Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi (1965)
Moderator: jogiwan
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Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi (1965)
Originaltitel: Superseven chiama Cairo
Land: Italien, Frankreich
Jahr: 1965
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Roger Browne, Fabienne Dali, Rosalba Neri, Massimo Serato, Claudio Biava,…
- DrDjangoMD
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Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi
Handlung:
Also: Irgendwo wird ein neues supercooles Metall entdeckt, welches sowohl 100x so radioaktiv wie Uran, als auch für den Menschen total unschädlich ist. Und was tut man, wenn man sowas entdeckt? Richtig: Man formt dieses kostbarste Metall wie einen Zoomer und steckt es auf eine Handkamera drauf. Irgendwie (die detailgenaue Backstory vergaß ich schon im Laufe des Filmes) kommt besagte Kamera an einen Straßenhändler, der sie, nicht von dem wertvollen Material wissend, in Kairo an einen Touristen verkauft. In diese obskure Situation mischt sich England ein, und der Chef des Geheimdienstes, der „Professor“ (der so heißt, weil der Buchstabe „M“ offenbar urheberrechtlich geschützt ist), schickt seinen besten Mann los um den unbekannten Touristen ausfindig zu machen und ihm die Kamera abzuluchsen. Und dieser beste Mann ist niemand anderes als…James Bond ein Typ namens Martin Stevens (Roger Browne).
Kritik:
Da es wohl keinen anderen Regisseur gibt, der sich mir schon in so vielen unterschiedlichen Genres präsentiert hat wie Umberto Lenzi, verwundert es nicht, dass der gute Mann Mitte der 60er auch den Eurospy-Streifen „Höllenhunde des Secret Service“ fabrizierte, in welchem er ein James-Bond-Klischee nach dem anderen aufgreift und versucht es zu kopieren. Ist ihm das gelungen? Naja…das Teil ist vielleicht ein wenig besser als „Stirb an einem anderen Tag“ würde ich sagen, aber allzu berauschend ist das Endergebnis trotzdem nicht.
Ein Hauptproblem kann ich allerdings beim besten Willen nicht ausmachen, es sind vielmehr eine Fülle von Kleinigkeiten, die durch ihre Quantität in der ersten Hälfte des Filmes noch ziemlich störend wirken, aber man gewöhnt sich dann doch an die kleineren Unstimmigkeiten, womit der Streifen zirka ab der Hälfte zu einem unterhaltsamen Abenteuer-Spaß wird, der im letzten Akt gut bei Laune halten kann. Zudem haben wir in bester „Spasmo“-Manier eine kleine Umstellung zweier Figurenpositionen, welche erstens für ein Bond-Ripp-Off ziemlich originell und zweitens sehr genugtuend war.
Aber beschäftigen wir uns zunächst mal mit den kleinen Problemen in der ersten Hälfte, die einzeln nicht sonderlich ins Gewicht fallen würden: Zunächst mal ist die Vorgeschichte, wie aus meiner Handlungsangabe ersichtlich, recht konfus. Als wäre „100x so radioaktiv wie Uran aber trotzdem vollkommen harmlos“ nicht schon schwer genug zu glauben, wird der Zuseher noch mit einem Verwirrspiel überfordert, bei welchem ich mir nicht ganz im Klaren war, wer die einzelnen verwickelten Parteien sind.
Dann haben wir die nicht gerade feinfühligen Bond-Anspielungen: Der Codename des Protagonisten ist „Agent SuperSeven“. Ernsthaft? Waren Agent 7-Up, Agent ProSieben und Agent David-Fincher-Film zu beschäftigt? Dann wird die Nationalität unseres (um Sheriff Pepper aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“ zu zitieren) „englischen Geheimagenten aus England“ noch ständig mit Sätzen wie „Tragen die Frauen hier etwa Waffen mit sich herum, wie wir in England Regenschirme“ betont.
Roger Browne selbst hat den Vorteil, dass er ein ziemlich guter Sean-Connery-Imitator ist, allerdings den Nachteil, dass er weder Connerys Charisma, noch seinen Charme besitzt, ein Makel, der besonders in den Szenen, in welchen er angeblich verführerisch auf Damen wirkt, unangenehm auffällt. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass die drei Frauen, die im Laufe des Filmes mit ihm ins Bett hüpfen, alle ausnahmslos von seinen Feinden dafür bezahlt wurden. Hoffe das gibt dir zu denken, Roger. Schade nur, dass der Film nicht erst in den späten 80ern gedreht wurde, dann hätte man nämlich wahrscheinlich versucht Timothy Daltons Bond nachzuäffen und den mochte ich am liebsten.
Kommen wir zum schönen Geschlecht. Da haben wir zunächst mal eine gewisse Cleopatra, der verpasst Roger aber schon in der Anfangsszene einen Bauchschuss (by the way, ich hab ja nichts dagegen, dass du feindliche Agentinnen niederschießt, aber zuerst mit ihnen kuscheln und sie dann mit einem doofen Grinser in die Hölle schicken ist doch ein wenig harsch, meinst du nicht, Roger?). Und dann haben wir Fabienne Dali als offensichtliches Bond-Girl und Rosalba Neri als offensichtliche Gehilfin der Schurken, der ich vom Anfang an keine großen Überlebenschancen zugetraut habe. Dies bringt mich übrigens auf ein Problem, welches ich mit vielen Bond-Filmen habe: WARUM SIND DIE TOLLEN SCHAUSPIELERINNEN IMMER DIE BÖSEN??? Warum sind in „Man lebt nur zweimal“ die Rollen von meiner Karin Dor und dieser Akiko Wakabayashi nicht vertauscht? Warum sind in „Der Spion der mich liebte“ die Rollen von meiner Caroline Munro und dieser Barbara Bach nicht vertauscht? Wer castet so unsagbar verkehrt?
Und dasselbe scheint in „Höllenhunde des Secret Service“ der Fall zu sein: Rosalba Neri ist toll wie immer, sie ist sympathisch, hat offenbar Spaß beim Drehen, ist energiegeladen und spielt obendrein noch überzeugend. Und daneben Fabienne Dali…humpf. Ich weiß nicht wie sie in anderen Filmen so ist, vielleicht ist sie sonst besser, aber hier… Ihre gesamte Mimik ist immer so unsagbar widersprüchlich: Sie begegnet Bond Martin Stevens mit einem missmutigen grummeligen Schmollmund und einer sehr unhöflichen Umgangsweise, aber kaum sagt er etwas Nettes, schmilzt sie wie Butter und wechselt in Dauergrinse-Modus. Oder: Als irgendein Typ, den sie nicht kennt erschossen wird, wird sie zappelig und möchte möglichst schnell weg, aber als eine Leiche in ihre eigene Wohnung deponiert wird behält sie ihren gelangweilten Gesichtsausdruck. Oder: Stevens bedroht einen Polizisten mit einer Waffe. Sie ist entsetzt und wirft es ihm vor. Eine Sekunde später schnappt sie sich auch eine Kanone, bedroht ebenso den Polizisten und sieht dabei aus als hätte sie noch Spaß dabei. Den Gipfel bildet ja eine Szene, in welcher Stevens Rosalba Neris Charakter überwältigt und Dali darauf pseudocool meint „Ich pass auf die Kleine auf.“ Nichts gegen dich, Fabienne, aber, du hast nicht das Recht ROSALBA NERI „Die Kleine“ zu nennen. Wenn Rosalba Neri nur wollte, könnte sie dich mit Leichtigkeit niederschlagen und flüchten. Und ratet mal was passiert? Rosalba Neri schlägt Fabienne Dali mit Leichtigkeit nieder und flüchtet. Soviel zu „Die Kleine“.
