Der Letzte der Gladiatoren - Umberto Lenzi (1964)
Moderator: jogiwan
- Salvatore Baccaro
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Der Letzte der Gladiatoren - Umberto Lenzi (1964)
Produktionsland: Italien 1964
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Richard Harrison, Lisa Gastoni, Marilù Tolo, Philippe Hersent, Livio Lorenzon, Jean Claudio, Lidia Alfonsi, Gianni Solaro
Abt.: Filmvorschläge fürs Forentreffen
Kaum ein Genre, dem Umberto Lenz in seiner von den späten 50ern bis in die mittleren 90er dauernden Laufbahn als Regisseur nicht mindestens eine Stippvisite abgestattet hätte: Polizeifilme, Kannibalenfilme, Piratenfilme, Geisterhausfilme, Zombiefilme, Robin-Hood-Filme, Western, Gialli, Klamaukkomödien – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, und tatsächlich muss man schon ein bisschen wühlen, um Filoni zutage zu fördern, an denen sich dieser ungemein produktive Filmemacher in seinen weit über sechzig Werken nicht versucht hat. Dass Lenzi jemals einen Nonnen-Sexfilm gedreht hat, ist mir beispielweise nicht bekannt. Auch einen Vampirfilm dürfte er nicht auf dem Kerbholz zu haben. Und auch bei der Ende der 70er nach Tinto Brass‘ Skandalepos CALIGOLA einsetzenden Welle an Caligula-Exploitation, sprich, Sandalenfilmen, die sich in expliziter Gewalt und Sex suhlen, glänzt Lenzi mit vornehmer Zurückhaltung. Doch, Moment: Einen Caligula-Film hat er doch gedreht, und zwar einen der ersten seiner Art. L’ULTIMO GLADIATORE von 1964 nämlich, einen Streifen, in dem der schottische Schauspieler Charles Borromel zumindest im ersten Drittel in kleinem Rahmen bereits die Exzesse vorexerzieren darf, die Malcolm McDowell und David Brandon fünfzehn bis zwanzig Jahre später unter der Leitung von Brass oder Joe D’Amato veranstalten werden. Dabei wirkt Borromels Figur aber primär inspiriert von Peter Ustinovs Darstellung des verrückten Kaiser Nero im Hollywood-Blockbuster QUO VADIS?, und bildet damit ein interessantes Bindeglied zwischen den seriös auftretenden, oft mit christlichen Obertönen orchestrierten Monumentalfilmen US-amerikanischer Provenienz und den ungleich billigeren, trashigeren Peplums, die Cinecittà seit den späten 50ern fließbandartig hervorbringt. Borromels Caligula gackert wie ein Irrer, wenn er seinen Untergebenen das Geschenk von einunddreißig Peitschenhieben macht; stets ist er von einem Hofzwerg umgeben, den er wahlweise zur Zielscheibe seines Spotts macht oder sich an ihm ergötzt wie an einem possierlichen Haustier; dass ihn Senat und Prätorianer allein aufgrund der Tatsache, dass er seinen Hengst Incitatus in den Senatorenstand erhebt, für einen Geisteskranken halten, kümmert den sich für einen Gott haltenden Imperator genauso wenig wie, dass die erhofften kriegerischen Konflikte der römischen Armee in Großbritannien ausbleiben und reihenweise Legionen als Kanonenfutter auf den fremdländischen Schlachtfeldern verbleiben. Besonders in zwei Szenen kommt Caligulas Ambivalenz zwischen Boshaftigkeit und Furcht eines verzogenen Kindes besonders schön zum Ausdruck: Einmal hält er einen Maskenball ab, der dadurch gestört wird, dass eine Gruppe in Gefangenschaft geratener germanischer Krieger der erfolgreiche Ausbruch gelungen ist – der Kaiser zieht eine Schnute, als sei ihm sein Lieblingsspielzeug kaputtgegangen. Ein anderes Mal erfreut er sich am Anblick derselben germanischen Krieger, die vor ihrem erfolgreichen Ausbruch zwangsweise in Gladiatorenkämpfen der kaiserlichen Arena verheizt werden sollen, - doch Glaucus, einer der Germanen, bewirft ihn mit einem Speer, der die imperatorische Brust nur knapp verfehlt und im Holz seines Throns steckenbleibt, worauf Caligula vor lauter Panik erst eine Kreischattacke erleidet, und dann kurzerhand ohnmächtig wird.
