Forentreffen-Countdown 2018

Alles, was nichts oder nur am Rande mit Film zu tun hat

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:Platz 4 - Creedence Clearwater Revival "Have you ever seen the Rain"
Die hochgeschätzte Joan Jett hat eine wie ich finde sehr gelungene Coverversion zu bieten:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von DrDjangoMD »

NUR NOCH ZWEI WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!

Platz 3 - Gene Kelly "Singin' in the Rain"

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"Singin' in the Rain" ist so ziemlich das positivste, fröhlichste, unbeschwerteste, charmanteste Lied, das man sich vorstellen kann... oder zumindest war es das bis 1971. Danke, Stanley. :| Bekannt wurde es, wie nicht extra betont werden muss, durch das hyperkreativ betitelte Hollywood-Musical "Singin' in the Rain" aus 1952. Was mir allerdings neu war, ist, dass das Lied schon wesentlich früher existierte und zwar seit 1929. Erstmals kam es in dem Film "The Hollywood Revue of 1929" an die Öffentlichkeit. Hier ist ein Ausschnitt, bei dem ich richtig froh werde, dass die 1920er mittlerweile vorbei sind: https://www.youtube.com/watch?v=fUba07FwXSw (Obwohl ich es wahnsinnig lustig finde, dass Buster Keaton einfach nicht mitsingt).
Schon wesentlich kompatibler für moderne Ohren ist die Interpretation aus dem 1952er-Musical, die ich oben gepostet habe. Neben der weiterentwickelten Interpretation haben wir auch zusätzlich die betreffende Filmszene, die dem Song ein Musikvideo, welches den Inhalt des Liedes perfekt widerspiegelt.
In "Singin' in the Rain" geht es um einen so glücklich verliebten Sänger, dass ihn einfach jeder erdenkliche Umstand nur noch frohsinniger macht, selbst Schlechtwetter. Diese Metaphorik wirkt auf mich sogar noch positiver als die durchaus ähnliche aus "Raindrops keep falling on my head", in dem der Sänger TROTZ Regen gut gelaunt ist. "Singin' in the Rain" macht auf mich viel mehr den Eindruck, dass der Sänger gerade WEGEN Regen gut gelaunt ist, er wäre auch wegen Sonne gut gelaunt, alles stimmt ihn im Moment glücklich. Und das ist einfach süß zu hören.
Auch die Instrumente vermitteln diesen Eindruck von rein positivem Hochgefühl. Meistens haben wir ruhige Klänge und hohe Töne, ab und an unterbrochen durch bombastische Höhepunkte. Das passt meiner Meinung nach besser auf den Text als beispielsweise die unruhige Disco-Version, welche Sheila and B. Devotion daraus machen wollte: https://www.youtube.com/watch?v=lYmr7bmPmqk
Der mittlerweile weltberühmte Filmausschnitt ist einfach durch und durch putzig. Es ist süß, wenn sich Gene Kelly und Debbie Reynolds gute Nacht sagen, sie seinen Kragen richtet und sich in der Tür noch zweimal nach ihm umdreht, er einen Moment im Hauseingang stehen bleibt und dann beschließt, durch den Regen zu spazieren. Es ist herzallerliebst, wie er vor lauter Glück herumalbert, mit einer Laterne schmust, den Schirm als Gitarre missbraucht und währenddessen beeindruckende Tanzschritte zum Besten gibt. Es ist lustig, wenn er am Ende Zurückhaltung und Feingefühl aufgibt und einfach durch die Lacken tollt, bis ein Polizist auf ihn aufmerksam wird. Sein von Minute zu Minute nasser werdender Hut und die hektisch vorbei hetzenden Statisten geben dem ganzen dann noch das i-Tüpfelchen.

"Singin' in the Rain" und das Musical gleichen Titels sind - bis 1971 - einfach richtig nette Gute-Laune-Medien und haben dafür den dritten Platz mehr als verdient. Wahrscheinlich Mitte nächster Woche (hab es schon fast fertig) erfahren wir dann, was man noch "in the rain" machen kann und wir hören eines meiner liebsten Cover-Lieder.
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DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von DrDjangoMD »

buxtebrawler hat geschrieben:Die hochgeschätzte Joan Jett hat eine wie ich finde sehr gelungene Coverversion zu bieten
Wow, kannte ich noch nicht und gefällt sehr!!! :thup:
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DrDjangoMD
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von DrDjangoMD »

Endlich konnte ich aufholen und es sind nur noch... 1,5 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!!!!!!!

