Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
Moderator: jogiwan
- karlAbundzu
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
Jetzt verstehe ich auch, warum Martin (nicht , Alexander ) Baum neulich so komisch humpelte, da hatte meine Begleitung schon per Ferndiagnose "Bandscheibenvofall" diagnostiziert, was mich unglaublich gucken lies.
Ich fande ja gerade die Nichteindeutigkeit, bzw. Interpretationsmöglichkeiten spannend. Das ging sogar so weit, dass Szenen, die ich todtraurig fand, meine Begleitung eher froh und hoffnungsvoll stimmte. Und nachher zu anregenden Gesprächen führte.
Ich fande ja gerade die Nichteindeutigkeit, bzw. Interpretationsmöglichkeiten spannend. Das ging sogar so weit, dass Szenen, die ich todtraurig fand, meine Begleitung eher froh und hoffnungsvoll stimmte. Und nachher zu anregenden Gesprächen führte.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
Hups. Schon wieder mit dem Swoboda verwechselt...karlAbundzu hat geschrieben: Martin (nicht , Alexander ) Baum
Normalerweise habe ich ja auch nichts dagegen, wenn nicht alles erklärt, Dinge in der Schwebe gehalten werden. Aber hier hat es mich eher genervt, weil ich dadurch auch null Zugang zu den Figuren gefunden habe. Außer zu Newton, den ich aber schon aus dem Film kannte. Und immer, wenn ich hoffte durch die Dialoge ein wenig Klarheit zu bekommen, zack, kam schon der nächste Song und ich war wieder komplett raus. So konnte ich mich auch gar nicht richtig auf das Stück konzentrieren, sondern habe immer krampfhaft versucht aus den wenigen Häppchen, die einem hingeworfen wurden, irgendwie zu eruieren, wer die Personen da überhaupt sind, was sie wollen und was mit ihnen passiert. Das nervt mich auch immer bei Filmen. Ich habe kein Problem damit, wenn ich nicht weiß, in welcher Situation sich eine Figur befindet, ob das jetzt real oder irreal ist, ob die Person existiert oder nicht. sprich: Wenn man nicht weiß, was die Handlung ist. Aber wenn ich nicht weiß, wer die Figur da überhaupt ist, der ich da folgen soll und in welchem Verhältnis sie zu denen andren Figuren steht (dies aber so hingestellt wird, dass das wichtig ist und man das doch so wissen müsste), dann bin ich so damit beschäftigt, das für mich herauszufinden, dass ich mich gar nicht mehr richtig auf den Film einlassen kann, und beginne von dem Film genervt zu sein. Beispiel: "Memento". Da weiß man ja auch nicht, was vor sich geht und wer die Hauptfigur eigentlich ist. Aber man weiß, wie sie tickt, was ihr Problem ist, was sie versucht herauszufinden und was mit ihr nicht stimmt. Da muss ich mir keine langen Gedanken machen, um herauszufinden, wen ich da vor mir habe und kann mich "fallen lassen".karlAbundzu hat geschrieben:Ich fande ja gerade die Nichteindeutigkeit, bzw. Interpretationsmöglichkeiten spannend. Das ging sogar so weit, dass Szenen, die ich todtraurig fand, meine Begleitung eher froh und hoffnungsvoll stimmte. Und nachher zu anregenden Gesprächen führte.
Früher war mehr Lametta
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- karlAbundzu
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
im Bremer Theater am Goetheplatz
DIE ABENTEUER DES HUCKLEBERRY FINN
und zwar am Sonntag um 10 Uhr morgens. sowas. Im Landestheater gibt es immer ein Kinderstück, was auf der großen Bühne aufgeführt wird. Das sorgte bei meinen 8jährigen Begleiter schon als wir saßen für große Augen, und als dann die Bühne noch tiefer und tiefer wurde und die Handlung immer spannender, war er kaum noch zu halten.
Aber von vorne: Nachdem sie im letzten Jahr sich Tom Sawyer vorgenommen haben, diesmal die Huckstory, auf der Flucht mit seinem Freund Jim, den geflohenen Sklaven.
