Originaltitel: El Mokamila El Qatila
Produktionsland: Ägypten 1996
Regie: Yassin Ismail Yassin
Darsteller: Omran Bahr, Laila Gamal, Syed Mustafa, Na'amat Abdel Nasser, Abdelmohsen Selim
Die Kairoer Journalistin Faten hat ein Problem mit Männern. Vor allem ist es ihr Ex-Mann, der ihr selbst nach der Trennung nicht nur als Dorn im Auge, sondern auch im Herzen verblieben ist. Nachdem sie ihn in flagranti mit einer fremden Frau erwischt hat, kann sie auf schöne Ideen wie Loyalität, Liebe, Treue bloß noch mit Zynismus reagieren. Schließlich steigert sich ihr Hass auf den Ex in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit zu einem Artikel, der einen, sagen wir, eher radikalfeministischen Ansatz vertritt. Sie wolle, kann man dort lesen, Frauen nicht frei von jeglicher Schuld sprechen, wenn sie zum Beispiel ihre treulosen Gatten noch im Ehebett abstechen wie die Schweine, die sie sind, aber verstehen kann sie solche, wie sie es nennt, Verzweiflungstaten durchaus. Wenig verwunderlich ist, dass ihr, natürlich männlicher, Chef sich partout weigert, Fatens Pamphlet zu drucken. Zu allem Überfluss kriselt es zurzeit auch innerhalb ihrer eigenen Familie. Ihre Tante nämlich hat die Scheidung von ihrem Mann eingereicht. Sie will sich ausleben, sagt sie, zu sich selbst finden. Ihr Selbstfindungstrip führt sie vor allem in die örtlichen Diskotheken und in die Arme eines jüngeren, schmierigen Kerls. Auf der Strecke wiederum bleibt Teenage-Töchterchen Soheir, das nun, wo Papa ausgezogen ist und Mama sich die Nächte um die Ohren schlägt, allein in der überaus respektablen Familienvilla haust, nur umgeben von einer Haushälterin, die ihr jedoch zumeist gehorcht wie ein Hündchen. Schwer desorientiert vom Verlust ihres heilen Familienidylls und umschlungen von einer endlosen Langeweile, da sie offenbar weder zur Schule noch einer Ausbildung oder geregelten Arbeit nachzugehen scheint, beginnt Soheir, ihre Zeit mit Telefonstreichen totzuschlagen. Wildfremde, wahllos von ihr aus dem Telefonbuch ausgewählte Personen werden von ihr mit Anrufen belästigt. Das führt zu teilweise überaus grotesken Konsequenzen: Einer Frau am andern Ende der Leitung gegenüber behauptet sie zum Beispiel, die Geliebte ihres Mannes zu sein. O-Ton Soheir: wenn meine Familie schon den Bach runtergeht, soll es andern nicht besser gehen. Eine alte Dame bekommt von ihr zu hören, ihr Mann sei angeblich bei einem Unfall ums Leben gekommen. Prompt setzt das Herz der Bettlägerigen aus und Soheir, die längst schon kichernd aufgehängt hat, hat ihre erste Tote zu verbuchen. Noch verrückter wird es, als sie mitten in der Nacht eine weitere Nummer wählt, die ihr zufällig ins Auge fällt. Die gehört nunmehr zu einem Apparat, vor dem eben erst ein Mord verübt worden ist. Ein Mann hat seine herrische Gattin vergiftet und ist gerade dabei, die Leiche zu entsorgen, als Soheir ihn dabei stört und in ihrem jugendlichen Übermut, wie es Zufall und Drehbuch wollen, kryptische Sätze vom Stapeln lässt wie: dass sie genau gesehen habe, was er, der Angerufene, soeben getan habe, und dass sie einen Beweis in Händen halte für seine Tat. Als sie merkt, dass der Mann auf ihren vermeintlichen Spaß eingeht, verwandelt sich die nichtsahnende Göre in eine Erpresserin und verlangt, ihr Lachen nur mühsam unterdrückend, eine bestimmte Summe, nach deren Übergabe sie ihm den nichtexistenten Beweis aushändigen wolle. Faten, inzwischen von der besorgten Haushälterin auf den Plan gerufen, zeigt sich zunächst entsetzt über die Freizeitaktivitäten ihrer Cousine, lässt sich aber von dieser dann doch dazu breitschlagen, mit ihr am nächsten Tag zum verabredeten Ort der Geldübergabe, einem Park, zu gehen. Dort finden die Frauen tatsächlich einen Batzen Scheine, und kommen allmählich ins Grübeln darüber, dass das, was als Scherz begonnen hat, schneller als gedacht zu bitterem Ernst mutieren könne. Kaum gedacht, schon geschehen: Soheir ist nun die, die von Anrufen belästigt wird. Der fremde Mann verlangt ihr angebliches Beweisstück für sein Verbrechen und stellt ihr ein Ultimatum: Sollte sie es nicht preisgeben, wird er dafür sorgen, dass ihre Liebsten früher als erwartet auf dem Friedhof enden werden…
