
Der Jura-Student Martin arbeitet als Nachtwächter in der Pathologie eines Kopenhagener Krankenhauses. Nebenher studiert Martin, ist aber von dem Alltag nicht gerade erfüllt. Also schließt er mit seinem Freund Jens einige makabre Wetten ab, die jeder erfüllen muss. Bei Versagen hat der Verlierer die Pflicht seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen. Innerhalb einer Wette wird die Prostituierte Joyce zum zentralen Thema. Als eine Freundin von Joyce von einem nekrophilien Serienmörder getötet wird und Joyce wenig später ebenfalls, kommt Martin in ernsthafte Schwierigkeiten. Die Polizei hält ihn für den Triebtäter.
Horrorkino, Terrorkino, wie auch immer man den Film einem Genre unterwerfen will, ist völlig zweitrangig. In erster Linie ist es entscheidend, dass Ole Bornedal mit Nachtwache einer der besten- wenn nicht sogar- den besten Horrorfilm- der 90er Jahre gedreht hat. Der Erfolg bewirkte, dass Bornedal, 1997 von den Amerikanern verpflichtet wurde um ein Remake mit Ewan McGregor und Patricia Arquette zu drehen. Dieses Remake war, wie konnte man es anders erwarten, natürlich absolut überflüssig und ist einzig diese Randbemerkung wert.
Was zeichnet das Original so aus? Im Prinzip sind es einige Komponenten, die für ein perfektes Gesamtbild sorgen.
-Nikolaj Coster-Waldau, Sofie Gråbøl, Kim Bodnia, Rikke Louise Andersson, Ulf Pilgaard sind eine Auswahl von Darstellern, die ihre Rollen unbekümmert und überzeugend vermitteln.
-Eine kleine, aber sehr gepfefferte Portion Sarkasmus.
-Ein sehr atmosphärisches Gesamtbild der Einstellungen innerhalb der Pathologie.
-und das Wichtigste: ein großartig umgesetztes Drehbuch.
Was dem aufmerksamen Zuschauer allerdings nicht entgehen sollte, ist: dass im Prinzip bereits sehr früh der Anhaltspunkt für die Lösung gegeben wird. Die angegebenen Details lassen sich innerhalb der Dialoge ergründen und schnell zum Schluss kommen. Das Bornedal allerdings weitere Fährten auslegt, ist verständlich, schließlich soll das Ganze nicht für Jeden offensichtlich werden.
Bornedals Darsteller liefern einige sehr gute Wortgefechte, die sich dem weiter oben angemerkten Sarkasmus, gern zuordnen lassen. Es ist ein unbekümmerter Spielwitz zu erkennen. Den Darstellern macht es Spaß ihre Rollen zu leben und man fühlt sich als Zuschauer in Bornedals Film sehr schnell zu Hause.
Ebenfalls im Jahr 1994, hatte Lars von Trier einen großen Erfolg mit Hospital der Geister. Warum ich das erwähne? Nun, erstens stammen beide Regisseure aus Dänemark und zweitens wird in beiden Filmen ein Krankenhaus zum Hauptort des Geschehens.
Fazit: Ole Bornedals Nachtwache ist nicht nur ein wichtiger Beitrag für das skandinavische Kino, sondern ein ganz wichtiger Bestandteil des europäischen Kinos, welches Hollywood locker die Grenzen aufzeigt.
10/10