Originaltitel: Karishika
Produktionsland: Nigeria 1996
Regie: Christian Onu
Darsteller: Becky Ngozi Okorie, Bob-Manuel Udokwu, Sandra Achums, Ifeanyi Ikpoenyi, Andy Chukwu
…und weiter geht meine Reise in die wundersame Welt nigerianischer Christploitation-Horrorfilme:
Bei KARISHIKA aus dem Jahre 1996 scheint es sich, zumindest der spärlichen Quellenlage zufolge, um einen wahren Nollywood-Klassiker im Sektor anti-satanischer Propaganda zu handeln. Sein Titelsong allein besitzt jedenfalls wahres Ohrwurmpotential: Dumpfe Trommeln; obskure Geräusche, als würde jemand weit im Hintergrund leere Bottiche gegeneinanderschlagen; ein manisch-mantrischer, sich in der Intensität und im Tempo seiner Deklamation stetig steigernder Frauenchor, der immer wieder die Zeilen singt: Karishika, Karishika, Queen of Demons!, Lucifer, Lucifer, Prince of Darkness!, - solange zumindest bis dieser bedrohliche Beginn von einer absolut sleazigen Gitarre und einem noch viel schmalztrieferenden Sänger abgelöst wird, der über die Titelheldin vorliegenden Films zu trällern weiß: Karishika, she is the Queen of Demons / Don’t believe her, she can’t love you / She only wants to destroy you / She will only take you to Hell where you’ll die! Dass solche Verse im Gewand eines wirklich massenkompatiblen Adult-Contemporary-Popsongs einen ziemlich irritierenden Effekt erzeugen, muss wohl kaum betont werden. Wie schaut es aber mit dem surrealen Reiz des nachfolgenden Spektakels aus, das, rechnet man beide back-to-back gedrehten Teile zusammen, auf eine Länge von über zwei Stunden kommt?
Im Vergleich zu aus jedwedem Vernunftzwinger ausbüxenden und bei ihrer Flucht wild um sich tretenden Werken wie WITCHDOCTOR OF THE LIVINGDEAD, 666 (BEWARE THE END IS AT HAND) oder auch END OF THE WITCHES muss ich KARISHIKA attestieren, dass wir es beinahe schon mit einem – wohlgemerkt: innerhalb des Nollywood-Kontextes! – kohärenten, nachvollziehbaren und vor allem nacherzählbaren Film zu tun haben: Luzifer thront einmal mehr in der Hölle, in vorliegendem Streifen eine Art Grotte, wo ihm zu Füßen sowohl seine eifrig gackernden dämonischen Anhänger als auch die, laut evangelikaler Lehre, zu Recht dem Hades überantworteten armseligen Sünder knien. Luzifer ist stämmig, laut, und hat Goldstaub im Gesicht, als sei er gerade von einer CSD-Parade herbeigestolpert. Vor allem aber ist er unersättlich darin, Leid und Elend über die geplagte Menschheit zu bringen. Hierzu möchte er, dass einer seiner Gefolgsleute sich vermummenschanzt auf die Erde begibt, um in Teufels Namen Verwirrung zu stiften. Scheinbar weckt die Aussicht, sich aus den wärmenden Flammen hinauf in menschliche Gesellschaft begeben zu müssen, in keinem der Dämonen und Dämoninnen wirkliches Interesse. Gerade als Luzifer sich über den mangelnden Zuspruch mokieren möchte, ist es doch endlich Karishika, die sogenannte „Königin der Dämonen“, die sich für den Auftrag zur Verfügung stellt. Ein innerhalb der Höllenhöhle installierter Fernsehapparat (!) gibt ausführliche Auskunft darüber, mit welchen Dingen die Erdenbewohner am besten vom rechten Pfad abzubringen sind: Geld; schöne Frauen; teure Autos – all das seien zweckdienliche Instrumente, derer sich Karishika während ihres Aufenthalts an der Oberschicht bedienen solle. Analog dazu zeigt der flimmernde Film auch einige edukative Live-Impressionen des Treibens auf Erden: Heidnische Rituale und Opferungen; Abtreibungen; Ehebrecherei – eben all das, was Gott in der radikal-fundamentalistischen Weltsicht der Filmemacher zutiefst missbehagt. Und Gott gibt offenbar sogar selbst seinen Senf dazu, und kommentiert als Stimme aus dem Off die vorgeführten Vignetten, um seine Entrüstung darüber kundzutun, wie weit die Menschheit bereits abgeirrt ist – oder wem sonst soll die dröhnende Stimme gehören, die scheinbar aus dem höllischen Fernsehapparat heraus erklingt und sich dabei anhört wie von einem Wrestling-Match-Kommentatoren!?
