2016 war ja rückblickend schon ein arg durchwachsenes Jahr, sowohl politisch, gesellschaftlich und natürlich auch in filmischer Hinsicht. Dank Mediabook-Schwemme gibt es ja zumindest in Punkto Nachschub kaum noch Probleme und dank Neu-Synchros und dergleichen ist man auch kaum noch auf irgendwelche Auslands-VÖs angewiesen. Mittlerweile kommt so viel, dass man kaum noch den Überblick bewahren kann und auch Streaming und unüberschaubare und dennoch hochwertige Serien-Schwemme sorgt dafür, dass man kaum noch mit dem Gucken nachkommt. Nachfolgende Aufstellung ist aber subjektiv mein Empfinden und hat nur teilweise etwas mit dem Veröffentlichungen des Jahres zu tun. Viele Fixstarter für die Liste harren ja noch einer Sichtung und daher fehlen auch so Fixstarter wie „The Sect“, die Rollins von „Wicked Vision“, „Neon Demon“ und andere schöne Veröffentlichungen, die das Jahr 2016 für den Filmfan bereit hielt.
HIer also meine High- und Lowlights Jahres laut ausgewerteten Filmtagebuch:
Liebster Film des Jahres: Lobster
Mein absoluter Lieblingsstreifen des heurigen Jahres, der mich am richtigen Fuß erwischt und total geplättet hat. Das ist Erzählkino, wie ich es mag und die originelle Geschichte und das abstrakte Szenario, dass Regisseur Yorgos Lanthimos hier scheinbar mühelos entwickelt gibt wirklich Mut und Hoffnung, dass sich Kino noch überraschen kann, ohne sich zu wiederholen oder auf Nummer sicher zu gehen.
Zweitliebster Film des Jahres: Julieta
Im Kino versäumt, lange drauf gewartet und nicht enttäuscht worden: Mein absoluter Lieblingsregisseur Pedro Almodóvar könnte das Telefonbuch verfilmen und es wäre immer noch besser als der Großteil, das heutzutage ins Programmkino kommt. Hier wieder mal ein eher ruhiges und gefühlvolles Drama auf technisch gewohnt hohem Standard ohne Kitsch oder falsche Sentimentalitäten. Schöne Sache für den Fan - für Almo-Einsteiger wohl weniger.
Subjektiv beste, aktuelle Genre-Produktion: It follows
Origineller Low-Budget-Horror, der geschickt mit Urängsten spielt und dabei ohne plakative Momente oder Jump-Scares auskommt. Eigentlich ganz schlicht, ganz einfach gemacht und unprätentiös - dennoch ungemein wirkungsvoll, gruselig und stimmig.
Bester Retro-Splatter mit Wohlfühl-Faktor: Turbo Kid
Mein Partyfilm Jahres mit dem Herz am richtigen Fleck. Zwar nicht durchgehend gelungen, aber doch sehr spaßig, blutig und mit der richtigen Portion Blut und Retro. We love Apple!
Blockbuster des Jahres: Guardians of the Galaxy / Mad Max: Fury Road
“Guardians” hat eine nette Geschichte, die coolsten Charaktere und die meisten Kills. „Fury Road“ kracht und scheppert und geht ebenfalls immer auf die Zwölf. Beide packend gemacht – trotz CGI-Overkill und dabei hätte ich mir von beiden FIlmen eher nix Großes erwartet.
Serie des Jahres: Stranger Things
Mindestens so gut wie sein Ruf ist die meistgehypteste Serie des Jahres wirklich eine durchwegs gelungene Sache mit dem Extra-Nostalgiebonus, die komplett auf eine Generation zugeschneidert wurde, die in den Achtzigern aufgewachsen ist. Umso schöner, dass die gelungene Serie aber auch bei allen anderen Generationen funktioniert und noch dazu inhaltlich halbwegs abgeschlossen ist.
