Dealer Connection - Enzo G. Castellari (1977)
Moderator: jogiwan
Dealer Connection - Enzo G. Castellari (1977)
Dealer Connection - Die Strasse des Heroins
Originaltitel: La Via della droga
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1977
Regie: Enzo G. Castellari
Darsteller: Fabio Testi, David Hemmings, Sherry Buchanan, Massimo Vanni, Romano Puppo,
Salvatore Billa, Patrizia Webley, Wolfgango Soldati, Angelo Ragusa, Sergio Ruggeri, Joshua Sinclair,
Leonardo Scavino...
Inhalt:
Rom ist zwar nur eine unbedeutende Drehscheibe im Heroinkarussell zwischen Asien, den USA und Europa, doch trotzdem setzt Mike Hamilton, Leiter streng geheimer Undercover-Operationen in der italienischen Hauptstadt, alles daran, den italienischen Drahtzieher zu schnappen.
Ihm zur Seite steht der Drogenfahnder Fabio, der sich das Vertrauen des lokalen Drogenbarons Gianni erschleicht, um die Spitze zu enttarnen.
Als in Rom eine Heroinknappheit droht, soll Fabio mit zwei Gangstern für Gianni die Asservatenkammer der Polizei ausrauben.
Doch der Stoff ist mit einem Peilsender präpariert, den die Gangster bei der ersten "Qualitätsprobe" finden.
Damit ist Fabios Tarnung aufgeflogen, jetzt schreitet er mit offenem Visier zur Tat, um den obersten Boss zu erwischen....
Covertext
Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
Harter, temporeicher Poliziesco, spannend von der ersten bis zur letzten Minute, hat mir gut gefallen!
Was für ein Teufelskerl unser Fabio doch ist, hier haut er aber wirklich gnadenlos auf die Kacke!!
Schade finde ich, das Romano Puppo nur so eine kleine Rolle hat, den hätt ich gerne etwas mehr in Aktion gesehen. Bis auf das stellenweise etwas dick aufgetragen wurde ist an dem Streifen nix auszusetzen, solide Thrillerkost, die keine Wünsche offen lässt.
8/10
Was für ein Teufelskerl unser Fabio doch ist, hier haut er aber wirklich gnadenlos auf die Kacke!!
Schade finde ich, das Romano Puppo nur so eine kleine Rolle hat, den hätt ich gerne etwas mehr in Aktion gesehen. Bis auf das stellenweise etwas dick aufgetragen wurde ist an dem Streifen nix auszusetzen, solide Thrillerkost, die keine Wünsche offen lässt.
8/10
Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
Habe den Film leider nicht mehr so klar in Erinnerung, fest steht jedoch: klasse Besetzung - Testi, Hemmings, Puppo (den sehe ich auch sehr gerne, leider ist er 1994 bei einem Autounfall ums Leben gekommen).
Nicht unerwähnt bleiben sollte die tolle Filmmusik von Goblin.
Nicht unerwähnt bleiben sollte die tolle Filmmusik von Goblin.
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Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
Guter Durchschnitt meiner Meinung nach. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Was mich immer wieder nervt: Die Cover-Notes, die New fast wörtlich von uns abgepinnt hat und das ohne Credits . NA ja, aber das hatte ich, glaube ich, an anderer Stelle schon kundgetan .
Hier ein Auszug aus unserer Review:
Action-Kracher von Castellari, der schwer aus den Startlöchern kommt, um dann geradlinig auf sein Ziel loszumarschieren. Der Beginn ist schon reichlich bizarr: Ohne Worte hakt die Geschichte zum Prog-Rock von Goblin kurze unzusammenhängende Episoden in den Drogenzentren Hongkong, New York und Amsterdam ab, die nicht wirklich die Zielrichtung des Films klarstellen. Erst als Fabio für den Zuschauer als Undercover-Cop geoutet wird, findet man allmählich in die zuerst kryptische Story. Um die Action hat das Buch zur moralischen Erbauung kleine Nebenhandlungen um Fixerelend, Beschaffungskriminalität und -prostitution gewebt. Das wirkt etwas aufgesetzt, doch die Action-Szenen sind ohne Fehl und Tadel. Die Hauptfiguren bleiben samt und sonders blass, interessieren auch nicht weiter, während der Oberschurke, der am Ende natürlich dran glauben muss, den ganzen Film über gleich weitgehend unsichtbar und wenig bedrohlich bleibt. Groß ist der oberbrutale Kleindealer (Angelo Ragusa), der einen blanken Süchtigen auf Turkey wegen Außenständen vermöbelt und dabei dessen letztes Eitsch im Klo verteilt. Nach der Behandlung muss dieser mit letzter Kraft das Pulver von der dreckigen Schüssel abschlecken, um doch noch auf seine Kosten zu kommen.
