Alternativer Titel: La Orca
Produktionsland: Italien
Produktion: Marcello D'Amico
Erscheinungsjahr: 1976
Regie: Eriprando Visconti
Drehbuch: Roberto Gandus, Lisa Morpurgo
Kamera: Blasco Giurato
Schnitt: Franco Arcalli
Musik: Federico Monti Arduini, Luca di Silverio
Länge: ca. 99 Min.
Freigabe: ungeprüft
Darsteller:
Michele Placido
Flavio Bucci
Bruno Corazzari
Livia Cerini
Piero Palermini
Otello Toso
Als bereits zwei Wochen verstrichen sind und man keine Meldung erhalten hat, beginnen die Männer nervös zu werden.
Was sich hinter einem reißerischen deutschen Titel verbirgt, ist eher das Gegenteil von dem was man erwartet. Eriprando Visconti verzichtet in seinem Film auf brutale Vergewaltigungen und Action und konzentriert sich eher auf ein Kammerspiel. Ein Kammerspiel in dem Michele und Alice zu den tragenden Figuren werden. Allerdings werden auch die anderen Figuren, sprich die beiden weiteren Entführer beleuchtet. Die soziale Stellung und die Kluft zwischen Arm und Reich. Genau der als zweites genannte Punkt ist ein zentrales Thema innerhalb des Spiels zwischen Michele und Alice. Ein naiver Mensch, der versucht Geld auf illegale Weise zu verdienen ohne zu wissen was er eigentlich tut und das wohlhabende Mädchen aus dem reichen Hause, das diese Naivität für sich auskostet um der „Herr der Situation“ zu werden.
Was bei „La Orca“ wichtig ist, ist das man sich unbedingt auf die tristen Räumlichkeiten einlässt. Nur so kann man Bezug zu dem Geschehen gewinnen. Sehr zu beachten sind hier auch diverse Kleinigkeiten, wie Alices Weg zur Toilette, welches ein erniedrigendes Gesamtbild darstellt. Sollte man dazu nicht in der Lage sein, so wird der Film einfach vorbeilaufen und am Ende ein gelangweiltes Ergebnis hinterlassen. Demnach muss man vorher wissen, auf was man sich bei „Lsa Orca“ einlässt. Es handelt sich um keinen Poliziesco mit Autojagden und Schießereien und auch um keine Entführung im Stile von „Milano odia“ in der Tomas Milian nach allen Regeln der Kunst wirbelt. „La Orca“ kommt sehr still daher und versucht Kritik an der Gesellschaft zu üben.
Die Rolle des Michele wird von Michele Placido verkörpert, den man als Corrado Cattani innerhalb der Serie „Allein gegen die Mafia“ noch in guter Erinnerung haben sollte. Alice wird von dem Oldenburger Fotomodel Rena Niehaus gespielt und Frau Niehaus macht ihre Sache als das Opfer… ist sie überhaupt das Opfer?... wirklich gut.
„La Orca“ war in Italien recht erfolgreich und ließ eine Fortsetzung unter dem Titel „Oedipus Orca“ (deutscher Titel: Wilde Früchte), ebenfalls mit Rena Niehaus folgen.
Fazit: Ein interessanter Film, der allerdings sensationshungrigen Actionliebhabern missfallen wird. Wer sich allerdings ein wenig in die Psyche der am Kammerspiel beteiligten Personen versetzen will, der wird Part Eins des zuvor geschrieben Satzes bestätigen können.
7/10