Die Behandlung - Hans Herbots (2014)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Die Behandlung - Hans Herbots (2014)

Beitrag von horror1966 »

Die Behandlung

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Die Behandlung
(De Behandeling)
mit Geert Van Rampelberg, Ina Geerts, Johan van Assche, Laura Verlinden, Dominique Van Malder, Roel Swanenberg, Kyan Steverlynck, Ingrid De Vos, Michael Vergauwen, Circé Lethem, Brit Van Hoof, Tibo Vandenborre
Regie: Hans Herbots
Drehbuch: Mo Hayder (Roman) / Carl Joos
Kamera: Frank Van den Eeden
Musik: Kieran Klaassen / Melcher Meirmans / Chrisnanne Wiegel
FSK 16
Belgien / 2014

Ein schockierendes Verbrechen stellt Inspektor Cafmeyer und seine Kollegen vor ein Rätsel: Die brutale Entführung einer Familie und der barbarische Tod ihres Sohnes zeigen Verbindungen zu früheren Fällen. Schon bald macht in der Gegend das Wort von einem unheimlichen „Troll“ die Runde, der kleine Kinder töten soll. Die Ermittlungen bringen Cafmeyer – selbst traumatisiert durch ein lange zurückliegendes, persönliches Schicksal – an seine emotionalen Grenzen. Doch der Albtraum hat gerade erst begonnen ...


Es gibt wirklich grausame Verbrechen und eines der Schlimmsten ist sicherlich der sexuelle Missbrauch und die Ermordung von Kindern. Die Inhaltsangabe dieses belgischen Thrillers deutet dann auch durchaus diese Thematik an, zeigt dabei aber keinesfalls das erschreckende Gesamtbild auf, das sich dem Zuschauer erst mit zunehmender Laufzeit zu erkennen gibt. Die Geschichte basiert auf dem Roman "The Treatment" von der britischen Krimi-Autorin Mo Hayder und offenbart dem Zuschauer ein Szenario das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird. Dabei geht von der ersten Minute an eine regelrecht grausame Grundstimmung von den Ereignissen aus und man erliegt durchgehend der unheilvollen Faszination eines Filmes, der einem so richtig unter die Haut fährt. Ganz bestimmt ist es in der Hauptsache die zugrunde liegende Thematik die dem Betrachter dabei am meisten zu schaffen macht, doch Regisseur Hans Herbots ist es auch absolut hervorragend gelungen, seiner Erzählung in allen Belangen ein Höchstmaß an Intensität zu verleihen. Dabei gestaltet sich die Erzählstruktur doch größtenteils eher ruhig und ohne größere Actionanteile, doch gerade durch diesen Umstand kann das Geschehen umso mehr seine ganze Kraft entwickeln. Diese trifft einen mit zunehmender Laufzeit immer wuchtiger wie ein Keulenschlag in die Magengrube, denn auch wenn man hier keinerlei explizite Gewaltdarstellungen zu sehen bekommt, regt "Die Behandlung" doch die eigene Fantasie sehr stark an und führt einen dabei in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele.

Dabei gestaltet sich das Ganze fast schon wie eine morbide Achterbahnfahrt in die kranke Veranlagung eines Serienmörders, dessen Person an dieser Stelle aber viel eher eine untergeordnete Rolle spielt. Im Mittelpunkt steht nämlich ganz eindeutig der ermittelnde Inspektor Cafmeyer, der durch eine traumatische Kindheitserfahrung viel tiefer in die Abläufe involviert wird als ihm selbst lieb sein kann. Als sich dann im Laufe der Zeit auch noch Ähnlichkeiten und Zusammenhänge zu seinem eigenen Verlust auftun ist es endgültig um ihn geschehen und der gute Mann verliert immer mehr die Grenzen seiner Arbeit und den eigenen Emotionen aus den Augen. An dieser Stelle sollte man dann auch einmal die darstellerische Leistung von Hauptdarsteller Geert Van Rampelberg hervorheben, denn seiner grandiosen Performance ist es zu verdanken, das man hier ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit zu sehen bekommt und dadurch auch eine äußerst hohe Identifikation zur Hauptfigur herstellen kann. Dabei kann man sich unheimlich gut vorstellen, welche seelische Qualen und grausame Erinnerungen der Mann während dieses Falles aushalten muss, denn Hans Herbots hat sehr viel Wert darauf gelegt, dem Zuschauer eine Art psychische Verbindungsbrücke zu seiner zentralen Hauptfigur aufzubauen, so das man die schrecklichen Erlebnisse regelrecht mit ihr teilt. So wird die Geschichte dann auch zu einer Art interaktivem Erlebnis und ohne es wirklich zu wollen, wird man als Zuschauer selbst zu einem Teil der Ereignisse, die einen innerlich total aufwühlen und regelrecht fertig machen.

