Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei (1981)

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Blap
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Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei (1981)

Beitrag von Blap »

Neu: Ab sofort (wenn möglich) mit dem Cover der von mir gesichteten DVD/BD:

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Das süsse Leben der Nonne von Monza (Italien 1981, Originaltitel: La vera storia della monaca di Monza)

Räppelchen und Intrigen im Kloster

Virginia (Zora Kerova) ist eine Tochter aus gutem Hause, doch ihre Zukunft liegt hinter den Mauern eines Klosters. Die dortige Mutter Oberin (Franca Stoppi) führt ein strenges Regiment, doch auch sie hat ihre Augen nicht überall. Immerhin erwischt sie Virginia bei einem zarten Flirt mit dem Lebemann Giampaolo (Mario Cutini), was eine sofortige Ermahnung und leichte Züchtigung nach sich zieht. Damit nicht genug, in den Nächten wird die junge Nonne von unzüchtigen Träumen durchgeschüttelt, lässt sich von einer Mitschwester dafür bestrafen. Als Virginias Vater überraschend verstirbt, steigt ihr gesellschaftliches Gewicht enorm, selbst die Oberin muss ihn nun Respekt zollen. Virginia nutzt die gesundheitliche Schwäche der Mutter Oberin, sie übernimmt bald deren Posten. Die Annährungsversuche von Giampaolo weist die Nonne noch immer zurück, doch eines Tages fällt der heissblütige Liebhaber über sie her, nimmt sie hart ran. Trotz der erfolgten Notzucht hegt Virginia keinen Groll gegen den Burschen, das Paar gibt sich mehr und mehr den verbotenen Gelüsten hin. Auch der zuständige Geistliche Don Arrigone (Franco Garofalo) ist ein hemmungsloser Sünder, im Konvent herrscht ein Taumel der Gelüste. Einige Schwestern blicken neidvoll und zornig auf das Treiben der neuen Äbtissin, in der Zeit der Inquisition kann Verrat grauenhafte Folgen nach sich ziehen...

Vor einigen Monaten erfreute der Nonnen-Exploiter "L'altro inferno" (1981) meine entzüdeten Augen. Bruno Mattei inszenierte diesen unterhaltsamen Streifen, Franca "Knute" Stoppi, meine Göttin der perversen Gelüste, spielte dort ebenfalls eine Mutter Oberin. Ergo war die Freude meinerseits sehr gross, als in Deutschland eine DVD zum Mattei Streifen "Das süsse Leben der Nonne von Monza" veröffentlicht wurde. Die Sausen vom guten Bruno mag ich (fast) immer gern. Schon allein für die beiden WIP-Knaller mit Laura Gemser möchte ich Herrn Mattei knutschen (Laura - Eine Frau geht durch die Hölle (1982), Laura II - Revolte im Frauenzuchthaus (1983)). Es wäre müßig weitere Highlights des Regisseurs aufzuzählen, entsprechende Quellen stehen im Netz zur Verfügung.

"Das süsse Leben der Nonne von Monza" beschreitet etwas andere Wege als "L'altro inferno", obwohl beide Filme dem Nunsploitation-Genre zuzurechen sind. "L'altro inferno" ritt mehr auf der Horrorschiene umher, sorgte sogar für wohlige Gothic-Schauer. "Das süsse Leben..." reitet nicht minder fleissig, doch hier wird auf den Damen geritten, Möpse und Schenkelgut regieren weite Teile der Sause. Vom Thema "Reiten" komme ich bei diesem St(r)eifen nicht los, gleich zu Beginn tischt uns der verdorbene Bruno eine entsprechende Szene mit Gäulen auf. Genauer gesagt mit einem heissen Hengst samt unruhigem Riemen, der Einlass bei einer rossigen Stute begehrt. Solche Momente sind "eigentlich" überhaupt nicht mein Fall. Ich kann sogar Tierdokus nicht leiden, schon gar nicht, wenn dort irgendwelches Getier den Koitus vollzieht (ich bevorzuge eindeutig die Variante zwischen Mensch und Mensch. Natürlich lehne ich entsprechende Filme ab, nur damit keine Unklarheiten aufkommen). Ähhm... Wo waren wir stehen geblieben? Nun denn, die kleine Klapperei der Huftiere ist glücklicherweise nicht zu detailverliebt gefilmt, was sich positiv auf den Verbleib meines Mageninhaltes auswirkte. Die Szene passt -das muss ich zugestehen- sogar vorzüglich in die Eröffnung des Films, denn sie verbreitet umgehend eine prächtige Sleaze-Atmosphäre.