Glaucus ist nomineller Held vorliegenden Spektakels: Richard Harrison als muskelbewehrter, edelmütiger Brite, der im Grunde nichts weiter möchte, als dass sich die römischen Heere aus seiner Inselheimat zurückziehen, wo er gerne mit seiner Liebsten Ena ein Leben in Ruhe und Frieden führen würde. Wie gesagt ist er aber leider unter die Fittiche Caligulas geraten, während Ena wiederum das Schicksal ereilt, dass sie Messalina als Sklavin zugeteilt werden soll. Diese Messalina, in vorliegendem Film unterkühlt verkörpert von Lisa Gastoni, ist eine weitere mythische Gestalt aus der frühen Kaiserzeit Roms, die Ehefrau von Claudius, Caligulas Onkel, den Politik und Macht kein bisschen interessiert, und der lieber seine Nase in philosophische Traktate steckt, statt auch nur einen Gedanken an die Staatsgeschäfte zu verschwenden. In der zeitgenössischen Geschichtsschreibung fällt Messalina dann mehrheitlich die Rolle des machtgeilen, nymphomanen Luders zu, das sich angeblich durch zahllose Betten, angefangen von der Schlafstatt einfacher Soldaten bis hin zu altehrwürdigen Senatoren, gevögelt haben soll. Natürlich hat Messalina Claudius auch nur geehelicht, um dichter am Kaiserthron zu siedeln, den sie als erste Frau zu ersteigen erhofft. Und dafür ist ihr jedes Mittel Recht: Zum Beispiel das, gemeinsam mit der Prätorianergarde eine Intrige zu schmiegen, die ihren Gatten an die Spitze des römischen Reichs spülen soll. Es kommt, wie es uns unsere Geschichtsbücher gelehrt haben: Eines Tages wird Caligula abgestochen wie ein Schwein, worauf die Kaiserkrone seinem nächsten Verwandten Claudius zufällt. Damit gibt sich Messalina aber noch immer nicht zufrieden, - zumal die Wahl des sichtlich unfähigen und auch überhaupt nicht vom Regieren begeisterten Claudius nicht auf einhellige Zustimmung bei den Senatoren stößt, die vermuten, dass Messalina allmählich dazu übergehen wird, selbst die Zügel des Reichs in die Hände zu bekommen. Als persönlichen Leibwächter guckt sich unsere Antagonistin nunmehr Glaucus aus: Dessen Bärenstärke soll sie nicht nur gegen etwaige Mordanschläge schützen, sondern ihr außerdem helfen, ihre politischen Feinde aus dem Weg zu räumen. Um Glaucus, für den Messalina durchaus eine gewisse erotische Faszination hegt, gefügig zu machen, hat sie freilich das beste Druckmittel in ihrem Besitz: Sollte der inzwischen entflohene Germane, der sich mit anderen ehemaligen Gladiatoren zur Guerillamiliz vereinigt hat, auf Messalinas Angebot nicht eingehen, wird eben seine Geliebte Ena einen Kopf kürzer gemacht…
Meiner kursorischen Inhaltsangabe ist es bereits anzuhören: Bei L’ULTIMO GLADIATORE handelt es sich weniger um einen mythologischen Peplum, der von den phantastischen Abenteuern eines Maciste oder Ursus berichtet, sondern um einen Peplum, dessen Basis historisch verbürgte Ereignisse bilden. Auch wenn die US-amerikanische Synchronfassung behauptet, Glaucus sei der biologische Sohn des Herkules: Unser Held ist ein mehr oder minder handelsüblicher Soldat aus den Reihen der sogenannten Barbaren jenseits des Limes – und nimmt sowieso den Großteil der Laufzeit eine etwas breitere Nebenrolle ein. Tatsächlich wirkt der gesamte Plot um