Ich war gespannt, wie das inszeniert wurde, war aber guten Mutes: der Autor der Fassung ist John von Düffel, ein guter und erfahrener Theaterautor. Huck wurde von Alexander Angeletta gegeben, der mich als Valentinekiller in Lazarus begeisterte und auch bei Dickie Dick Dickens eine sehr gute Figur machte, sein Freund Jim wurde von Simon Zageh dargestellt, den ich in Bang Bang, DDD und noch irgendwo sah und mochte. In Nebenrollen gab es Susanne Schrader und Guido Gallmann, auch übliche Verdächtige im guten Ensemble des Theaters. In einer größeren Rolle und mir bisher unbekannt, Mirjam Rast, die toll und frisch war, und da bin ich gespannt, in LULU spielt sie Jack the Ripper, der steht auch noch auf meiner Liste.
Musik von Andy Einhorn, der auch mit Kapelle auf der Bühne stand ist immer prima und passend, hier gab es Swamp Rock und Blues und eine feine Freedom Coverversion.
Zurück zu Huck: Mehrere mutige dramaturgische Entscheidungen für ein Kindertheater: Am Anfang kommt Simon Zageh als er selbst auf der Bühne und erzählt von der Geschichte der Sklaverei im Besonderen der USA.
Später gibt es eine Theater im Theater Geschichte bei dem Huck und Jim von ihre Abenteuern erzählen, wobei Jim dann aber von Mirjam Rast gespieelt wird.
Aber, wie ich bei den Kindern und meinem Sitznachbarn sah, funktionierte das sehr gut, und neben der tollen spannenden Geschichte (Dreimal wurde ich gefragt: "Die schaffen das, oder?") mit Kindertheatertypischen Anteilen (übertriebenes Spiel, Songs, Mitmachsachen) war ein Gesprächspunkt zwischen uns nach dem Stück die Unsinnigkeit der Sklaverei und der Unterscheidung der Menschen aufgrund von Äußerlichkeiten. Pädagogik erfüllt.
DIE ABENTEUER DES HUCKLEBERRY FINN
und zwar am Sonntag um 10 Uhr morgens. sowas. Im Landestheater gibt es immer ein Kinderstück, was auf der großen Bühne aufgeführt wird. Das sorgte bei meinen 8jährigen Begleiter schon als wir saßen für große Augen, und als dann die Bühne noch tiefer und tiefer wurde und die Handlung immer spannender, war er kaum noch zu halten.
Aber von vorne: Nachdem sie im letzten Jahr sich Tom Sawyer vorgenommen haben, diesmal die Huckstory, auf der Flucht mit seinem Freund Jim, den geflohenen Sklaven.
Ich war gespannt, wie das inszeniert wurde, war aber guten Mutes: der Autor der Fassung ist John von Düffel, ein guter und erfahrener Theaterautor. Huck wurde von Alexander Angeletta gegeben, der mich als Valentinekiller in Lazarus begeisterte und auch bei Dickie Dick Dickens eine sehr gute Figur machte, sein Freund Jim wurde von Simon Zageh dargestellt, den ich in Bang Bang, DDD und noch irgendwo sah und mochte. In Nebenrollen gab es Susanne Schrader und Guido Gallmann, auch übliche Verdächtige im guten Ensemble des Theaters. In einer größeren Rolle und mir bisher unbekannt, Mirjam Rast, die toll und frisch war, und da bin ich gespannt, in LULU spielt sie Jack the Ripper, der steht auch noch auf meiner Liste.
Musik von Andy Einhorn, der auch mit Kapelle auf der Bühne stand ist immer prima und passend, hier gab es Swamp Rock und Blues und eine feine Freedom Coverversion.
Zurück zu Huck: Mehrere mutige dramaturgische Entscheidungen für ein Kindertheater: Am Anfang kommt Simon Zageh als er selbst auf der Bühne und erzählt von der Geschichte der Sklaverei im Besonderen der USA.
Später gibt es eine Theater im Theater Geschichte bei dem Huck und Jim von ihre Abenteuern erzählen, wobei Jim dann aber von Mirjam Rast gespieelt wird.
