Cameron Mitchell in
DAS GEHEIMNIS DER TODESINSEL / LA ISLA DE LA MUERTE (1967)
mit Kai Fischer, Elisa Montés, Rolf von Nauckhoff, Hermann Nehlsen, Matilde Muñoz Sampedro und George Martin
eine deutsch-spanische Co-Produktion der Theumer Filmproduktion | Órbita Films | im Verleih der Accord-Film
ein Film von Mel Welles
»I mean that I'm sick of seeing my wife behaving like a prostitute!«
Mit "Das Geheimnis der Todesinsel" lieferte Regisseur Mel Welles einen ungewöhnlichen, aber genau so unterhaltsamen Beitrag ab, der das Interesse des geneigten Zuschauers in vielerlei Hinsicht auf sich ziehen wird. Man bekommt hier wirklich ein sehr ansprechendes Komplettpaket geboten, das ein bisschen zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Bereits der Titelvorspann überrascht mit sehr gelungenen Zeichentrickanimationen und leitet in diffuser Art und Weise ein permanentes Gefühl der Verwirrung ein. Dem Vorspann zu Folge kommt zunächst der Eindruck auf, dass es sich um einen Beitrag handeln könnte, der vollgestopft mit unfreiwilliger Komik, und Klamauk-Einlagen sein dürfte, was sich jedoch überhaupt nicht bewahrheitet. Der Einstieg geschieht sehr rasant, da die Gäste quasi über die erste entstellte Leiche stolpern und direkt wird das mysteriöse Element sicher transportiert.
Die musikalische Gestaltung zeigt sich genau wie die Kamera-Arbeit als überaus flexibel und experimentierfreudig, so dass alleine schon stilistisch für eine hohe Abwechslung, und sogar für ein überdurchschnittliches Niveau gesorgt wird. Bei aller Euphorie über diesen gelungenen Beitrag handelt es sich natürlich auch um einen Film der Relationen. Die Produktion kolportiert nach Herzenslust gängige Klischees und bedient allerlei publikumswirksame Elemente seiner Zeit, auch eine enorme Portion Trash windet sich durch den gesamten Verlauf, jedoch in der angenehmsten Form die man sich vorstellen kann. Als großes Plus kann man die Vielfalt im Ganzen bezeichnen, denn der Verlauf hält einige Kehrtwendungen und Täuschungsmanöver bereit, so dass man sich immer wieder neu orientieren darf und lange Zeit nicht einschätzen kann, wo diese krude Reise eigentlich hin geht.
Elemente wie Horror, Grusel und selbst Krimi-Fragmente geben dem Verlauf einen interessanten Schliff, außerdem ist ein gelungenes Whodunit rund um den gefährlichen Blutsauger mit eingebaut worden, das in einem effektivem Finale eine recht unerwartete Auflösung erfährt. Bei den Darstellern sieht man bekannte Gesichter, die durchweg eine Bereicherung darstellen und für Kontraste sorgen können. Cameron Mitchell als zwielichtiger Baron und Gastgeber des Todes-Aufenthaltes stellt seine Kompetenzen nachhaltig unter Beweis, transportiert nach dem mad scientist-Prinzip gute Momente und verleitet den Zuschauer abwechselnd zu Sympathie, aber gleichzeitig auch zu Misstrauen. Die ansehnliche Elisa Montés erscheint hier neben der starken, rotstichigen Konkurrenz leider ein wenig blass, was natürlich an der begeisternden Interpretation von Kai Fischer liegen mag. Wieder einmal als Femme fatale gebucht, kann sie in ihrer obligatorischen Rolle der Liebeshungrigen restlos überzeugen. Gute Momente entstehen bei den Dialogen mit ihrem wesentlich älteren Ehemann, den sie mit jüngeren Liebhabern brüskiert wo sie nur kann, aber auch wenn sie wie eine Katze durch das gruselige Gemäuer schleicht, um neue Liebschaften aufzuspüren.
Nach und nach fallen die Personen einem geheimnisvollen Killer zum Opfer und diese Subjektiv-Einstellungen der Kamera münden in Großaufnahmen, die zum Teil richtig schauerlich umgesetzt wurden und für gepflegten Nervenkitzel und Spannung sorgen. Die Auflösung wird dann glücklicherweise eine total ausgefallene Überraschung sein, bei der zwar viel unfreiwillige Komik transportiert wird, doch das Gute daran ist, dass sich der Film seines Trash-Charakters bewusst ist und zu keinem Zeitpunkt versucht hat, todernst zu sein. Das macht definitiv einen besonderen Spaß aus dieser gut dosierten Angelegenheit und der Unterhaltungswert wird ganz groß geschrieben. Die Insel wird in idyllischen Bildern eingefangen, die eine trügerische Atmosphäre vermitteln und man sieht schöne Landschaftsaufnahmen, für Tempo und Spannung wird immer wieder ausreichend gesorgt, man bekommt es mit ein paar merkwürdigen Gestalten zu tun, aber was vor allem sehr gut ankommt ist, dass man stets das Gefühl vermittelt bekommt, dass der Killer jederzeit zuschlagen könnte. "Das Geheimnis der Todesinsel" ist vielleicht kein Meilenstein, oder gar großer Klassiker seiner Gattung geworden, aber ein derartig kurzweiliges und unterhaltsames Konglomerat aus den erwähnten Genres muss auch erst einmal gebastelt werden. Macht Spaß!