Ich mag an diesem Zeugs die unglaubliche 70s-Atmo, angefangen von den Klamotten und Autos - Hamilton kutschiert mit einem Ford Granada/Consul (?) durch die Gegend - bis hin zu den astreinen Fönwellen. Die Goblin-Musik ist eh' erhaben. Wieso dieser Film in der VHS-Fassung (EuroVideo) ein "FSK 12" bekommen hat, wundert sich doch schlussendlich selbst der im Nehmen recht harte Gunslinger.
Hier ein Auszug aus unserer Review:
Action-Kracher von Castellari, der schwer aus den Startlöchern kommt, um dann geradlinig auf sein Ziel loszumarschieren. Der Beginn ist schon reichlich bizarr: Ohne Worte hakt die Geschichte zum Prog-Rock von Goblin kurze unzusammenhängende Episoden in den Drogenzentren Hongkong, New York und Amsterdam ab, die nicht wirklich die Zielrichtung des Films klarstellen. Erst als Fabio für den Zuschauer als Undercover-Cop geoutet wird, findet man allmählich in die zuerst kryptische Story. Um die Action hat das Buch zur moralischen Erbauung kleine Nebenhandlungen um Fixerelend, Beschaffungskriminalität und -prostitution gewebt. Das wirkt etwas aufgesetzt, doch die Action-Szenen sind ohne Fehl und Tadel. Die Hauptfiguren bleiben samt und sonders blass, interessieren auch nicht weiter, während der Oberschurke, der am Ende natürlich dran glauben muss, den ganzen Film über gleich weitgehend unsichtbar und wenig bedrohlich bleibt. Groß ist der oberbrutale Kleindealer (Angelo Ragusa), der einen blanken Süchtigen auf Turkey wegen Außenständen vermöbelt und dabei dessen letztes Eitsch im Klo verteilt. Nach der Behandlung muss dieser mit letzter Kraft das Pulver von der dreckigen Schüssel abschlecken, um doch noch auf seine Kosten zu kommen.
Ich mag an diesem Zeugs die unglaubliche 70s-Atmo, angefangen von den Klamotten und Autos - Hamilton kutschiert mit einem Ford Granada/Consul (?) durch die Gegend - bis hin zu den astreinen Fönwellen. Die Goblin-Musik ist eh' erhaben. Wieso dieser Film in der VHS-Fassung (EuroVideo) ein "FSK 12" bekommen hat, wundert sich doch schlussendlich selbst der im Nehmen recht harte Gunslinger.
Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
Vlt. von der FSK als "besonders nerdvoll" eingestuft worden.Slim Naughton hat geschrieben:Wieso dieser Film in der VHS-Fassung (EuroVideo) ein "FSK 12" bekommen hat, wundert sich doch schlussendlich selbst der im Nehmen recht harte Gunslinger.
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Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
Nach einem Rundflug um die Welt konzentriert sich der Film um den Undercover-Ermittler Fabio (Testi), der es unverständlicherweise schafft, trotz lächerlicher Jeans-Bekleidung (na ja, 1977 ) für eine Größe im Drogenhandel gehalten zu werden, um den großen Boss zur Strecke zu bringen. Sehr viel mehr Story ist heute nicht, Castellari hält es mehr mit Azione totali. Das grande Finale dauert hier länger als üblich, definiert aber den Begriff "unglaubliche Zufälle" neu: Fabio entwendet im Laufe der Verfolgungsjagd erst ein Motorrad, dann einen Streifenwagen und schließlich gar ein Flugzeug, dass mit laufendem Motor auf dem Flugplatz herumsteht.
Von der Klasse eines "Tote Zeugen singen nicht" kann man hier natürlich nur träumen, doch Castellari liefert wieder einmal unterhaltsame Action ab, die Italophile nicht verschmähen sollten. Denn da würde man nämlich auch eine Lesbelei von Sherry Buchanan und Patrizia Webley und den Score von Goblin verpassen.