OK, zwei kleine Probleme fallen mir noch ein: Erstens sind die Schurken nicht sonderlich charismatisch (Bis natürlich auf Claudio Biava, der immer toll ist, weil er Claudio Biava ist ) und zweitens gibt es viele Elemente, deren Sinn sich mir (anfangs) nicht erschließen wollte: Warum ist das Gesicht des Touristen, der die Kamera gekauft hat, immer verdeckt, obwohl wir seine Identität schon kennen? Warum schießt Neris Rolle, die offenbar Stevens umbringen will so ungeschickt daneben? Warum erklärt Stevens Fabienne Dalis Figur (über die er absolut nichts weiß) sofort, dass er ein Geheimagent ist? Warum ist Stevens so dumm und verhört die Schurken, die er zusammengeprügelt hat nicht? Warum sind die Schurken so dumm und töten Stevens nicht, als sie die Gelegenheit haben? Warum sind die Schurken im Motorboot zu dumm dazu eine Kamera zu stibitzen die auf einem Steg in einem See liegt? Warum sind alle so dumm? Und vor allem: Warum spielt Claudio Biava nicht die Hauptrolle, denn Claudio Biava ist toll!
Durch diese vielen kleinen negativen Aspekte wurde erstens meine Kritik wieder ungewollt überlang (großes Lob an alle, die bis zu dieser Stelle gelesen haben ) und die erste Hälfte des Filmes eher mies. Doch zum Glück bessert sich der Streifen, zumindest für meinen Geschmack, ab der Mitte vehement: An viele Störfaktoren wie die eher langweiligen Bösewichter oder Fabienne Dalis Anwesenheit hat man sich mittlerweile gewöhnt; es gibt mehrere und spannender inszenierte Actionszenen; viele Momente aus der Kairo-Hälfte habe ich jetzt schon vergessen aber gegen Ende kommt es zu einigen netten erinnerungswürdigen Szenen; das Erzähltempo ist rasanter; die Schweiz und Italien sind zwei tolle Schauplätze, die ich immer gerne sehe; und Lenzi macht obendrein noch dasselbe, was er Jahre später in „Spasmo“ machen wird, nämlich die Positionen zweier Figuren in der Geschichte stark ändern, was ich, bedenkt man um welche Figuren es sich handelt, als sehr positiv auffasste. Dieser Wendepunkt konnte auch ein paar meiner Fragen beantworten. Nur warum sie Claudio Biava nicht als Hauptdarsteller besetzt haben bleibt unbeantwortet.
Fazit: Durch die erste Hälfte musste ich mich aufgrund vieler störender Kleinigkeiten durch quälen, aber nach einer Dreiviertelstunde gewinnt der Film an Fahrt und wird zu einem unterhaltsamen kleinen Erlebnis. Rosalba Neri ist gut wie immer und Claudio Biava wieder mal zu sehen freut auch. 6/10
P.S. DALTON RULES!!!
Also: Irgendwo wird ein neues supercooles Metall entdeckt, welches sowohl 100x so radioaktiv wie Uran, als auch für den Menschen total unschädlich ist. Und was tut man, wenn man sowas entdeckt? Richtig: Man formt dieses kostbarste Metall wie einen Zoomer und steckt es auf eine Handkamera drauf. Irgendwie (die detailgenaue Backstory vergaß ich schon im Laufe des Filmes) kommt besagte Kamera an einen Straßenhändler, der sie, nicht von dem wertvollen Material wissend, in Kairo an einen Touristen verkauft. In diese obskure Situation mischt sich England ein, und der Chef des Geheimdienstes, der „Professor“ (der so heißt, weil der Buchstabe „M“ offenbar urheberrechtlich geschützt ist), schickt seinen besten Mann los um den unbekannten Touristen ausfindig zu machen und ihm die Kamera abzuluchsen. Und dieser beste Mann ist niemand anderes als…James Bond ein Typ namens Martin Stevens (Roger Browne).
Kritik:
Da es wohl keinen anderen Regisseur gibt, der sich mir schon in so vielen unterschiedlichen Genres präsentiert hat wie Umberto Lenzi, verwundert es nicht, dass der gute Mann Mitte der 60er auch den Eurospy-Streifen „Höllenhunde des Secret Service“ fabrizierte, in welchem er ein James-Bond-Klischee nach dem anderen aufgreift und versucht es zu kopieren. Ist ihm das gelungen? Naja…das Teil ist vielleicht ein wenig besser als „Stirb an einem anderen Tag“ würde ich sagen, aber allzu berauschend ist das Endergebnis trotzdem nicht.
Ein Hauptproblem kann ich allerdings beim besten Willen nicht ausmachen, es sind vielmehr eine Fülle von Kleinigkeiten, die durch ihre Quantität in der ersten Hälfte des Filmes noch ziemlich störend wirken, aber man gewöhnt sich dann doch an die kleineren Unstimmigkeiten, womit der Streifen zirka ab der Hälfte zu einem unterhaltsamen Abenteuer-Spaß wird, der im letzten Akt gut bei Laune halten kann. Zudem haben wir in bester „Spasmo“-Manier eine kleine Umstellung zweier Figurenpositionen, welche erstens für ein Bond-Ripp-Off ziemlich originell und zweitens sehr genugtuend war.
Aber beschäftigen wir uns zunächst mal mit den kleinen Problemen in der ersten Hälfte, die einzeln nicht sonderlich ins Gewicht fallen würden: Zunächst mal ist die Vorgeschichte, wie aus meiner Handlungsangabe ersichtlich, recht konfus. Als wäre „100x so radioaktiv wie Uran aber trotzdem vollkommen harmlos“ nicht schon schwer genug zu glauben, wird der Zuseher noch mit einem Verwirrspiel überfordert, bei welchem ich mir nicht ganz im Klaren war, wer die einzelnen verwickelten Parteien sind.
Dann haben wir die nicht gerade feinfühligen Bond-Anspielungen: Der Codename des Protagonisten ist „Agent SuperSeven“. Ernsthaft? Waren Agent 7-Up, Agent ProSieben und Agent David-Fincher-Film zu beschäftigt? Dann wird die Nationalität unseres (um Sheriff Pepper aus „Der Mann mit dem goldenen Colt“ zu zitieren) „englischen Geheimagenten aus England“ noch ständig mit Sätzen wie „Tragen die Frauen hier etwa Waffen mit sich herum, wie wir in England Regenschirme“ betont.
Roger Browne selbst hat den Vorteil, dass er ein ziemlich guter Sean-Connery-Imitator ist, allerdings den Nachteil, dass er weder Connerys Charisma, noch seinen Charme besitzt, ein Makel, der besonders in den Szenen, in welchen er angeblich verführerisch auf Damen wirkt, unangenehm auffällt. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass die drei Frauen, die im Laufe des Filmes mit ihm ins Bett hüpfen, alle ausnahmslos von seinen Feinden dafür bezahlt wurden. Hoffe das gibt dir zu denken, Roger. Schade nur, dass der Film nicht erst in den späten 80ern gedreht wurde, dann hätte man nämlich wahrscheinlich versucht Timothy Daltons Bond nachzuäffen und den mochte ich am liebsten.
Kommen wir zum schönen Geschlecht. Da haben wir zunächst mal eine gewisse Cleopatra, der verpasst Roger aber schon in der Anfangsszene einen Bauchschuss (by the way, ich hab ja nichts dagegen, dass du feindliche Agentinnen niederschießt, aber zuerst mit ihnen kuscheln und sie dann mit einem doofen Grinser in die Hölle schicken ist doch ein wenig harsch, meinst du nicht, Roger?). Und dann haben wir Fabienne Dali als offensichtliches Bond-Girl und Rosalba Neri als offensichtliche Gehilfin der Schurken, der ich vom Anfang an keine großen Überlebenschancen zugetraut habe. Dies bringt mich übrigens auf ein Problem, welches ich mit vielen Bond-Filmen habe: WARUM SIND DIE TOLLEN SCHAUSPIELERINNEN IMMER DIE BÖSEN??? Warum sind in „Man lebt nur zweimal“ die Rollen von meiner Karin Dor und dieser Akiko Wakabayashi nicht vertauscht? Warum sind in „Der Spion der mich liebte“ die Rollen von meiner Caroline Munro und dieser Barbara Bach nicht vertauscht? Wer castet so unsagbar verkehrt?
