Skin - Hanro Smitsman

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Skin - Hanro Smitsman

Beitrag von horror1966 »

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Skin
(Skin)
mit John Buijsman, Chris Cornvalius, Guus Dam, Robert de Hoog, Rian Gerritsen, Paul Geusebroek, Juda Goslinga, Jason Gwen, Dajo Hogeweg, Bart Klever, Teun Kuiboer, Mike Libanon, Mike Meijer, Negativ, Urmie Plein, Sylvia Porta, Jorik Prins, Mark Scholten, Joshua Timisela
Regie: Hanro Smitsman
Drehbuch: Germen Boelens / Philip Delmaar
Kamera: Joost Rietdijk
Musik: Paleis van Boem
FSK 16
Niederlande / 2008

1979: Die anfangs den Punks nahe stehenden Skinheads radikalisieren sich immer mehr nach rechts. Dem 17 jährigen Frankie, Sohn eines jüdischen KZ-Überlebenden, ist gar nicht richtig klar, auf wen er sich da eingelassen hat. Die neuen Kumpel haben ihn einfach mitgenommen. Jetzt weiß er wenigstens, wo er hingehört, bekommt Anerkennung und Aufmerksamkeit. Das konnten ihm sein schwer traumatisierter Vater und die kranke Mutter nicht geben. Die Bindungen zu seiner Familie und seinem bisherigen Leben zerreißen immer mehr. Bis es zu einer Katastrophe kommt, die Frankie zum Mörder macht...


Regisseur Hanro Smitsman ist es mit diesem Film gelungen, einen sehr tiefen Einblick in eine Zeit zu erschaffen, in der die Skinheads immer mehr zum rechtsradikalen Rand wanderten und immer aggressiver wurden. Im Focus der Geschichte steht allerdings der 17 jährige Frankie, der immer mehr in diese Ecke abdriftet, ohne es eigentlich richtig zu merken.

Sehr gekonnt hat Smitsman hier den Weg, den Frankie beschreitet nachgezeichnet, was durch die Tatsache, das sich der Film auf verschiedenen Zeitebenen bewegt, noch stärker und intensiver zum Ausdruck gebracht wird. Dadurch wird auch der Spannungsbogen durchgehend konstant hochgehalten, es treten keinerlei Längen auf und die Geschichte ist zu jeder zeit interessant .

Gerade die Figur des Frankie, die hier von Robert de Hoog perfekt und sehr ausdrucksstark dargestellt wird ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus anscheinend netten Jungen von Nebenan reissende Bestien werden können. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung, aber unter der Oberfläche brodelt es gehörig. Als dann seine schwer an Krebs erkrankte Mutter ins Krankenhaus muss, bricht für Frankie eine Welt zusammen, er überwirft sich mit seinem Vater und treibt sich immer mehr herum. Als dann auch noch seine gelibte Mutter stirbt, verliert er auch den letzten Halt und der Abstieg ist nicht mehr aufzuhalten. Das Unheil nimmt seinen Lauf, Frankie wird sogar zum Mörder.

Die Tatsache, das "Skin" in der Zeit vor 30 Jahren spielt, gibt dem Film einen sehr authentischen und realistischen Ausdruck, die damalige Zeit wurde hier sehr gut eingefangen und in Szene gesetzt. Jeder, der diese Zeit-Epoche miterlebt hat, kann sich sehr gut in die dargestellte Szenerie hineinversetzen und das glaubwürdige Geschehen nachvollziehen.

Auch das gewählte Ende passt hier einfach perfekt und rundet dieses Drama gut ab. Es ist alles andere als ein Happy-End, das auch den tollen Gesamteindruck dieses Werkes nur zerstört hätte, sondern ein Ende, das einfach nur logisch und vor allem konsequent erscheint. Eine Tragödie, die sich langsam und schleichend angebahnt hat und in gewisser Art und Weise sogar einen Hauch Ironie des Schicksals beinhaltet.