In der Folge begleiten wir Karishika also nach Nigeria, wo die Dame sich aller möglicher Tricks und Kniffe bedient, um die Augen von Väterchen Luzifer zum freudigen Glühen zu bringen: Einen Geschäftsmann becirct sie, indem sie ihm große Geldgewinne zusteuert; einen glaubensschwachen Priester bringt sie dazu, sich der finsteren Seite zu verschreiben, und fortan satanische Zeremonien in seiner Kirche abzuhalten; eine naive Schwangere entfremdet sie von ihrem Gatten, indem sie sie gemeinsam mit dem gefallenen Pfaffen in bizarre Riten einführt, (die, unter anderem, darin bestehen, dass der Satanspriester zwei lebende Hühner gegeneinanderschlägt, ihnen die Köpfe abreißt und das Gesicht der Schwangeren mit dem Vogelblut beschmiert: Tiersnuff Alert!) Dabei verfügt Karishiak aber auch über die Fähigkeit, beliebig ihre Gestalt zu wandeln: Als Taxifahrer beispielweise versucht sie, zwei junge Frauen in ehelose Sexualitätsakte zu stürzen; als Prostituierte wiederum hält sie einem Freier einen Totenkopfring hin, den dieser küssen soll, worauf er eine Art Nuss (?) ausspuckt, und kurz darauf ohnmächtig mitten in den Höllenschlund stürzt. Wie man sieht: Auch KARISHIKA ist ein nigerianischer Film, der eine episodische Erzählstruktur einer ausgefeilten, geradlinigen, runden Dramaturgie vorzieht. Vor allem ist KARISHIKA aber mit Abstand derjenige meiner bisher gesichteten Nollywood-Filme mit der katastrophalsten Tonspur: Nicht nur, dass auch die Schauspieler in vorliegendem Streifen ein Englisch an den Tag legen, bei dem man die Ohren spitzen muss wie ein Luchs, um die Feinheiten der Dialoge zu erhaschen. Hinzukommt, dass diese Dialoge derart, sagen wir, kreativ abgemischt wurden, dass jegliche Höhen und Tiefen der Artikulation zu einem gleichtönenden Brei zerrinnen. Kurz gesagt: Wenn ich behaupte, vielleicht dreißig Prozent des gesprochenen Wortes verstanden habe, dann ist das eigentlich schon hochgepokert.
