Fragile - A Ghost Story - Jaume Balaguero
Moderator: jogiwan
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Fragile - A Ghost Story - Jaume Balaguero
Fragile - A Ghost Story
(Fragiles)
mit Calista Flockhart, Richard Roxburgh, Elena Anaya, Gemma Jones, Yasmin Murphy, Colin McFarlane, Michael Pennington, Daniel Ortiz, Susi Trayling, Lloyd F. Booth Shankley, Michael Galward, Scarlet Carey, Cameron Antrobus, Olivia Bjork
Regie: Jaume Balaguero
Drehbuch: Jaume Balaguero / Jordi Galceran
Kamera: Xavi Gimenez
Musik: Roque Banos
FSK 16
Großbritannien / Spanien / 2005
Mercy Falls: ein baufälliges Krankenhaus auf einer einsamen Insel, mit finsteren Gängen und einer knarrenden Fahrstuhlanlage. Längst hätte das morsche Gemäuer geräumt werden sollen. Das verrottete Obergeschoss ist schon seit Jahren geschlossen, nur im Erdgeschoss wartet eine kleine Gruppe von Ärzten, Schwestern und kindlichen Patienten auf die Evakuierung. Neuankömmling Amy, eine Krankenschwester mit traumatischer Vergangenheit, merkt schnell, dass in dem Hospital merkwürdige Dinge vor sich gehen. Aus dem abgesperrten 2. Stock dringen unheimliche Geräusche, und auf der Kinderstation ereignen sich immer wieder nächtliche Unfälle. Die Kinder sind nervös. Haben Angst. Vor etwas Unantastbarem, Unsichtbarem. Etwas, das nicht existieren dürfte, etwas voller Schmerz und Hass. Amy geht dem Grauen auf den Grund und stößt dabei auf ein schreckliches Geheimnis...auf ein Wesen, das weitaus schrecklicher, bösartiger und gefährlicher ist, als Amy je vermutet hat...
Wenn man eine Vorliebe für herrlich atmosphärische Geisterfilme hat, dann bietet das Genre doch eine erstaunliche Vielfalt an guten Beiträgen. Wenn diese dann auch noch unter der Regie von Jaume Balaguero ([REC] 1 & 2, The Nameless) entstanden sind, dann beinhalten diese Filme schon fast eine eingebaute Qualitäts-Garantie. Nicht anders verhält es sich bei vorliegender Geschichte, die den Zuschauer doch von Beginn an für sich einnimmt und dabei eine ungeheuer starke Faszination auf ihn ausübt, die ihn wie ein Sog in das mysteriöse Geschehen hineinzieht, das sich fast im Minutentakt immer mehr verdichtet und dabei eine immer stärker ansteigende Spannungskurve erkennen lässt, die sich bis in die letzten Einstellungen dieses fantastischen Filmes hin auf einem äusserst hohen Level ansiedelt. Balaguero ist es dabei wieder einmal nahezu perfekt gelungen, das sich der subtil erscheinende Horror langsam aber sicher aufbaut und durch die ständige Steigerung wahre Gänsehautanfälle beim Betrachter auslöst, der sich der faszinierenden Aura der Ereignisse beim besten Willen nicht entziehen kann. Wie ein Schwamm saugt man die immer bedrohlicher zu Tage tretende Atmosphäre in sich auf und begibt sich mit Amy (Calista Flockhart) auf die Suche nach einer Antwort für die mysteriösen Geschehnisse, die sich in der fast schon geräumten Kinder-Klinik abspielen.
Apropos Calista Flockhart, ihre Besetzung der Hauptrolle ist wohl der einzige Punkt, den man diesem ansonsten brillanten Geisterfilm als etwas negativ ankreiden kann, was ganz einfach in ihren doch sehr begrenzten schauspielerischen Fähigkeiten zu begründen ist. Man nimmt ihr den von ihr dargestellten Charakter nicht wirklich ab, zu aufgesetzt und streckenweise hölzern erscheint ihr Schauspiel, wohingegen der Rest der Darsteller-Riege durch äusserst überzeugendes Schauspiel aufwarten kann. Nun sollte man allerdings Flockhart's Leistung auch nicht schlechter machen als sie im Endeffekt ist, denn ist doch zumindest ihr Bemühen zu verspüren, ihrem Charakter eine authentische und glaubwürdige Note zu verleihen, was ihr allerdings nur in ganz seltenen Phasen des Filmes gelingt. Zu weinerlich und zerbrechlich erscheint doch die traumatisierte junge Krankenschwester, als das man ihr das im Laufe der Geschichte auftretende Engagement abnehmen würde, das sie an den Tag legt, um vor allem die kleine Maggie vor dem Bösen zu beschützen.