Aber, wie ich bei den Kindern und meinem Sitznachbarn sah, funktionierte das sehr gut, und neben der tollen spannenden Geschichte (Dreimal wurde ich gefragt: "Die schaffen das, oder?") mit Kindertheatertypischen Anteilen (übertriebenes Spiel, Songs, Mitmachsachen) war ein Gesprächspunkt zwischen uns nach dem Stück die Unsinnigkeit der Sklaverei und der Unterscheidung der Menschen aufgrund von Äußerlichkeiten. Pädagogik erfüllt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
DRACULA
Mensch, Puppe. Eigene Adaption nach Bram Stoker.
Ein Schau- und Puppenspiele- Und ein Musiker auf der Bühne. Der Puppenspieler agiert auch als Erzähler.
Die Version hält sich elativ eng am Roman, ein paar Figuren werden zusammengelegt, ein paar bekommen mehr bzw. weniger Raum. So gibt es viel Renfield und wenig Mina, Seward und Van Helsing sind eine Person, ebenso Arthur und Quincey.
Die Puppen sind schön gemacht, ein paar gibt es zweimal zu wie Dracula, der tendentiell an Nosferatu orientiert ist, und Lucy vor und nach der Verwandlung. Auch sonst gibt es schöne visuelle EInfälle, es gibt ein kleines Schloss Dracula, wo mit Licht und kleinen Puppen gearbeitet wird. Die Musik ist nur elektirische Gitarre, sehr passend, machnmal wie Neil Young bei Dead Man. Also: Handwerklich ganz vorne.
Anfangs hatte ich meine Probleme mit den komödiantischen Grundton mit dem ich einfach nicht gerechnet habe, das legte sich nach und nach vor allem nach der Pause, aber gerade bei der Peson Arthur war es meist drüber, der war wie eine Mischung aus einer Figur Didi Hallervordens Nonstop Nonsens und frühem Hape Kerkeling, was gerade nach dem Tod Lucys sehr unpassend war. Und bei einer Spielzeit von beinahe 2 Stunden hatte es durchaus Längen, obwohl die Änderungen zum Roman durchaus nachollziehbar und gelungen waren. Und es gab Szenen, wo es sehr richtig klang: Die Renfield-Szenen, die späteren Draculaszenen zB.
Geht, kann man sehen!
Mensch, Puppe. Eigene Adaption nach Bram Stoker.
Ein Schau- und Puppenspiele- Und ein Musiker auf der Bühne. Der Puppenspieler agiert auch als Erzähler.
Die Version hält sich elativ eng am Roman, ein paar Figuren werden zusammengelegt, ein paar bekommen mehr bzw. weniger Raum. So gibt es viel Renfield und wenig Mina, Seward und Van Helsing sind eine Person, ebenso Arthur und Quincey.
Die Puppen sind schön gemacht, ein paar gibt es zweimal zu wie Dracula, der tendentiell an Nosferatu orientiert ist, und Lucy vor und nach der Verwandlung. Auch sonst gibt es schöne visuelle EInfälle, es gibt ein kleines Schloss Dracula, wo mit Licht und kleinen Puppen gearbeitet wird. Die Musik ist nur elektirische Gitarre, sehr passend, machnmal wie Neil Young bei Dead Man. Also: Handwerklich ganz vorne.
Anfangs hatte ich meine Probleme mit den komödiantischen Grundton mit dem ich einfach nicht gerechnet habe, das legte sich nach und nach vor allem nach der Pause, aber gerade bei der Peson Arthur war es meist drüber, der war wie eine Mischung aus einer Figur Didi Hallervordens Nonstop Nonsens und frühem Hape Kerkeling, was gerade nach dem Tod Lucys sehr unpassend war. Und bei einer Spielzeit von beinahe 2 Stunden hatte es durchaus Längen, obwohl die Änderungen zum Roman durchaus nachollziehbar und gelungen waren. Und es gab Szenen, wo es sehr richtig klang: Die Renfield-Szenen, die späteren Draculaszenen zB.
Geht, kann man sehen!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
11.1.20 20 Uhr
LULU - ein Rock-Vaudeville
Bremer Goethetheater, Schauspielhaus
Die Tiger Lillies, ein spezielle englische Independent Band beschäftigt sich diesmal mit dem Theaterstück von Frank Wedekind, Premiere in Deutschland war in Stuttgart, und da Regisseur Armin Petras jetzt in Bremen arbeitet, gibt es das auch hier.