Und dasselbe scheint in „Höllenhunde des Secret Service“ der Fall zu sein: Rosalba Neri ist toll wie immer, sie ist sympathisch, hat offenbar Spaß beim Drehen, ist energiegeladen und spielt obendrein noch überzeugend. Und daneben Fabienne Dali…humpf. Ich weiß nicht wie sie in anderen Filmen so ist, vielleicht ist sie sonst besser, aber hier… Ihre gesamte Mimik ist immer so unsagbar widersprüchlich: Sie begegnet Bond Martin Stevens mit einem missmutigen grummeligen Schmollmund und einer sehr unhöflichen Umgangsweise, aber kaum sagt er etwas Nettes, schmilzt sie wie Butter und wechselt in Dauergrinse-Modus. Oder: Als irgendein Typ, den sie nicht kennt erschossen wird, wird sie zappelig und möchte möglichst schnell weg, aber als eine Leiche in ihre eigene Wohnung deponiert wird behält sie ihren gelangweilten Gesichtsausdruck. Oder: Stevens bedroht einen Polizisten mit einer Waffe. Sie ist entsetzt und wirft es ihm vor. Eine Sekunde später schnappt sie sich auch eine Kanone, bedroht ebenso den Polizisten und sieht dabei aus als hätte sie noch Spaß dabei. Den Gipfel bildet ja eine Szene, in welcher Stevens Rosalba Neris Charakter überwältigt und Dali darauf pseudocool meint „Ich pass auf die Kleine auf.“ Nichts gegen dich, Fabienne, aber, du hast nicht das Recht ROSALBA NERI „Die Kleine“ zu nennen. Wenn Rosalba Neri nur wollte, könnte sie dich mit Leichtigkeit niederschlagen und flüchten. Und ratet mal was passiert? Rosalba Neri schlägt Fabienne Dali mit Leichtigkeit nieder und flüchtet. Soviel zu „Die Kleine“.
OK, zwei kleine Probleme fallen mir noch ein: Erstens sind die Schurken nicht sonderlich charismatisch (Bis natürlich auf Claudio Biava, der immer toll ist, weil er Claudio Biava ist ) und zweitens gibt es viele Elemente, deren Sinn sich mir (anfangs) nicht erschließen wollte: Warum ist das Gesicht des Touristen, der die Kamera gekauft hat, immer verdeckt, obwohl wir seine Identität schon kennen? Warum schießt Neris Rolle, die offenbar Stevens umbringen will so ungeschickt daneben? Warum erklärt Stevens Fabienne Dalis Figur (über die er absolut nichts weiß) sofort, dass er ein Geheimagent ist? Warum ist Stevens so dumm und verhört die Schurken, die er zusammengeprügelt hat nicht? Warum sind die Schurken so dumm und töten Stevens nicht, als sie die Gelegenheit haben? Warum sind die Schurken im Motorboot zu dumm dazu eine Kamera zu stibitzen die auf einem Steg in einem See liegt? Warum sind alle so dumm? Und vor allem: Warum spielt Claudio Biava nicht die Hauptrolle, denn Claudio Biava ist toll!
Durch diese vielen kleinen negativen Aspekte wurde erstens meine Kritik wieder ungewollt überlang (großes Lob an alle, die bis zu dieser Stelle gelesen haben ) und die erste Hälfte des Filmes eher mies. Doch zum Glück bessert sich der Streifen, zumindest für meinen Geschmack, ab der Mitte vehement: An viele Störfaktoren wie die eher langweiligen Bösewichter oder Fabienne Dalis Anwesenheit hat man sich mittlerweile gewöhnt; es gibt mehrere und spannender inszenierte Actionszenen; viele Momente aus der Kairo-Hälfte habe ich jetzt schon vergessen aber gegen Ende kommt es zu einigen netten erinnerungswürdigen Szenen; das Erzähltempo ist rasanter; die Schweiz und Italien sind zwei tolle Schauplätze, die ich immer gerne sehe; und Lenzi macht obendrein noch dasselbe, was er Jahre später in „Spasmo“ machen wird, nämlich die Positionen zweier Figuren in der Geschichte stark ändern, was ich, bedenkt man um welche Figuren es sich handelt, als sehr positiv auffasste. Dieser Wendepunkt konnte auch ein paar meiner Fragen beantworten. Nur warum sie Claudio Biava nicht als Hauptdarsteller besetzt haben bleibt unbeantwortet.
Fazit: Durch die erste Hälfte musste ich mich aufgrund vieler störender Kleinigkeiten durch quälen, aber nach einer Dreiviertelstunde gewinnt der Film an Fahrt und wird zu einem unterhaltsamen kleinen Erlebnis. Rosalba Neri ist gut wie immer und Claudio Biava wieder mal zu sehen freut auch. 6/10
P.S. DALTON RULES!!!
- sergio petroni
- Beiträge: 8306
- Registriert: Sa 2. Feb 2013, 20:31
- Wohnort: im Schwarzen Wald
Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi
Martin Stevens aka Superseven (!) (Roger Browne) jagt als James-Bond-Clon einem
seltenen Metall hinterher, das in einer Kameralinse (!) versteckt ist. Die Jagd führt
ihn an diverse exotische Schauplätze (Kairo, Rom, Locarno) und läßt
verführerische Frauen (Rosalba Neri, Fabienne Dali) und diverse
Bösewichte seinen Weg kreuzen. Dabei weiß man gerade bei den Damen
nie genau, auf wessen Seite sie stehen (wie im richtigen Leben).
Der Bond-mäßige Einstieg, als Superseven bemerkt, daß seine Bettpartnerin falsch spielt
und er diese kurzerhand mit einem Kugeln verschießenden Kugelschreiber (heißen die Dinger
deshalb so?) um die Ecke bringt, war für mich eigentlich der beste gimmick im ganzen Film.
Leider versprüht Browne als öffentlicher Geheimagent soviel Charme und Ausstrahlung
wie ein Elektroheizofen (ausgeschaltet, natürlich). Als Blickfang dienen hier eher
die Locations und natürlich die Damen. Ein kurioses Stück italienisches Exploitationskino.
Wohl nur für Nostalgiker und Komplettisten einen Blick wert.
4,5/10
seltenen Metall hinterher, das in einer Kameralinse (!) versteckt ist. Die Jagd führt
ihn an diverse exotische Schauplätze (Kairo, Rom, Locarno) und läßt
verführerische Frauen (Rosalba Neri, Fabienne Dali) und diverse
Bösewichte seinen Weg kreuzen. Dabei weiß man gerade bei den Damen
nie genau, auf wessen Seite sie stehen (wie im richtigen Leben).
Der Bond-mäßige Einstieg, als Superseven bemerkt, daß seine Bettpartnerin falsch spielt
und er diese kurzerhand mit einem Kugeln verschießenden Kugelschreiber (heißen die Dinger
deshalb so?) um die Ecke bringt, war für mich eigentlich der beste gimmick im ganzen Film.
Leider versprüht Browne als öffentlicher Geheimagent soviel Charme und Ausstrahlung
wie ein Elektroheizofen (ausgeschaltet, natürlich). Als Blickfang dienen hier eher
die Locations und natürlich die Damen. Ein kurioses Stück italienisches Exploitationskino.
Wohl nur für Nostalgiker und Komplettisten einen Blick wert.
4,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi
Kurzweiliges kleines Stück Film, sicherlich ists kein Überflieger, aber nette Locations, witzige Story und eine attraktive Schauspielriege, sorgen dafür das man sich durchgehend gut unterhalten fühlt.
6/10
6/10
- Die Kroete
- Beiträge: 1254
- Registriert: So 2. Okt 2011, 11:08
Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi
Der Grund, weshalb solche Filme, in der Art von Höllenhunde des Secret Service nicht an die James-Bond-Filme heranreichen, ist vermutlich im Detail begraben.
Es wurde alles hektisch und günstig produziert, sodaß man sich eben kaum Zeit ließ, Drehbücher, Handlungsverlauf, Requisiten und Kameraführung richtig ordentlich aufzuarbeiten. Es wurde viel improvisiert und auf die Schnelle zusammen geschustert, sodaß das Ergebniss schlußendlich nicht mit einem a-picture ala Bond mithalten konnte.
Nichts desto trotz -oder gerade deswegen- kann ich mit Filmen wie Höllenhunde mehr anfangen, als mit mansch anderen aus der Bond-Reihe. Da mir eine ordentliche Portion Trash-Faktor mehr zusagt, als eine teuer zu Stande gekommenen Perfektion.