Seine Schauspielerinnen lässt Herr Mattei gern unbekleidet durchs Bild huschen. Allen voran Zora Kerova, die als Pinguin wirklich sehr hübsch aus dem Gewand schaut, sich ihrer Bekleidung aber immer wieder entledigt. Frau Kerova hat zwar nicht in allzu vielen Filmen mitgewirkt, doch es finden sich einige Exploitation-Perlen darunter, die ich keinesfalls in meiner Sammlung missen möchte. Ein paar Beispiele gefällig? Nein? Ist mir egal, Gnade wird nicht gewährt: "Man-Eater" (1980), "Horror-Sex im Nachtexpress" (1980), "Der New York Ripper" (1982). Alles unverzichtbare Schätze, in denen die Dame stets überzeugend agiert. Es wundert kaum, dass Bruno Mattei von seiner Mutter Oberin Zora Kerova keine ausufernde Charakterdarstellung verlangt. Immer wieder zeigen sich dezente Anflüge von Tiefe, die freilich schnell im Sog der Nippelflut aufgerieben werden. Sehr neugierig und erwartungsvoll, hechelte ich dem Auftritt von Franca "Zuchtmeisterin" Stoppi entgegen. Leider kommt meine Lieblingssadistin diesmal nicht wirklich zum Zuge. Sie wirft Zora ein paar zornige Blick zu, zieht ihr eine dornige Rose durchs Gesicht. Das wars dann auch schon mit der teuflischen Herrlichkeit, für Franca "Erniedrigerin" Stoppi fällt leider nur eine recht kleine Nebenrolle ab, schade. Gesichtsruine Franco Garofalo war bereits in "L'altro inferno" an Bord, als Pfaffe mit bizarren Gelüsten ist er in "Das süsse Leben..." sehr gut besetzt. Mario Cutini ist ein austauschbar wirkender Womanizer, er erfüllt jedoch seinen Zweck. Das Ensemble wird durch einige -mehr oder minder- attraktive Damen abgerundet, von denen die hübscheren blank ziehen, während die älteren Semester ihre *hüstel* "Dinge" unter Verschluss halten.

Lieber Bruno! Du bist (warst) wirklich ein Ferkel. Meine Zuneigung ist dir für immer sicher, ich liebe deine sleazigen Ergüsse! Zwar hast du schon auf soliderem Niveau gearbeitet -die Handlung poltert diesmal noch arger und verhackstückter über den Bildschirm- aber auch mit dieser Sause erfreust du meinen Gaumen. Die Möpse dürften für meinen Geschmack ein, zwei Nummern üppiger sein, aber Zora Kerova entschädigt mit ihrem Blick, diese Augen sind einfach wundervoll! Im direkten Vergleich ziehe ich "L'altro Inferno" vor, ich mag die intensive Atmosphäre des Streifens sehr. "Das süsse Leben der Nonne von Monza" wirkt schludriger runtergekurbelt, versprüht aber jede Menge sündigen Charme. Eine Sleaze-Suhle für alte Borstenviecher, in die ich mich aus tiefster Überzeug stürze, mich mit grösstem Vergnügen darin wälze. Danke dafür!