Die Lillies bauten um die Figur der Lulu 18 musikalische Bilder, die mit kleinen verschiedenen Szenen verbunden werden. So ist das kein klassisches Erzähltheater, sondern eine Rock-Revue. Im Vaudeville Styl, also eher schmieriger, unperfekt, schnell und dreckig.
Und das passiert gut, obwohl ich froh war, in der Einführung gewesen zu sein, da mir die Figur der Lulu nicht mehr so präsent war. Hier wird neben der staren Frau auch das Augenmerk auf die Geschichte eines mißbrauchten Mädchens gelegt. Das klingt erst mal nach tiefer Trauer, aber interessanter Weise schafft das Stück, auch lustig, itreißend und lebensbejahend zu sein. Aber eben auch traurig, zynisch und lebensverneinend.
Der Cast in wahrer Spielfreude, einige kannte ich schon und bin mal wieder begeistert vom hohen Niveau des Ensembles, einzig die Darstellung Lulus (1), hier eine Gastdarstellerin, kam ich nicht ganz so klar. Vielleicht lag es an ihrer Doppelrolle, sie war gleichzeitig eine Gastgeberin im Vaudeville, kommunizierte so auch oft mit dem Publikum, und in dieser gefiel sie mir nicht so. Nun gut, war vielleicht auch so angelegt. Anfänglich hatte ich leider auch schwierigkeiten den englischen Songtexten zu folgen, aber war ja kein Erzähltheater. Und die Musik war toll. Zirkusmusik trifft the Eels trifft British Pop, mal Punkska, mal Senger Songwriter.
Also so ähnlich stellte ich mir immer 70er Konzept-Rock-Shows vor, so im leichten Happening Feeling, nur halt mit guter Musik, und nicht langen Gniedel Bluesrock mit Pseudo-tollen deutschen Texten und richtigen Darstellern.
War gut!
LULU - ein Rock-Vaudeville
Bremer Goethetheater, Schauspielhaus
Die Tiger Lillies, ein spezielle englische Independent Band beschäftigt sich diesmal mit dem Theaterstück von Frank Wedekind, Premiere in Deutschland war in Stuttgart, und da Regisseur Armin Petras jetzt in Bremen arbeitet, gibt es das auch hier.
Die Lillies bauten um die Figur der Lulu 18 musikalische Bilder, die mit kleinen verschiedenen Szenen verbunden werden. So ist das kein klassisches Erzähltheater, sondern eine Rock-Revue. Im Vaudeville Styl, also eher schmieriger, unperfekt, schnell und dreckig.
Und das passiert gut, obwohl ich froh war, in der Einführung gewesen zu sein, da mir die Figur der Lulu nicht mehr so präsent war. Hier wird neben der staren Frau auch das Augenmerk auf die Geschichte eines mißbrauchten Mädchens gelegt. Das klingt erst mal nach tiefer Trauer, aber interessanter Weise schafft das Stück, auch lustig, itreißend und lebensbejahend zu sein. Aber eben auch traurig, zynisch und lebensverneinend.
Der Cast in wahrer Spielfreude, einige kannte ich schon und bin mal wieder begeistert vom hohen Niveau des Ensembles, einzig die Darstellung Lulus (1), hier eine Gastdarstellerin, kam ich nicht ganz so klar. Vielleicht lag es an ihrer Doppelrolle, sie war gleichzeitig eine Gastgeberin im Vaudeville, kommunizierte so auch oft mit dem Publikum, und in dieser gefiel sie mir nicht so. Nun gut, war vielleicht auch so angelegt. Anfänglich hatte ich leider auch schwierigkeiten den englischen Songtexten zu folgen, aber war ja kein Erzähltheater. Und die Musik war toll. Zirkusmusik trifft the Eels trifft British Pop, mal Punkska, mal Senger Songwriter.
Also so ähnlich stellte ich mir immer 70er Konzept-Rock-Shows vor, so im leichten Happening Feeling, nur halt mit guter Musik, und nicht langen Gniedel Bluesrock mit Pseudo-tollen deutschen Texten und richtigen Darstellern.
