Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR-LOUNGE
Moderator: jogiwan
- sergio petroni
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Nachdem ich vor vielen Jahren die ersten drei Romane um den Athener Kommissar Charitos
gelesen und auch sehr gemocht hatte, war nun lange Zeit Funkstille. Vor kurzem bin ich
wieder auf Petros Markaris gestoßen und entschloß mich, mal wieder einen Roman von ihm zu lesen.
"Der Großaktionär" ist der vierte Band der inzwischen elfteiligen Reihe. Der erste Roman "Nachtfalter"
entstand 1995, "Der Großaktionär" 2006. Das besondere an Markaris' Romanen ist, daß er die durchaus
spannende Krimihandlung auch jedesmal zu einer aktuellen Zustandsbeschreibung der griechischen
Gesellschaft nutzt. So auch dieses Mal.
Die olympischen Spiele in Athen sind vorbei. Die Sportanlagen verfallen zusehends. Die Wirtschaftskrise
schwelt am Horizont, ist aber noch nicht völlig ausgebrochen. Das Postengeschachere im öffentlichen
Dienst samt der Aussicht auf wohltuende Rentenbezüge wird geschildert. Militärdiktatur,
Terrorismus, griechische Lethargie und Lebensfreude, Athener Verkehrsstaus, die Sorgen des
kleinen Barbesitzers und die ganz anders gearteten Sorgen der High-Society.
Viele Themen werden von Markaris im Laufe der Geschichte angesprochen und kommentiert.
Das alles ergibt ein Potpurri, und zwar genau so, wie ich mir einen gelungenen (Noir-)krimi
vostelle: spannend, sozialkritisch und mit viel Lokalkolorit.
Der nächste Band liegt bereits vor mir.....
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Da diese Comics bislang anscheinend nicht im Forum erwähnt wurden, hier mal eine große Empfehlung von mir:
Die "Rudi"-Comics von Peter Puck wurden in den 80ern als "Szene"-Comic mit viel Punk, Wave und generell viel Subkultur-Bezügen angefangen und bis etwa 2006/07 fortgesetzt. Sie erschienen erst schwarz-weiß in verschiedenen Stadtmagazinen, später bei Egmont als Sammelbände in Farbe und zuletzt komplett in einem Band mit bis dahin unveröffentlichtem Material. Die Entwicklung von den ersten Seiten bis zu dem hohen graphischen und humoristischen Standard, der in etwa mit dem vierten Band erreicht und dann bis zum Schluss gehalten wird, ist immens. Insbesondere im ersten Band sind die Zeichnungen noch nicht ganz ausgereift, die Pointen nicht so wirksam wie in den folgenden Bänden und das thematische Spektrum begrenzt (oft geht es um Reibereien zwischen Subkulturen wie Punk, Gothic, linke und rechte Skinheads, Hippies, Biker, radikale Feministinnen ...). Auch wenn Puck diesem Thema nie ganz untreu wird, tritt es doch nach und nach in den Hintergrund und verschiedenste Situationen aus dem Leben von Rudi und Fred (zwei Typen aus einer nicht näher benannten Großstadt, die sich mit verschiedensten, teils skurrilen Jobs durchschlagen) werden beleuchtet, immer jedoch mit einem herrlichen zynischen Humor, der oft auch selbstreferenziell daherkommt (Puck nimmt seine eigene Neigung aufs Korn, ungewöhnlich viel Text in den Einzelbildern unterzubringen, oder tritt auch schon mal selbst als Figur auf). Die Fülle der Themen lässt sich kaum wiedergeben, hier bekommt tendenziell jeder Menschentyp, jeder Beruf, jede soziale Schicht, jede Institution ihr Fett weg. Dieses Lob klingt zwar abgedroschen, aber durch den langen Zeitraum, in dem Puck diese Comics regelmäßig gestaltet hat, kommt er tatsächlich zu einem ziemlich umfassenden "Sittenbild" der BRD.
