DrDjangoMD hat geschrieben:Nach zirka einer Viertelstunde beteiligt sich der Film an der in den 80ern weit verbreiteten Verschwörung, alle Epileptiker umzubringen und zeigt eine Szene in einer Disco (genauer genommen einer italienischen 80er-Disco, also einer, wo die Männer Anzug und Krawatte tragen und die Frauen nichts).
Forentreffen Countdown '16
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Re: Forentreffen Countdown '16
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Forentreffen Countdown '16
Klasse Zeug wieder! Besonders „You are not the same“ (Fabio Frizzi, Cricket) aus „Das Syndikat des Grauens” weiß zu gefallen. Bei "A doppia faccia" erinnern mich manche Parts an einen anderen Song, komme aber gerade nicht drauf...
Da bin ich gespannt!DrDjangoMD hat geschrieben:In einer Woche (und ein paar Tagen ) hören wir nicht nur meinen liebsten Song der de Angelis Brüder sondern auch mein liebstes mit Gesang unterlegtes Musikstück des großen Ennio Morricone!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Forentreffen Countdown '16
NUR NOCH 2 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!
Platz 2 Diverses: „Yor’s World“ (Guido und Maurizio de Angelis) aus „Einer gegen das Imperium”
[BBvideo][/BBvideo]
Wenn ich ein absolut objektiver Musik-Kritik-Mensch wäre, würde ich unter Umständen dazu tendieren, „Yor’s World“ nicht als den besten Song von Guido und Maurizio de Angelis anzusehen. Da ich das allerdings zum Glück nicht bin, kann ich zugeben, dass ich kein Lied der beiden Brüder mehr liebe als ihr wundervolles Titelthema zu Antonio Margheritis „Einer gegen das Imperium“. Ich habe sogar lange dazu tendiert, den Song wegen seiner Großartigkeit auf Platz 1 zu lassen, bis vor ein paar Wochen meine Liebe zu sympathischen Spaß doch noch von meiner Liebe zu Qualität übertroffen wurde und ich die beiden ersten Plätze daher im letzten Moment noch vertauschte.
Wenn man etwas an „Yor’s World“ aussetzen könnte, dann, dass ich mir nicht sicher bin, ob mir der Song ohne Kenntnis des dazugehörigen Filmes genauso gut gefallen würde. „Orzowei“ und „Sandokan“ kann ich genießen ohne die Serie dazu zu kennen, „Yor’s World“ auf der anderen Seite passt so hervorragend zu Margheritis Film und weckt in mir gleichsam so viele Erinnerungen daran, dass meine Sympathie für den Film sicherlich einen Teil meiner Sympathie für den Song ausmacht.
Nach einem kurzen netten Intro – in der oben geposteten Version fehlt das vollkommen – beginnt der Song so ähnlich wie „I’ve got the power“, „Everybody dance now“ oder andere Lieder, an die man sich nur wegen einer Text-Zeile erinnert; nämlich mit der lauten und selbstsicheren Proklamation einer Aussage. In diesem Fall, dass Yor der Mann ist!!! Ja! Volle Zustimmung! Der Mann für was? Für alles! Ja!
Gut, zugegeben, einen Song so beginnen zu lassen wirkt grenzenlos albern, aber was sehen wir bitteschön während dem Vorspann? Wir sehen wie Reb Brown oben ohne durch eine langweilige Felslandschaft rennt und dabei eine Perücke trägt, auf die Donald Trump eifersüchtig wäre (uhhh, zeitgenössischer Humor!). Das ist halt auf der einen Seite etwas grenzenlos Albernes, auf der anderen Seite ist es immerhin Reb Brown und wer die Bruno-Mattei-Filme mit ihm, „Howling 2“ oder – für die Marvel-Fans – „Captain America“ gesehen hat, wird mir zustimmen, dass er – in der Tat – der Mann ist. Damit führen uns die de Angelisse mit einer einprägsamen Aussage in den Film ein, die einerseits seinen albernen Ton übernimmt auf der anderen Seite aber vollkommen der Wahrheit entspricht.
Das folgende Instrumentale ist solide, cool, wenn auch nicht so hervorstechend. Das ganze hört sich recht elektronisch an und reiht sich daher mühelos in die großen italienischen Barbarenfilm-Titelthemen, so wie Pino Donaggios zu „Die Barbaren“ oder Claudio Simonettis zu „Conquest“. Wo „Yor’s World“ allerdings sehr wohl hervorsticht ist in seinen Lyrics und diese sind mitunter das Grandioseste, was ich jemals gehört habe.
Der ganze Song ist gereimt und zwar mit Reimwörtern, die zwar gleiche Endungen haben, aber nicht gerade für sonderlich poetische Formulierungen geeignet sind. Sätze wie „He never sees the sun, he’s always on the run“ oder „He dares to take each chance, knows the dangers at just one glance“ zeigen, dass wahrscheinlich zuerst an den Reim gedacht wurde und sich über den Sinn wenn überhaupt erst danach Gedanken gemacht wurden. Oder der erste Reim benutzt die Phrase „ancient blast“: „Lost in a world of past, in the echo of ancient blast.“ Guter Reim, aber das Wort “blast” ist meiner Meinung nach irgendwie so unpoetisch, dass es nahezu unmöglich ist, es in einem gefühlvollen Gedicht zu verwenden.
Wo der Song nicht nur für Trash-Liebhaber, sondern auch für Kunst-Kritiker interessant wird, ist in seiner meisterhaften – manchmal mehr manchmal weniger subtilen – Verknüpfung von Phrasen über die Zukunft und über die Vergangenheit. Der Film handelt ja von einem Kind einer höchst futuristischen Gesellschaft, das irgendwie in einem Steinzeit-Umfeld aufwächst. Dieser Topos der Handlung findet sich im Song wieder. Das Lied erzählt zum größten Teil von der Gegenwart (Yor IST der Mann, weder war er der Mann, noch wird er der Mann sein). Viele Wörter beschäftigen sich aber eindeutig mit der Vergangenheit („the world of past“, „ancient blast“, „search for a yesterday“) und ebenso viele mit der Zukunft („a man from future“, „his famous destiny“, „He’s gonna make“). Besonders beeindruckend wird es, wenn sich die Zeiten in ein und demselben Reimpaar ablösen, wie bei „Him and his days are gone (Vergangenheit), they say he will go on (Zukunft), his search goes on and on (Gegenwart)“
Dass sie damit Großartiges geleistet haben, sahen Guido und Maurizio offenbar selbst ein. Im italienischen Vorspann verstecken sie sich nämlich nicht hinter Oliver Onions oder einem anderen Pseudonym sondern geben klar und stolz bekannt, dass die Musik von Guido und Maurizio de Angelis stammt! Möge ihr Ruhm nie enden! Yor ist der Mann, „Yor’s world“ ist der Song!
Platz 2 Western: „Il ritorno di Ringo“ (Ennio Morricone, Maurizio Graf) aus „Ringo kommt zurück”
[BBvideo][/BBvideo]
„Ringo kommt zurück“ fasziniert mich insofern als eine „Fortsetzung“ von „Eine Pistole für Ringo“, da es auf der einen Seite absolut gar nicht mit der Handlung des ersten Teils zu tun hat und keine einzige Figur übernimmt (von dem gleichen Namen der beiden unterschiedlichen Protagonisten mal abgesehen), aber von der exakt gleichen Crew gemacht wurde. Und ich meine nicht in dem Sinne von „Für eine Handvoll Dollar“/ „Für ein paar Dollar mehr“ mit einigen gleichen Darstellern und Crewmitgliedern, ich meine wirklich mit der exakt selben Crew: Derselbe männliche Hauptdarsteller, dieselbe weibliche Hauptdarstellerin, dieselbe weibliche Nebendarstellerin, dieselben vier männlichen Nebendarsteller, derselbe Regisseur, dieselben Produzenten, derselbe Kameramann, dieselbe Schnittfrau und – für uns heute besonders relevant – derselbe Komponist und selbst derselbe Sänger des Titelliedes… Und dabei sind die beiden Filme trotzdem tonal irgendwie vollkommen verschieden.
Die einzige bedeutende Position, die sie ausgewechselt haben, war der zusätzliche Drehbuchschreiber. Dafür holte man sich nämlich zwei sehr berühmte Menschen mit an Bord, nämlich Fernando di Leo und den unter Umständen vielleicht sogar noch berühmteren Homer. Die Handlung des Filmes ist nämlich eine Western-Variante des letzten Abschnitts der „Odysee“ exklusive der Elemente, die den Protagonisten zu einem paranoiden, hyperkritischen, gewaltverliebten Bastard machen (sorry, aber was die Tugenden des Odysseus betrifft so ist er für mich so ziemlich die überbewertetste Figur der griechischen Antike). Ersetzt wurden diese durch den Charme von Giuliano Gemma, einem der sympathischsten Schauspieler aller Zeiten (Will ich damit sagen, Tessari, di Leo und Gemma hätten den großen Homer verbessert? Nein! Will ich es bestreiten? Nein!).
