones, hatte sich kurz nach dem Vorfall zum Journalistik-Studium in die Staaten verabschiedet, während die Schuld an dem Unfall einem gewissen Cole Black, seines Zeichens Boyfriend der Verstorbenen, in die Schuld geschoben wurde, obwohl dieser am wenigsten aktiv dazu beigesteuert hat, dass seine Liebste unter die Räder geriet: Da es in Kärnten anscheinend üblich ist, dass man sogleich in die Psychiatrie eingewiesen wird, wenn man jemandem verkleidet als Rauhnachtsteufel in den Tod jagt, sitzt besagter Cole seitdem im Irrenhaus, wo er indes ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ausbüxt, als auch Penelope aus dem US-Exil in die Heimat zurückkehrt. Zu allem Überfluss steht auch der Krampustag kurz bevor, weshalb der Wirtschaftskammerchef James Anderson ein großes Perchten-Event plant: Mit Unterstützung der örtlichen Eishockeymannschaft soll das wildeste und publicityträchtigste Krampuskränzchen der Neuzeit begangen werden! Wie es der Zufall will, ist Penelope, die beim Lokalsender „City TV“ angeheuert hat, nicht nur für die Berichterstattung des Events zuständig, sondern in ihrem weitläufigeren Freundes-, Bekannten- und Familienkreis häufen sich auch rätselhafte Vorkommnisse à la Drohkärtchen mit der Aufschrift „Sei artig, sonst holt Dich der Krampus“, Personen, die nur mal kurz im Perchtenkostüm pinkeln gehen wollten, und dann nicht wieder auftauchten, sowie handfesten Morden, die wiederum James am liebsten unter den Tisch kehren würde, um im Vorfeld seines Großspektakels keine negative Presse zu erhalten. Bald steht für Penelope fest, dass auch sie sich auf der Abschussliste des in Krampus-Garderobe agierenden Killers befinden muss, und dass ihrem Heimatstädtchen am sogenannten „Tag der Teufel“ ein Massaker blühen soll…
Ein killender Krampus, der sich in bester Slashier-Manier durch einen Cast von (Laien-)Darstellern metzelt, - eigentlich klingt das genau nach einem Rezept, mit der man mir die Vorweihnachtszeit versüßen könnte. Dass mir TAG DER TEUFEL indes eher wie ein zähes Kaugummi in den Augen geklebt hat, dafür sind folgende fünf Hauptgründe verantwortlich, die mich dazu führen, dem in der österreichischen Indie-Szene auch jenseits dieses Films umtriebigen Duo Weihsmann und Peczelt leider kein allzu gutes Zeugnis ausstellen zu können:
1. Irritierend ist es schon einmal, dass TAG DER TEUFEL sichtbar in der Gegend von Feldkirchen (Kärnten) spielt – (schneebedeckte Berge; vereiste Tannen; zünftige Wirtshausstuben; eindeutige KFZ-Kennzeichen; deutsche Ortsschilder) -, sämtliche Figuren jedoch englische Namen tragen. Wie ich herausgefunden habe, liegt das daran, dass Weihsmann und Peczelt neben der deutschen Sprachfassung parallel auch eine englische für den internationalen Markt gedreht haben, und scheint damit primär pragmatischen Gründen geschuldet, - dennoch hat es mehr als einmal verhindert, dass ich mich vollkommen von der Diegese umwickeln lassen konnte, wenn Personen mit Namen wie Chris Long, Mr. McTarson oder Andrew Anderson als Perchten verkleidet durch winterlich geschmückte Gassen ziehen, sich in gutbürgerlichen Schankstuben das Frischgezapfte hinter die Binde gießen oder sich in den Schatten „Griechischer Tavernen“ zum Knutschen verziehen. (Und, ernsthaft: Wenn man sowieso unabhängig voneinander zwei verschiedene Versionen erstellt, wieso kann man den Figuren dann in der deutschen Fassung nicht auch passende Vor- und Zunamen geben? Und überhaupt: Wird denn neuerdings ein Film zum gesicherten Flop bei einem US-Publikum, wenn seine Figuren Namen tragen, die in der Gegend üblich sind, in der er spielt?)