Muskelmann Glaucus und seine Verlobte Ena dem Film auf irritierende Weise angeheftet oder übergestülpt: Im Mittelpunkt stehen vielmehr relativ detailreiche Beobachtungen von Machtverfall, von Ränkeschmieden am Kaiserhof, von Korruption und Korrumption, davon, wie sich sowohl Caligula als auch Messalina dadurch zugrunde richten, dass sie nach immer unerschwinglicheren Himmelskörpern greifen. Zum einen bedeutet das: Nach Jahrmarktskino schmeckt in Lenzis handwerklich routiniert inszenierten Frühwerk wenig; dafür wird eine semi-seriöse Fassade aufrechterhalten, die einem wohl gerne vorgaukeln möchte, bei L’ULTIMO GLADIATORE habe man es mit einer glaubwürdigen Geschichtsstunde in bewegten Bildern zu tun. Nennenswerte Schauwerte sucht man vergebens, - weshalb im Finale unvermittelt der Schauplatz Rom verlassen wird und eine Schlacht zwischen Angelsachsen und Römern irgendwo auf der britischen Insel reichlich plotfremd dazu herhält, wenigstens ein bisschen auf die Pauke zu hauen; erotische Spannung ist ebenfalls auf ein Minimalmaß reduziert -, weil Glaucus‘ Liebste Ena wirkt wie ein Heimchen am Herd, und weil das sadomasochistische Knistern zwischen Glaucus und Messalina zwar angedeutet, jedoch nie dramaturgisch gewinnbringend ausformuliert wird; für nennenswerte Momente des Kopfschüttelns und des Kieferklapperns sind wir sowieso im falschen Film, - wenn auch natürlich die Handvoll Auftritte von Caligula für jeden, der solche Filme wie Bruno Matteis CALIGOLA E MESSALINA oder D'Amatos CALIGOLA: LA STORIA MAI RACCONTATA genauso mag ich wie, einen kleinen Festschmaus darstellen dürften.
Alles in allem ist mir L’ULTIMO GLADIATORE dann aber doch zu steif, zu ernst, zu wenig durchdrungen von Geisterbahn-Hokuspokus, von Plastikschlangen oder Statisten in Affenkostümen, von Hünen, die Pappmachefelsen durch die Gegend schmeißen, als dass ich Umberto Lenzis ersten und einzigen Ausflug in die Gefilde der Caligula-Exploitation weder besonders wichtig für die italienische Filmgeschichte noch für das Oeuvre seines Regisseurs halten würde, - einmal abgesehen davon, dass hier zu einem der ersten Male Caligula und Messalina sich die Leinwand teilen.
- sid.vicious
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Re: Der Letzte der Gladiatoren - Umberto Lenzi (1964)
Originaltitel: L'ultimo gladiatore
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Pier Ludovico Pavoni
Musik: Carlo Franci
Drehbuch: Gian Paolo Callegari, Albert Valentin
Darsteller: Richard Harrison, Marilù Tolo, Philippe Hersent, Livio Lorenzon, Gianni Solaro, Enzo Fiermonte, Giuseppe Addobbati, Maria Laura Rocca, Lucia Bomez, Charles Borromel, Lisa Gastoni, Jean Claudio, Fortunato Arena, Bruno Arié, Ugo Attanasio, Angelo Boscariol, Augusto Brenna
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Pier Ludovico Pavoni
Musik: Carlo Franci
Drehbuch: Gian Paolo Callegari, Albert Valentin
Darsteller: Richard Harrison, Marilù Tolo, Philippe Hersent, Livio Lorenzon, Gianni Solaro, Enzo Fiermonte, Giuseppe Addobbati, Maria Laura Rocca, Lucia Bomez, Charles Borromel, Lisa Gastoni, Jean Claudio, Fortunato Arena, Bruno Arié, Ugo Attanasio, Angelo Boscariol, Augusto Brenna