Warum diese Nennung des literarischen Hintergrundes? Weil das Titellied sehr stark darauf eingeht. Komponiert wurde es von Meister Ennio Morricone, gesungen und – nach allem was ich an Informationen finden konnte – auch mit Lyrics ergänzt durch Maurizio Graf. Und wenn man sich den Song anhört und den Titel vergisst, dann könnte er genauso gut von Homers „Odysee“ handeln.
Schon mit der ersten Zeile findet Graf ein schönes Bild, um die lang erwartete Heimkehr des Protagonisten zu verdeutlichen: „I kiss at last the beloved ground of my land, that I left one day with my hard heart full of pain.“ Darauf folgen detailliertere Beschreibungen der folgenden Geschehnisse, die jedoch nicht nur die Handlung erklären, sondern auch das tragische Schicksal des Protagonisten betonen: Er sieht seine alten Freunde, doch sie erkennen ihn nicht; er kennt sich nicht aus, was in seiner Abwesenheit geschehen ist; seine Augen sind zu Boden gerichtet und seine Kleider zerlumpt.
Indem er eine bestimmte Person „you“ anspricht, bekommt das Lied gleich eine persönliche Note und involviert den Zuhörer viel mehr, zumal dieses „du“ mit so einem verzweifelten Ton angesprochen wird: „And now what happens you must, you must tell me [Die Wortwiederholung macht das für mich sehr ergreifend], you must remember who I am.“ Und besonders „I beg you, help me, I need you. I need you!”. Das Ganze wird durch die tiefe, gefühlvolle Stimme Maurizio Grafs noch beeindruckender gemacht, der seine tiefe Verzweiflung ausdrückt, indem er Wörter in unglaubliche Längen zieht (ich denke, ich habe das Wort „am“ in meinem ganzen Leben noch nie so langgezogen gehört).
So weckt die erste Hälfte des Songs Mitleid mit unserem armen Protagonisten. In der zweiten Hälfte holt er sich auch noch unseren Respekt. Der Text bekommt eine rachsüchtige Note, wenn der Sänger auf diejenigen zu sprechen kommt, die dem Protagonisten übel mitgespielt haben. Zunächst wird gesagt, was sie ihm antaten: „The liar who told my sweetheart that I was dead, to take my place“ und „Those who tried to destroy all our world“ und dann wird gesagt, was unser Held mit ihnen tun will: „He shall pay for this base lie.“ und „Shall leave forever our beloved land.” Durch das kleine Wörtchen „shall“ werden diese Rachephantasien mehr als die bloßen Wunschgedanken eines Manns am Ende seiner Kräfte, sie werden zu Befehlen. Und wir wissen plötzlich, dass Ringo trotz all dem erlebten Unglück immer noch die Kraft hat, sich zu wehren. Der Song endet dazu passend mit der mehrmals wiederholten Phrase „Because we are fearless men“.
Die Musik von Morricone tut zum Gelingen des Songs das Ihrige: Epochal ist sie und dramatisch mit einem mitreißendem Klagechor aus Background-Summerinnen und -Summern. Nach einer Minute steigt die Musik so melodramatisch an, als hätte Morricone mit Graf gewettet, ob er die Musik höher ansteigen lassen oder Graf die Worte länger ziehen kann. Während die abenteuerlichen Morricone-Scores, die er als Titelthemen für die Leone-Filme geschrieben hat, eher dazu einladen, sich sofort auf ein Pferd zu schwingen und herumballernd durch den Wilden Westen zu reiten, läd sein „Ringo kommt zurück“-Thema eher dazu ein sich an einem verregnetem Tag aus der Gosse, in der man gelegen hat, zu erheben und sich erhobenen Hauptes seinen Problemen zu stellen.
Das Titellied, das Morricone und Graf für „Eine Pistole für Ringo“ geschrieben hatten ist durchaus ähnlich und auch sehr gut, allerdings ziehe ich das zu „Ringo kommt zurück“ deutlich vor. Die Musik von „Angel Face“ – dem Song zu „Eine Pistole für Ringo“ – ist meiner Meinung nach viel zu tragisch für den verspielten Charakter den der Protagonisten in dem Film hat. Der Text ist vergleichsweise langweilig, kein einziges Mal kommt das Wörtchen „shall“ vor und einige Phrasen passen einfach nicht zu dem dazugehörigen Film: „Oh Ringo with his angel face and the woman who was waiting for his return“!? Welche Frau wartet in dem Film darauf, dass Ringo zurückkommt? Keine! In „Ringo kommt zurück“ wartet eine darauf, dass er zurückkommt (Spoiler: er tut es ), aber doch nicht in „Eine Pistole für Ringo“. Da wartet höchstens Lorrella de Luca darauf, dass er eine Pistole bekommt. „We wish you a merry Christmas“ passt vom Text besser zu „Eine Pistole für Ringo“ – und das ist nicht mal eine Übertreibung … Der einzige Vorteil, den das Lied des ersten Teils für mich gegenüber dem des zweiten hat, ist, dass es ein Musikvideo dazu gibt, und das ist immer eine sehr feine Sache: https://www.youtube.com/watch?v=y1DEFyIQpAs
Die Wartezeit ist doch etwas schneller vergangen als gedacht. Kaum zu glauben, dass es nur noch zwei Wochen sind! Ich freue mich schon wahnsinnig… Nächste Woche wird der Countdown dann abgeschlossen, zunächst mit einem tieftragischen Lied von unvergleichlicher Schönheit für die diversen Genres und was Platz eins bei den Western sein wird wissen wir wohl alle, stimmt’s Claudio?
Platz 2 Diverses: „Yor’s World“ (Guido und Maurizio de Angelis) aus „Einer gegen das Imperium”
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Wenn ich ein absolut objektiver Musik-Kritik-Mensch wäre, würde ich unter Umständen dazu tendieren, „Yor’s World“ nicht als den besten Song von Guido und Maurizio de Angelis anzusehen. Da ich das allerdings zum Glück nicht bin, kann ich zugeben, dass ich kein Lied der beiden Brüder mehr liebe als ihr wundervolles Titelthema zu Antonio Margheritis „Einer gegen das Imperium“. Ich habe sogar lange dazu tendiert, den Song wegen seiner Großartigkeit auf Platz 1 zu lassen, bis vor ein paar Wochen meine Liebe zu sympathischen Spaß doch noch von meiner Liebe zu Qualität übertroffen wurde und ich die beiden ersten Plätze daher im letzten Moment noch vertauschte.
Wenn man etwas an „Yor’s World“ aussetzen könnte, dann, dass ich mir nicht sicher bin, ob mir der Song ohne Kenntnis des dazugehörigen Filmes genauso gut gefallen würde. „Orzowei“ und „Sandokan“ kann ich genießen ohne die Serie dazu zu kennen, „Yor’s World“ auf der anderen Seite passt so hervorragend zu Margheritis Film und weckt in mir gleichsam so viele Erinnerungen daran, dass meine Sympathie für den Film sicherlich einen Teil meiner Sympathie für den Song ausmacht.
Nach einem kurzen netten Intro – in der oben geposteten Version fehlt das vollkommen – beginnt der Song so ähnlich wie „I’ve got the power“, „Everybody dance now“ oder andere Lieder, an die man sich nur wegen einer Text-Zeile erinnert; nämlich mit der lauten und selbstsicheren Proklamation einer Aussage. In diesem Fall, dass Yor der Mann ist!!! Ja! Volle Zustimmung! Der Mann für was? Für alles! Ja!
Gut, zugegeben, einen Song so beginnen zu lassen wirkt grenzenlos albern, aber was sehen wir bitteschön während dem Vorspann? Wir sehen wie Reb Brown oben ohne durch eine langweilige Felslandschaft rennt und dabei eine Perücke trägt, auf die Donald Trump eifersüchtig wäre (uhhh, zeitgenössischer Humor!). Das ist halt auf der einen Seite etwas grenzenlos Albernes, auf der anderen Seite ist es immerhin Reb Brown und wer die Bruno-Mattei-Filme mit ihm, „Howling 2“ oder – für die Marvel-Fans – „Captain America“ gesehen hat, wird mir zustimmen, dass er – in der Tat – der Mann ist. Damit führen uns die de Angelisse mit einer einprägsamen Aussage in den Film ein, die einerseits seinen albernen Ton übernimmt auf der anderen Seite aber vollkommen der Wahrheit entspricht.
Das folgende Instrumentale ist solide, cool, wenn auch nicht so hervorstechend. Das ganze hört sich recht elektronisch an und reiht sich daher mühelos in die großen italienischen Barbarenfilm-Titelthemen, so wie Pino Donaggios zu „Die Barbaren“ oder Claudio Simonettis zu „Conquest“. Wo „Yor’s World“ allerdings sehr wohl hervorsticht ist in seinen Lyrics und diese sind mitunter das Grandioseste, was ich jemals gehört habe.
