Verschwörer der Lust - Jan Svankmajer (1996)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Verschwörer der Lust - Jan Svankmajer (1996)

Beitrag von jogiwan »

Verschwörer der Lust

Bild

Originaltitel: Spiklenci slasti

Alternativtitel: Conspirators of Pleasure

Herstellungsland: Tschechien, Schweiz, GB / 1996

Regie: Jan Svankmajer

Darsteller: Petr Meissel, Gabriela Wilhelmová, Barbora Hrzánová, Anna Wetlinská, Jirí Lábus

Story:

Sechs einsame Menschen in einer Großstadt auf der Suche nach Befriedigung: Ein schüchterner Mann hat bastelt sich ein Hahnen-Kostüm, mit der er das Puppen-Ebenbild seiner drallen Nachbarin dominiert - die ihrerseits im Domina-Kostüm dasselbe tut - mit ungeahnter Konsequenz. Eine Briefträgerin rollt ständig kleine Kugeln aus Brotteig um sich diese zu verinnerlichen und ein anderer Mann bastelt sich aus technischen Geräten eine Apparatur, mit der er autoerotisch seiner geheimen Liebe zu einer TV-Moderatorin frönen kann. Diese wiederum empfindet Lustgewinn durch ganz ungewöhnliche Art, während der von ihr entfremdete Ehemann aus Haushaltsgeräten und gestohlenen Dingen Werkzeuge bastelt, mit dem er sich selbst die Zärtlichkeiten von Berührungen beibringen kann. Sie alle sind auf der Suche nach Lust und werden sich im Verlauf des Films gegenseitig begegnen und einander inspirieren.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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jogiwan
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Re: Verschwörer der Lust - Jan Svankmajer (1996)

Beitrag von jogiwan »

Nach seiner wunderbaren „Faust“-Interpretation drehte Jan Svankmajer den nicht minder ungewöhnlichen Streifen „Spiklenci slasti“ der sechs Menschen und ihre Fetische jenseits zwischenmenschlicher Kopulation thematisiert und lose auf den Thesen von Sacher-Masoch, Freud und anderen Psychoanalytikern basiert, die sich in vergangenen Jahrzehnten mit sexuellen Vorlieben und Abgründen der Menschheit beschäftigten. Der 1996 gedrehte Streifen präsentiert sich auf den ersten Blick auch abermals sehr ungewöhnlich und Svankmajer verzichtet auf sämtliche Dialoge, was sich im Film aber nicht als experimentell, sondern als völlig normal entpuppt. Der Sehgenuss wird durch das Fehlen von Worten in keiner Weise eingeschränkt und die kleinen, lose miteinander verwobenen Geschichten, die hier präsentiert werden, benötigen auch keine großen Erklärungen um zu vermitteln, um was es den Protagonisten geht. Dabei schwankt Svankmajer in seinen Bildern gewohnt zwischen Realismus und Surrealismus, vermischt teils trostlos erscheinende Bilder mit Tagträumen und Stop-Motion-Effekten und in einer Geschichte umreißt der Regisseur sogar das Phänomen, dass mittlerweile unter dem Titel ASMR auf DuRöhre omnipräsent ist. Wer sich für ungewöhnliche Filme interessiert bekommt hier wieder einen ungewöhnlichen, unvorhersehbaren und erfrischend unkonventionell und unverklemmten Streifen präsentiert, der sich in keine Schublade stecken lässt und als Gesamtkunstwerk auch jedem aufgeschlossenen Zuschauer ebenfalls Lustgewinn bereiten sollte.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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buxtebrawler
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Re: Verschwörer der Lust - Jan Svankmajer (1996)

Beitrag von buxtebrawler »

Ist der grafisch explizit? Und was ist ASMR? :-?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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jogiwan
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Re: Verschwörer der Lust - Jan Svankmajer (1996)

Beitrag von jogiwan »

buxtebrawler hat geschrieben:Ist der grafisch explizit? Und was ist ASMR? :-?
Nein, ist er nicht - die Titel-Credits laufen über historischen Zeichnungen ab, die pornografisch sind. Der Film selber ist nicht explizit.

PS: ASMR, der Kopf-Orgasmus ;)

:arrow: https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomou ... n_Response
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Arkadin
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Re: Verschwörer der Lust - Jan Svankmajer (1996)

Beitrag von Arkadin »

Jan Svankmajers Film über eine Gruppe von Fetischisten, die sehr viel liebevollen Aufwand treiben, um ihre ganz speziellen Bedürfnisse zu befriedigen. Sei es tausende Brotkrummen durch die Nase einsaugen, eine Umarmungsmaschine mit gleichzeitiger Handmassageeinrichtung und intrigiertem Fernseher zu bauen oder allerlei anderes seltsames Zeugs zu treiben. Das muss man sehen, um es zu glauben. Auch wenn mir der Lustgewinn der Damen und Herren reichlich fremd blieb, hat mich dieses faszinierende Stück surealer Filmkunst doch sehr beeindruckt und noch länger beschäftigt. Denn dieser ungeheure Aufwand (zeitlich, wie materiell), den die Menschen hier treiben, um am Ende ganz allein und einsam ihrer Lust zu fröhnen - das ist ja durchaus ein aktuelles Thema. Svankmajer ergreift auch keine Partei Pro oder Contra. Das bleibt dann dem Zuschauer überlassen.
Früher war mehr Lametta
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