Daher gibts von mir 'ne dicke 6,5/10
Es wurde alles hektisch und günstig produziert, sodaß man sich eben kaum Zeit ließ, Drehbücher, Handlungsverlauf, Requisiten und Kameraführung richtig ordentlich aufzuarbeiten. Es wurde viel improvisiert und auf die Schnelle zusammen geschustert, sodaß das Ergebniss schlußendlich nicht mit einem a-picture ala Bond mithalten konnte.
Nichts desto trotz -oder gerade deswegen- kann ich mit Filmen wie Höllenhunde mehr anfangen, als mit mansch anderen aus der Bond-Reihe. Da mir eine ordentliche Portion Trash-Faktor mehr zusagt, als eine teuer zu Stande gekommenen Perfektion.
Daher gibts von mir 'ne dicke 6,5/10
- sid.vicious
- Beiträge: 2314
- Registriert: Sa 26. Jun 2010, 11:16
- Wohnort: Bochum
Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi
Originaltitel: Superseven chiama Cairo
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Augusto Tiezzi
Musik: Angelo Francesco Lavagnino
Drehbuch: Umberto Lenzi, Piero Pierotti
Regisseur: Umberto Lenzi
Kamera: Augusto Tiezzi
Musik: Angelo Francesco Lavagnino
Drehbuch: Umberto Lenzi, Piero Pierotti
Martin Stevens, auch Superseven genannt, hat (s)einen Geheimauftrag erfolgreich abschlossen und kehrt guter Dinge nach London zurück, um im dortigen Hauptquartier neue Instruktionen zu empfangen. Sein Vorgesetzter, der Professor, enttäuscht Stevens nicht und beordert die Supersieben unverzüglich ein neu entdecktes Metall, das eine wesentlich höhere Radioaktivität als Uran besitzt und von den Chemiefachleuten auf den Namen Baltonium getauft wurde, ausfindig zu machen. Schließlich wurde die revolutionäre Neuentdeckung kürzlich gestohlen. Doch im Anschluss an die Einverleibung unterlief den Dieben ein schwerwiegender Fehler, der dafür sorgte, dass jenes wertvolle Metall, für das die Russen bereit sind, jede Summe zu zahlen, in die Hände eines Unbekannten gelangte. Stevens soll diesen Unbekannten ausfindig machen und ihm das Baltonium abnehmen. Sein erstes Ziel führt Martin nach Kairo, wo er mit der attraktiven Faddja, die aufgrund Stevens Vorliebe für schöne Frauen bewusst auf den Superagenten angesetzt wurde, zusammentrifft. Wer steckt hinter Faddjas Annährungsauftrag und was führt die nordafrikanische Schönheit im Schilde?
Weiter geht es mit der Aufarbeitung der leider weniger beachteten Arbeiten innert Umberto Lenzis Regie-Oevre. Nachdem ich Sie im Zuge dieser Mission zuletzt ins tyrannisierte Rom entführen und hoffentlich ihr Interesse für Umbertos „Der letzte der Gladiatoren“ wecken konnte, bewegen wir uns diesmal weg von Rom gen London, Paris und Kairo, um dort einige mehr oder minder genüssliche Lungenzüge Agentenluft zu inhalieren. Währenddessen erhalten wir von Martin Stevens, die Superseven des Secret Service, das Angebot, als unser künftiger Reiseführer respektive als unsere Reflektorfigur zu fungieren. Ein mit einem üppigen Selbstbewusstsein ausgestatteter Zeitgenosse, der die nahezu unerfüllbare Order erhält: Mister X, einen Mann ohne Namen und ohne Gesicht, ausfindig zu machen und ihm das begehrte Metall Baltonium, das in den Händen der daran interessierten Sowjets den Dritten Weltkrieg auslösen könnte, abzunehmen. Martin Stevens, der das Risiko nicht scheut, da ihn Fortuna scheinbar mit sieben Leben ausgestattet hat, begegnet uns allerdings nicht nur als narzisstisch veranlagter Agent (mit erwartet hohem Frauenverschleiß) im Dienste der britischen Krone, sondern auch als ein passionierter Pfeifenraucher, womit zugleich auch seine einzige Besonderheit, die ihn von dem Groß der italienischen wie französischen Leinwandagenten unterscheidet, definiert ist. Denn seine trickreichste Spezialwaffe, ein Füllfederhalter, der mittels einer bleiernen Kugel tödliche Grüße an Stevens´ Widersacher übermitteln kann, stellt nun wirklich kein ausgemachtes Charakteristikum dar, das die Welt der Lichtspielagenten in irgendeiner Weise revolutionieren könnte.
Unsere Reise durch Europa und Nordafrika wird mit Bildern der Originalschauplätze bereichert und zwar nicht kraft willkürlich ausgewählter Archivaufnahmen. Der Film wurde tatsächlich on location (Paris, Locarno und Kairo) fotografiert, sodass höchstwahrscheinlich ein ordentliches Budget zur Verfügung stand, um über die Kulissen von Cinecittà hinaus zu werken. Dem entgegen wurde bei der Inszenierung der Actionmomente jedoch emsig gespart, denn ungeachtet der Prügeleien wird uns beispielhalber nur eine Explosion, also herzlich wenig Spektakel offeriert. Stattdessen bekommen wir etwas Sadismus geliefert, der eine Autohebebühne sowie die Stromfolter zu den eindringlichen Partnern einer nicht immer erfolgreichen Informationsbeschaffung erklären. Nachdem der Top-Agent im Kontext der angedeuteten Verhörmethoden zahlreiche Starkstromattacken auf seinen Körper einstecken musste, stellen sich die Peiniger, die Schergen des Supervillian Alex, als besonders knuffige Zeitgenossen vor, die sich (die Szene kommt derart überraschend und wirkt dabei ausgesprochen dämlich) an einem Heft, welches die Aktfotografie des frühen 20. Jahrhunderts inkludiert, kollektiv aufgeilen. Ebenfalls amüsant ist, dass man die Number One des Geheimdiensts, die uns zum Ende des Films vorgestellt wird, ausgerechnet auf den Namen Hoover taufte, jedenfalls besagt das die bundesrepublikanische TV-Synchronisation. Wer es nicht wissen sollte: J. Edgar Hoover war von 1935 bis zu seinem Tode (1972) Direktor des FBI. Er ließ Präsidenten und Regierungsmitglieder überwachen und dirigierte gemeinsam mit McCarteys Senatsausschuss die Hexenjagd auf unamerikanische Elemente.
Die daraus lesbare Fahndung nach kommunistischen Umtrieben liefert mir auch gleich den Übergang zum wohl beliebtesten Thema der Agentenfilme: Der Kalte Krieg, welchem sich „Die Höllenhunde des Secret Service“ en passant annimmt. Der diesfällig ausgetüftelte Konstruktionsplan lässt in punkto Ausrichtung und Ablauf sehr wohl Parallelen zu „Liebesgrüße aus Moskau“ erkennen. Anstelle einer Dechiffriermaschine rückt Baltonium, ein hochradioaktives Metall, in das Interessenzentrum von Geheimdienst und Verbrecherorganisation. Alle Beteiligten sind sich der bedrohlichen Lage bewusst, doch während die einen den Verkauf an die Sowjets dringend verhindern wollen, beabsichtigen die anderen möglichst viel Geld aus einem solchen Deal herausschlagen. Aber um eine der Optionen geltend zu machen, muss erst einmal das begehrte Metall eruiert werden, was die zwischen Europa und Nordafrika chargierende Suche nach Mister X aktiviert.
Während dieser topographischen Bewegung werden vier Charaktere zentralisiert: Martin Stevens, der hochmütige Pfeifenraucher und Superagent. Alex, der Supervillain, der das begehrte Metall einheimsen und es für viel Geld an die Sowjets veräußern will. Sowie die beiden weiblichen Charaktere, Denise und Faddja, die sich beide an Stevens ranschmeißen und von denen nur eine die Gute sein kann und darf. Damit verrate ich nichts über den Ausgang, sondern weise nur auf eine bekannte, stets praktizierte, die Identität chiffrierende wie später dechiffrierende Formel hin, die in nahezu jedem Eurospy-Vehikel, das ich bisher geschaut habe, ihre Anwendung findet. Die Zutaten dieser Methode, die daran beteiligten Mimen, liefern allerdings keine sonderlich hervorstechenden schauspielerischen Leistungen ab. Roger Browne agiert als der überhebliche Superagent ebenso durchschnittlich wie Fabienne Dali als die nicht minder überhebliche Denise, und Massimo Serato hätte als Oberschurke Alex fraglos ein paar Briketts mehr ins Feuer schmeißen können, um sich selbst wie uns Zuschauer etwas mehr aufzuheizen. Apropos aufheizen, anheizen, dahin schmelzen und der restliche Pipapo, die Rosi wirkt in ihrer Rolle als Faddja allein durch ihre Anwesenheit bereichernd.