Auf jeden Fall verstanden habe ich indes, dass KARISHIKA sich trotz seiner besonnenen Inszenierung, die den Film größtenteils wie das Äquivalent zu einer nigerianischen Seifenoper wirken lässt, den einen oder anderen Ausrutscher in schlicht wahnwitzige Gefilde gönnt. Atmosphärisch ist es durchaus, wenn Karishikas schwangeres Opfer von der Dämonin und dem ihr hörigen Priester zum Meer geführt wird, aus dem sich eine bitterböse Nixe erhebt, die der zu Tode geängstigten Frau ankündigt, dass sie ihr ungeborenens Kind, so wie weiland Rumpelstilzchen, gleich nach Durchtrennen der Nabelschnur holen kommen würde. Die Geburt bzw. deren Nachwehen ist ein weiterer Höhepunkt für Cineasten, die sich gerne die Augen reiben: Zur Welt gebracht hat die arme Frau nämlich einen rosigen Fleischklumpen, gegen den das Baby in ERASERHEAD glatt als herkömmlicher Säugling durchgehen könnte. Was ist denn das?, ruft der entgeisterte Vater. Das soll mein Kind sein? Ähnlich entgeistert bin wiederum ich, wenn der (wirklich eingängige!) Titelsong hergenommen wird, um folgende Szene akustisch zu begleiten: In einer irrelevanten Nebenhandlung hat Karishika einen weiteren arglosen Mann aufgegriffen, und zerrt ihn zu sich ins Bett, wo dieser wie besessen vom Teufel der Wollust einen wahren Kopulations-Marathon hinlegt. In Großaufnahme sehen wir sein von Geilheit und Schmerz gleichermaßen verzerrtes Gesicht, während sich die Decke im Zeitraffer hebt und senkt. Am Ende bricht der Arme über unserer Heldin zusammen: Er hat sich tatsächlich zu Tode gevögelt! Das Finale indes ist dann eher generisch, obwohl immerhin per Parallelmontage filmisch halbwegs interessant gestaltet: Einen weiteren Pastor möchte Karishika umgarnen, doch hat sie die Rechnung ohne dessen Glaubensfestigkeit gemacht. Immer abwechselnd sehen wir den frommen Mann nebst Gemeinde, wie er Karishika mit Gebeten und Lobpreisungen Gottes zu Leibe rückt, und die Welt der Dämonen, die diese Szenen in ihrem Paralleluniversum nachzeichnen, und zunehmend in Heulen und Zähneklappern verfallen, als sie realisieren müssen: Diesen standhaften Priester werden sie niemals in ihre Fänge bekommen!
Obwohl Karishika letztlich unterliegt und gebeugten Hauptes zu Papa Teufel zurückkehren muss, existiert natürlich auch von vorliegendem Film ein Sequel, dessen Bezugspunkte zu Teil Eins indes mit der Lupe gesucht werden müssen, zumal die Titelheldin es dort bei einem einzigen schmalen Auftritt belässt, und wir ansonsten zuschauen dürfen, wie irgendwelche beliebigen Einwohner Nigerias dem Teufel entweder von der Schippe oder in den Ofen springen: In einer wundersamen Sequenz begeben sich offenbar mehrere Kunden in ein Bordell, und werden dort von männlichen und weiblichen Dämonen molestiert. Eine Dame infiziert sich bei ihrem höllischen Callboy mit AIDS; ein Mann wird von seiner Dirne buchstäblich zu Tode geküsst; ein anderer Herr landet blutüberströmt zu Füßen einer anschließend genüsslich ihre Zigarette schmauchenden Dämonin. Wem solche Sexualfeindlichkeit in Reinkultur – (Credo: Im Grunde jedes Busserl öffnet sperrangelweit die Höllenpforten!) – noch nicht reicht, für den erzählt Teil Zwei weiter, was eigentlich aus dem Fleischklumpen in Teil Eins geworden ist: Der nämlich ist inzwischen inzwischen zu einem kleinen, jedoch natürlich teuflisch besessenen Buben herangereift, weswegen erneut der Pastor die Ärmel hochkrempeln und einen (eher unspektakulären, aber immerhin erfolgreichen) Exorzismus durchführen muss. Eine Prise Dwarfploitation gibt’s als Bonus oben drauf: Luzifer verfügt nun über einen kleinwüchsigen Helfer, der schrill schreiend und lachend den im Fegefeuer gelandeten Sünden mit mittelalterlichen Hieb- und Stichwaffen zusetzt. Wenn im Finale sich dann noch ein Erzengel – (ich nehme an, das soll Erzengel Michael sein, doch leider verschluckt die gierige Tonspur alles, was sie zu fressen bekommt) – mit den himmlischen Heerscharen Luzifer in den Weg stellt, worauf der Höllenfürst und sein Gefolge von einem überdimensionalen Fuß (!) zertrampelt werden, und die Endcredits scheinheilig fragen: Is this the End of Lucifer?, dann kann ich die freikirchlichen Gemeinden beim Kinoabend regelrecht johlen und seufzen hören.
Ja, und trotz alldem gilt immer noch: KARISHIKA ist nach Exzessen wie 666 (BEWARE THE END IS AT HAND) oder einer Geduldsfadenzerreißprobe wie OLOGBO AIYE eine wahre Wohltat – und, dennoch, so viel scheint zwischen meinen Zeilen bis hierhin wohl durchgeblitzt zu sein, zu keinem Zeitpunkt ein Film für Menschen, die unbedingt weiterhin im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte bleiben wollen.
