Omnivoros - Das letzte Ma(h)l - Óscar Rojo
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Omnivoros - Das letzte Ma(h)l - Óscar Rojo
Omnivoros - Das letzte Ma(h)l
(Omnivoros)
mit Ángel Acero, Fernando Albizu, Carina Björne, Mario de la Rosa, Marta Flich, Ismael Fritschi, Darío Frías, Sara Gómez, Esther Lara, Alberto Jo Lee, Aitor Legardón, Paco Manzanedo, Elisa Matilla, Rebeca Moreno
Regie: Óscar Rojo
Drehbuch: Óscar Rojo
Kamera: José Antonio Muñoz Molina
Musik: Lucía Rojo
keine Jugendfreigabe
Spanien / 2013
Marcos Vela ist ein Restaurantkritiker, stets auf der Suche nach einer Top-Story. Eines Tages erfährt er von einem ganz besonderen Restaurant, in welchem die handverlesene Kundschaft angeblich Menschenfleisch serviert bekommt. Von journalistischem Ehrgeiz getrieben sucht Marcos Vela den Kontakt zu der geheimnisvollen Organisation, die hinter diesem Restaurant steckt. Ein Unterfangen, welches er schon bald bitter bereuen wird.
Die Spanier bescheren uns ja schon seit geraumer Zeit immer wieder sehenswerte Filme aus allen möglichen Genres und auch "Omnivoros - Das letzte Ma(h)l" reiht sich fast nahtlos in die Riege lohnenswerter Beiträge ein die dabei dem Genre des Horrorfilmes zuzuordnen sind. In gewisser Art und Weise handelt es sich dabei um eine Geschichte, die teilweise diverse Ähnlichkeiten zu Eli Roth's "Hostel" erkennen lässt, nur das die Opfer in vorliegendem Szenario auf dem Teller einer ausgewählten Gruppe landen die diese dann genüsslich verspeist. Die kleine-und eher unscheinbare Produktion ist der Regieerstling von Oscar Rojo, der hier sein Hauptaugenmerk keinesfalls auf explizite Gewaltdarstellungen, sondern vielmehr auf die Vorstellungskraft des Zuschauers setzt. Diese ist nämlich durchgehend gefordert, denn während visuelle Härten eher nur angedeutet werden, findet "Omnivoros" vielmehr den Weg über die psychische Schiene und entfaltet seinen Härtegrad dabei ziemlich vehement im Kopf des Betrachters.
Allein schon die Vorstellung Menschenfleisch zu essen sorgt dabei für ein starkes Ekelgefühl und so kann man seine persönliche Abscheu auch nur schwerlich verbergen. Dennoch verfolgt man auf eine fast schon abstoßende Art und Weise gebannt die Ereignisse die sich auf dem heimischen Bildschirm abspielen, denn mit der Geschichte verhält es sich fast wie mit einem schweren Unfall. Man möchte nicht hinschauen, kann aber aus purer Neugier die eigene voyeuristische Ader nicht ausschalten. Es fällt dabei wirklich schwer sich vorzustellen das es Menschen gibt, die für den Verzehr von Menschenfleisch wahre Unsummen bezahlen und den Ess-Genuss dermaßen zelebrieren, das man ihnen die dabei entstehende Begeisterung im Gesicht ablesen kann. Rojo kommt in seiner Geschichte allerdings nicht sofort zur eigentlichen Thematik des Kannibalismus, sondern pflastert den Weg dorthin mit einigen geheimnisvollen Story-Elementen. So erscheint die Hauptfigur Marcos Vela erst einmal auf Einladung in einigen anderen geheimen Gruppen, bevor die Gemeinschaft der Kannibalen auf den Plan tritt. Das Geschehen erscheint dabei in mehreren Phasen recht mysteriös was der gesamten Chose neben der kranken Grundstimmung eine herrlich dichte Atmosphäre verleiht. Zwischendurch wird auch immer wieder gezeigt wie gewisse Menschen auf offener Straße entführt werden um später als Mahlzeit zubereitet zu werden, denn irgendwoher muss das Frischfleisch ja schließlich kommen.
Bei den Entführten handelt es sich erstaunlicherweise fast ausschließlich um Personen, die man zuvor schon bei anderen geheimen kulinarischen Treffen gesehen hat und die dort durch die ein-oder andere Aussage aufgefallen sind. So wird dann auch der Bogen zu der Figur geschlagen die diese Informationen scheinbar weitergeleitet hat und die Auswahl der kannibalistischen Mahlzeiten indirekt mitgestaltet. Um wen es sich dabei handelt ist nicht wirklich schwer zu erraten aber auch nicht sonderlich wichtig für den Verlauf der Geschehnisse, die zum Ende hin in einem dramatischen Showdown enden. Zwar kommt das gewählte Finale nicht wirklich überraschend daher, da man sich durch das Verhalten der Hauptfigur schon recht frühzeitig ausmalen kann, das diese Geschichte für manch einen nicht sonderlich gut ausgehen wird. Dennoch ist der Schlusspunkt absolut gelungen und rundet das zuvor Gesehene nahezu perfekt ab, so das man letztendlich mit einem überdurchschnittlich guten Gesamteindruck zurückgelassen wird.
"Omnivoros - Das letzte Ma(h)l" wird ganz bestimmt nicht jedem gefallen, denn wer einen visuell harten Genre-Beitrag erwartet wird wohl eher eine herbe Enttäuschung erleben. In dieser Beziehung hält sich die Geschichte nämlich sehr bedeckt und deutet im Prinzip immer nur an, was sich danach im Kopf des Zuschauers weiter entwickelt. Doch gerade aus diesem Aspekt bezieht der Film seine wahre Stärke, denn wenn man selbst nur über ein wenig Vorstellungskraft verfügt, dann entfaltet sich eine geradezu brachiale Härte, die man auch lange nach Beendigung der Sichtung nicht so schnell wieder abschütteln kann. Rojo's Debüt kann sich also ohne Weiteres sehen lassen und stellt einen durchaus sehenswerten Beitrag dar, wenn man ganz generell etwas mit der Kannibalen-Thematik anfangen kann. Das diese hier einmal etwas anders dargestellt wird habe ich als sehr positiv empfunden, so das man auf jeden Fall eine Empfehlung für diese kleine aber sehr feine Produktion aussprechen kann.
Fazit:
Kannibalismus mit Stil und im gehobenen Ambiente, diese Beschreibung trifft das Szenario wohl am besten. Um eine nicht nachvollziehbare Vorliebe diverser Menschen zu befriedigen müssen andere Leute ihr Leben lassen, so das die Moral hier einmal mehr vollkommen außer Kraft gesetzt wird. Ohne visuelle Härte erscheint der Film trotzdem ungemein brutal und hinterlässt so auch eine nachhaltige Wirkung beim Zuschauer, der hier ständig zwischen Abscheu, Ekel und einer perversen Faszination hin-und her gerissen ist.
7/10
Big Brother is watching you