2. Großer Knackpunkt und Genickbruch des Films ist seine reichlich unausgegorene, wenn nicht gar dramaturgisch völlig versemmelte Handlung. Ohne nennenswertes Gespür für Timing oder Drive erzählen Weihsmann und Peczelt ihren Plot ausgesprochen umständlich, reichern ihn ohne erkennbaren Grund mit etlichen für die eigentliche Story irrelevanten Nebenschauplätzen und Randfiguren an, blähen ihn nicht nur laufzeittechnisch, sondern vor allem auch personell über Gebühr auf, sodass am Ende ein wahrlich konfuses Chaos herauskommt, bei dem ich ernsthaft Probleme hatte, a) dem Gang der Handlung zu folgen sowie b) die einzelnen Figuren auseinanderzuhalten beziehungsweise überhaupt erst zu begreifen, wer da mit wem in welcher Weise verbandelt ist. Dass TAG DER TEUFEL derart zerfasert, hat vor allen Dingen damit zu tun, dass Weihsmann und Peczelt es nicht für nötig halten, für den Plot wichtige Details aus Privat- und Berufsleben ihrer Figuren deutlich herauszustreichen, und anscheinend auch keinen Filter besitzen, der wiederum unwichtige Details, die gar nicht erwähnt zu werden bräuchten, im Vorfeld aussiebt. So erfahren wir beispielweise völlig en passant, dass Penelope in den USA zur Journalistin ausgebildet wurde, oder aber, dass der Polizist, bei dem sie wohnt, (und der nur unmerklich älter als sie ausschaut), ihr leibhaftiger Vater ist. Andererseits wird mehrmals darauf hingewiesen, dass es sich bei James um Penelopes Patenonkel handelt, (weshalb sie ihn auch stets mit „Hallo, Pate!“ grüßt) – eine Information, deren Mehrwert für die Story genauso gegen Null tendiert, wie sich allgemein Weihsmanns und Peczelts Manie, alle Personen irgendwie miteinander vernetzt sein zu lassen, reichlich störend auswirkt: Irgendwer ist da immer der Ex-Freund, die Schwester, der Vorgesetzte von irgendwem anders, was freilich dem Überblick-Behalten eher abträglich ist und zu solchen Kapriolen führt wie, dass Penelopes Tante ausgerechnet mit dem Arzt eine Affäre hat, der Cole Black in der Nervenheilanstalt betreut hat, oder aber, dass ihr Ex-Freund Andrew der Sohn ihres Patenonkels James ist – wobei, wie gesagt, solche Feinheiten dann oftmals einzig in Nebensätzen fallen und ich selbst nach Komplettsichtung des Films und einigem nachträglichen Brüten über seinen Inhalt wahrscheinlich nicht in der Lage wäre, eine Flipchart zu erstellen, bei der die zwischenmenschlichen Beziehungen aller Beteiligten zur Gänze abgedeckt werden würden. Es ist wohl überflüssig zu bemerken, dass es einen daran hindert, mit Haut und Haar in einem Film abzutauchen, wenn man sich ständig fragen muss, woher denn Person X auf einmal Person Y kennt, und weshalb Person A plötzlich mit Person B verwandt sein soll – zumal die Ortschaft, in der TAG DER TEUFEL spielt, dem Interieur einer beliebigen Seifenoper gleicht, weil sich sämtliche Figuren andauernd zufällig irgendwo über den Weg laufen, und sei es irgendwo in der Pampa am Ortstrand.