Nach einem siegreichen Gefecht auf den Schlachtfeldern der Insel Britannien kehrt Caligula, zahlreiche weibliche und fortan versklavte Schönheiten sowie den Sohn (Glaucus) des Königs von Britannien im Schlepptau, in das Imperium Romanum zurück. Glaucus soll künftig als Todgeweihter das römische Volk unterhalten und die Gladiatorenspiele in der Arena mit zusätzlicher Furore bereichern. Doch Caligulas Rechnung, den Königssohn auf höchst spektakuläre Weise ins Totenreich zu übersenden, geht nicht auf, denn der tapfere Britannier weiß sich zu wehren und seine Gegner zu schlagen. Derweil mehrt sich im römischen Senat der Widerstand gegen Caligula, der kurze Zeit später einem Mordanschlag zum Opfer fällt. Caligulas Tante (Messalina) sorgt dafür, dass ihr Ehemann (Claudius) zum neuen Caesaren ernannt wird. Doch die frisch gebackene, vom Ehrgeiz zerfressene Kaisergemahlin tüftelt bereits emsig an weiteren Intrigen, um in naher Zukunft die alleinige Herrschaft über Rom zu erlangen. Zu diesem Zweck will sie die Dienste des Königssohns und Gladiatoren wider Willen, Glaucus, erzwingen. Da Messalina über dessen Geliebte Ena verfügen, ergo jederzeit deren Leben beenden kann, bleibt Glaucus keine andere Wahl. Ist der britannische Königssohn dennoch in der Lage Messalina zu stoppen?
„Der Letzte der Gladiatoren“ entstammt Umberto Lenzis früher Schaffensphase. Innert dieses Zeitraums, die erste Hälfte der 1960er Jahre, inszenierte der gebürtige Römer rund zehn „Historienfilme“, in denen Katharina die Große, Messalina, Robin Hood, Sandokan und Maciste sowie zahlreiche Prätorianer und Piraten zum Einsatz kamen. Einer dieser Streifen, „L'ultimo gladiatore“, entstand analog zum Ausklang des Pepla-Genres. Dieses in der Bundesrepublik auf den eins zu eins übersetzten Titel getaufte Vehikel („Der Letzte der Gladiatoren“) hebt sich im positiven Sinne vom spätem, zuweilen nicht ohne Grund geschmähten, neomythologischen Filmoutput mit italienischer Prägung ab und weiß als ein kurzweiliger Genrevertreter zu gefallen.
Der Blick auf ein Schlachtfeld vermittelt immerzu einen gelungenen Einstieg (man siehe beispielshalber die vorzüglich fotografierte Eingangssequenz innert Carmine Gallones „Karthagos Fall“) in ein Vehikel, das sich mit einem der römischen Feldherren oder einem der zahlreichen römischen Caesaren, dessen Schandtaten sowie seinem intrigenschmiedenden Umfeld auseinandersetzt. Schlachtfelder, die stummen Zeugen von Tod und Leid, reflektieren innert der neomythologischen Lichtspiele das Podium für Eroberung sowie die Streitigkeiten zweier Kontrahenten, die ihren persönlichen Zwist mittels ihrer Untergebenen ausfechten lassen. Umberto Lenzi führt uns, der erstgenannten Option folgend, auf die Schlachtfelder der Insel Britannien, wo Caligula genussvoll die wild schwingenden Klingen seiner Legion(äre) inspiziert und analog auf einen aufopferungsvoll kämpfenden Britannier aufmerksam wird, der inmitten der römischen Heerschar mächtig ab- wie aufräumt, sich allerdings in letzter Konsequenz der Übermacht beugen muss. Ein solch furchloser Heroe erfüllt freilich jegliche Vorraussetzung für einen erstklassigen Gladiatoren, was ihn zugleich vor dem Todesurteil und dessen