Was unter dem Strich als Gesamtpaket angeboten wird, ist zwar nicht sonderlich spannend, da der Film einige unnötige Baustellen beackert und den dortigen Aufenthalt deutlich in die Länge zieht, aber prinzipiell noch okay. Es reicht jedenfalls aus, um nicht auf dem Eurospy-Schrottplatz zu landen. Die Superseven wurde übrigens auch nicht ausrangiert und sollte kurze Zeit später ihr Comeback feiern oder um es im Stile der stets rezidivierenden Texttafeln innert der Bond-Abspanncredits zu sagen: Martin Stevens will return in the next Umberto Lenzi Thriller „Die Höllenkatze des Kong-Fu”.
Ganz unten der Hinweis auf das Festival Oktober 2021 Weiter geht es mit der Aufarbeitung der leider weniger beachteten Arbeiten innert Umberto Lenzis Regie-Oevre. Nachdem ich Sie im Zuge dieser Mission zuletzt ins tyrannisierte Rom entführen und hoffentlich ihr Interesse für Umbertos „Der letzte der Gladiatoren“ wecken konnte, bewegen wir uns diesmal weg von Rom gen London, Paris und Kairo, um dort einige mehr oder minder genüssliche Lungenzüge Agentenluft zu inhalieren. Währenddessen erhalten wir von Martin Stevens, die Superseven des Secret Service, das Angebot, als unser künftiger Reiseführer respektive als unsere Reflektorfigur zu fungieren. Ein mit einem üppigen Selbstbewusstsein ausgestatteter Zeitgenosse, der die nahezu unerfüllbare Order erhält: Mister X, einen Mann ohne Namen und ohne Gesicht, ausfindig zu machen und ihm das begehrte Metall Baltonium, das in den Händen der daran interessierten Sowjets den Dritten Weltkrieg auslösen könnte, abzunehmen. Martin Stevens, der das Risiko nicht scheut, da ihn Fortuna scheinbar mit sieben Leben ausgestattet hat, begegnet uns allerdings nicht nur als narzisstisch veranlagter Agent (mit erwartet hohem Frauenverschleiß) im Dienste der britischen Krone, sondern auch als ein passionierter Pfeifenraucher, womit zugleich auch seine einzige Besonderheit, die ihn von dem Groß der italienischen wie französischen Leinwandagenten unterscheidet, definiert ist. Denn seine trickreichste Spezialwaffe, ein Füllfederhalter, der mittels einer bleiernen Kugel tödliche Grüße an Stevens´ Widersacher übermitteln kann, stellt nun wirklich kein ausgemachtes Charakteristikum dar, das die Welt der Lichtspielagenten in irgendeiner Weise revolutionieren könnte.
Unsere Reise durch Europa und Nordafrika wird mit Bildern der Originalschauplätze bereichert und zwar nicht kraft willkürlich ausgewählter Archivaufnahmen. Der Film wurde tatsächlich on location (Paris, Locarno und Kairo) fotografiert, sodass höchstwahrscheinlich ein ordentliches Budget zur Verfügung stand, um über die Kulissen von Cinecittà hinaus zu werken. Dem entgegen wurde bei der Inszenierung der Actionmomente jedoch emsig gespart, denn ungeachtet der Prügeleien wird uns beispielhalber nur eine Explosion, also herzlich wenig Spektakel offeriert. Stattdessen bekommen wir etwas Sadismus geliefert, der eine Autohebebühne sowie die Stromfolter zu den eindringlichen Partnern einer nicht immer erfolgreichen Informationsbeschaffung erklären. Nachdem der Top-Agent im Kontext der angedeuteten Verhörmethoden zahlreiche Starkstromattacken auf seinen Körper einstecken musste, stellen sich die Peiniger, die Schergen des Supervillian Alex, als besonders knuffige Zeitgenossen vor, die sich (die Szene kommt derart überraschend und wirkt dabei ausgesprochen dämlich) an einem Heft, welches die Aktfotografie des frühen 20. Jahrhunderts inkludiert, kollektiv aufgeilen. Ebenfalls amüsant ist, dass man die Number One des Geheimdiensts, die uns zum Ende des Films vorgestellt wird, ausgerechnet auf den Namen Hoover taufte, jedenfalls besagt das die bundesrepublikanische TV-Synchronisation. Wer es nicht wissen sollte: J. Edgar Hoover war von 1935 bis zu seinem Tode (1972) Direktor des FBI. Er ließ Präsidenten und Regierungsmitglieder überwachen und dirigierte gemeinsam mit McCarteys Senatsausschuss die Hexenjagd auf unamerikanische Elemente.
Die daraus lesbare Fahndung nach kommunistischen Umtrieben liefert mir auch gleich den Übergang zum wohl beliebtesten Thema der Agentenfilme: Der Kalte Krieg, welchem sich „Die Höllenhunde des Secret Service“ en passant annimmt. Der diesfällig ausgetüftelte Konstruktionsplan lässt in punkto Ausrichtung und Ablauf sehr wohl Parallelen zu „Liebesgrüße aus Moskau“ erkennen. Anstelle einer Dechiffriermaschine rückt Baltonium, ein hochradioaktives Metall, in das Interessenzentrum von Geheimdienst und Verbrecherorganisation. Alle Beteiligten sind sich der bedrohlichen Lage bewusst, doch während die einen den Verkauf an die Sowjets dringend verhindern wollen, beabsichtigen die anderen möglichst viel Geld aus einem solchen Deal herausschlagen. Aber um eine der Optionen geltend zu machen, muss erst einmal das begehrte Metall eruiert werden, was die zwischen Europa und Nordafrika chargierende Suche nach Mister X aktiviert.
Während dieser topographischen Bewegung werden vier Charaktere zentralisiert: Martin Stevens, der hochmütige Pfeifenraucher und Superagent. Alex, der Supervillain, der das begehrte Metall einheimsen und es für viel Geld an die Sowjets veräußern will. Sowie die beiden weiblichen Charaktere, Denise und Faddja, die sich beide an Stevens ranschmeißen und von denen nur eine die Gute sein kann und darf. Damit verrate ich nichts über den Ausgang, sondern weise nur auf eine bekannte, stets praktizierte, die Identität chiffrierende wie später dechiffrierende Formel hin, die in nahezu jedem Eurospy-Vehikel, das ich bisher geschaut habe, ihre Anwendung findet. Die Zutaten dieser Methode, die daran beteiligten Mimen, liefern allerdings keine sonderlich hervorstechenden schauspielerischen Leistungen ab. Roger Browne agiert als der überhebliche Superagent ebenso durchschnittlich wie Fabienne Dali als die nicht minder überhebliche Denise, und Massimo Serato hätte als Oberschurke Alex fraglos ein paar Briketts mehr ins Feuer schmeißen können, um sich selbst wie uns Zuschauer etwas mehr aufzuheizen. Apropos aufheizen, anheizen, dahin schmelzen und der restliche Pipapo, die Rosi wirkt in ihrer Rolle als Faddja allein durch ihre Anwesenheit bereichernd.
Was unter dem Strich als Gesamtpaket angeboten wird, ist zwar nicht sonderlich spannend, da der Film einige unnötige Baustellen beackert und den dortigen Aufenthalt deutlich in die Länge zieht, aber prinzipiell noch okay. Es reicht jedenfalls aus, um nicht auf dem Eurospy-Schrottplatz zu landen. Die Superseven wurde übrigens auch nicht ausrangiert und sollte kurze Zeit später ihr Comeback feiern oder um es im Stile der stets rezidivierenden Texttafeln innert der Bond-Abspanncredits zu sagen: Martin Stevens will return in the next Umberto Lenzi Thriller „Die Höllenkatze des Kong-Fu”.