Platz 2 - A-ha "Crying in the Rain"

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"Crying in the Rain" wurde in den frühen 60ern von Carole King und Howard Greenfield geschrieben. Bei der Information sollte ich schon nervös werden, denn Greenfield kannte ich bisher nur als den Co-Writer von Neil Sedakas Masochismus-Hymne "Oh, Carol!". Bei "Crying in the Rain" gelang ihm aber ein ziemlich guter Text. Die Hauptaussage, dass der von Liebesleid geplagte Sänger noch seinen Stolz behalten hat und daher nur weint, wenn es sowieso regnet und niemand die Tränen sieht, ist meiner Meinung nach eine sehr starke Aussage. Als großen Pluspunkt ist das meiste dann sogar gereimt und das genieße ich immer sehr.
Die Musik von Carole King bietet besonders der Gesangsstimme die Möglichkeit eines sehr abwechslungsreichen Singens, bei dem Tempo, Stimmklang usw. häufig wechseln. Da passt es, dass die erste Aufnahme von so einem Gesangs-fokussierten Duo wie den Everly Brothers stammt: https://www.youtube.com/watch?v=V_6qQEyCSv8. Ich mag ihre Interpretation sehr gerne und auch wenn es kein Cover gäbe, hätte sie es sicher in den Countdown geschafft (wenngleich nicht mit so einer hohen Platzierung). Auch die Allgemeinheit schätzte das Lied: Es kam in mehreren Ländern in die Charts, unter anderem Platz 8 in Norwegen wo es wahrscheinlich von drei norwegischen Babys gehört wurde, die zwanzig Jahre später die Band a-ha gründen sollten.
A-ha (kurz für: Oh, ich kannte diese Information noch nicht, finde sie allerdings sehr interessant und hilfreich, weswegen ich mich für ihr Weitergeben bedanke) wurde 1982 gegründet, als der Lead-Sänger Morten Harket einem Comic entstieg. Danach wurde er allerdings wieder zur Comicfigur und explodierte. Aber dann lebte er wieder und a-ha gab ihr erstes Konzert in einer Kirche. Es war gut besucht, allerdings stellte sich im Nachhinein hinaus, dass es sich bei den Besuchern lediglich um Schaufensterpuppen handelte. Da Schaufensterpuppen keinen Eintritt bezahlen musste sich die Band mit verschiedenen Jobs über Wasser halten (darunter als Matrosen und als Ausklappbuch-Figuren). Dann saßen sie in einem Feld herum und sangen "Crying in the Rain" und dann wurden sie zu Schmetterlingen und flogen davon. Oder so.
Was 80er Pop-Bands betrifft, halte ich die manchmal als One Hit Wonder bezeichnete a-ha für furchtbar unterschätzt. Ihr "The Sun Never Shines on TV" ist eines meiner liebsten Pop-Lieder der Dekade, ihr "The Living Daylights" ist einer meiner liebsten James-Bond-Songs, ihre Musikvideos sind sowieso immer eine Wucht und sie scheinen im Großen und Ganzen einfach nett zu sein (andere Bands zerstreiten sich vor der Auflösung und überhäufen sich mit Spottliedern und Gerichtsklagen... wenn sich a-ha auflösen wollen, machen sie zusammen ein Video, das damit endet, dass sie sich in Schmetterlinge verwandeln :| ). Und was ich noch beeindruckend finde: Sie schreiben ihre größten Hits in der Regel selbst. Wenn sie dann aber doch mal einen bereits existierenden Song covern, dann machen sie es richtig.
"Crying in the Rain" war bereits in den 60ern ein gutes Lied, allerdings kein wirklich herausragendes. Es ist wohltönend und nett, ihm fehlt allerdings, wie ich finde, eine gewisse Größe. Als sich a-ha seiner annahm, machten sie es in jeder Hinsicht epochaler. Das merkt man schon an den ersten Tönen: Die Originalversion beginnt damit, dass ein paarmal über eine Gitarre gestrichen wird. Super... Das Cover beginnt mit langsam lauter werdenden Regen-Tönen (immer nett zu hören), unter die sich nach und nach Donnergrollen mischt, bevor die dröhnenden Instrumente einsetzen. Auf jeden Fall ein Intro, das sofort fesselt!
Danach haben wir in der Originalversion ein paar akustische Instrumente und das synchrone Wehklagen der Gebrüder Everly. Und das ist absolut fein, aber das Cover dringt mit einer Vielzahl überproduzierter Soundwelten auf uns ein, durch die sich die geechote Stimme von Morten Harket zieht. Apropos Morten: Die Thematik des Liedes ist ja ziemlich traurig und das geben die Everly Brothers mit ihrem charakteristischen Katzengeheul auch wunderbar wieder, aber Morten sieht nun einmal so aus als hätte die Erfinderin der Ken-Puppen unter massiven Depressionen gelitten. Er kann einfach so wunderbar traurig dreinschauen, dass es für dieses Lied wahrscheinlich keinen besseren Sänger gäbe.
Über das Outro lässt sich ähnliches sagen wie über das Intro: Die Everly Brothers zupfen ein halbes Dutzend Mal an ihrer Gitarre. Das ist vielleicht besser als einfach abrupt abzubrechen aber eben auch nicht herausragend. Nachdem im Cover Morten den Refrain noch einmal wiederholt hat, haben wir einen Augenblick Stille, bevor das Schlagzeug plötzlich einen Donnerschlag mimt, woraufhin die Instrumente erneut Aufspielen und abschließend die Gewittergeräusche wieder einsetzen. Dieses Aufwallen der Musik am Ende macht so sehr Lust auf mehr, dass ich mir das Lied oft mehrmals Hintereinander anhören kann.
Und als weiteren Pluspunkt, hat das Cover sogar ein Musikvideo! Das Original der Everly-Brothers hört man, wenn man Glück hat, ohne visuelle Begleitung auf einer CD oder man sieht sich ein Youtube-Video wie das oben gepostete mit einem Standbild eines Covers an. Wenn man Pech hat findet man eine Aufnahme, die Mr. und Mr. Everly beim Singen zeigt.
Für das Musikvideo des Covers engagierte a-ha erneut Steve Barron. Barron lieferte für a-ha nicht nur mit "Take on me" eines der bekanntesten Musikvideos aller Zeiten, sondern ist auch für die Verbildlichung vieler anderer ihrer Songs verantwortlich. Sein Video zu "Crying in the Rain" handelt laut Wikipedia von einem missglückten Banküberfall und laut mir von einer Gruppe junger Leute, die unfähig sind, Popcorn zu essen. Einen schönen Rahmen bieten Aufnahmen von Morten bzw. später der ganzen Band, die am Anfang und Ende in einem Feld herumsitzen. Highlight ist aber die "Tanz der Teufel"-artige Kameraführung, die in ständiger Bewegung über Detailaufnahmen fährt und sich ohne Schnitt in weitere und wieder nähere Einstellungen verwandeln kann. Die Kamerabewegung, die permanent und ungebunden aber nicht hektisch oder abgehakt erscheint, passt perfekt zu den melancholischen Klängen des Liedes.
Nicht nur ich bin von diesem Cover ausgesprochen angetan, auch die Everly Brothers zeigten sich begeistert und schenkten a-ha ein Gitarrenset. Damit haben wir praktisch das musikalische Äquivalent von Akira Kurosawa, der nach Sichtung von "Die glorreichen Sieben" so beeindruckt war, dass er John Sturges ein Schwert geschenkt hat... und das ist immerhin besser als das musikalische Äquivalent von Akira Kurosawa zu sein, der Sergio Leone nach Sichtung von "Für eine handvoll Dollar" verklagt hat. BUMM! Und mit diesem unnötigen Nebensatz wurde der Countdown soeben super mega Foren-relevant!!!!!!!! :prost: :winke: :verbeug: :thup:

Irgendwie muss ich jetzt an den ersten Forentreffen-Countdown zurückdenken. Damals, über meine liebsten 80er Musikvideos, hätten a-ha eindeutig den ersten Platz verdient, ich stellte sie aber wegen einem albern-witzigen Blödsinn hintenan. Offenbar wiederholt sich diesmal die Geschichte, denn "Crying in the Rain" hätte locker den ersten Platz bekommen können, aber am Freitag kommt... ein albern-witziger Blödsinn. :(
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buxtebrawler
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von buxtebrawler »

DrDjangoMD hat geschrieben:(...) die manchmal als One Hit Wonder bezeichnete a-ha (...)
Na aber, wer macht denn so was?! :shock:
a-ha hatten eine Vielzahl an Hits, und viele davon zurecht. Die ersten drei Alben habe ich im Schrank.
DrDjangoMD hat geschrieben:Wenn man Pech hat findet man eine Aufnahme, die Mr. und Mr. Everly beim Singen zeigt.
Ist das so schlimm anzusehen? :-?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von DrDjangoMD »

buxtebrawler hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben:(...) die manchmal als One Hit Wonder bezeichnete a-ha (...)
Na aber, wer macht denn so was?! :shock:
a-ha hatten eine Vielzahl an Hits, und viele davon zurecht. Die ersten drei Alben habe ich im Schrank.
Leider scheinen sie vor allem in meiner Generation dieses Stigma bekommen zu haben. Besonders auf Youtube habe ich sie schon öfters mit dieser Bezeichnung gesehen. Da ich nicht mehr herausfinden kann, welche Quellen im Einzelnen sie so bezeichnen, habe ich als Beleg diesen Verweis im englischen Wikipedia über die Rezeption in den USA gefunden:
Wikipedia hat geschrieben:A-ha is remembered by the general public almost entirely because of their number one hit single, Take On Me. As such, the band is frequently considered a one-hit wonder
buxtebrawler hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben:Wenn man Pech hat findet man eine Aufnahme, die Mr. und Mr. Everly beim Singen zeigt.
Ist das so schlimm anzusehen? :-?
Schlimm vielleicht nicht, aber ich kann jetzt mit Gewissheit sagen, dass kurzgeschorene Haare in Kombination mit Militäruniformen nicht mein Stil sind, und der Wirkung des Songs für mich mehr wegnehmen als beisteuern...

Übrigens: Morgen werde ich leider den ganzen Tag nicht zu Hause sein. Den ersten Platz poste ich dann Sonntag um die Mittagszeit. :winke:
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von Arkadin »

DrDjangoMD hat geschrieben: Übrigens: Morgen werde ich leider den ganzen Tag nicht zu Hause sein. Den ersten Platz poste ich dann Sonntag um die Mittagszeit. :winke:
:cry: :cry: :cry:
Früher war mehr Lametta
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von DrDjangoMD »

Arkadin hat geschrieben:
DrDjangoMD hat geschrieben: Übrigens: Morgen werde ich leider den ganzen Tag nicht zu Hause sein. Den ersten Platz poste ich dann Sonntag um die Mittagszeit. :winke:
:cry: :cry: :cry:
Das hat mich so gerührt, dass ich es jetzt doch schon heute posten musste...

NICHT EINMAL MEHR EINE, ich wiederhole: EINE (!) WOCHE BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!!!!!!

Platz 1 - The W...

Okay, stopp kurz. Es könnte sein, dass das Lied, welches ich als den ultimativen Regen-Song auserkoren habe, bei dem ein oder anderen Befremden bzw. Zweifel an meiner Zurechnungsfähigkeit hervorruft. Aber, seid gewiss, ich habe lange darüber nachgedacht und es gibt (halbwegs) rationale Gründe, warum ich diesen einen Song für würdig erachte, den diesjährigen Countdown anzuführen.

Platz 1 - The We...

Halt, nicht wegrennen. Sind alle noch da? Gut! Also:

Platz 1 - The Weather Girls "It's Raining Men"