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jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
Huch, den gab es ja auch noch. Vier Jahre mit allerlei Theater und Opern und ähnlichem werde ich nicht schaffen nachzuholen, obwohl da einiges gutes war: Doctor Atomic, King Arthur, Emil und die Detektive....
Ich hole den mal hoch, damit ich ihn präsenter habe.
Ich hole den mal hoch, damit ich ihn präsenter habe.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
Freie Bühne Wendland
Moby Dick
Die Story um den weißen Wal, Ahab, Ismael und Queequeg.
Hier auf einem Kiesplatz unter freiem Himmel, zum Glück bei bestem Wetter. Eine Bühne gab es keine, dafür ein großer Transporter, der lange die Pequod spielte und der eigentliche Star wars. Nicht falsch verstehen, dass Ensemble ist gut, allen voran der Darsteller des Ahab, der auch eine super Stimme hat. Es werden die bekannten Szenen und Themen gegeben: Ismael kommt als Neuling auf das Schiff, Ahabs auftauchen nach ein paar Tagen, das Einschwören der Mannschaft auf seine persönliche Rache, Ahabs Irrsinn, Starbucks Widerstand. Die Münze. Und das alles in einer Art Steam Punk Mad Max Setting. Die Matrosen in schwarzen Overalls mit Steam futuristischen Südwestern und Brillen. Und viel Körperlichkeit. Sie klettern auf dem großen Wagen herum, bauen ihn zu einem Schiff auf, bauen ihn um, lassen umgebaute Lastfahrräder als Jagdboote herunter, sind artistisch in den Seilen und hantieren mit Speeren und Feier. Der Wagen im schmutzig schwarz. Viel angebautes Teil rostiges Metall. Das ist rasant und actionreich. Und am Ende verwandelt sich der Wagen auch noch in den weißen Wal.
Die Dramaturgie wird aber neben den Fahrten , der Wagen fährt tatsächlich einige Mal im Kreis mit den Spielern oben drauf am Agieren und klettern, auch von aktuellen Themen unterbrochen: Verschmutzung des Meeres, heutige Situation des Walfangs, die Besonderheiten der Tiere. Das wirkt manchmal wie ein erhobener Zeigefinger ist aber einerseits gut eingebunden andererseits hat ja auch Melville seinen Roman immer wieder für Essayistisches unterbrochen.
Dazu gibt es eine längere homoerotische Orgienszene, die die anwesenden Jugendlichen Schülergruppen zu Kicherattacken animierte, aber wenn man überlegt, drei Jahre auf See....
Leider fiel der Ton bei manchen Schauspielern ab und an aus, was sie zwar durch ihre Stimmen ein wenig kompensieren könnten, das dann aber anstrengender würde.
Wirklich ein Spektakel. Ich glaube, die dritte unterschiedliche Inszenierung vom Weißen Wal, die ich sah.
Moby Dick
Die Story um den weißen Wal, Ahab, Ismael und Queequeg.
Hier auf einem Kiesplatz unter freiem Himmel, zum Glück bei bestem Wetter. Eine Bühne gab es keine, dafür ein großer Transporter, der lange die Pequod spielte und der eigentliche Star wars. Nicht falsch verstehen, dass Ensemble ist gut, allen voran der Darsteller des Ahab, der auch eine super Stimme hat. Es werden die bekannten Szenen und Themen gegeben: Ismael kommt als Neuling auf das Schiff, Ahabs auftauchen nach ein paar Tagen, das Einschwören der Mannschaft auf seine persönliche Rache, Ahabs Irrsinn, Starbucks Widerstand. Die Münze. Und das alles in einer Art Steam Punk Mad Max Setting. Die Matrosen in schwarzen Overalls mit Steam futuristischen Südwestern und Brillen. Und viel Körperlichkeit. Sie klettern auf dem großen Wagen herum, bauen ihn zu einem Schiff auf, bauen ihn um, lassen umgebaute Lastfahrräder als Jagdboote herunter, sind artistisch in den Seilen und hantieren mit Speeren und Feier. Der Wagen im schmutzig schwarz. Viel angebautes Teil rostiges Metall. Das ist rasant und actionreich. Und am Ende verwandelt sich der Wagen auch noch in den weißen Wal.
