Kidnapping Freddy Heineken - Daniel Alfredson

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horror1966
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Kidnapping Freddy Heineken - Daniel Alfredson

Beitrag von horror1966 »

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Kidnapping Freddy Heineken
(Kidnapping Mr. Heineken)
mit Jim Sturgess, Sam Worthington, Ryan Kwanten, Anthony Hopkins, Mark van Eeuwen, Thomas Cocquerel, Jemima West, David Dencik, Vera Van Dooren, Kat Lindsay, Roy McCrerey, Vince Canlas, Natalie Mejer
Regie: Daniel Alfredson
Drehbuch: William Brookfield / Peter R. de Vries
Kamera: Fredrik Bäckar
Musik: Lucas Vidal
FSK 16
Niederlande / 2015

Amsterdam, 1983: Die Freunde und Kleinkriminellen Cornelis und Willem halten sich mit kleinen Einbrüchen über Wasser, bis sie sich entschließen, ein ganz großes Ding zu drehen: die Entführung des schwerreichen und volksnahen Bier-Magnaten Alfred Heineken! Nach langer Planung gelingt ihnen tatsächlich das waghalsige Unterfangen. Während die Polizei-Ermittlungen auf Hochtouren laufen, entwickelt sich zwischen Heineken und seinen Kidnappern ein psychologischer und wendungsreicher Schlagabtausch ...


Die Entführung des Unternehmers und Brauereibesitzers Alfred Heineken liegt nun schon über drei Jahrzehnte zurück und schlug zur damaligen Zeit gerade in den Niederlanden ziemlich hohe Wellen. Umso erstaunlicher erscheint aufgrund dieses Aspektes die Tatsache, das man erst im Jahr 2011 mit "Die Heineken Entführung zum ersten Mal diese Thematik filmisch umgesetzt hat. Der hier nun vorliegende "Kidnapping Freddy Heineken" ist dann also die zweite Umsetzung eines echten Falles und ist unter der Regie von Daniel Alfredson (Verdammnis, Vergebung) entstanden. Den direkten Vergleich zwischen den beiden filmischen Adaptionen kann ich hier nicht anstellen, da mir nur der hier besprochene Beitrag bekannt ist, doch Alfredson hat eine durchgehend interessante Erzählung auf den Weg gebracht, die dem Zuschauer einen recht guten Eindruck darüber vermittelt, wie sich die Abläufe zur damaligen Zeit wohl abgespielt haben könnten. Der Einstieg in das Geschehen beginnt damit, das man nach einem relativ kurzen Einblick in die Vorbereitungen der Entführer sofort mit der Entführung selbst ins Haus fällt, um danach dann größtenteils die Täter und deren Verhalten beleuchtet.

Dabei entsteht eine grundlegend zermürbende Grundstimmung, denn die von den Entführern gesetzten Ultimaten für die Lösegeldübergabe werden nicht eingehalten, was zwangsläufig für ansteigende Nervosität in deren Reihen sorgt. An dieser Stelle hätte man dann durchaus etwas tiefer an das Eingemachte heran gehen können, denn trotz einer ziemlich stimmigen Umsetzung entsteht durchgehend der Eindruck, das es dem Ganzen ein wenig an der nötigen Intensität mangelt. Die mit klangvollen Namen besetzte Darsteller Riege weiß zwar zu überzeugen, doch irgendwie will der echte Funke nicht so ganz überspringen. Damit wir uns an dieser Stelle nicht falsch verstehen, man bekommt im Prinzip durchgehend ordentliches Schauspiel geboten, wobei sich an dieser Stelle insbesondere Jim Sturgess und Sir Anthony Hopkins hervor tun, doch irgenwie fehlt das gewisse Etwas, um den Eindruck eines grundsoliden Filmes zu überschreiten. Das bezieht sich allerdings nicht nur auf das angesprochene Schauspiel, sondern ist gleichzeitig auch auf das gesamte Werk umzumünzen. So hätte eine etwas längere Laufzeit sicherlich nicht geschadet und man hätte weitaus ausführlicher auf die Vorbereitungen eingehen können. Vor allem aber hätte man Spielraum für die Ereignisse gelassen die sich nach der Verhaftung der Entführer am Ende abgespielt haben, denn diese wurden hier völlig außen vor gelassen und hätten doch aber für einen stimmigeren Gesamteindruck gesorgt.

So aber muss man sich damit zufrieden geben, das kurz vor dem Einsetzen des Abspanns einige Einblendungen darauf hinweisen welche Strafen verhängt wurden und wie sich auch Heineken's Leben nach der Entführung verändert hat. Auch der Grund, warum die Polizei überhaupt auf die Spur der Täter gekommen ist wird mit lediglich einem eingeblendeten Satz erklärt, wobei man all diese Dinge doch ohne Weiteres auch in die Geschichte an sich hätte einbauen können. Natürlich ist dies reine Geschmackssache und mir persönlich hat "Kidnapping Freddy Heineken" auch in der vorliegenden Machart zugesagt, aber andererseits wären ausführlichere Beleuchtungen bestimmter Aspekte ganz sicher ein enormer Gewinn für das Gesamtwerk gewesen, das so eventuell den Eindruck einer leicht unvollendeten Geschichte hinterlassen könnte. Diesen Punkt mag ein jeder etwas anders sehen und eventuell beinhaltet ja die 2011 erschienene niederländische Produktion "Die Heineken Entführung" genau diese Aspekte, die hier etwas zu sehr unter den Tisch gefallen sind.

Wie dem aber auch sei, Alfredson's Variante der Thematik ist auf jeden Fall sehenswert und gibt einem auch mit kleineren Mängeln behaftet einen guten Überblick darüber, wie sich das Ganze damals abgespielt haben könnte. Sensationelle Schauwerte sollte man allerdings nicht erwarten, zudem gestaltet sich die Erzählung größtenteils auch extrem dialoglastig. Wen einem das nicht zusagt sollte man lieber gar nicht erst zugreifen, wer allerdings eine routinierte, wenn auch teils etwas lückenhafte Umsetzung eines echten Entführungsfalles zu schätzen weiß kann bedenkenlos zugreifen, denn "Kidnapping Freddy Heineken" ist alles andere als ein schlechter Film. Schon das Mitwirken eines Anthony Hopkins dürfte Grund genug sein diesem Film eine faire Chance zu geben, denn auch wenn seine Spielanteile nicht unbedingt die Größten sind, so ist sein Schauspiel doch wie immer einen Blick wert.


Fazit:


Eine längere Laufzeit und die Einbindung einiger wichtiger Punkte hätten diesem Film sicherlich nicht geschadet und so ein noch weitaus besseres Gesamtbild entstehen lassen. Doch auch in der vorliegenden Form handelt es sich um einen guten und soliden Film, bei dem man aber dennoch eine ganze Menge an Potential liegen gelassen hat.


6,5/10
Big Brother is watching you
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