Il Corpo - Luigi Scattini (1974)

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Il Corpo - Luigi Scattini (1974)

Beitrag von jogiwan »

Il Corpo

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Originaltitel: Il Corpo

Alternativtitel: Black Erotic / Corpo - Geschändetes Fleisch II / The Body

Herstellungsland: Italien / 1974

Regie: Luigi Scattini

Darsteller: Enrico Maria Salerno, Zeudi Araya, Leonard Mann, Carol Baker

Story:

Der Amerikaner Antoine hat gemeinsam mit seiner Frau Madeleine in Trinidad ein kleines Touristengeschäft aufgebaut. Während Madeleine sich in der Stadt um eine Bar kümmert, wohnt Antoine jedoch von ihr getrennt mit einer Schwarzen, die er Prinzessin nennt, in einem abgelegenen Haus. Diese kümmert sich um den Haushalt und ist auch die Bett-Gefährtin des Trinkers, der immer wieder zu cholerischen Ausbrüchen neigt. Als Antoine eines Tages in eine Schägerei gelangt und von dem jungen Alan gerettet wird, der die Welt bereist, bietet er diesem einen Job in seinem Geschäft an, den dieser auch gerne annimmt. Nach anfänglichen Problemen mit der "Prinzessin" verlieben sich die Beiden Hals- über Kopf ineinander und planen eine gemeinsame Zukunft, bei der jedoch zuerst Antoine aus dem Weg geräumt werden muss...
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jogiwan
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Re: Il Corpo - Luigi Scattini (1974)

Beitrag von jogiwan »

Etwas lahmer Erotik-Thriller der mit einem tollen Cast, exotischen Locations und einer soliden Geschichte eigentlich alles bieten würde, was man sich bei einem Film aus der Kiste erwarten würde. Leider schafft es Regisseur Scattini jedoch nicht, die Erotik seiner Hauptdarstellerin und so etwas wie Leidenschaft auf den Bildschirm zu zaubern und auch die Locations in Trinidad werden abgesehen von ein paar Kameraschwenks über den Strand so gut wie gar nicht genutzt. So bleibt das übliche Spiel aus viel Alkohol, Leidenschaft, Eifersucht und böser Intrigen, dass auch erst im letzten Drittel etwas in Fahrt kommt. Das unerwartete und auch etwas böse Finale entschädigt zwar über manch langweilige Minuten zuvor, aber insgesamt hat sich hier schon niemand mit Ruhm bekleckert. Für einen Erotik-Streifen bietet "Il Corpo" zu wenig hübsch in Szene gesetzte nackte Haut, für einen Thriller viel zu wenig Spannung und für ein Auswanderer- und Gesellschafts-Drama zu wenig Tiefe. Da kann selbst der von mir sehr geschätzte Enrico Maria Salerno und der tolle Soundtrack nicht mehr viel retten. Schade eigentlich!
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Nello Pazzafini
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Re: Il Corpo - Luigi Scattini (1974)

Beitrag von Nello Pazzafini »

du hast da schon recht aber man muss sich halt einfach in die stimmung begeben und von bildern, nackten körpern, dem zauberhaften score und Salerno sich berauschen lassen dann wird man gefangen von diesem Tropico Erotico. Das war ja fast eine kleine Welle an filmen damals und ich find die eigentlich alle gut, erst vor kurzem den Dio Serpente gesichtet, nun der trumpft halt mit Voodoo, demnächst ist La Ragazza dalla pelle di luna dran den ich endlich in einer tollen dvd edition in rom ergattern konnte.
Einzig Wermutstropfen, ich will dann auch auf so ne Insel ;)
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buxtebrawler
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Re: Il Corpo - Luigi Scattini (1974)

Beitrag von buxtebrawler »

„Du kannst ja sprechen! Das ist überraschend... Und du kannst sogar lächeln!“ – „Ja, und ich kann auch noch mehr!“

Der italienische Regisseur Luigi Scattini scheint sich mit diversen Sex-Mondos vornehmlich im Schmuddelbereich bewegt zu haben, bevor er 1974 das Erotikdrama „Il corpo“ inszenierte, das, ähnlich der „Black Emanuelle“-Reihe, neben Erotik auf Exotik setzt.

„Er hat aus mir eine Hure gemacht!“

Antoine (Enrico Maria Salerno, „Das Syndikat“) kam einst mit seiner Frau Madeleine (Carroll Baker, „Der schöne Körper der Deborah“) nach Trinidad, um sich dort selbständig zu machen. Mittlerweile aber arbeitet Madeleine in einer Dorfkneipe, während Antoine eine Bootsvermietung betreibt und ansonsten die Zurückgezogenheit bevorzugt. Er lebt zusammen mit einer jungen, hübschen Einheimischen (Zeudi Araya, „Leichen muss man feiern, wie sie fallen“), die er Prinzessin nennt und Sklavin und Geliebte des Trinkers zugleich ist. Als ihn zwei Kriminelle überfallen und zusammenschlagen, eilt ihm der Jüngling Alan (Leonard Mann, „Terror Eyes - Der Frauenköpfer“) zur Hilfe. Antoine bietet ihm daraufhin einen Job an, fortan arbeiten beide Männer zusammen. Als er und Prinzessin sich ineinander verlieben, planen sie, wie sie Antoine loswerden können…