3. TAG DER TEUFEL schleudert zwar mit roten Heringen um sich, als sei der Film ein Fischernetz bei Sturm, doch all das Legen falscher Fährten nutzt ja wenig, wenn wir von Anfang an wissen, wer hinter der Krampusmaske steckt, und gar nicht erst versucht wird, die Identität des Mörders auch nur ansatzweise zu kaschieren. Zuerst dachte ich ja noch, dass der entlaufene Cole sicherlich nur ein Bauernopfer sein soll, dem die Morde in die Schuhe geschoben werden, während jemand ganz anderes sein Perchtenfell in Blut taucht , - doch, nein: Spätestens, wenn wir Cole in Aktion dabei sehen, wie er seine eigene Mutter meuchelt, ist klar, dass es TAG DER TEUFEL nicht darauf ankommt, großartiges Rätselraten zu spielen. An sich wäre das ja nicht weiter schlimm, nur bleiben natürlich Spannung und Überraschungseffekt weitgehend auf der Strecke, wenn auf uns in einem Film, der sonst keine wirklichen dramaturgischen Schauwerte bietet, nicht mal ein großer Knalleffekt im Finale wartet. Schludrig ist zudem die Motivation, die Weihsmann und Peczelt ihrem Killer andichten – beziehungsweise: die sie viel eher an ihr Publikum delegieren, denn wirklich auf den Punkt gebracht wird es während der fünfundneunzig Minuten Laufzeit nicht, weshalb genau Cody nun diesen oder jenen Mord begeht, (und, um ehrlich zu sein, hat sich mir das Ganze bis zuletzt nicht recht erschlossen, jedenfalls nicht weiterführend als zur Schlussfolgerung: Der Junge ist in der Klapse eben verrückt geworden und will sich nun an denen rächen, die ihn einst in dieselbige gebracht haben, - wobei aber ja gerade unsere Heldin Penelope mit dem Krampus-Streich mit Todesfolge vor fünf Jahren rein gar nichts zu tun hat, und trotzdem ganz oben auf der Kill List Codys steht.) Einige Szenen, die nur dazu dienen sollen, uns andere Charaktere verdächtig scheinen zu lassen – (wenn Penelopes Freundin und Kamerafrau Angie beispielweise in starkem Hell/Dunkel-Kontrast gefilmt wird) -, sind dementsprechend komplett überflüssig und strecken den sowieso sehr getragen erzählten Film zusätzlich mit Ausschussware. Immerhin muss ich TAG DER TEUFEL aber zugestehen, dass ich selten ein Filmfinale gesehen habe, das konsequenter als Anti-Klimax inszeniert wurde: Selbst beim Abspann noch hatte ich darauf gehofft, dass da noch IRGENDETWAS kommt, nachdem Penelopes Papa Cody an einer Tankstelle über den Haufen geschossen hat, aber nein, nada, nichts, der Film endet einfach, lässt uns allein mit tausend Fragezeichen zurück.
4. All diese inhaltlichen Schnitzereien würde ich freilich sofort verzeihen, wenn TAG DER TEUFEL wenigstens ästhetisch-technisch interessant gestaltet wäre, wenn er sich einer besonderen Atmosphäre befleißigen würde, wenn er aus seinem durchaus Potenzial besitzenden Sujet irgendwelche Schauwerte generieren würde. Leider verlassen sich die beiden Regisseure jedoch aufs kleine Einmaleins des konventionellen Filmhandwerks und scheuen sich geradezu davor, sich visuell, kameratechnisch, bildkompositorisch in irgendeiner Weise aus dem Fenster zu lehnen. Mehr als ein, zwei Panoramaansichten von Feldkirchen im Winterpelz sind nicht drin, und selbst in den Spannungsszenen stellem solche zwar nicht originellen, aber immerhin dezidiert kinematographischen Effekte Mangelware dar wie die Aufnahme des Killer-Krampus in einem Flur voller Flackerlicht, wobei die roten LED-Augen seiner Maske als einzige Konstante auch bei völliger Dunkelheit flimmern. Nicht mal bei den Morden haut der Film auf den Putz, agiert mit angezogener Handbremse, scheint bewusst auf eine FSK16-Freigabe zu schielen, die dann auch mehr als gerechtfertigt wäre, wenn sich eine Köpfung komplett im Off vollzieht, die Tötung per Bolzenschneider nur zaghaft angedeutet wird und das Kunstblut im Grunde nur dann zur Geltung kommt, wenn es kontrastreich im frischen Schnee schimmert. Natürlich muss ein Horrorthriller sich nicht in Gedärm und Eingeweide suhlen, um von mir beweihräuchert zu werden, doch wenn ein Film dermaßen optisch steril und holprig erzählt ist wie TAG DER TEUFEL, wäre die eine oder andere Gore-Nummer wahrscheinlich sogar ein aufwertender Faktor gewesen. Es ist wirklich schade, dass Weihsmann und Peczelt angesichts des Krampus-Themas nichts Besseres eingefallen ist als einen Slasher von der Stange zu drehen, der dann auch nicht mal als Genre-Film wirklich funktionieren möchte.
