Erlösung - Flaschenpost von P
Flaskepost fra P
Dänemark / Norwegen / Schweden / Deutschland 2016
Regie: Hans Petter Moland
Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pål Sverre Hagen, Jakob Ulrik Lohmann, Amanda Collin, Johanne Louise Schmidt, Jakob Oftebro, Lotte Andersen, Søren Pilmark, Signe Anastassia Mannov, Michael Brostrup, Morten Kirkskov, Olivia Terpet Gammelgaard, Jasper Friis Møller, Louis Sylvester Larsen, Benjamin Kitter, Maria Rossing
OFDB
Flaskepost fra P
Dänemark / Norwegen / Schweden / Deutschland 2016
Regie: Hans Petter Moland
Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pål Sverre Hagen, Jakob Ulrik Lohmann, Amanda Collin, Johanne Louise Schmidt, Jakob Oftebro, Lotte Andersen, Søren Pilmark, Signe Anastassia Mannov, Michael Brostrup, Morten Kirkskov, Olivia Terpet Gammelgaard, Jasper Friis Møller, Louis Sylvester Larsen, Benjamin Kitter, Maria Rossing
OFDB
Nach ERBARMEN und SCHÄNDUNG nun also der dritte Film um den misanthropischen Kommissar Mørck und seinen Assistenten Assad. Nach zwei spannenden und ausgesprochen düsteren Filmen gab es einen Wechsel auf dem Regiestuhl, Platz genommen hat nun Hans Petter Moland, den man am ehesten aus EINER NACH DEM ANDEREN kennen könnte (das ist der Film, in dem Stellan Skarsgård mit seinem Schneepflug die Gangsterwelt Norwegens aufmischt, und sein eigenes Remake HARD POWDER mit Liam Neeson hat er auch gleich gedreht). Und was soll ich sagen – Das, was mir persönlich an EINER NACH DEM ANDEREN bereits nicht gefallen hat, diese sehr sprunghafte, fast puzzleartige Montage, die stört mich auch hier. Vor allem zu Beginn werden wir mit Bruchstücken von Informationen überflutet, kurze Einstellungen geben kleine und kleinste Bruchstücke an Wissen an den Zuschauer, ohne dass dieser eine Möglichkeit hat das alles einzuordnen, und erst ganz allmählich verbinden sich die vielen kleinen Details zu einem größeren Ganzen.
Den Ermittlern des Sonderdezernats Q wird eine Flaschenpost zugespielt, aufgegeben vor 8 Jahren, in der ein Junge um Hilfe ruft. Ein Junge, der offensichtlich irgendwo gefangen gehalten wird. Zwei Tage nach dem Film weiß ich bereits nicht mehr, wie die Ermittler darauf kommen, dass der Junge aus einer sektiererischen Familie stammt (was ja nie ein gutes Zeichen ist, wenn man so schnell Teile der Handlung vergisst), und eine andere Familie, deren Kinder soeben entführt wurden, ist auch schnell gefunden. Das spannende dabei ist, dass wir den Entführer fast von Beginn an kennen, dieser wahrlich böse ist, ein verkommenes Subjekt, ein wahrer Antichrist, und wir eigentlich mehr dem Charakter zuschauen, wie er seine Bosheit über die braven und gläubigen Menschen in dieser abgelegenen Region Dänemarks verstreut. Und woher kommt diese Bosheit? Ein Kindheitstrauma, aha! Mørck und Assad können den Vater der aktuell verschwundenen Kinder überreden, dass die Polizei die Lösegeldübergabe undercover begleitet, aber was für ein Alptraum da auf sie zukommt, dass können sich die beiden überhaupt nicht ausmalen.
ERLÖSUNG ist so etwa ab der Hälfte richtig spannend. Aber so richtig richtig. Die Lösegeldübergabe, das Grauen im Krankenhaus, die Szenen im Versteck des Bösen, das ist stark gefilmt und stark erzählt, und wirklich gutes Hochspannungskino. Was aber, vor allem im Vergleich zu den ersten beiden Teilen, auf der Strecke bleibt, das ist diese dunkle und gewaltgeladene Stimmung. In ERLÖSUNG scheint erstmals die Sonne, die Landschaften sind weit und offen, und es mag sich irgendwie keine rechte Bedrohungsstimmung einstellen, trotz des eindrucksvollen BÖSEN. Stattdessen fahren wir viel Auto, lauschen den Diskussionen zwischen dem gläubigen Assad und dem wortkargen und agnostischen Mørck („Religion ist eine schlechte Angewohnheit. So wie Rauchen. Oder Homosexualität.“), und staunen, mit wie wenig Einsatz die beiden maximalen Ermittlungserfolg vorweisen können. Es werden viele Löcher in die Luft geschaut, vor allem Mørck mit seinen Depressionen kann das ganz hervorragend, und was völlig fallengelassen wird ist dabei die horizontale Entwicklung der Romane: Das geheimnisvolle um Assad, der dieses Mal daherkommt wie ein ganz normaler Polizist, nur halt mit leichtem Akzent und vollem Bart. Die neue Assistentin Rose, die in Erscheinung und Auftritt aus jedem beliebigen TATORT kommen könnte, aber sicher nicht von Jussi Adler-Olsen. Der Beginn der Saga um den misslungenen Einsatz und den toten Polizisten wird mittlerweile völlig ignoriert, genauso wie das Privatleben Mørcks zurzeit auf Eis liegt (Ex-Frau? Stiefsohn? Liebschaft? Querschnittsgelähmter Kollege als ständiger Gast in Mørcks Haus?), wobei dies aber darauf zurückzuführen sein dürfte, dass in einer Buchverfilmung halt einfach das ein oder andere aus der Vorlage gestrichen werden muss, um eine dramatische Einheit bilden zu können. Aber trotzdem, da fehlt was, und zwar etwas, was auch die Romane in ihrem Kern ausgemacht hat. Nicht durch die Reduktion auf den Thriller sind Adler-Olsens Romane so erfolgreich, sondern weil in die spannenden Mörderjagden hinein noch tiefgründige und ebenso spannende menschliche Schicksale eingewoben sind. Die Figuren werden dadurch zu Menschen aus Fleisch und Blut, und die Absenz dieser Menschlichkeit ist in den Film ein echtes Manko.
In ERLÖSUNG fehlt explizit allerdings noch viel mehr, nämlich das noireske und finstere, das die beiden Vorgängerfilme letzten Endes so stark gemacht hat. Was dann halt doch einigermaßen enttäuscht. Damit ist ERLÖSUNG zwar grundsätzlich ein ordentlich gemachter und spannender Thriller, aber der Wechsel des Regisseurs hat der Serie nach meinem Dafürhalten und nach aktuellem Sichtungsstand gar nicht gut getan. Man kann gespannt sein wie es weitergeht.
5/10