Der ganze Song ist gereimt und zwar mit Reimwörtern, die zwar gleiche Endungen haben, aber nicht gerade für sonderlich poetische Formulierungen geeignet sind. Sätze wie „He never sees the sun, he’s always on the run“ oder „He dares to take each chance, knows the dangers at just one glance“ zeigen, dass wahrscheinlich zuerst an den Reim gedacht wurde und sich über den Sinn wenn überhaupt erst danach Gedanken gemacht wurden. Oder der erste Reim benutzt die Phrase „ancient blast“: „Lost in a world of past, in the echo of ancient blast.“ Guter Reim, aber das Wort “blast” ist meiner Meinung nach irgendwie so unpoetisch, dass es nahezu unmöglich ist, es in einem gefühlvollen Gedicht zu verwenden.
...okay, das klingt eigentlich recht schön. Anyway: Die Reime sind wiederum etwas, das hervorragend den Ton des Filmes wiedergibt: Sie verfügen nicht über eine beeindruckende Ästhetik, zeigen aber, dass man sich doch bemüht hat und wirken im Großen und Ganzen wirklich sehr sympathisch.Nicht William Shakespeare hat geschrieben:Shall I compare thee to an ancient blast,
That blasts around with rapid fire sound?
Or are you lost in such a world of past,
That you’re not here and never can be found?
Wo der Song nicht nur für Trash-Liebhaber, sondern auch für Kunst-Kritiker interessant wird, ist in seiner meisterhaften – manchmal mehr manchmal weniger subtilen – Verknüpfung von Phrasen über die Zukunft und über die Vergangenheit. Der Film handelt ja von einem Kind einer höchst futuristischen Gesellschaft, das irgendwie in einem Steinzeit-Umfeld aufwächst. Dieser Topos der Handlung findet sich im Song wieder. Das Lied erzählt zum größten Teil von der Gegenwart (Yor IST der Mann, weder war er der Mann, noch wird er der Mann sein). Viele Wörter beschäftigen sich aber eindeutig mit der Vergangenheit („the world of past“, „ancient blast“, „search for a yesterday“) und ebenso viele mit der Zukunft („a man from future“, „his famous destiny“, „He’s gonna make“). Besonders beeindruckend wird es, wenn sich die Zeiten in ein und demselben Reimpaar ablösen, wie bei „Him and his days are gone (Vergangenheit), they say he will go on (Zukunft), his search goes on and on (Gegenwart)“
Dass sie damit Großartiges geleistet haben, sahen Guido und Maurizio offenbar selbst ein. Im italienischen Vorspann verstecken sie sich nämlich nicht hinter Oliver Onions oder einem anderen Pseudonym sondern geben klar und stolz bekannt, dass die Musik von Guido und Maurizio de Angelis stammt! Möge ihr Ruhm nie enden! Yor ist der Mann, „Yor’s world“ ist der Song!
Platz 2 Western: „Il ritorno di Ringo“ (Ennio Morricone, Maurizio Graf) aus „Ringo kommt zurück”
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„Ringo kommt zurück“ fasziniert mich insofern als eine „Fortsetzung“ von „Eine Pistole für Ringo“, da es auf der einen Seite absolut gar nicht mit der Handlung des ersten Teils zu tun hat und keine einzige Figur übernimmt (von dem gleichen Namen der beiden unterschiedlichen Protagonisten mal abgesehen), aber von der exakt gleichen Crew gemacht wurde. Und ich meine nicht in dem Sinne von „Für eine Handvoll Dollar“/ „Für ein paar Dollar mehr“ mit einigen gleichen Darstellern und Crewmitgliedern, ich meine wirklich mit der exakt selben Crew: Derselbe männliche Hauptdarsteller, dieselbe weibliche Hauptdarstellerin, dieselbe weibliche Nebendarstellerin, dieselben vier männlichen Nebendarsteller, derselbe Regisseur, dieselben Produzenten, derselbe Kameramann, dieselbe Schnittfrau und – für uns heute besonders relevant – derselbe Komponist und selbst derselbe Sänger des Titelliedes… Und dabei sind die beiden Filme trotzdem tonal irgendwie vollkommen verschieden.
Die einzige bedeutende Position, die sie ausgewechselt haben, war der zusätzliche Drehbuchschreiber. Dafür holte man sich nämlich zwei sehr berühmte Menschen mit an Bord, nämlich Fernando di Leo und den unter Umständen vielleicht sogar noch berühmteren Homer. Die Handlung des Filmes ist nämlich eine Western-Variante des letzten Abschnitts der „Odysee“ exklusive der Elemente, die den Protagonisten zu einem paranoiden, hyperkritischen, gewaltverliebten Bastard machen (sorry, aber was die Tugenden des Odysseus betrifft so ist er für mich so ziemlich die überbewertetste Figur der griechischen Antike). Ersetzt wurden diese durch den Charme von Giuliano Gemma, einem der sympathischsten Schauspieler aller Zeiten (Will ich damit sagen, Tessari, di Leo und Gemma hätten den großen Homer verbessert? Nein! Will ich es bestreiten? Nein!).
Warum diese Nennung des literarischen Hintergrundes? Weil das Titellied sehr stark darauf eingeht. Komponiert wurde es von Meister Ennio Morricone, gesungen und – nach allem was ich an Informationen finden konnte – auch mit Lyrics ergänzt durch Maurizio Graf. Und wenn man sich den Song anhört und den Titel vergisst, dann könnte er genauso gut von Homers „Odysee“ handeln.
Schon mit der ersten Zeile findet Graf ein schönes Bild, um die lang erwartete Heimkehr des Protagonisten zu verdeutlichen: „I kiss at last the beloved ground of my land, that I left one day with my hard heart full of pain.“ Darauf folgen detailliertere Beschreibungen der folgenden Geschehnisse, die jedoch nicht nur die Handlung erklären, sondern auch das tragische Schicksal des Protagonisten betonen: Er sieht seine alten Freunde, doch sie erkennen ihn nicht; er kennt sich nicht aus, was in seiner Abwesenheit geschehen ist; seine Augen sind zu Boden gerichtet und seine Kleider zerlumpt.
Indem er eine bestimmte Person „you“ anspricht, bekommt das Lied gleich eine persönliche Note und involviert den Zuhörer viel mehr, zumal dieses „du“ mit so einem verzweifelten Ton angesprochen wird: „And now what happens you must, you must tell me [Die Wortwiederholung macht das für mich sehr ergreifend], you must remember who I am.“ Und besonders „I beg you, help me, I need you. I need you!”. Das Ganze wird durch die tiefe, gefühlvolle Stimme Maurizio Grafs noch beeindruckender gemacht, der seine tiefe Verzweiflung ausdrückt, indem er Wörter in unglaubliche Längen zieht (ich denke, ich habe das Wort „am“ in meinem ganzen Leben noch nie so langgezogen gehört).
So weckt die erste Hälfte des Songs Mitleid mit unserem armen Protagonisten. In der zweiten Hälfte holt er sich auch noch unseren Respekt. Der Text bekommt eine rachsüchtige Note, wenn der Sänger auf diejenigen zu sprechen kommt, die dem Protagonisten übel mitgespielt haben. Zunächst wird gesagt, was sie ihm antaten: „The liar who told my sweetheart that I was dead, to take my place“ und „Those who tried to destroy all our world“ und dann wird gesagt, was unser Held mit ihnen tun will: „He shall pay for this base lie.“ und „Shall leave forever our beloved land.” Durch das kleine Wörtchen „shall“ werden diese Rachephantasien mehr als die bloßen Wunschgedanken eines Manns am Ende seiner Kräfte, sie werden zu Befehlen. Und wir wissen plötzlich, dass Ringo trotz all dem erlebten Unglück immer noch die Kraft hat, sich zu wehren. Der Song endet dazu passend mit der mehrmals wiederholten Phrase „Because we are fearless men“.
Die Musik von Morricone tut zum Gelingen des Songs das Ihrige: Epochal ist sie und dramatisch mit einem mitreißendem Klagechor aus Background-Summerinnen und -Summern. Nach einer Minute steigt die Musik so melodramatisch an, als hätte Morricone mit Graf gewettet, ob er die Musik höher ansteigen lassen oder Graf die Worte länger ziehen kann. Während die abenteuerlichen Morricone-Scores, die er als Titelthemen für die Leone-Filme geschrieben hat, eher dazu einladen, sich sofort auf ein Pferd zu schwingen und herumballernd durch den Wilden Westen zu reiten, läd sein „Ringo kommt zurück“-Thema eher dazu ein sich an einem verregnetem Tag aus der Gosse, in der man gelegen hat, zu erheben und sich erhobenen Hauptes seinen Problemen zu stellen.