unmittelbarer Vollstreckung bewahrt. Der nun erwartete Ablauf, der eines Gladiatorenfilms, wird, um es unmissverständlich klarzustellen, konträr zum Filmtitel herzlich wenig erfüllt. Stattdessen fokussiert der Regisseur den debilen Kaiser Caligula, dessen skrupellose wie durchtriebene Tante Messalina und lässt sie als Indikatoren für kollektives Leid sowie die hierdurch aufgerufenen Intrigen und den einhergehenden Verrat mittels der (oberflächlich vorgestellten) Senatoren walten. Nebstdem erhält die Rolle des Gladiatoren wider Willen, der Königssohn Glaucus, der uns als Reflektorfigur angeboten wird, nicht jenen Spielraum, der von Nöten ist, um einer fortwährenden Dominanz gerecht zu werden. Richard Harrison, der seinen Part gewohnt routiniert absolviert, wird zuerst von Charles Borromel (Caligula) und anschließend von Lisa Gastoni (Messalina) deutlich in den Hintergrund gedrängt. Beide nutzen ihre ohne Frage sehr dankbaren Rollen aus und geben im Zuge dessen, mit reichlich Elan und Herzblut beseelt, den wahnsinnigen Tyrannen respektive seine vom Ehrgeiz zerfressene, machthungrige Tante: Messalina, die Dank Lisa Gastoni, jenes charismatische (am klassischen Vorbild einer Theda Bara orientierte) Biest reflektiert, dass man sich in letzter Konsequenz von ihr erhofft, kann innert des umrissenen Intrigenspiels nach Lust und Laune schalten wie walten. Und sollte ihr ein rauer Gegenwind prognostiziert werden, so weiß sie diesen sehr wohl zu entkräften, denn gemäß Messalina „ändert das das Volk seine Meinung sehr schnell und seine Zuneigung gilt immer dem Stärkeren.“ Ergo sind die Lüfte mit Niedertracht und Gewalttätigkeiten durchsetzt, was selbsterklärend dem historischen Schauplatz, die orgiastische wie dekadente Kaiserzeit, verpflichtet ist. Von sexuellen Ausschweifungen, die nachweislich einen festen Bestandteil dieser Epoche reflektieren, ist der Film allerdings entpflichtet. Es wird zwar immerzu auf Messalinas Vorliebe für jüngere Männer angesprochen, aber die Tilgung ihres Sexualtriebs niemals visualisiert. Im Produktionsjahr 1964 konzentrierten sich die italienischen Regisseure und Produzenten im Wesentlichen auf die überlieferten Werte: Intrigen, Verrat, römischer Götterglaube und Christenverfolgung sowie die begleitenden Charaktere respektive Figuren wie den wahnsinnigen Despoten und den befreienden, teilweise bereits zum Christentum bekehrten römischen Helden der US-amerikanischen Lichtspiele. Es gab natürlich reichlich schmatzende Küsse, aber keine feuchten… Ich vermute, ich muss das nicht weiter ausführen! Sie können sich ja, sofern Sie ein Interesse an derartigen Ferkeleien haben, „Messalina - Kaiserin und Hure“ (1977), „Caligula und Messalina“ (1982) sowie die überaus gelungenen (S)Exploiter „Caligula“ (1979) und „Caligula 2 - The Untold Story“ oder - falls Sie Ihre Belastungsgrenze ausloten möchten - den grottenschlechten „Flavia - Die Sex-Sklavin des Cäsar“ (ITA, 1986) anschauen, das bleibt letztendlich Ihnen selbst überlassen. „Der Letzte der Galdiatoren“ bleibt allerdings, wie alle Peplum-Produktionen mit denen Italien in der Zeit von 1958 bis 1965 den Weltmarkt überschwemmte, von solcherart Schweinkram verschont!