Wenn man einmal von diesem einzigen Kritikpunkt absieht, bekommt man einen ansonsten in allen Belangen herausragenden Film geboten, der in erster Linie durch seinen dramaturgisch erstklassigen Spannungsaufbau und die hervorragende Grusel-Atmosphäre überzeugen kann. Gerade für Letzteres ist die Location des verlassenen Krankenhauses entscheidend mitverantwortlich, denn die scheinbar endlos langen und menschenleeren Korridore lassen hier das genau richtige Gänsehaut-Feeling entstehen, das einen Film dieser Art so besonders sehenswert macht. Ist die Grundstimmung an sich schon als absolut mysteriös und bedrohlich zu bezeichnen, so steigert sich dieses Gefühl noch in ungeahnte Höhen, als man das erste Mal mit dem längst verwaisten und ominösen zweiten Stock des Gebäudes konfrontiert wird. Fast automatisch stellen sich einem hier die Nackenhaare auf, da das Grauen förmlich greifbar erscheint und man jeden Moment mit eingefügten Schockmomenten rechnen muss, die natürlich nicht fehlen dürfen. Als die Bedrohung dann auch noch in Form des "Maschinen-Frau" Charlotte visuelle Gestalt annimmt ist das Grauen absolut perfekt, auch wenn ihre Rolle in dieser Geschichte sich ganz anders herausstellt, als wie es lange Zeit den Anschein hat. So nimmt der Plot dann im letzten Drittel noch eine Wendung, die man zu Beginn nicht vorhersehen kann, was die Klasse der Geschichte noch einmal besonders hervorhebt.
So kommt man nicht umhin Balaguero einmal mehr einen aussergewöhnlich guten Film zu attestieren, der auch völlig ohne irgendwelche Klischees auskommt und ganz einfach nur eine wahnsinnig interessante und fesselnde Geschichte erzählt, die bis auf eine eher mittelmäßige Hauptdarstellerin keinerlei Grund für negative Kritik liefert. Ansonsten greifen hier die Komponenten perfekt ineinander über und sorgen so für einen herrlich gruseligen Filmgenuss, der den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute gefangennimmt und in ein mysteriöses Geschehen hineizieht, das man spannender kaum hätte gestalten können. Mit einer für einen Gruselfilm brillanten Atmosphäre sorgt man dabei fast ganzzeitig für Gänsehaut pur und vermittelt dem Zuschauer das Gefühl, fast selbst ein Teil der Ereignisse zu sein, die sich mit zunehmender Laufzeit immer mehr verdichten und einem langsam aber sicher immer mehr unter die Haut kriechen, so das man unweigerlich eine stetig ansteigende Unruhe in sich verspürt, die man selbst beim einsetzenden Abspann des Filmes noch nicht sofort aus der Kleidung schütteln kann, da das gesehene ganz einfach zu intensiv auf einen eingewirkt hat.
Fazit:
Es gibt wirklich nicht gerade wenige sehr gute Geisterfilme, doch "Fragile - A Ghost Story" nimmt noch einmal einen ganz besonderen Stellenwert ein. Balaguero hat hier einmal mehr sein unglaubliches Talent in die Waagschale geworfen und einen Film kreiert, der trotz einer leichten Fehlbesetzung in der Hauptrolle zu den besten des Genres zählt. Zu stark überwiegen die positiven Aspekte, als das man dem einzigen Kritikpunkt zuviel Aufmerksamkeit zukommen lassen würde. Wer einen herausragenden Geisterfilm zu schätzen weiss, der kommt an diesem Werk auf keinen Fall vorbei, das in keiner einzigen Passage langweilig oder uninteressant daherkommt, sondern jederzeit beste und niveauvolle Gruselkost anbietet, die man sich auch gern mehrmals anschauen kann und dabei immer wieder die gleiche Faszination verspürt wie bei der ersten Sichtung.