Seit ein paar Jahren existiert eine US-DVD, welche unter dem Titel "The true story of the nun of Monza" angeboten wird. Ich habe keine Ahnung wieso, aber die Scheibe ist mir bisher durch die Lappen gegangen. Die deutsche DVD von X-Rated reisst qualitativ keine Bäume aus, IMHO wurde zu ausufernd mit Filtern gearbeitet. Der Film liegt ungekürzt vor, es stehen grosse Hartboxen mit unterschiedlichen Motiven zur Auswahl. Als Boni bietet man uns acht interessante Trailer an. Ein paar Stellen liegen ausschliesslich in italienischer Sprache vor, diese Momente sind untertitelt. Während einer Szene fehlen die Untertitel, eine kleine -aber erträgliche- Schlamperei. Die Hartbox trägt die Nummer 250, auf das "Jubiläum" wird auf dem Cover ausdrücklich hingewiesen. Wenn man schon darauf Bezug nimmt, hätte man sich mit der Aufbereitung des Films ein wenig mehr Mühe geben dürfen, ferner gern ein paar Extras spendieren dürfen. Z.B. wäre eine Bonus-DVD mit etlichen Trailern eine feine Sache gewesen. Insgesamt ist die Scheibe eher mittelprächtig ausgefallen, immerhin sieht "Cover A" sehr ansprechend aus. Nunsploitation- und/oder Mattei-Fans dürfen ohne Reue zugreifen!

6,5/10 (Die starke Konkurrenz verhindert eine höhere Wertung. Diverse "Wohlfühlpunkte" addiere ich im Geiste.)

Lieblingszizat:

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Salvatore Baccaro
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Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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La Vera Storia della Monaca di Monza (Italien 1981)
Regie: Bruno Mattei
Darsteller: Zora Kerova, Mario Cutini, Paola Corazzi, Tom Felleghy, Franco Garofalo, Annie Carol Edel, Paola Montenero, Mario Novelli, Ornella Picozzi, Leda Simonetti, Franca Stoppi, Giovanni Attanasio

Oh mein Gott, was habe ich da gesehen? Kunst!, schreit mein Herz, obwohl mein Verstand weiß, dass hinter alldem mal wieder das Team Mattei/Fragasso steckt, das der Filmwelt einige ihrer haarsträubendsten Momente bescherte. Mattei an sich war ja schon ein Wunder im Körper eines Menschen. Ich finde es schlicht erstaunlich, wie konsequent dieser Mann einige Leitlinien quer durch sein gesamtes Oeuvre ziehen ließ, am dominantesten natürlich den klebrigen Strang, an dem eine Fremdidee nach der nächsten kleben blieb, sodass er letzlich für einen eigenen Film diese stibitzten Einfälle einfach nur noch zusammenwerfen musste, zuweilen auch garniert mit ganzen Szenen, die er freimütig aus Werken herausschnitt und bei sich einfügte, für die er, da bin ich mir sicher, nicht die geringsten Rechte hatte. "Besser schlecht geklaut als gut selbst ausgedacht" ist im Grunde das Motto, das ich über alle mir bisher bekannten Mattei-Filme, mit Verlaub nicht gerade wenig, schreiben würde. Zudem eint sie, dass ich sie fast alle maßlos unterhaltsam finde, gerade weil sie zumeist Flickenteppiche darstellen, die gar nicht erst zu verbergen versuchen, dass ein Großteil der Kreativität ihrer Schöpfer darin bestand, so viele erfolgreichere, bessere Filme in ihnen unterzubringen wie eben möglich.

LA VERA STORIA DELLA MONACA DI MONZA ist da eine Ausnahme. Behaupte ich zumindest, da mir der 1969 unter der Regie von Eriprando Visconti entstandene LA MONACA DI MONZA noch unbekannt ist. Aber selbst wenn Mattei dort munter geklaut haben sollte: ich kann mir kaum vorstellen, dass das "Original" auch nur ansatzweise das bietet, was einem hier alles entgegenspringt. Meine These: Wäre dieser Film von einem unbekannten Regisseur gedreht worden, der für nur ein, zwei Filme verantwortlich zeichnete, und danach völlig in der Versenkung verschwand, wäre ich sofort bereit, LA VERA STORIA DELLA MONACA DI MONZA als ein avantgardistisches Meisterwerk in die Annalen der Filmgeschichte einzuschreiben. Nein, kein Scherz: Mattei hat mich im Herzen berührt. Nicht das Herz, das jedes Mal hüpft, wenn in VIRUS die geklaute (was sonst?) Goblin-Melodie aus DAWN OF THE DEAD erklingt, oder wenn die Charaktere in CALIGOLA E MESSALINA in unmotivierte Softsexszenen verfallen, sondern das andere Herz, in dem ich eher solche Dinge wie die Tanzszene aus Godards BANDE À PART oder den unbeschreiblichen Moment, wenn Isabelle Adjani in Zulawskis POSSESSION mit weit aufgerissenen Augen mitten in die Kamera starrt, verwahre.