Bei der obigen Inhaltsangabe wird ein jäher Bruch aufgefallen sein, mit dem der Fokus der Handlung plötzlich von Fatens inneren und äußeren Konflikten bezüglich Mannspersonen auf das Scheidungskind Soheir verlagert wird. Dies ist indes keine Erfindung meinerseits, vielmehr habe ich versucht wenigstens ansatzweise die äußerst seltsamen Kapriolen nachzuzeichnen, die vorliegender ägyptische Film in seinen knapp hundert Minuten Laufzeit schlägt. Was beginnt wie eine Art Melodram mit feministischen Ecken und Kanten, entwickelt sich nämlich mehr und mehr zu einem reinen Kriminalthriller, sodass Finale und Auftakt ab einem bestimmten Punkt so viel voneinander trennt, dass es eigentlich unmöglich ist, sie nochmal sinnvoll miteinander zu vereinen. Die gesamte erste halbe Stunde von EL MOKAMILA EL QATILA fokussiert sich darauf, so etwas wie ein Psychogramm Fatens zu erstellen. Per Rückblende erfahren wir von der Untreue ihres Ex-Mannes, wir hören Gesprächen zwischen ihr und ihrem Vater zu, der sie gerne erneut unter die Haube bringen würde, erleben wie sie einen Heiratswilligen auf eine Weise ablehnt, dass sie sicher sein kann, der traut sich nie zu ihr in ein gemeinsames Ehebett, sehen ihr zu wie sie ihre männerfeindlichen Ergüsse in die Schreibmaschine tippt. Eher beiläufig verläuft zu diesem Zeitpunkt der Handlungsstrang um Soheir und die Scheidung ihrer Eltern, und wenn, dann bekommen wir aus diesem Sektor vor allem merkwürdige Füllszenen zu sehen wie die, in denen Soheir gelangweilt durch die allerdings recht ansehnliche Villa streift, oder wie ihre Mutter mit ihrem Liebhaber den zweiten Frühling tanzend in einer Großraumdisko genießt, letzteres mitunter gerne minutenlang und voll von den üblichen Tanz- und Gesangseinlagen, die mir bis jetzt in wirklich jedem ägyptischen Unterhaltungsfilm untergekommen sind. Erst nach etwa dreißig bis vierzig Minuten läuft der eigentliche Thriller-Plot an, nimmt kurzzeitig Fahrt auf, um dann, für etwa die letzten vierzig Minuten, höchst befremdlich zu stagnieren: Sobald Faten und Soheir wissen, dass sie einen wirklichen Mörder auf den Fersen haben, wenden sie sich nicht etwa an die sowieso bald involvierte Polizei, sondern setzen alles daran, vor der zu verheimlichen, inwieweit sie selbst die für sie lebensgefährliche Situation hervorgerufen haben. Mordanschlag folgt auf Mordanschlag. Sowohl Faten wie auch Soheir werden in schöner Regelmäßigkeit, jede mindestens zweimal, fast vom Killer gepackt. Zum einen stellt der sich aber immer viel zu dämlich an, um wirklich zu vollbringen, was er vorhat, zum andern pfuscht ihm aber auch der Zufall ständig dazwischen. Man stelle sich das vor: Soheir liegt einigermaßen ramponiert im Krankenhaus, Faten ist ein reines Nervenbündel, das bei jedem Telefonklingeln einen halben Kollaps erleidet, und trotzdem sind die Lippen der Beiden selbst bei Verhören der Polizei, die natürlich längst wittert, dass die Anschläge auf die Frauen keine Zufälligkeiten sein können, völlig versiegelt. Einen plausiblen Grund hierfür liefert das Drehbuch, das, wie die Regie, ein Sohn des ägyptischen Komödienkönigs Ismail Yassein besorgte, genauso wenig wie dafür, dass die umsichtige, reife Faten sich überhaupt darauf einlässt, bei Soheirs Telefonmätzchen mitzuspielen, oder für einen kuriosen Subplot, in dem sich ein getarnter Ermittler an Faten heranschmeißt und ihr wahre Herzensgefühle vorgaukelt, um somit auf das Geheimnis, das sie hütet, zu kommen, oder dafür, dass die zu Beginn aufgeworfenen Geschlechterproblematiken irgendwann überhaupt keine Rolle mehr spielen, oder für die haarsträubende Schlussszene, in der endlich enttarnt wird, wer der unfähige Psychopath ist, der es zwar schafft, seine Ehefrau um die Ecke zu bringen, bei zwei schwachen Weibsstücken aber derart kläglich scheitert, obwohl er vier-, fünfmal die Chance dazu hat, oder überhaupt für dieses ganze eigentümliche Konstrukt, in dem augenscheinlich ganz viel Genre-Zeug und ganz viel Familienproblematik untergebracht werden soll, was aber an allen Ecken und Enden nicht zusammenpasst.