9/10
Big Brother is watching you
Re: Fragile - A Ghost Story - Jaume Balaguero
Klingt sehr gut und kommt auf die Einkaufsliste! Thanks für den Text!
Btw: sollte man den nicht eher zu den Spaniern packen?
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Re: Fragile - A Ghost Story - Jaume Balaguero
Das hab ich mir auch gedacht - selbst wenn ich die üblichen zwei "Zweiflerpunkte" abziehe, steht er ja mit 7/10 immer noch gut da. Zeitlich fällt der Film aber in meine Videothekenzeit, insofern wundere ich mich, dass ich den gar nicht gesehen habejogiwan hat geschrieben:Klingt sehr gut und kommt auf die Einkaufsliste! Thanks für den Text!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Fragile - A Ghost Story - Jaume Balaguero
2005, also nach „The Nameless“ und „Darkness“, aber noch vor „[•REC]“ drehte der Spanier Jaume Balagueró diesen feinen Geistergrusler mit Calista „Ally McBeal“ Flockhart (!) in der Hauptrolle. Inspirieren lassen hat man sich augenscheinlich bei jüngeren Asia-Gruslern der Marke „Ring“ und Konsorten, wobei „inspirieren“ an dieser Stelle keinesfalls euphemistisch gemeint ist, denn mit einem müden Abklatsch bekommt man es hier glücklicherweise nicht zu tun.
„Fragile – A Ghost Story“ erfindet zwar nun wahrlich nicht das Genre neu, besitzt durch den sorgfältigen Umgang mit Genre-Zutaten aber genügend Individualität und Wiedererkennungswert, um als eigenständiger Film wahrgenommen und respektiert zu werden. Das Gespür für Suspense-Horror, das Balagueró bereits mit seinen früheren Filmen unter Beweis stellte, spielt er auch hier wieder aus und lässt sowohl Flockhart als auch die talentierten und bisweilen tatsächlich mitleidserregenden und niedlichen Kinderdarsteller im Ambiente eines gruselig anmutenden, alten Krankenhauses agieren, das verstärkt durch eine matte, triste Farbgebung und ein angenehmes, unhektisches Erzähltempo für eine unbehagliche, geheimnisvolle, düstere Stimmung sorgt, der sich auch die prominente Hauptdarstellerin unterordnet und somit zum Teil des Ganzen wird, statt unangenehm herauszustechen. Ihre Leistung möchte ich als solide bezeichnen, wenngleich sicherlich auch zahlreiche unbekanntere Schauspielerinnen ihren Part gut hätten übernehmen können. Ihren Promi-Bonus jedenfalls hat „Fragile – A Ghost Story“ nicht nötig. Die Geschichte thematisiert unangenehme Phänomene wie todkranke Kinder, psychopathologische Erkrankungen wie das Münchhausen-Stellvertretersyndrom und die Angst davor, Pflegern und Ärzten hilflos ausgeliefert zu sein; quasi die Umkehr gemeinläufiger Hospital-Assoziationen als einen Ort des Schutzes und der Heilung.
Zum für mein Empfinden exakt richtigen Zeitpunkt beginnt Balagueró, gezielte effektive Schocks insbesondere in Form von verstörenden Fratzen und Geistererscheinungen zu platzieren, die ihre Wirkung nicht verfehlen und langsam, aber sicher die dramaturgische Schraube anziehen, bis sich in einem rasanten Finale nicht nur die aufgeladene, unheilsschwangere Atmosphäre entlädt, sondern sich auch bestätigt, was der nicht ganz debile Zuschauer bereits vorausgeahnt hat. Dass das zu lüftende Geheimnis zu jenem Zeitpunkt eigentlich gar keines mehr ist, ist aber auch schon meiner einziger Kritikpunkt an diesem ansonsten rundum gelungenen Euro-Grusler. Andere spanische Filme haben sich da jedenfalls wesentlich schwerer mit einer stimmigen Pointe getan. Im Zweifelsfall aber lieber etwas unkonventioneller, dafür aber zu einem „runderen“ Ergebnis führend, als bemüht innovativ und sich letztlich verzettelnd. Viel wichtiger kann es da sein, in den Details Haltung zu wahren bzw. Akzente zu setzen und keinen Reigen abgekauter Ideen neu aufzuwärmen – was Balagueró hiermit gelungen ist. Klare Empfehlung für Freunde atmosphärischer Suspense-Gruselkost.