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"Was!? Dieses dumme Spaßlied hat doch nicht mal mit Regen im eigentlichen Sinn zu tun und außerdem gefällt dir "Crying in the Rain" sogar besser!" Dies könnte man sagen und damit hätte man sogar Recht. Allerdings gibt es einen Aspekt von "It's Raining Men", den ich bei den meisten anderen Regenliedern (mit der deutlichsten Ausnahme von Bodo Wartkes "Regen") vermisse: Der titelgebende Regen ist tatsächlich Hauptthema des Liedes und nicht lediglich ein Vorwand, ein wenig über das Gefühlsleben der Musiker zu berichten. Die Weather Girls Martha Wash und Izora Armstead singen nicht über ihren Stolz, der sie im Regen weinen lässt, oder ihre Fröhlichkeit, die sie im Regen singen lässt, sie singen von keinen traurigen Erinnerungen, die der Regen weckt, und überhaupt und außerdem singen sie nicht über Drogen! Sie singen ganz direkt davon, dass etwas vom Himmel auf die Erde regnet, warum das so ist und wie man sich dabei verhalten sollte (Dass dieses Etwas in diesem Fall keine Wassertropfen sondern Männer sind ignoriere ich dabei jetzt mal einfach).
So wie ich die Lyrics deute ist der besungene "Männerregen" nämlich nicht als Metapher für ein plötzliches Auftreten einer willigem Männerschar zu verstehen; es ist kein Vergleich, es ist die Schilderung einer sehr seltsamen Naturerscheinung... und das gibt dem Song einfach ein großes komödiantisches Potential. Betrachten wir das Lied unter diesem Gesichtspunkt genauer:
Im Intro wird gleich mit verschiedenen Mitteln Stimmung gemacht: Zunächst haben wir einige Regen- und Donnergeräusche, die ich wie bereits in den vorangegangenen Wochen betont sehr schätze. In die Unwettergeräusche mischen sich die ersten elektronischen Disco-Klänge. Obwohl diese Form von flotter Tanzmusik sicher nicht mein liebstes Genre ist, erzeugen sie trotzdem von Beginn an eine lockere, vergnügte Atmosphäre. Die freundliche Begrüßung durch die beiden Sängerinnen ("Hi!") betonen die unbeschwerte, spaßige Stimmung. Dass die Zuhörer auf diese Weise direkt von den Sängerinnen angesprochen werden halte ich überhaupt für eine liebenswerte Methode, den Konsumenten ein Gefühl von Vertrautheit und Involviertheit zu geben.
Nachdem das Intro mit seiner flotten Tanzmusik die nicht ernst-zu-nehmende Natur des Liedes klar gestellt hat, erlaubt sich der Song einige dramatischere Klänge. Es kommt zu einer Passage, in der die beiden Hauptsängerinnen mit einem Frauenchor in Wechselgesang treten. Dabei werden meteorologische Erscheinungen aufgezählt und es wird kurz in Aussicht gestellt, dass bald irgendein Ereignis "zum ersten Mal in der Geschichte" stattfinden wird.
Diese Passage enthält auch meine liebste Textzeile des Liedes: Der Chor singt "According to all sources...", eine der Sängerinnen fragt darauf: "What sources?"... und bekommt dann einfach keine Antwort mehr! Es ist nur eine Kleinigkeit, aber ich finde es einfach unglaublich witzig, dass die Lyrics behaupten, für den unsinnigen Männerregen gäbe es Quellen, nur um gleich danach zu thematisieren, dass sie diese nicht benennen können... aber es gibt sie!
Der dramatische Wechselgesang wird sofort von dem Refrain gefolgt. Dieser bietet gleich einen doppelten Kontrast zu der kurz aufblitzenden düsteren Stimmung: Zum einen wird die durch und durch alberne Prämisse enthüllt und zum anderen grölen Martha und Izora den Refrain mit einem quietschvergnügten Enthusiasmus der seines Gleichen sucht. Ihre Stimmen sind kräftig, die Instrumente sind laut und der ganze Refrain erinnert damit an hemmungslose Jubelrufe.
Als nächstes bekommen wir sogar eine Erklärung für den Männerregen: Mutter Natur ist single und hat deswegen offenbar Mitleid mit den menschlichen single-Frauen, weswegen sie den Engeln befielt, Männer regnen zu lassen... Das ist eine Erklärung. Zugegeben, eine absolut hirnrissige Erklärung, aber dass ein Lied mit so einer unsinnigen Prämisse überhaupt darauf eingeht, wie es dazu gekommen ist, finde ich schon witzig.
