- dieses Teaser-Poster gibt die Marschrichtung vor -
Erst einmal: volle Klischee-Klatsche. Kleiner, dicker, widerlicher Asthmatiker lebt bei Mutti, die wiederum suizidgefährdet ist und ihren fetten Sohn hasst. Papi sitzt im Knast weil er sein kleines Dickerchen wohl etwas zu gern hatte.
Sein Geld verdient der kleine Martin mit einem Job in einem Parkhaus in London. Dort sieht er sich Nacht für Nacht THE HUMAN CENTIPEDE an und fasst den Entschluss, sich auch ein Mensch-Wurm-Dings zu bauen. Jeder, der nun durch das Parkhaus marschiert wird entweder angeschossen oder bewusstlos geschlagen. Das Spiel geht so lang, bis Martin in einer Lagerhalle eine ordentliche Menge Menschen angesammelt hat (Zwölf an der Zahl), von denen einer so freundlich ist und den Anderen schon einmal berichtet, was ihnen nun bevorsteht (er kannte den Film).
All das bekommt der Zuschauer nahezu ohne Ton (Martin sagt im ganzen Film kein Wort) und ohne Farbe präsentiert. Dadurch wird der Film sehr düster, dunkel und dreckig. Von Atmosphäre dennoch keine Spur!
Der Bogen zum ersten Teil wird durch einige nette Einfälle geschlagen, die sich bis ins Finale ziehen. Das gefiel ganz gut. Aber der Rest des Films ist wohl so ziemlich der Inbegriff der Definition der diffamierenden Begriffe „torture porn“ oder auch „Gewaltpornographie“. Wie in einem Pornofilm wird auf Basis eines extrem losen und lückenhaften (!) Handlungsgerüsts eine Widerlichkeit an die andere gereiht. Die Kamera hält natürlich immer drauf und sucht den passenden Winkel um alle Details der Gräuel einzufangen. Ja, dass alles tut ein Pornofilm auch. Aber THE HUMAN CENTIPEDE II macht dabei keinen Spaß. Um Gottes Willen, das macht sowas von keinen Spaß! Eventuell wird so versucht eine künstlerisch-metaphorische Ebene zu eröffnen und den Zuschauer als Voyeur zu enttarnen, aber wenn dies überhaupt geschieht, dann nur auf sehr heuchlerische Art. Zu sehr ergötzt sich der Film an seinen eigenen Schauwerten und absurd-grotesken Ideen.
Dass das Thema derart sexualisiert wurde und dafür in eine Form von Perversion abdriftete, ist ärgerlich und auch bedenklich (sogar Zwangsernährung kann hier als phallische Fantasie ausgelegt werden). Wo der erste Teil noch klinisch subtil eine schräge Idee aufbaute und mit den Fantasien des Rezipienten spielte (Dr. Heiter lag jeglicher, sexueller Gedanke fern), weicht all dies einer dreckigen Atmosphäre, in der der Mensch Ware und Lustobjekt ist. Kein Charakter bekommt Tiefgang, auf benutzbare Körper zum persönlichen Gebrauch von Martin reduziert, ist ihr Schicksal vorprogrammiert. Und dieses ist dem Rezipienten wir auch dem Antagonisten völlig gleichgültig. Den krönenden Abschluss findet das alles, als Martin beginnt seinem Hundertfüßler Abführmittel zu spritzen.
Kein Grusel, kein Horror, keine Dramatik und keine Spannung – der gesamte Film ist auf das Element des Ekels ausgerichtet. Meiner Meinung nach reicht das nicht für einen Film, darum gibt’s auch nur 3/10 Punkten. Ich wüsste auch nicht, warum man sich diesen Film ansehen sollte. Die Effekte mögen ja gut sein, aber sollte man als Rezipient wirklich derart anspruchslos sein, dass einem Effekte für knapp 90Min. Laufzeit als Intention und Motivation ausreichen? Ich hoffe nicht. Wer hat denn auch schon einmal einen kompletten Pornofilm am Stück gesehen?