Die Dramaturgie wird aber neben den Fahrten , der Wagen fährt tatsächlich einige Mal im Kreis mit den Spielern oben drauf am Agieren und klettern, auch von aktuellen Themen unterbrochen: Verschmutzung des Meeres, heutige Situation des Walfangs, die Besonderheiten der Tiere. Das wirkt manchmal wie ein erhobener Zeigefinger ist aber einerseits gut eingebunden andererseits hat ja auch Melville seinen Roman immer wieder für Essayistisches unterbrochen.
Dazu gibt es eine längere homoerotische Orgienszene, die die anwesenden Jugendlichen Schülergruppen zu Kicherattacken animierte, aber wenn man überlegt, drei Jahre auf See....
Leider fiel der Ton bei manchen Schauspielern ab und an aus, was sie zwar durch ihre Stimmen ein wenig kompensieren könnten, das dann aber anstrengender würde.
Wirklich ein Spektakel. Ich glaube, die dritte unterschiedliche Inszenierung vom Weißen Wal, die ich sah.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Welches Theaterstück habt ihr zuletzt gesehen?
13.11.24, Theater Bremen, Brauhaus
ALICE IM WUNDERLAND
Zum 14. Geburtstag meines Nachbar- und Patenkindes gab es Theaterkarten. Ich bin so der Kultur- und Fussballonkel, und damit auch sehr zufrieden. Das Stück war ab 14 empfohlen, ging eine Stunde, für mich passte das alles. Aufgeführt und inszeniert von den Jungen Akteur:innen, wo junge Menschen unter Mithilfe von Theaterprofis Stücke entwickeln und sich ausprobieren. Das Brauhaus ist ein relativ kleiner Sall (120 Plätze circa), was zuerst für einen enttäuschenden Blick meines Gastes führten, vor allem, weil auch der Bühnenaufbau aus einer vieeckigen Grundfläche ein schräges Quadrat machten. Passte ja aber zu der klassischen Nonsense-Jugendgeschichte übers Erwachsenwerden, voller Absurditäten und Paradoxien.
Hier wurde nur lose die Story nacherzählt, es wurden Figuren und Motive der Geschichte fantasievoll und assoziativ genutzt um verschiedene Themen anzuspielen: Erwachsnewerden inklusive Körperveränderung, Sprache, Kommunikation und ihre Grenzen. Das Sysyphushafte des menschlichen Daseins, den Wahnsinn ineinen selbst oder in der Welt.
Meine letzte Lektüre ist schon wirklich lange her, zuletzt habe ich mich beim Burton Film damit befasst, klar, einige Figuren sind aber eh popkulturelles Allgemeinwissen. Paul kannte werder die Geschichten, oder das Buch, noch irgendeine Verfilmung. Mit so "modern" inszeniertes Theater hatte er auch noch keine Berührung, unsere gemeinsamen Highlights waren bisher Ronja und Huckleberry Finn, der allerdings schon ein paar ungewöhnliche Sachen drinhatte.
Mich wunderte, dass es an einem Mittwoch Abend ausverkauft war, aber kurz vor Beginn wurde mir klar, das es wohl Schulstoff war, mindestens zwei Klassen waren da. Und während ich geschickt eine Gruppe unwillig wirkender Schüler vermied (bei freier Platzwahl) führte unser Weg leider vor eine Gruppe unauffällig wirkender anderer Schüler. Die das Buch kannten, aber auch gezwungenermassen da saßen und folgerichtig (und weil es wahrscheinlich cool ist) das alles kacke fanden. So weit so unproblematisch, nur musste ein Duo das durchweg auch halblaut kommentieren, da wünsche ich mir einschreitendere Lehrkräfte....