Meine fünf liebsten Momente in LA VERA STORIA DELLA MONACA DI MONZA bzw. meine fünf Gründe, weshalb jeder, der den Streifen noch nicht kennt, ihn sich schleunigst anschauen sollte:

1. Der einzige mir offensichtlichen Diebstahl, den Mattei hier begangen hat, offenbart sich gleich zu Beginn, wenn der Film ständig zwischen Zora Kerova alias Virginia De Leyva (angeblich eine historisch verbürgte Figur mit historisch verbürgter Geschichte), die aufgrund einer Familientradition, die nie wirklich klar wird, in ein Nonnenkloster eintritt, und Pferdekopulationsszenen hin und her schneidet, die eindeutig aus Borowczyks LA BÊTE entlehnt wurden. Was genau das alles soll, verrät der Film auch nicht. Eine Idee wäre, dass es einem Giampaolo Osio, ein Lebemann und Wüstling der nahen Stadt, der den Pferden ungeniert und geil beim Akt zuschaut, von Anfang an unsympathisch machen soll. Eine andere, dass Mattei die Pferdeszene einfach mochte und sie unbedingt in seinem Film haben wollte, auch wenn die Story für sie keinen Platz hergibt. Kurz darauf, Virginia kniet noch immer vor dem Altar und empfängt ihre Klosterweihe, torkelt Giampaolo mit verbündeten Saufbrüdern ins Gotteshaus und gebärdet sich wild. Virginia dreht sich um, blickt in seine Richtung. Das Bild gefriert und jetzt erst, nach schätzungsweise sieben Minuten, beginnt der Vorspann mit einem bizzaren Musikstück, das allein mir schon eine Gänsehaut einbrachte (so Richtung Mischung aus Fabio Frizzi und gesampelten Nonnenchorälen).

2. LA VERA STORIA DELLA MONACA DI MONZA ist ein psychedelischer Film par excellence, obwohl eigentlich nur eine einzige (dafür famose) Szene diese Behauptung auf den ersten Blick stützt: Virginia, gegen ihren Willen im Kloster, wird von Sexträumen gepeinigt. Sie sieht sich umringt von ihren Mitschwestern, die grimassieren, züngeln und sie schließlich mit einem Eimer Wasser (!) überschütten. Daraufhin schleicht sie durch das Kloster, begegnet ständig sich selbst in Sexposen mit nackten Männern verschränkt und zu Standbildern gefroren, die sich zu bewegen beginnen, nachdem sie sie eine Weile anstarrte und aus dem Nichts ein Scheinwerferlicht auf sie fällt. Ansonsten bleibt der Film auf dem Boden und frei von derartigen Delirien. Die Delirien leben sich allerdings auf ganz andere Weise aus. Sofort fallen mir Polselli oder auch Batzella (mit NUDE FOR SATAN) ein, wenn ich erklären sollte, was genau ich meine. Nicht nur dass die Geschichte derart konfus ist, dass es über weite Strecken schwer fällt, ihr überhaupt zu folgen, sie wird auf eine Art umgesetzt, die sie noch zusätzlich verkompliziert. Gerade schnitttechnisch ist der Film eine Pracht. Teilweise ordentlich wirr wechseln Szenen, werden Zeit und Raum außer Kraft gesetzt, wenn man sich als Zuschauer hilflos den unzähligen Storyentwicklungen gegenübersieht, und oftmals nicht weiß, in wessen Kammer die Handlung jetzt gerade anlangte und wie viele Stunden, Wochen, Monate seit der vorherigen Szene vergingen. LA VERA STORIA DELLA MONACA DI MONZA hat was von einem Rausch, ist ein Film, der wie im Fieber vor sich hinplappert und sich dabei nicht ein bisschen darum schert, ob sein Gestammel Sinn macht oder nicht.