Kein Wunder also, das "Die Behandlung" eine extrem düstere und grausame Atmosphäre ausstrahlt, die sich wie ein bleierner Mantel auf die eigenen Schultern legt und einem phasenweise die Luft zum atmen nimmt. Man durchlebt während der gut 120 Minuten Laufzeit eine unglaublich facettenreiche Flut von Emotionen, wobei sich Dinge wie Mitleid, Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit und grenzenloser Hass abwechselnd die Klinke in die Hand geben. Auch ohne explizit dargestellte Härten dürfte dieser Film zum Härtesten zählen was in den letzten Jahren das Licht des Filmmarktes erblickt hat und ist dabei auch keinesfalls für Leute geeignet, die mit einem übersensiblen Gemüt ausgestattet sind. Allein schon die Vorstellung der angedeuteten vorliegenden Thematik und die damit verbundenen visuellen Andeutungen reichen vollkommen aus, damit stellenweise richtiggehender Ekel in einem aufkommt und man verspürt auch gleichzeitig eine Menge Respekt gegenüber den Schauspielern, denn um in einem solchen Film authentisch und glaubhaft zu agieren, muss man sich ganz bestimmt extrem intensiv mit einer Thematik beschäftigen, über die man am liebsten gar nicht nachdenken möchte. Wie schon kurz erwähnt tritt dieser Aspekt ganz besonders bei Geert Van Rampelberg zum Vorschein, denn der gute Mann wartet mit einer Mimik und Gestik auf, das man fast schon selbst das innerlich zerrissene Gefühl verspürt, das die von ihm dargestellte Figur durchleben muss.

Aus diesem Grund erscheinen auch die im letzten Drittel der Geschichte manchmal nicht ganz logischen Handlungen des Inspektors durchaus glaubwürdig, denn was ganz augenscheinlich alles andere als professionelle Polizeiarbeit aussieht, ist doch letztendlich ein Zeugnis davon, wie stark die Hauptfigur doch in die Geschehnisse eingebunden ist. In gewissen Situationen kann man dann auch keinen Dienst nach vorschrift verrichten und lässt sich ganz einfach von persönlichen Emotionen leiten, die einen auch in eine gefährliche Lage bringen können. Und so kann man letztendlich festhalten, das Hans Herbots hier alles andere als den normalen Mainstream auf die Beine gestellt hat, sondern vielmehr eine tief berührende und gleichzeitig schockierende Erzählung auf den Betrachter los lässt, an die man sich auch noch im nachhinein erinnern wird. "Die Behandlung" ist also ein äußerst intensives, gleichzeitig aber auch schockierendes und faszinierendes Filmerlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Ein starkes Gemüt und gute Nerven sind allerdings Grundvoraussetzung, da einem das Gesehene ansonsten etliche schlaflose Nächte bereiten kann.


Fazit:


Für mich persönlich zählt dieses Werk zu den mit Abstand besten Produktionen die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, denn die hier gewählte Darstellung einer leider viel zu oft auch in der Realität vorkommenden Thematik trifft einen bis in das tiefste Innere. Der Film hinterlässt dabei einen extrem nachhaltigen Eindruck und hinterlässt etliche Narben beim Betrachter, die erst nach einer geraumen Zeit wieder verblassen.


10/10
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Tomaso Montanaro
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Re: Die Behandlung - Hans Herbots

Beitrag von Tomaso Montanaro »

Die Behandlung ist ein düsterer, deprimierender Krimi aus Belgien zum Thema Kindesmissbrauch und Pädophilie, der einem schon sehr auf den Magen schlagen kann. Hier werden die Grenzen des Darstellbaren an ein paar Stellen sehr genau ausgelotet. Das Meiste wird nur angedeutet, das genügt aber vollkommen...

Handwerklich und darstellerisch auf hohem Niveau. Unbedingt sehenswert, aber nicht unbedigt für zartbesaitete Gemüter.

7,5/10 Punkten
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Il Grande Silenzio
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Re: Die Behandlung - Hans Herbots (2014)

Beitrag von Il Grande Silenzio »

Ich lese gerade das Buch und bin auf die filmische Umsetzung gespannt. :angst:
"You can´t love animals and eat them too."

"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
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sergio petroni
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Re: Die Behandlung - Hans Herbots (2014)

Beitrag von sergio petroni »

Überdurchschnittlicher belgischer Krimi, der das Thema Kindesmißbrauch düster und deprimierend
umsetzt.
Leider schaden meiner Ansicht nach einige Übertreibungen (in dieser belgischen Stadt
scheint es unzählige Pädophile zu geben) sowie die ständig hervorgehobene persönliche
Verstrickung des Protagonisten der ernsten Ambition des Films.
Dennoch sehr bemerkenswertes Werk aus unserem Nachbarland.
7/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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jogiwan
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Re: Die Behandlung - Hans Herbots (2014)

Beitrag von jogiwan »