„Il corpo“ braucht so seine Zeit, um in Wallung zu kommen. Prinzessin ist überaus schweigsam, bis sie Alan endlich am Strand anspricht. Sie becirct ihn und wirft sich mitsamt Kleidung ins Wasser. Piero Umiliani sorgt für einlullendes Südsee-Gitarrengeklimper mit Hula-Gesängen (oder so) auf der Tonspur, die im Kontrast zu Antoines Handeln steht, der in der exotischen Idylle nicht nur aufgrund seiner Herkunft wie ein Fremdkörper wirkt: Er betrinkt sich und vergewaltigt Prinzessin, was Scattini visuell bei Andeutungen belässt. 25 Minuten vergehen, bis Prinzessin sich einmal nackt am Strand zeigt. Alan folgt ihr, man kommt sich näher und knutscht, die verhängnisvolle Affäre nimmt ihren Lauf. Prinzessin erweist sich als überraschend verschlagen, als sie ihre Chance wittert, Antoine loszuwerden. Sie gibt sich Alan gegenüber widerspenstig und stachelt ihn gegen Antoine auf – sie will, dass er ihn tötet. Sie erpresst Alan gewissermaßen mit den Waffen einer Frau. Im Anschluss gibt es Softsex-Szenen sowohl zwischen Prinzessin und Alan als auch zwischen ihr und Antoine zu sehen, letztere beobachtet von Alan.

Prinzessin besorgt ihrem Liebhaber einen Revolver, während irgendwelche Diebe in schöner Regelmäßigkeit versuchen, Antoines Boote zu stehlen – eine Art unlustiger Running Gag. Dorfwirtin Madeleine jedoch setzt ihrem Verflossenen den richten Floh ins Ohr. Der Film gewinnt – man möchte sagen: endlich – an Spannung, die Figuren gewinnen etwas an Tiefe und Ambivalenz. So tut sich Alan schwer, Antoine zu erschießen. Etwas Dramatik bringt zwischenzeitlich das Trinkspiel zu dritt, bei dem man die Wahrheit sagen muss – und diese auch ausgesprochen wird. Als man eine Party feiert und mit dem Boot rausfährt, droht die Situation zu eskalieren – doch nachdem Antoine Alan mit einem Revolver bedroht hat, fällt er selbst ins Wasser. Es stellt sich heraus, dass sich im Revolver gar keine Patronen befanden… Eine weitere Interessenpartei kommt nach Antoines Ertrinken in Person Madeleines ins Spiel, die weiß, was passiert ist. Sie will Antoines Erbe, was Alan hellhörig werden lässt, denn von diesem hört er zum ersten Mal. Madeleine will sich nun mit Alan verschwören, um Prinzessin die Schuld zuzuschieben und das Erbe mit ihm zu teilen. Alan und Prinzessin wollen trotzdem gemeinsam das Weite suchen, sich am besten mit Antoines Geld nach London absetzen. Doch Madeleine ist ihnen auf den Fersen. Als Alain die Nerven verliert, überschlagen sich die Ereignisse endgültig und münden in ein tragisches Finale, bei dessen Pointe man das Karma leise lachen hört.

„Il corpo“ ist ein gemächlich und über weite Strecken sehr vorhersehbar und geradlinig erzähltes Erotikdrama, das dafür, was es zu sein vorgibt, relativ wenig Erotik bietet. Zeudi Araya als eine Art Laura-Gemser-Verschnitt hatte zuvor bereits zweimal für Scattini vor der Kamera gestanden und ist zweifelsohne ein Hingucker, kann den Erotikanteil des Films jedoch nicht allein stemmen. Das ganze überschaubare, jedoch durchaus namhafte Ensemble wirkt irgendwie seltsam gehemmt. Nicht jede Interaktion der Figuren miteinander würde die berühmte Goldwaage bestehen, die Niedertracht jedoch zieht sich gialloesk durch alle Charaktere. Ein paar Fernweh weckende Naturaufnahmen kontrastieren die wacklige, ruckelnde Kamera, die in vielen Szenen stört und Kopfschmerzen bereitet. Eine gewisse sehnsüchtige Melancholie kann man dem Film nicht absprechen, der weniger sexploitativ, aber auch weniger leidenschaftlich als erwartet ausgefallen ist und insgesamt hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Diese Filme sind züchisch krank!
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Santini
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Re: Il Corpo - Luigi Scattini (1974)

Beitrag von Santini »

"Ihr Körper wurde für drei Menschen zum tödlichen Traum."