Bei KARISHIKA aus dem Jahre 1996 scheint es sich, zumindest der spärlichen Quellenlage zufolge, um einen wahren Nollywood-Klassiker im Sektor anti-satanischer Propaganda zu handeln. Sein Titelsong allein besitzt jedenfalls wahres Ohrwurmpotential: Dumpfe Trommeln; obskure Geräusche, als würde jemand weit im Hintergrund leere Bottiche gegeneinanderschlagen; ein manisch-mantrischer, sich in der Intensität und im Tempo seiner Deklamation stetig steigernder Frauenchor, der immer wieder die Zeilen singt: Karishika, Karishika, Queen of Demons!, Lucifer, Lucifer, Prince of Darkness!, - solange zumindest bis dieser bedrohliche Beginn von einer absolut sleazigen Gitarre und einem noch viel schmalztrieferenden Sänger abgelöst wird, der über die Titelheldin vorliegenden Films zu trällern weiß: Karishika, she is the Queen of Demons / Don’t believe her, she can’t love you / She only wants to destroy you / She will only take you to Hell where you’ll die! Dass solche Verse im Gewand eines wirklich massenkompatiblen Adult-Contemporary-Popsongs einen ziemlich irritierenden Effekt erzeugen, muss wohl kaum betont werden. Wie schaut es aber mit dem surrealen Reiz des nachfolgenden Spektakels aus, das, rechnet man beide back-to-back gedrehten Teile zusammen, auf eine Länge von über zwei Stunden kommt?
Im Vergleich zu aus jedwedem Vernunftzwinger ausbüxenden und bei ihrer Flucht wild um sich tretenden Werken wie WITCHDOCTOR OF THE LIVINGDEAD, 666 (BEWARE THE END IS AT HAND) oder auch END OF THE WITCHES muss ich KARISHIKA attestieren, dass wir es beinahe schon mit einem – wohlgemerkt: innerhalb des Nollywood-Kontextes! – kohärenten, nachvollziehbaren und vor allem nacherzählbaren Film zu tun haben: Luzifer thront einmal mehr in der Hölle, in vorliegendem Streifen eine Art Grotte, wo ihm zu Füßen sowohl seine eifrig gackernden dämonischen Anhänger als auch die, laut evangelikaler Lehre, zu Recht dem Hades überantworteten armseligen Sünder knien. Luzifer ist stämmig, laut, und hat Goldstaub im Gesicht, als sei er gerade von einer CSD-Parade herbeigestolpert. Vor allem aber ist er unersättlich darin, Leid und Elend über die geplagte Menschheit zu bringen. Hierzu möchte er, dass einer seiner Gefolgsleute sich vermummenschanzt auf die Erde begibt, um in Teufels Namen Verwirrung zu stiften. Scheinbar weckt die Aussicht, sich aus den wärmenden Flammen hinauf in menschliche Gesellschaft begeben zu müssen, in keinem der Dämonen und Dämoninnen wirkliches Interesse. Gerade als Luzifer sich über den mangelnden Zuspruch mokieren möchte, ist es doch endlich Karishika, die sogenannte „Königin der Dämonen“, die sich für den Auftrag zur Verfügung stellt. Ein innerhalb der Höllenhöhle installierter Fernsehapparat (!) gibt ausführliche Auskunft darüber, mit welchen Dingen die Erdenbewohner am besten vom rechten Pfad abzubringen sind: Geld; schöne Frauen; teure Autos – all das seien zweckdienliche Instrumente, derer sich Karishika während ihres Aufenthalts an der Oberschicht bedienen solle. Analog dazu zeigt der flimmernde Film auch einige edukative Live-Impressionen des Treibens auf Erden: Heidnische Rituale und Opferungen; Abtreibungen; Ehebrecherei – eben all das, was Gott in der radikal-fundamentalistischen Weltsicht der Filmemacher zutiefst missbehagt. Und Gott gibt offenbar sogar selbst seinen Senf dazu, und kommentiert als Stimme aus dem Off die vorgeführten Vignetten, um seine Entrüstung darüber kundzutun, wie weit die Menschheit bereits abgeirrt ist – oder wem sonst soll die dröhnende Stimme gehören, die scheinbar aus dem höllischen Fernsehapparat heraus erklingt und sich dabei anhört wie von einem Wrestling-Match-Kommentatoren!?