Der Oberdealer agiert hier unter dem Namen Gianni Loffredo
, hört aber tatsächlich auf den Namen Heinz Klett
Von der Klasse eines "Tote Zeugen singen nicht" kann man hier natürlich nur träumen, doch Castellari liefert wieder einmal unterhaltsame Action ab, die Italophile nicht verschmähen sollten. Denn da würde man nämlich auch eine Lesbelei von Sherry Buchanan und Patrizia Webley und den Score von Goblin verpassen.
Der Oberdealer agiert hier unter dem Namen Gianni Loffredo
, hört aber tatsächlich auf den Namen Heinz Klett
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Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
„Süchtige und Nutten sind alle gleich!“
Mit „Tote Zeugen singen nicht“ und „Ein Mann schlägt zurück“ mit Franco Nero in der jeweiligen Hauptrolle beteiligte sich auch der italienische Regisseur Enzo G. Castellari erfolgreich am Poliziesco-Genre. 1976 drehte er seinen Spät-Western „Keoma – Das Lied des Todes“ ebenfalls mit Nero in der Hauptrolle und wählte für seinen actionreichen Kriminalthriller „Racket“ aus dem gleichen Jahr Fabio Testi („Das Geheimnis der grünen Stecknadel“) als Star der Produktion, der sodann auch im 1977 erschienenen weiteren Poliziesco „Dealer Connection – Die Straße des Heroins“ die Hauptrolle bekleiden durfte.
Rom entpuppt sich immer mehr als Drogenumschlagsplatz auf der internationalen Achse des Heroingeschäfts. Der britische Interpol-Kommissar Mike Hamilton (David Hemmings, „Profondo Rosso“) wird nach Rom geschickt, um die großen Fische mit Hilfe des erfahrenen Undercover-Polizisten Fabio (Fabio Testi) dingfest zu machen. Fabio versucht, sich in die Verbrecherbande des Drogenbosses Gianni (Joshua Sinclair, „Wenn Du krepierst - lebe ich“) einzuschleusen und gerät dabei in Lebensgefahr…
„Knie nieder und friss Staub!“
Direkt zu Beginn springt „Dealer Connection“ von einem Drehort zum anderen zwischen Rom, New York, Kolumbien und Hongkong, währenddessen sich Castellari auch gleich einen Cameo-Auftritt genehmigt. Das soll anscheinend die Zusammenhänge des internationalen Drogengeschäfts verdeutlichen, ist im Prinzip aber nicht von weiterer Bedeutung. Dass Fabio, den Testi unrasiert und im Jeans-Outfit betont leger und verwegen gibt, Polizist ist oder zumindest von der Polizei bezahlt wird, ist schon früh zu erahnen, dennoch gönnt sich „Dealer Connection“ sehr viel Zeit, bis er dies offen ausspricht. Bis dahin habe ich den Eindruck, dass Castellari sein Publikum durch eine unnötig komplizierte Erzählweise vorsätzlich verwirren möchte, was meines Erachtens nicht sonderlich geglückt ist. Als viel interessanter erweisen sich die zahlreichen, zum Teil sicherlich dem Entstehungsjahr, zum Teil Castellaris Bestreben, einen Actionfilm statt eines Sozialdramas zu drehen, geschuldeten, oberflächlichen bis naiven Auseinandersetzungen mit dem Drogenkonsum und dessen Folgen aus Opfersicht, der plakativ alles Mögliche, was sensationslüstern durch die Medien kolportiert wurde, aufgreift und verarbeitet – sei es ein die letzten Krümel von der Klobrille leckender Junkie, sei es die verzweifelte Mutter, die ihrer Tochter einen Schuss setzt und konstatiert: „Du kannst ja nix dafür!“ Mit eigentlich gar nichts von alldem hat wiederum eine erotische lesbische Sexszene zwischen Sherry Buchanan („Der Tod trägt schwarzes Leder“) und einer weiteren jungen Dame zu tun…