Apropos hirnrissig, aber witzig, ich mag auch das Musikvideo: https://www.youtube.com/watch?v=l5aZJBLAu1E. Durch die grellen Kostüme, das bewusst artifizielle Bühnenbild, die tänzerischen Bewegungen und die synchronen Tanzeinlagen hat es ein gewissen Musical-Feeling. Ich hoffe, dass es lediglich eine Frage der Zeit ist, bis die Teams hinter "Mamma Mia" oder "Sister Act - The Musical" auch ein "It's Raining Men - The Musical" machen. Das könnte dann eine an Science Fiction angelehnte Handlung haben und von einer Gruppe Wissenschaftler handeln, die dieses anormale Naturphänomen erforschen. Der Titelsong wird zum Unmut der Wissenschaftler von ihren Ehefrauen gesungen.
Anyway. Der Song hat im Großen und Ganzen sehr viele Elemente, die ich allgemein bei Liedern schätze: Einen Chor, kräftige Gesangsstimmen, Humor, Gewittergeräusche, dieser ständige Wechsel von dramatischer und fröhlicher Musik,... Allerdings bleibt noch die Frage, warum ich mich mit dem Inhalt so sehr anfreunden kann. Eigentlich sollte er mich schockieren: Die Vorstellung, dass plötzlich Hundertschaften von gutaussehenden Männern vom Himmel fallen, die mir meine Freundin ausspannen könnten, sollte furchterregend sein. Aber trotzdem gröle ich das Lied wie alle anderen Menschen im Raum einfach aus vollem Herzen mit, wenn es bei einer Party aufgelegt wird. Warum?
Darüber nachdenkend habe ich erkannt, dass es mir wichtiger ist, die Stimmung als den Inhalt eines Liedes nachvollziehen zu können. Vergleichen wir es ganz kurz mit dem vorangegangenem Platz: Ich würde mich nicht über einen Männerregen freuen und ich habe auch noch nie auf Regenwetter gewartet, um mich auszuheulen. ABER ich verstehe den Stolz, den a-ha bzw. die Gebrüder Everly mit diesem Bild ausdrücken und genauso gut verstehe ich die Freude, welche die Weather Girls empfinden, wenn ihnen eine Liebesbeziehung in Aussicht gestellt wird. Ob diese Beziehung durch einen Regen von Männern oder durch einige bezaubernde Dates mit sympathischen Damen angekündigt wird, ist dabei letzten Endes egal. Die Freude bleibt gleich.
Ich finde, "It's Raining Men" ist daher ein Song für jedermann, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Ausrichtung. Und wie jeder große dezidiert weibliche Partysong (oder zumindest wie "Girls just wanna have fun") wurde er auch von männlichen Songwritern geschrieben, in dem Fall Paul Shaffer und Paul Jabara. Es war im Gegenteil ausgerechnet die Weiblichkeit, welche sich lange weigerte, dieses Lied zu singen. Laut Wikipedia boten es Shaffer und Jabara nacheinander Diana Ross, Donna Summer, Cher und Barbra Streisand an, die ihr Niveau etwas höher einschätzten, bis schließlich die Weather Girls zusagten. [Anmerkung: Barbra Streisands "It's Raining Men" wäre der tollste Song der Musikgeschichte geworden.]
Martha und Izora zeigten da wesentlich mehr Sinn für Humor. Sie singen das Lied mit voller Überzeugung, passten ihren Bandnamen daran an (früher nannten sie sich Two Tons of Fun) und brachten auch einige Nachfolgenummern heraus. Zum einen haben wir eine Art Weihnachtsversion: https://www.youtube.com/watch?v=Ko3yBFoTm5c (Ich mag es, wie sie die Zuhörer austricksen, indem sie die erste Minute lang so tun, als wäre das ein besinnliches Lied) und zum anderen haben wir eine Art Cover namens "It's Raining Men... The Sequel": https://www.youtube.com/watch?v=xBn3jTtX3yw (Das Video finde ich zwar nicht so ansprechend wie das der Originalversion, aber ich finde es grenzenlos witzig, dass sie darin auch die angewiderten Reaktionen von Männern auf den seltsamen Regen zeigen.)

