Cannibal Man - Eloy de la Iglesia (1971)
Moderator: jogiwan
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Cannibal Man - Eloy de la Iglesia (1971)
Alternativtitel: The Apartment on the 13th Floor, Week of the killer
Originaltitel: Semana del Assesino, La
Herstellungsland: Spanien / 1971
Regie: Eloy de la Iglesia
Darsteller: Vicente Parra, Emma Cohen, Eusebio Poncela, Vicky Lagos, Lola Herrera, Charly Bravo, Manuel Clavo u.a.
Story:
Marcos arbeitet in einer Konservenfabrik, der ein Schlachthof direkt angegliedert ist, wo er sieht, wie Töten zum Beruf wird. Als Marcos und dessen Freundin eines Abends mit einem Taxi unterwegs sind, wirft der Fahrer die beiden aus dem Auto, woraufhin es zu einem Handgemenge kommt und Marcos den Fahrer erschlägt. Als die Freundin ihre Absicht kundtut, den Vorfall der Polizei zu melden, muß sie ebenfalls ihr Leben lassen. Marcos' Blutrausch fordert nun ein Opfer ums andere. Die Leichen der Ermordeten entsorgt er stückweise in der Konservenfabrik...
Quelle: ofdb.de
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Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
„Cannibal Man“ des zumindest hierzulande eher unbekannten spanischen Regisseurs Eloy de la Iglesia aus dem Jahre 1971 ist kein Kannibalen-Schocker im eigentlichen Sinne, sondern ein im für das Entstehungsjahrzehnt typisch ruhigen Erzähltempo umgesetztes Drama mit einigen wenigen expliziten Gewaltszenen. Das mag aufgrund des reißerischen, missverständlichen Titels zu Irritationen beim Zuschauer sorgen. Wer seine Erwartungshaltung entsprechend anpasst, bekommt aber einen interessanten Film voll kritischer Anspielungen auf das Klassensystem des damaligen Spaniens geboten
Der Film wird größtenteils aus der Sicht Marcos’ (Vicente Parra) erzählt, der dadurch zur Identifikationsfigur für den Zuschauer wird. Dieser wird Zeuge, wie der eigentlich recht sympathische Marcos nach einem Notwehr-Akt mit Todesfolge seine Tat zu vertuschen versucht und dadurch zum Serienmörder wird. Seine Opfer entsorgt er in der Konservenfabrik und lässt sie zu Suppenfleisch verarbeiten. Das könnte grundsätzlich ebenso schwer im Magen liegen wie die echten Aufnahmen von Viehschlachtungen in der Fabrik, in der Marcos arbeitet, hätte man es geschafft, ihn genauer zu charakterisieren und seine Figur emotionaler gestaltet. Möglicherweise soll Marcos aber auch beispielhaft für die Abstumpfung der Menschen unter der Franco-Diktatur oder als täglich dem inustriellen Töten ausgesetzte Fabrikarbeiter stehen. Ohne Bezug zur spanischen Geschichte fällt es jüngeren Zuschauern aber sicherlich schwer, alle Metaphern und Allegorien wahrzunehmen, wovon auch ich mich nicht freisprechen möchte. Vordergründig funktioniert die Handlung daher nicht ganz so gut und wirkt etwas flach, bisweilen gar langatmig und überraschungsarm. Die Motivation der Drehbuchs, eine zwar platonische, aber eindeutig homosexuell geprägte Beziehung zwischen dem Arbeiter Marcos und Néstor, seinem ihn beobachtenden, reicheren Nachbarn, in die Handlung einzuflechten, wird mir nicht wirklich klar und das Ende fiel reichlich unspektakulär aus.
Mit am besten gefielen mir persönlich eigentlich die stimmigen Landschaftsaufnahmen Spaniens zu Beginn der 1970er Jahre, die schwüle Hitze wird nahezu spürbar und trägt zur Entfaltung der „drückenden“ Atmosphäre bei. Doch damit allein ist noch nichts gewonnen und so bleibt das Gefühl, einen Film mit sehr interessanten Ansätzen gesehen zu haben, dem es aber an irgendetwas fehlt. Für Freunde des ungewöhnlichen europäischen Kinos insbesondere der 1970er bestimmt keine schlechte Wahl, wenn auch kein unbedingter Kult-Klassiker. Wer beinharten Horror und/oder Splatter bekommen will, ist mit anderen Produktionen aber besser bedient.
