Des Lebens Herrlichkeit - Enrico Maria Salerno (1970)

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jogiwan
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Des Lebens Herrlichkeit - Enrico Maria Salerno (1970)

Beitrag von jogiwan »

Des Lebens Herrlichkeit

01.jpg
01.jpg (60.2 KiB) 448 mal betrachtet
Originaltitel: Aonimo veneziano

Alternativtitel: The Anonymous Venetian

Herstellungsland: Italien / 1970

Regie: Enrico Maria Salerno

Darsteller: Tony Musante, Florinda Bolkan, Toti Dal Monte, Sandro Grinfan

Story:

Sieben Jahre nachdem er Valeria mitsamt dem gemeinsamen Kind Hals über Kopf verlassen hat kontaktiert der Dirigent Enrico seine ehemalige Liebe und überredet diese für einen Tag nach Venedig zu reisen um dort etwas zu klären. Valeria ist zwar wenig begeistert, aber da sie noch mit Enrico verheiratet ist und die beiden ein gemeinsames Kind haben, willigt sie ein, obwohl sie längst an einem anderen Ort mit einem anderen Mann ein neues Leben begonnen hat. Das Aufeinandertreffen der Beiden bleibt jedoch nicht ohne Folgen und nach dem eher frostigen Start erinnert sich das ehemalige Paar an den unterschiedlichsten Orten abseits der Touristenströme auch wieder an die große Leidenschaft, die Valeria und Enrico einst verband. Der Musiker und die selbstbewusste Agenturchefin kommen sich auch wieder näher, bis Enrico den wahren Grund seines Anrufs verrät…
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jogiwan
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Re: Des Lebens Herrlichkeit - Enrico Maria Salerno (1970)

Beitrag von jogiwan »

Meine Überraschung war ja groß, als gestern auf Netflix auf einmal „Anonimo Veneziano“ aufgepoppt ist, der mit Tony Musante und Florinda Bolkan auch prominent besetzt ist. Noch größer wurden meine Augen, als ich auch noch feststellen durfte, dass es sich dabei um das Regie-Debüt von Enrico Maria Salerno aus dem Jahr 1970 handelt, dass anscheinend zwar in den deutschen Kinos lief, seitdem aber anscheinend nicht auf etwaigen Datenträger veröffentlicht wurde. „Anonimo Veneziano“ ist aber kein Film aus der Genre-Ecke, sondern ein Drama über ein Paar, dass ehemals eine leidenschaftliche Liebe verband und dass sich nach Jahren wieder an die große Liebe erinnert. Dabei überrascht der Streifen mit Bildern eines authentischen Venedigs abseits allzu touristischer Hotspots, der Musik von Stelvio Cipriani und zwei großartigen Hauptdarstellern, insbesondere einer wunderbaren Florinda Bolkan, die sich selbstbewusst gegen toxische Männlichkeit und gesellschaftliche Normen Ende der Sechziger auflehnt und Tony Musante als todkranker Musiker, der in seinem Leben noch ein paar Dinge regeln möchte. Die Geschichte erinnert dabei entfernt an die erwachsene Variante von „Love Story“ und als Zuschauer kann man ja auch bald einmal erahnen, warum der Musiker das Wiedersehen mit seiner Valeria inszeniert hat. Doch statt Traurigkeit überwiegen hier die schönen Momente und die interessante Inszenierung für ein erwachsenes Publikum hat auch keine schwülstigen Momente notwendig hat um mit ihren spannenden Figuren die Zuschauer zu fesseln. Ein wunderbares Arthouse-Drama, das ganz auf seine beiden Hauptdarsteller zugeschnitten ist und das mich abgesehen vom deutschen Titel auch ziemlich begeistert hat.
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jogiwan
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Re: Des Lebens Herrlichkeit - Enrico Maria Salerno (1970)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: Fr 9. Apr 2021, 06:57 Meine Überraschung war ja groß, als gestern auf Netflix auf einmal „Anonimo Veneziano“ aufgepoppt ist, der mit Tony Musante und Florinda Bolkan auch prominent besetzt ist. Noch größer wurden meine Augen, als ich auch noch feststellen durfte, dass es sich dabei um das Regie-Debüt von Enrico Maria Salerno aus dem Jahr 1970 handelt, dass anscheinend zwar in den deutschen Kinos lief, seitdem aber anscheinend nicht auf etwaigen Datenträger veröffentlicht wurde. „Anonimo Veneziano“ ist aber kein Film aus der Genre-Ecke, sondern ein Drama über ein Paar, dass ehemals eine leidenschaftliche Liebe verband und dass sich nach Jahren wieder an die große Liebe erinnert. Dabei überrascht der Streifen mit Bildern eines authentischen Venedigs abseits allzu touristischer Hotspots, der Musik von Stelvio Cipriani und zwei großartigen Hauptdarstellern, insbesondere einer wunderbaren Florinda Bolkan, die sich selbstbewusst gegen toxische Männlichkeit und gesellschaftliche Normen Ende der Sechziger auflehnt und Tony Musante als todkranker Musiker, der in seinem Leben noch ein paar Dinge regeln möchte. Die Geschichte erinnert dabei entfernt an die erwachsene Variante von „Love Story“ und als Zuschauer kann man ja auch bald einmal erahnen, warum der Musiker das Wiedersehen mit seiner Valeria inszeniert hat. Doch statt Traurigkeit überwiegen hier die schönen Momente und die interessante Inszenierung für ein erwachsenes Publikum hat auch keine schwülstigen Momente notwendig hat um mit ihren spannenden Figuren die Zuschauer zu fesseln. Ein wunderbares Arthouse-Drama, das ganz auf seine beiden Hauptdarsteller zugeschnitten ist und das mich abgesehen vom deutschen Titel auch ziemlich begeistert hat.
Auch die zweite Sichtung innerhalb meiner kleinen Venedig-Retrospektive bestätigt die positiven Eindrücke des Beziehungsdramas, das Film-Noir artig die toxische Beziehung von Valeria und Enrico aufrollt. Der Besuch in der Lagunenstadt beginnt unterkühlt bei regnerischem Wetter und das Wiedersehen bleibt frostig, ehe sich das Paar an unterschiedlichen Orten in Venedig wieder an die schönen Seiten der Beziehung erinnert. Doch Enrico hat Valeria nicht ohne Grund zu einem Wiedersehen gebeten und so bleibt auch dieses Mal ein Happy End in weiter Ferne. "Anonymous Venezia" ist im Grunde ein Zwei-Personen-Stück. in dem Venedig eine große Rolle spielt und den örtlichen Rahmen für ein melancholisch gestimmtes Drama bietet. Der Film ist voll und ganz auf die großartige Florinda Bolkan zugeschnitten, mit der Regisseur Salerno ja kurz zuvor "Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger" gedreht hatte. Tony Musante hat ja den Nachteil, dass seine Rolle nicht sympathisch erscheint und die Versuche einer Quasi-Wiedergutmachung eher egozentrischer Natur erscheinen. Natürlich ist der Streifen auch von seinerzeitigen Moralvorstellungen und gesellschaftlichen Dingen geprägt, wobei Valeria eine erstaunlich selbstbewusste Rolle zugestanden wird, was in einem bürgerlichen Drama im erzkonservativen Italien der Siebziger ja wohl nicht selbstverständlich erscheint. Auch sonst gibt es in dem Streifen nicht viel zu meckern und die Klippen des Kitsches werden von Salerno stets gut umgondelt bzw. umschifft. Noch immer eine ganz große Entdeckung, die auf Netflix eigentlich nix verloren hat.
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