Ein Film, der in seinem Titel das Wort Gladiator trägt, lässt freilich die Fokussierung wilder Kämpfen im Kolosseum oder zumindest in einer vergleichbaren Arena erwarten. Wenn Sie darauf hoffen, dann muss ich Sie, wie ich es bereits angedeutet habe, leider enttäuschen, denn die Ortschaft von Brot und Spielen spielt, ungeachtet ihrer Eigenschaft als finale Kampfbahn bzw. als finaler Schlachtplatz, nur eine untergeordnete und der Tagesablauf (Einweisung in die Kampfkunst wie begleitende Trainingseinheiten) eines frisch gebackenen Gladiatoren gar keine Rolle. Die Kämpfe sind zwar ordentlich choreographiert und nach dem üblichem, ihre Kostengünstigkeit kaschierendem System (das ich innerhalb vorangegangenen Peplum-Besprechungen bereits beschrieben habe) konstruiert, besitzen allerdings nicht jene Dominanz, die sie als einen unverzichtbaren Filmbestandteil ausweisen. Ihre Aufgabe besteht primär darin, kurz und knapp wie klipp und klar darauf hinzuweisen, dass Glaucus ein nicht nur heldenhafter, sondern nahezu unbezwingbarer Recke ist, der bestens in die fiesen, die Machtergreifung anvisierenden Pläne Messalinas passt. Es ist übrigens auffallend, dass der Held zwar durch Geschicklichkeit und Stärke besticht, sein Körper allerdings nicht jene Erotisierung wie Mechanisierung, welche man den eingeölten antiken Helden der Peplum-Filme x-mal mittels Nahaufnahmen ihrer scheinbar stählernen Muskeln zugesteht, erfährt. Demgemäß verkörpert Glaucus auch nicht die Kampfmaschine, die außerhalb (!) der Arena im Alleingang das Imperium von seinem Tyrannen befreit, sondern lediglich einen tapferen Strategen, der nicht an Verzweiflung und Aufgabe denkt, sondern zu einem Teil des Widerstands gegen die Tyrannei avanciert. Die im Zuge dessen getätigte Aussage, dass Britannien sich auf einen Vergeltungsschlag gegen das römische Imperium vorbereitet, lässt zudem an die Alliierten innert diverser SadicoNazista-Vehikel denken, die in das jeweilige Konzentrationslager einmarschieren und mittels der Befreiung der KZ-Inhaftierten den finalen Sieg über Hitlerdeutschland feiern.
Fazit: Das Jahr 1965 kann man (ich mache das einfach mal) als eine Chiffre, als einen Pepla-Abschiedscode definieren. Dabei gilt es festzuhalten, dass die Abschiedstournee, der Ausklang eines von mir überaus geschätzten Genres, so manchen schnell zusammengeschusterten Mumpitz, der meistenteils zurecht als öde und überflüssig rezipiert wird, inkludiert. Von diesen geringwertigen Produkten ist „Der Letzte der Gladiatoren“ allerdings weit entfernt, denn Lenzi lieferte einen spannenden, abwechslungsreichen, durch die Bank gut besetzten, auch für Neueinsteiger geeigneten Genrevertreter.
https://italo-cinema.de/item/letzte-der-gladiatoren-der„Der Letzte der Gladiatoren“ entstammt Umberto Lenzis früher Schaffensphase. Innert dieses Zeitraums, die erste Hälfte der 1960er Jahre, inszenierte der gebürtige Römer rund zehn „Historienfilme“, in denen Katharina die Große, Messalina, Robin Hood, Sandokan und Maciste sowie zahlreiche Prätorianer und Piraten zum Einsatz kamen. Einer dieser Streifen, „L'ultimo gladiatore“, entstand analog zum Ausklang des Pepla-Genres. Dieses in der Bundesrepublik auf den eins zu eins übersetzten Titel getaufte Vehikel („Der Letzte der Gladiatoren“) hebt sich im positiven Sinne vom spätem, zuweilen nicht ohne Grund geschmähten, neomythologischen Filmoutput mit italienischer Prägung ab und weiß als ein kurzweiliger Genrevertreter zu gefallen.
