Einer gegen Rom - Luciano Ricci (1962)

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Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Einer gegen Rom - Luciano Ricci (1962)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Solo contro Roma

Herstellungsland: Italien / 1962

Regie: Luciano Ricci

Darsteller(innen): Lang Jeffries, Rossana Podestà, Philippe Leroy, Gabriele Tinti, Luciana Angiolillo, Renato Terra, Goffredo Unger, Angelo Bastianoni, Rinaldo Zamperla, Djordje Nenadovic, Giancarlo Bastianoni, Alfredo Danesi u. A.
Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus wird bei den römischen Eroberungszügen die Stadt Alesia eingenommen. Um den Proviant für weitere Feldzüge abzusichern, fordert Konsul Lucius Svetonius eine regelmäßige Lieferung Getreide und Vieh. Im Austausch dürfen sich die Stadtbewohner frei bewegen. Der mit der Verwaltung beauftragte Tribun Silla hat jedoch anderes im Sinn. Er quartiert sich im Haus des Stadtältesten Sauron ein und nimmt dessen Kinder gefangen. Um ihre Familie vor weiteren Repressalien zu schützen, begibt sich Fabiola, die Tochter von Sauron, in die Hände von Silla. Dieser findet Gefallen an ihr und verschont deshalb das Leben des aufständigen Brenno, Fabiolas Verlobten. In der Zwischenzeit formiert sich der Widerstand in Alesia.
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Einer gegen Rom - Luciano Ricci (1962)

Beitrag von buxtebrawler »

Italo-Regisseur Luciano Ricci („Castle of the Living Dead“) drehte in seiner Karriere nicht viele Filme. Doch einer von ihnen, „Einer gegen Rom“ alias „Kampf der Gladiatoren“ aus dem Jahre 1962, wurde zwar nicht zu meiner ersten Konfrontation mit dem Sandalenfilm bzw. Peplum-Genre, jedoch zum ersten bewusst und vollständig gesehenen Film aus diesem Bereich.

Das 1. Jahrhundert n. Chr. neigt sich seinem Ende entgegen, das Römische Reich setzt nach wie vor auf Expansion. Konsul Lucius Svetonius erobert mit seinem Regiment die Stadt Alesia und fordert die Lieferung von Nahrungsmitteln, sichert den Bewohnerinnen und Bewohnern dafür jedoch weitestgehende Freiheit zu. Seinen Tribun Silla (Philippe Leroy, „Das Loch“) installiert er als seinen Statthalter vor Ort, der nach Svetonius‘ Abreise jedoch eine schreckliche und mörderische Gewaltherrschaft etabliert. Er okkupiert das Haus des Stadtältesten Sauron, inhaftiert dessen Kinder und zwingt schließlich Saurons attraktive Tochter Fabiola (Rossana Podestà, „Das Schloss des Grauens“), seine Frau zu werden. Deren Verlobter Brenno (Lang Jeffries, „Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall“) probt den Aufstand, was er beinahe mit seinem Leben bezahlt. Doch dessen Freund Goruk (Gabriele Tinti, „Sodom und Gomorrha“) organisiert den Widerstand gegen Silla und seine Schergen…

Riccis Film ist keiner jener Fantasy-Peplums, die Topoi klassischer Mythologien aufgreifen und adaptieren bzw. variieren, sondern ein weltlicherer Vertreter seines Genres, der tendenziell dem Realismus verhaftet ist. Dementsprechend erwartete ich monumentales Pathos und Versuche, Ben Hur‘sches Bombast-Kino zu kopieren. Umso positiver war ich überrascht, dass sich „Einer gegen Rom“ als überwiegend kurzweiliger Unterhaltungsfilm entpuppte, der für mich die meiste Zeit funktionierte. Das einfach gehaltene Gut/Böse-Schema wird etwas fragwürdig durch Konsul Svetonius als ambivalente Figur aufgebrochen, die so etwas wie ein gerechter Eroberer und Okkupant light sein soll und im Laufe der Handlung zum Hoffnungs- und Beinahe-Sympathieträger avanciert. Silla hingegen verkörpert sehr eindeutig sadistischen und narzisstischen Machtmissbrauch und wird zum hassenswerten Antagonisten.

Die Gegenseite muss viel erleiden; um so befreiender wirken die Momente ihrer Gegenwehr, zumeist in Form passabler Kampfszenen oder auch intelligent gestellter Fallen. Das treibt den Adrenalinspiegel nach bewährter Genre-Rezeptur ebenso in die Höhe wie das ausgedehnte Gekrauche unserer Helden durch unterirdische Höhlengänge die Spannungsschaube andreht und für klaustrophobische Momente sorgt. Die obligatorischen Gladiatorenkämpfe in der Arena, deren letzter zum Showdown gerät, sind ähnlich unterhaltsam wie ein gut choreographiertes Wrestling-Match und kitzeln die Überlebensinstinkte heraus, um letztlich kathartisch zu belohnen. Dann doch ziemlich dick trägt „Einer gegen Rom“ mit seinen melodramatischen Liebesszenen zwischen Fabiola und Brenno auf, die mitverantwortlich für die eine oder andere Länge sind. Eher albern wirkt dann auch das Auftauchen eines Jesus-Jüngers, der dem Film einen christlichen Touch verleiht.