Ein toller und sehr ergreifender Film, der unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Ein Film, den man auf jeden Fall gesehen haben sollte und der durch unbekannte, aber sehr ausdrucksstarke Darsteller zu überzeugen weiß.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch Dolby Surround 5.1 / Niederländisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 81 Minuten
Big Brother is watching you
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Skin - Hanro Smitsman

Beitrag von dr. freudstein »

Wirklich ein sehr guter Film und glaubwürdig. Nun, auch hier in Deutschland bemerkte man die Entwicklung der Skins zu Boneheads. Die Chaos-Tage 1984 bekam ich damals zumindest medial mit, wo die Abspaltung endgültig ihren Lauf nahm (mit, wie gehabt, zeitlicher Verzögerung zum Geburtsland England)
Daher beobachtete ich diesen Film sehr genau, inwieweit der authentisch rübergebracht wurde (die meisten Filme dieser Thematik wurden ja oft eher von einem BILD-Zeitungsleser gemacht als von einem Szenekenner) und ich stellte keine Unglaubwürdigkeiten fest.
Die Story ist nicht übertrieben reißerisch dargestellt. Natürlich ist hier Gewalt zu sehen, dies ist in der Szene ja auch nicht wegzudenken und sie endet hier sogar mit Totschlag, aber es ging weniger darum, Skins (und Punks) hier nur als kaltblütige Mörder und Nazis zu zeigen, sondern greift lediglich eine Phase aus der englischen Skinszene auf.
Sehr gut.
untot
Beiträge: 6906
Registriert: Do 16. Sep 2010, 16:53

Re: Skin - Hanro Smitsman

Beitrag von untot »

Klingt wirklich gut, is notiert.
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dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Skin - Hanro Smitsman

Beitrag von dr. freudstein »

Erneut gesehen. Ja, hier sieht man eben die Phase, als sich ein Teil der Skinheads zum rechtem Spektrum wandelte, aber noch gemeinsam auf Konzerte marschierte (wenn auch oft nur aus Provokationsgründen). Frankie erträgt das Mitleidsgehabe seines Vaters nicht mehr, der im KZ Leiden erdulden mußte, sich aber weiterhin im ertragenem Leid suhlt, sich dieses zur Lebensaufgabe macht. Selbst als die Mutter im Sterben liegt ob ihres Krebsleidens, konfrontiert der Vater diese noch mit geschäftlichen Aufgaben. Frankie kotzt das alles an, er will Stärke, nicht Schwäche und so findet er seine Bestätigung bei den Boneheads und schließt sich diesen an. Dabei erfährt er aber auch, daß er neue Wege gehen muß und seine alten, immer noch bestehenden Freundschaften, wie z.B. zu einem dunkelhäutigem Skinhead mitsamt dessen Mutter verraten muß. Bis sie sich im Knast wiederfinden und Frankie den Konfrontationen der dunkelhäutigen Insassen ausgesetzt ist. Wird er Hilfe durch seinen ehemaligen dunkelhäutigem Freund erfahren, nach dem er zusammengeschlagen wurde? Mir erscheint das alles sehr realitätsnah, obwohl mir zu dieser Zeit gerade einmal die Musik nahegebracht wurde (sorry Jogschi), aber eben nicht so aufgesetzt wie andere filmische Publikationen über dieses Thema, soll ja auch an einer wahren Begebenheit angelehnt sein.
Ziemlich identisch im Vergleich anderer ähnlich gearteter Filmen wohl in Bezug auf den Werdegang eines unglücklichen Jugendlichen auf dem Weg zu den Neonazis, der sich daraufhin begründet, mit diversen meist familären Schicksalserlebnissen konfrontiert gewesen zu sein und daher Familienersatz bei den Boneheads zu suchen und zu finden, aber eben auch sein Schicksal und sein Ende.

8/10
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