3. Die Charaktere, die Mattei hier versammelt sind selbst für seine Verhältnisse schlicht unfassbar. Neben Giampaolo, der seit dem ersten Blickkontakt mit Virginia von der unstillbaren Begierde erfüllt ist, sie unbedingt entjungfern zu wollen, muss vor allem Franco Garofalo (beliebt wegen seiner Malcolm-Mc-Dowell-Parodie in VIRUS) erwähnt werden, der seinen Saufbruder und Verbündeten spielt - und seines Zeichens auch Beichtvater des Nonnenklosters ist! Wilde Orgien feiern die unlauteren Gesellen mit Nonnen und Prostituierten! Einer der Höhepunkte des Films, bei dem ich Tränen lachte: Pater Arrigone taumelt, noch sturzbesoffen und in einem Ganzkörper-Teufel-Kostüm (mit Gummihörnern!) in die Kirche, fällt in den Beichtstuhl und hört sich das Dilemma Virginias an, die ihm, nicht um seinen Zustand wissend, anvertraut, dass der Satan ständig ihr Fleisch versuche. Geil geworden von ihrem Bekenntnis hält der Priester ihr erst eine lästerliche Rede, um dann wie von Sinnen über sie herzufallen und, noch immer in seinem Teufelchen-Outfit, mitten im Gotteshaus zu schänden. Da fehlen selbst mir die Worte...

4. Bedenklich wird es bei dem ersten Zusammentreffen von Giampaolo und Virginia. Die nämlich schleppen zwei ihrer Mitschwestern und der Pater in irgendein Gewölbe, wo Giampaolo sie nach allen Regeln der Kunst vergewaltigt. Während des Akts hat jeder seinen Spaß. Eine von Virginias Verbündeten beginnt gar, sich angesichts der Qual ihrer Äbtissin selbst zu befriedigen. Damit jedoch nicht genug. Giampaolo, ein Heuchler vor dem Herrn, sucht die Geschändete am nächsten Tag auf und beteuert ihr, wie sehr er sie liebe und dass er die Vergewaltigung als einzige Möglichkeit gesehen habe, ihr nahe zu sein. Virginia bekommt von ihm einen Dolch gereicht. Sie solle ihn erstechen, falls sie ihm nicht verzeihen könne. Unsre Heldin jedoch wirft sich ihm an den Hals. (Was Andrea Dworkin wohl DAZU sagen würde!?) Getoppt wird der Szeneninhalt einzig durch ihre Inszenierung. Kitschige Musik wie aus einer billigen Seifenopfer ertönt, wenn Giampaolo ihr seine Fake-Liebe gesteht und Virginia sich ihm hingibt, die den Verdacht erweckt, Mattei wolle sich über seinen eigenen Film lustig machen (ist ja nur ein Verdacht...) Was folgt: Virginia verstrickt sich immer mehr in die dunklen Machenschaften von Giampaolo, begreift lange Zeit nicht, wie der Mann, den sie liebt, sie hintergeht, wird schließlich schwanger und muss dies vor den meisten ihrer Mitschwestern verbergen, eine eigentlich klare, einfache Handlung, die der Film aber, wie oben erwähnt, auf eine Art umsetzt, die man gesehen haben sollte.

5. Eine der Machenschaften, in denen Virginia sich alsbald wiederfindet, besteht darin, die ehemalige Mutter Oberin, die ausbüchsen wollte, um die Autoritäten über das Treiben in ihrem Kloster in Kenntnis zu setzen, auf den Dachboden zu verbannen. Aus einem Grund, den der Film mir nicht erklärte, wird sie dort über Tage von niemandem aufgesucht, anscheinend sowohl von Skript wie auch den Protagonisten vergessen, sodass Virginia, als sie dann doch mal nachschauen geht, eine Überraschung erwartet: die Äbtissin ist zu einem halb abgenagten Skelett geworden, auf dem Ratten ein Fest feiern, das wohl so etwas wie das Präludium zu THE RIFFS 3 sein sollte. Diese Szene, die einzige übrigens, die man mit dem Horror-Genre in Verbindung bringen könnte, mag schlicht sein, mich hat sie tatsächlich erschrocken. Ich meine, wer außerhalb von Matteis Kopf rechnet damit, dass eine Frau, mag sie noch so krank und alt sein, innerhalb von drei, vier Tagen fast völlig von niedlichen Nagern aufgefressen wird?!

