Originaltitel: Nel segno di Roma
Regisseur: Guido Brignone, Michelangelo Antonioni, Riccardo Freda
Kamera: Luciano Trasatti
Musik: Angelo Francesco Lavagnino
Drehbuch: Guido Brignone, Francesco De Feo, Sergio Leone, Giuseppe Mangione, Francesco Thellung
Darsteller: Anita Ekberg, Georges Marchal, Folco Lulli, Chelo Alonso, Gino Cervi, Jacques Sernas, Lorella De Luca, Alberto Farnese, Paul Muller, Mimmo Palmara, Alfredo Varelli, Sergio Sauro, Arturo Bragaglia, Remo De Angelis Relja Basic, Angelo Casadei, Arturo Dominici
Pauken, Posaunen und Engelschöre leiten ein Vehikel ein, an dessen Vollendung zahlreiche namhafte Konstrukteure beteiligt sind. Als hauptzuständiger Regisseur zeichnet Guido Brignone verantwortlich, der vermutlich kurz vor Fertigstellung des Films das Zeitliche segnete, sodass Michelangelo Antonioni an den restlichen Drehtagen die inszenatorische Leitung übernahm. Sergio Leone (der einen Teil zum Drehbuch beisteuerte) und Michele Lupo wirkten als Regieassistenten und Ricardo Freda dirigierte die Aufnahmen der finalen Schlacht. Die Namen Leone und Antonioni hören sich natürlich glänzend an, aber von namentlichem Glanz sollte sich niemand blenden lassen. Antonioni sprang halt kurzfristig wie kurzzeitig ein, und Leone war zu dem Zeitpunkt ein eher unbekannter Zeitgenosse, der einige second units leitete und erst zwei Jahre nach IM ZEICHEN ROMS als Hauptregisseur (DER KOLOSS VON RHODOS) debütierte.
Ob gereichte oder nicht gereichte Rosen aus Rhodos, ob Rom oder Palmyra, der zuständige Kameramann Luciano Trasattis verzichtet während seiner Fotografie (IM ZEICHEN ROMS) auf die Einstellungsgröße Weit. Für seinen Entschluss zeichnet vermutlich das zahlenmäßig kleine Statistenaufgebot verantwortlich. Verzichtet man nämlich auf genannte Einstellungen, fotografiert stattdessen via Totale und Halbtotale und fügt diese Bilder kraft der Montage geschickt zusammen, so fällt Otto Normalverbraucher die Kosteneinsparungen erst gar nicht auf. Warum die Kamera nur ganz wenige Groß- und Detailaufnahmen liefert, kann ich hingegen nicht abschätzen. Vornehmlich setzte man auf die Einstellungen Halbnah und Halbtotale. Besonders dann, wenn Anita Ekberg im Bild ist. Es resultiert ein mehr oder minder erfolgreiches Anhimmeln der Brunnen-Nymphe, da das simultane Abtasten der edbergischen Kurven primär Oberweitenfixiert ist. Ich finde die Frau schlicht und ergreifend uninteressant, da ich generell keine zu Wuchtbrummen tendierende Sexbomben mag und stattdessen auf das krasse Gegenteil (Kristen Stewart, Meiko Kaji, Miki Sugimoto, Mimsy Farmer) fixiert bin. In diesem Kontext passt Lorella De Luca deutlich eher in mein Beuteschema. Jene, gemeinsam mit Nieves Navarro die femininen Hauptparts in den beiden Tessari-Ringos bekleidende, gebürtige Florentinerin spielt hier (IM ZEICHEN ROMS) allerdings nur eine Nebenrolle als die Entführte Bathsheba, die Zwangsdienste in einem Tempel verrichtet und auf den Opfertod vorbereitet wird.
Es ist nicht wirklich schwierig zu erfassen, dass sich IM ZEICHEN ROMS an der Geschichte von Cleopatra und Marcus Antonius orientiert. Was Mankiewicz auf 4 Stunden aufbläht, wird hier kurz und knackig abgewickelt. Die melodramatischen Züge mit denen Mankiewicz vorgeht und Cleopatra und Marcus Antonius jeden Tag einen weiteren Tropfen Gift injiziert, um sie langsam, aber beständig in den Tod zu führen, geht Brignones Inszenierung ab. Brignone liefert stattdessen eine der kältesten Liebesbeziehungen, die es vermutlich jemals an der Pepla-Front gegeben hat. Die niemals zündende Sexbombe Anita Ekberg beweist, warum man ihr den Namen „The Iceberg“ unterjubelte. Sie bewegt sich energielos durch die auf Antike getrimmten Räumlichkeiten und jede noch so minimale Veränderung ihrer Gesichtszüge erweckt den Eindruck als besäße sie die monströse Last von körperlicher Schwerstarbeit.
Die Bewegungsarmut des Icebergs überträgt sich auch aufs Spectaculum, da Actionmomente äußerst rar geraten sind. Ein bewusst gelegtes Feuer und die simultane Flucht des Marcus Valerius sowie die finale Schlacht (das Gefecht wurde einer überaus rasanten und - mit Blick auf die eher geringe Anzahl der Statisten - taktisch klugen Montage unterzogen) bilden die wenigen Ausnahmen. An die Stelle der Actionmomente treten (die gelangweilte wie langweilende Edberg außer Acht gelassen) Intrigen und Verrat respektive Intriganten und Verräter. Der dazu unbedingt erforderliche Konfliktaufbau funktioniert. Dem gefangenen Feind gelingt die Flucht. Er kehrt in die Höhle des Icebergs zurück und will kraft seines ausgeklügelten Doppelspiels Zenobia täuschen, um Roms Machtposition wiederherzustellen. Da auch die Liebe (Zenobia und Marcus Valerius) im Spiel ist, besteht natürlich die Absicht den Iceberg vom Römischen Imperium zu überzeugen. Die Palmyraner sollen dabei auf keinen Fall die Niete der Knechtschaft ziehen, denn die Römer (die diesmal nicht von einem geisteskranken Tyrannen malträtiert werden) sind freilich die immerwährenden Guten. Das Imperium soll einfach nur wachsen und Frieden soll sein Herrscher sein.
Die schauspielerische Herrschaft übernimmt übrigens niemand, da halt niemand das Zepter in die Hand nimmt. Iceberg strengt das auf der faulen Haut liegen bereits übermäßig an und ihr Verehrer Marcus Valerius (gespielt von Georges Marchal) mag auch nicht so recht aus den Startlöchern kommen. Marchal stand übrigens einige Monate nach IM ZEICHEN ROMS erneut mit der Edberg vor der Kamera und gab den versoffenen und von Selbstmitleid geprägten Reporter John Bell in DIE HÖLLE AM GELBEN FLUSS. Ich habe den Film vor fast genau 10 Jahren geschaut und fand ihn dereinst sehr öde.
Auch wenn sich niemand in den Vordergrund spielt, geschweige denn durch besondere Leistungen glänzt, konnte mich IM ZEICHEN ROMS trotzdem packen. Dafür zeichnen ein ordentliches Drehbuch als auch liebevoll gestaltete Kostüme, Requisiten und Bauten verantwortlich. Das im Zeichen der großen Namen kreierte Gemeinschaftsprojekt ist meines Erachtens gar ein guter Kandidat, um einen kühlen Herbstsonntag bei einem heißen Tässchen Pfefferminztee und kalorienarmen Gebäck zu genießen und eingehend dem endlich verstrichenen Hochsommer den obligatorischen Mittelfinger zu zeigen.