Nähere Informationen gibt es auf folgender Website:
http://www.peter-puck.de/pp_home.html
Die "Rudi"-Comics von Peter Puck wurden in den 80ern als "Szene"-Comic mit viel Punk, Wave und generell viel Subkultur-Bezügen angefangen und bis etwa 2006/07 fortgesetzt. Sie erschienen erst schwarz-weiß in verschiedenen Stadtmagazinen, später bei Egmont als Sammelbände in Farbe und zuletzt komplett in einem Band mit bis dahin unveröffentlichtem Material. Die Entwicklung von den ersten Seiten bis zu dem hohen graphischen und humoristischen Standard, der in etwa mit dem vierten Band erreicht und dann bis zum Schluss gehalten wird, ist immens. Insbesondere im ersten Band sind die Zeichnungen noch nicht ganz ausgereift, die Pointen nicht so wirksam wie in den folgenden Bänden und das thematische Spektrum begrenzt (oft geht es um Reibereien zwischen Subkulturen wie Punk, Gothic, linke und rechte Skinheads, Hippies, Biker, radikale Feministinnen ...). Auch wenn Puck diesem Thema nie ganz untreu wird, tritt es doch nach und nach in den Hintergrund und verschiedenste Situationen aus dem Leben von Rudi und Fred (zwei Typen aus einer nicht näher benannten Großstadt, die sich mit verschiedensten, teils skurrilen Jobs durchschlagen) werden beleuchtet, immer jedoch mit einem herrlichen zynischen Humor, der oft auch selbstreferenziell daherkommt (Puck nimmt seine eigene Neigung aufs Korn, ungewöhnlich viel Text in den Einzelbildern unterzubringen, oder tritt auch schon mal selbst als Figur auf). Die Fülle der Themen lässt sich kaum wiedergeben, hier bekommt tendenziell jeder Menschentyp, jeder Beruf, jede soziale Schicht, jede Institution ihr Fett weg. Dieses Lob klingt zwar abgedroschen, aber durch den langen Zeitraum, in dem Puck diese Comics regelmäßig gestaltet hat, kommt er tatsächlich zu einem ziemlich umfassenden "Sittenbild" der BRD.
Nähere Informationen gibt es auf folgender Website:
http://www.peter-puck.de/pp_home.html
- karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Ah, den Rudi mochte ich auch immer gerne in den 80er und 90ern. Einziges Manko war tatsächlich die textlastigkeit. Das ist eine Kaufüberlegung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Mittlerweile sind die Comics durchgehend koloriert und dadurch optisch übersichtlicher, wodurch die Textlastigkeit mancher Panels ganz gut ausgeglichen wird. Ich habe nur relativ wenig in der S/W-Originalfassung gesehen; diese wird zwar von manchen Puristen bevorzugt, ich finde sie aber mit der Farbfassung verglichen anstrengender.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Die Rudi-Comics haben mich auch begeistert, habe alle Alben im Regal. Als anstrengend zu lesen weil zu textlastig habe ich sie nie empfunden. Sehr zu empfehlen sind auch die "Vorstadtgang"-Comics des Franzosen Frank Margerin, die sich ebenfalls im subkulturellen Umfeld bewegen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- karlAbundzu
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Absolut. MArgerinbuxtebrawler hat geschrieben:Die Rudi-Comics haben mich auch begeistert, habe alle Alben im Regal. Als anstrengend zu lesen weil zu textlastig habe ich sie nie empfunden. Sehr zu empfehlen sind auch die "Vorstadtgang"-Comics des Franzosen Frank Margerin, die sich ebenfalls im subkulturellen Umfeld bewegen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Mad-Taschenbuch Nr. 13: Atonio Prohias – Noch mehr Zündstoff von Spion & Spion
Die beliebte „Spion & Spion“-Reihe kam 1977 zum zweiten Mal in den deutschen Mad-Taschenbüchern zu Ehren. Auf (diesmal nummerierten) 160 Seiten wird sich wieder dialogfrei gegenseitig der Garaus gemacht, wobei die sich jeweils über ein paar Seiten erstreckenden Kurzgeschichten diesmal Titel bekommen haben: „Operation Volltreffer“, „Operation Rückschlag“ bis hin zu „Operation Operation“. Abgefahrene technische Kettenreaktionen scheinen mir diesmal bei den gegenseitigen Mordplänen eine noch größere Rolle zu spielen und wie üblich fällt meist derjenige selbst hinein, der dem anderen eine Grube gräbt – jedoch auch nicht immer, sodass der Ausgang nicht immer feststeht. Die Comics leben in erster Linie von ihrem Einfallsreichtum beim originellen Fallenbau, weniger von ihren Pointen. Wer der beiden namenlosen Spitzgesichter jeweils gewinnt, hält sich wie üblich die Waage. In ihrer komplett sinnbefreit anmutenden Reduzierung der Spionagetätigkeiten auf gegenseitiges Abmurksen ist „Spion & Spion“ ein amüsantes und zugleich makaber-satirisches Kind des Kalten Kriegs, das sich noch viele weitere Jahre behaupten sollte.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Mad-Taschenbuch Nr. 15: Sergio Aragones – Total verrückt!
