Le evase - Storie di sesso e di violenze
Italien 1978
Regie: Giovanni Brusadori
Lilli Carati, Zora Kerova, Ines Pellegrini, Filippo De Gara, Franco Ferrer, Dirce Funari, Ada Pometti, Marina Daunia, Artemia Terenziani, Angela Doria
OFDB
Italo-Cinema (Gerald Kuklinski & Prisma)
Monica, die Terroristin. Betty, die Mörderin. Diana hat mit Drogen gehandelt und gemordet. Erica hat bestimmt auch irgendwas Schlimmes gemacht, so genau bekommt man das nicht heraus. Die vier Frauen sind aus dem Gefängnis ausgebrochen und kapern einen Bus mit jugendlichen Tennisspielerinnen, die sie als Geiseln nehmen. Man verschanzt sich im Landhaus eines Richters und wartet darauf, dass etwas passiert. Zwei Dinge geschehen: Die Polizei erscheint auf der Bildfläche und versucht die Villa zu stürmen, was mit viel Einsatz von Blei erwidert wird. Und es kommt zu einer Art Lagerkoller, denn auf Dauer spielen die brachliegenden Nerven einfach nicht mehr mit: Anwesende Männer, Geilheit, Waffen, nervige Geiseln und Monica mit ihrer extremistischen Ideologie – Das kann nicht gut ausgehen …
Geht es auch nicht, aber es ist absolut faszinierend mit anzusehen, welche Wege bis dahin eingeschlagen werden, welche Stereotypen bedient und welche gebrochen werden. Die Tennismädchen sind alle klein und dumm, bis auf eine, die sich innert Sekunden das Stockholm-Syndrom einfängt und ihre Teamkolleginnen anschwärzt. Die Knastjulen sind rau und sexuell ausgehungert, aber rein prinzipiell verbirgt sich unter der harten Schale ein weicher, mitunter auch ein verfressener, Kern. Der Richter glaubt an Recht und Gerechtigkeit, aber nur solange es ihm und seinen Vorstellungen dient. Eine wunderbar schmierige und starke Szene, wenn er, der zuvor von Monica zutiefst gedemütigt wurde, sich in einem verschlossenen Raum rächen kann . Nix mehr mit Justitia und so – Auge um Auge, Geschlechtsteil um Geschlechtsteil …
Aber die Stimmung passt. Der Film hat eine harte Ausstrahlung, auch wenn weder Sex noch Gewalt wirklich in den Vordergrund gerückt werden. Dafür wird zuviel gesprochen und zu wenig gehandelt, aber es wird trotzdem nie wirklich langweilig. Der Zuschauer ist sehr nah dabei, fühlt sich selber wie gefangen in diesem Landhaus, und spürt die latente Bedrohung und andauernden Druck auch sehr gut. Und so vergehen die 94 Minuten der italienischen Fassung dann tatsächlich recht flott, auch wenn andere Filme aus dieser Zeit ganz andere, extremere, Schauwerte auffahren. Aber die Mischung aus etwas Gewalt, etwas Sex, etwas Schmier und einer herrlich niedergedrückten Atmosphäre, die passt einfach.
7/10