Das Thema Kindesmissbrauch lässt ja bekanntermaßen gleich einmal die Wogen hochgehen und wird auch stets sehr emotional diskutiert. „Die Behandlung“ handelt von diesem Thema und somit sind wir schon einmal von Haus aus in einem Bereich, der sehr unangenehm ist. Weiters wird das Thema in dem belgischen Thriller auch auf unterschiedliche Weise angegangen und thematisiert neben den Ermittlungen auch Vorverurteilungen und die Schwierigkeit wie man mit Opfer und Täter umgehen soll. Dazu ist „Die Behandlung“ mit der traumatischen Vergangenheit des Ermittlers auch konsequent düster und für den Zuschauer gibt es kaum Lichtblicke und wenn, dann haben diese ebenfalls einen bitteren Nachgeschmack. Der Streifen ist aber nicht nur unangenehm, sondern zugleich auch sehr spannend erzählt, toll fotografiert und bestens gespielt und bleibt mit seinen Themen auch nachhaltig im Gedächtnis. Ein sehr guter Streifen, für Leute, die auch nordische Krimis mögen und so etwas aushalten, aber ich verstehe auch jeden, der sich nicht mit diesem düsteren und nachhaltig verstörenden Thriller konfrontieren möchte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Maulwurf
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Re: Die Behandlung - Hans Herbots (2014)

Beitrag von Maulwurf »

Die Behandlung
De behandeling
Belgien/Niederlande 2014
Regie: Hans Herbots
Geert Van Rampelberg, Ina Geerts, Johan van Assche, Laura Verlinden, Roel Swanenberg, Ingrid De Vos, Dominique Van Malder, Michael Vergauwen, Circé Lethem, Brit Van Hoof, Tibo Vandenborre, Kyan Steverlynck


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Eine graue Welt. Eine grau-same Welt. Eine grauenhafte Welt. Regen. Einsamkeit. Kälte. Verzweiflung. Darin Familien, die wie warme, kleine Lichtpunkte durch die Schwärze schimmern. Und den Troll anlocken. Den Troll, der sich nachts anschleicht, die Häuser hochklettert, und bei den Kindern in die Zimmer schaut. Der die in Familien eindringt und sie vernichtet. Sie zerfetzt …
Eine Frau. An ein Heizungsrohr gefesselt. Ihr Mann, in einem anderen Zimmer, ebenfalls gefesselt. Die Frau ist eine Mutter, und sie entwickelt Löwenkräfte in dem Versuch, ihr Kind zu retten. Ihre Familie zu retten. Doch hilflos muss sie zusehen, was ihrem Kind angetan wird. Vom Troll.
Der Polizist sucht den Troll. Ein Gerücht nur, doch er glaubt es. Als einziger. Er glaubt das Gerücht, weil sein Bruder vor sehr vielen Jahren ebenfalls verschwand, an der Hand eines älteren Mannes. Der Polizist hat die Hoffnung nie aufgegeben, seinen Bruder wiederzufinden. Und er gibt die Hoffnung nicht auf, alle Pädophilen persönlich ins Gefängnis stecken zu können. Oder ihnen schlimmeres antun zu können.
Schlimmeres. Ein totes Kind, gefesselt, das auf einen Baum geworfen wird und dort zwei Tage lang stirbt. Eine Mutter, die zusehen muss, wie ihr Kind vergewaltigt wird. Viel Schlimmeres.

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Ein wahrgewordener Alptraum. Eine Welt, die wir niemals wollten. Und die doch existiert. Eine Welt die Menschen zerstört. Eine Welt aus Schmutz, Pisse und verzweifelten Monstern. Ein Film, der den Zuschauer erbarmungslos gefangen nimmt nach unten zieht. Ihn in eine Kloake aus Dreck und Abschaum zieht. White Trash. Trostlosigkeit. Elend. Müdigkeit. Man möchte sich abwenden und nie wieder hinschauen zu dieser Welt, die aus Tod, Schmerz, Tränen, Sperma, Einsamkeit und Hass besteht. Und immer wieder diese Verzweiflung. Wenn am Ende der Polizist auf das Monster einschlägt, dann bricht sich diese Verzweiflung über die eigene Machtlosigkeit Bahn. Dann wird der Homo Sapiens wieder zum wilden Tier, das nur drauf aus ist, zu töten. Vielleicht ist der einzige Weg, ein Monster zu töten, der, es mit den eigenen Fäusten zu erschlagen. Und damit die eigene Hilflosigkeit … einzugestehen? Vielleicht hilft nur die tief in uns schlummernde, archaische Grausamkeit, die Grausamkeit der anderen zu bekämpfen?

DIE BEHANDLUNG ist, wenn der Zuschauer nach dem Film alle Türen und Schränke(!) kontrolliert, ob auch alles verschlossen ist. DIE BEHANDLUNG ist ein filmgewordener Alpdruck auf der Seele. Eine düstere und tieftraurige Dichtung, bestehend aus Urin und Tod. Etwas, was noch lange nachhallen wird im Empfinden des Zuschauers. Ein spannendes, dunkles und bedrückendes Meisterwerk des Todes. Oder schlimmerem …

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Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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