Der Film wird größtenteils aus der Sicht Marcos’ (Vicente Parra) erzählt, der dadurch zur Identifikationsfigur für den Zuschauer wird. Dieser wird Zeuge, wie der eigentlich recht sympathische Marcos nach einem Notwehr-Akt mit Todesfolge seine Tat zu vertuschen versucht und dadurch zum Serienmörder wird. Seine Opfer entsorgt er in der Konservenfabrik und lässt sie zu Suppenfleisch verarbeiten. Das könnte grundsätzlich ebenso schwer im Magen liegen wie die echten Aufnahmen von Viehschlachtungen in der Fabrik, in der Marcos arbeitet, hätte man es geschafft, ihn genauer zu charakterisieren und seine Figur emotionaler gestaltet. Möglicherweise soll Marcos aber auch beispielhaft für die Abstumpfung der Menschen unter der Franco-Diktatur oder als täglich dem inustriellen Töten ausgesetzte Fabrikarbeiter stehen. Ohne Bezug zur spanischen Geschichte fällt es jüngeren Zuschauern aber sicherlich schwer, alle Metaphern und Allegorien wahrzunehmen, wovon auch ich mich nicht freisprechen möchte. Vordergründig funktioniert die Handlung daher nicht ganz so gut und wirkt etwas flach, bisweilen gar langatmig und überraschungsarm. Die Motivation der Drehbuchs, eine zwar platonische, aber eindeutig homosexuell geprägte Beziehung zwischen dem Arbeiter Marcos und Néstor, seinem ihn beobachtenden, reicheren Nachbarn, in die Handlung einzuflechten, wird mir nicht wirklich klar und das Ende fiel reichlich unspektakulär aus.
Mit am besten gefielen mir persönlich eigentlich die stimmigen Landschaftsaufnahmen Spaniens zu Beginn der 1970er Jahre, die schwüle Hitze wird nahezu spürbar und trägt zur Entfaltung der „drückenden“ Atmosphäre bei. Doch damit allein ist noch nichts gewonnen und so bleibt das Gefühl, einen Film mit sehr interessanten Ansätzen gesehen zu haben, dem es aber an irgendetwas fehlt. Für Freunde des ungewöhnlichen europäischen Kinos insbesondere der 1970er bestimmt keine schlechte Wahl, wenn auch kein unbedingter Kult-Klassiker. Wer beinharten Horror und/oder Splatter bekommen will, ist mit anderen Produktionen aber besser bedient.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
In der Tat. Und dann sollte man sich auch noch Eloys Kubrick-Variante "Dead Angel" aka "Die Blutspur" gönnen.buxtebrawler hat geschrieben:„Cannibal Man“ des zumindest hierzulande eher unbekannten spanischen Regisseurs Eloy de la Iglesia aus dem Jahre 1971 ist kein Kannibalen-Schocker im eigentlichen Sinne, sondern ein im für das Entstehungsjahrzehnt typisch ruhigen Erzähltempo umgesetztes Drama mit einigen wenigen expliziten Gewaltszenen. Das mag aufgrund des reißerischen, missverständlichen Titels zu Irritationen beim Zuschauer sorgen. Wer seine Erwartungshaltung entsprechend anpasst, bekommt aber einen interessanten Film voll kritischer Anspielungen auf das Klassensystem des damaligen Spaniens geboten
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Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
Also, ich finde den Film ganz stimmig, ganz gemütliches Ding. Die Bux'te Ansätze kann ich durchaus übernehmen, bin dem Film aber freundlicher gestimmt *gut bis sehr gut* ca. 6,5-7/10
Aber ein Grund mehr für die Ablehnung von Tütensuppen hab ich hier gefunden Na ja, wenigstens ist wirklich Fleisch drinne.
Bux liegt wohl bei 5/10? Man weiß es nicht, man munkelt nur...
Aber ein Grund mehr für die Ablehnung von Tütensuppen hab ich hier gefunden Na ja, wenigstens ist wirklich Fleisch drinne.
Bux liegt wohl bei 5/10? Man weiß es nicht, man munkelt nur...
Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
Komisch. Aus der Erinnerung heraus dachte ich eigentlich, der Film hätte mir bei der Erstsichtung sehr gut gefallen. Wo jetzt aber noch einmal gelesen habe, was ich damals darüber geschrieben habe, relativiert sich das Bild aber wieder.
Reviews 1998-2002
Marcos ist ein Arbeiter in einer Fleischfabrik. Er lebt allein in einem kleinen Häuschen im Armenviertel der Stadt und unterhält eine Beziehung zu einem viel jüngeren Mädchen. Als er eines Abends mit ihr unterwegs ist, gerät er in Streit mit einem Taxifahrer und tötet diesen im Affekt (ich hoffe das ist juristisch korrekt). Seine Freundin verlangt von ihm, daß er sich der Polizei stellen soll, aber Marcos will um keinen Preis der Welt ins Gefängnis.
