Atroz - Lex Ortega (2015)
Moderator: jogiwan
- Salvatore Baccaro
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Atroz - Lex Ortega (2015)
Originaltitel: Atroz
Produktionsland: Mexiko 2015
Regie: Lex Ortega
Darsteller: Lex Ortega, David Aboussafy, Laurette Flores, Aleyda Gallardo, Orlando Moguel, Patricia Leih, Dana Karvelas
ATROZ. Ein Scheusal in drei Akten.
Erster Akt: Autounfall in Mexico City. Der Mann am Steuer und sein Beifahrer sind schwerverletzt. Während sie ins Krankenhaus gebracht werden, untersucht ein Polizeibeamter ihr Fahrzeug. Er findet einen Camcorder mit zugehörigem Video, das er sich noch an der Unfallstelle zu Gemüte führt – und nicht schlecht staunt, als er plötzlich mit einem veritablen Snuff-Film konfrontiert wird: Die beiden Männer haben einen Transsexuellen vom Straßenstrich aufgegabelt und in einen Kellerraum entführt. An einen Stuhl gefesselt muss ihr Opfer die schlimmsten psychischen und physischen Qualen erdulden. Kaum eine Körperflüssigkeit, die in den folgenden Minuten nicht spritzt: Tränen, Blut, Exkremente, in denen einer der Folterknechte genüsslich mit den Fingern herumstochert, um sie ihrem Opfer auf den geschundenen Körper zu verschmieren. Fred Vogel wäre stolz auf diese Szene.
Intermission: Auf der Polizeiwache wird einer der Männer mit schlagkräftigen Argumenten dazu gebracht, den Standort des Kellerverließ zu verraten. Als alle Fausthiebe nichts nutzen, befiehlt der Kommissar seinen Lakaien, das Geschlechtsteil des Verhafteten unter Strom zu setzen. Endlich löst sich die Zunge des Killers, und man schwärmt aus in den Hauptstützpunkt des Duos, wo auch schon der nächste Datenträger mit dem nächsten Video auf die Cops wartet.
Zweiter Akt: In einer Strip-Bar lernt einer der Männer eine junge Tänzerin kennen, die es offenbar nicht stört, dass er sie pausenlos mit seiner Minikamera filmt. Vielmehr scheint die Dame sogar ganz angetan von seinen Avancen, nimmt ihn mit ins nächste Stundenhotel. Nein, es mache ihm nicht das Geringste aus, dass sie gerade ihre Periode habe, turne ihn sogar an. Danach lädt er sie zum Essen ein. Harmonisch klingt der Abend aus. Am nächsten Tag sucht der Mann seine neue Bekanntschaft erneut auf. Erneut findet man sich im Stundenhotelzimmer wieder, und erneut kommt es zum Sex. Diesmal aber ist der Menstruationsblut der Frau versiegt, was den Mann derart in Rage versetzt, dass er ihr kurzerhand den Geschlechtsbereich mit einem Messer zerfetzt – und sie danach vergewaltigt. Kurz darauf ist auch sein Freund zur Stelle, und gemeinsam wird sich an der Toten vergangen. Fred Vogel wäre wirklich stolz auf euch.
Intermission: Der Kommissar konfrontiert den Haupttäter zunächst mit der Tatsache, dass sein Kumpel sich in seiner Zelle aufgeknüpft hat. Noch eine weitere Überraschung hält er für ihn bereit: Eine Videokassette, die ebenfalls im Keller gefunden worden ist, und auf der Aufnahmen aus der Vergangenheit des Psychopathen zu sehen sein sollen. Gemeinsam schauen sich nun Gefangener und Beamter das Video an.
Dritter Akt: Der Haupttäter wächst in einer dysfunktionalen Familie auf, in der der Vater scheinbar pausenlos mit einer Videokamera umherläuft. So dokumentiert er beispielweise, wie er bei seinem Sohn eine Sammlung homoerotischer Heftchen findet. Das bringt den strengen Papa derart aus der Fassung, dass er nunmehr alles daransetzt, seinen Sprössling sexuell umkrempeln zu wollen – indem er ihn unaufhörlich als Schwuchtel und Schwanzficker beleidigt; indem er ihm eine Prostituierte spendiert und anschließend zusammenschlägt, weil er bei dem Freudenmädchen keine Erektion bekommen hat; indem er ihn vor den Augen der tatenlos dabeistehenden beziehungsweise auch noch die Kamera haltenden Mutter mit einem Dildo vergewaltigt. Irgendwann reißt dem Sohnemann jedoch der Geduldsfaden: Zusammen mit seiner Schwester, für die er seit jeher inzestuöse Gefühle hegt, werden die Eltern überwältigt, gefesselt und gedemütigt. Mehr noch: Die Mutter muss mit vorgehaltener Waffe besagten, inzwischen stacheldrahtumwickelten Dildo umschnallen und ihren Gatten damit penetrieren. (inklusive POV-Shots aus der Perspektive des Dildos!) Danach zerstückelt unser Psychopath Mutter und Vater nach allen Regeln der Kunst. Fred Vogel hätte seine helle Freude an diesem Film. Anschließend feiern Schwester und Bruder ihre gewonnene Freiheit, indem sie übereinander herfallen. Jedoch bekommt unser Held immer noch keinen hoch. Seine Schwester verhöhnt ihn im väterlichen Jargon. Ihm brennen die Sicherungen durch, und ihre Kehle öffnet sich unter einem Messerschnitt.