- fritzcarraldo
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Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi (1965)
Auch wenn das Eurospy Genre nicht so ganz meins ist, ein fettes Danke schön, dass die Höllenhunde in Freiburg auf 35mm liefen.
Hier mein kurzes Geschreibsel aus dem FTB:
Höllenhunde des Secret Service
"Eurospy" ist auch nicht wirklich so meins. Filme dieses Genres, die so wirklich "abgehen"? Da fallen mir nicht viele ein. Egal. Trotzdem landen die Höllenhunde irgendwo im Mittelfeld. In seiner Gesamtheit natürlich völlig abstrus und deswegen absolut unterhaltsam mit ein bis zwei Szenen für die Ewigkeit. Zu nennen wäre da als Beispiel das Ablenkungsmanöver "Waterloo" mit den Schaufensterpuppen. Eine Autofahrt am Lago Maggiore gehört bei mir persönlich nicht dazu, auch wenn ein Zuschauer während der Vorführung genau bei dieser Szene gefühlt 5 Minuten durchgelacht hat. Jedem seinen Humor.
Ach so. Die Höllenkatze des Kong-Fu wütde ich mir natürlich anschauen....
Hier mein kurzes Geschreibsel aus dem FTB:
Höllenhunde des Secret Service
"Eurospy" ist auch nicht wirklich so meins. Filme dieses Genres, die so wirklich "abgehen"? Da fallen mir nicht viele ein. Egal. Trotzdem landen die Höllenhunde irgendwo im Mittelfeld. In seiner Gesamtheit natürlich völlig abstrus und deswegen absolut unterhaltsam mit ein bis zwei Szenen für die Ewigkeit. Zu nennen wäre da als Beispiel das Ablenkungsmanöver "Waterloo" mit den Schaufensterpuppen. Eine Autofahrt am Lago Maggiore gehört bei mir persönlich nicht dazu, auch wenn ein Zuschauer während der Vorführung genau bei dieser Szene gefühlt 5 Minuten durchgelacht hat. Jedem seinen Humor.
Ach so. Die Höllenkatze des Kong-Fu wütde ich mir natürlich anschauen....
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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- karlAbundzu
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Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi (1965)
Es geht um ein Metall, das 100mal so radioaktiv ist wie Uran, und zum Schmuggeln als Objektiv einer Schmalspurkamera getarnt wird. Zu gut getarnt, möchte man sagen, so landet sie im freien Verkauf und reist von Liverpool nach Kairo, Locarno und Rom. Hinterher ist Super Seven und der Schurke Alex mit seiner Gang.
Eurospy, noch nicht ganz so exploitativ und schmierig wie in späterer Zeit. Sowas mag ich ja. Wir haben hier einen grundsätzlich ironischen Ton, der ab und an ins komödienhafte kippt, die Story ist auch nicht so ganz durchdacht und soll uns halt zu den exotischen Drehorten führen (obwohl Kairo irgendwie unecht aussieht). Mit Fabienne Dali und Rosalba Neri gibt es einiges auf der Haben-Seite der sogenannten SuperSevenGirls zu bieten. Und Massimo Serato ist ein guter Obergauner mit entsprechenden Handlangern. SuperSeven Roger BRown ist solide, hat leider nur eine tolle Waffe in Form eines Kulis, der er ein wenig oft benutzen muss, aber gut. Der Soundtrack ist schmissig.
Insgesamt hätte das Tempo ein wenig anziehen können, die Orte noch ein wenig mehr ins Licht gerückt werden können, und von Lenzi habe ich mir mehr kantiges erwartet.
Gute Unterhaltung.
Eurospy, noch nicht ganz so exploitativ und schmierig wie in späterer Zeit. Sowas mag ich ja. Wir haben hier einen grundsätzlich ironischen Ton, der ab und an ins komödienhafte kippt, die Story ist auch nicht so ganz durchdacht und soll uns halt zu den exotischen Drehorten führen (obwohl Kairo irgendwie unecht aussieht). Mit Fabienne Dali und Rosalba Neri gibt es einiges auf der Haben-Seite der sogenannten SuperSevenGirls zu bieten. Und Massimo Serato ist ein guter Obergauner mit entsprechenden Handlangern. SuperSeven Roger BRown ist solide, hat leider nur eine tolle Waffe in Form eines Kulis, der er ein wenig oft benutzen muss, aber gut. Der Soundtrack ist schmissig.
Insgesamt hätte das Tempo ein wenig anziehen können, die Orte noch ein wenig mehr ins Licht gerückt werden können, und von Lenzi habe ich mir mehr kantiges erwartet.
Gute Unterhaltung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- buxtebrawler
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Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi (1965)
„Denkt dran: Wer zuerst schießt, lebt länger!“
Nach seiner Sandalenfilm-Phase, aber noch bevor er sich am Italo-Western versuchte, zum gefragten Giallo- und Poliziesco-Regisseur avancierte und mit „Mondo Cannibale“ das umstrittene Subgenre des Kannibalenfilms begründete, inszenierte der Italiener Umberto Lenzi mehrere Agentenfilme, sog. Eurospy-Beiträge, die im Fahrwasser der „James Bond“-Big-Budget-Filmreihe mitschwammen und einen Teil vom Kuchen abzubekommen versuchten. Auf „Heiße Grüße vom C.I.A.“ („A 008, operazione Stermino“, 1965) folgte noch im selben Jahr „Höllenhunde des Secret Service“ („Superseven chiama Cairo“) in italienisch-französischer Koproduktion mit Roger Browne in der Hauptrolle. Und wie der „James Bond“-Reihe die Romane Ian Flemings zugrunde liegen, handelt es sich angeblich auch hierbei um eine Romanverfilmung, nämlich von „S7 calling Cairo“ des Autors H. Humbert. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass ein solcher Roman tatsächlich existiert, zumal Lenzi „Humphrey Humbert“ mehrfach als Pseudonym bei späteren Regiearbeiten verwendete.
„Sie genießen zu oft die Gesellschaft schöner Frauen!“
Der britische Geheimagent Martin Stevens (Roger Browne, „Argoman – Der phantastische Supermann“) erhält in der Londoner Zentrale den Auftrag, eine Schmalfilm-Handkamera zu beschaffen, und zwar eine ganz bestimmte: Eine skrupellose Gangsterbande hat aus einer nuklearen Forschungsstation in Liverpool ein neues Metall entwendet, das hundertmal radioaktiver als Uran ist. Dieses Baltonium, so der Name des Elements, wurde in das Objektiv der Kamera eingebaut und über die Grenzen bis nach Kairo geschmuggelt, wo es jedoch abhandenkam: Arglose Touristen haben die Kamera erworben. Hinter ihnen sind nun sowohl die Gangster um Anführer Alex (Massimo Serato, „El Cid“) als auch Stevens her, ein regelrechter Wettlauf beginnt. Stevens reist nach Kairo, wo man die attraktive Faddja (Rosalba Neri, „Arizona Colt“) auf ihn angesetzt hat. Zwar durchschaut er rasch Faddjas Spiel, doch lauern zahlreiche weitere Gefahren auf ihn. Das Baltonium darf keinesfalls wieder in falsche Hände geraten, stellt es doch eine Gefahr für den Weltfrieden dar!
„Wir bieten Ihnen ein äußerst interessantes Programm und ich bin sicher, Sie werden damit zufrieden sein.“ (Na, schauen wir mal…)
Roger Browne, der mit seinem markanten Kinn und der Pfeife im Mundwinkel ein wenig an Nick Knatterton erinnert, mimt also den Schmalfilmspur-007 „Superseven“ alias Stevens, einen machistischen Frauenheld und Dressman, der im Prolog knutschend mit der Blondine Cleopatra [sic!] im Bett liegt, als sie wegen eines vermeintlichen Termins plötzlich aufspringt. Sie zückt ihren Revolver, doch Stevens ist mit seinem umfunktionierten Kugelschreiber schneller und erschießt die Dame süffisant lächelnd. Durch diesen Einstieg ist die Genrezugehörigkeit bereits festgezurrt und jeder weiß, womit man es hier zu tun bekommt. Die Secret-Service-Kampfsportausbildung inklusive scharfem Maschinengewehr, deren Zeuge Stevens wird, mutet bereits derart unglaubwürdig übertrieben an, dass sich die Frage stellt, ob man sich gerade einen unfreiwillig komischen oder bewusst parodistisch angelegten Film ansieht. Dies bleibt bis zum Ende unklar.