Das Titellied, das Morricone und Graf für „Eine Pistole für Ringo“ geschrieben hatten ist durchaus ähnlich und auch sehr gut, allerdings ziehe ich das zu „Ringo kommt zurück“ deutlich vor. Die Musik von „Angel Face“ – dem Song zu „Eine Pistole für Ringo“ – ist meiner Meinung nach viel zu tragisch für den verspielten Charakter den der Protagonisten in dem Film hat. Der Text ist vergleichsweise langweilig, kein einziges Mal kommt das Wörtchen „shall“ vor und einige Phrasen passen einfach nicht zu dem dazugehörigen Film: „Oh Ringo with his angel face and the woman who was waiting for his return“!? Welche Frau wartet in dem Film darauf, dass Ringo zurückkommt? Keine! In „Ringo kommt zurück“ wartet eine darauf, dass er zurückkommt (Spoiler: er tut es ), aber doch nicht in „Eine Pistole für Ringo“. Da wartet höchstens Lorrella de Luca darauf, dass er eine Pistole bekommt. „We wish you a merry Christmas“ passt vom Text besser zu „Eine Pistole für Ringo“ – und das ist nicht mal eine Übertreibung … Der einzige Vorteil, den das Lied des ersten Teils für mich gegenüber dem des zweiten hat, ist, dass es ein Musikvideo dazu gibt, und das ist immer eine sehr feine Sache: https://www.youtube.com/watch?v=y1DEFyIQpAs
Die Wartezeit ist doch etwas schneller vergangen als gedacht. Kaum zu glauben, dass es nur noch zwei Wochen sind! Ich freue mich schon wahnsinnig… Nächste Woche wird der Countdown dann abgeschlossen, zunächst mit einem tieftragischen Lied von unvergleichlicher Schönheit für die diversen Genres und was Platz eins bei den Western sein wird wissen wir wohl alle, stimmt’s Claudio?
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Re: Forentreffen Countdown '16
UNGLAUBLICH!!! NUR NOCH EINE WOCHE BIS ZUM FORENTREFFEN!!!
Platz 1 Diverses: „Quei giorni insieme a te“ (Riz Ortolani) aus „Non si sevizia un paperino”
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Um die überquellenden Glücksgefühle, die durch den Gedanken, in bereits einer Woche mit all den lieben Forianern in Düsseldorf zu sein, ausgelöst werden, nicht ausufern zu lassen, wenden wir uns heute dem so ziemlich betrüblichsten – wenn auch wunderschönen – Lied der italienischen Filmgeschichte zu: Riz Ortolanis „Quei giorni insieme a te“, welches für Lucio Fulcis Film „Non si sevizia un paperino“ komponiert und von Ornella Vanoni gesungen wurde.
Das Lied fängt ruhig an mit einem einsamen Piano, das leise vor sich hin seufzt. Bald gesellt sich auch ein Schlagzeug (oder was sonst die Trommel-Geräusche macht) dazu und gibt dem wehmütigen Klavier etwas Abwechslung. Wenn das Lied mit der Zeit an Fahrt gewinnt, bringt das Schlagzeug sogar einen richtig mitreißenden Beat hinein, ohne jedoch damit den traurigen Ton zu stören. Wenn sich dann nach ungefähr einer dreiviertel Minute auch noch die Geigen zu Wort melden wird es richtig epochal. Und dabei weiß ich nicht mal, ob die Tränen in meinen Augen daherkommen, dass die Melodie so traurig ist oder es Freudentränen sind, weil das Zusammenspiel der Instrumente einfach so wunderschön ist. Und als Krönung des Ganzen hat man dann noch Ornella Vanonis Stimme:
Ich könnte keine Sängerin nennen, die mehr Gefühl in ihre Performance legt als Vanoni in „Quei giorni insieme a te“. Jede Silbe, die ihr darin über die Lippen kommt, quillt gerade zu über vor den höchsten Ausdrücken des Leids und der Hoffnung. Wäre ästhetische Schönheit nicht so ein abstraktes Konzept, könnte ich den Gesang Seitenweise beschreiben. Der ganze Song hat einfach so unglaublich viel Klasse, dass man beim Hören geradezu vergisst, dass derselbe Komponist auch für Filme wie „Killer Crocodile 2 – Die Mörderbestie“ und „Madhouse – Party des Schreckens“ gearbeitet hat oder die Sängerin im italienischen Playboy aufgetreten ist.
Bei meiner Begeisterung für das Lied wollte ich natürlich herausfinden, wovon es handelt. Ein italienisches Wörterbuch gab mir dir Information, dass der Titel entweder „Diese Tage mit dir“ oder „Diese Tage mit dem Tee“ heißen könnte. Das erste ist wahrscheinlicher, um allerdings mehr Freude in meinen Tag zu bringen, werde ich das zweite annehmen. Der Vollständigkeit halber ließ ich den ganzen Text durch Google Translate laufen und das Lied scheint mehr oder weniger eine wehmütige Variante von „Days“ von den Kinks zu sein – die Erinnerungen an die Tage mit einer verflossenen Liebe. Allerdings weniger optimistisch und mehr selbstanklagend („Was für ein Narr, was für eine Dumme; und ich schäme mich ein wenig“ (Google Translate))
Das enttäuschte mich dann doch ein wenig. „Days“ ist großartig, allerdings legt Vanoni wirklich so viel Emotion in ihre Stimme, dass ich mir eher erwartet hätte, dass sie alles Leid dieser Welt anklagt und nicht nur einen weiteren traurigen Liebessong abliefert – etwa so wie „Eve of Destruction“, wenn Barry McGuire kein Pfefferspray vor der Aufnahme inhaliert hätte (Ich mach nur Witze, ich mag Barrys Gesang und Performance ). Erst als ich mir die Handlung des dazugehörigen Filmes ins Gedächtnis rief, bekam ich die Vermutung, dass hinter „Quei giorni insieme a te“ vielleicht doch etwas mehr stecken würde. Und damit beginnt jetzt die Super-Spoiler-Zeit. Also sollte das hier jemand lesen, der Lucio Fulcis absolut großartigen „Non si sevizia un paperino“ noch nicht gesehen hat, empfehle ich vor dem Weiterlesen den Computer abzudrehen, ihn zu verkaufen, sich von dem Geld eine DVD des Filmes zu kaufen (ich vermute diese neue Hyper-Edition kostet ungefähr so viel wie ein Computer) und erst nach dem Ansehen sich wieder einen PC zuzulegen und weiterzulesen…
Nachdem das gesagt wurde: Der Film ist ja nicht nur ein Mördermysterium über die Identität eines Kindermörders, sondern spricht auch einige interessante Themen an. Vornehmlich natürlich das Aufeinandertreffen von der altmodischen, abergläubischen Landbevölkerung und der städtischen, freizügigen Moderne (man bedenke die prominente Stellung, welche die Bilder einer sich durch eine Hügellandschaft schlängelnde Autobahn einnehmen). Die Vertreter dieser beiden Parteien – die zaubernde Dorfhexe (Florinda Bolkan, die beim Forentreffen auf großer Leinwand bewundert werden darf) und die nudistische, potentiell pädophile Millionärstochter (Barbara Bouchet) – gehören beide zu den Verdächtigen. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass das Motiv des eigentlichen Mörders – eines von Marc Porel gespielten Priesters – nicht in dem Stadt/Land-Konflikt zu suchen ist. Er mordete um die Unschuld der Kinder zu bewahren und dieses zentrale Motiv der verlorenen Unschuld ist es, das man vielleicht in den Song hineininterpretieren könnte.
Könnte es nicht sein, dass sich das Titelgebende „te“ im Lied nicht auf eine verflossene Liebe oder ein belebendes Heißgetränk sondern auf eine verlorene Unschuld bzw. einer Allegorie derselben bezieht? Würde der Song Sinn machen, wenn die Sängerin mit ihrem „te“ eine Inkarnation der Kindertage wie Paff, den Zauberdrachen anspricht? Durch die Ungenauigkeit von Google Translate bin ich mir nicht sicher, ob diese Interpretation anwendbar ist, sie würde jedenfalls besser zum Inhalt des Filmes passen als die offensichtlichere Liebesthematik.
Ganz gleich, ob die Lyrics zum Film passen oder nicht, die Stimmung des Liedes passt perfekt zu Fulcis düsterem Giallo. Sehen wir uns dazu die berühmte Szene an, in der das Lied im Film verwendet wird: Drei paranoide Doofköpfe, die Florinda Bolkan hinter den Kindermorden vermuten, beschließen sie zu lynchen. Da einer von ihnen seine Morde gerne mit Musikbegleitung begeht, dreht er – bevor sie die Frau auf einem Friedhof überfallen – das Autoradio auf, aus dem ein fetziger Rock-Song erklingt. Dummerweise läuft gerade der einzige Radiosender, der auf seine fetzigen Rock-Songs einfühlsam, besinnliche, deprimierende Balladen folgen lässt, und damit kommt „Quei giorni insieme a te“ ins Spiel. Begleitet von Ornella Vanonis wehmütiger Stimme misshandeln die Männer die bemitleidenswerte Florinda weiter und lassen erst von ihr ab, als sie vollkommen entstellt im Sterben liegt. Das Lied bricht jedoch nicht ab, sondern untermalt noch, wie sich Florinda Hilfe suchend zur nahe gelegenen Autobahn schleppt und an deren Rand verendet. Es ist eine der bedrückendsten Szenen, die man sich vorstellen kann, und Riz Ortolanis rührendes Meisterwerk passt perfekt dazu.