Brenno, nomineller Held des Films, wird vom Kanadier Lang Jeffries gespielt, der dankenswerterweise kein Anabolika-Bodybuilder ist, was die ganze Angelegenheit ein wenig realistischer und angenehmer gestaltet. Dass er aufgrund seiner Gefangenschaft außer in den Gladiatorenkämpfen kaum handlungsfähig ist, mag irritieren, verschafft Gabriele Tinti als Goruk aber reichlich Spielzeit. Dass am Ende das Zusammenspiel beider durch Kerkermauern hindurch zum Sieg verhilft, vereint taktische Intelligenz mit sportlichem Geschick und Muskelkraft. Von lediglich einem einzelnen Rebellen gegen ganz Rom, wie auch der Originaltitel „Solo contro Roma“ verheißt, kann keine Rede sein, aber sei’s drum. Sicher, manches wirkt hier auch etwas ungelenk, aber die Schwächen haben mich nicht aus der Handlung katapultiert. Als eine Art „Nachmittagsfilm“ scheint mir „Einer gegen Rom“ seinen Zweck zu erfüllen, sodass ich 6,5 von 10 römischen Imperatoren in die Arena werfe!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Einer gegen Rom - Luciano Ricci (1962)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

SOLO CONTRO ROMA dürfte gewiss nicht zu den absoluten Sternstunden des Peplum-Genres gehören – der Olymp ist, zumindest, wenn man mich fragt, dann doch eher jenen Streifen vorbehalten, die ihre Bodybuilder in mythologisch-phantastische Settings versetzen, wo sie sich Gummihydren, Statisten in Affenkostümen oder nymphomanischer Sirenen erwehren müssen. Luciano Ricci wiederum schlägt in SOLO CONTRO ROMA geerdetere Töne an, wenn die Bevölkerung des besetzten Galliens im 1. Jahrhundert n. Chr. von Tribun Philippe Leroy geknechtet wird, und zwei wackere Recken, nämlich der Kanadier Lang Jeffries und der junge Gabriele Tinti, diesem Umstand Abhilfe zu schaffen versuchen, (wobei ersterer im Grunde 80 Prozent Laufzeit in Gefangenschaft oder als Gladiator wider Willen verbringt, und zweiterer letztendlich durch strategisches Geschick und diplomatisches Taktieren als heimlicher Held den Tag rettet). Unterm Strich erweist sich SOLO CONTRO ROMA als generische Melange der obligatorischen Ingredienzien eines handelsüblichen Sandalenabenteuers: Unser Held wird ans Mühlrad gekettet; minutenlang irrt man durch unterirdische Höhlengewölbe; Arenakämpfe dienen zur Belustigung dekadenter Römer; zwischendurch verbrät man noch zwei Wägen, die noch von den Dreharbeiten des Hollywoodepos BEN HUR in Cinecittà zurückgeblieben sind, ergeht sich in melodramatischen Herzschmerzexzessen und führt eine (reichlich überzeichnete) Apostelfigur ein, die das Ganze mit einem (narrativ einigermaßen unmotivierten) christlichen Subplot unterfüttern soll. Für jemanden wie mich, der sich in diesem Genre inzwischen wohlfühlt wie der Mops im Haferstroh, ist es natürlich trotz aller dramaturgischer Mängel ein wahres Fest, endlich einmal einen Peplum auf der großen Leinwand genießen zu dürfen – zumal die vom großen Riccardo Freda im Amphitheater von Pula im heutigen Kroatien inszenierten Arenaszenen tatsächlich derart feines Actionkino liefern, dass ich gerne ebenso über die schauspielerischen Unzulänglichkeiten von Lang Jeffries hinwegsehe wie darüber, dass keiner der Verantwortlichen es für eine gute Idee hielt, unsere Helden bei ihren Höhlenirrungen doch wenigstens einmal kurz auf einen Statisten im Affenkostüm stoßen zu lassen.
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Salvatore Baccaro
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Re: Einer gegen Rom - Luciano Ricci (1962)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 26. Okt 2023, 15:45 „Einer gegen Rom“ alias „Kampf der Gladiatoren“ aus dem Jahre 1962, wurde zwar nicht zu meiner ersten Konfrontation mit dem Sandalenfilm bzw. Peplum-Genre, jedoch zum ersten bewusst und vollständig gesehenen Film aus diesem Bereich.
Ich denke, dass sämtliche langjährige Verehrer Deiner Reviews und die komplette OFDB-Chefetage nunmehr hoffen, Du wirst Dich in den kommenden Jahren dem Gesamtkatalog widmen. Ursus! Maciste! Herkules!
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Dick Cockboner
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Re: Einer gegen Rom - Luciano Ricci (1962)

Beitrag von Dick Cockboner »

Salvatore Baccaro hat geschrieben: Fr 27. Okt 2023, 12:07
buxtebrawler hat geschrieben: Do 26. Okt 2023, 15:45 „Einer gegen Rom“ alias „Kampf der Gladiatoren“ aus dem Jahre 1962, wurde zwar nicht zu meiner ersten Konfrontation mit dem Sandalenfilm bzw. Peplum-Genre, jedoch zum ersten bewusst und vollständig gesehenen Film aus diesem Bereich.
Ich denke, dass sämtliche langjährige Verehrer Deiner Reviews und die komplette OFDB-Chefetage nunmehr hoffen, Du wirst Dich in den kommenden Jahren dem Gesamtkatalog widmen. Ursus! Maciste! Herkules!
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Re: Einer gegen Rom - Luciano Ricci (1962)

Beitrag von buxtebrawler »

Dick Cockboner hat geschrieben: Fr 27. Okt 2023, 16:44
Salvatore Baccaro hat geschrieben: Fr 27. Okt 2023, 12:07 Ich denke, dass sämtliche langjährige Verehrer Deiner Reviews und die komplette OFDB-Chefetage nunmehr hoffen, Du wirst Dich in den kommenden Jahren dem Gesamtkatalog widmen. Ursus! Maciste! Herkules!
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