Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Augusto Tiezzi
Musik: Angelo Francesco Lavagnino, Armando Trovajoli
Drehbuch: Umberto Lenzi
Darsteller: Roger Browne, Emma Danieli, Daniele Vargas, Marino Masé, Sal Borgese, Fernando Cebrián, Pilar Clemens, Tullio Altamura, Giovanna Lenzi, Franco Castellani, Claudio Biava, Gaetano Quartararo, Bruno Ukmar
Der Tod einer Zuschauerin, die dem Treiben eines Stierkampf in einer Madrilener Arena beiwohnte, kann uns wahrlich keine schwierige Kopfnuss auferlegen, da wir einhergehend zum Ableben der uns Unbekannten einen zufrieden wie siegreich dreinschauenden Martin Stevens erspähen, sodass wir uns die Bestandteile der ausschlaggebenden Kausalitätsformel zumindest grob zusammenreimen können. Der anschließende Einsatz der Titelmelodie, welche die Muster eines Komödien- wie Slapstickmotivs inkludiert und einen spärlichen Wiedererkennungseffekt besitzt, lässt für den weiteren Filmverlauf gar Schlimmstes befürchten. Doch unsere diesmal minder weise Vorahnung erhält keine Bestätigung und die Tondichtung definiert sich lediglich als ein peripheres Begleitstück, welches Lenzis fortwährend ernsthafter Ausrichtung (die im direkten Vergleich mit „Höllenhunde des Secret Service“ auch das deutlich bessere Gesamtergebnis erzielt) nicht verpflicht ist.
Beide Filme („Höllenhunde des Secret Service“, „Die Höllenkatze von Kong Fu“) stellen nicht nur denselben Agenten (Martin Stevens) in den Mittelpunkt des Geschehens, sondern küren einhergehend die Sowjets zum Hauptinteressenten an einem Material (Baltonium) respektive an einem Gegenstand (Elektroskometer), das/der in den Händen der Iwans verheerende Auswirkungen für die gesamte Welt provozieren würde. Die Aufgabe des Superagenten besteht nun freilich darin, den Kaufabschluss und die anschließende Übergabe an die Russen zu verhindern. Innert „Die Höllenkatze des Kong Fu“ scheint dieser Auftrag bereits in der Filmauftaktsphase abgeschlossen, da Stevens das begehrte Elektroskometer umgehend erbeutete und ins Hauptquartier des Londoner Geheimdiensts überstellte. Seine sich anschließende und die Folgehandlung vorerst dominierende Aufgabe besteht darin drei weitere Mitwisser zu eliminieren. Auch wenn die eben umrissene Handlung hauchdünn klingt, bietet sie ausreichend Potential, um diverse plot twists zu integrieren und die Spannung über die gesamte Spielzeit aufrecht zu erhalten. Den frühen Anstoß zur erfolgreichen Spannungsaktivierung wie der künftigen Spannungssteigerung liefert die Frage: Warum die Kandidaten auf Stevens Todesliste stets über dessen Eintreffen informiert sind?
Martin Stevens, der laut eigener Aussage, die Schnauze von Flamenco und Stierkämpfen wie Stierkämpfen und Flamenco voll hat, fühlt sich mit seinem neuen Job, besagtem Eliminieren von drei Personen, nicht ausgelastet, muss allerdings schnell eingestehen, dass seine Aufgabe verzwickter und gefährlicher ist als er es zuerst annahm. Währenddessen lernt er die Fotografin Jöneviette Lafonte kennen und arbeitet nach anfänglicher Skepsis mit ihr zusammen. Jöneviette ist, abgesehen von Stevens´ kurzzeitig aufflammender Sympathie für die Asiatin Mai Ling und seinem Bezug zur Moneypenny-Allegorie Janet, die einzige weibliche Person zu der der Superagent eine nähere Beziehung aufbaut, sodass sich ein Bond-üblicher Frauenverschleiß äußerst überschaubar gestaltet. Der Agent ist primär damit beschäftigt, die Angriffe seiner vielköpfigen Gegenspieler erfolgreich abzuwehren. Demzufolge wird uns deutlich mehr Spektakel geboten als es beim Vorgänger der Fall ist. Es gibt nämlich zahlreiche Schießereien wie Prügeleien, die uns die Mission des britischen Superagenten versüßen und die Zeit - ja, es ist tatsächlich so - verfliegen lassen. Sein schärfster Kontrahent, der türkische Agent Ahmed Murad macht es Martin schließlich nicht leicht und die bereits angesprochenen Wendungen konfrontieren die Supersieben mit weiteren auf Augenhöhe agierenden Gegenspielern wie den ominösen Unbekannten, der, sofern es die Aussicht auf Reichtum maximiert, auch seine Versprechungen an die dämonisierten Sowjets bricht und simultan die aufstrebende fernöstliche Weltmacht auf die Agenda beordert.
Jenes gern als „Gelbe Gefahr“ umrissene Rotchina zog gemäß meiner Literaturquelle erstmals 1968 in die Agentenlichtspiele ein. Ihr erstes Einsatzgebiet lieferte J. Lee Thompsons Klassiker „Der gefährlichste Mann der Welt“, wo Dr. John Hathaway, gespielt von Gregory Peck, eine Formel aus dem Reich der Mitte in die vereinigten Staaten schmuggeln soll. Innert „Die Höllenkatze von Kong Fu“ wird die Volkrepublik mittels einer Person, die von der Japanerin Yôko Tani verkörperte und bereits genannte Mai Ling, vertreten. Mai Lin ist zugleich die vom bundesrepublikanischen Verleih kreierte Höllenkatze des möglicherweise aus den Begriffen Hongkong und Kung Fu geborenen Sprachamalgam: Kong-Fu. Die Frage, ob sie obendrein der/die ominöse, urplötzlich über allem stehende Mister respektive Misses X, kurz und knapp Drache genannt, ist, avanciert zu einem Teil unserer Dechiffrierungsaufgabe, die mittels Materialismus und Frontenwechsel recht attraktiv wie knifflig gestaltet wurde.
Fazit: „Die Höllenkatze des Kong Fu“ bedient sich der gängigen Bestandteile des Agentenfilms wie Kalter Krieg, Diebstahl und Verrat. Wie viele seiner Nebenbuhler macht Lenzis Film allerdings nicht den Fehler, sich an den genannten Ingredienzien zu erschöpfen, was einhergehend wie summa summarum für eine anschauliche und erstaunlich kurzweilige Eurospy-Sause sorgt(e), welche ich dem deutlich höher budgetierten und phasenweise eher fad wirkenden Vorgänger, „Höllenhunde des Secret Service“, klar vorziehe. Genrefans sollten sich demnach ihr Organisationstalent zu Nutzen machen und den zweiten und letzten Auftritt der Superseven in bester Moneypenny-Manier auf die subjektive Fahndungsliste setzen.