Das alles mag härter klingen als ich es meine, denn ich muss zugeben, dass mich EL MOKAMILE EL QATILA, trotz oder gerade wegen all seiner Defizite, köstlich unterhalten hat. Seine Optik, seine Produktionsbedingungen, seine Charakterzeichnungen, die Darsteller - das alles und noch viel mehr erinnert ausnahmslos an Seifenopern und Fernsehfilme für ein Publikum, die es moralisch und betucht haben wollen, jedoch nicht ohne die eine oder andere Spannungssequenz. Blut fließt freilich ebenso wenig wie sonstige Körpersäfte, dafür hat man herzergreifende Familienszenen, die eine oder andere abstruse Idee, Figuren, die man aufgrund ihrer Eindimensionalität einfach nur lieben kann, und als Bonus einen harmlosen Krimiplot mit Telefonschellen jede gefühlte dritte Minute. Für mich persönlich ist EL MOKAMILE EL QATILA vielleicht so etwas wie ein ägyptischer Tatort, nur eben mit viel mehr erhobenem Zeigefinger, viel mehr surrealen Momenten, viel mehr arabischen Tänzen und Gesängen, und viel höherem Spaßfaktor – dafür aber natürlich mit wesentlich weniger Verbrechertum, Polizei und Adrenalinrausch.
Produktionsland: Ägypten 1996
Regie: Yassin Ismail Yassin
Darsteller: Omran Bahr, Laila Gamal, Syed Mustafa, Na'amat Abdel Nasser, Abdelmohsen Selim
Die Kairoer Journalistin Faten hat ein Problem mit Männern. Vor allem ist es ihr Ex-Mann, der ihr selbst nach der Trennung nicht nur als Dorn im Auge, sondern auch im Herzen verblieben ist. Nachdem sie ihn in flagranti mit einer fremden Frau erwischt hat, kann sie auf schöne Ideen wie Loyalität, Liebe, Treue bloß noch mit Zynismus reagieren. Schließlich steigert sich ihr Hass auf den Ex in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit zu einem Artikel, der einen, sagen wir, eher radikalfeministischen Ansatz vertritt. Sie wolle, kann man dort lesen, Frauen nicht frei von jeglicher Schuld sprechen, wenn sie zum Beispiel ihre treulosen Gatten noch im Ehebett abstechen wie die Schweine, die sie sind, aber verstehen kann sie solche, wie sie es nennt, Verzweiflungstaten durchaus. Wenig verwunderlich ist, dass ihr, natürlich männlicher, Chef sich partout weigert, Fatens Pamphlet zu drucken. Zu allem Überfluss kriselt es zurzeit auch innerhalb ihrer eigenen Familie. Ihre Tante nämlich hat die Scheidung von ihrem Mann eingereicht. Sie will sich ausleben, sagt sie, zu sich selbst finden. Ihr Selbstfindungstrip führt sie vor allem in die örtlichen Diskotheken und in die Arme eines jüngeren, schmierigen Kerls. Auf der Strecke wiederum bleibt Teenage-Töchterchen Soheir, das nun, wo Papa ausgezogen ist und Mama sich die Nächte um die Ohren schlägt, allein in der überaus respektablen Familienvilla haust, nur umgeben von einer Haushälterin, die ihr jedoch zumeist gehorcht wie ein Hündchen. Schwer desorientiert vom Verlust ihres heilen Familienidylls und umschlungen von einer endlosen Langeweile, da sie offenbar weder zur Schule noch einer Ausbildung oder geregelten Arbeit nachzugehen scheint, beginnt Soheir, ihre Zeit mit Telefonstreichen totzuschlagen. Wildfremde, wahllos von ihr aus dem Telefonbuch ausgewählte Personen werden von ihr mit Anrufen belästigt. Das führt zu teilweise überaus grotesken Konsequenzen: Einer Frau am andern Ende der Leitung gegenüber behauptet sie zum Beispiel, die Geliebte ihres Mannes zu sein. O-Ton Soheir: wenn meine Familie schon den Bach runtergeht, soll es andern nicht besser gehen. Eine alte Dame bekommt von ihr zu hören, ihr Mann sei angeblich bei einem