Jagd auf blaue Diamanten - Paul Martin (1965)

Moderator: jogiwan

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Prisma
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Jagd auf blaue Diamanten - Paul Martin (1965)

Beitrag von Prisma »


JAGD AUF BLAUE DIAMANTEN / DIAMOND WALKERS (1965)

mit Harald Leipnitz, Marisa Mell, Joachim Hansen, Ann Smyrner, Brian O'Shaughnessy, Bill Brewer und Simon Sabela
eine Produktion der S.A. Film Studios | im Verleih der Constantin
ein Film von Paul Martin


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»Was reizt einen Jäger mehr? Das Jagen oder das Töten?«
Die Diamantenjäger gehören zu dem Stamm der Habari, einem Nomadenvolk das ohne festen Wohnsitz durch die Wüste zieht. Sie waren immer Gelegenheitsschmuggler, die die heiße Ware des Schwarzen Marktes über die Grenzen des Sperrbezirkes brachten. In letzter Zeit jedoch stellte die Polizei fest, dass der Schmuggel zunahm und dass die Habari straff organisiert wurden. Der Schmugglerboss blieb unerkannt, nur seinen Namen wusste man: Ngela. Immer wieder entzog er sich allen Nachforschungen. Der Sicherheitsdienst der Minenbesitzer und die Polizei waren machtlos... Der Großwildjäger Mike Johnson (Harald Leipnitz) arrangiert eine Safari für den reichen Minenbesitzer de Ridder, und verliebt sich bei dieser Gelegenheit in dessen Tochter Irene (Marisa Mell). Geblendet vom unbeschwerten Leben der Reichen, manövriert er in sich einen gefährlichen Strudel von Habgier, Gewalt, Leidenschaft und schließlich Mord...

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Zu Beginn des Films hört man diese einleitenden Worte, die von Reinhard Glemnitz aus dem Off gesprochen werden, so dass man sich gleich gut orientiert fühlt. Regisseur Paul Martin inszenierte mit "Jagd auf blaue Diamanten" einen Abenteuerfilm, der aus Elemente aus Krimi und gepflegtem Thriller transportiert, allerdings eher aufgrund seiner herrlichen Landschaftsaufnahmen vor Originalschauplätzen in Südafrika punkten kann. Zu jener Zeit, also Mitte der Sechziger Jahre, war die Konkurrenz bei derartigen Formaten groß, da es eine wahre Schwemme gleich angelegter Filme gab, und man nahezu jeden Schauspieler auch in wenigstens einer dieser Produktionen wieder finden konnte. So kann auch Paul Martins Beitrag auf eine, zumindest in den Hauptrollen interessante Besetzung bauen, die dieses Kind schon schaukeln wird, was sich auch als erforderlich herausstellt, denn die Geschichte ist insgesamt etwas eintönig ausgefallen, verläuft streckenweise zu reibungslos und vorhersehbar.

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Begrüßenswert ist bei diesen Voraussetzungen die Tatsache, dass das Szenario wenigstens Action geladen und gut ausgestattet ist, außerdem finden sich immer wieder einige Raffinessen bei der Umsetzung. Dadurch besitzt diese Produktion durchaus ihren zeitgenössischen Charme und wenn man sich prinzipiell auf diese Krimi-Abenteuer einlassen kann, findet man hier doch ohne jeden Zweifel die richtigen Zutaten. Was die verhaltene Euphorie allerdings wieder ausbremst ist, dass auf der anderen Seite zum Teil leider grenzwertige Kolportage-Inhalte des Films stehen, die diesem ambitionierten Verlauf erheblich schaden, denn beim genaueren Betrachten spürt man als erstaunter Zuschauer immer wieder Andeutungen von unterschwelligem Rassismus auf, auch das Großthema Safari und Jagd wirkt durch das Abknallen von Tieren ungünstig verherrlicht, und aufgrund der Reaktionen der Beteiligten ziemlich geschmacklos. Aber wie dem auch sei, der Vergleich zwischen Heute und Gestern hinkt vielleicht immer ein wenig.

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Harald Leipnitz war zur Entstehungszeit des Films sehr gut beschäftigt, so stehen bei ihm 1965 beinahe zehn Kino- und Fernsehrollen zu Buche. Dabei sah man ihn in den unterschiedlichsten Genres was beweist, dass er jede Anforderung spielend bewältigen konnte. In "Jagd auf blaue Diamanten" wirkt er gewohnt solide, und er interpretiert den Großwildjäger Mike Johnson mit einer begrüßenswerten Routine. Zu Marisa Mell und Ann Smyrner mag er meines Erachtens jedoch nicht so recht passen, Joachim Hansen reiht sich in diesen Eindruck ebenfalls ein, und es entsteht ein empfundenes aneinander Vorbeispielen, zumindest wirkt es in mehreren Sequenzen so. Leipnitz gelingt es, die erforderliche Zerrissenheit glaubhaft zu transportieren, es deutet sich sogar eine kleinere Metamorphose an und letztlich ist er es, der am meisten im Gedächtnis bleibt, weil er ein gewisses Gelegenheit macht Diebe-Prinzip klassisch herausarbeitet.