Eine Instrumentalversion des Liedes erklingt auch, als der Mörder im Finale des Filmes das Zeitliche segnet: Sein Versuch, ein Mädchen eine Klippe hinunterzustürzen, wird von den Helden Tomas Milian und Barbara Bouchet vereitelt. Marc Porel selbst fällt in seinen Tod und während in Zeitlupe und Nahaufnahme detailliert gezeigt wird, wie sich sein an den Felsen schabendes Gesicht langsam in eine blutige Masse verwandelt, sieht man Rückblenden, wie er mit Kindern interagiert und hört Ortolanis Musik. Ich weise extra auf diese Szene hin, da sie meiner Meinung nach schön zeigt, wie die Musik allein die Stimmung des Filmendes komplett umwirft:
Wenn in einigen Gialli der Mörder bzw. seine Hintermänner sterben oder verhaftet werden, kann das geradezu befriedigend wirken. Man freut sich richtig, wenn selbstsüchtige Bösewichter wie in „Der Killer von Wien“, „The Dark is Deaths Friend“, „Das Gesicht im Dunkeln“ oder „Blutspur im Park“ ihre Strafe bekommen. Handelt der Mörder weniger selbstsüchtig und mehr wahnsinnig – nehmen wir als Beispiele „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ oder „Das Geheimnis der blutigen Lilie“ – kann man zwar wohl von keiner Befriedigung am Ende sprechen, aber doch zumindest von einer Erleichterung, da die Gefahr gebannt ist. Oberflächlich ist es in „Non si sevizia un paperino“ genauso: Die beiden Protagonisten besiegen in einem heldenhaften Kampf den bösen Mr. Mörderich. Hurra! Sonnenschein, Regenbögen und Lollipops für alle! Doch die traurige Musik, die der Szene alle positiven Empfindungen raubt, regt hier zum Nachdenken an:
Der Pfarrer war eindeutig „böse“ aber waren es sowohl seine Taten als auch sein Motiv oder doch nur ersteres? Unsere siegreiche Heldin Barbara Bouchet bemüht sich, die Kindermorde aufzuklären, aber schließlich war sie es, die sich in einer vorhergegangenen Szene splitternackt vor einem Jungen räkelte. Ist sie die böse? Warum eigentlich? An Nacktheit per se ist ja nichts verwerflich (sonst hätte das Italien der 70er nach seinen Filmen zu schließen schon längst wie Sodom und Gomorrha enden müssen)? Wollte sie den Jungen verführen oder dachte sie sich einfach nichts dabei, weil Freizügigkeit für sie normal ist? Darf Freizügigkeit in dem Ausmaße normal sein? Es ist wahrscheinlich sowohl gut, die Unschuld der Kinder zu schützen, als auch sie ihre eigenen Fehler machen zu lassen und mit der Realität zu konfrontieren aber ab welchen Alter sollte man mit dem einen aufhören und mit dem anderen beginnen? Kritisiert der Film die katholische Lebenseinstellung oder die Missdeutung katholischer Lebenseinstellungen? Und so weiter? Außer dass Lynchjustiz und Kindermorde doof sind trifft der Film praktisch keine klaren moralischen Aussagen, sondern lässt die Zuseher selbst sich über das Gesehene Gedanken machen. Und damit sie das auch tun, erfreut sie Riz Ortolani in der letzten Szene mit seiner traurigen, aber wunderschönen Musik. (Leider wirkt das nicht immer: Als ich den Film im Kino des Wiener Filmmuseums sah, rief die letzte Szene im ganzen Saal lautes Gelächter hervor…)
Um diese (wie ich gerade merke) sehr langgewordene Besprechung nach den düsteren, kontroversen Themen mit etwas Erfreulichen enden zu lassen, sei darauf hingewiesen, dass der Song auch ohne den Bezug zum Film vermarktbar war. Er erscheint auf einem Album der Ornella Vanoni, das auch nach ihm benannt wurde und…
Ahhh! Das sieht unheimlicher aus, als alle Szenen aus „Non si sevizia un paperino“ zusammen! Was dachte sich der Fotograf dabei!? Schnell, Themenwechsel…
Platz 1 Western: „Dajngo-Thema“ (Luis Enrique Bacalov, Franco Migliacci, Robert Mellin) aus „Django”
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Bei den vorangegangenen Forentreffen-Countdowns habe ich mich immer bemüht, auf den ersten Platz einen rein persönlichen Favoriten zu setzen, den man vielleicht nicht unbedingt an dieser Stelle erwartet hätte. Hier war das nicht möglich. Warum? Weil jeder von Anfang an wusste, dass es für mich nichts Besseres als das Django-Thema geben kann und ich mich des achten Gebots schuldig machen würde, hätte ich was Gegenteiliges behauptet. Es gibt einfach kein Element dieses großartigen Themas, das mir in irgendeiner Weise missfallen würde.
Der Beginn ist wundervoll! Mit ein paar gezupften Tönen schuf Bacalov ein unverkennbares Intro, an dem man dem Song ab der ersten Sekunde wiedererkennt. Das folgende Lied hat vom Instrumentalen alles, was man sich nur wünschen kann: Ein klimperndes Klavier und coole Gitarre geben ihm den passenden Western-Flair. Damit nicht genug bekommen wir mitreißende Geigen, die ich wie oft betont ja sehr mag, weibliche Background-Summerinnen, die ich wie ebenfalls oft betont auch sehr mag und sogar ein fetziges Gitarrensolo! Der Song holt sich irgendwie alles aus der Musikgeschichte, was toll ist; und erfüllt dabei trotzdem seinen Zweck als typisches Western-Thema.
Schon die ersten Tonfolgen sind flott und wissen zu unterhalten. Die Strophen sind langsam genug, um sich auf den Gesang konzentrieren zu können und schnell genug, um mitreißend zu sein. Und das epochale Finale, in dem alles gipfelt ist sowieso ein würdiger Höhepunkt. Die prominenten „Django!“-Rufe, welche die Background-Summerinnen gleich nach dem Intro und öfters während des Songs tätigen, machen den Protagonisten fast so cool wie die Versicherungen der de Angelis Brüder, dass Yor der Mann ist. Die restlichen von Franco Migliacci und Robert Mellin geschriebenen und von Rocky Roberts gesungenen Lyrics tragen auch das Ihrige zum Gelingen des Liedes bei:
Ähnlich wie das Thema von „Ringo kommt zurück“, handelt es hauptsächlich davon, dass der Protagonist momentan so ziemlich am Boden zerstört ist. Der Hauptunterschied besteht darin, dass nicht wie bei „Ringo“ aus einer Ich-Perspektive gesungen, sondern Django vom Sänger angesprochen wird. Schade, dass wir seine Antworten nie hören, ich hätte mich auf folgenden Gesprächsverlauf gefreut…
Rocky Roberts: „Once you loved her.“
Django: „ You’re right, I loved her. And do you know what? I still love her. I’m going to...”
Rocky Roberts: „Now you’ve lost her.”
Django: „ Yeah, I knew that! Thanks for remind me every ten seconds... But I’m sure, when I change myself, I can win her back!”
Rocky Roberts: „But you’ve lost her forever, Django!”
Django: „ You know that there is still room in my coffin, do you?”
Aber Scherz beiseite, ich finde das direkte Ansprechen Djangos großartig! Er wird uns damit gleich etwas vertrauter gemacht, verliert jedoch nicht seine Aura des Unnahbaren, Mystischen und Coolen, die er wahrscheinlich verloren hätte, wenn er selbst zu Wort gekommen wäre. Und obwohl der Song glaubhaft vermittelt, dass Djangos momentane Lage nicht allzu rosig ist, enthält er trotzdem eine Vielzahl von Aufmunterungen: „You must face another day”, „Love will live on, life must go on, for you can not spend your life regretting.“, „After the showers, the sun will be shining“.
Diese horizontalen Silberstreifen widersprechen nun nicht dem eher betrüblichen Grundton des Liedes sondern passen nur umso besser zur Handlung des Filmes: Django hat Furchtbares erlebt und nach dieser unangenehmen Vergangenheit sein Leben weiterzuleben ist das, was er den ganzen Film zu tun versucht, nur geht er es halt nicht auf die geschickteste Weise an. Anstatt der befreienden Rache an Eduardo Fajardo, die er aus kapitalistischen Gründen mehrmals unterlässt, hintergeht er seine Freunde, erschießt eine unzählbare Menge an Menschen und versucht dabei reich zu werden, da er dies für den besten Weg in eine glückliche Zukunft hält. Zusammen mit dem Sänger des Titelthemas hoffen wir Zuseher, dass er seine Fehler irgendwann einsieht und uns ein spannendes finales Duell mit Fajardo liefern wird (Anm.: Ich weiß nicht genau wieso, aber Franco Nero und mein Anthony Steffen sind die einzigen Protagonisten, bei denen ich es akzeptieren kann, dass sie Eduardo Fajardo zur Rechenschaft ziehen. Sonst mag ich den guten Fajardo immer viel zu gern um nicht auf seiner Seite zu sein ).