„Er starb an einem Messerstich – eine im Orient weitverbreitete Krankheit…“
Rosalba Neri sorgt als Faddja direkt bei ihrem ersten Zusammentreffen mit Stevens für ein paar knisternde Akzente, auch ohne, wie so oft in ihren späteren Produktionen, blankzuziehen. Die später hinzustoßende Fabienne Dali („Die toten Augen des Dr. Dracula“), die als Denise in Konkurrenz zu Faddja tritt, verblasst gegen Neri und mogelt sich mit ungefähr eineinhalb Gesichtsausdrücken durch den Film. Neri meistert ihre Rolle auch hier mit ihrer ihr eigenen Anmut, sodass man es regelrecht bedauert, wenn ihre Rolle nach relativ kurzer Liebelei mit Stevens durch Denise „ersetzt“ wird. Umso gelungener die Überraschung, wenn sie später wieder in die Handlung eingreift. Lenzi ist bemüht, nicht nur die Damen, sondern auch Kairo ansprechend in Szene zu setzen, greift jedoch auch auf recht durchschaubar eingearbeitete Rückprojektionen bei Autofahrten sowie eingefügtes Archivmaterial zurück. Abgeschmeckt wird die Exotik mit orientalischen Tanzeinlagen in einem Vergnügungsclub.
„Ich begreife nicht, was das Ganze soll!“
Prügeleien, konspirative Treffen und Gespräche, Manipulationen und Fallen greift Lenzi als typische Genre-Ingredienzien auf, gibt Stevens als Gadgets aber lediglich erwähnten Kuli, einen Rasierapparat sowie ein, ähm, als Revolver getarntes Feuerzeug an die Hand. Als Zuspitzungen der Handlung fungieren ein fieser Mord in einer Autowerkstatt, eine Schießerei an den Pyramiden (bei der sich das Opfer reichlich dämlich verhält, indem es die Pyramiden hochklettert, um an möglichst exponierter Stelle abgeknallt zu werden), die Misshandlung und Tötung einer heroinabhängigen Handlangerin der Gangster sowie eine Elektroschockbehandlung Stevens‘. Grafisch explizit geht es dabei nicht zu, die Kamera blendet stets ab, bevor es richtig unappetitlich wird, stiehlt sich damit aber auch aus der Affäre, etwaige Spezialeffekte verwenden zu müssen.
Skurril und bizarr wird es, wenn man eine geschminkte Leiche gegenüber der Polizei als Puppe ausgibt – immerhin von vornherein als humoristische Szene angelegt –, sich die Gangster an barocker Aktmalerei aufgeilen, durch einen Fotofund ein Nazibezug hergestellt, aber nie wieder aufgegriffen wird, oder sich die Szenerie auf einen klischeehaft dargestellten Campingplatz verlagert, wo sich Stevens im strengen Anzug inmitten eines etwas zu vergnügten und sich offenbar über den gesamten Platz erstreckenden Ballspiels ins Bild schiebt. Ganz zu schweigen davon, dass es mit keiner Silbe problematisiert wird, welche gesundheitlichen Folgen ein derart radioaktives Metall bei den arglosen Besitzern, aber auch bei den Gangstern oder bei Stevens anrichten könnte. Ratlos zurück lässt auch der Umstand, dass Stevens‘ Bedrohung zweiter Grenzbeamter mit einem Revolver für die Polizei und Staatsanwaltschaft keinerlei Problem mehr darstellt, sobald sich herausstellt, dass es sich um ein getarntes Feuerzeug handelte. Man kann sogar kollektiv herzlich darüber lachen…
Beeindruckend sieht dagegen eine mit Rotfilter und Negativbildern visualisierte Szene aus, deren Sinn sich mir jedoch nicht ganz erschlossen hat. Zu London als Handlungsort gesellen sich im Laufe der Zeit Locarno und Rom hinzu, auf ein ausladendes Schurken-Hauptquartier muss man jedoch ebenso verzichten wie auf Gegner mit übermenschlichen Kräften und/oder besonderen Waffen respektive Fähigkeiten, mit denen die Originalreihe um James Bond so gern wucherte. Generell ist Alex keinerlei Konkurrenz zu manch exaltierterem Bond-Gegenspieler. Gar nicht schlecht gelungen ist das Finale auf dem Wasser, doch wirklich spannend oder aufregend ist dieser Film mit seinem viel zu reißerischen deutschen Titel nur selten. Dafür passiert ständig irgendetwas Verrücktes und scheint mir der Film zwischen unfreiwilliger Komik und einem zumindest zeitweise bewussten Augenzwinkern zu pendeln.
Zu keinem Zeitpunkt bekommt man den Eindruck, „Superseven“ Stevens wolle es wirklich mit Bond aufnehmen; stattdessen lassen Lenzi und Co. ein Abziehbild durch die Weltgeschichte gondeln und demonstrativ über all den Dingen stehen, die ebenso unwahrscheinlich sind wie die Geschehnisse bei 007, jedoch mit weit weniger Budget und Bombast aufgeblasen ihre geringe Substanz auf durchaus unterhaltsame bis amüsante Weise schneller offenbaren. Der humorige Epilog deutet eine Fortsetzung an, die mit „Die Höllenkatze des Kong-Fu“ im Jahr darauf tatsächlich folgte…
Nach seiner Sandalenfilm-Phase, aber noch bevor er sich am Italo-Western versuchte, zum gefragten Giallo- und Poliziesco-Regisseur avancierte und mit „Mondo Cannibale“ das umstrittene Subgenre des Kannibalenfilms begründete, inszenierte der Italiener Umberto Lenzi mehrere Agentenfilme, sog. Eurospy-Beiträge, die im Fahrwasser der „James Bond“-Big-Budget-Filmreihe mitschwammen und einen Teil vom Kuchen abzubekommen versuchten. Auf „Heiße Grüße vom C.I.A.“ („A 008, operazione Stermino“, 1965) folgte noch im selben Jahr „Höllenhunde des Secret Service“ („Superseven chiama Cairo“) in italienisch-französischer Koproduktion mit Roger Browne in der Hauptrolle. Und wie der „James Bond“-Reihe die Romane Ian Flemings zugrunde liegen, handelt es sich angeblich auch hierbei um eine Romanverfilmung, nämlich von „S7 calling Cairo“ des Autors H. Humbert. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass ein solcher Roman tatsächlich existiert, zumal Lenzi „Humphrey Humbert“ mehrfach als Pseudonym bei späteren Regiearbeiten verwendete.
„Sie genießen zu oft die Gesellschaft schöner Frauen!“
Der britische Geheimagent Martin Stevens (Roger Browne, „Argoman – Der phantastische Supermann“) erhält in der Londoner Zentrale den Auftrag, eine Schmalfilm-Handkamera zu beschaffen, und zwar eine ganz bestimmte: Eine skrupellose Gangsterbande hat aus einer nuklearen Forschungsstation in Liverpool ein neues Metall entwendet, das hundertmal radioaktiver als Uran ist. Dieses Baltonium, so der Name des Elements, wurde in das Objektiv der Kamera eingebaut und über die Grenzen bis nach Kairo geschmuggelt, wo es jedoch abhandenkam: Arglose Touristen haben die Kamera erworben. Hinter ihnen sind nun sowohl die Gangster um Anführer Alex (Massimo Serato, „El Cid“) als auch Stevens her, ein regelrechter Wettlauf beginnt. Stevens reist nach Kairo, wo man die attraktive Faddja (Rosalba Neri, „Arizona Colt“) auf ihn angesetzt hat. Zwar durchschaut er rasch Faddjas Spiel, doch lauern zahlreiche weitere Gefahren auf ihn. Das Baltonium darf keinesfalls wieder in falsche Hände geraten, stellt es doch eine Gefahr für den Weltfrieden dar!