„Fragile – A Ghost Story“ erfindet zwar nun wahrlich nicht das Genre neu, besitzt durch den sorgfältigen Umgang mit Genre-Zutaten aber genügend Individualität und Wiedererkennungswert, um als eigenständiger Film wahrgenommen und respektiert zu werden. Das Gespür für Suspense-Horror, das Balagueró bereits mit seinen früheren Filmen unter Beweis stellte, spielt er auch hier wieder aus und lässt sowohl Flockhart als auch die talentierten und bisweilen tatsächlich mitleidserregenden und niedlichen Kinderdarsteller im Ambiente eines gruselig anmutenden, alten Krankenhauses agieren, das verstärkt durch eine matte, triste Farbgebung und ein angenehmes, unhektisches Erzähltempo für eine unbehagliche, geheimnisvolle, düstere Stimmung sorgt, der sich auch die prominente Hauptdarstellerin unterordnet und somit zum Teil des Ganzen wird, statt unangenehm herauszustechen. Ihre Leistung möchte ich als solide bezeichnen, wenngleich sicherlich auch zahlreiche unbekanntere Schauspielerinnen ihren Part gut hätten übernehmen können. Ihren Promi-Bonus jedenfalls hat „Fragile – A Ghost Story“ nicht nötig. Die Geschichte thematisiert unangenehme Phänomene wie todkranke Kinder, psychopathologische Erkrankungen wie das Münchhausen-Stellvertretersyndrom und die Angst davor, Pflegern und Ärzten hilflos ausgeliefert zu sein; quasi die Umkehr gemeinläufiger Hospital-Assoziationen als einen Ort des Schutzes und der Heilung.
Zum für mein Empfinden exakt richtigen Zeitpunkt beginnt Balagueró, gezielte effektive Schocks insbesondere in Form von verstörenden Fratzen und Geistererscheinungen zu platzieren, die ihre Wirkung nicht verfehlen und langsam, aber sicher die dramaturgische Schraube anziehen, bis sich in einem rasanten Finale nicht nur die aufgeladene, unheilsschwangere Atmosphäre entlädt, sondern sich auch bestätigt, was der nicht ganz debile Zuschauer bereits vorausgeahnt hat. Dass das zu lüftende Geheimnis zu jenem Zeitpunkt eigentlich gar keines mehr ist, ist aber auch schon meiner einziger Kritikpunkt an diesem ansonsten rundum gelungenen Euro-Grusler. Andere spanische Filme haben sich da jedenfalls wesentlich schwerer mit einer stimmigen Pointe getan. Im Zweifelsfall aber lieber etwas unkonventioneller, dafür aber zu einem „runderen“ Ergebnis führend, als bemüht innovativ und sich letztlich verzettelnd. Viel wichtiger kann es da sein, in den Details Haltung zu wahren bzw. Akzente zu setzen und keinen Reigen abgekauter Ideen neu aufzuwärmen – was Balagueró hiermit gelungen ist. Klare Empfehlung für Freunde atmosphärischer Suspense-Gruselkost.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Fragile - A Ghost Story - Jaume Balaguero
Toller und vor allem wirklich gruseliger Film von Jaume Balaguero mit einer spannenden Geschichte, die sehr eindeutig von "The Ring" und Konsorten inspiriert ist. Dennoch wirkt der Streifen nicht wie ein billiger Abklatsch, sondern ist wirklich sehr gelungen. Das Ambiente ist gut gewählt, die Sache mit den Knochenbrüchen fies, die Optik ist trist aber passend und auch die Schauspieler sind größtenteils sehr passend gewählt, obwohl ich mir ehrlich gesagt schon eine andere Hauptdarstellerin als Calista Flockhart gewünscht hätte, die abgemagert mit ihrer Botox-Fratze, veroperierten Nase und aufgespritzten Wangenknochen ja fast noch gruseliger ist, als die Gruselgestalt selber. Dennoch hat mir der Streifen ausnehmend gut gefallen und der würde auch in meiner Top20 der Nuller-Jahre wandern. Das ist genau die Art von Gruselfilm, die ich mag und der auch auf die richtige Weise den Spagat zwischen Oldskool-Grusel und aktuellen Produktionen findet: 8,5/10
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