Sieben goldene Männer - Marco Vicario (1965)
Moderator: jogiwan
- karlAbundzu
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Re: Sieben goldene Männer - Marco Vicario (1965)
Wenn ich den schon nicht ansagen kann....
R: Marco Vicario
Komödiantisch angelegter Heist-CaperMovie. In den 60er 70er gab es ja einige.
Dieser hier hatte mich schon nach ein paar Minuten. Ungewöhnlich hier, dass wir sofort mit dem Einbruch beginnen. Ansonsten wird ja erst mit einer halbstündigen Exposition angefangen: Plan aushecken, Leute zusammensuchen, Plan nder nund dann Einbruch. Und dann kommt es zu Hindernissen: Unvorhergesehenes einerseits, persönliche Pläne andererseits.
Hier geht es gleich los, mit den 6 Arbeitern sozusagen, einer stylishen Frau und den Professor, dem englischen Mastermind.
Es wird langsam erzählt, der recht komplizierte und tricky Plan wird minutiös ausgeführt, und bezieht seine Spannung eben dadurch, dass der Zuschauer einerseits nicht genau weiß, was der Plan ist und eben mit Unvorgesehenem rechnet. Dazu natürlich das Gaunermäßige gegenseitige Hintergehen.
Toll gespielt, grandios gefilmt und ausgestattet und raffiniertes Buch, wie sich zB als Gag vermutetes dann doch wieder in die Handlung schmiegen (mit den peependen Kirchentypen zB), herrlich.
Der hatte mich übrigens auch so schnell, weil die Musik einfach wunderbar ist. Kan ich immer noch trällern.
Den würde ich gern mal auf 35mm sehen.....
R: Marco Vicario
Komödiantisch angelegter Heist-CaperMovie. In den 60er 70er gab es ja einige.
Dieser hier hatte mich schon nach ein paar Minuten. Ungewöhnlich hier, dass wir sofort mit dem Einbruch beginnen. Ansonsten wird ja erst mit einer halbstündigen Exposition angefangen: Plan aushecken, Leute zusammensuchen, Plan nder nund dann Einbruch. Und dann kommt es zu Hindernissen: Unvorhergesehenes einerseits, persönliche Pläne andererseits.
Hier geht es gleich los, mit den 6 Arbeitern sozusagen, einer stylishen Frau und den Professor, dem englischen Mastermind.
Es wird langsam erzählt, der recht komplizierte und tricky Plan wird minutiös ausgeführt, und bezieht seine Spannung eben dadurch, dass der Zuschauer einerseits nicht genau weiß, was der Plan ist und eben mit Unvorgesehenem rechnet. Dazu natürlich das Gaunermäßige gegenseitige Hintergehen.
Toll gespielt, grandios gefilmt und ausgestattet und raffiniertes Buch, wie sich zB als Gag vermutetes dann doch wieder in die Handlung schmiegen (mit den peependen Kirchentypen zB), herrlich.
Der hatte mich übrigens auch so schnell, weil die Musik einfach wunderbar ist. Kan ich immer noch trällern.
Den würde ich gern mal auf 35mm sehen.....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Sieben goldene Männer - Marco Vicario (1965)
Goldene Kassen in der Schweiz
Der italienische Regisseur Marco Vicario („Die nackten Stunden“) bediente mit seinem 1965 veröffentlichten Spielfilm „Sieben goldene Männer“ das seinerzeit beliebte Heist-Genre, einen Unterbereich des Kriminalfilms, und kombinierte es mit der Komödie sowie der Swingin‘-Sixties-Ästhetik. Als Hingucker fungierte seine Ehefrau Rossana Podestà („Das Schloss des Grauens“).
