Second Name - Dein Name sei Tod - Paco Plaza
Moderator: jogiwan
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Second Name - Dein Name sei Tod - Paco Plaza
Second Name - Dein Name sei Tod
(El Segundo nombre)
mit Erica Prior, Trae Houlihan, Denis Rafter, Craig Stevenson, John O'Toole, Frank O'Sullivan, Toby Harper, Miguel Monroy, Birgit Bofarull, Richard Collins-Moore, Ian Gibbs, Teresa Gimpera, Craig Hill, Saskia Giro, Alain Cipot
Regie: Paco Plaza
Drehbuch: Ramsey Campbell / Fernando Marlas
Kamera: Pablo Rosso
Musik: Mikel Salas
Keine Jugendfreigabe
Spanien / 2003
Für Daniella, eine selbstbewusste, 25-jährig Frau, bricht durch den Selbstmord ihres Vaters eine Welt zusammen. Was hat ihn, den sie nur als einen lebenslustigen und liebevollen Mann kannte, in den Tod getrieben? Fieberhaft versucht Daniella die letzten Lebenstage ihres Vaters nachzuvollziehen. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf Abgründe, die sie selbst in einem mörderischen Sog erfassen...
Zuerst sollte man bei dieser spanischen Produktion darauf hinweisen, das mancher Zuschauer eventuell aufgrund der recht hohen Alterseinstufung mit völlig falschen Erwartungen an diesen Film herangeht, indem er einen recht harten und vielleicht auch blutigen Thriller erwartet, der im aber im Endeffekt nicht geboten wird. Mir persönlich ist Freigabe unerklärlich, denn eine 16er Kennzeichnung wäre in diesem Fall absolut ausreichend gewesen, denn es gibt nun wirklich keinerlei Passagen, die eine solch hohe Einstufung rechtfertigen würden. Wie dem aber auch sei, das soil alles nichts an der vorhandenen Klasse dieses eher ruhigen Thrillers ändern, der zwar über eine recht bedächtige Erzählweise auffällt, aber dennoch ein immemses Maß an Spannung und Intensität aufbauen kann und dadurch eine unglaubliche Faszination auf den Zuschauer ausübt, der sich streckenweise von einer Art Sog ergriffen fühlt, der in mitten in das unheilvolle Geschehen hineinzieht, das sich hier vor seinen Augen abspielt.
Es ist die Geschichte an sich und die in ihr behandelte Thematik die eine extrem fesselnde Wirkung auf den Betrachter ausübt, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Dabei vermisst man dann auch gar nicht irgendwelche härteren Passagen, die ich persönlich ehrlich gesagt sogar eher als störend empfunden hätte. Von der ersten Minute an baut die Geschichte eine streckenweise sehr beklemmende und unheimliche Stimmung auf, die sich im Verlauf der Geschehnisse zusehends verdichtet und den Betrachter mit einer Thematik konfrontiert, der man fast schon etwas ungläubig gegenübersteht. Die biblischen Hintergründe des Ganzen verleihen dem Ganzen noch zusätzlich einen äusserst faszinierenden Aspekt, dreht sich doch im Endeffekt alles um eine Art altertümlichen Geheimbund, den man die "Abrahamiten" nennt. Um was für Leute es sich bei dieser Gruppierung handelt, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden, um der Spannung keinen Abbruch zu tun. Allerdings können sich Leute, die sich ein wenig mit dem Thema Religion und Bibel auskennen eventuell ahnen, in welche Richtung die Story tendiert.