Wie dem auch sei, es dauert eine ganze Weile, bis Action-Spezialist Castellari hält, was das Wissen um seine Position auf dem Regiesessel verspricht und wilde Schießereien eine Reihe aufwändiger Stunts und Actionszenen einleiten. Unterbrochen durch ein paar Albernheiten zwischendurch (Hemmings als Busengrabscher – ich bin entsetzt!) wird schließlich mit Beginn des letzten Drittels (!) bereits zum Finale geblasen, das weitestgehend auf Handlung verzichtet, sich zunächst trotz des bleihaltigen Argumentaustausch reichlich zieht, dann aber doch noch mal so richtig aufdreht und manch irren Stunt bietet. Neben den üblichen Prügeleien, Schießereien und Autocrashs ist mir besonders die meines Erachtens besonders starke und gelungene Szene auf einer Rolltreppe im Gedächtnis geblieben. Der Showdown findet sogar in der Luft statt, wobei Fabios Sportflieger ihn ganz schön weit trägt – dafür, dass es angeblich keinen Treibstoff hat… Schön finde ich, dass die Spur des Drogenrings auch zu Weißkitteln im Drogenlabor führt, sich das Drehbuch demnach nicht auf die üblichen Klischees vom Straßendealer und Zigarre rauchenden dekadenten Drogenbaron beschränkt. Begleitet wird „Dealer Connection“ von einem lässigen, pulsierenden mal Hi-Hat-, mal Bass-lastigen Percussions- und Orgel-Soundtrack von niemand Geringerem als den Prog-Score-Experten „Goblin“, der ganz klar zu den Stärken des Films zählt.
Die exploitative Herangehensweise an das Drogenthema treibt unterm Strich einige bizarre Blüten, ist aber nicht das Problem des Films. Als enttäuschend erweist sich vielmehr, dass man erschreckend wenig aus der anfänglich suggerierten Vielzahl an Drehorten macht und die beachtliche Action schlecht über den Film verteilt, sie nach dramaturgisch und erzählerisch nicht sonderlich geglückten zwei Dritteln geballt im letzten Teil abfeuert und dabei auch schon mal seine Darsteller vergisst: Testi ist allzeit präsent, doch aus Namen wie David Hemmings, Massimo Vanni („The Riffs – Die Gewalt sind wir“) und Romano Puppo („Fireflash – Der Tag nach dem Ende“) hätte man doch mehr herausholen können. Dank seines Italo-Flairs inkl. einiger markiger Sprüche bleibt unterm Strich ein leicht überdurchschnittlicher, spekulativer Action-Poliziesco, der kein Vergleich ist zu Castellaris wirklichen Klassikern und mit 5,5 von 10 Fixbestecken auskommen muss.
Mit „Tote Zeugen singen nicht“ und „Ein Mann schlägt zurück“ mit Franco Nero in der jeweiligen Hauptrolle beteiligte sich auch der italienische Regisseur Enzo G. Castellari erfolgreich am Poliziesco-Genre. 1976 drehte er seinen Spät-Western „Keoma – Das Lied des Todes“ ebenfalls mit Nero in der Hauptrolle und wählte für seinen actionreichen Kriminalthriller „Racket“ aus dem gleichen Jahr Fabio Testi („Das Geheimnis der grünen Stecknadel“) als Star der Produktion, der sodann auch im 1977 erschienenen weiteren Poliziesco „Dealer Connection – Die Straße des Heroins“ die Hauptrolle bekleiden durfte.
