Meine erste Berührung mit filmischen Schrecken war David Lynchs DER ELEFANTENMENSCH. Es ist wie in der Situation vieler Kinder bei den Großeltern passiert, die immer mehr erlauben als die Eltern selbst. Es war spät am Abend und zusammen saßen wir vor der Flimmerkiste. Als kleiner Steppke – ich muss so fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein – habe ich das Filmgeschehen nicht sonderlich interessiert mitverfolgt, weil ich wohl mit anderen Dingen beschäftigt war, entweder mit Spielen oder Malen. Dann gab es aber im besagten Film die Szene, die mich in meinem Innersten erschütterte: Der Elefantenmensch liegt unverhüllt auf seinem Bett und die ins Zimmer tretende Krankenschwester schreit vor Entsetzen, als sie ihn sieht. Tja, da war sprichwörtlich die Buchse voll bei mir und ich konnte die ganze Nacht kein Auge zumachen. Bis ich viele, viele Jahre später den Film wieder vor Augen bekam, wusste ich natürlich nicht, wie dieser heißt; ich habe Schulfreunden immer nur vom "Verwachsenen" erzählt.
Unwesentlich später wollte ich mal PLANET DER AFFEN gucken, als er im ZDF ausgestrahlt wurde. Aber mein zartes Kindergemüt hat es nicht länger ausgehalten als bis zur Szene, in der die um Jahrhunderte gealterte Raumpilotin eingeblendet wurde. Solche visuellen Schockerlebnisse waren danach kaum mehr vorhanden, weil ich mich lieber auditiven Erfahrungen hingegeben habe.
Roman Polanskis TANZ DER VAMPIRE war hingegen meine erste echte Erfahrung, was das Horrorgenre betrifft, auch wenn es eine geniale Parodie ist, aber das wusste ich damals natürlich nicht. Danach folgten viele Filme der Hammer-Studios (DAS SCHWARZE REPTIL, DRACULA etc.) und zahlreiche Universal-Klassiker und B-Filme (DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS, FORMICULA etc.), wie sie in den Dritten Programmen damals oft ausgestrahlt wurden.
Der Blutspritzfilm ging mir mit ZOMBIE und TANZ DER TEUFEL ebenfalls sehr nahe, was vergleichsweise die nachfolgenden Filmerlebnisse nicht mehr wiederholen konnten. Aber ich glaube, hier spielt auch das Alter eine Rolle. Irgendwann ist man zu abgestumpft, zu gewöhnt und ob des Unterhaltungsdeliriums zu desinteressiert, um noch etwas, das auf der Mattscheibe läuft, wirklich zu "erleben".
Der Faible für italienische (Horror-)Filme kam ca. 1994, als die riesige Bootlegwelle mit Videofirmen wie JPV Austria, GMT Video usw. losbrach und das Magazin "Moviestar" sich noch solchen Filmen gewidmet hat (das Zombie-Sonderheft ist wohl der Verlagsklassiker schlechthin). Zuvor waren mir mehr diverse Italowestern und insbesondere die Spencer/Hill-Streifen wohlgefällige Erscheinungen, ohne diese bewusst als Italo-Kost eingeordnet zu haben. Die Konzentration auf italienische bzw. europäische Genrefilme verstärkte sich dann noch vor rund zehn Jahren, weil mir die Entwicklung amerikanischer Produktionen immer mehr auf den Sack ging.
Aber mittlerweile hat das auch wieder nachgelassen, weil ja vieles, das aus Italien kommt, ziemlicher Mist ist, wenn man ehrlich ist.