In der Folge begleiten wir Karishika also nach Nigeria, wo die Dame sich aller möglicher Tricks und Kniffe bedient, um die Augen von Väterchen Luzifer zum freudigen Glühen zu bringen: Einen Geschäftsmann becirct sie, indem sie ihm große Geldgewinne zusteuert; einen glaubensschwachen Priester bringt sie dazu, sich der finsteren Seite zu verschreiben, und fortan satanische Zeremonien in seiner Kirche abzuhalten; eine naive Schwangere entfremdet sie von ihrem Gatten, indem sie sie gemeinsam mit dem gefallenen Pfaffen in bizarre Riten einführt, (die, unter anderem, darin bestehen, dass der Satanspriester zwei lebende Hühner gegeneinanderschlägt, ihnen die Köpfe abreißt und das Gesicht der Schwangeren mit dem Vogelblut beschmiert: Tiersnuff Alert!) Dabei verfügt Karishiak aber auch über die Fähigkeit, beliebig ihre Gestalt zu wandeln: Als Taxifahrer beispielweise versucht sie, zwei junge Frauen in ehelose Sexualitätsakte zu stürzen; als Prostituierte wiederum hält sie einem Freier einen Totenkopfring hin, den dieser küssen soll, worauf er eine Art Nuss (?) ausspuckt, und kurz darauf ohnmächtig mitten in den Höllenschlund stürzt. Wie man sieht: Auch KARISHIKA ist ein nigerianischer Film, der eine episodische Erzählstruktur einer ausgefeilten, geradlinigen, runden Dramaturgie vorzieht. Vor allem ist KARISHIKA aber mit Abstand derjenige meiner bisher gesichteten Nollywood-Filme mit der katastrophalsten Tonspur: Nicht nur, dass auch die Schauspieler in vorliegendem Streifen ein Englisch an den Tag legen, bei dem man die Ohren spitzen muss wie ein Luchs, um die Feinheiten der Dialoge zu erhaschen. Hinzukommt, dass diese Dialoge derart, sagen wir, kreativ abgemischt wurden, dass jegliche Höhen und Tiefen der Artikulation zu einem gleichtönenden Brei zerrinnen. Kurz gesagt: Wenn ich behaupte, vielleicht dreißig Prozent des gesprochenen Wortes verstanden habe, dann ist das eigentlich schon hochgepokert.
Auf jeden Fall verstanden habe ich indes, dass KARISHIKA sich trotz seiner besonnenen Inszenierung, die den Film größtenteils wie das Äquivalent zu einer nigerianischen Seifenoper wirken lässt, den einen oder anderen Ausrutscher in schlicht wahnwitzige Gefilde gönnt. Atmosphärisch ist es durchaus, wenn Karishikas schwangeres Opfer von der Dämonin und dem ihr hörigen Priester zum Meer geführt wird, aus dem sich eine bitterböse Nixe erhebt, die der zu Tode geängstigten Frau ankündigt, dass sie ihr ungeborenens Kind, so wie weiland Rumpelstilzchen, gleich nach Durchtrennen der Nabelschnur holen kommen würde. Die Geburt bzw. deren Nachwehen ist ein weiterer Höhepunkt für Cineasten, die sich gerne die Augen reiben: Zur Welt gebracht hat die arme Frau nämlich einen rosigen Fleischklumpen, gegen den das Baby in ERASERHEAD glatt als herkömmlicher Säugling durchgehen könnte. Was ist denn das?, ruft der entgeisterte Vater. Das soll mein Kind sein? Ähnlich entgeistert bin wiederum ich, wenn der (wirklich eingängige!) Titelsong hergenommen wird, um folgende Szene akustisch zu begleiten: In einer irrelevanten Nebenhandlung hat Karishika einen weiteren arglosen Mann aufgegriffen, und zerrt ihn zu sich ins Bett, wo dieser wie besessen vom Teufel der Wollust einen wahren Kopulations-Marathon hinlegt. In Großaufnahme sehen wir sein von Geilheit und Schmerz gleichermaßen verzerrtes Gesicht, während sich die Decke im Zeitraffer hebt und senkt. Am Ende bricht der Arme über unserer Heldin zusammen: Er hat sich tatsächlich zu Tode gevögelt! Das Finale indes ist dann eher generisch, obwohl immerhin per Parallelmontage filmisch halbwegs interessant gestaltet: Einen weiteren Pastor möchte Karishika umgarnen, doch hat sie die Rechnung ohne dessen Glaubensfestigkeit gemacht. Immer abwechselnd sehen wir den frommen Mann nebst Gemeinde, wie er Karishika mit Gebeten und Lobpreisungen Gottes zu Leibe rückt, und die Welt der Dämonen, die diese Szenen in ihrem Paralleluniversum nachzeichnen, und zunehmend in Heulen und Zähneklappern verfallen, als sie realisieren müssen: Diesen standhaften Priester werden sie niemals in ihre Fänge bekommen!