„Der Professor“ (Philippe Leroy, „Das wilde Auge“), ein mit bürgerlichem Namen eigentlich Albert heißender Gentleman-Verbrecher, hat eine Bande aus sechs Einbruchsspezialisten aus verschiedenen europäischen Nationen zusammengestellt, deren Namen alle mit dem Buchstaben „A“ beginnen: Adolf (natürlich Deutscher, in der deutschen Fassung machte den Briten Arthur aus ihm; Gastone Moschin, „Milano Kaliber 9“), Aldo (Gabriele Tinti, „Black Emanuelle“), August (Giampiero Albertini, „Das Geheimnis der blutigen Lilie“), Anthony (Dario De Grassi, „Lanky Fellow“), Alfonso (Manuel Zarzo, „Blutiges Blei“) und Alfred (Maurice Poli, „Tote faulen in der Sonne“) sollen unter seiner Federführung und unter Mithilfe seiner Geliebten Giorgia (Rossana Podestà) als städtische Straßenarbeiter getarnt die im Hochsicherheitstresor der Genfer „Credit Suisse Bank“ lagernden nationalen Goldbestände stehlen. Der Weg führt durch die Kanalisation, doch der ausgeklügelte Plan, angeleitet und überwacht von einem zur Kommandozentrale umfunktionierten luxuriösen Hotelzimmer mit Blick auf das Bankgebäude aus, droht aufgrund unvorhergesehener Ereignisse immer wieder zu scheitern. Die Sicherheitsanlagen zählen zu den modernsten schlechthin, die Polizei beginnt ein Auge auf die „Arbeiter“ zu werfen und die Luft unter Tage wird knapp. Erschwerend hinzu kommt, dass sich unterschiedliche Vorstellungen über die Aufteilung der Beute herauskristallisieren…
Vicario stößt sein Publikum direkt ins kalte Wasser, indem er seinen Heist-Film unmittelbar und ohne vorausgeschaltete Erklärungen ungewöhnlicherweise mit dem Coup beginnt. Worum es geht und wie der Plan (von dem übrigens auch eine klassische Faltpapierversion in, nun ja, stark abstrahierter Form existiert, auf das der Professor immer wieder einen Blick wirft) genau aussieht, erschließt sich erst im Laufe der Zeit. Eben jene Zeit ist mit zahlreichen europäischen Galgenvogel-Charaktergesichtern, der erotische Farbtupfer setzenden, in jeder Szene einen anderen irren Fummel und die grellsten Kassengestelle tragenden Podestà sowie einer wahrlich fesselnden, zum Nägelkauen animierenden Inszenierung überaus unterhaltsam und kurzweilig gestaltet.
Der Humor ist keiner der albernen, klamottigen Schenkelklopfersorte, sondern spitzbübisch, süffisant und sympathisch, zudem mit Bedacht gezielt lediglich partiell eingesetzt, wenngleich über dem Ganzen stets die überzeichnete und dadurch bereits humoreske Konstellation schwebt. Auf die Coup-Turbulenzen folgen gleich mehrere Wendungen und schließlich tumultartige Szenen, die Exzentrik des Professors und die Extravaganz Giorgias ergänzen sich prächtig und vor dem Hintergrund der Swingin‘-Sixties-Style-Offensive ist das alles ein gut durchkomponierter, ziemlich gelungener Spaß.
Das häufig wiederaufgegriffene Titellied dürfte an manch Katersonntag jedoch eher Kopfschmerz denn Wohlgefühl bereiten, Leroy gibt sich – zumindest in der deutschen Synchronisation – etwas sehr, aber dafür umso weniger glaubwürdig um einen britischen Akzent bemüht, und, und das wiegt am schwersten: Dass das Harmoniebedürfnis letztlich die Geldgier zu überwiegen scheint und man sich mir nichts, dir nichts diverse Gemeinheiten gegenseitig verzeiht, ist ein für meinen Geschmack zu großes Zugeständnis an den luftigeren Komödienstil. Verglichen mit anderen Heist-Filmen fehlt mir hier die letzte Konsequenz. Nichtsdestotrotz ein schöner, auf der Tonspur auffallend lauter Film und ein idealer Einstieg beispielsweise in ein kleines Kinofestival!
P.S.: Ein echter Coup scheint auch die Entstehung des Films gewesen zu sein, denn angeblich war es verboten, einen Bankraub in der Schweiz zu drehen, weshalb Vicario auf ein gefälschtes Drehbuch zurückgriff…
Der italienische Regisseur Marco Vicario („Die nackten Stunden“) bediente mit seinem 1965 veröffentlichten Spielfilm „Sieben goldene Männer“ das seinerzeit beliebte Heist-Genre, einen Unterbereich des Kriminalfilms, und kombinierte es mit der Komödie sowie der Swingin‘-Sixties-Ästhetik. Als Hingucker fungierte seine Ehefrau Rossana Podestà („Das Schloss des Grauens“).