Trotz der misslichen Umstände und einer Konzentrationsleistung bekamen wir alles mit, einzelnes fand ich zu erwartbar oder ein bißchen nach dme Motto: So eine Szene brauchen wir auch drin, aber insgesamt waren da viel Schöne Sachen drin, es wurde gut gespielt und war insgesamt rund. Auf Pauls Reaktion war ich gespannt: Er meinte, dass er zwar kaum etwas verstaden hat, aber es trotzdem interesant war. Als wir auf dem Rückweg über die Themen sprachen, die er ebenso erkannte wie ich, war wohl die Tee Party am eindrucksvollsten. Da war es immer 17 Uhr, es gab immer Tee, aber nichts bewegt sich, nichts ändert sich, man kommt zu nichts, und entweder man wird verrückt oder flieht. Meines Erachtens ein schönes Bild auf den Kapitalismus und seine Arbeitswelt, insofern Bildungsauftrag auch erfüllt.
ALICE IM WUNDERLAND
Zum 14. Geburtstag meines Nachbar- und Patenkindes gab es Theaterkarten. Ich bin so der Kultur- und Fussballonkel, und damit auch sehr zufrieden. Das Stück war ab 14 empfohlen, ging eine Stunde, für mich passte das alles. Aufgeführt und inszeniert von den Jungen Akteur:innen, wo junge Menschen unter Mithilfe von Theaterprofis Stücke entwickeln und sich ausprobieren. Das Brauhaus ist ein relativ kleiner Sall (120 Plätze circa), was zuerst für einen enttäuschenden Blick meines Gastes führten, vor allem, weil auch der Bühnenaufbau aus einer vieeckigen Grundfläche ein schräges Quadrat machten. Passte ja aber zu der klassischen Nonsense-Jugendgeschichte übers Erwachsenwerden, voller Absurditäten und Paradoxien.
Hier wurde nur lose die Story nacherzählt, es wurden Figuren und Motive der Geschichte fantasievoll und assoziativ genutzt um verschiedene Themen anzuspielen: Erwachsnewerden inklusive Körperveränderung, Sprache, Kommunikation und ihre Grenzen. Das Sysyphushafte des menschlichen Daseins, den Wahnsinn ineinen selbst oder in der Welt.
Meine letzte Lektüre ist schon wirklich lange her, zuletzt habe ich mich beim Burton Film damit befasst, klar, einige Figuren sind aber eh popkulturelles Allgemeinwissen. Paul kannte werder die Geschichten, oder das Buch, noch irgendeine Verfilmung. Mit so "modern" inszeniertes Theater hatte er auch noch keine Berührung, unsere gemeinsamen Highlights waren bisher Ronja und Huckleberry Finn, der allerdings schon ein paar ungewöhnliche Sachen drinhatte.
Mich wunderte, dass es an einem Mittwoch Abend ausverkauft war, aber kurz vor Beginn wurde mir klar, das es wohl Schulstoff war, mindestens zwei Klassen waren da. Und während ich geschickt eine Gruppe unwillig wirkender Schüler vermied (bei freier Platzwahl) führte unser Weg leider vor eine Gruppe unauffällig wirkender anderer Schüler. Die das Buch kannten, aber auch gezwungenermassen da saßen und folgerichtig (und weil es wahrscheinlich cool ist) das alles kacke fanden. So weit so unproblematisch, nur musste ein Duo das durchweg auch halblaut kommentieren, da wünsche ich mir einschreitendere Lehrkräfte....
Trotz der misslichen Umstände und einer Konzentrationsleistung bekamen wir alles mit, einzelnes fand ich zu erwartbar oder ein bißchen nach dme Motto: So eine Szene brauchen wir auch drin, aber insgesamt waren da viel Schöne Sachen drin, es wurde gut gespielt und war insgesamt rund. Auf Pauls Reaktion war ich gespannt: Er meinte, dass er zwar kaum etwas verstaden hat, aber es trotzdem interesant war. Als wir auf dem Rückweg über die Themen sprachen, die er ebenso erkannte wie ich, war wohl die Tee Party am eindrucksvollsten. Da war es immer 17 Uhr, es gab immer Tee, aber nichts bewegt sich, nichts ändert sich, man kommt zu nichts, und entweder man wird verrückt oder flieht. Meines Erachtens ein schönes Bild auf den Kapitalismus und seine Arbeitswelt, insofern Bildungsauftrag auch erfüllt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.