Doch selbst wenn man mit gewissen Vorahnungen richtig liegen sollte, beeinträchtigt das keineswegs das erstklassige Filmvergnügen, das einem diese spanische Produktion bietet, die unter der Regie von Paco Plaza ([rec], [rec] 2) entstanden ist. Gekonnt wird der Zuschauer hier erst einmal in scheinbarer Sicherheit gehalten, denn auch wenn sich durch den ominösen Selbstmord zu Beginn der Geschichte ein großes Fragezeichen vor einem auftürmt, kann man noch nicht ahnen, mit welch erschreckender Wahrheit man im Laufe der Zeit konfrontiert wird. So harrt man dann auch erst einmal der Dinge die da noch kommen mögen, verspürt aber im Prinzip in jeder einzelnen Einstellung eine immer bedrohlicher werdende Atmosphäre, die einen ganz automatisch mit einer gepflegten Gänsehaut überzieht, die man einfach nicht verhindern kann. Man kann sich dabei eines Gefühles nicht erwehren, das ziemlich großes Unheil ankündigt und man spürt dabei ganz genau, das es sich letztendlich um eine Wahrheit handeln wird, gegen die sich der eigene Verstand massiv auflehnen wird. Und gerade in diesem Aspekt liegt die ganz große Stärke eines Filmes, der trotz seiner eher ruhigen und sehr bedächtigen Erzählstruktur den Betrachter so in seinen Bann zieht, das dieser sich größtenteils als ein Teil des Geschehens sieht und nicht das Gefühl hat, hier lediglich als Zuschauer zu fungieren. So entsteht der Eindruck die Ereignisse selbst mitzuerleben, wodurch man auch gleichzeitig den Schockzustand der Hauptfigur Daniella (Erica Prior) viel besser nachvollziehen kann, als sie die wahren Gründe für den Selbstmord ihres Vaters erfährt.
Sowieso ist es gerade Erica Prior, die hier aus einer Reihe erstklassiger Darsteller noch einmal ganz besonders hervorsticht, denn ist es doch ihrem ausdrucksstarken und überzeugendem Schauspiel zu verdanken, das der Filme eine unglaublich starke Intensität entfaltet und auch der schleichend aufkommende Horror seine ganze Wirkung erzielt. Insbesondere dieser subtile Horror frisst sich richtiggehend im Kopf des Zuschauers fest, die sogartige Wirkung der Ereignisse zieht einen in einen Strudel aus schier unglaublichen Begebenheiten, die zudem noch mit einem bitter-bösen Ende garniert sind, das allerdings einen nahezu perfekten Abschluss darstellt und keinesfalls hätte anders ausfallen dürfen. "Pakt des Blutes", so der Arbeitstitel dieses Filmes stellt also ein sehr intensives Filmerlebnis dar, das den Betrachter sogar körperlich einnehmen kann, wenn man denn bereit ist, sich der Thematik der Geschichte zu öffnen. Ein subtiler Horrorthriller, der eine unglaublich starke Faszination entfacht, die sich fast schon zwangsläufig sehr nachhaltig im Kopf des Zuschauers einnistet, der von den Geschehnissen auch noch äusserst nachhaltig beeindruckt ist.
Fazit:
"Second Name - Dein Name sei Tod" ist ein in allen Belangen überzeugender Horrorthriller, der gänzlich ohne übertriebene Härte oder blutige Passagen auskommt. Der hier freigesetzte Horror äusserst sich vielmehr auf subtile Art und Weise, wobei er dem Zuschauer richtiggehend unter die Haut kriecht und sich dort festsetzt. Gerade aufgrund der eher bedächtigen Erzählweise kann sich der aufkommende Horror so richtig entfalten und sorgt für ein Filmerlebnis, das man streckenweise auch körperlich erleben kann. Wer intensive Horrorthriller zu schätzen weiss, die auch uhne explizite Gewaltdarstellungen auskommen, der darf diesen erstklassigen Film auf keinen Fall verpassen.
8,5/10
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Re: Second Name - Dein Name sei Tod - Paco Plaza
„Second Name“ ist das Regiedebüt des Spaniers und Co-Regisseurs von „[•REC]“ und „[•REC] 2“, Paco Plaza, aus dem Jahre 2003. Wie auch „The Nameless“ des Spaniers Balagueró basiert „Second Name“ auf einem Roman des Schriftstellers Ramsey Campbell, gewisse Parallelen in der Handlung sind durchaus zu erkennen.