Obwohl der Song nur über eine überschaubare Anzahl an Lyrics verfügt, schafft er das Meisterstück, sowohl im Vorspann eine brauchbare Exposition zu liefern als auch das Ende passend zu untermalen: Am Anfang erfahren wir alles was wir wissen müssen: Django ist einerseits vom Schicksal gezeichnet und andererseits cool genug, dass Background-Summerinnen seinen Namen brüllen. Am Ende bekommen diese Rufe durch den Kontext des Filmes etwas Triumphales und obwohl es derselbe Song wie am Anfang ist, hätte man kein passenderes Musikstück für die letzte Einstellung finden können. Wie sich Django langsam aus dem Bild bewegt, während sein verwaister Revolver im Vordergrund zurückbleibt, wurde für mich durch das begleitende Django-Thema, welches gleichsam den Protagonisten glorifiziert und ihm Hoffnung macht, zu einem meiner liebsten Filmmomente aller Zeiten!
Lässt Django auch im Film seinen Revolver zurück, die Marketing-Maschinerie sorgte in den folgenden Jahren dafür, dass er ihn noch sehr oft ergreifen musste. Und mit der Popularität des „Django“-Filmes stieg auch die Popularität des „Django“-Themas. Und das ist gut so, denn während die meisten in diesem Countdown angeführten Lieder wahrscheinlich hauptsächlich von uns tapferen Italo-Fans gekannt werden, genießt der Django-Song weltweite Berühmtheit, was zu einer ganzen Reihe abwechslungsreicher Cover-Versionen führte. Neben der bekannten englischen Version gibt es auch eine italienische (https://www.youtube.com/watch?v=C8dtNn8foDo), es gibt Instrumentalversionen (https://www.youtube.com/watch?v=lYF6K1HGKIs) und dank dem Film „Sukiyaki Western Django“ gibt es sogar eine japanische Coverversion (https://www.youtube.com/watch?v=p51sSUiHHIM). Von den geposteten Versionen mag ich diese zwar am wenigsten, aber ich bin trotzdem froh, dass es sie gibt. Besonders nach einem ohnehin schon großartigen Film wie „Sukiyaki Western Django“ auch noch ein Django-Cover zu hören war für mich ein sehr schönes Fernseherlebnis. Dasselbe war bei „Winnetou darf nicht sterben“ – einer guten Dokumentation, bei der sie einmal das Django-Thema einblenden, den Namen „Django“ aber durch „Winnetou“ ersetzen. Das hört sich natürlich furchtbar an, weil „Winnetou“ eine Silbe zu viel hat, aber nochmals: Ich war sehr glücklich es zu hören. Aber auch wenn der angehängte Film nicht ganz so großartig ist, wirkt dieses Lied einfach immer phänomenal. Als ich es im Vorspann von „Jamie: Unfoxxed“ zum ersten Mal im Kino hören durfte, war ich gleichermaßen begeistert und gehyped. Durch den Erfolg dieses Filmes kam auch das italienische Original mehrmals in Wiener Kinos und ich durfte das wunderbare Lied noch öfters hören, während Franco Nero auf großer Leinwand seinen Sarg hinter sich herzieht…
Apropos begeistert und gehyped, habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich mich schon auf das Forentreffen freue, auf das wir nur noch eine Woche warten müssen?!!!
Platz 1 Diverses: „Quei giorni insieme a te“ (Riz Ortolani) aus „Non si sevizia un paperino”
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Um die überquellenden Glücksgefühle, die durch den Gedanken, in bereits einer Woche mit all den lieben Forianern in Düsseldorf zu sein, ausgelöst werden, nicht ausufern zu lassen, wenden wir uns heute dem so ziemlich betrüblichsten – wenn auch wunderschönen – Lied der italienischen Filmgeschichte zu: Riz Ortolanis „Quei giorni insieme a te“, welches für Lucio Fulcis Film „Non si sevizia un paperino“ komponiert und von Ornella Vanoni gesungen wurde.
Das Lied fängt ruhig an mit einem einsamen Piano, das leise vor sich hin seufzt. Bald gesellt sich auch ein Schlagzeug (oder was sonst die Trommel-Geräusche macht) dazu und gibt dem wehmütigen Klavier etwas Abwechslung. Wenn das Lied mit der Zeit an Fahrt gewinnt, bringt das Schlagzeug sogar einen richtig mitreißenden Beat hinein, ohne jedoch damit den traurigen Ton zu stören. Wenn sich dann nach ungefähr einer dreiviertel Minute auch noch die Geigen zu Wort melden wird es richtig epochal. Und dabei weiß ich nicht mal, ob die Tränen in meinen Augen daherkommen, dass die Melodie so traurig ist oder es Freudentränen sind, weil das Zusammenspiel der Instrumente einfach so wunderschön ist. Und als Krönung des Ganzen hat man dann noch Ornella Vanonis Stimme:
Ich könnte keine Sängerin nennen, die mehr Gefühl in ihre Performance legt als Vanoni in „Quei giorni insieme a te“. Jede Silbe, die ihr darin über die Lippen kommt, quillt gerade zu über vor den höchsten Ausdrücken des Leids und der Hoffnung. Wäre ästhetische Schönheit nicht so ein abstraktes Konzept, könnte ich den Gesang Seitenweise beschreiben. Der ganze Song hat einfach so unglaublich viel Klasse, dass man beim Hören geradezu vergisst, dass derselbe Komponist auch für Filme wie „Killer Crocodile 2 – Die Mörderbestie“ und „Madhouse – Party des Schreckens“ gearbeitet hat oder die Sängerin im italienischen Playboy aufgetreten ist.
Bei meiner Begeisterung für das Lied wollte ich natürlich herausfinden, wovon es handelt. Ein italienisches Wörterbuch gab mir dir Information, dass der Titel entweder „Diese Tage mit dir“ oder „Diese Tage mit dem Tee“ heißen könnte. Das erste ist wahrscheinlicher, um allerdings mehr Freude in meinen Tag zu bringen, werde ich das zweite annehmen. Der Vollständigkeit halber ließ ich den ganzen Text durch Google Translate laufen und das Lied scheint mehr oder weniger eine wehmütige Variante von „Days“ von den Kinks zu sein – die Erinnerungen an die Tage mit einer verflossenen Liebe. Allerdings weniger optimistisch und mehr selbstanklagend („Was für ein Narr, was für eine Dumme; und ich schäme mich ein wenig“ (Google Translate))
Das enttäuschte mich dann doch ein wenig. „Days“ ist großartig, allerdings legt Vanoni wirklich so viel Emotion in ihre Stimme, dass ich mir eher erwartet hätte, dass sie alles Leid dieser Welt anklagt und nicht nur einen weiteren traurigen Liebessong abliefert – etwa so wie „Eve of Destruction“, wenn Barry McGuire kein Pfefferspray vor der Aufnahme inhaliert hätte (Ich mach nur Witze, ich mag Barrys Gesang und Performance ). Erst als ich mir die Handlung des dazugehörigen Filmes ins Gedächtnis rief, bekam ich die Vermutung, dass hinter „Quei giorni insieme a te“ vielleicht doch etwas mehr stecken würde. Und damit beginnt jetzt die Super-Spoiler-Zeit. Also sollte das hier jemand lesen, der Lucio Fulcis absolut großartigen „Non si sevizia un paperino“ noch nicht gesehen hat, empfehle ich vor dem Weiterlesen den Computer abzudrehen, ihn zu verkaufen, sich von dem Geld eine DVD des Filmes zu kaufen (ich vermute diese neue Hyper-Edition kostet ungefähr so viel wie ein Computer) und erst nach dem Ansehen sich wieder einen PC zuzulegen und weiterzulesen…
Nachdem das gesagt wurde: Der Film ist ja nicht nur ein Mördermysterium über die Identität eines Kindermörders, sondern spricht auch einige interessante Themen an. Vornehmlich natürlich das Aufeinandertreffen von der altmodischen, abergläubischen Landbevölkerung und der städtischen, freizügigen Moderne (man bedenke die prominente Stellung, welche die Bilder einer sich durch eine Hügellandschaft schlängelnde Autobahn einnehmen). Die Vertreter dieser beiden Parteien – die zaubernde Dorfhexe (Florinda Bolkan, die beim Forentreffen auf großer Leinwand bewundert werden darf) und die nudistische, potentiell pädophile Millionärstochter (Barbara Bouchet) – gehören beide zu den Verdächtigen. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass das Motiv des eigentlichen Mörders – eines von Marc Porel gespielten Priesters – nicht in dem Stadt/Land-Konflikt zu suchen ist. Er mordete um die Unschuld der Kinder zu bewahren und dieses zentrale Motiv der verlorenen Unschuld ist es, das man vielleicht in den Song hineininterpretieren könnte.