„Wir bieten Ihnen ein äußerst interessantes Programm und ich bin sicher, Sie werden damit zufrieden sein.“ (Na, schauen wir mal…)
Roger Browne, der mit seinem markanten Kinn und der Pfeife im Mundwinkel ein wenig an Nick Knatterton erinnert, mimt also den Schmalfilmspur-007 „Superseven“ alias Stevens, einen machistischen Frauenheld und Dressman, der im Prolog knutschend mit der Blondine Cleopatra [sic!] im Bett liegt, als sie wegen eines vermeintlichen Termins plötzlich aufspringt. Sie zückt ihren Revolver, doch Stevens ist mit seinem umfunktionierten Kugelschreiber schneller und erschießt die Dame süffisant lächelnd. Durch diesen Einstieg ist die Genrezugehörigkeit bereits festgezurrt und jeder weiß, womit man es hier zu tun bekommt. Die Secret-Service-Kampfsportausbildung inklusive scharfem Maschinengewehr, deren Zeuge Stevens wird, mutet bereits derart unglaubwürdig übertrieben an, dass sich die Frage stellt, ob man sich gerade einen unfreiwillig komischen oder bewusst parodistisch angelegten Film ansieht. Dies bleibt bis zum Ende unklar.
„Er starb an einem Messerstich – eine im Orient weitverbreitete Krankheit…“
Rosalba Neri sorgt als Faddja direkt bei ihrem ersten Zusammentreffen mit Stevens für ein paar knisternde Akzente, auch ohne, wie so oft in ihren späteren Produktionen, blankzuziehen. Die später hinzustoßende Fabienne Dali („Die toten Augen des Dr. Dracula“), die als Denise in Konkurrenz zu Faddja tritt, verblasst gegen Neri und mogelt sich mit ungefähr eineinhalb Gesichtsausdrücken durch den Film. Neri meistert ihre Rolle auch hier mit ihrer ihr eigenen Anmut, sodass man es regelrecht bedauert, wenn ihre Rolle nach relativ kurzer Liebelei mit Stevens durch Denise „ersetzt“ wird. Umso gelungener die Überraschung, wenn sie später wieder in die Handlung eingreift. Lenzi ist bemüht, nicht nur die Damen, sondern auch Kairo ansprechend in Szene zu setzen, greift jedoch auch auf recht durchschaubar eingearbeitete Rückprojektionen bei Autofahrten sowie eingefügtes Archivmaterial zurück. Abgeschmeckt wird die Exotik mit orientalischen Tanzeinlagen in einem Vergnügungsclub.
„Ich begreife nicht, was das Ganze soll!“
Prügeleien, konspirative Treffen und Gespräche, Manipulationen und Fallen greift Lenzi als typische Genre-Ingredienzien auf, gibt Stevens als Gadgets aber lediglich erwähnten Kuli, einen Rasierapparat sowie ein, ähm, als Revolver getarntes Feuerzeug an die Hand. Als Zuspitzungen der Handlung fungieren ein fieser Mord in einer Autowerkstatt, eine Schießerei an den Pyramiden (bei der sich das Opfer reichlich dämlich verhält, indem es die Pyramiden hochklettert, um an möglichst exponierter Stelle abgeknallt zu werden), die Misshandlung und Tötung einer heroinabhängigen Handlangerin der Gangster sowie eine Elektroschockbehandlung Stevens‘. Grafisch explizit geht es dabei nicht zu, die Kamera blendet stets ab, bevor es richtig unappetitlich wird, stiehlt sich damit aber auch aus der Affäre, etwaige Spezialeffekte verwenden zu müssen.
Skurril und bizarr wird es, wenn man eine geschminkte Leiche gegenüber der Polizei als Puppe ausgibt – immerhin von vornherein als humoristische Szene angelegt –, sich die Gangster an barocker Aktmalerei aufgeilen, durch einen Fotofund ein Nazibezug hergestellt, aber nie wieder aufgegriffen wird, oder sich die Szenerie auf einen klischeehaft dargestellten Campingplatz verlagert, wo sich Stevens im strengen Anzug inmitten eines etwas zu vergnügten und sich offenbar über den gesamten Platz erstreckenden Ballspiels ins Bild schiebt. Ganz zu schweigen davon, dass es mit keiner Silbe problematisiert wird, welche gesundheitlichen Folgen ein derart radioaktives Metall bei den arglosen Besitzern, aber auch bei den Gangstern oder bei Stevens anrichten könnte. Ratlos zurück lässt auch der Umstand, dass Stevens‘ Bedrohung zweiter Grenzbeamter mit einem Revolver für die Polizei und Staatsanwaltschaft keinerlei Problem mehr darstellt, sobald sich herausstellt, dass es sich um ein getarntes Feuerzeug handelte. Man kann sogar kollektiv herzlich darüber lachen…
Beeindruckend sieht dagegen eine mit Rotfilter und Negativbildern visualisierte Szene aus, deren Sinn sich mir jedoch nicht ganz erschlossen hat. Zu London als Handlungsort gesellen sich im Laufe der Zeit Locarno und Rom hinzu, auf ein ausladendes Schurken-Hauptquartier muss man jedoch ebenso verzichten wie auf Gegner mit übermenschlichen Kräften und/oder besonderen Waffen respektive Fähigkeiten, mit denen die Originalreihe um James Bond so gern wucherte. Generell ist Alex keinerlei Konkurrenz zu manch exaltierterem Bond-Gegenspieler. Gar nicht schlecht gelungen ist das Finale auf dem Wasser, doch wirklich spannend oder aufregend ist dieser Film mit seinem viel zu reißerischen deutschen Titel nur selten. Dafür passiert ständig irgendetwas Verrücktes und scheint mir der Film zwischen unfreiwilliger Komik und einem zumindest zeitweise bewussten Augenzwinkern zu pendeln.
Zu keinem Zeitpunkt bekommt man den Eindruck, „Superseven“ Stevens wolle es wirklich mit Bond aufnehmen; stattdessen lassen Lenzi und Co. ein Abziehbild durch die Weltgeschichte gondeln und demonstrativ über all den Dingen stehen, die ebenso unwahrscheinlich sind wie die Geschehnisse bei 007, jedoch mit weit weniger Budget und Bombast aufgeblasen ihre geringe Substanz auf durchaus unterhaltsame bis amüsante Weise schneller offenbaren. Der humorige Epilog deutet eine Fortsetzung an, die mit „Die Höllenkatze des Kong-Fu“ im Jahr darauf tatsächlich folgte…
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Salvatore Baccaro
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- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Höllenhunde des Secret Service - Umberto Lenzi (1965)
007 in Kairo. Aber natürlich alles ein bisschen kleiner, ein bisschen drolliger, ein bisschen gespickter mit Surrealismen (ich sage nur: ein Mann flieht vor zwei Bewaffneten ausgerechnet eine Pyramidenspitze hinauf, wo diese ihm umso leichter ihre Kugeln in den Rücken jagen können; ich sage nur: Verdammt, wir haben eine Tote in unserer Mitte und die Polizei rückt an, also tarnen wir sie einfach als Schaufensterpuppe, wird schon niemand außer dem aufmerksamen Kinozuschauer auffallen, dass das Püppchen andauernd blinzelt und das Gesicht verzieht; ich sage nur: ein hochkarätig radioaktives Metall, das man nach Belieben biegen und gar zu einem Kameraobjektiv verarbeiten kann.) Generell kann ich wenig bis nichts mit Bond und Konsorten anfangen, - (imaginiert euch an dieser Stelle das Grollen des Eurospy-Gottes!) -, aber wenn mir das Ganze derart infantil und in kreativer Kostengünstigkeit präsentiert wird wie in der Lenzi-Schmiede fühle ich mich trotz mancher Länge bestens unterhalten und komme gerne mit auf einen Trip von Kairo nach Rom und in die Schweiz, von Hotelzimmerbett zu Hotelzimmerbett, von (möglicherweise parodistisch gemeintem) Genre-Topos zu Genre-Topos. Dass die HÖLLENHUNDE DES SECRET SERVICE im Sequel noch durch eine HÖLLENKATZE VON KONG FU ergänzt werden, weckt schließlich meinen Durst, das Miezchen alsbald dieser zu keiner Sekunde ernstzunehmenden, dafür aber in höchstem Maße wohligen Rassehunde-Sause hinterherschieben zu können.