Der Blick auf ein Schlachtfeld vermittelt immerzu einen gelungenen Einstieg (man siehe beispielshalber die vorzüglich fotografierte Eingangssequenz innert Carmine Gallones „Karthagos Fall“) in ein Vehikel, das sich mit einem der römischen Feldherren oder einem der zahlreichen römischen Caesaren, dessen Schandtaten sowie seinem intrigenschmiedenden Umfeld auseinandersetzt. Schlachtfelder, die stummen Zeugen von Tod und Leid, reflektieren innert der neomythologischen Lichtspiele das Podium für Eroberung sowie die Streitigkeiten zweier Kontrahenten, die ihren persönlichen Zwist mittels ihrer Untergebenen ausfechten lassen. Umberto Lenzi führt uns, der erstgenannten Option folgend, auf die Schlachtfelder der Insel Britannien, wo Caligula genussvoll die wild schwingenden Klingen seiner Legion(äre) inspiziert und analog auf einen aufopferungsvoll kämpfenden Britannier aufmerksam wird, der inmitten der römischen Heerschar mächtig ab- wie aufräumt, sich allerdings in letzter Konsequenz der Übermacht beugen muss. Ein solch furchloser Heroe erfüllt freilich jegliche Vorraussetzung für einen erstklassigen Gladiatoren, was ihn zugleich vor dem Todesurteil und dessen unmittelbarer Vollstreckung bewahrt. Der nun erwartete Ablauf, der eines Gladiatorenfilms, wird, um es unmissverständlich klarzustellen, konträr zum Filmtitel herzlich wenig erfüllt. Stattdessen fokussiert der Regisseur den debilen Kaiser Caligula, dessen skrupellose wie durchtriebene Tante Messalina und lässt sie als Indikatoren für kollektives Leid sowie die hierdurch aufgerufenen Intrigen und den einhergehenden Verrat mittels der (oberflächlich vorgestellten) Senatoren walten. Nebstdem erhält die Rolle des Gladiatoren wider Willen, der Königssohn Glaucus, der uns als Reflektorfigur angeboten wird, nicht jenen Spielraum, der von Nöten ist, um einer fortwährenden Dominanz gerecht zu werden. Richard Harrison, der seinen Part gewohnt routiniert absolviert, wird zuerst von Charles Borromel (Caligula) und anschließend von Lisa Gastoni (Messalina) deutlich in den Hintergrund gedrängt. Beide nutzen ihre ohne Frage sehr dankbaren Rollen aus und geben im Zuge dessen, mit reichlich Elan und Herzblut beseelt, den wahnsinnigen Tyrannen respektive seine vom Ehrgeiz zerfressene, machthungrige Tante: Messalina, die Dank Lisa Gastoni, jenes charismatische (am klassischen Vorbild einer Theda Bara orientierte) Biest reflektiert, dass man sich in letzter Konsequenz von ihr erhofft, kann innert des umrissenen Intrigenspiels nach Lust und Laune schalten wie walten. Und sollte ihr ein rauer Gegenwind prognostiziert werden, so weiß sie diesen sehr wohl zu entkräften, denn gemäß Messalina „ändert das das Volk seine Meinung sehr schnell und seine Zuneigung gilt immer dem Stärkeren.“ Ergo sind die Lüfte mit Niedertracht und Gewalttätigkeiten durchsetzt, was selbsterklärend dem historischen Schauplatz, die orgiastische wie dekadente Kaiserzeit, verpflichtet ist. Von sexuellen Ausschweifungen, die nachweislich einen festen Bestandteil dieser Epoche reflektieren, ist der Film allerdings entpflichtet. Es wird zwar immerzu auf Messalinas Vorliebe für jüngere Männer angesprochen, aber die Tilgung ihres Sexualtriebs niemals visualisiert. Im Produktionsjahr 1964 konzentrierten sich die italienischen Regisseure und Produzenten im Wesentlichen auf die überlieferten Werte: Intrigen, Verrat, römischer Götterglaube und Christenverfolgung sowie die begleitenden Charaktere respektive Figuren wie den wahnsinnigen Despoten und den befreienden, teilweise bereits zum Christentum bekehrten römischen Helden der US-amerikanischen Lichtspiele. Es gab natürlich reichlich schmatzende Küsse, aber keine feuchten… Ich vermute, ich muss das nicht weiter ausführen! Sie können sich ja, sofern Sie ein Interesse an derartigen Ferkeleien haben, „Messalina - Kaiserin und Hure“ (1977), „Caligula und Messalina“ (1982) sowie die überaus gelungenen (S)Exploiter „Caligula“ (1979) und „Caligula 2 - The Untold Story“ oder - falls Sie Ihre Belastungsgrenze ausloten möchten - den grottenschlechten „Flavia - Die Sex-Sklavin des Cäsar“ (ITA, 1986) anschauen, das bleibt letztendlich Ihnen selbst überlassen. „Der Letzte der Galdiatoren“ bleibt allerdings, wie alle Peplum-Produktionen mit denen Italien in der Zeit von 1958 bis 1965 den Weltmarkt überschwemmte, von solcherart Schweinkram verschont!