Könnte es nicht sein, dass sich das Titelgebende „te“ im Lied nicht auf eine verflossene Liebe oder ein belebendes Heißgetränk sondern auf eine verlorene Unschuld bzw. einer Allegorie derselben bezieht? Würde der Song Sinn machen, wenn die Sängerin mit ihrem „te“ eine Inkarnation der Kindertage wie Paff, den Zauberdrachen anspricht? Durch die Ungenauigkeit von Google Translate bin ich mir nicht sicher, ob diese Interpretation anwendbar ist, sie würde jedenfalls besser zum Inhalt des Filmes passen als die offensichtlichere Liebesthematik.
Ganz gleich, ob die Lyrics zum Film passen oder nicht, die Stimmung des Liedes passt perfekt zu Fulcis düsterem Giallo. Sehen wir uns dazu die berühmte Szene an, in der das Lied im Film verwendet wird: Drei paranoide Doofköpfe, die Florinda Bolkan hinter den Kindermorden vermuten, beschließen sie zu lynchen. Da einer von ihnen seine Morde gerne mit Musikbegleitung begeht, dreht er – bevor sie die Frau auf einem Friedhof überfallen – das Autoradio auf, aus dem ein fetziger Rock-Song erklingt. Dummerweise läuft gerade der einzige Radiosender, der auf seine fetzigen Rock-Songs einfühlsam, besinnliche, deprimierende Balladen folgen lässt, und damit kommt „Quei giorni insieme a te“ ins Spiel. Begleitet von Ornella Vanonis wehmütiger Stimme misshandeln die Männer die bemitleidenswerte Florinda weiter und lassen erst von ihr ab, als sie vollkommen entstellt im Sterben liegt. Das Lied bricht jedoch nicht ab, sondern untermalt noch, wie sich Florinda Hilfe suchend zur nahe gelegenen Autobahn schleppt und an deren Rand verendet. Es ist eine der bedrückendsten Szenen, die man sich vorstellen kann, und Riz Ortolanis rührendes Meisterwerk passt perfekt dazu.
Eine Instrumentalversion des Liedes erklingt auch, als der Mörder im Finale des Filmes das Zeitliche segnet: Sein Versuch, ein Mädchen eine Klippe hinunterzustürzen, wird von den Helden Tomas Milian und Barbara Bouchet vereitelt. Marc Porel selbst fällt in seinen Tod und während in Zeitlupe und Nahaufnahme detailliert gezeigt wird, wie sich sein an den Felsen schabendes Gesicht langsam in eine blutige Masse verwandelt, sieht man Rückblenden, wie er mit Kindern interagiert und hört Ortolanis Musik. Ich weise extra auf diese Szene hin, da sie meiner Meinung nach schön zeigt, wie die Musik allein die Stimmung des Filmendes komplett umwirft:
Wenn in einigen Gialli der Mörder bzw. seine Hintermänner sterben oder verhaftet werden, kann das geradezu befriedigend wirken. Man freut sich richtig, wenn selbstsüchtige Bösewichter wie in „Der Killer von Wien“, „The Dark is Deaths Friend“, „Das Gesicht im Dunkeln“ oder „Blutspur im Park“ ihre Strafe bekommen. Handelt der Mörder weniger selbstsüchtig und mehr wahnsinnig – nehmen wir als Beispiele „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ oder „Das Geheimnis der blutigen Lilie“ – kann man zwar wohl von keiner Befriedigung am Ende sprechen, aber doch zumindest von einer Erleichterung, da die Gefahr gebannt ist. Oberflächlich ist es in „Non si sevizia un paperino“ genauso: Die beiden Protagonisten besiegen in einem heldenhaften Kampf den bösen Mr. Mörderich. Hurra! Sonnenschein, Regenbögen und Lollipops für alle! Doch die traurige Musik, die der Szene alle positiven Empfindungen raubt, regt hier zum Nachdenken an:
Der Pfarrer war eindeutig „böse“ aber waren es sowohl seine Taten als auch sein Motiv oder doch nur ersteres? Unsere siegreiche Heldin Barbara Bouchet bemüht sich, die Kindermorde aufzuklären, aber schließlich war sie es, die sich in einer vorhergegangenen Szene splitternackt vor einem Jungen räkelte. Ist sie die böse? Warum eigentlich? An Nacktheit per se ist ja nichts verwerflich (sonst hätte das Italien der 70er nach seinen Filmen zu schließen schon längst wie Sodom und Gomorrha enden müssen)? Wollte sie den Jungen verführen oder dachte sie sich einfach nichts dabei, weil Freizügigkeit für sie normal ist? Darf Freizügigkeit in dem Ausmaße normal sein? Es ist wahrscheinlich sowohl gut, die Unschuld der Kinder zu schützen, als auch sie ihre eigenen Fehler machen zu lassen und mit der Realität zu konfrontieren aber ab welchen Alter sollte man mit dem einen aufhören und mit dem anderen beginnen? Kritisiert der Film die katholische Lebenseinstellung oder die Missdeutung katholischer Lebenseinstellungen? Und so weiter? Außer dass Lynchjustiz und Kindermorde doof sind trifft der Film praktisch keine klaren moralischen Aussagen, sondern lässt die Zuseher selbst sich über das Gesehene Gedanken machen. Und damit sie das auch tun, erfreut sie Riz Ortolani in der letzten Szene mit seiner traurigen, aber wunderschönen Musik. (Leider wirkt das nicht immer: Als ich den Film im Kino des Wiener Filmmuseums sah, rief die letzte Szene im ganzen Saal lautes Gelächter hervor…)
Um diese (wie ich gerade merke) sehr langgewordene Besprechung nach den düsteren, kontroversen Themen mit etwas Erfreulichen enden zu lassen, sei darauf hingewiesen, dass der Song auch ohne den Bezug zum Film vermarktbar war. Er erscheint auf einem Album der Ornella Vanoni, das auch nach ihm benannt wurde und…
Ahhh! Das sieht unheimlicher aus, als alle Szenen aus „Non si sevizia un paperino“ zusammen! Was dachte sich der Fotograf dabei!? Schnell, Themenwechsel…
Platz 1 Western: „Dajngo-Thema“ (Luis Enrique Bacalov, Franco Migliacci, Robert Mellin) aus „Django”
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Bei den vorangegangenen Forentreffen-Countdowns habe ich mich immer bemüht, auf den ersten Platz einen rein persönlichen Favoriten zu setzen, den man vielleicht nicht unbedingt an dieser Stelle erwartet hätte. Hier war das nicht möglich. Warum? Weil jeder von Anfang an wusste, dass es für mich nichts Besseres als das Django-Thema geben kann und ich mich des achten Gebots schuldig machen würde, hätte ich was Gegenteiliges behauptet. Es gibt einfach kein Element dieses großartigen Themas, das mir in irgendeiner Weise missfallen würde.
Der Beginn ist wundervoll! Mit ein paar gezupften Tönen schuf Bacalov ein unverkennbares Intro, an dem man dem Song ab der ersten Sekunde wiedererkennt. Das folgende Lied hat vom Instrumentalen alles, was man sich nur wünschen kann: Ein klimperndes Klavier und coole Gitarre geben ihm den passenden Western-Flair. Damit nicht genug bekommen wir mitreißende Geigen, die ich wie oft betont ja sehr mag, weibliche Background-Summerinnen, die ich wie ebenfalls oft betont auch sehr mag und sogar ein fetziges Gitarrensolo! Der Song holt sich irgendwie alles aus der Musikgeschichte, was toll ist; und erfüllt dabei trotzdem seinen Zweck als typisches Western-Thema.
Schon die ersten Tonfolgen sind flott und wissen zu unterhalten. Die Strophen sind langsam genug, um sich auf den Gesang konzentrieren zu können und schnell genug, um mitreißend zu sein. Und das epochale Finale, in dem alles gipfelt ist sowieso ein würdiger Höhepunkt. Die prominenten „Django!“-Rufe, welche die Background-Summerinnen gleich nach dem Intro und öfters während des Songs tätigen, machen den Protagonisten fast so cool wie die Versicherungen der de Angelis Brüder, dass Yor der Mann ist. Die restlichen von Franco Migliacci und Robert Mellin geschriebenen und von Rocky Roberts gesungenen Lyrics tragen auch das Ihrige zum Gelingen des Liedes bei:
Ähnlich wie das Thema von „Ringo kommt zurück“, handelt es hauptsächlich davon, dass der Protagonist momentan so ziemlich am Boden zerstört ist. Der Hauptunterschied besteht darin, dass nicht wie bei „Ringo“ aus einer Ich-Perspektive gesungen, sondern Django vom Sänger angesprochen wird. Schade, dass wir seine Antworten nie hören, ich hätte mich auf folgenden Gesprächsverlauf gefreut…
Rocky Roberts: „Once you loved her.“
Django: „ You’re right, I loved her. And do you know what? I still love her. I’m going to...”
Rocky Roberts: „Now you’ve lost her.”
Django: „ Yeah, I knew that! Thanks for remind me every ten seconds... But I’m sure, when I change myself, I can win her back!”
Rocky Roberts: „But you’ve lost her forever, Django!”
Django: „ You know that there is still room in my coffin, do you?”