Unfall ums Leben gekommen. Prompt setzt das Herz der Bettlägerigen aus und Soheir, die längst schon kichernd aufgehängt hat, hat ihre erste Tote zu verbuchen. Noch verrückter wird es, als sie mitten in der Nacht eine weitere Nummer wählt, die ihr zufällig ins Auge fällt. Die gehört nunmehr zu einem Apparat, vor dem eben erst ein Mord verübt worden ist. Ein Mann hat seine herrische Gattin vergiftet und ist gerade dabei, die Leiche zu entsorgen, als Soheir ihn dabei stört und in ihrem jugendlichen Übermut, wie es Zufall und Drehbuch wollen, kryptische Sätze vom Stapeln lässt wie: dass sie genau gesehen habe, was er, der Angerufene, soeben getan habe, und dass sie einen Beweis in Händen halte für seine Tat. Als sie merkt, dass der Mann auf ihren vermeintlichen Spaß eingeht, verwandelt sich die nichtsahnende Göre in eine Erpresserin und verlangt, ihr Lachen nur mühsam unterdrückend, eine bestimmte Summe, nach deren Übergabe sie ihm den nichtexistenten Beweis aushändigen wolle. Faten, inzwischen von der besorgten Haushälterin auf den Plan gerufen, zeigt sich zunächst entsetzt über die Freizeitaktivitäten ihrer Cousine, lässt sich aber von dieser dann doch dazu breitschlagen, mit ihr am nächsten Tag zum verabredeten Ort der Geldübergabe, einem Park, zu gehen. Dort finden die Frauen tatsächlich einen Batzen Scheine, und kommen allmählich ins Grübeln darüber, dass das, was als Scherz begonnen hat, schneller als gedacht zu bitterem Ernst mutieren könne. Kaum gedacht, schon geschehen: Soheir ist nun die, die von Anrufen belästigt wird. Der fremde Mann verlangt ihr angebliches Beweisstück für sein Verbrechen und stellt ihr ein Ultimatum: Sollte sie es nicht preisgeben, wird er dafür sorgen, dass ihre Liebsten früher als erwartet auf dem Friedhof enden werden…
Bei der obigen Inhaltsangabe wird ein jäher Bruch aufgefallen sein, mit dem der Fokus der Handlung plötzlich von Fatens inneren und äußeren Konflikten bezüglich Mannspersonen auf das Scheidungskind Soheir verlagert wird. Dies ist indes keine Erfindung meinerseits, vielmehr habe ich versucht wenigstens ansatzweise die äußerst seltsamen Kapriolen nachzuzeichnen, die vorliegender ägyptische Film in seinen knapp hundert Minuten Laufzeit schlägt. Was beginnt wie eine Art Melodram mit feministischen Ecken und Kanten, entwickelt sich nämlich mehr und mehr zu einem reinen Kriminalthriller, sodass Finale und Auftakt ab einem bestimmten Punkt so viel voneinander trennt, dass es eigentlich unmöglich ist, sie nochmal sinnvoll miteinander zu vereinen. Die gesamte erste halbe Stunde von EL MOKAMILA EL QATILA fokussiert sich darauf, so etwas wie ein Psychogramm Fatens zu erstellen. Per Rückblende erfahren wir von der Untreue ihres Ex-Mannes, wir hören Gesprächen zwischen ihr und ihrem Vater zu, der sie gerne erneut unter die Haube bringen würde, erleben wie sie einen Heiratswilligen auf eine Weise ablehnt, dass sie sicher sein kann, der traut sich nie zu ihr in ein gemeinsames Ehebett, sehen ihr zu wie sie ihre männerfeindlichen Ergüsse in die Schreibmaschine tippt. Eher beiläufig verläuft zu diesem Zeitpunkt der Handlungsstrang um Soheir und die Scheidung ihrer Eltern, und wenn, dann bekommen wir aus diesem Sektor vor allem merkwürdige Füllszenen zu sehen wie die, in denen Soheir gelangweilt durch die allerdings recht ansehnliche Villa streift, oder wie ihre Mutter mit ihrem Liebhaber den zweiten Frühling tanzend in einer Großraumdisko genießt, letzteres mitunter gerne minutenlang