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Maulwurf
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Re: Il Corpo - Luigi Scattini (1974)

Beitrag von Maulwurf »

 
Il Corpo
Il corpo
Italien 1974
Regie: Luigi Scattini
Zeudi Araya Cristaldi, Carroll Baker, Luigi Antonio Guerra, Leonard Mann, Enrico Maria Salerno


Il Corpo - Geschändetes Fleisch.jpg
Il Corpo - Geschändetes Fleisch.jpg (52.83 KiB) 184 mal betrachtet
OFDB
Italo-Cinema (Maulwurf)

Nur die Sonne ist Zeuge wenn der Postmann zweimal klingt. Der ältere Alkoholiker Antoine lebt mit einer attraktiven Schwarzen, die er nur Prinzessin nennt, auf einer Insel. Er lernt den jungen und attraktiven Alain kennen und nimmt ihn mit zu sich nach Hause, damit dieser ein wenig Geld bei ihm verdienen kann. Ein gestrauchelter Mann und ein liebeshungriger Mann, die beide um eine wunderschöne und gefühlvolle Frau rivalisieren – Noch Fragen?

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Gegen Ende gibt es da diese Szene, die in ihrer Schönheit und Verzweiflung das gesamte italienische Kino dieser Zeit repräsentiert. Antoine, Prinzessin und Alain haben jeder eine Flasche Rum in sich reingekippt, und dann das Spiel Lüge oder Wahrheit gespielt. Jetzt sind sie am Strand und versuchen, ein Boot seeklar zu machen um ein wenig zu schippern. In der Hauptsache aber tanzen sie, schütten sich gegenseitig Rum über den Körper, und haben Spaß, während darüber eine leichte und swingende Karibik-Version von Timmy Thomas‘ Why can’t we live together schwebt. In dieser kurzen Sequenz steckt so viel Lebenslust, so viel reine und gierige Sexualität, und unter der Oberfläche gleichzeitig lauernd eine so enorme Gewalt, dass man selbst vor dem Bildschirm ob dieser Emotionalität erschauert. Die Szene hat keinen wirklichen Sinn, und sie bringt die Geschichte auch nicht weiter. Sie ist wunderschön anzuschauen, sie lebt von transportierten Gefühlen, und sie endet im Nichts. Et voilà, die Bestandsaufnahme des italienischen Genrekinos zu Beginn der zweiten Hälfte der 70er-Jahre ist vollbracht.

Denn wenn man ehrlich ist, dann ist IL CORPO nur ein hübsches Stückchen Nichts, garniert mit den Brüsten von Zeudi Araya und der Schauspielkunst Enrico Maria Salernos, perfekt eingerahmt von einem groovigen Easy Listening-Score von Piero Umiliani. Die Bilder der Insel Trinidad transportieren ein gewisses Urlaubsflair, würden mich aber beileibe nicht dazu bringen dort auch wirklich hinzufahren. Die Handlung, laut Regisseur angelehnt an den Krimiklassiker WENN DER POSTMANN ZWEIMAL KLINGELT, plätschert vor allem zu Beginn längere Zeit vor sich hin und schafft es nicht, nennenswerte Höhepunkte zu setzen. Erst wenn das Verhältnis zwischen Alain und der Prinzessin allmählich in Fahrt kommt baut sich Spannung auf, fragt man sich unweigerlich, ob bei dem ganzen Geschmuse und Gebumse nicht irgendwann Antoine überraschend da stehen wird. Und erst das letzte Drittel des Films überzeugt wirklich mit solchen Dingen wie Atmosphäre und grundlegender Spannung, doch der Deus Ex Machina-Schluss zerstört dann wiederum sehr vieles der aufgebauten Stimmung.

Und auch aus diesem Grund komme ich immer wieder auf diese Szene am Strand zurück: Wie die italienischen Filmschaffenden, so tanzen auch die drei Protagonisten ausgelassen am Meer, während am Hintergrund bereits die Nacht dräut, und schon kurze Zeit nach diesem Tanz der Untergang droht. Wir wissen zwar nicht wohin wir wollen, das aber mit unserer ganzen Kraft scheinen sie zu sagen, und wenn uns gar nichts mehr einfällt haben wir immer noch den makellosen Körper von Zeudi Araya, wie er sich im Liebeswahn unter den Küssen eines attraktiven Mannes räkelt und windet.

Wie bereits erwähnt ist IL CORPO hübsch anzuschauen, und mit ein klein wenig Mühe (oder einem Glas Rum. Oder zweien …) auch gut durchzustehen. Prinzessin Araya und der hinreißende Soundtrack sorgen für das Vergnügen, und die beiden älter gewordenen Enrico Maria Salerno und Carroll Baker haben einige sehr drollige Blicke im Repertoire, die ganz klar Nach den Dreharbeiten sollten wir einfach hier bleiben und uns zur Ruhe setzen sagen. Leonard Mann macht seine Sache sehr gut und sein sensibles Spiel erinnert mich oft an Montgomery Clift, aber vielleicht wäre mir die Physis eines, sagen wir, Joe Dallesandro doch lieber gewesen, um dem Film einfach mehr Schmackes zu geben. So dümpelt das Schiff halt doch relativ lange orientierungslos dahin, ohne dass der Kompass eine vernünftige Richtung vorgeben mag. Wie die italienische Filmwirtschaft zu dieser Zeit eben auch …

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