Rom entpuppt sich immer mehr als Drogenumschlagsplatz auf der internationalen Achse des Heroingeschäfts. Der britische Interpol-Kommissar Mike Hamilton (David Hemmings, „Profondo Rosso“) wird nach Rom geschickt, um die großen Fische mit Hilfe des erfahrenen Undercover-Polizisten Fabio (Fabio Testi) dingfest zu machen. Fabio versucht, sich in die Verbrecherbande des Drogenbosses Gianni (Joshua Sinclair, „Wenn Du krepierst - lebe ich“) einzuschleusen und gerät dabei in Lebensgefahr…
„Knie nieder und friss Staub!“
Direkt zu Beginn springt „Dealer Connection“ von einem Drehort zum anderen zwischen Rom, New York, Kolumbien und Hongkong, währenddessen sich Castellari auch gleich einen Cameo-Auftritt genehmigt. Das soll anscheinend die Zusammenhänge des internationalen Drogengeschäfts verdeutlichen, ist im Prinzip aber nicht von weiterer Bedeutung. Dass Fabio, den Testi unrasiert und im Jeans-Outfit betont leger und verwegen gibt, Polizist ist oder zumindest von der Polizei bezahlt wird, ist schon früh zu erahnen, dennoch gönnt sich „Dealer Connection“ sehr viel Zeit, bis er dies offen ausspricht. Bis dahin habe ich den Eindruck, dass Castellari sein Publikum durch eine unnötig komplizierte Erzählweise vorsätzlich verwirren möchte, was meines Erachtens nicht sonderlich geglückt ist. Als viel interessanter erweisen sich die zahlreichen, zum Teil sicherlich dem Entstehungsjahr, zum Teil Castellaris Bestreben, einen Actionfilm statt eines Sozialdramas zu drehen, geschuldeten, oberflächlichen bis naiven Auseinandersetzungen mit dem Drogenkonsum und dessen Folgen aus Opfersicht, der plakativ alles Mögliche, was sensationslüstern durch die Medien kolportiert wurde, aufgreift und verarbeitet – sei es ein die letzten Krümel von der Klobrille leckender Junkie, sei es die verzweifelte Mutter, die ihrer Tochter einen Schuss setzt und konstatiert: „Du kannst ja nix dafür!“ Mit eigentlich gar nichts von alldem hat wiederum eine erotische lesbische Sexszene zwischen Sherry Buchanan („Der Tod trägt schwarzes Leder“) und einer weiteren jungen Dame zu tun…
Wie dem auch sei, es dauert eine ganze Weile, bis Action-Spezialist Castellari hält, was das Wissen um seine Position auf dem Regiesessel verspricht und wilde Schießereien eine Reihe aufwändiger Stunts und Actionszenen einleiten. Unterbrochen durch ein paar Albernheiten zwischendurch (Hemmings als Busengrabscher – ich bin entsetzt!) wird schließlich mit Beginn des letzten Drittels (!) bereits zum Finale geblasen, das weitestgehend auf Handlung verzichtet, sich zunächst trotz des bleihaltigen Argumentaustausch reichlich zieht, dann aber doch noch mal so richtig aufdreht und manch irren Stunt bietet. Neben den üblichen Prügeleien, Schießereien und Autocrashs ist mir besonders die meines Erachtens besonders starke und gelungene Szene auf einer Rolltreppe im Gedächtnis geblieben. Der Showdown findet sogar in der Luft statt, wobei Fabios Sportflieger ihn ganz schön weit trägt – dafür, dass es angeblich keinen Treibstoff hat… Schön finde ich, dass die Spur des Drogenrings auch zu Weißkitteln im Drogenlabor führt, sich das Drehbuch demnach nicht auf die üblichen Klischees vom Straßendealer und Zigarre rauchenden dekadenten Drogenbaron beschränkt. Begleitet wird „Dealer Connection“ von einem lässigen, pulsierenden mal Hi-Hat-, mal Bass-lastigen Percussions- und Orgel-Soundtrack von niemand Geringerem als den Prog-Score-Experten „Goblin“, der ganz klar zu den Stärken des Films zählt.
Die exploitative Herangehensweise an das Drogenthema treibt unterm Strich einige bizarre Blüten, ist aber nicht das Problem des Films. Als enttäuschend erweist sich vielmehr, dass man erschreckend wenig aus der anfänglich suggerierten Vielzahl an Drehorten macht und die beachtliche Action schlecht über den Film verteilt, sie nach dramaturgisch und erzählerisch nicht sonderlich geglückten zwei Dritteln geballt im letzten Teil abfeuert und dabei auch schon mal seine Darsteller vergisst: Testi ist allzeit präsent, doch aus Namen wie David Hemmings, Massimo Vanni („The Riffs – Die Gewalt sind wir“) und Romano Puppo („Fireflash – Der Tag nach dem Ende“) hätte man doch mehr herausholen können. Dank seines Italo-Flairs inkl. einiger markiger Sprüche bleibt unterm Strich ein leicht überdurchschnittlicher, spekulativer Action-Poliziesco, der kein Vergleich ist zu Castellaris wirklichen Klassikern und mit 5,5 von 10 Fixbestecken auskommen muss.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- CamperVan.Helsing
- Beiträge: 10905
- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: Dealer Connection - Enzo G. Castellari
5,5/10? Oh, come on, Bux, da wäre schon noch ein Punkt mehr drin gewesen.
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