Wusstet ihr, dass Köln im Oktober durchschnittlich 10,6 Regentage hat (zum Vergleich: Wien hat 6, Berlin hat 7,6)? Allerdings gibt die Statistik keine Auskunft darüber, bei wie vielen davon es sich um wässrigen Regen, und bei wie vielen um männlichen Regen handelt. Auf jeden Fall wird es aber in einer Woche Filmfans regnen, wenn alles, was in der Königsdisziplin des italienischen Genrefilms Rang und Namen hat, für das großartigste Ereignis des Jahres in diese Stadt pilgert. Wuhuuuu!!! Wir sehen uns in einer Woche! :D :prost: :winke:
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Arkadin
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von Arkadin »

Danke, DrDjangoMD für einen wieder einmal sehr unterhaltsamen, kurzweiligen, spannenden, Interessanten, witzigen, gewitzten und wie immer wunderbaren Countdown! :verbeug:

Ich freue mich sehr darüber, dass wir in einer Woche persönlich drauf anstossen können! :prost:

Kölle! Wir kommen! :thup:
Früher war mehr Lametta
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Salvatore Baccaro
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Re: Forentreffen-Countdown 2018

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Ich schließe mich Arkadin an.

Vielen Dank für den alljährlichen Forentreffen-Countdown, und wir sehen uns in Köln, wo es hoffentlich Katzen und Mäuse regnen wird...
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