Spectre - Mateo Gil (2006)

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Spectre - Mateo Gil (2006)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Películas para no dormir: Regreso a Moira

Herstellungsland: Spanien / 2006

Regie: Mateo Gil

Darsteller: David Arnaiz, Juan José Ballesta, Helena Castañeda, Jordi Dauder, José Ángel Egido, Adrián Marín, Natalia Millán, Victoria Mora, Miguel Rellán u. A.
Der alternde Autor Tomas bekommt eines Tages eine Tarotkarte von einem Unbekannten zugesandt: Los Amantes - die Liebenden. Er hat diese Karte schon einmal gesehen, vor 44 Jahren, als seine erste Liebe, die abseits des kleinen Dorfes lebende Moira, sie ihm zeigte. Doch Moira ist schon lange tot, wie Tomas glaubt. Um Aufklärung bemüht, reist er in seine alte Heimat zurück, um sich den Schrecken der Vergangenheit zu stellen, denn ihn plagen Erscheinungen einer vermummten Gestalt, die er vor langer Zeit schon einmal gesehen hat...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Spectre - Mateo Gil

Beitrag von buxtebrawler »

Auch der Beitrag Mateo Gils zur sechsteiligen, spanischen TV-Horrorfilm-Reihe aus dem Jahre 2006 ist zumindest aus meiner Sicht und gemessen an meiner nicht sonderlich hohen Erwartungshaltung äußerst gelungen. Gil, Drehbuchautor von spanischen Erfolgsfilmen wie „Tesis“ und „Virtual Nightmare“ war als Regisseur zuvor nur mit dem (mir unbekannten) Thriller „Bruderschaft des Todes“ in Erscheinung getreten, beweist mit „Spectre“ aber ein sicheres Händchen für atmosphärischen Mystery-Grusel.

Erzählt wird eine Geschichte von Dämonen aus der Vergangenheit, die einen ein ganz Leben begleiten und eine finale Konfrontation suchen. Es ist die Geschichte einer zum Scheitern verurteilten Liebe zwischen einem Heranwachsenden Jungen und einer von der orthodoxen, abergläubischen Dorfgemeinschaft als Hexe verschrienen Außenseiterin, die als Projektionsfläche für Intoleranz, die eigene Unzufriedenheit und tiefsitzende Ängste dient und als Sündenbock herhalten muss. Doch ist, was sich nach der radikalen Beendigung der ungleichen Beziehung im Geiste Tomás’ festsetzt nur ein unverarbeitetes Trauma, spielt ihm seine Psyche einen Streich? Oder war das mit den „Dämonen“ durchaus wörtlich zu verstehen? Hat sich die Tragödie in seiner Jugend überhaupt exakt so abgespielt, wie er es in Erinnerung hat...?

Gil liefert darauf keine eindeutigen Antworten. Was real ist und was Hirngespinste sind, muss sich der Zuschauer anhand von Indizien selbst zusammenreimen, während er durch einen zwischen zwei Zeitebenen pendelnden Film mit einer sich beständig ausbreitenden, düsteren Stimmung und einigen symbolträchtigen Bildern geführt wird, der ein angenehm langsames Erzähltempo an den Tag legt und eine unheilvolle Ruhe, die einen bald aufkommenden Sturm suggeriert, ausstrahlt. Die einwandfrei agierenden Protagonisten scheinen sich bisweilen fast in Zeitlupe zu bewegen. Die zwar hinlänglich aus anderen Genreproduktionen bekannten, aber geschickt und vor allem wirklich Gänsehaut erzeugend eingesetzten Schockeffekte erzielen dadurch eine ganz eigene, intensive Wirkung. Sonderlich innovativ mag das nicht sein, jedoch traf man mit dieser Rezeptur genau meinen Nerv.

Düstere Melancholie bestimmt diesen Film, Poesie statt Pathos, mit expliziten Gewaltdarstellungen hält man sich zurück. „Suspense-Horror“ dürfte es am ehesten treffen, was Gil mit „Spectre“ geschaffen hat, eine herrlich altmodische, schwarzromantische Liebesgeschichte, die den Glauben an die ewige Liebe mit einer Warnung versieht und ihre unglückliche Komponente anstelle eitel Sonnenscheins zeigt. Eine matte Farbgebung unterstreicht die Ästhetik und traurige Grundstimmung, malerische Bilder scheinen aus der Feder einer gebrochenen Seele zu stammen. Schwermütige Grusel-Kunst, emotional und wahrhaft schaurig, den Zuschauer im Idealfall – eine entsprechende Aufnahmefähigkeit und -bereitschaft vorausgesetzt – an eine eventuelle eigene unrühmliche Vergangenheit gemahnend und ihn nachdenklich, ernüchtert bis ängstlich aus dem Film entlassend. Eine Perle von einem TV-Film, die es zu entdecken gilt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Spectre - Mateo Gil

Beitrag von Arkadin »

buxtebrawler hat geschrieben: war als Regisseur zuvor nur mit dem (mir unbekannten) Thriller „Bruderschaft des Todes“ in Erscheinung getreten,
Oh, das ist der "Nadie conoce a nadie", oder? Den mochte ich sehr gerne. Jetzt kein Überhammer, aber ein sehr sympathischer Paranoia-Thriller mit schönen Aufnahmen von Sevilla. Kann ich empfehlen.
Früher war mehr Lametta
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Re: Spectre - Mateo Gil

Beitrag von buxtebrawler »

Arkadin hat geschrieben:Oh, das ist der "Nadie conoce a nadie", oder?
Exakt!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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purgatorio
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Re: Spectre - Mateo Gil

Beitrag von purgatorio »

SPECTRE (PELÍCULAS PARA NO DORMIR: REGRESO A MOIRA, Spanien, 2006, Regie: Mateo Gil)

Recht interessanter kleiner Film, dem allerdings beinahe jede Spannung abgeht. Einziges Zugpferd neben den sehr schönen Aufnahmen ist die Neugier. Nettes Mittelmaß, aber so richtig begeistert war ich dann doch nicht…
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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