Warum man diesem Film den Titel „Cannibal Man" gegeben hat, wird wohl für immer das Geheimnis der Titel-Texter bleiben. Denn mit Kannibalismus hat der Film absolut nichts zu tun. Es ist vielmehr ein Portrait eines Serien-Killers, ähnlich wie „Henry". Wobei das Ganze ein wenig leblos wirkt. Vor allem liegt es daran, daß man absolut nichts für Marcos oder seine Opfer empfindet. Marcos selber ist ein unsympathischer Schwächling, der in Selbstmitleid versinkt und seine Opfer tauchen so plötzlich auf, wie sie auch wieder erledigt werden. Trotzdem ist der Film nicht schlecht. Technisch ist er sogar hervorragend und zeichnet ein realistisches Bild Spaniens zur Franco-Ära. Nur viel Spannung oder gar Mitgefühl für den verzweifelten Mörder kommt nicht auf.
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Marcos ist ein Arbeiter in einer Fleischfabrik. Er lebt allein in einem kleinen Häuschen im Armenviertel der Stadt und unterhält eine Beziehung zu einem viel jüngeren Mädchen. Als er eines Abends mit ihr unterwegs ist, gerät er in Streit mit einem Taxifahrer und tötet diesen im Affekt (ich hoffe das ist juristisch korrekt). Seine Freundin verlangt von ihm, daß er sich der Polizei stellen soll, aber Marcos will um keinen Preis der Welt ins Gefängnis.
Warum man diesem Film den Titel „Cannibal Man" gegeben hat, wird wohl für immer das Geheimnis der Titel-Texter bleiben. Denn mit Kannibalismus hat der Film absolut nichts zu tun. Es ist vielmehr ein Portrait eines Serien-Killers, ähnlich wie „Henry". Wobei das Ganze ein wenig leblos wirkt. Vor allem liegt es daran, daß man absolut nichts für Marcos oder seine Opfer empfindet. Marcos selber ist ein unsympathischer Schwächling, der in Selbstmitleid versinkt und seine Opfer tauchen so plötzlich auf, wie sie auch wieder erledigt werden. Trotzdem ist der Film nicht schlecht. Technisch ist er sogar hervorragend und zeichnet ein realistisches Bild Spaniens zur Franco-Ära. Nur viel Spannung oder gar Mitgefühl für den verzweifelten Mörder kommt nicht auf.
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Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
Das hab ich eigentlich nicht so empfunden. Er hat doch in erster Linie begründete Angst vor der Strafverfolgung in einem menschenunfreundlichen System, oder?Arkadin hat geschrieben:Marcos selber ist ein unsympathischer Schwächling, der in Selbstmitleid versinkt
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
Deutsches VHS-Cover (hochauflösend):
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Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
ich mag den Film. Er zeigt die beiden unterschiedlichen Welten von reichen Menschen, die sich langweilen, aber über Privilegien verfügen (z.B. von der Polizei freundliche behandelt werden) und die von ärmeren Bürgern, die hart arbeiten müssen und trotzdem armselig hausen und ihre Hochzeit mühsam zusammen sparen müssen.
Einen Kannibalen gibt es hier zwar nicht im eigentlichen Sinne, aber das Fleisch der Opfer landet zumindest in Tütensuppen, was dort wohl auch am wenigstens auffällt. Ein Mord zieht einen anderen nach sich. Das Töten ist noch einfach, wird immer einfacher, aber die Leichen loswerden, ist dafür umso schwieriger. Ziemlich dumm, vor allem wenn es bei den Getöteten auch noch um Menschen handelt, nach denen man schnell sucht, wenn sie oft noch aus der eigenen Familie stammen. Nettes kleines deprimierendes Filmchen von Iglesia, der ja schon einige ähnlich gestrickte Filmchen raus brachte. Der Darsteller Marcos spielte auch in NO ONE HEARD THE SCREAM 2 Jahre später ebenfalls einen Mörder.
7/10
Einen Kannibalen gibt es hier zwar nicht im eigentlichen Sinne, aber das Fleisch der Opfer landet zumindest in Tütensuppen, was dort wohl auch am wenigstens auffällt. Ein Mord zieht einen anderen nach sich. Das Töten ist noch einfach, wird immer einfacher, aber die Leichen loswerden, ist dafür umso schwieriger. Ziemlich dumm, vor allem wenn es bei den Getöteten auch noch um Menschen handelt, nach denen man schnell sucht, wenn sie oft noch aus der eigenen Familie stammen. Nettes kleines deprimierendes Filmchen von Iglesia, der ja schon einige ähnlich gestrickte Filmchen raus brachte. Der Darsteller Marcos spielte auch in NO ONE HEARD THE SCREAM 2 Jahre später ebenfalls einen Mörder.
7/10
Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
Den solltest du dir vielleicht nochmals angucken...dr. freudstein hat geschrieben:Der Darsteller Marcos spielte auch in NO ONE HEARD THE SCREAM 2 Jahre später ebenfalls einen Mörder.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Cannibal Man - Eloy de la Iglesia
ich kann natürlich auch spoilern
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