Gegen Ende spitzt sich alles zu: die Gewalt, der Sex, die Schlinge um die Hälse der Verbrecher. Im Grunde ist keine Figur in LA VERA STORIA DELLA MONACA DI MONZA ohne Tadel, alle gebärden sie sich äußerst ambivalent. Nicht mal Virginia, so etwas wie unsre Heldin, wird als solche stilisiert. Gleich zu Beginn akzeptiert sie die Machtmechanismen des Klosters und versucht, die noch amtierende Äbtissin auszuboten bis diese, gezeichnet von Krankheit, ihre Position an sie abtreten muss. Es ist, als wolle Mattei, bewusst oder unbewusst, mit sämtlichen Genre-Regeln des Nunsploitation-Films brechen, wirft alles durcheinander, und führt seine Zuschauer in die Irre. Nur rein formal scheint der Film mir etwas mit dem Genre zu tun zu haben, dem er gemeinhin zugeordnet wird. Kritik an der Kirche wird nie geübt. Viel eher könnte man das Werk als Lobpreisung der Institution Kirche verstehen. Das Böse in den Klostermauern wird von außen hereingetragen, indem der Priester und die Nonnen ihm Tür und Tor öffnen. Unschuld gibt es nicht. Am Ende, wenn alle "Helden" ihre mehr oder weniger gerechte Strafe bekommen, wurde die Ordnung der Welt sozusagen wiederhergestellt. Wo in vielen Nunsploitation-Filmen der Witz ja gerade darin besteht, dass vermeintlich Unschuldige zum Opfer von Macht, Ausbeutung und sexueller Unterdrückung werden und schließlich ihren Kopf für Taten hinhalten müssen, die sie nie begingen, verläuft hier alles nach Regeln, die der Film nie hinterfragt, sondern eher noch untermauert, wenn die im Grunde einzig lauteren Figuren ein paar greise Nonnen sind, die dafür sorgen, dass der Chefinquisitor das Kloster besucht und ihrer Äbtissin und ihren Verbündeten das Handwerk legt. Sympathisch ist von denen keiner, und wenn der Pater am Ende noch Zweifel anbringt, ob Gott es so toll fände, wenn er im Priestergewand Straftaten beginge, ist das nur ein weiteres Mattei-Manöver, sein Publikum ungläubig blinzeln zu lassen. Durch die Bank weg sind alle Hauptpersonen des Films keine, die ich auf einen Kaffee einladen würde. Besonders schön setzt Mattei das in Szene, wenn Giampaolo zusammen mit einer weiteren eingeweihten Nonne das totgeborene Kind entsorgt, das Virginia ihm gebar, indem er es ungerührt in einen Fluss wirft, und danach nichts Besseres zu tun hat, als seinen Kummer zwischen den Beinen der Nonne, die ihm ihre Schenkel anbietet, zu ertränken. Ich könnte noch viel mehr berichten, aber ich belasse es bei der Aufforderung: hasst mich, kreuzigt mich, aber schaut es euch an...! ;)
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Arkadin
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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von Arkadin »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Oh mein Gott, was habe ich da gesehen? Kunst!, schreit mein Herz, obwohl mein Verstand weiß, dass hinter alldem mal wieder das Team Mattei/Fragasso steckt, das der Filmwelt einige ihrer haarsträubendsten Momente bescherte.
Kunst liegt ja immer auch im Auge des Betrachters. Wenn Bunel zusammen mit Dali Szenen, die keiner Logik folgen und direkt aus dem Unterbewußten stammen, aneinanderreiht, dann ist das Surrealismus. Wenn Mattei Szenen, die keiner Logik folgen und direkt aus Erinnerungen an anderere Filme stammen, aneinanderreiht, dann ist das Trash. Oder vielleicht doch nicht? Vielleicht wird daraus ja auch Kunst, wenn man es unter einem ganz anderen Blickwinkel aus sieht. Sind Matteis Filme etwa Wiedergränger erfolgreicherer Filme, so wie diese sich im Unterbewußtsein manifestiert und verzerrt haben? Vielleicht ja, sehr wahrscheinlich aber nein.

