Verachtung
Journal 64
Dänemark / Deutschland 2018
Regie: Christoffer Boe
Fares Fares, Nikolaj Lie Kaas, Anders Hove, Elliott Crosset Hove, Søren Pilmark, Vibeke Hastrup, Morten Bjørn, Fanny Bornedal, Johanne Louise Schmidt, Diem Camille Gbogou, Lado Hadzic, Anders Juul, Birthe Neumann, Clara Rosager, Anders Brink Madsen, Nicolas Bro, Trine Pallesen
OFDB
Journal 64
Dänemark / Deutschland 2018
Regie: Christoffer Boe
Fares Fares, Nikolaj Lie Kaas, Anders Hove, Elliott Crosset Hove, Søren Pilmark, Vibeke Hastrup, Morten Bjørn, Fanny Bornedal, Johanne Louise Schmidt, Diem Camille Gbogou, Lado Hadzic, Anders Juul, Birthe Neumann, Clara Rosager, Anders Brink Madsen, Nicolas Bro, Trine Pallesen
OFDB
Nach dem unbefriedigenden Vorgänger ERLÖSUNG durfte nun in der Reihe der Mørck-Verfilmungen der nächste Regisseur ran, und das lässt vermuten, dass ich wohl offensichtlich nicht der Einzige war, der ERLÖSUNG als eher schwach auf der Brust empfand. Nun also VERACHTUNG, und man darf prinzipiell gespannt sein, wie lange sich die einfallslosen deutschen Titel noch an dem Erfolg der Millennium-Trilogie VERGEBUNG, VERDAMMNIS und VERBLENDUNG anhängen wollen …
Eine Woche wird Assad noch im Sonderdezernat Q dabei sein, und Mørck tut absolut alles, um den Abschied leichter zu gestalten. Dieses Mal ist er ganz besonders ekelhaft zu seinem Umfeld, nicht nur zu Assad und Rose, sondern auch zu Zeugen oder Menschen die er „nur“ befragen soll. Bloß, viele befragen kann er zu Beginn des Falles nicht: In einer Wohnung wird ein zugemauerter Raum gefunden, und in diesem Raum sitzen drei Tote um einen Tisch. Aufrecht. Bei Essen und Trinken. Gefesselt. Und mumifiziert. Parallel dazu erfahren wir die Geschichte der jungen Nete Hermanns, die 1961 von ihrem Vater in ein Erziehungsheim für junge Mädchen abgeschoben wurde, und dort die Hölle auf Erden erlebt hat. Wir erfahren natürlich auch sehr schnell, dass das Erziehungsheim und die Toten am Tisch zusammengehören, aber wie, das ist nicht wirklich einfach zu klären. Und kostet viele Leben.
Irgendwie ist es schade, dass die Fülle des Materials aus den Mørck -Romanen in den Verfilmungen auf der Strecke bleibt. So gut die Filme eigentlich sind, an die Romane kommen sie einfach nicht ran. Die horizontalen Handlungen über Assads Herkunft und Roses Psychosen bleiben in den Filmen komplett außen vor, was zugunsten einer stringenten Thrillerhandlung möglicherweise auch ganz gut so ist. Denn damit ist VERACHTUNG als Film ein guter und straighter Thriller geworden, der sich in der Struktur am Roman orientiert, auf Nebenhandlungen verzichtet, und damit erstklassig Spannung aufbauen kann. Der Zuschauer erfährt abschnittsweise die Wahrheit über die Geschichte von vor 60 Jahren und gleichzeitig den Fortgang der Ermittlungen in der Gegenwart. Da er aber durch die Ausflüge nach damals immer einen Wissensvorsprung vor den Ermittlern hat, und schnell ahnt wie der Hase läuft, geht es eigentlich nicht darum WER hier mordet, und schon gar nicht WARUM, sondern WIE der wahre Mörder vorgeht um der Polizei zu entkommen. Die Geschütze, die von den Bösewichten dabei aufgefahren werden, sind schon deutlich größeren Kalibers als bisher, und das gesamte Dezernat Q muss dieses Mal Federn lassen. Spannend!
Dazu passend ist es tiefster Winter in Kopenhagen, es schneit oder ist Nacht oder beides, und diese kalte Stimmung, gemischt mit der im wahrsten Sinne eisigen Atmosphäre in dem Erziehungsheim, untermalt das Erkalten der menschlichen Beziehungen auf das Intensivste. Auf der einen Seite zerstreiten sich Mørck und Assad, und auf der anderen Seite gleicht das Leben der jungen Nete dem Suchen nach Schutz inmitten eines Bombenhagels. Nicht mehr um das Miteinander geht es, sondern nur noch um das nackte Überleben in einer Welt die nur aus Tod besteht.
Und von daher ist gerade bei diesem Film das Jammern um die verlorengegangenen Inhalte der Romane ein Jammern auf sehr hohem Niveau, denn VERACHTUNG ist tatsächlich gute und dunkle Thrillerkunst aus Skandinavien, die ordentlich unterhält und dabei einige richtig widerliche Szenen zum Gruseln bereithält. Spannend, gruselig, atmosphärisch – Klare Empfehlung meinerseits!
7/10