und voll von den üblichen Tanz- und Gesangseinlagen, die mir bis jetzt in wirklich jedem ägyptischen Unterhaltungsfilm untergekommen sind. Erst nach etwa dreißig bis vierzig Minuten läuft der eigentliche Thriller-Plot an, nimmt kurzzeitig Fahrt auf, um dann, für etwa die letzten vierzig Minuten, höchst befremdlich zu stagnieren: Sobald Faten und Soheir wissen, dass sie einen wirklichen Mörder auf den Fersen haben, wenden sie sich nicht etwa an die sowieso bald involvierte Polizei, sondern setzen alles daran, vor der zu verheimlichen, inwieweit sie selbst die für sie lebensgefährliche Situation hervorgerufen haben. Mordanschlag folgt auf Mordanschlag. Sowohl Faten wie auch Soheir werden in schöner Regelmäßigkeit, jede mindestens zweimal, fast vom Killer gepackt. Zum einen stellt der sich aber immer viel zu dämlich an, um wirklich zu vollbringen, was er vorhat, zum andern pfuscht ihm aber auch der Zufall ständig dazwischen. Man stelle sich das vor: Soheir liegt einigermaßen ramponiert im Krankenhaus, Faten ist ein reines Nervenbündel, das bei jedem Telefonklingeln einen halben Kollaps erleidet, und trotzdem sind die Lippen der Beiden selbst bei Verhören der Polizei, die natürlich längst wittert, dass die Anschläge auf die Frauen keine Zufälligkeiten sein können, völlig versiegelt. Einen plausiblen Grund hierfür liefert das Drehbuch, das, wie die Regie, ein Sohn des ägyptischen Komödienkönigs Ismail Yassein besorgte, genauso wenig wie dafür, dass die umsichtige, reife Faten sich überhaupt darauf einlässt, bei Soheirs Telefonmätzchen mitzuspielen, oder für einen kuriosen Subplot, in dem sich ein getarnter Ermittler an Faten heranschmeißt und ihr wahre Herzensgefühle vorgaukelt, um somit auf das Geheimnis, das sie hütet, zu kommen, oder dafür, dass die zu Beginn aufgeworfenen Geschlechterproblematiken irgendwann überhaupt keine Rolle mehr spielen, oder für die haarsträubende Schlussszene, in der endlich enttarnt wird, wer der unfähige Psychopath ist, der es zwar schafft, seine Ehefrau um die Ecke zu bringen, bei zwei schwachen Weibsstücken aber derart kläglich scheitert, obwohl er vier-, fünfmal die Chance dazu hat, oder überhaupt für dieses ganze eigentümliche Konstrukt, in dem augenscheinlich ganz viel Genre-Zeug und ganz viel Familienproblematik untergebracht werden soll, was aber an allen Ecken und Enden nicht zusammenpasst.
Das alles mag härter klingen als ich es meine, denn ich muss zugeben, dass mich EL MOKAMILE EL QATILA, trotz oder gerade wegen all seiner Defizite, köstlich unterhalten hat. Seine Optik, seine Produktionsbedingungen, seine Charakterzeichnungen, die Darsteller - das alles und noch viel mehr erinnert ausnahmslos an Seifenopern und Fernsehfilme für ein Publikum, die es moralisch und betucht haben wollen, jedoch nicht ohne die eine oder andere Spannungssequenz. Blut fließt freilich ebenso wenig wie sonstige Körpersäfte, dafür hat man herzergreifende Familienszenen, die eine oder andere abstruse Idee, Figuren, die man aufgrund ihrer Eindimensionalität einfach nur lieben kann, und als Bonus einen harmlosen Krimiplot mit Telefonschellen jede gefühlte dritte Minute. Für mich persönlich ist EL MOKAMILE EL QATILA vielleicht so etwas wie ein ägyptischer Tatort, nur eben mit viel mehr erhobenem Zeigefinger, viel mehr surrealen Momenten, viel mehr arabischen Tänzen und Gesängen, und viel höherem Spaßfaktor – dafür aber natürlich mit wesentlich weniger Verbrechertum, Polizei und Adrenalinrausch.