Dann gibt es noch ein wirklich haarsträubendes Finale auf der Polizeiwache, wo der mexikanische Streifen ATROZ aus dem Jahre 2015 gleich zwei völlig bescheuerte Twists aus dem Hut zaubert, und endlich legt sich der gnadenvolle Abspann über Lex Ortegas glücklicherweise nur fünfundsiebzig Minuten langen Streifen. Was mich bei all diesen Faux-Snuff-Werken mittlerweile am meisten provoziert, das ist noch nicht mal ihr hemmungsloses Suhlen in Eingeweiden und Exkrementen, sondern wie sie halbseiden versuchen, ihren visuellen Tabubrüchen irgendeinen ästhetischen, politischen, metareflexiven Mehrwert unterzujubeln. Möglicherweise glaubt Lex Ortega auch selbst, dass er mit ATROZ einen Magenschwinger inszeniert hat, der seinen blutigen Finger in die Wunden bohrt, die die mexikanische Gesellschaft derzeit aufweist: Armut und Obdachlosigkeit; Bigotterie und Homophobie; Polizeigewalt und Machtmissbrauch. So eröffnet ATROZ mit einem dokumentarischen Panorama, das uns die Ärmsten der Armen im Straßenbild Mexico Citys vorführt, und natürlich könnte man dem Film unterstellen, dass der massenmörderische Protagonist, (den Ortega übrigens höchstselbst verkörpert), als Sinnbild dafür gelesen werden soll, wie gesellschaftliche Fehlentwicklungen zur Schaffung menschlicher Monstren beitragen, und das Bild, das vom Polizeiapparat gezeichnet wird, könnte natürlich, wie man meiner Inhaltsangabe entnehmen kann, kaum negativer. Aber genauso gut kann man ATROZ auch dafür schelten, dass es ihm primär wirklich nur um die Darstellung von Gewalt gegenüber Frauen und effeminierten Männern geht, dass er filmisch gesehen einfach nur ermüdet mit seinem Wacklige-Handkamera-Stil, dass er seine angebliche Botschaft dermaßen plakativ verpackt, dass es schwerfällt, sie ernst zu nehmen: Selbst innerhalb einer noch so prüden Familie halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass die Eltern, wenn sie entdecken, ihr Sohn könne schwul sein, diesen erstmal mit einem extra zu diesem Zweck gekauften Dildo vergewaltigen, und wie Bruder und Schwester nach Schlachtung der Eltern nebeneinander auf der Couch sitzen und einander ihre Liebe gestehen, diese Szene sollte man an Schauspielschulen als abschreckendes Beispiel zeigen, wie man einen derartigen Moment nicht inszeniert: Sicher, wenn ich eben miterlebt habe, wie mein Bruder meinen Vater kastriert und der Mutter die Brüste abgeschnitten hat, ziehen ich mich erstmal knutschend mit ihm aufs Sofa zurück – und beleidige ihn aufs Übelste, wenn sein Penis es nicht schafft, sich zu versteifen, wohlwissend, was für ein Gewaltpotential in ihm schlummert. Von den finalen Plot-Volten, die das ganze räudige Spektakel in einen größeren (und gröberen) politischen Kontext zu hieven versuchen, mag ich gar nicht erst zu sprechen anfangen – das ist dann der allerletzte Schlag, dessen es noch bedarf, um mich mit wahrem Grausen von diesem plumpen Machwerk abwenden zu lassen.
Auf der deutschen Wikipedia kann man übrigens lesen: „Der bekannte italienische Regisseur Ruggero Deodato trat als Unterstützer auf und präsentierte den Film.“ Gerne würde ich mich mit Ruggero einmal zusammensetzen, damit er mir erklären kann, was genau ihm denn an ATROZ unterstützenswert erschienen ist. Wahrscheinlich würde ich ihm bei dieser Gelegenheit aber dann sowieso nur eine Frage nach der andern zu CANNIBAL HOLOCAUST stellen…
Re: Atroz - Lex Ortega (2015)
den hab ich nach 20 Minuten ausgemacht... totale Katastrophe!
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- Salvatore Baccaro
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Re: Atroz - Lex Ortega (2015)
Ich hab das in meiner zweifelhaften Karriere als Filmkonsument sicher erst zwei, dreimal gemacht... "Atroz" oder "ORG" und den dritten weiß ich gar nicht mehr Sehe es als Auszeichnung, dass du da in beiden Fällen wesentlich mehr Durchhaltevermögen bewiesen hast..Salvatore Baccaro hat geschrieben: ↑Fr 26. Mär 2021, 16:01Da frage ich mich, weshalb ich in jungen Jahren ncht schon mit dem Filmeabbrechen angefangen habe. Jetzt ist es sicher zu spät, das noch zu lernen...
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Re: Atroz - Lex Ortega (2015)
Erscheint voraussichtlich am 25.04.2024 bei Shock Entertainment auf Blu-ray:
Extras:
- Atroz Original Shortfilm
- Audiokommentar (Englisch)
- Crowdfunding Video
- Practical FX
- Production
Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/293360,130803,Atroz/
Extras:
- Atroz Original Shortfilm
- Audiokommentar (Englisch)
- Crowdfunding Video
- Practical FX
- Production
Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/293360,130803,Atroz/
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!