Ein Film, der in seinem Titel das Wort Gladiator trägt, lässt freilich die Fokussierung wilder Kämpfen im Kolosseum oder zumindest in einer vergleichbaren Arena erwarten. Wenn Sie darauf hoffen, dann muss ich Sie, wie ich es bereits angedeutet habe, leider enttäuschen, denn die Ortschaft von Brot und Spielen spielt, ungeachtet ihrer Eigenschaft als finale Kampfbahn bzw. als finaler Schlachtplatz, nur eine untergeordnete und der Tagesablauf (Einweisung in die Kampfkunst wie begleitende Trainingseinheiten) eines frisch gebackenen Gladiatoren gar keine Rolle. Die Kämpfe sind zwar ordentlich choreographiert und nach dem üblichem, ihre Kostengünstigkeit kaschierendem System (das ich innerhalb vorangegangenen Peplum-Besprechungen bereits beschrieben habe) konstruiert, besitzen allerdings nicht jene Dominanz, die sie als einen unverzichtbaren Filmbestandteil ausweisen. Ihre Aufgabe besteht primär darin, kurz und knapp wie klipp und klar darauf hinzuweisen, dass Glaucus ein nicht nur heldenhafter, sondern nahezu unbezwingbarer Recke ist, der bestens in die fiesen, die Machtergreifung anvisierenden Pläne Messalinas passt. Es ist übrigens auffallend, dass der Held zwar durch Geschicklichkeit und Stärke besticht, sein Körper allerdings nicht jene Erotisierung wie Mechanisierung, welche man den eingeölten antiken Helden der Peplum-Filme x-mal mittels Nahaufnahmen ihrer scheinbar stählernen Muskeln zugesteht, erfährt. Demgemäß verkörpert Glaucus auch nicht die Kampfmaschine, die außerhalb (!) der Arena im Alleingang das Imperium von seinem Tyrannen befreit, sondern lediglich einen tapferen Strategen, der nicht an Verzweiflung und Aufgabe denkt, sondern zu einem Teil des Widerstands gegen die Tyrannei avanciert. Die im Zuge dessen getätigte Aussage, dass Britannien sich auf einen Vergeltungsschlag gegen das römische Imperium vorbereitet, lässt zudem an die Alliierten innert diverser SadicoNazista-Vehikel denken, die in das jeweilige Konzentrationslager einmarschieren und mittels der Befreiung der KZ-Inhaftierten den finalen Sieg über Hitlerdeutschland feiern.
Fazit: Das Jahr 1965 kann man (ich mache das einfach mal) als eine Chiffre, als einen Pepla-Abschiedscode definieren. Dabei gilt es festzuhalten, dass die Abschiedstournee, der Ausklang eines von mir überaus geschätzten Genres, so manchen schnell zusammengeschusterten Mumpitz, der meistenteils zurecht als öde und überflüssig rezipiert wird, inkludiert. Von diesen geringwertigen Produkten ist „Der Letzte der Gladiatoren“ allerdings weit entfernt, denn Lenzi lieferte einen spannenden, abwechslungsreichen, durch die Bank gut besetzten, auch für Neueinsteiger geeigneten Genrevertreter.