Salvatore Baccaro hat geschrieben:die Tanzszene aus Godards BANDE À PART
:prost:

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Ich könnte noch viel mehr berichten, aber ich belasse es bei der Aufforderung: hasst mich, kreuzigt mich, aber schaut es euch an...! ;)
Werde ich demnächst vielleicht wirklich mal machen. Obwohl Nunploition generell nicht gerade weit oben auf meiner Liste steht.
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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von buxtebrawler »

Salvatore Baccaro hat geschrieben:(...)Eine andere, dass Mattei die Pferdeszene einfach mochte und sie unbedingt in seinem Film haben wollte, auch wenn die Story für sie keinen Platz hergibt.
(...)
LA VERA STORIA DELLA MONACA DI MONZA hat was von einem Rausch, ist ein Film, der wie im Fieber vor sich hinplappert und sich dabei nicht ein bisschen darum schert, ob sein Gestammel Sinn macht oder nicht.
(...)
Pater Arrigone taumelt, noch sturzbesoffen und in einem Ganzkörper-Teufel-Kostüm (mit Gummihörnern!) in die Kirche, fällt in den Beichtstuhl und hört sich das Dilemma Virginias an, die ihm, nicht um seinen Zustand wissend, anvertraut, dass der Satan ständig ihr Fleisch versuche. Geil geworden von ihrem Bekenntnis hält der Priester ihr erst eine lästerliche Rede, um dann wie von Sinnen über sie herzufallen und, noch immer in seinem Teufelchen-Outfit, mitten im Gotteshaus zu schänden.
(...)
Ich meine, wer außerhalb von Matteis Kopf rechnet damit, dass eine Frau, mag sie noch so krank und alt sein, innerhalb von drei, vier Tagen fast völlig von niedlichen Nagern aufgefressen wird?!
Das klingt wahrlich mal wieder nach einem schier unglaublichen Film :D

Erneut danke für deine ausführlichen Worte zu dieser Randnotiz der Filmgeschichte. :thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von AL NORTHON »

Ich muss mal wieder vor der dt. DVD warnen, die ist nämlich grottenschlecht, Nachzieher, Matsch und ne beschissene Wandlung.Spart euer Geld.Über den Film selbst kann ich nix schlechtes sagen.
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Salvatore Baccaro
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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von Salvatore Baccaro »

Na ja, mit der DVD von x-rated war ich eigentlich recht zufrieden, allerdings scheint auch eine um zehn Minuten gekürzte zu kursieren, in der unter anderem die großartige Pferdekopulation fehlt (na gut, die kann man ja sowieso dann im Borowczykschen Original nachholen...)

@buxtebrawler: Randnotiz? Nein, nein. Ein Leitartikel! ;)
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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von AL NORTHON »

Mit der warst du zufrieden??? Respect! Also für den Preis finde ich sollte man was Besseres bekommen.Ich hab den bei meinem Kumpel gesehen (da ich immer erst mal die Sachlage checke)
und ihm sind die letzten Haare ausgefallen, so hat er sich über diese Investition in die X-Rated DVD geärgert.
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Blap
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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von Blap »

Liebes Adminlein, bitte mit diesem Schwurbel vereinigen:


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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von buxtebrawler »

Blap hat geschrieben:Liebes Adminlein, bitte mit diesem Schwurbel vereinigen:

http://deliria-italiano.org/phpbb/post1 ... nza#p15066
Sehr aufmerksam! Ist erledigt, inkl. Korrektur des Titels.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Das süße Leben der Nonne von Monza - Bruno Mattei

Beitrag von Blap »

Sehr angenehm, vielen Dank! :)
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