Retrospektiven: Rainer Werner Fassbinder / Stephen-King-Verfilmungen (noch nicht abgeschlossen)
Die Filme von RWF hab ich ja leider immer auf die lange Bank geschoben, was mir jetzt eigentlich leid tut. Tolle Filme eines kontroversen und streitbaren Freigeists, der sich zeit seines Lebens wenig um Konventionen scherte. Stephen King geht übrigens auch immer – sowohl die Guten, als auch die Schlechten.
Wirkungsvollster Downer: Die Hunde sind los
In der unkgekürzten Fassung ein furchtbar deprimierender und animierter Streifen über zwei Laborhunde in wiedergewonnener Freiheit, der eigentlich kaum auszuhalten ist. Besser kann man sich die Stimmung nicht versauen lassen. Wunderbar!
Schönstes Kinoerlebnis: Der Gorilla in Düsseldorf
So kann man es natürlich auch machen: zuerst Mittelmäßigkeit antäuschen um dann unerwartet durch die Decke zu gehen. Das der Streifen auch noch im perfekten Ambiente gelaufen ist, ist dann ja noch das Tüpfelchen auf dem i. Ein Streifen, der sich vielleicht auch nächstes Jahr als DVD-VÖ wieder auf dieser Liste findet.
Unerwartetes Highlight/TV-Produktion des Jahres: ORF-Landkrimis
Überraschend gut gemachte Krimi-Reihe des ORF, in denen oftmals weniger die Krimihandlung als regionale Eigenheiten im Vordergrund stehen. Mal witzig, mal dramatisch, mal ziemlich schwarzhumorig, bieten diese Streifen von unterschiedlichen Regisseuren und –Innen auch ein weites Spektrum österreichischer Filmkunst.
Langersehntes und persönliches Veröffentlichungshighlight 2016: Giallo a Venezia
Der Schmodder-Schmuddel-Giallo auf Blaustrahl und noch dazu mit neuer Synchro. Hätte mir das jemand vor ein paar Jahren erzählt, ich hätte ihn oder sie für verrückt erklärt.
WTF-Film des Jahres: Thundercrack!
Ein Film von dem man noch nie etwas gehört hat und über mit der kompletten Ladung Irrsinn, Sex und Gorilla-Damen 160 Minuten wie ein Gewitterschauer über einen hinwegfegt. Irgendwie kann ich ja noch immer nicht glauben, dass es einen derartigen Streifen tatsächlich gibt.
Fleischfilm des Jahres: Cafe Flesh
Ein postapokalyptisches Porno-Drama mit Werbeoptik und Anspruch – nuff said!
Comeback des Jahres: Dance of Reality
Der Jodorowsky reißt sich nochmal so richtig am Riemen und bringt einen rauschaften Coming-of-Age-Streifen, der bunt, dramatisch, liebevoll, surrealistisch und brutal zugleich ausgefallen ist. Eine wahre Achterbahnfahrt.
Schöne, eindrucksvolle und bemerkenswerte Filme (Neu- und Erneutsichtungen):
Assassination in Rome / Nur 48 Stunden / Rififi / Dogtooth / Anomalisa / Tears of the Black Tiger / The Afterman / Story of a Junkie / Crazy Lips / Zoom In: Sex Appartments / The Boxer’s Omen / Expedition in die Zukunft / Lemora / The Quiet Earth / Reflecting Skin / Symptoms / Born of Fire / Apartment Zero / Besessen – Das Loch in der Wand / Die Todesbucht / Die Stunde wenn Dracula kommt
Absteiger des Jahres: Passion / Map to the Stars
Aus der Abteilung: Renommierte Regisseure langweilen auf ihre alten Tage mit Durchschnittlichkeit, schlecht umgesetzten Ideen und lahmen Drehbüchern.
Ausfälle des Jahres:
Night Claws / The Visit/ Traumbus / How to catch a Monster / Holidays – Surviving them is Hell / Plastic Surgery Massacre / Die Küken kommen / Du sollst nicht töten außer... / Wolfcop / Richy Guitar / US-Amateur-Grütze, bei dem ich bereits den Titel verdrängt habe.