„Der Professor“ (Philippe Leroy, „Das wilde Auge“), ein mit bürgerlichem Namen eigentlich Albert heißender Gentleman-Verbrecher, hat eine Bande aus sechs Einbruchsspezialisten aus verschiedenen europäischen Nationen zusammengestellt, deren Namen alle mit dem Buchstaben „A“ beginnen: Adolf (natürlich Deutscher, in der deutschen Fassung machte den Briten Arthur aus ihm; Gastone Moschin, „Milano Kaliber 9“), Aldo (Gabriele Tinti, „Black Emanuelle“), August (Giampiero Albertini, „Das Geheimnis der blutigen Lilie“), Anthony (Dario De Grassi, „Lanky Fellow“), Alfonso (Manuel Zarzo, „Blutiges Blei“) und Alfred (Maurice Poli, „Tote faulen in der Sonne“) sollen unter seiner Federführung und unter Mithilfe seiner Geliebten Giorgia (Rossana Podestà) als städtische Straßenarbeiter getarnt die im Hochsicherheitstresor der Genfer „Credit Suisse Bank“ lagernden nationalen Goldbestände stehlen. Der Weg führt durch die Kanalisation, doch der ausgeklügelte Plan, angeleitet und überwacht von einem zur Kommandozentrale umfunktionierten luxuriösen Hotelzimmer mit Blick auf das Bankgebäude aus, droht aufgrund unvorhergesehener Ereignisse immer wieder zu scheitern. Die Sicherheitsanlagen zählen zu den modernsten schlechthin, die Polizei beginnt ein Auge auf die „Arbeiter“ zu werfen und die Luft unter Tage wird knapp. Erschwerend hinzu kommt, dass sich unterschiedliche Vorstellungen über die Aufteilung der Beute herauskristallisieren…
Vicario stößt sein Publikum direkt ins kalte Wasser, indem er seinen Heist-Film unmittelbar und ohne vorausgeschaltete Erklärungen ungewöhnlicherweise mit dem Coup beginnt. Worum es geht und wie der Plan (von dem übrigens auch eine klassische Faltpapierversion in, nun ja, stark abstrahierter Form existiert, auf das der Professor immer wieder einen Blick wirft) genau aussieht, erschließt sich erst im Laufe der Zeit. Eben jene Zeit ist mit zahlreichen europäischen Galgenvogel-Charaktergesichtern, der erotische Farbtupfer setzenden, in jeder Szene einen anderen irren Fummel und die grellsten Kassengestelle tragenden Podestà sowie einer wahrlich fesselnden, zum Nägelkauen animierenden Inszenierung überaus unterhaltsam und kurzweilig gestaltet.
Der Humor ist keiner der albernen, klamottigen Schenkelklopfersorte, sondern spitzbübisch, süffisant und sympathisch, zudem mit Bedacht gezielt lediglich partiell eingesetzt, wenngleich über dem Ganzen stets die überzeichnete und dadurch bereits humoreske Konstellation schwebt. Auf die Coup-Turbulenzen folgen gleich mehrere Wendungen und schließlich tumultartige Szenen, die Exzentrik des Professors und die Extravaganz Giorgias ergänzen sich prächtig und vor dem Hintergrund der Swingin‘-Sixties-Style-Offensive ist das alles ein gut durchkomponierter, ziemlich gelungener Spaß.
Das häufig wiederaufgegriffene Titellied dürfte an manch Katersonntag jedoch eher Kopfschmerz denn Wohlgefühl bereiten, Leroy gibt sich – zumindest in der deutschen Synchronisation – etwas sehr, aber dafür umso weniger glaubwürdig um einen britischen Akzent bemüht, und, und das wiegt am schwersten: Dass das Harmoniebedürfnis letztlich die Geldgier zu überwiegen scheint und man sich mir nichts, dir nichts diverse Gemeinheiten gegenseitig verzeiht, ist ein für meinen Geschmack zu großes Zugeständnis an den luftigeren Komödienstil. Verglichen mit anderen Heist-Filmen fehlt mir hier die letzte Konsequenz. Nichtsdestotrotz ein schöner, auf der Tonspur auffallend lauter Film und ein idealer Einstieg beispielsweise in ein kleines Kinofestival!
