Soll man vom Titel eines Films auf den Inhalt desselben schließen? Und ist diese ital.-türk. Produktion des ägyptisch-italienischen Regisseurs Frank Agrama die wahre
Rache des Paten? The true
Cry of a Prostitute? Nomen est omen? Nein, nein, nein und nein. Das kann ich vorwegnehmen.
Um
L'amico del padrino genießen zu können, muss man bereit dazu sein, mehrere Stockwerke hinabzusteigen und entspannt unterhalb der eigenen Sehgewohnheiten zu verweilen. Zumindest für knapp 80 Minuten. Das ist nicht abwertend gemeint, denn wirklich langweilig wurde mir beim Ansehen nicht. Richard Harrison ist Richard (natürlich!) Maddock,Vietnamveteran, der sich als Auftragskiller in Istanbul für einen dort ansässigen Paten (einfach nur „the godfather“ genannt) verdingt. Verkehren tut er mit 3 Leuten: der nervigen Layla (Krista Nell), die mit ihm durchbrennen will. Mit einer Ex-Freundin Jenny (Erica Blank) und mit dem Auftragskiller der Konkurrenz Atif (Ayhan Isik), mit dem Layla ebenfalls durchbrennen will. So weit zur Figurenkonstellation. Nun, Blank und Nell
ziehen blank zeigen erfreulicherweise viel nackte Haut. Und passend dazu ist manche Bettszene in die Länge gezogen und im Softerotikstil inszeniert. Storytechnisch geht es um den Versuch der Übernahme des Istanbuler Opiumhandels. Atif versucht Richard zum Wechsel zu überreden, und dabei ist ihm jedes Mittel recht.
Wer jetzt bei den Stichworten „Istanbul“ und „Richard Harrison“ frohlockt, dass es hier zugeht wie beim ultimativen Rotzbremsenmassaker
Fighting Killer, der hat sich zu früh gefreut. Dessen gigantischer Unterhaltungswert wird leider nicht angekratzt.
Als filmische Referenzen würde ich eher
Der lange Arm des Paten (wg. der Entstehungszeit und E. Blank) und
Deckname Scorpion (wg. der Location) angeben. Wobei ich ersteren etwas besser und letztgenannten langweiliger fand. Egal. Wir befinden uns quasi im unteren Genredrittel. In der annehmbaren 3. Reihe.
Was mich wirklich verwirrt hat, ist der Soundtrack, der stark nach 80er Jahre Synthiepop/Elektro (mit einem Schlagzeug aus der Konserve, clap sounds etc.) klingt.
Hat da jemand für die VHS-Auswertung (meine Fassung ist vom US-Label Saturn Productions) nachträglich akustisch Veränderungen vorgenommen?
Zu guter Letzt ist mir noch aufgefallen, dass meine Version wahrscheinlich gewalttechnisch erleichtert worden ist: ein Axtmord ist bspw. nur angedeutet. Hier wird dem Eurokult-Komplettisten womöglich blutiges Filmmaterial vorenthalten.
Meine alte US-VHS (miese Fotoquali):