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Den Kontrast zu dieser Figur liefert Joachim Hansen, der für Tugenden und moralische Aspekte steht, folglich wie so oft etwas langweilig und uninteressant wirkt. Mir stellt sich bei ihm immer die Frage, ob man ihm genau diese Rollen immer zugetragen hatte, oder ob er diese Anforderungen immer mit den gleichen Attributen ausstattete? Wie dem auch sei, es ist wieder einmal zu betonen, dass man den Frankfurter Schauspieler ebenso gut beschäftigt gesehen hat, wie das bei seinem Kollegen Leipnitz der Fall war. Gleiches gilt auch für Marisa Mell und insbesondere Ann Smyrner, die hier beide jedoch nicht mehr als schmückendes Beiwerk darstellen. Dabei ist die Rolle von Smyrner als Karen Truter leider so uninteressant angelegt und irrelevant gehalten worden, dass es im Endeffekt ziemlich verschenkt wirkt. Man nimmt sie eigentlich nur als Sprachrohr der Bedenken und der Angst wahr, auch dass sie die gehörnte Freundin von Johnsson ist, findet keine weitere Ausarbeitung. Die Charakterzeichnungen sind insgesamt leider etwas eintönig und stumpf ausgefallen, jedoch war die Zusammenstellung für damalige Verhältnisse ziemlich publikumswirksam.

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"Diamond Walkers" gilt nicht ganz zu unrecht als eher belanglos und hier wirkt die zu beschauliche Geschichte sehr stark herein, außerdem ging die Regie insgesamt zu konservativ vor, was sehr schade ist, denn vor dieser herrlichen Kulisse hätte man ohne Zweifel wesentlich mehr herausschlagen können. Trotz Action und immer wieder deutlich aufblitzendem Tempo geschient einfach zu wenig Spektakuläres und diese Produktion hebt sich nicht von vergleichbarem Material ab, eher im Gegenteil, denn sie wird in die Tasche gesteckt. Der sichtbare rote Faden wird daher schnell mit Vorhersehbarkeit verwechselt, der klare Aufbau wirkt nach dem Finale dann doch zu viel des Guten konstruiert. Sehr schade bei einem Film, der zumindest theoretisch so viel Potential bereitgestellt hatte. Die Kameraarbeit gibt der aparten Landschaft ein aussagekräftiges Gesicht und fängt viele schöne Details ein, man spürt beim Zusehen direkt den heißen Sand, der einem durch das Gesicht weht, auch die musikalische Gestaltung ist angemessen und eingängig, sorgt hin und wieder sogar für gewisse Spannungszustände.

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Was insgesamt fehlt, ist eine deutlichere Vehemenz bei den Akteuren und eine präziser herausgearbeitete Brisanz bei der gesamten Chose. Manchmal bekommt man als Zuschauer nämlich den Eindruck, als befinde man sich gerade in einem Urlaubsfilm mit Krimi-Einschlag oder einem Abenteuerfilm mit hinein gebastelter Liebes-Schmonzette. Sicher schließt das Eine das Andere nicht aus, aber hier hätte das Drehbuch manche Passagen erst gar nicht nötig gehabt. Nicht umsonst entsteht schließlich der Eindruck, die Handlung sei gestreckt worden. So viel Kritik kommt vielleicht auch nur auf, wenn sich der Zuschauer ohnehin in diesem Genre nicht sonderlich zu Hause fühlt, und der Grund der erneuten Ansicht wieder einmal nur auf den Namen Marisa Mell hört. Insgesamt ist "Jagd auf blaue Diamanten" trotz einiger Ungereimtheiten glücklicherweise angenehm kurzweilig ausgefallen und beeindruckt jedenfalls immer wieder vor allem im visuellen Bereich, das muss man ihm schon lassen! Ansonsten sehen Meilensteine oder große Genre-Beiträge sicherlich anders aus und so bleibt Paul Martins Arbeit etwas besser als einschlägig bekannter Durchschnitt in Erinnerung.
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buxtebrawler
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Re: Jagd auf blaue Diamanten - Paul Martin (1965)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 09.10.2015 bei Filmjuwelen auf DVD.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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