P.S.: Ein echter Coup scheint auch die Entstehung des Films gewesen zu sein, denn angeblich war es verboten, einen Bankraub in der Schweiz zu drehen, weshalb Vicario auf ein gefälschtes Drehbuch zurückgriff…
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3070
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Sieben goldene Männer - Marco Vicario (1965)
Heist Movies, das ist neben der Commedia sexy all’italiana noch so ein Genre, mit dem ich vielleicht niemals warm werden werde. Mehr oder minder skurrilen Gangsterfiguren dabei zuzuschauen, wie sie den Coup ihres Lebens planen, dabei durch das Zusammenspiel ihrer individuellen Stärken zunächst erfolgreich sind, ihnen dann aber die eigene Gier und der Wunsch, ihre Partner um ihren rechtmäßigen Anteil zu betrügen, mehrere Beine stellen bis die Beute am Ende doch wieder verloren ist, - eigentlich reizt mich an dieser generischen Formel herzlich wenig. Wo ich auch hinschaue, wird 7 UOMINI D’ORO als Meisterwerk des Genres und überhaupt ein Film gelobt, der dieses spezifische Sixties-Feeling einkapsle wie Bernstein. Was ich indessen gesehen habe: Sechs hochbegabte Kriminelle, ein Professor und seine Geliebte, die von Szene zu Szene eine immer extravagantere Garderobe, eine immer Pop-Art-Museums-würdigere Brille zur Schau trägt, heimsen sich auf äußerst kreative Weise das Gold der Schweizer Nationalbank ein, und sitzen neunzig Minuten später doch mit leeren Taschen auf dem Trockenen. Die Musik fand ich unangenehm fröhlich; die Darsteller sind eindimensionale Schablonen; die Handlung folgt routiniert ausgetretenen Pfaden, - wenn ich dem Film auch zugutehalten muss, dass er zumindest keine Zeit für eine langwierige Exposition verschwendet, sondern gleich in medias res einsteigt. Puh, aber trotzdem: Weder ästhetisch noch inszenatorisch noch plottechnisch haben diese sieben Männer mir sonderlich meinen Kinosessel vergoldet. Großartig – (und für einen italienischen Film Anno 1965 überraschend!) – allerdings die drei, vier antiklerikalen Spitzen: Lüsterne Priesteranwärter; Geistliche, die sich wie im Rausch auf Goldbarren stürzen, denn das sei ja bloß für die Gemeinde, nicht für den eigenen Beutel. Haha, genau mein Humor. Trotzdem ziehe ich den sieben Goldjungen weiterhin I SETTI MAGNIFICI GLADIATORI oder SETTE BASCHI ROSSI vor. (Und in diesen heiligen Hallen werde ich mir mit einer Kritik wie dieser bestimmt keine Freunde machen, hehe.)
Re: Sieben goldene Männer - Marco Vicario (1965)
Ich liebe Heist-Movies, und dies ist einer der Besten. Leicht ironisch, aber nie komisch sondern immer mit dem nötigen Ernst durchflossen. Eine erzählerische Balance die perfekt wirkt. Dazu dieses Staraufgebot an starken Schauspielern und das wunderbare Zeitkolorit … *Träum* Steht in meiner Heist-Rangliste gleich neben TOPKAPI …
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
- CamperVan.Helsing
- Beiträge: 10885
- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: Sieben goldene Männer - Marco Vicario (1965)
Am Wochenende infolge einer kurzfristigen Spielplanänderung erneut gesehen, bleibt "7 goldene Männer" ein Film, der auch bei der x-ten Wiederholung nichts von seinem Charme verliert, und die Gratwanderung zwischen spannendem Heist einerseits und Komödie andererseits gut meistert. Nicht zu vergessen die Anziehungskraft von Rossana POdesta...
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- sid.vicious
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Re: Sieben goldene Männer - Marco Vicario (1965)
Tolle Mischung aus Spannung und gutem Humor. Und nicht zu vergessen: Eine Top-Besetzung und vorzügliche deutsche Synchro. Einer der Filme, die man sich öfters anschauen kann, da sie immer wieder Laune machen.