Mad-Stammzeichner Sergio Aragones wurde 1977 ein drittes Taschenbuch gewidmet, das im US-Original bereits 1974 erschienen war. Auf rund 160 (unnummerierten) Seiten tummeln sich zahlreiche Kurzgeschichten in Comic-Form, die erneut ohne Dia- oder Monologe auskommen und neben Aragones’ karikierendem Strich nette Pointen bieten, die jedoch für Mad-Verhältnisse etwas den Biss vermissen lassen und manchmal arg seicht ausfielen, bisweilen aber auch über gesellschaftssatirische Momente verfügen, die herausstechen, während man das Büchlein gewohnt schnell, aber kurzweilig durchgeblättert hat.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
Dennis King – Art of Modern Rock – Mini #2: Poster Girls
Poster-Sammler Dennis King ist ein internationaler Plakat-Guru. Für den zweiten Band der „Art of Modern Rock“-Posterbuchreihe hat er rund 200 subthematisch grob sortierte Plakate zusammengestellt, denen gemein ist, dass sie in irgendeiner Form Bezug nehmen auf ikonische weibliche Figuren und diese zur prominenten Illustration nutzen. Neben einigen wenigen Fotografien handelt es sich überwiegend um stilisierte Zeichnungen: Pop-Art, comichaft, karikierend, auf mythologische Vorbilder oder welche aus Filmen verweisend, mal sexy, mal gefährlich, häufig beides, Rollenbilder bestätigend, persiflierend oder negierend, an den Pin-up-Stil der 1950er angelehnt oder modern, meist kunterbunt und immer echte Hingucker, hinter denen die aufgeführten Bands – meist handelt es sich um Konzertankündigungen – nur die zweite Geige spielen. Im Mittelteil wird das knapp 200 Hochglanzseiten auf festem, wertigem Papier umfassende Buch durch ein Kurz-Interview mit Art Chantry ergänzt, das der Frage nachgeht, ob Nacktheit auf Plakaten Frauen degradiert. Doch natürlich handelt es sich hierbei um keinen Schmuddel, sondern um echte, ästhetische Kunst, die auf Plakaten von zahlreichen Garage-, Punk- und Alternative-Bands ihren Ausdruck findet und inspirierend wirkt: im Hinblick auf die Vielfältigkeit eines Motivs, auf die Gestaltungsmöglichkeiten von Postern und Flyern sowie auf die mögliche Symbiose von ikonographischer Kunst und Rock’n’Roll. Darüber hinaus bietet der Band im handlichen Taschenbuchformat natürlich einen schönen Überblick über die Höhepunkte dieser Form von Plakatkunst unter o. g. Prämisse. Ein Vorwort Kings, einige Zitate zum Thema und ein Index runden diese 2008 bei Edition Olms für den deutschsprachigen Markt lizenzierte Ausgabe ab, deren Sprache englisch ist, die jedoch meist verstummt und stattdessen die Bilder für sich sprechen lässt – weshalb es Spaß macht, sie immer mal wieder zur Hand zu nehmen und in ihr zu blättern.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die gemütliche DELIRIA-LITERATUR LOUNGE
CIXIN LIU: DIE DREI SONNEN
EIne ARt klassischer Science Fiction, meint Verbindung technischer und sozialer Entwicklung. Sehr spannend, sehr interessant geschrieben, nebenbei lernt man viel chinesischer Geschichte und Kultur. Tipp: hinten ist ein Glossar, was ich leider erst nach dem Lesen des Romans entdeckte.
Sehr gut und sehr spannend geschrieben. Lange nicht mehr sowas gelesen, den behalt ich mal im Auge. Wer auf Old School SciFi und Mathematik steht oder auf Alien Invasion Romane, ist hier gut dabei.
Lustigerweise als 12teiliges Hörspiel beim WDR
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... index.html
EIne ARt klassischer Science Fiction, meint Verbindung technischer und sozialer Entwicklung. Sehr spannend, sehr interessant geschrieben, nebenbei lernt man viel chinesischer Geschichte und Kultur. Tipp: hinten ist ein Glossar, was ich leider erst nach dem Lesen des Romans entdeckte.
Sehr gut und sehr spannend geschrieben. Lange nicht mehr sowas gelesen, den behalt ich mal im Auge. Wer auf Old School SciFi und Mathematik steht oder auf Alien Invasion Romane, ist hier gut dabei.
Lustigerweise als 12teiliges Hörspiel beim WDR
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr ... index.html
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