Obwohl Karishika letztlich unterliegt und gebeugten Hauptes zu Papa Teufel zurückkehren muss, existiert natürlich auch von vorliegendem Film ein Sequel, dessen Bezugspunkte zu Teil Eins indes mit der Lupe gesucht werden müssen, zumal die Titelheldin es dort bei einem einzigen schmalen Auftritt belässt, und wir ansonsten zuschauen dürfen, wie irgendwelche beliebigen Einwohner Nigerias dem Teufel entweder von der Schippe oder in den Ofen springen: In einer wundersamen Sequenz begeben sich offenbar mehrere Kunden in ein Bordell, und werden dort von männlichen und weiblichen Dämonen molestiert. Eine Dame infiziert sich bei ihrem höllischen Callboy mit AIDS; ein Mann wird von seiner Dirne buchstäblich zu Tode geküsst; ein anderer Herr landet blutüberströmt zu Füßen einer anschließend genüsslich ihre Zigarette schmauchenden Dämonin. Wem solche Sexualfeindlichkeit in Reinkultur – (Credo: Im Grunde jedes Busserl öffnet sperrangelweit die Höllenpforten!) – noch nicht reicht, für den erzählt Teil Zwei weiter, was eigentlich aus dem Fleischklumpen in Teil Eins geworden ist: Der nämlich ist inzwischen inzwischen zu einem kleinen, jedoch natürlich teuflisch besessenen Buben herangereift, weswegen erneut der Pastor die Ärmel hochkrempeln und einen (eher unspektakulären, aber immerhin erfolgreichen) Exorzismus durchführen muss. Eine Prise Dwarfploitation gibt’s als Bonus oben drauf: Luzifer verfügt nun über einen kleinwüchsigen Helfer, der schrill schreiend und lachend den im Fegefeuer gelandeten Sünden mit mittelalterlichen Hieb- und Stichwaffen zusetzt. Wenn im Finale sich dann noch ein Erzengel – (ich nehme an, das soll Erzengel Michael sein, doch leider verschluckt die gierige Tonspur alles, was sie zu fressen bekommt) – mit den himmlischen Heerscharen Luzifer in den Weg stellt, worauf der Höllenfürst und sein Gefolge von einem überdimensionalen Fuß (!) zertrampelt werden, und die Endcredits scheinheilig fragen: Is this the End of Lucifer?, dann kann ich die freikirchlichen Gemeinden beim Kinoabend regelrecht johlen und seufzen hören.
Ja, und trotz alldem gilt immer noch: KARISHIKA ist nach Exzessen wie 666 (BEWARE THE END IS AT HAND) oder einer Geduldsfadenzerreißprobe wie OLOGBO AIYE eine wahre Wohltat – und, dennoch, so viel scheint zwischen meinen Zeilen bis hierhin wohl durchgeblitzt zu sein, zu keinem Zeitpunkt ein Film für Menschen, die unbedingt weiterhin im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte bleiben wollen.