5. Absprechen kann ich TAG DER TEUFEL zuletzt auch nicht eine gewisse misogyne Note, die sich vor allem in einem extrem zelebrierten Spanking-Fetisch niederschlägt. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, wie oft in diesem Streifen einer Angehörigen des weiblichen Geschlechts der Allerwerteste von schnaubenden Männern in Krampus- und Perchten-Garnitur versohlt wird – und das mehrheitlich in Szenen, wo die Ruten-Einlagen rein um ihrer selbst willen ausagiert werden. Meist läuft es wie folgt ab: Eine Horde Krampusse packt sich eine der Frauenfiguren, sie dreschen auf ihren Hintern ein, wozu die Geschlagenen vor Schmerz aufheulen, und lassen nur widerwillig von ihnen ab. Oft genug stehen die Freunde der Opfer sogar süffisant grinsend dabei und schauen vergnügt zu, wie ihre Freundinnen ihr Fett wegbekommen. Wenn der Spuk dann vorbei ist, maulen die verdroschenen Damen zwar und schicken den davoneilenden Krampussen das eine oder andere Schimpfwort hinterher, doch sind die körperlichen Übergriffe nach etwas Popo-Reiben meist schon wieder vergessen, und nur selten werden die Freunde dafür zur Rechenschaft gezogen, dass sie die Schläge nicht nur nicht verhindert, sondern die Attacke sogar noch genossen haben. Mir ist klar, dass es bei Krampus- und Perchtenläufen durchaus auch physisch zugeht, und die Geschlechterdimension des Brauchtums hat mir nicht zuletzt die sehenswerte Dokumentation GRUSS VOM KRAMPUS vermittelt. Also könnte man argumentieren, dass TAG DER TEUFEL einfach nur existente Volkstraditionen in all ihrer Derbheit abbildet. Doch irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Weihsmann und Peczelt es regelrecht genießen, Ruten auf Frauenhintern klatschen zu lassen, - da ja dieser Umstand in ihrem Film weder kritisch reflektiert wird noch zu etwas anderem dient als ein paar zotigen Späßchen zur Auflockerung der tranigen Handlung. Es passt gut ins Bild, dass Weihsmann unter dem Titel SPANKING DEVILS sogar einen Krampus-Spanking-Fetischfilm gedreht/produziert zu haben scheint, bei dem die lästige Rahmenhandlung dann gleich gänzlich wegfällt.
Die Darsteller sind bemüht; die Musik fällt außerhalb deplatzierten Countrys und einem repetetiv wiederholten Gitarrenriff nicht weiter auf; die Selbstwahrnehmung der Regisseure, die im Interview davon sprechen, einen alpenländischen HALLOWEEN gedreht zu haben, und TAG DER TEUFEL als "harten, realistischen Horrorthriller" anpreisen, könnte nicht weiter von meinem eigenen Urteil entfernt sein.
Re: Tag der Teufel - Elmar Weihsmann, Stefan Peczelt (2007)
Ich hab da vor Jahren mal was geschrieben, aber der Text hat es wohl nicht auf die aktuelle Festplatte geschafft. Mir hat der meines Wissens auch nicht sonderlich gefallen, obwohl mich der Indie-Aspekt normalerweise nicht stören würde . Das war aber eher mehr ein Fest der verschenkten Möglichkeiten, bei dem mir die bemüht auf international getrimmte Story auch nicht wirklich gefallen hat. Warum drehe ich eine Streifen mit regionalen Traditionsbezug und nenne die Figuren statt Hiasl Ohrwaschl und Mitzi Huber dann Cole Black und Penelope Jones. Hätte ein schöner Slasher mit Ösi-Kulturgut werden können, aber so war das eher nix.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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