Aber Scherz beiseite, ich finde das direkte Ansprechen Djangos großartig! Er wird uns damit gleich etwas vertrauter gemacht, verliert jedoch nicht seine Aura des Unnahbaren, Mystischen und Coolen, die er wahrscheinlich verloren hätte, wenn er selbst zu Wort gekommen wäre. Und obwohl der Song glaubhaft vermittelt, dass Djangos momentane Lage nicht allzu rosig ist, enthält er trotzdem eine Vielzahl von Aufmunterungen: „You must face another day”, „Love will live on, life must go on, for you can not spend your life regretting.“, „After the showers, the sun will be shining“.
Diese horizontalen Silberstreifen widersprechen nun nicht dem eher betrüblichen Grundton des Liedes sondern passen nur umso besser zur Handlung des Filmes: Django hat Furchtbares erlebt und nach dieser unangenehmen Vergangenheit sein Leben weiterzuleben ist das, was er den ganzen Film zu tun versucht, nur geht er es halt nicht auf die geschickteste Weise an. Anstatt der befreienden Rache an Eduardo Fajardo, die er aus kapitalistischen Gründen mehrmals unterlässt, hintergeht er seine Freunde, erschießt eine unzählbare Menge an Menschen und versucht dabei reich zu werden, da er dies für den besten Weg in eine glückliche Zukunft hält. Zusammen mit dem Sänger des Titelthemas hoffen wir Zuseher, dass er seine Fehler irgendwann einsieht und uns ein spannendes finales Duell mit Fajardo liefern wird (Anm.: Ich weiß nicht genau wieso, aber Franco Nero und mein Anthony Steffen sind die einzigen Protagonisten, bei denen ich es akzeptieren kann, dass sie Eduardo Fajardo zur Rechenschaft ziehen. Sonst mag ich den guten Fajardo immer viel zu gern um nicht auf seiner Seite zu sein ).
Obwohl der Song nur über eine überschaubare Anzahl an Lyrics verfügt, schafft er das Meisterstück, sowohl im Vorspann eine brauchbare Exposition zu liefern als auch das Ende passend zu untermalen: Am Anfang erfahren wir alles was wir wissen müssen: Django ist einerseits vom Schicksal gezeichnet und andererseits cool genug, dass Background-Summerinnen seinen Namen brüllen. Am Ende bekommen diese Rufe durch den Kontext des Filmes etwas Triumphales und obwohl es derselbe Song wie am Anfang ist, hätte man kein passenderes Musikstück für die letzte Einstellung finden können. Wie sich Django langsam aus dem Bild bewegt, während sein verwaister Revolver im Vordergrund zurückbleibt, wurde für mich durch das begleitende Django-Thema, welches gleichsam den Protagonisten glorifiziert und ihm Hoffnung macht, zu einem meiner liebsten Filmmomente aller Zeiten!
Lässt Django auch im Film seinen Revolver zurück, die Marketing-Maschinerie sorgte in den folgenden Jahren dafür, dass er ihn noch sehr oft ergreifen musste. Und mit der Popularität des „Django“-Filmes stieg auch die Popularität des „Django“-Themas. Und das ist gut so, denn während die meisten in diesem Countdown angeführten Lieder wahrscheinlich hauptsächlich von uns tapferen Italo-Fans gekannt werden, genießt der Django-Song weltweite Berühmtheit, was zu einer ganzen Reihe abwechslungsreicher Cover-Versionen führte. Neben der bekannten englischen Version gibt es auch eine italienische (https://www.youtube.com/watch?v=C8dtNn8foDo), es gibt Instrumentalversionen (https://www.youtube.com/watch?v=lYF6K1HGKIs) und dank dem Film „Sukiyaki Western Django“ gibt es sogar eine japanische Coverversion (https://www.youtube.com/watch?v=p51sSUiHHIM). Von den geposteten Versionen mag ich diese zwar am wenigsten, aber ich bin trotzdem froh, dass es sie gibt. Besonders nach einem ohnehin schon großartigen Film wie „Sukiyaki Western Django“ auch noch ein Django-Cover zu hören war für mich ein sehr schönes Fernseherlebnis. Dasselbe war bei „Winnetou darf nicht sterben“ – einer guten Dokumentation, bei der sie einmal das Django-Thema einblenden, den Namen „Django“ aber durch „Winnetou“ ersetzen. Das hört sich natürlich furchtbar an, weil „Winnetou“ eine Silbe zu viel hat, aber nochmals: Ich war sehr glücklich es zu hören. Aber auch wenn der angehängte Film nicht ganz so großartig ist, wirkt dieses Lied einfach immer phänomenal. Als ich es im Vorspann von „Jamie: Unfoxxed“ zum ersten Mal im Kino hören durfte, war ich gleichermaßen begeistert und gehyped. Durch den Erfolg dieses Filmes kam auch das italienische Original mehrmals in Wiener Kinos und ich durfte das wunderbare Lied noch öfters hören, während Franco Nero auf großer Leinwand seinen Sarg hinter sich herzieht…
Apropos begeistert und gehyped, habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich mich schon auf das Forentreffen freue, auf das wir nur noch eine Woche warten müssen?!!!
Re: Forentreffen Countdown '16
Yeah!DrDjangoMD hat geschrieben:UNGLAUBLICH!!! NUR NOCH EINE WOCHE BIS ZUM FORENTREFFEN!!!
PS: eine würdige Nummer 1 und natürlich wieder einmal vielen lieben Dank für die fundierte, unterhaltsame und musikalisch stimmige Verkürzung der Wartezeit - bis nächste Woche
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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- karlAbundzu
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Re: Forentreffen Countdown '16
JETZT bin ich aufgeregtjogiwan hat geschrieben:Yeah!DrDjangoMD hat geschrieben:UNGLAUBLICH!!! NUR NOCH EINE WOCHE BIS ZUM FORENTREFFEN!!!
PS: eine würdige Nummer 1 und natürlich wieder einmal vielen lieben Dank für die fundierte, unterhaltsame und musikalisch stimmige Verkürzung der Wartezeit - bis nächste Woche
Danke für die 20 tollen Titel inklusive Stories und zwei prima Numero Unos!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- CamperVan.Helsing
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Re: Forentreffen Countdown '16
Si, mille, mille grazie, DottoreDue!
The more I see
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Re: Forentreffen Countdown '16
Ich bedanke mich ebenfalls,werde alles nachholen, was ich bisher aus Zeitgründen noch nicht hören/lesen konnte - und freue mich schon auf den nächsten Countdown!
Früher war mehr Lametta
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- DrDjangoMD
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Re: Forentreffen Countdown '16
Danke euch
Habt ein schönes Kofferpacken, eine gute Fahrt und AUF BALD!
Habt ein schönes Kofferpacken, eine gute Fahrt und AUF BALD!
- buxtebrawler
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Re: Forentreffen Countdown '16
Das ist wirklich gruselig
Und was macht der Fulci auf 'nem Playboy-Cover?
Da ich den Film noch immer nicht gesehen habe, habe ich deiner Spoiler-Warnung entsprochen und den Großteil deiner Ausführungen (noch) nicht gelesen. Anhören konnte ich mir das Stück leider auch (noch) nicht, da der YouTube-Unblocker anscheinend gerade nicht funktioniert Ich bin mir aber sicher, dass du eine würdige Nummer 1 gefunden hast!
DrDjangoMD hat geschrieben:Platz 1 Western: „Dajngo-Thema“ (Luis Enrique Bacalov, Franco Migliacci, Robert Mellin) aus „Django”
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(...)
Schade, dass wir seine Antworten nie hören, ich hätte mich auf folgenden Gesprächsverlauf gefreut…
Rocky Roberts: „Once you loved her.“
Django: „ You’re right, I loved her. And do you know what? I still love her. I’m going to...”
Rocky Roberts: „Now you’ve lost her.”
Django: „ Yeah, I knew that! Thanks for remind me every ten seconds... But I’m sure, when I change myself, I can win her back!”
Rocky Roberts: „But you’ve lost her forever, Django!”
Django: „ You know that there is still room in my coffin, do you?”
DrDjangoMD hat geschrieben:Dasselbe war bei „Winnetou darf nicht sterben“ – einer guten Dokumentation, bei der sie einmal das Django-Thema einblenden, den Namen „Django“ aber durch „Winnetou“ ersetzen. Das hört sich natürlich furchtbar an, weil „Winnetou“ eine Silbe zu viel hat, (...)
DrDjangoMD hat geschrieben:Apropos begeistert und gehyped, habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich mich schon auf das Forentreffen freue, auf das wir nur noch eine Woche warten müssen?!!!
So sieht's aus! Danke dir - trotz "Yor the Man", der eher in einen Trash-Countdown gehörte - für den neuerlichen schönen Countdown mit all den launigen Infos, der auch einige Neuentdeckungen für mich bereithielt. Die allgemein bekannten Morricone-Standards hattest du im Western-Bereich vermutlich absichtlich ausgespart, oder?
Bis Freitag!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!