Plaza gelang ein düsterer, sehr ruhiger Thriller, der etwa die Hälfte seiner Kraft aus einer spannenden, interessanten Geschichte um familiäre Abgründe, die Tochter Daniela nach dem Selbstmord ihres Vaters Stück für Stück aufdeckt, um Jahrhunderte alte religiöse Riten, die von geheimnisvollen Sekten von der Gesellschaft unbemerkt oder unbehelligt noch immer zelebriert werden und um eine der stärksten menschlichen Emotionen, der Elternliebe, zieht. Die andere Hälfte entsteht aus emotional aufgeladenen Bildern, die eine traurig-melancholische Stimmung transportieren und mit einem Score unterlegt wurden, der punktgenau eingesetzt wird, sich mal sehr in den Vordergrund schiebt, aber auch genau weiß, wann es besser ist, zu schweigen, um nicht vom Mienenspiel Erica Priors abzulenken, die ebenfalls als Debütantin in ihrer Rolle als Daniela eine intelligente, lebenslustige, unabhängige, starke Frau überzeugend darstellt, deren behütete Welt einstürzt wie ein Kartenhaus, bis sie gar an ihrer Identität zweifeln muss. Daraus entwickelt der Film eine Atmosphäre, wie sie besonders gut zu einem wolkenverhangenen, verregneten Nachmittag oder einem verkaterten, ernüchternden Sonntagabend passt. Seine ruhige Erzählweise empfinde ich als großen Pluspunkt, trägt sie doch sowohl zur Entfaltung der besonderen Stimmung bei, als auch zu einem gewissen Grad an Realismus und Nachvollziehbarkeit, da auf jegliche vielleicht unterhaltsame, aber in dieser Geschichte unpassende Actioneinlagen verzichtet wurde.
Mehr oder weniger wichtige Nebencharaktere wie der heruntergekommene Bulle, der resozialisierte Ex-Knacki mit Brandnarben im Gesicht oder die katatonische Mutter Danielas unterstreichen die Ausrichtung des Films auf die Schattenseiten des Lebens, unter einer scheinbar heilen Oberfläche warten Elend und Wahnsinn darauf, auch dich zu vereinnahmen, so dass „Second Name“ konsequent mit einer bitterbösen Pointe endet, die Ohnmacht und Wut beim Zuschauer heraufbeschwört.
Ein rundum gelungener Thriller, der einmal mehr beweist, dass die Spanier mehr als manch Anderer etwas von Suspense und Atmosphäre verstehen.
Plaza gelang ein düsterer, sehr ruhiger Thriller, der etwa die Hälfte seiner Kraft aus einer spannenden, interessanten Geschichte um familiäre Abgründe, die Tochter Daniela nach dem Selbstmord ihres Vaters Stück für Stück aufdeckt, um Jahrhunderte alte religiöse Riten, die von geheimnisvollen Sekten von der Gesellschaft unbemerkt oder unbehelligt noch immer zelebriert werden und um eine der stärksten menschlichen Emotionen, der Elternliebe, zieht. Die andere Hälfte entsteht aus emotional aufgeladenen Bildern, die eine traurig-melancholische Stimmung transportieren und mit einem Score unterlegt wurden, der punktgenau eingesetzt wird, sich mal sehr in den Vordergrund schiebt, aber auch genau weiß, wann es besser ist, zu schweigen, um nicht vom Mienenspiel Erica Priors abzulenken, die ebenfalls als Debütantin in ihrer Rolle als Daniela eine intelligente, lebenslustige, unabhängige, starke Frau überzeugend darstellt, deren behütete Welt einstürzt wie ein Kartenhaus, bis sie gar an ihrer Identität zweifeln muss. Daraus entwickelt der Film eine Atmosphäre, wie sie besonders gut zu einem wolkenverhangenen, verregneten Nachmittag oder einem verkaterten, ernüchternden Sonntagabend passt. Seine ruhige Erzählweise empfinde ich als großen Pluspunkt, trägt sie doch sowohl zur Entfaltung der besonderen Stimmung bei, als auch zu einem gewissen Grad an Realismus und Nachvollziehbarkeit, da auf jegliche vielleicht unterhaltsame, aber in dieser Geschichte unpassende Actioneinlagen verzichtet wurde.
Mehr oder weniger wichtige Nebencharaktere wie der heruntergekommene Bulle, der resozialisierte Ex-Knacki mit Brandnarben im Gesicht oder die katatonische Mutter Danielas unterstreichen die Ausrichtung des Films auf die Schattenseiten des Lebens, unter einer scheinbar heilen Oberfläche warten Elend und Wahnsinn darauf, auch dich zu vereinnahmen, so dass „Second Name“ konsequent mit einer bitterbösen Pointe endet, die Ohnmacht und Wut beim Zuschauer heraufbeschwört.
Ein rundum gelungener Thriller, der einmal mehr beweist, dass die Spanier mehr als manch Anderer etwas von Suspense und Atmosphäre verstehen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!